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6. Dezember 2015von Martin Sowa
RedakteurFür gewöhnlich befindet sich im Wohnzimmer hinter Gittern höchstens mal ein Wellensittich oder ein Hamster. Oder man besitzt das Heimkino-Set der GLS-Serie von Canton, dessen Sound ebenfalls hinter Gitter muss. Warum? Weil er sehr gefährlich ist – gefährlich gut!
Okay, vergessen wir ganz schnell wieder das Niveau dieses Wortspiels und widmen uns lieber ohne große Umschweife der erwähnten GLS-Serie. Daraus haben wir nämlich ein 5.1-System zusammengestellt, bestehend aus den beiden Standlautsprechern GLS 9, dem Center GLS 5, den beiden als Rear-Speaker fungierenden Regal-Lautsprechern GLS 2 und dem Subwoofer AS 125.2 SC. Für Freunde blanker Zahlen: Die UVP für das komplette Setup liegt damit bei 2.744 Euro – damit befinden wir uns schon stark an der oberen Grenze der Oberklasse.
Robuste Gitter im edlen Look
Aber der Preis ist natürlich nicht das primäre Erkennungsmerkmal der GLS-Serie – die ungewöhnliche Frontabdeckung fällt da weit mehr auf. Dabei handelt es sich nämlich weder um eine abnehmbare Stoffblende noch um ein festinstalliertes Lochblech. Stattdessen hat Canton hier ein schickes Aluminium-Gitter in Gehäusefarbe (bei unserem Test-Paket also in Schwarz) gewählt, das einfach in eine Nut eingedrückt wird. Punktuell sorgen kleine Stoffklebepunkte für sicheren Halt. Die Optik wird Canton-Fans sicher bekannt vorkommen. Und auch die Abdeckung der DM-Sets ist sehr ähnlich gestaltet. Und was da schon gut aussieht, ist auch hier kein Fehler – ganz im Gegenteil! Der große Vorteil gegenüber einer Stoffbespannung: Neugierige Kinderhände oder Haustiere haben hier erst recht keine Chance, an die Chassis heranzukommen. Denn dafür sitzen die Frontgitter zu fest in ihrer Nut, nur mit etwas selbstbewussterem Druck lassen sie sich daraus lösen und abnehmen.
Das Gehäuse der Lautsprecher ist komplett in Schwarz gehalten, präsentiert sich dabei allerdings in einer Kombination aus einer seidenmattlackierten Schallwand sowie einer Holzstruktur-Optik. Die Oberflächen sind ziemlich robust und bekommen so schnell keine Macke ab. Die Verarbeitung ist sehr sorgfältig ausgeführt, lediglich bei den GLS 9 sollte man aufpassen, falls man aus irgendwelchen Gründen weder die Spikes noch die selbstklebenden Gummifüße einsetzen möchte. Dann kann es nämlich bei anfälligen Böden zu Kratzern kommen, falls ein Gewinde der Spikes ein bisschen aus dem Gehäuseboden herausschaut. Aber das ist eigentlich nur eine Warnung beim Auspacken, anschließend sollte eine der verschiedenen Optionen zur Entkopplung allein schon mit Hinblick auf den Klang genutzt werden.
Aluminium wohin man blickt
Mit Blick auf die Optik wird es hingegen sicher den ein oder anderen geben, der auf die Frontgitter verzichtet und den Blick auf die Chassis freigeben möchte. Verständlich. Insbesondere dann, wenn man sich die beiden Standlautsprecher GLS 9 einmal näher anschaut. Denn vor allem fallen dort die beiden Tieftöner und der Mitteltöner mit ihren silbernen, 18 Zentimeter großen Aluminiummembranen als echte Hingucker auf, die auch schon durch das Frontgitter hindurch schimmern und so auf sich aufmerksam machen. Was auf den ersten Blick nicht so auffällt und sich allerdings klanglich bemerkbar macht soll, ist ihre Ausstattung mit drei Sickenbögen, Canton sogenannter Wave-Sicke, die für eine ausgewogene Kräftesymmetrie beim Ein- und Ausschwingverhalten sorgen sollen.
Räumlich getrennt werden Mittel- und Tieftöner vom zwischen ihnen platzierten 25-mm-Hochtöner, der übrigens mit einem zusätzlichen Gitter vor mechanischer Beschädigung geschützt ist. Das Alu-Mangan-System wird dem ein oder anderen sicherlich schon aus der ebenfalls von Canton entwickelten Chrono-Serie bekannt vorkommen. Da hat es bereits für Begeisterung gesorgt. Von besagtem Technologietransfer profitiert die GLS-Serie übrigens gleich doppelt. So erfreut sie sich noch einer zusätzlichen Transmission Front Plate, die der gezielten Abstrahlung dient. Soviel vorweg: Scheint zu funktionieren…
Bei den kleineren Regallautsprechern GLS 2 ist neben dem Hochtöner übrigens nur ein Tieftöner sowie ein rückseitiger Bassreflexport mit an Bord, beim Center GLS 3 kommt stattdessen zum Hoch- und Tieftöner noch ein Mitteltöner dazu. Tief- und Mitteltöner messen bei den beiden kleineren Lautsprechern übrigens nur 16 Zentimeter im Durchmesser. Dafür gibt es im aktiven Subwoofer AS 125.2 SC gleich ein 31-Zentimeter messendes Schwingsystem zu bewundern, das im Frontfire-Prinzip arbeitet (also nach vorne gerichtet ist). Zusätzlich verfügt er übrigens auch noch über ein ebenso großes Passiv-Chassis, das – dem Downfire-Prinzip folgend – nach unten gerichtet arbeitet und damit für zusätzlichen Körperschall sorgt. So ist das GLS-Set auch für größere Räume gewappnet, wenngleich es auch in mittelgroßen Wohnzimmern ganz bequem Platz findet. Erwähnenswert: Der Subwoofer bietet neben dem Low-Level-Input und der Ein-/Ausschaltautomatik auch die Möglichkeit des High-Level-Anschlusses und Regler für Lautstärke, Phasenanpassung und Übertragungsfrequenz sowie Kippschalter zur Klanganpassung an eher schmale bzw. breite Räume.
Bassreflexports gibt es übrigens auch in den Standlautsprechern GLS 9, hier sind sie allerdings jeweils in der Front unter den Tieftönern platziert. Noch weiter unten sitzt dann das Herstellerlogo, knapp unter der Nut für das Frontgitter. Da keinerlei Stecklöcher oder sonstige Befestigungen für die Abdeckung benötigt werden, sorgt die Nut für ein sehr schönes, auflockerndes Designelement. Wer mag, kann sich zwischen Spikes und selbstklebenden Füßen zur Entkopplung der Standlautsprecher entscheiden, beim Subwoofer hingegen sind massive Standfüße bereits vorinstalliert.
Ebenfalls vorteilhaft: die frontseitige Ausrichtung der Bassreflexöffnung bei den GLS 9 ermöglicht eine ungewohnt nahe Wandaufstellung der Frontlautsprecher, da hin zur Rückwand schließlich kein großer Abstand mehr nötig ist. Es sei denn natürlich, man möchte ab und zu die Kabel tauschen. Im unteren Bereich der Rückseite findet sich nämlich auch das Anschlussterminal im Single-Wiring-Prinzip. Das bedeutet, es gibt „nur“ ein Paar versilberte Schraubklemmen pro Lautsprecher, die für Kabelquerschnitte bis zu 10 mm² geeignet sind. Wer jetzt die Möglichkeit des Bi-Wiring vermisst: Keine Sorge, der Gedanke ist schnell wieder vergessen, wenn man die GLS-Serie erstmal gehört hat.
Sound wie ein guter Boxer: Aggressiv und präzise
Zum „Warmspielen“ haben wir dem GLS-Set übrigens erstmal ein wenig Musik gegönnt, darauf werden wir aber noch einmal in einem gesonderten Test eingehen – hier käme das dann doch etwas zu kurz. Und schließlich ist bei einem Heimkino-System ja vor allem der Filmton interessant. Der Anschluss ist wie bei Canton üblich schnell erledigt und so können wir uns ohne große Vorbereitungen dem Heimkinovergnügen widmen. Dazu starten wir mit dem Actionfilm „Dredd“, den wir auch schon beim Test des Movie 365 als Hörmaterial genutzt haben. Und hatten wir da noch ein wenig eine fehlende Aggressivität vor allem im Tieftonbereich bemängelt, kippen wir hier fast hintenüber, als Dredd sich zu Beginn des Films vorstellt. Und dazu bedarf es nicht einmal übertriebener Pegel, ganz normale Zimmerlautstärke reicht hier völlig aus, um eine extrem intensive Kulisse aufzubauen. Mit sehr vielen Details (schon das bloße Absteigen vom Motorrad wird hier zum Ereignis!) und extrem guter Platzierung eben derer spielt das GLS-Setup schon in einer ganz eigenen Liga, die so manch teureres Heimkino-Paket nur mit viel Einstellungsaufwand erreicht. Hier funktioniert das fast „out of the box“, lediglich die Surround-Speaker sollten am AV-Receiver nochmal etwas nachgeregelt werden, je nach Abstand zum Hörplatz. Denn wenn man sich da nochmal ein paar Augenblicke Zeit gibt, geben die beiden Regallautsprecher gleich nochmal doppelt so viel Gas – es kann also nicht schaden.
Der übrigens oftmals fehlende „letzte Punch“ ist für die GLS-Serie offensichtlich überhaupt kein Problem. Die einzelnen Komponenten gehen hier so entschlossen und aggressiv zur Sache, dass man in Kombination mit den Frontgittern tatsächlich kurzzeitig daran denken könnte, dass dahinter ein wildes Tier lauert. Bei dem Stichwort liegt es natürlich nahe, dass wir uns auch noch einmal die Flugzeug-Szene zu Beginn von „The Dark Knight Rises“ geben, in der Bane mit Leichtigkeit das Kommando übernimmt.
Auch hier spielt das GLS-System all seine Stärken gekonnt aus. Der Bösewicht mit der Maske dürfte wohl noch nie so deutlich vernommen worden sein, denn trotz aller Umgebungsgeräusche konzentriert sich der Center so sehr auf die Dialoge, dass man jede Silbe mitbekommt und ganz entspannt dem Geschehen auf der Leinwand folgen kann. Das gilt im Übrigen auch für „Dredd“, fällt aber beim Batman-Streifen noch deutlicher auf. Schließlich macht es hier die verdeckte Mundpartie von Bane nicht gerade leichter, seinen Ausführungen den Plan zur Übernahme Gothams betreffend zu folgen. Insofern darf man sich die GLS-Serie also auch dann mit großem Interesse ansehen und –hören, wenn man eher weniger auf Knalleffekte als vielmehr auf die Feinheiten eines Film Wert legt. Hier gibt es nämlich beides zusammen – und das ist nun wirklich keine Selberverständlichkeit!
Fazit
Ein Surround-Set mit derart viel Aggressivität und Präzision ist kein alltägliches Phänomen, auch die sehr gut gelungene Optik mit der interessanten Frontabdeckung sieht man nicht so oft. Warum eigentlich, mag man sich fragen? Vielleicht liegt es am nicht gerade geringen Preis, der angesichts des gelieferten Gegenwerts allerdings keineswegs übertrieben ist. Denn ein so intensives Heimkinoerlebnis gibt es zu diesem Kurs wohl kaum ein zweites Mal.
Test, Text und Fotos: Martin Sowa
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
96 of 100
90 of 100
98 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton GLS-Serie |
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Produktkategorie: | 5.1-Surround-System |
Preis: | 2.744 Euro / Set |
Ausführungen: | schwarz (Holzoptik und seidenmatt lackierte Schallwand) |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | Front: 105 x 24 x 30 cm Surround: 29,5 x 17 x 26 cm Center: 17 x 45,5 x 30 cm Subwoofer: 48 x 36 x 50 cm |
Gewicht: | Front: 21 kg / Stück Surround: 6,5 kg / Stück Center: 10 kg Subwoofer: 23 kg |
Hochtöner: | 25 mm Alu-Mangan |
Mitteltöner: | Front: 1 x 180 mm, Aluminium (Wave-Sicke) Center: 1 x 160 mm, Aluminium (Wave-Sicke) |
Tieftöner: | Front: 2 x 180 mm, Aluminium (Wave-Sicke) Surround: 1 x 160 mm, Aluminium (Wave-Sicke) Center: 1 x 160 mm, Aluminium (Wave-Sicke) Subwoofer: 1 x 310 mm, Aluminium (Wave-Sicke) und 1 x 310 mm, Aluminium (passiv) |
Prinzip: | Front: 3-Wege-Bassreflex Surround: 2-Wege-Bassreflex Center: 3-Wege Subwoofer: Bassreflex mit Passivmembran |
Besonderes: | - DC-Technologie - Aluminium-Frontgitter - Ein- und Ausschaltautomatik (Subwoofer) - Regelbare Lautstärke (Subwoofer) - Regelbare Phasenanpassung (Subwoofer) - Regelbare Übertragungsfrequenz (Subwoofer) |
Lieferumfang: | - Bedienungsanleitung - selbstklebende Gummifüße (GLS 9) - Spikes (GLS 9) |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |