Home » Tests » HiFi/Stereo » Netzfilterleiste IsoTek EVO3 Venus – Göttlicher Schutz für Klang und Komponenten
12. Januar 2016von Volker Frech
RedakteurEine Steckdosenleiste an die Wand dübeln? Klingt komisch, ist es aber nicht, denn die Firma IsoTek geht mit ihrer „Venus“ neue Wege: Sie kombiniert Klangtuning und elektrischen Schutz mit durchdachtem Design – herausgekommen ist eine Netzfilterleiste im Lifestyle-Look. Welche göttlichen Kräfte stecken in dieser Venus?
Schöne Fassade …
Zugegeben: Mit der Schaumgeborenen von Botticelli kann die Stromleiste von IsoTek in punkto Schönheit nicht ganz konkurrieren, und natürlich wird niemand auf die Idee kommen, sich diese Venus prominent ins Zimmer zu hängen. Aber sie ist wohl die erste Stromleiste, die nicht reflexartig die Überlegung auslöst, hinter welchem Regal man diesen Verteiler verstecken kann. Die Venus ist attraktiv: Makellos glatt und in sanft abgetöntem Weiß ist das massive Metall-Gehäuse lackiert, die hier eingelassenen schwarzen Steckdosen heben sich deutlich ab, das erinnert entfernt an ein antikes Bodenmosaik. Die Gehäusewangen und die Unterseite verstärken optisch und haptisch die Kontrastwirkung: Das Chassis besteht aus einer leicht rauen Oberfläche in funkelndem Schwarz, das ist kein Widerspruch, sondern entspricht dem „Diamond Black“-Effekt einer Autolackierung. Sehr schönes Design, also eigentlich zu schade, um dem Blick entzogen zu werden – und genau das ist die Absicht: IsoTek zielt mit seiner Venus auf die Besitzer von kompakten Lifestyle-HiFi-Anlagen. Daraus resultieren sowohl die Form als auch der Funktionsumfang der Leiste: Venus bietet fünf statt der gängigen sechs Steckplätze, damit richtet sich der Stromverteiler an die Besitzer kleinerer Audio- und Heimkino-Anlagen. Und diese fünf Dosen sind auch nicht wie bei üblichen Leisten in Reih und Glied angeordnet, sondern präsentieren sich eher wie ein kleines Luxus-Steckfeld. Wer die Venus nun in freier Bodenhaltung betreibt, sollte die mitgelieferten Gummifüße zum Schutz gegen Verkratzen unter das Gehäuse kleben.
Natürlich kann man die Venus auch hinter seiner Anlage deponieren. Für diesen Fall hat IsoTek über eine Frage nachgedacht: Was ist, wenn die Leiste nicht auf den Boden passt? Die Lösung: Dann kommt die Venus an die Wand, oder sie wird hängend an der Unterseite eines Regalbodens fixiert. Für diese clevere Idee liefert IsoTek das Montagematerial gleich mit, und das Gehäuse weist auch schon die nötigen Bohrungen mit Schraubengewinden auf.
… und viel dahinter
Im Fall der Venus hat sich IsoTek intensiv mit der Fassade beschäftigt, im Fokus der Firma steht aber grundsätzlich ein anderes Thema. Seit 15 Jahren stellen die Briten Produkte her, die die Stromversorgung zwischen Wandsteckdose und Gerätebuchsen sauber und sicher machen. Die Stromoptimierer aus Hampshire liefern vom Kabel über die Netzfilterleiste bis hin zum Versorgungsblock alles, was Audio- und Video-Geräte vor Stromspitzen und Kurzschlüssen schützt, vor verzerrten Netzspannungs-Signalen, hochfrequenten Einstreuungen und elektromagnetischen Störungen.
Der Strom aus der Dose ist nämlich erst einmal eine ziemlich dreckige Angelegenheit – und dafür sorgen nicht nur benachbarte Industrieanlagen, sondern auch wir selbst: Unser elektrisches Equipment vom Ladegerät über den Verstärker bis hin zum Lampendimmer speist mit seinen Schaltnetzteilen und Thyristorstellern Störsignale ins Netz, zu diesen Verzerrungen kommen Instabilitäten, Spannungs-Peaks und -Abfälle. Der Strom fließt also schon ziemlich deformiert aus der Steckdose, und dahinter wird es nicht besser: Schlecht geschirmte Stromkabel fangen wie Antennen elektromagnetische Einstreuungen ein, die durch den allgegenwärtigen heimischen Funkverkehr zwischen Handy, Tablet, Laptop und PC erzeugt werden.
