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Schwingende Folie als Schallwandler – mit diesem Prinzip hat Quad sich unsterblichen Ruhm im HiFi- und High-End-Lager erworben. Nun gehen die Engländer mit der S-Serie zurück zu ihren Wurzeln: Sie setzen bei ihrer aktuellen Schallwandler-Reihe auf einen neu entwickelten Bändchen-Hochtöner. Klappt es auch bei der kleinen S1 mit dem großen Klang?

Klangstarke Beautys: Die S1 zeigt sich erstklassig ge- und verarbeitet und technisch audiophil.

Klangstarke Beautys: Die S1 zeigt sich erstklassig ge- und verarbeitet und technisch audiophil.

Zurück in die Zukunft

Rückblende: Wir schreiben das Jahr 1949, wir befinden uns mitten im Mono-Zeitalter. Eine junges Unternehmen für Unterhaltungselektronik, das damals noch unter dem Namen „Acoustical Manufacturing Co. Ltd“ firmiert und bis dato den Bau von Verstärkern betreibt, bringt seinen ersten Lautsprecher auf den Markt: den „Corner Ribbon“. Es ist ein Schallwandler mit Bändchen-Hochtöner – und mit diesem Modell begründen die Engländer, die bald „Quad“ heißen werden, ihren Ruf, mit schwingenden Folien eine herausragende Wiedergabe zu ermöglichen. Die Firma verlegt sich hier aber bald auf Elektrostaten-Lautsprecher; diese Schallwandler sollen die Firma schließlich weltberühmt machen.
Zeitsprung: Wir befinden uns im Jahr 2015, in einer Zeit unerreichter Klangqualität. Quad hat mittlerweile 79 Jahre auf dem Buckel, produziert in China – und gilt vielen immer noch als Synonym für die speziellen Elektrostaten. Dabei hat die Firma längst auch zahlreiche „normale“ elektrodynamische Schallwandler gebaut. Nur die Mischform des ersten Lautsprechers „Corner Ribbon“ – also Bändchen für die Höhen, Konus-Lautsprecher für Mitten und Bässe – ist offenbar Vergessenheit geraten.
Mitte des Jahres dann die Überraschung: Quad setzt für seine neue S-Serie auf die alte Paarung – und geht damit zurück in die Zukunft. Der Bändchen-Hochtöner ist die Konstante in der S-Serie. Die Reihe besteht aus insgesamt fünf verschiedenen Modellen mit ebenso verschiedenen Speaker-Konfigurationen, die Bandbreite reicht vom Center SC bis zum großen Standlautsprecher S5. Besagte Familie ist also auch für alle Heimkino-Freunde und Surround-Fans gedacht. Allerdings bewirbt Quad seine S-Serie mit dem traditionellen Firmenmantra „the closest approach to the original sound“ – und an diesem Anspruch müssen sich die Lautsprecher gerade in der Stereo-Wiedergabe messen lassen. Wir haben uns dafür die kleine S1 ausgesucht. Bei ihr sticht allein schon aus Gründen der Größenverhältnisse der Bändchen-Hochtöner besonders hervor.

Saubere Kanten und erstklassige Hochglanz-Lackierung: Die Verarbeitung der S1 ist über jeden Zweifel erhaben.

Saubere Kanten und erstklassige Hochglanz-Lackierung: Die Verarbeitung der S1 ist über jeden Zweifel erhaben.

Der Star der Chassis-Besetzung: das Bändchen

Der Bändchen ist klar der Star dieser Box. Tweeter dieser Bauart gelten als hervorragende Schallwandler für den Hochtonbereich, das liegt an einem unschlagbaren Vorteil des Prinzips: In einem Permanent-Magnetfeld wird durch Stromfluss ein elektrisch leitendes, aber hauchdünnes und ultraleichtes Bändchen (meist aus Aluminium) zum Schwingen gebracht. Wir reden hier von wenigen Mikrometern Materialstärke und einem Gewicht weit jenseits der Gramm-Grenze. Wegen dieser extrem geringen Masse ist das Bändchen ultraschnell in der Ansprache und hyperflink im Schwingverhalten. Bändchen-Lautsprecher und artverwandte magnetostatische Wandler gelten deshalb als besonders präzise und verfärbungsfrei, sie sorgen für Luftigkeit und Leichtigkeit in der Wiedergabe. Quad setzt in seiner maßgeschneiderten Lösung auf einen Material-Mix, ein Verbundwerkstoff soll dem sensiblen Bändchen eine größere Robustheit bescheren. Der Tweeter tönt runter von 20 kHz bis 3,2 kHz, unterhalb dieser Trennfrequenz übernimmt ein elektrodynamischer Wandler, ein 10-Millimeter-Mitteltöner mit kreuzverwebter Kevlar-Membran. Er hat also die Mammutaufgabe, ein Frequenzspektrum von den unteren Höhen bis zum mittleren Bass wiederzugeben. Die S1 spielt immerhin runter bis 58 Hertz, aber dass von diesem Lautsprecher kein Basswunder zu erwarten ist, dürfte bei der geringen Membranfläche klar sein.

Der Stolz der S1 und in Reallautsprechern dieser Preisklasse eher selten zu finden: Das Hochton-Bändchen.

Der Stolz der S1 und in Reallautsprechern dieser Preisklasse eher selten zu finden: Das Hochton-Bändchen.

Box? Klangmöbel!

Die beiden Speaker sitzen in einem Gehäuse, das die übersichtlichen Maße eines Schuhkartons hat – aber stopp: Das gelungene Design verbietet es, hier von einer „Box“ zu schreiben. Ein Hand- und Augenschmeichler sind die sanft gerundeten Kanten, die S1 fügt sich ohne anzuecken harmonisch in den Raum. Dieses elegante Klangmöbel wertet das eigene Habitat auf. Ein Kleinod – und so wird die S1 auch geliefert. Die Verpackung in fünf Stufen umfasst Karton, aufgeschäumte Formteile, Kunststoff-Tasche, Stoff-Sack und schließlich noch ein weiche Kunststoff–Flies. Zur unbefleckten Aufstellung der S1 werden die Handschuhe gleich mitgeliefert.
Damit sind wir schon bei Finish: Zur hochwertigen Anmutung der S1 trägt auch ihre makellose Lackierung bei. Wir haben uns bei der Oberfläche für weißen Klavierlack entschieden. Das sieht edel aus und passt zudem bestens zum Quad-Verstärker „Vena“, den wir als Spielpartner für die S1 gleich mitbestellt und getestet haben. Wer einen anderen Look sucht: Die S1 gibt es auch in schwarzer Klavierlack-Ausführung, Freunde des Holzfurniers haben die Wahl zwischen schwarzer Eiche oder „Sapeli-Mahagoni“, einem Mahagoni-ähnlichen Edelholz. Wer die Box durchsägt, wird feststellen, dass unter dem Finish oder Furnier eine Sandwich-Konstruktion steckt. Ein mehrere Schichten umfassender Verbund von MDF und hochverdichteter Spanplatte treibt dem Gehäuse jeglichen Swing aus; da vibriert auch bei gehobenster Lautstärke wenig.
Jetzt ein Blick auf die Rückseite: Hier finden wir die kleine Öffnung des Bassreflex-Kanals, mit dem die S1 ihr begrenztes Basspotential optimiert. Der Auslass das Kanals dürfte gerne etwas verrundeter sein, um Strömungsgeräusche der hier durchgepusteten Luft zu minimieren.
Kleiner Exkurs: Auf die Bassreflex-Lösung setzt Quad nur bei den kleinen Modellen S1 und S2, die Standlautsprecher der S-Serie arbeiten zur Bassabstimmung hingegen mit drei passiven, nach hinten abstrahlenden Hilfsmembranen.
Zurück zur S1: Unter der Bassreflex-Öffnung sitzt das Anschlussterminal. Die Lautsprecherklemmen sind sehr solide, allerdings vermisst man die freidrehende Andruckscheibe, die beim Anziehen die Kabel schont. Die S1 bietet vier Klemmen, damit haben Sie die Möglichkeit, die Box im Bi-Wiring oder sogar im Bi-Amping-Betrieb zu fahren.

Vorbildlich: rückseitig ist die S1 mit massiven Bi-Wire-Anschlüssen bestückt.

Vorbildlich: rückseitig ist die S1 mit massiven Bi-Wire-Anschlüssen bestückt.

Schieben lohnt

Hier lohnt sich das Ausprobieren – außer man entscheidet sich, die Bezeichnung „Regallautsprecher“ ernst zu nehmen. Das mag die platzsparende Lösung sein, sie ist aber leider auch die qualitätssparende Variante. Schlechter als im Regal kann eine Box kaum klingen. Da Regale meist direkt an der Wand stehen, sind insbesondere Boxen mit rückseitiger Bassreflex-Öffnung wie die S1 klanglich kniffelig, eine unschöne Überzeichnung der Bässe ist hier vorprogrammiert. Auf dem Sideboard macht sich die S1 schon besser, die oft geringe Höhe solcher Möbel gestaltet es allerdings schwierig, die Boxen auf Ohrenniveau zu erleben. Wer das Bestmögliche rausholen möchte, sollte selbst sogenannte Regallautsprecher auf Ständer stellen und sie frei im Raum positionieren. Das haben wir mit der S1 auch gemacht. Dafür haben wir zuallererst die mitgelieferten Weichplastik-Halbkügelchen auf die Unterseite geklebt. Die sind als Füße o.k., aber nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Wer hier in etwas hochwertigere Absorber investiert, wird die Wiedergabequalität noch ein bisschen verbessern können. Die Stellprobe liefert ziemlich schnell ein Ergebnis: Zu weit sollte das Boxenpaar nicht voneinander getrennt werden. Bei einem Abstand um 220 cm, einem gleich großen Abstand zum Hörplatz und einer leichten Einwinkelung der Boxen wird aus Einzelmusikern eine Band und aus akustischen Einzeleindrücken ein stimmiges Bild. Und wer den Klang bassbetonter haben möchte, platziert die S1 näher an der Wand.

Für die Wiedergabe tiefer und mittelfrequenter Schallanteile setzt Quad auf ein dynamisches Chassis mit Kevlar-Membran.

Für die Wiedergabe tiefer und mittelfrequenter Schallanteile setzt Quad auf ein dynamisches Chassis mit Kevlar-Membran.

Quad S1: Verführung zum Immer-Weiter-Hören

Natürlich stellt die S1 eine vordringliche Frage: Was macht das Bändchen? Die erste Antwort liefert ein Klassiker: „Bridges To Babylon“ von den Rolling Stones. Wenn Mick Jagger, die berühmteste Schnute dieses Universums, bei „Anybody Seen My Baby“ unnachahmlich sein „impossible“ haucht, klebt man förmlich an diesen lasziven Lippen. Augen zu, und der Mann legt vor dem geistigen Auge auch noch seine berühmten Moves hin. Tolle Präsenz! Die S 1 stellt aber nicht nur den Gesang hyper-holografisch in den Raum, auch die Gitarren haben eine schöne Plastizität, gerade die kurzen, eingestreuten Riffs von Keith Richards entwickeln eine phänomenale Wirkung. Eigentlich klingt aber die ganze Band frisch und knackig. Die S1 bestätigt es wieder: Bändchen-Hochtöner können für eine unglaubliche Luftigkeit und Transparenz sorgen. Das macht das Zuhören zum Erlebnis, weil man immer wieder aufhorcht, weil man immer wieder Details entdeckt – das hat schon ein gewisses Suchtpotenzial. Aber das Bändchen sorgt natürlich nicht allein für den Wohlklang. Die Abstimmung des Hochtöners mit dem Mitteltöner klingt ausgezeichnet: Die Wiedergabe ist bruchlos und aufgeräumt; die Höhen strahlen, aber sie dominieren das Klanggeschehen nicht. Bei „Saint Of Me“ achten wir zum ersten Mal bewusst auf den Bass: Ja, geht doch! Die kleine Quad liefert durchaus ein Fundament. Es ist halt straff und reicht nicht ganz so weit runter. Allerdings: Die S1 steht derzeit auch mitten im Raum. Deshalb das Ganze noch einmal mit etwa 10 Zentimeter Wandabstand: Ja, der Tiefton wird fetter, aber auch fettiger, also etwas weniger konturiert. Ein bisschen weiter weg von der Wand – jetzt stimmt die Wiedergabe, der Bass trägt, ohne zu dick aufzutragen. So klingt es rund. Wenn statt „Vena“, dem kleinen 45-Watt-Amp von Quad, nun ein größeres Kraftwerk die S1 antreibt, kehrt sogar noch etwas mehr Ruhe in die Wiedergabe ein, allerdings werden mitunter die Höhen leicht harsch – „Vena“ erweist sich hier als sehr gut passender Spielpartner für die S1. Nur bei Keith Richards Gesang zu „Thief In The Night“ kann auch dieses Gespann keine Wunder vollbringen.
Darum zur Abwechslung mal eine richtig schöne Stimme: Adele. „Rolling In The Deep“ gerät zum Vokal-Fest: Wahnsinn, wie viel Ausdruck und Gefühl in diesem Gesang liegt; und die S1 lässt uns die Kraft, vor allem aber die Verletzlichkeit dieser Stimme spüren. Zweiter Höhepunkt dieses Songs: die pochende Bassdrum! Die klingt so markant, wie die S1 sie in den Raum drückt, genau richtig. Aber auch Gitarre, Keyboard und Bass werden in dieser doch stark auf die Stimme ausgerichteten Aufnahme sehr gut von der S1 herausgearbeitet.
Wie steht es mit dieser Transparenz bei orchestraler Klassik? Wir greifen zu Beethovens Violinkonzert mit der Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter. Über die Interpretation kann man streiten, über die Aufnahmequalität nicht. Die S1 gibt den Detailreichtum dieser Einspielung sehr schön wieder. Toll ist die räumliche Abbildung des Orchesters, wir haben ja mehrere Minuten Zeit, es kennenzulernen, bevor Mutter den ersten Ton auf ihrer Stradivari spielt – und hier geht dann zum zweiten Mal die Sonne auf: Die Edelgeige strömt mit einer herrlichen Brillanz durch den Hörraum, mit einer Eindringlichkeit, die einen sofort innehalten lässt und zum Immer-Weiter-Hören verführt. Eigentlich wollten wir nur den ersten Satz hören; so wird es dann doch ein ausgedehnter Konzertbesuch in der Avery Fisher Hall. Einzig bei den Orchestertutti im fortissimo fehlt dann doch das Volumen.

Für unserem Hörtest kombinierten wir die kleinen S1 mit dem Quad Vena, dessen Einzeltest demnächst folgt.

Für unserem Hörtest kombinierten wir die kleinen S1 mit dem Quad Vena, dessen Einzeltest demnächst folgt.

Fazit

Quad präsentiert mit der S1 einen optisch und akustisch glänzenden Kompaktlautsprecher, der einen stimmigen und für seine Größe erstaunlich runden Klang liefert. Herausragend ist die frische und leichte Wiedergabe des Bändchen-Hochtöners, gerade Stimmen entfalten einen magischen Sog. Die stilisierten Noten auf dem Hochtöner sind deshalb nicht nur das Markenzeichen der Firma, sondern auch eine klare klangliche Ansage: Hier spielt die Musik!

Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de

Gesamtnote: 1,1
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

89 of 100

96 of 100

96 of 100

151109.Quad-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Quad
S1
Produktkategorie:Regallautsprecher
Preis:- ab 799,00 Euro / Paar
- Testversion in Hochglanz-weiß: 999,00 Euro / Paar (uvP)
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:- Piano Schwarz
- Piano Weiß
Vertrieb:IAD, Korschenbroich
Tel.: 02161 / 617830
www.quad-hifi.co.uk
Abmessungen (HBT):448 x 345 x 385 mm
Gewicht:5,2 Kg / Stück
Bauart:Zwei-Wege, Bassreflex
Hochtöner:120 x 45 mm (Bändchen-Hochtöner)
Tief-/Mitteltöner:100 mm Kevlar-Membran
Frequenzgang:58 hZ - 20 kHz
Lieferumfang:- Quad S1
- Lautsprecherabdeckungen
- aufklebbare Gummifüßchen
- Bedienungsanleitung (englisch)
- Handschuhe
Besonderes:- Bändchen-Hochtöner
- Terminal für Bi-Amping/Bi-Wiring
- Piano-Lack
Benotung:
Klang (60%):1,2
Praxis (20%):1,0
Ausstattung (20%):1,0
Gesamtnote:1,1
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistungsehr gut
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