lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN

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Redakteur
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Elektrostaten gelten unter Kopfhörer-Fans als schallwandlerisches Non plus ultra. Doch die aufwändige Technik braucht einen speziellen Verstärker und ist deshalb bislang ein komplexes und kostenintensives Vergnügen. Warwick Acoustics ändert das eine und lindert das andere: Die Briten kreieren mit dem Sonoma M1 ein einfaches, kompaktes Kopfhörer/Verstärker-System, revolutionieren dabei die Flächenstrahler-Wiedergabe, integrieren überdies einen exzellenten DAC für High End-Spaß in HiRes-Qualität – und liefern damit eine Komplettlösung, die auf Referenz-Niveau spielt, aber deutlich unter dem dafür aufrufbaren Preis liegt. Wie ist das möglich?

Bildschöne Kompakt-Kombi: Das Warwick Acoustics Sonoma M1 besteht aus dem Kopfhörer M1HP und dem Verstärker/DAC/DSP M1AMP.

Kompakt? Die beiden Kartons, in denen das M1-System unsere Redaktion erreicht, verheißen erst einmal etwas ganz anderes. Der Kopfhörer M1HP und der Verstärker/DAC M1AMP sind jeweils in einem voluminösen Kubus verpackt. Ach was: Sie werden in zwei opulent-edlen Karton-Kassetten mit Klapp- und Schubfächern geradezu als Kostbarkeiten zelebriert! Hier hat sich ein Designer ausleben dürfen, das ist beeindruckend realisiert und erhebt das Auspacken der Komponenten geradezu zu einem Erlebnis. Und das, was wir aus dieser Verpackung herausholen, ist noch imposanter: Vor uns steht ein wunderschönes Kopfhörer/Verstärker-Gespann, das endgültig mit der etablierten Ansicht aufräumt, dass Elektrostat-Systeme klobig, hässlich und technoid sind. Das silberne Sonoma M1 verströmt durch die Güte der Materialien und die Qualität der Verarbeitung eine extreme Hochwertigkeit. Dieses elegante Duo ist perfekt durchdesignt: Es demonstriert durch die weiche, wohnraumfreundliche Formgebung und über die Wellenmuster der Kopfhörermuscheln sowie der Verstärkeraussparungen eine unzertrennliche Zusammenhörigkeit – und die ist in der Tat das Wesen dieses Systems.

Mechanisches Meisterwerk: Die Membran sitzt geschützt hinter einem wunderschönen Wellengitter.

Komplett-System für perfekte Stimmigkeit

Diese kompakte Kombi ist ein Komplettsystem: Der M1HP und der M1AMP sind nicht gegen einen anderen Kopfhörer oder einen anderen Verstärker austauschbar. Das Matching reicht beim M1 sogar bis zur Verkabelung und zur Stromversorgung. Zum Komplett-Set gehört deshalb ein spezielles Kopfhörer-Kabel, das in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Straight Wire für das M1 entwickelt worden ist, Es ist auf minimale mechanische Geräuschentwicklung und maximale Signalreinheit getrimmt worden, seine Metallstecker, die mit ihrer Rastfunktion festen Halt in den Buchsen haben, lassen ebenfalls keine Wünsche offen. Auch das mitgelieferte hochwertige USB-Kabel ist eine von Straight Wire gefertigte Sonderlösung, und ebenso ist das externe Netzteil eine extra für das Sonoma M1 produzierte Stromversorgung. Der Vorteil dieser vollumfänglichen Komplettlösung: Weil bei diesem System schon alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, müssen technisch-akustisch keine Kompromisse eingegangen werden. Zudem lässt sich die Bedienung einfach halten. So kommt das M1 mit gerade mal drei Wahlschaltern und einer Volumendrehrad aus – und Aufbau, Anschluss und Bedienung erklären sich fast von selbst. Schauen wir uns die Komponenten dieses Systems mal im Einzelnen an.

Die filigrane und trotzdem stabile Aufhängung unterstützt die leichte Anmutung des Kopfhörers.

Leicht und luftig: der Kopfhörer M1HP

Das auffälligste Gebilde ist natürlich der Kopfhörer: Mit seinen herrlich gestalteten Wellengitter-Ohrmuscheln ist er ein echter Hingucker – so schön kann ein offener Kopfhörer aussehen! Wer ihn näher betrachten möchte und ihn deshalb in die Hand nimmt, kommt abermals ins Staunen: Der M1HP wiegt gerade mal 300 Gramm! Dieses sensationell niedrige Gewicht ermöglichen die verwendeten Werkstoffe. Die gesamte Ohrmuschel-Konstruktion besteht aus Magnesium-Spritzguss. Dieses steife Material ist um etwa ein Drittel leichter als das gebräuchliche Aluminium und besitzt zudem bessere Dämpfungseigenschaften. Prima, man will ja nicht das Material hören, sondern die Musik. Der Bügelbereich muss natürlich biegbarer sein. Der Bogen besteht deshalb aus Nylon 12, der Hersteller attestiert diesem Kunststoff eine große und lang währende Elastizität. In diesem Bogen sorgen titanbeschichtete Edelstahlbänder für die Größenpassung an den Kopf. Über dreizehn fein abgestufte Rastungen je Seite erreicht man die perfekte Passform, zumal die Muscheln über die Aufhängung vertikal und horizontal leicht drehbar sind. Der Tragekomfort wird nun noch durch die Polsterung gesteigert. Die ohrumschließenden Muscheln sind mit einem Memory-Schaum bewehrt, dieser weiche Schaumstoff schmiegt sich an den Kopf an, findet nach dem Absetzen des Kopfhörers aber immer wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück. Diese handgefertigten Polster sind, wie auch der Kopfschoner, mit Cabretta-Leder überzogen. Dies ist ein leichtes, wunderbar weiches Haarschaf-Leder, das sich als wahrer Hautschmeichler erweist. An der Muschelunterseite entdecken wir nun die finale Außergewöhnlichkeit: die Anschlussbuchsen. Weil wir es mit einem Elektrostat-Kopfhörer zu tun haben, der mit einer Speisespannung versorgt werden will, kann man hier kein normales Kopfhörerkabel anschließen. Deshalb sind auch die Buchsen speziell: Hier findet ein vierpoliger Stecker Anschluss, der perfekt sitzt und mit einem satten Geräusch einrastet. Wir merken schon: Ein Elektrostat ist eine besondere Kopfhörerart – und das Sonoma M1 ist die Revolutionierung des Besonderen. Wie funktioniert dieses System denn nun?

Hinter dem schwarzen Schutzgitter sitzt die glänzende Membran – direkt in Ohrnähe und ohne das sonst bei normalen Elektrostaten noch dazwischensitzende Statorengitter.

Revolutionärer Elektrostat

Normalerweise arbeitet ein elektrostatischer Kopfhörer so: Als Membran dient eine hauchdünne, hochagile Kunststofffolie, die mit einer leitenden Schicht versehen ist. Die Membran wird mit einem kleinen Abstand zwischen zwei Metallgitter eingespannt, den sogenannten Statoren. Die Membran ist gegenüber den Statoren durch eine konstante hohe Gleichspannung positiv vorgespannt. Wenn nun das Musiksignal in Form von elektrischer Wechselspannung an den Statoren anliegt, wird die Membran von den Statoren angezogen beziehungsweise abgestoßen. Diese Bewegung erzeugt Luftdruckwellen, die wir als Schall wahrnehmen. Beim M1-Kopfhörer wird das elektrostatische Prinzip nun revolutioniert: Die Schallwandlung besorgt eine neue Zellen-Technologie von Warwick Acoustics. Nach zehn Jahre Entwicklungsarbeit kommt sie nun im Sonoma M1 erstmals zum Einsatz. Die Technologie heißt „High-Precision Electrostatic Laminate Transducer“ (HPELT), das heißt übersetzt „hochpräziser elektrostatischer Schichtwandler“ – und der funktioniert so: Eine dünne Kunststoff-Folie wird mit einem Metallfilm laminiert und auf einen Abstandhalter aufgespannt, der eine wabenförmige Gitterstruktur besitzt. Der Abstandhalter wiederum wird mit einem elektrisch leitenden Edelstahlgitter überzogen. Dieser fragile Schichtwandler wird zur mechanischen Stabilisierung in eine Kunststoff-Kassette eingepasst. Der HPELT ersetzt nun die herkömmliche Membran/Statoren-Konstruktion. Das Edelstahlgitter agiert als hinterer Stator. An die Stelle des vorderen Stators, der normalerweise beim aufgesetzten Kopfhörer zwischen Membran und Ohr sitzt, tritt nun die metallbeschichtete Membran. Sie wird sowohl mit dem Vorspannungs-Gleichstrom als auch mit dem aufmodulierten Musiksignal-Wechselstrom versorgt. Das bedeutet: Der störende Stator zwischen Ohr und Membran entfällt.

Die Membran des Kopfhörers besitzt einen vierteiligen Aufbau. In dieser Zeichnung ist die wichtige Wabenstruktur des Abstandhalters deutlich sichtbar.

Wundersame Waben-Wandler

Doch warum ist die Membran nun akribisch auf ein Wabengitter aufgezogen? Mit diesem Kniff wird die Membranfläche in acht einzelne Zellen aufgeteilt – und diese Zellen arbeiten akustisch eigenständig. Sie sind wie die verschiedenen Trommelfelle eines Schlagzeugs jeweils auf eine andere Resonanzfrequenz abgestimmt. Dadurch reagieren sie unterschiedlich auf das zugespielte Musiksignal. Da die Zellen aber parallel arbeiten und damit als Team funktionieren, fügen sich ihre Teil-Schallwandlungen im Endeffekt wieder zu einem Ganzen zusammen und ergeben ein komplettes Klangbild. Die Aufteilung in acht Areale mit verschiedenen Resonanzeigenschaften verhindert, dass sich insgesamt eine große Resonanzspitze bildet, wie sie gerne bei größerflächigen Membranen auftreten, die den gesamten Frequenzbereich schallwandeln. So gelingt es der gerade mal 15 Mikrometer messenden Membran des HPELT, bis über 60 Kilohertz hinaus linear zu arbeiten. Damit ist klar: Dieser Kopfhörer ist für die Wiedergabe von audiophilen HiRes-Files geradezu geschaffen. Linear bis 60 Kilohertz – das ist ein Wahnsinns-Wert, der nur mit einer immensen Impulstreue möglich ist. Auch bei dieser Einschwingzeit soll der HPELT neue Maßstäbe setzen. So ausgefuchst die Technologie ist: Sie lässt sich maschinell ziemlich leicht produzieren – und damit wesentlich kostengünstiger als herkömmliche Elektrostaten, die aufgrund ihrer mechanischen Komplexität oft in aufwändiger Handarbeit gefertigt werden. Zudem bürgt die maschinelle Produktion für eine hohe Konstanz. So lassen sich die Abweichungen der Schallwandler für den rechten und den linken Stereo-Kanal auf minimale +/- 0,8 Dezibel reduzieren. Ein HPEL-Kopfhörer funktioniert allerdings nur mit einem Verstärker, der für diese Technologie ausgelegt ist – und deshalb wurde für den Kopfhörer M1HP ein perfekt passender Verstärker entwickelt.

Das metallene Innenband sorgt für den Anpressdruck des Kopfhörers.

Der M1AMP: Sowohl Energizer …

Ein Elektrostat-Kopfhörer braucht einen speziellen Verstärker, der neben dem Musiksignal auch die Versorgungsspannung liefert. Das Sonoma-System macht da keine Ausnahme: Die Power liefert der M1AMP. Dieser kleine Verstärker, der gerade mal 55 x 195 x 290 Millimeter misst, bringt satte 2,5 Kilogramm auf die Waage. Dazu trägt in erheblichem Umfang sein massives Aluminium-Gehäuse bei. Der Korpus durchläuft einen extrem aufwändigen Fertigungsprozess: Das Aluminium wird erst extrudiert und dann mit einer CNC-Maschine in die fertige U-Form gebracht. Sie bildet den Boden und die Wangen des Gehäuses. Dann werden die wellenförmigen Belüftungssschlitze in Decke und Boden gefräst, eine Hochdruck-Glasperlenbestrahlung und eine Anodisierung sorgen schließlich für das mattgraue Finish der Flächen. Nur die dickwandige Stirnseite ist auf Hochglanz gebürstet und sorgt für den reizvollen optischen Kontrast. Was für ein Aufwand! Er setzt sich in der Musiksignalverarbeitung und der Stromversorgung fort. Fangen wir hier an: Der M1AMP liefert die Speisespannung über sein externes Ultra-Low-Noise-Netzteil, das extra für Sonoma gefertigt wird – hier kommt also keine einfach zugekaufte Standard-Massenware zum Zuge. Mit diesem Netzteil liefert der M1AMP die nötige Gleichspannung von 1.350 Volt. Aufgrund der geringen Stromstärke braucht man sich über diese hohe Spannung aber keine Gedanken machen. Trotzdem muss die Verstärkerschaltung für diese hohen Werte ausgelegt sein, deshalb werden nur hochwertigste Bauteile eingesetzt.

Der M1AMP ist Stromlieferant, Verstärker, DAC und DSP in einem – und er ist der unabdingbare Spielpartner des Kopfhörers.

… als auch Verstärker und Konverter

Für den guten Ton kommt natürlich nur eine Class-A-Schaltung infrage. Sie ist im M1AMP mit Transistoren realisiert. Bei der Class-A-Schaltung wird das Musiksignal in Gänze von jeweils einem Transistor bearbeitet, der die Verstärkung in seinem Parade-Arbeitsbereich erledigt, in dem er völlig linear agiert. Dies führt zu sehr sauberen und verzerrungsfreien Ergebnissen. Deshalb wird die Class-A-Schaltung von Audiophilen bevorzugt. Allerdings: Der Wirkungsgrad solcher Verstärker ist nicht groß, was bei Kopfhörer-Verstärkern jedoch kaum ein Problem darstellt. Zudem setzen diese Verstärker prinzipbedingt viel Energie in Wärme um, auch im Leerlauf werden sie ordentlich warm. Das gilt auch für den M1AMP, seine Wellen-Lüftungsschlitze sind also keine bloße Zierde. Der M1AMP kann aber mehr als amplifizieren, das wird mit einem Blick auf die Front klar. Neben der achtpoligen Kopfhörer-Ausgangsbuchse und dem Lautstärkerad finden wir links einen Schalter, mit dem wir zwischen dem Analog- und dem Digital-Betrieb wechseln können. Der M1AMP ist also auch für Nullen und Einsen zugänglich. Sonoma setzt bei der Digital-Abteilung auf den 32-Bit Reference DAC von ESS Technology und damit auf ein Premium-Produkt von einem der weltweit führenden Wandlerhersteller. Diesen DAC gibt’s im M1AMP nun gleich doppelt, denn hier agieren zwei Stereo-DAC-Bausteine zusammen in einem speziellen Mono-Modus. Damit erreicht das Sonoma M1 einen Rauschabstand von herausragenden 129 Dezibel. Schauen wir mal, welche Anlog- und Digital-Signale nun überhaupt akzeptiert werden.

Das Volumen-Drehrad und der Umschalter sind die einzigen Bedienelemente auf der Front. Mit dem Schalter wählt man aus, ob die Musik von einem digitalen oder analogen Zuspieler kommt. Zur Kontrolle leuchtet jeweils eine orangefarbene LED.

Eingänge und Schnittstellen

Der M1AMP präsentiert uns auf seiner Rückseite eine gut durchdachte Eingangssektion. Analogseitig bietet er zwei verschiedene Inputs: Die vergoldeten Cinch-Buchsen sind mit „HI“ gekennzeichnet, dies ist ein Line Level-Eingang für den Anschluss eines Vorverstärker-Signals, eines CD-Spielers oder eines anderen Zuspielers. Daneben finden wir eine mit „LOW“ markierte Miniklinkenbuchse, hier schließt man Smartphones oder andere Zuspieler mit ähnlich geringem Signal-Output an. Über einen Umschalter entscheidet man, welcher Eingang aktiv sein soll. Digitalseitig offeriert der M1AMP eine koaxiale S/PDIF-Schnittstelle, sie akzeptiert PCM-Signale bis 192 Kilohertz/24 Bit. Das ist schon eine sehr gute HiRes-Qualität, aber diese Güte wird vom USB-Port noch getoppt: Über diesen Eingang können PCM-Signale bis 384 Kilohertz/32 Bit zugespielt werden – und außerdem DSD-Files bis DSD128. Das ist DSD mit doppelter Abtastrate, wobei das DSD-Signal für den internen Datentransport in einen PCM-Container verpackt wird, daher trägt dieses Verfahren den Namen „DSD over PCM“ (DoP). Mit diesen HiRes-Fähigkeiten des DAC ist das Sonoma M1 zukunftsfest. Der USB-Port ist als Typ B-Buchse ausgelegt, hier wird also kein USB-Stick und keine externe Festplatte angeschlossen, sondern ein Rechner oder Laptop. Mac-User können sofort loslegen, Windows-Nutzer müssen vorher den „XMOS Driver Installer“ installieren, den Sonoma auf seiner Homepage bereitstellt (hier geht es zum Download). Mit diesen Eingängen ist der Sonoma M1 gut gerüstet. Wünschenswert wäre allerdings noch die Möglichkeit, das Musiksignal über einen analogen Line Out zur Verfügung zu haben. So könnte man den M1AMP zusätzlich als DAC für die vorhandene analoge Stereo-Anlage einsetzen. Warum hat Sonoma dies unterlassen? Eine mögliche Antwort liefert die spezielle Behandlung, mit der das Signal im M1AMP für die Kopfhörerwiedergabe optimiert wird.

Der M1AMP bietet als digitale Schnittstellen einen USB-Port und einen koaxialen S/PDIF-Input, als analoge Eingänge offeriert er einen Line-In („HI“) in Form zweier Cinch-Buchsen und einen Miniklinkenanschluss („LOW“) für pegelschwache Zuspieler – etwa ein Smartphone.

Spezialbehandlung für normalisierten Klang

Linearität ist für HiFi-Komponenten und Lautsprecher das große Ziel – doch unsere Wahrnehmung des Klangs wird noch von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Wichtige Größen sind der Raum, in dem sich der Schall ausbreitet, die Richtung, aus der der Schall kommt, und nicht zuletzt die Formung des Ohrs, die von Mensch zu Mensch extrem unterschiedlich ausfällt. Die Erforschung dieses Wechselspiels von Schallfeld, Gehör und Wahrnehmung hat zur Entwicklung einer „Head Related Transfer Function“ (HRTF) geführt, also zu einer kopfbezogenen Übertragungsfunktion. Sie beschreibt die Filterwirkung von Kopf, Außenohr und Rumpf – und zeigt damit zugleich an, wie man diese Filterwirkung aufheben kann. Diese Aufhebung nennt man auch Entzerrung. Beim Hören mit Kopfhörer spielt die HRTF nun eine besonders große Rolle, zugleich herrscht hier aber Uneinigkeit über die ideale Form der Funktion. Mit welcher Entzerrung oder Klangveränderung wirkt man dem menschlichen Filter am besten entgegen? Die bisherigen zwei Optionen lauten „Freifeld“ oder „Diffusfeld“, beide ähneln dem Musikhören über zwei Lautsprecher – bei „Freifeld“ allerdings in einem schalltoten Raum, bei „Diffusfeld“ hingegen in einem sehr halligen Raum. Beide Optionen sind weder besonders realitätsnah noch besonders erstrebenswert. Darum hat Sonoma eine eigene, dritte Option erfunden, eine „modifizierte Pseudo-Diffusfeldentzerrung“. Sie entspricht dem Musikhören über lineare Lautsprecher in einem akustisch guten Raum, der weder zu hallig noch zu stark bedämpft ist. Daraufhin wird das Musikwiedergabe des Sonoma M1 optimiert – und das bedeutet: Das Musiksignal wird prozessiert.

Die aufwändig ausgefräste Wellenform der Lüftungsschlitze setzt die Wellenstruktur des Kopfhöhrermuschel-Gitters fort.

Clever-komplexe Signal-Optimierung

Diese komplizierte Signalbearbeitung ist nur auf digitaler Ebene möglich. Deshalb werden Signale, die über die Analogeingänge in den M1AMP gelangen, erst einmal in Nullen und Einsen verwandelt. Dies geschieht auf getrennten Signalpfaden, um für den High Level-Eingang und den Low Level-Input jeweils die optimale Signalgüte mit einem exzellenten Rauschabstand von über 120 Dezibel zu erreichen. Nach dieser AD-Wandlung werden alle Digitalsignale vom Soundprozessor so berechnet, dass einerseits die erwünschte Diffusfeld-Entzerrung erreicht wird und andererseits jene Verzerrungen kompensiert werden, die durch die Membran-Schallwandlung entstehen. Diese clever-komplexe Musiksignal-Aufbereitung und die akustische Anpassung sind die nächsten Innovationen, die unter der Haube des M1AMP stecken – und auch hier übernehmen wieder Premium-Prozessoren die Bearbeitung: der 32 Bit/384 Kilohertz Mehrkanal-Konverter für die Analog-Digital-Wandlung stammt von dem japanischen High End Audio IC-Hersteller AKM, der DSP ist ein 64 Bit-Mehrkern-Prozessor des ebenfalls bestens beleumundeten britischen Halbleiter-Spezialisten XMOS. Der hochakkurate DSP ermöglicht zudem eine volldigitale Lautstärkesteuerung. Sonoma attestiert dieser Lösung dramatische Vorteile gegenüber einem analogen Potentiometer: uneingeschränkte Klangtreue ohne jegliche Dynamikverluste, vollkommene Gleichheit und Gleichlauf von linkem und rechtem Kanal, völlige Freiheit von den sonst auftretenden Betriebsgeräuschen. Nehmen wir das Sonoma M1 doch endlich mal in Betrieb!

Das Netzteil wird extra für Sonoma gefertigt. Die Auslagerung verhindert elektromagnetische Einflüsse auf die empfindlichen Elektronik des Verstärkers , die sich als Brummen oder Sirren äußern können.

Das Sonoma Acoustics M1 in der Praxis

Wir beginnen mit den analogen Eingängen und schließen an den „LOW“-Input das Smartphone LG V30 an, das mit seinem internen HiFi Quad DAC und dem aufgespielten Onkyo HF Player einen respektablen Zuspieler darstellt. Als Musik wählen „Morph The Cat“ von Donald Fagen. Dieser exzellent aufgenommene Song glänzt mit der transparenten Abmischung der vielköpfigen Band und dem berühmt-berüchtigten Bassfundament von Freddie Washington. Das klingt schon über den „LOW“-Eingang klasse: Gleich mit der Einleitung durch Gitarre, Bass und Schlagzeug glänzt das Sonomo M1 mit einem wunderbar voluminösen Bass. Wow! Das Unisono der Saiteninstrumente und die dazugehörige HiHat/Bassdrum-Figur des Schlagzeugs bringt die Kopfhörer-Kombi knackig auf den Punkt. Hier brilliert das M1 mit seiner Impulstreue. Auch nach dem Einsetzen des Gesang und der anderen Instrumente bleibt die Wiedergabe wunderbar entspannt und ausgewogen. Sehr gut! Nun spielen wir den gleichen Track per CD zu und wechseln zum „Hi“-Eingang des Sonomo M1. Holla: Der Bass entwickelt nun noch mehr Druck und Fülle. Das ist genau der Mörder-Tiefton, für den diese Aufnahme so berühmt ist – grandios! Dabei klingt das M1 völlig lässig, die Kombi behält auch bei den abgrundtiefen Tönen die kompletter Kontrolle, selbst bei großer Lautstärke – jetzt glauben wir, dass dieses System bis 10 Hertz runterspielt. Eine so mühelose Wiedergabe haben wir hier noch nicht gehört. Dieser Druck ist eher für halboffene oder geschlossene Modelle typisch. Von einem offenen Kopfhörer haben wir ihn ebenso wenig erwartet wie die zupackende Wiedergabe: Elektrostaten gelten eigentlich als etwas „vornehm“-verfeinert, brillant, präzise, während dynamische Kopfhörer mehr Griff liefern. Dem Sonoma M1 gelingt beides – das ist schlicht großartig!

Der große 8-Pol-Stecker und die beiden kleinen 4-Pol-Stecker des Kopfhörerkabels sind jeweils mit einer Verriegelung ausgerüstet und sorgen so für festen Halt und besten Kontakt.

Entspannter Musikgenuss

Dafür muss der Kopfhörer aber auch fest am Kopf bleiben, wer die Muscheln nur ein wenig von den Ohren abhebt, erlebt eine deutliche Einbuße im Bass. Bei diesem Versuch legt man automatisch die Hände über die offenen Muscheln – und auch das sorgt schon allein bei der Annäherung der Hände für eine deutliche Verfärbung des Klangs. Dieser Hörer braucht als zu beiden Seiten hin ein wenig Freiraum. Unglaublich, wie sensitiv der Kopfhörer reagiert. Hören wir wieder auf die Musik: Die Mischung aus Präzision und Griffigkeit liefert das Sonoma M1 auch, wenn Fagens gesamte 13-köpfige Combo mit Bläser- und Background-Sektion spielt: Das vielschichtige musikalische Geschehen ist vollkommen Transparent, die Musik klingt wie selbstverständlich, der Sound ist unheimlich organisch und natürlich. Was für ein entspannter Musikgenuss! Gerade die Wiedergabe der HiHat bereitet manchem Schallwandlern Probleme, das Sonoma M1 präsentiert uns das Doppelbecken ohne Schärfe, aber mit der genau richtigen Präsenz. Mit diesem Kopfhörer gelingt uns eine wunderbare Entdeckungsreise durch das gesamte musikalische Geschehen, weil jedes Instrument wunderbar präzise abgebildet und positioniert ist: Wir können den einzelnen Bläserstimmen folgen, nehmen all die komplexen Akkordfortschreitungen des Keyboards wahr, hören kleine Einwürfe der Gitarre, die uns bislang gar nicht aufgefallen sind – dabei kennen wir den Song nun wirklich gut. Diese Auflösung und gleichzeitige Komplettheit der Abbildung ist fantastisch!

Am Kopfhörer sitzt die robuste Buchse auf der Unterseite jeder Muschel hier rastet der Stecker mit einem satten Klack ein.

Gesteigerte Dynamik, größere Offenheit

Nun wechseln wir zu den digitalen Eingängen, zuerst zum koaxialen S/PDIF-Eingang. Hier zeigt nun die bordeigene Wandlersektion des Sonoma M1 ihr Können: „Morph The Cat“ gewinnt abermals an Griffigkeit, aber auch an Frische. Wer über den frontseitigen Umschalter zwischen „Digital“ und „Analog“ wechselt, wird sich die Augen reiben: Die Zuspielung über den analogen Eingang erscheint nun regelrecht matt und verhalten, mit den bordeigenen Wandlern des M1 hingegen wirkt die Musik klarer, vitaler, dynamischer, sie hat mehr Zug. Die deutlich gesteigerten Dynamik und die wesentlich größere Offenheit sorgen zusammen mit der absolut anstrengungsfreien Wiedergabe dafür, dass wir von der Musik und ihrer Wiedergabe vollkommen fasziniert sind! Dabei kennen wir den Song nun wirklich gut – sagten wir das bereits? Wir gehen nun zur USB-Schnittstelle – und stellen fest: Es geht noch besser. Hier hören wir eine abermalige Verfeinerung, ein erneutes leichtes Volumenwachstum und eine noch größere Luftigkeit. Trotzdem spielt sich auch hier das musikalische Geschehen im Kopf ab. Daran ändert selbst das besondere Entzerrungsverfahren nichts, in diesem einen Punkt agiert das Sonoma M1-System wie ein normaler Kopfhörer.

Ohrschmeichler: Das handgefertigte Polster schmiegt sich mit seinem feinen Leder-Bezug weich an den Kopf an.

Faszination im HiRes-Format

Nutzen wir nun die große Wandelfähigkeit der USB-Schnittstelle und spielen Musik im HiRes-Format – dafür ist das M1 mit seiner großen Linearität und Impulstreue ja wie gemacht. „Liberty“ von Anette Askvik in (hochgerechneten) 384 Kilohertz/24 Bit kommt uns da gerade recht: Der Track ist exzellent produziert. Wir hören finessenreiche elegische Popmusik, über einem Teppich von Synthesizer-Sounds und Elektronikklängen liegen Cello, Klavier, Saxofon und Schlagzeug – und natürlich die Stimme der norwegischen Sängerin. Auch dieser Song ist uns nicht neu – doch erstmals erleben wir ihn wie ein Hörspiel: ferne, grollende Donnerschläge wandern von ganz links weit nach rechts über den Horizont in die Unendlichkeit, schon dies erzeugt ein Gefühl von epische Breite. Eine lebensecht knarzende Kette hinter unserem Kopf verleitet uns, den Kopf zu drehen – und so geht es den Song über mit immer neuen „Teasern“ weiter, deren Geräusche durch den Hall in unendliche Weite wanderen. Das ist eine unglaubliche akustische Erfahrung!

High End auch für HiRes: Über den USB-Port geht PCM bis 384 Kilohertz/32 Bit und DSD bis DSD128.

Ergreifendes Kopfkino

Nun setzt Anette Askvik mit ihrer elfengleichen Stimme ein: zart, zerbrechlich und so nah, dass wir jedes noch so leise Atemgeräusch dieser zierlichen Frau hören, aber auch die Lippengeräusche, wenn sie ihren Mund öffnet, und die dann teils gehauchten Worte sowie die eigentlich kaum noch zu hörenden Silbenenden, leisete „d“- und „t“-Konsonanten, direkt an unserem Ohr – uns läuft beim Zuhören eine Gänsehaut nach der andern den Rücken hinunter. Genauso faszinierend ist das nun anschließende Saxofon-Solo: Wir können jedes Anblasgeräusch dieses Rohrblattinstruments hören und erleben, wie Petter Wettre mit seinem Atem Stärke und Klangfarbe des Ton variiert: mal rau, mal einschmeichelnd, erst völlig gerade, dann immer intensiver mit Vibrato – wir schließen einfach die Augen, um diesen wunderschönen Moment und das ergreifende Kopfkino voll und ganz genießen zu können. Das Sonoma M1 erweist sich für die musikalische Aufführung als der perfekte Kinosaal.

Das M1 ist in jedem Ambiente ein echter Hingucker.

Fazit

Unglaublich: Die junge angloamerikanische Firma Sonoma präsentiert mit dem Warwick Acoustics M1 ihr erstes Produkt – und das erweist sich gleich als Weltklasse-Kopfhörersystem auf Referenz-Niveau. Das Komplett-System besteht zum einen aus dem offenen, ohrumschließenden Elektrostat-Kopfhörer M1HP, der mit einer neuartigen HPELT-Technologie funktioniert und dadurch von 10 Hertz bis über 60 Kilohertz hinaus linear schallwandeln kann. Dafür benötigt er eine spezielle Ansteuerung, die das kompakte Kraftwerk M1AMP liefert: Es ist Elektrostat-Stromversorgung, Class A-Verstärker, Soundprozessor und Konverter in einem. Der DAC ermöglicht dabei die Zuspielung digitaler HiRes-Files: Über USB geht PCM bis 384 Kilohertz/32 Bit sowie DSD via DoP bis DSD128, über den koaxialen S/PDIF-Input ist PCM bis 192 Kilohertz/24 Bit möglich. Analog bietet der Verstärker neben dem üblichen Line-Eingang zusätzlich eine Miniklinkenbuchse, die speziell für Smartphones und andere Analogzuspieler mit geringem Signalpegel ausgelegt ist. So oder so: Das Sonoma M1 beeindruckt und fasziniert mit einer exzellenten, natürlichen Musikwiedergabe: Der Klang ist klar und offen, feinauflösend und dynamisch, kraftvoll und bassstark – kurz: Er bietet alle Attribute, die man sich von einer herausragenden Schallwandlung erwünscht. Damit ist das Sonoma M1 das derzeit vermutlich kompletteste Kopfhörer/Headphone-Amp-Setup auf dem Markt – auf jeden Fall aber eines der besten. Deshalb ist – in Anbetracht fünfstelliger Kosten für andere Referenz-Kombinationen – auch der Preis schlicht und einfach gut.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut

98 of 100

97 of 100

97 of 100

190115 Sonoma-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Warwick Acoustics
Sonoma M1
Produktkategorie:Kopfhörersystem
Preis:5.694,99 Euro
Garantie:- 2 Jahre
- nach Registrierung: 3 Jahre
Ausführungen:silber
Vertrieb:audioNEXT, Essen
Tel.: 0201 / 507 3950
www.audionext.de
Gewicht:- Kopfhörer: 310 g (ohne Kabel), 430 g (mit Stereo-Kabel)
- Verstärker/DAC: 2,5 kg
Prinzip:- Elektrotstat (HPELT)
- offene Bauweise
- ohrumschließend
Maße (Verstärker):55 x 195 x 290 mm (inklusive Volumenrad und Schalter)
Frequenzbereich:10 Hz - 60 kHz (Herstellerangabe)
Anschluss (Kopfhörer):Kabel (beidseitig geführt, abnehmbar)
Analoge Eingänge (Verstärker): 1 x Cinch (High Level, max. Signal: 2,1 V (eff))
- 1 x Klinke 3,5 mm (Low Level, max. Signal: 850 mV (eff))
Digitale Eingänge (Verstärker): - 1 x USB 2.0
- 1 x koaxial S/PDIF
Maximale Samplingrate/
Auflösung (Verstärker):
- USB: PCM 384 kHz/32 bit, DSD: DSD128 über DoP
- S/PDIF: PCM 192 kHz/24 bit
Lieferumfang:- Kopfhörer M1HP
- Verstärker/DAC/DSP M1AMP
- Stereo-Kabel 4-Pol/ 8-Pol (2,0 m)
- externes Netzteil + Anschlusskabel (1,40 m) + Netzkabel (1,40 m)
- USB-Kabel, Stecker Typ A/Typ B (1,0 m)
- Transportbox
- Bedienungsanleitungen (Quick Start Guides, Englisch)
Pros und Contras:+ Elektrostat als Schallwandler
+ herausragender räumlicher Klang
+ exzellente Material- und Verarbeitungsqualität
+ robuste Mini-XLR-Steckverbindung
+ High End-Wandlersektion für HiRes-Wiedergabe sowohl von PCM- als auch DSD-Files

- keine analoger Line Out, um den DAC für eine analoge Stereo-Anlange nutzen zu können
- Kabelführung hin zum Körper
- Bedienungsanleitung nur als Download verfügbar
Benotung:
Klang (60%):99/100
Praxis (20%):97/100
Ausstattung (20%):97/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistunggut
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