Die Verzerrungen und Schwankungen sind für die Schaltkreise der Audio- und Videogeräte nicht vorteilhaft, im Gegenteil: Stromspitzen setzten der sensiblen Elektronik zu und können deren Lebensdauer verkürzen; Oberschwingungsverzerrungen sorgen bei der Wiedergabe für Brummen, Sirren und vermehrtem Rauschen. Welchen Einfluss der Strom auf den Sound hat, wird mancher schon bei einem schlichten Experiment festgestellt haben: den Netzstecker des Geräts einfach mal rausziehen, drehen und dann wieder einstecken. Wer erlebt hat, welche Klangverbesserung allein dadurch erreicht werden kann, stellt konsequenterweise die nächste Frage: Was ist erst möglich, wenn die heimische Unterhaltungselektronik nun noch mit schmutzfreiem Strom versorgt wird?
Göttliche Kräfte?
IsoTek gibt mit der Venus darauf eine Antwort. Sie ist nicht nur eine Steckdosenleiste mit Schutzfunktion, sondern auch ein Netzfilter. Was hier an schmutzigem Strom reinfließt, geht gereinigt wieder raus. Dafür sorgen keine überirdischen Wirkmächte, sondern eine elektrotechnische Schaltung. IsoTek verspricht keinen HiFi-Hokuspokus, sondern entwickelt seine Produkte auf Basis von bewährtem Fachwissen und eigener Forschung. Und so sorgt eine „Putzkolonne“ aus Kondensatoren, Spulen, Widerständen für die Reinigung des Stroms. Hier kommt es auf das Design der Schaltung an, auf die richtige Wahl und Dimensionierung der Komponenten. Beeindruckend große Nennwerte der Bauteile sind da kein Maß, mehr ist nicht gleich besser, und ein ungeeignetes Schaltungs-Layout kann den Klang sogar verschlechtern. Darum ist die Platine im inneren der Venus auch ziemlich übersichtlich und nicht mit fetten Bauteilen vollgestopft. Von dieser Schaltung aus ist jede Schutzkontakt-Steckdose einzeln verkabelt, es gibt hier also keine Reihenschaltung, sondern eine Sternverdrahtung. Das unterbindet ungewünschte Querverbindungen der Dosen und damit das mögliche Übersprechen von Störsignalen; die werden nämlich von den Audio- und Videogeräten durchaus auch selbst erzeugt und in das Netz eingespeist. Das verhindert die Venus, ihre zentrale Filterschaltung hat über die hier eingesteckten Komponenten die Kontrolle. Noch aufwändiger wäre eine separate Filterschaltung für jede einzelne Steckdose oder Steckdosengruppen, dann bewegen wir uns aber in einer noch höheren Preisregion.
Bleiben wir bei der Venus: Die Verarbeitung ist ultrasolide. Das beginnt bei besseren Kabeln mit einem Querschnitt von 1,5 mm2, geht weiter bei den hochwertigen Steckdosen und endet bei dem wichtigen Schutz gegen Spannungs- und Stromspitzen: In die seitliche Buchse für den Netzstecker ist ein Sicherungsfach integriert, hier sitzt eine 10-Ampère-Schmelzsicherung – und mit dieser Feinsicherung hält Venus ihre Hand über die heilige Heimanlage. Im Falle eines Falles bedeutet das Schmelzen der Sicherung eine Auftrennung des Stromwegs, das ist ein besserer Schutz, als ihn etwa preiswerte Überspannungsschutzadapter oder Überspannungsschutz-Steckdosenleisten ohne Sicherung bieten: Diese Geräte führen nur die Überspannung zum Schutzleiter ab, ohne für eine Unterbrechung der Leitung zu sorgen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ein Schutz vor Überspannung ist kein Schutz vor Hochspannung, gegen direkten Blitzeinschlag hilft auch eine Schmelzsicherung wenig. Bei entfernter einschlagenden Himmelsentladungen, die ihr Zerstörungspotenzial ins Stromnetz jagen, kann die Sicherung aber Ihre Anlage retten. Bei der Venus ist im Sicherungsfach übrigens noch eine Ersatzsicherung beigelegt. Es sind auch solche Details, die ein gutes, durchdachtes und kundenorientiertes Produkt auszeichnen.
