Home » Tests » Wireless HiFi » Klipsch Stadium, Klang-Gigant im edlen Gewand
21. Februar 2014von Bernd Heuer
RedakteurGroße Hifi-Türme kommen immer mehr aus der Mode. Ein Gerät für alles, mit allem ausgestattet – das ist es, was sich der moderne Musikfreund heute wünscht. All-In-One-Geräte, die sich optisch in die Wohnlandschaft einbringen lassen, erfreuen sich somit einer kontinuierlich steigenden Beliebtheit und werden folglich in immer größerer Stückzahl und Vielfalt auf dem Markt angeboten. Ein besonders hübsches Exemplar dieser Gattung ist die Klipsch Stadium, die wir uns für Sie einmal etwas genauer angesehen haben.
Klipsch = Geballte Kompetenz
1946 gründete Paul Klipsch das Unternehmen Klipsch and Associates und produzierte fortan in Hope (Arkansas/USA) Lautsprecher und Kopfhörer für den Heimgebrauch wie diverse PA-Anlagen für die professionelle Bühnen-, Studio- und Theaterbeschallung. Weltbekannt wurde die Firma Klipsch durch ihre Hornlautsprecher und Technik, die sie bis heute erfolgreich entwickeln und produzieren. Oberstes Ziel war und ist es bis heute, den im Studio abgemischten Ton originalgetreu zu reproduzieren ohne etwas hinzuzufügen oder zu unterdrücken. Dank der strikten Einhaltung dieser Vorgaben stellte sich der Erfolg schnell ein. Mehr als das, denn heute sind Klipsch-Produkte wie das Klipschorn oder die La Scala in der Lautsprecherwelt weltweit bekannt und zeugen vom unglaublichen Entwicklergeist Paul Klipschs.
Alles drin = Die Stadium
12,9 Kilogramm wiegt die eingangs erwähnte Luxusanlage. Diesen Wert muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Das kommt nicht von ungefähr, denn Klipsch spendierte seiner „Stadium“ ein komplettes Gehäuse aus gebürstetem Aluminium – und das in einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Sämtliche hier verwendeten Materialien spiegeln die hohe Wertanmutung wieder, den man in dieser Preisklasse erwarten kann. Die Frontblenden der Lautsprecher werden durch Magneten am Gehäuse gehalten und lassen sich ohne große Mühe abnehmen. Sämtliche Schalter sind elegant und unauffällig in die Front eingelassen und fallen erst auf den zweiten Blick ins Auge. Auffällig dagegen sind die drei hornförmigen Öffnungen auf jeder Seite, die durchgängig passgenau in die Kunststofffront eingelassen sind und den ästhetischen Gesamteindruck der Klipsch abrunden. Rund herum gelungen ist das Designkonzept der Stadium – technisch verspielt und zugleich optisch elegant tritt sie auf. Eine Mischung, die erst einmal ungewöhnlich klingt, aber hier in ihrer Perfektion dargestellt wird. Ein absolutes Design-Highlight für die heimischen vier Wände. Zum Lieferumfang gehören übrigens noch eine Fernbedienung sowie eine Antenne und ein Ständer. Die Fernbedienung lässt sich ausziehen, um als Handyständer zu dienen. Hat man den hinteren Teil herausgeschoben, lässt sich das Smartphone fest fixieren und sich so hervorragend ablesen. Und wenn man überhaupt einen Kritikpunkt anbringen kann, findet sich dieser hier. Hier hätte es nämlich gern ein etwas hochwertiger verarbeiteter Infrarotgeber sein dürfen, der die hohe Materialgüte des schicken 2.1-All-In-One-Gerätes gleich auf „den ersten Griff“ widerspiegelt. Da dieses Gerät aber in den allermeisten Fällen eh ausschliesslich über das vorhandene Smartphone bzw. ein Tablet angesteuert und kontrolliert wird, schlägt sich dieser Punkt mit einer sehr niedrigen Gewichtung auf die Gesamtnote nieder. Von deutlich höherer Bedeutung ist für uns hingegen die in diesem schicken Alleskönner eingesetzte Technik. Hauptaugenmerk ist, wie bei Klipsch nicht anders zu erwarten, die hier eingesetzte Tractrix Horn-Technologie, durch die eine deutliche Leistungssteigerung möglich ist. Die Erklärung dafür ist schnell gegeben, denn durch ihre Trichterform wird der Schall zielgerichtet abgestrahlt. Das Ergebnis ist ein hoher Wirkungsgrad bei zugleich geringem Leistungsaufwand. Des weiteren fallen hier die Rücken an Rücken angeordneten Subwoofer auf, welche einen enormen Tiefbass versprechen – und zwar ohne störende Gehäusevibrationen zu erzeugen.
Schnell verbunden
Die Liste der Verbindungsmöglichkeiten der Stadium lässt wirklich keine Wünsche offen. Sei es die Wireless-Konnektivität oder der Anschluss per Kabel – alle nur erdenklichen Arten der Verkettung mit den diversesten Quellen stehen zu Verfügung. Darunter das Musik-Streaming über Wireless Netzwerk (WLAN), DLNA und AirPlay, via Bluetooth sowie per USB, optischer Digital- oder analoger Kabelverbindung.
Netzwerkeinbindung
Bevor das Gerät sein ganzes Leistungspotenzial beweisen kann, bedarf es einer einmaligen Netzwerkkonfiguration. Und diese erweist sich als deutlich leichter als man vielleicht denkt und ist auch von Techniklaien innerhalb von drei Minuten durchgeführt
1. Klipsch Stadium mit Netzstrom versorgen, einschalten und 30 Sekunden warten
2. Wifi-Taste acht Sekunden gedrückt halten und nochmal 30 Sekunden warten
3. „Stadium_Setup“ aus der Liste der verfügbaren Netzwerke auswählen oder Internetbrowser öffnen und Webadresse 192.168.1.12 aufrufen
4. Zielnetzwerk aus der Liste der verfügbaren Netzwerke auswählen und ggf. Passwort eingeben
Fertig!
Musikwiedergabe über AirPlay/DLNA
Der Verbindungsaufbau ist also schnell und absolut mühelos vollzogen, was bedeutet, dass der kabellosen Musikwiedergabe nun nichts mehr im Wege steht. Öffnet man iTunes (via Apple-Quelle) oder ein anderes Musik-Verwaltungsprogramm (via Android-Quelle) lässt die Stadium aus der Liste der verfügbaren AirPlay/DLNA-Wiedergabegeräte auswählen und die Musikwiedergabe sofort starten.
In der Praxis
Aufgebaut ist sie schnell, unsere High-End-Anlage. Strom anschließen und eine Eingangsquelle wählen. Wir entscheiden uns als erstes für die Bluetooth-Verbindung und sind überrascht, wie schnell und reibungslos das Paaren funktioniert. Ist die Funktionstaste an der Stadium betätigt, findet sich unser Klipsch-System auch schon in der Bluetooth-Liste des Smartphones und lässt sich problemlos verbinden. Als erstes wählen wir ein bisschen Jazz/Folk und lassen uns ein wenig von Sarah K. verwöhnen. Und genau das ist es, was wir jetzt erleben, denn nun ist audiophiles Verwöhn-Programm angesagt. Horntypisch ist die hohe Auflösung im Mittel- und Hochtonbereich, mit der die Stadium hier ans Werk geht und den Zuhörer förmlich ins Geschehen reißt. Sämtliche Instrumente werden unglaublich real und homogen wiedergegeben. Die Stadium schafft es dabei fast einen 3D-Klang zu erzeugen, so tief und breit baut sich die Bühne vor einem auf. Horntypisch wirken Stimmen leicht nasal, was aber die Klangcharakteristik eines Horns ausmacht und Fans dieser Lautsprecher-Art begeistern wird. Ohne sich in den Vordergrund zu schieben, laufen die beiden Subwoofer in diesem Stück auf Hochtouren und überzeugen durch ungeheure Präzision und Dynamik. Der produzierte Tiefton ist für die Größe der Anlage ein absoluter Ohrenschmaus und scheint alle Regeln der Physik zu brechen. Dabei werden Sätze wie: „Tiefton lässt sich nur durch Gehäusevolumen erzielen“ ad absurdum geführt, denn Klipsch beweist uns hier eindrucksvoll das Gegenteil und spielt mit seiner vergleichsweise kompakten Stadium ganz groß auf. In der WLAN-Zuspielung kombiniert unser Testproband dann die eben gelobte Raumabbildung mit einer dynamischen und durchzugsstarken Grundtonperformance, die in ihrer Qualität der einer ausgewachsenen Stereo-Kombi sehr nahe ist und eine Extraportion Spaß liefert. Wir sind regelrecht begeistert. Und zwar so sehr, dass wir uns zu einer deutlichen Erhöhung des Pegels hinreißen lassen. Doch selbst Bereiche deutlich oberhalb der Zimmerlautstärke stellen für den amerikanischen Schönling keine große Hürde dar. So werden alle ihm übertragenen Musikstücke auch jetzt souverän, sauber und nahezu verzerrungsfrei zu Gehör liefert. Das Klipsch Stadium wird seinem Namen somit vollauf gerecht, und prädestiniert sich somit geradezu für die Beschallung der nächsten Wohnzimmerparty.
Tipps & Tricks zur Klangoptimierung
Ausrichtung: Wie bei Hornlautsprechern üblich, ist der Abstrahlwinkel nicht ganz so breit wie bei konventionellen Boxensystemen. Den Grund haben wir bereits erwähnt, denn durch ihren gezielten Abstrahlwinkel, wird so etwas wie ein „Schallkorridor“ erzeugt. Das hat den grossen Vorteil, dass auch ohne grossen Leistungsaufwand beachtliche Lautstärkepegel erreicht werden können, bedeutet aber auch, dass der Aufstellungspunkt etwas genauer gewählt werden sollte. Optimal ist ein Sitzplatz im 0- bis 20-Grad-Winkel gegenüber der Stadium mit einem Abstand von circa 1,5 bis vier Metern. Hält man sich an diese Vorgabe, entfaltet die Klipsch ihr volles Klangvolumen und katapultiert einen in den „Hornhimmel“.
Platzierung: Was für jede Art von Lautsprecher gilt, gilt natürlich auch für diesen Alleskönner: Platzieren Sie ihn nicht auf Schränken und Regalen auf denen Gegenstände (z.B. Glas, Porzellan etc.) durch die unglaubliche Bassgewalt in Schwingung versetzt werden kann. Wählen Sie stattdessen einen stabilen Untergrund, auf dem die Stadium uneingeschränkt ihren Dienst tun kann. Sie wird es Ihnen durch eine erstaunlich audiophile Musikwiedergabe danken.
Fazit
2000 Euro muss der interessierte Käufer für dieses High-End-Gerät bezahlen, bekommt dafür allerdings im Gegenzug eine der hochwertigsten All-In-One-Anlagen, die es derzeit auf dem Markt zu kaufen gibt. Ein absoluter Augenschmaus, welcher sich im edlen Design hervorragend in jeder Wohnlandschaft integrieren lässt. Der audiophile Klangmeister verwöhnt durch seine Tief- und Mitteltonperformance und braucht den Vergleich mit deutlich grösseren Lautsprecher-Systemen keineswegs zu scheuen.
Test & Text: Bernd Heuer
Fotos: Herstellerbilder