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9. Mai 2015
von Martin Sowa
Redakteur
Auf der Suche nach Erfolg zieht es die meisten Menschen nach Los Angeles – für Keith Michaels führt der Weg in die andere Richtung. An der Ostküste der USA will er endlich mal wieder Geld verdienen und tritt eine Stelle als College-Professor an. Doch in der neuen Umgebung findet er sich nicht so leicht zurecht wie erwartet…

Keith Michaels (Hugh Grant) war gefeierter Drehbuchautor in Hollywood – doch jetzt läuft es weniger gut. (© Constantin Film)
Keith Michaels (Hugh Grant) ist Drehbuchautor in Los Angeles und hat dank seines britischen Charmes ziemlich viel Erfolg – gehabt. Seitdem er einen Oscar für das beste Drehbuch gewonnen hat, läuft es in letzter Zeit leider nicht mehr so besonders gut und seine neuen Ideen kommen bei den Filmstudios schlichtweg nicht mehr an. Die Zeiten haben sich geändert und Keith kommt damit nicht klar. Also entschließt er sich in Ermangelung von Alternativen, einen Job als Dozent für kreatives Schreiben anzunehmen. Dafür muss er allerdings nach Binghamton ziehen, an der Ostküste der USA. In dem kleinen Örtchen gibt es abgesehen vom College so gut wie nichts, außer natürlich jede Menge Tristesse. Genau das richtige Städtchen, um sich für ein neues Drehbuch inspirieren zu lassen…
Für den großstadterfahrenen Keith ist der Kulturschock groß. Den neuen Job geht er mit seiner Hollywood-typischen Lässigkeit an und stolpert gekonnt von einem Fettnäpfchen ins nächste. Menschlich leistet er sich den ersten Fehltritt, als er noch am Tag seiner Ankunft eine Affäre mit seiner Studentin Karen (Bella Heathcote) beginnt. Fachlich fällt er negativ auf, nachdem er zunächst einmal die leicht übertrieben feministische und ziemlich fachidiotisch wirkende Literaturprofessorin Mary Weldon (Allison Janney) samt ihres Spezialgebietes gleich beim Kennenlernen schwer beleidigt, fliegt er auch bei Studentin Holly (Marisa Tomei) schnell als reichlich desinteressierter Dozent auf. Trotzdem – oder gerade deshalb – hilft Holly ihm, sich am College zurechtzufinden. Langsam wächst Keith in seine neue Rolle hinein und schafft es sogar, seinen Studenten etwas beizubringen.
Hugh Grant ist in seiner Paraderolle immer wieder ein verlässlicher Faktor für unterhaltsame Filme. Wie schreibt man Liebe? funktioniert deshalb so gut, weil er mit Marisa Tomei und Emily Morden zwei hervorragende Schauspielerinnen an seiner Seite hat, die ihren Figuren enorm viel Qualität verleihen und deren Entwicklung gekonnt vorantreiben. Das überrascht bei Tomei kaum, schließlich stellte die „Oscar“- und zweifache „Golden Globe“-Gewinnerin dies schon mehrfach unter Beweis. Für Morden allerdings ist die eher knapp bemessene Präsenz und die extrem klischeehaft angelegte Rolle der Andrea Stein-Rosen sicherlich keine gute Voraussetzung und umso beeindruckender ist ihre sehr gute Vorstellung.
Enttäuschend hingegen sind einige der ebenfalls vor Klischees triefenden Rollen, die auf dem Campus in Binghampton herumlaufen. Allen voran die stärker gewichtete Nebenrolle der Karen ist eine Enttäuschung. Bella Heathcote wirkt lustlos und ihre Figur nervt bereits nach wenigen Szenen nur noch. Passenderweise wird ihre Darbietung bereits im Film auf Umwegen treffend beschrieben: Nichtssagend. Eine schöne Konstante hingegen bieten die bewusst schmal gehaltenen Rollen wie Keiths Nachbar und Kollege Jim (Chris Elliott).

Allerdings hilft ihm Studentin Holly (Marisa Tomei) dabei, sich im neuen Kapitel seines Lebens zurechtzufinden. (© Constantin Film)
Die Story von Wie schreibt man Liebe? klingt dem deutschen Titel nach zu urteilen zugegebenermaßen ziemlich nach der typischen Romantic Comedy. Das ist allerdings in den ersten 90 Minuten nur sehr unterschwellig der Fall und der englische Originaltitel „The Rewrite“ (deutsch: „Neufassung“) passt dementsprechend sehr viel besser. Schließlich konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Marc Lawrence in erster Linie auf Keith Michaels und seine Versuche, irgendwie an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Dabei pendelt die Handlung munter zwischen Komödie und Drama. Immer wieder gut gelungen sind biografische Anspielungen, etwa als Hugh Grant direkt zu Beginn des Films über Lehrer herzieht, obwohl seine eigene Mutter in diesem Beruf tätig war. Erst als sein Charakter merkt, dass es eben auch noch mehr im Leben gibt als den Ruhmesglanz in Hollywood, darf sich auch das Genre der Romantic Comedy sein Stück vom Kuchen abschneiden.

So entdeckt Keith (Hugh Grant) langsam, dass auch er tatsächlich Wissen und Erfahrungen hat, die er an seine Studenten weitergeben kann. (© Constantin Film)
In Sachen Ton wird die Blu-ray von Wie schreibt man Liebe? kaum gefordert, schließlich entwickelt sich die Handlung ohne große Turbulenzen. In den wenigen für den Sound anspruchsvollen Szenen ist er allerdings sehr präsent und makellos. Das Bild weist nur vereinzelt Schwächen auf und besonders der Kontrast zwischen dem lebhaften und bunten Los Angeles und dem verschlafenen, öden Binghampton ist sehr gut gelungen.
Das Bonusmaterial ist vor allem wegen der ausführlichen Interviews (rund 30 Minuten) interessant, wenngleich der etwa achtminütige Blick hinter die Kulissen zeigt, dass sogar Allison Janney (sie spielt die griesgrämige Professorin Weldon) lachen kann und Chris Elliott ein extrem lustiger Typ ist.

Natürlich entwickelt sich aus dem Kontakt zu Holly später auch noch etwas mehr… (© Constantin Film)
Fazit
Es soll Leute geben, die Hugh Grant nicht mögen. Keine Ahnung, warum. Seine Filme mögen nicht unbedingt besonders abwechslungsreich sein, funktionieren allerdings immer wieder aufs Neue sehr gut. Wie schreibt man Liebe? tut das auch, unterscheidet sich allerdings deutlich von Grants Klassikern, weil es hier eben nicht nur um irgendwelche Liebesbeziehungen geht. Dazu stimmt die Chemie zwischen Grant und Marisa Tomei und sorgt für eine kurzweilige Komödie, die bei aller Leichtigkeit durchaus Raum zum Nachdenken lässt und quasi beiläufig einige Entwicklungen des modernen Hollywoods angemessen kritisiert.
„Wie schreibt man Liebe?“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Constantin Film erhältlich.
Originaltitel
The Rewrite
Genre
Komödie
Laufzeit
ca. 107 Minuten
Regie
Marc Lawrence
Cast
Hugh Grant, Marisa Tomei, Allison Janney, J.K. Simmons, Bella Heathcote, Chris Elliott, Emily Morden, Steven Kaplan
87 of 100
85 of 100
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