Aber wie soll man es bewerten, dass die Venus ohne Netzkabel geliefert wird? Man kann das bedauerlich finden oder konsequent: Würde IsoTek ein Kabel aus dem eigenen Sortiment beigelegen, wäre der Preis des Produkts deutlich höher. So kann jeder Käufer für sich entscheiden, ob er den Weg von der Wandsteckdose zur Venus mit einer preiswerten Stromstrippe überbrückt oder auch hier tiefer in die Tasche greift und ein Qualitätskabel hinzukauft. Die gleiche Entscheidung muss man dann auch für die weitere Verkabelung von der Venus bis zu den jeweiligen Komponenten der eigenen Anlage treffen.
Venus macht sauber
Zeit, die Göttin ans Netz zu lassen und ihre Kräfte kennenzulernen. Mit dem Einstecken des Netzkabels ist die Venus auch gleich in Betrieb, ein Netzschalter zum An- und Abschalten der Leiste ist nicht vorgesehen. Venus zeigt ihre Funktionstüchtigkeit sofort durch das Aufleuchten einer kleinen blauen LED an. Als erstes drehen wir den Verstärker mal im „Leerlauf“ bis zum Stehkragen auf – sehr schön: Das ganz leise, aber fiese Fiepen, das bislang unterschwellig im Hintergrund zu hören war, ist so gut wie weg. Aber bei dieser Lautstärke möchte man auch nicht wirklich Musik hören, sonst ist das Fiepen aus einem anderen Grund wieder da und heißt Tinnitus. Jetzt mal bei realistischer Volumeneinstellung die erste Platte: „High & Mighty“, eine Bluesrock-Göttergabe von Gov’t Mule. Beim halbballadesken „So Weak, So Strong“ erleben wir, wie die Wiedergabe mit der Venus gewinnt: Die gute, aber doch sehr dicht produzierte Aufnahme hat mehr Weite, beim Einsatz der kompletten Band wirkt das kompakte Klangbild stressfreier. Der zwar tief, aber eher trocken klingende Bass hat ein nun wenig mehr Fülle und ist etwas akzentuierter. Dieser Eindruck bestätigt sich bei „Zidane“, der Fußballer-Filmmusik von Mogwai. Die musikalische, rein instrumentale Dauerzeitlupe erscheint noch ein wenig epischer, und gerade der abgrundtiefe Bass dieser Postrock/Electronica-Scheibe legt einige Prozentpunkte zu. Das sind alles keine dramatischen Veränderungen, dafür aber sehr schöne: Sie machen das Musikhören noch eine Spur entspannter. Es ist ein Effekt wie bei frisch geputzten Fenstern, wo auch gleich die gesamte Wohnung reiner wirkt.
Klappt es mit diesem Mehr an Klarheit auch beim Bild? Wir nehmen dafür die DVD „Score“ von Dream Theater. Das Konzert ist in brillanter Qualität gefilmt worden, wir starten hier bei der Eröffnungssequenz. Die Kamera macht einen kurzen Schwenk durch die Radio City Music Hall von New York, und hier sind die Strukturen der Wandvertäfelung konturierter – und nicht nur die: Gleich mit den ersten Bildern werden auch alle Musiker der Band kurz vorgestellt, sie wirken alle einen Tick plastischer – die Meister des Prog-Metal kommen bei „The Root Of All Evil“ schärfer rüber, seit wir die Wurzel allen Übels mithilfe der Venus beseitigt haben.
Fazit
Venus erweist sich als göttliche Putzfrau: Diese schicke Netzfilterleiste schützt nicht nur vor Überspannungen, sondern befreit den Strom vom Schmutz. Das kommt der Wiedergabe zugute: Die Venus fügt nichts hinzu, sie sorgt aber dafür, dass das vorhandene Potenzial der Audio- und Heimkino-Anlage besser ausgeschöpft werden kann. Im Test war es eine Frage von Nuancen und einer graduell entspannteren und konturierteren Wiedergabe. Wer hier nach Antworten sucht, sollte in eine saubere Stromversorgung investieren.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten