Home » Rezensionen » Abschussfahrt – Die geilste Klassenfahrt des Jahres
12. November 2015
von Andreas Hohn
Redakteur
Bitte einsteigen zur geilsten Abschlussfahrt des Jahres. Drei Schulfreunde erhoffen sich jede Menge Abenteuer auf ihrer Abi-Fahrt nach Prag. Mit guter Laune und Bock auf verrückte Party landen die drei in ihrem persönlichen „Hangover“.

Die drei Außenseiter Berny (Chris Tall), Paul (Tilman Pörzgen) und Max (Max von der Groeben) wollen es auf der Abifahrt richtig krachen lassen. (© Constantin Film)
Die Schulzeit neigt sich dem Ende und eine ganze Münchener Schulklasse fiebert dem letzten Höhepunkt entgegen: der Abschlussfahrt nach Prag. Die drei Außenseiter Paul (Tilman Pörzgen), Berny (Chris Tall) und Max (Max von der Groeben) wollen es auf diesem Ausflug so richtig krachen lassen. Sie hoffen auf heiße, durchfeierte Nächte und scharfe Bräute, damit das nerdige Schulleben der Drei endlich ein Ende hat und sie zu coolen Partyhengsten werden. Doch wenn es nach ihrem Klassenlehrer Herr Gräser (Alexander Schubert) geht, stehen Kultur und Sehenswürdigkeiten an erster Stelle und so ordnet er ein nächtliches Ausgangsverbot an, damit es keine Partyexzesse gibt.
Damit sie ihre To-Do-Liste dennoch abarbeiten können, schleichen sich die Kumpels im Schutz der Dunkelheit aus dem Hotel und machen die Nacht zum Tag. Im Schlepptau haben sie den autistischen Mitschüler Magnus (Florian Kroop), den sich Paul von seiner heimlichen Liebe Julie (Lisa Volz) zum „Babysitten“ hat andrehen lassen. Durch ein blödes Missverständnis landen die Freunde in einem Sex Club und geraten in die kriminellen Machenschaften des Betreibers. Das komplette Hangover-Desaster beginnt und am Ende machen ihnen der Alkohol, böse Menschen und ihre eigene Blödheit das Leben schwer. Trotzdem versucht die Gruppe mit vollem Körpereinsatz, ihr Ziel, endlich coole Teenies sein, zu erreichen.

Schließlich wollen sie die Schulzeit hinter sich lassen und endlich echte Partyhengste werden. (© Constantin Film)
Abschussfahrt ist eine typische deutsche „Coming of Age“-Komödie im Stil ihrer amerikanischen Vorbilder „American Pie“ und „Road Trip“. Tim Trachte, der mit seinem Thriller „Davon willst du nichts wissen“ 2011 den Festivalpreis beim SoHo International Film Festival gewann, schrieb das Drehbuch und führte Regie. Als Kulisse für die Abschussfahrt dient ihm die Kulturstadt Prag, die aber nur selten mit ihren kulturellen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel der Karlsbrücke zur Geltung kommt. Eher wird die tschechische Hauptstadt durch Hinterhöfe und renovierungsbedürftige Hotels zum Schauplatz der Teenie-Klamotte.

Nur Paul hat nebenbei noch ein anderes Ziel: seine Flamme Julie (Lisa Volz). (© Constantin Film)
Leider gibt es bei diesem Ansatz ein Manko: Abschussfahrt kommt an seine Vorbilder einfach nicht heran. Das schauspielerische Können der Jungdarsteller steckt größtenteils noch sehr in den Kinderschuhen, was sich bei eher unmotiviert wirkendem Spiel und den teilweise sehr arg auswendig gelernten Dialogen bemerkbar macht. Dazu sorgen die mit dem Vorschlaghammer präsentierten Sex-, Titten- und Saufwitze eher für Fremdschämen als für herzhafte Lacher. Kein Wunder, schließlich dürfte sich die Zielgruppe entsprechend der Protagonisten auf männliche Teenager beschränken, die wohl noch am meisten Spaß an Besäufnissen und plumpen Sexwitzchen haben.

Entgegen der Vorgaben ihres Lehrers setzt die Gruppe sich schließlich ins Prager Nachtleben ab. (© Constantin Film)
Mut zur Action bei Max von der Groeben
Erwachsene Zuschauer verirren sich eher in dem mitunter zähen Durcheinander von Krimihandlung und Liebesdrama. Wirkliche Spannung wird während der Abschussfahrt nicht aufgebaut und die Figuren bleiben leider auch so oberflächlich, dass man noch nicht einmal Gefallen an der Liebesgeschichte zwischen Julie und Paul findet. Lediglich Max von der Groeben beweist nach „Fack ju Göthe“, dass ihm das komödiantische Genre liegt und er beweist – wahrscheinlich durch seinen sportlichen Vater Alexander von der Groeben (Judoka und Sportjournalist) – auch Mut zu Action-Szenen.
Die optischen und technischen Spielereien wie Zeitraffer und Stop-Motion werden in den recht häufigen Sauf- oder Haudraufszenen gelungen und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt und vermitteln dem Betrachter visuelles Verständnis. Auf der Blu-ray kommen dazu die kräftigen Farben gestochen scharf zur Geltung. Es fehlt zwar an farbenfrohen Landschaften, die nächtlichen Clubbesuche wirken mit den zahlreichen Lichteffekten aber bunt und lebhaft. Das kräftige Rot treibt bei der Szene „Russisches Messerduell“ den Ekelfaktor beim Bluteffekt ganz schön in die Höhe.

Dummerweise kommen sie dabei einem Gangsterboss in die Quere. (© Constantin Film)
Lustiges Bonusmaterial
Mit der DTS HD-Soundspur beginnt der Subwoofer im Wohnzimmer beim basshaltigen Soundtrack zu beben und lässt die Dialoge klar und die Musik schwungvoll erklingen. Und wer sich gefragt hat, wie es hinter den Kulissen zuging, dem bietet die Disc von Abschussfahrt noch ein paar witzige Extras. Leider sind diese etwas doppelt gegliedert. Es gibt nämlich einerseits die beliebten Outtakes, die in einem lustigen „Best of Making-Of“ (ca. 19 Minuten) zusammengefasst sind, sowie andererseits noch ein „normales“ Making-Of. Zugleich bekommt man noch einmal in einem „Mini-Making-Of“ eine Kurzinfo zum Film von den Hauptdarstellern. Außerdem gibt es noch Interviews mit den Darstellern und einen Trailer zum Film. Eher unnötig sind die drei Minuten herausgeschnittener Szenen und ein gesondertes zweiminütiges Gagreel, da die witzigen Szenen ohnehin schon in den zahlreichen Making-Ofs gezeigt wurden.

Doch allen voran Max (Max von der Groeben) ist wild entschlossen, sich seine „Abschussfahrt“ davon nicht kaputtmachen zu lassen. (© Constantin Film)
Fazit
Eine abgedrehte, deutsche Teenie Klamotte, die mit ihren zahlreichen Sauf- und Sexwitzen den Humor der Zielgruppe trifft, aber an die bekannten Vorbilder wie „American Pie“ oder auch den deutschen Erfolgshit „Fack ju Göthe“ nicht herankommt. Einfache Formel zum Ansehen: „Kopf aus, Film an!“
„Abschussfahrt“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Constantin Film erhältlich.
Genre
Komödie
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Laufzeit
ca. 92 Minuten
Regie
Tim Trachte
Cast
Tilman Pörzgen, Chris Tall, Max von der Groeben, Florian Kroop, Lisa Volz
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