Home » Tests » Audel Sonika MK II – Edle High-End-Lautsprecher mit ökologischem Bewusstsein
16. Juni 2019
von Martin Sowa
Redakteur
Das Angebot auf dem Lautsprecher-Markt ist groß, besondere Schallwandler sind nicht mehr so leicht zu finden. Da lohnt der Blick gen Süden nach Sizilien. Hier produziert Audel ganz besondere High-End-Speaker wie die kompakten Sonika MKII. Die per Hand gefertigten Regallautsprecher klingen hervorragend und sind sogar Vorbilder in Sachen Umweltschutz.
Beim Gedanken an italienische Exporte liegen natürlich zunächst kulinarische Genüsse nahe. Ebenso wird manch (schmerzhafte) Erinnerung aus dem sportlichen Bereich wach. Die Spuren reichen allerdings deutlich weiter zurück, man denke nur an den Einfluss der alten Römer auf unsere heutige Gesellschaft. Zudem offenbart der Rückblick auf die Geschichte wichtige Errungenschaften aus Kunst, Kultur und Wissenschaft. Damit sind wir wieder in der Gegenwart, denn in gewisser Weise verknüpft der Lautsprecherbau diese drei Bereiche, zumindest beim Unternehmen Audel. Das ist im sizilianischen Casteldaccia zuhause, das Mittelmeer liegt also quasi vor der Haustür. Sozusagen „la dolce vita“ in Perfektion und das färbt auch zwangsläufig auf das ab, was dort erschaffen wird.
Im Falle von Audel sind es hochwertige Lautsprecher, die dem High-End-Segment zuzuordnen sind. Seit der Gründung im Jahre 2008 legt Audel daher bei der Lautsprecher-Entwicklung hohen Wert auf die Klangqualität und ansprechendes Design. Lange Jahre war das Lautsprecher-Duo „Ginger & Fred“ dafür ein Paradebeispiel. Die beiden Schallwandler in Form einer menschlichen Silhouette machten Audel weltweit bekannt. Seit 2016 befindet sich das Paar allerdings im Ruhestand und wird nicht mehr produziert.
Ihre unkonventionelle Gestalt ist also Geschichte, das verwendete Material jedoch ist auch weiterhin zentraler Bestandteil der Fertigungsprozesse an der italienischen Küste. Dort, an einem so schönen Fleckchen Erde, möchte man seine Umwelt nämlich nach Möglichkeit auch erhalten. Die Sonika MK II steht daher stellvertretend für von Hand gefertigte Produkte, für die Holz aus nachhaltigem Anbau genutzt wird. Passend dazu kommt eine patentierte Oberflächenversiegelung aus Bienenwachs zum Einsatz, die ebenso langlebig wie biologisch ist. Musik hören mit gutem Gewissen, das ist doch eine sehr angenehme Form des Umweltschutzes. Dazu kommt: Abgesehen von den Vorteilen für die Natur sehen die Sonika MK II auch noch hervorragend aus.
Das gewisse Etwas der Sonika MKII
Als Basis für die kompakten Regallautsprecher dient Multiplex aus Birkenholz. Auch für die passenden Stative (699 Euro/Paar) kommt diese Sorte zum Einsatz, sodass die Sonika MK II hier in allen Belangen perfekte Partner finden. Optisch überzeugen sie allerdings auch schon ganz allein. Ihr mit großzügigen Kanten sehr angenehm gestaltete Gehäuse weist eine feine, aber alles andere als unscheinbare Maserung auf. Das natürliche Muster unterstreicht sehr schön den Unikat-Charakter der Audel-Lautsprecher. Neben der kleinen Sonika gibt es übrigens auch noch die größere Regalbox Magika MK II sowie den Standlautsprecher Malika MK II im Portfolio. Optisch lässt sich ihre Verwandtschaft definitiv nicht leugnen.
Als deutlicher Kontrast zu den honigfarbenen Seitenflächen kommt in Schallwand und Rückseite dunkles Ebenholz zum Einsatz. Der Einsatz der Frontblende ändert an diesem Farbspiel übrigens nichts. Die magnetisch haftende Abdeckung ist in neutralem Schwarz gehalten. Ein gelungener Akzent, der das homogene Gesamtbild gewinnbringend ergänzt. Die Verarbeitung ist dem High-End-Anspruch entsprechend selbstverständlich völlig makellos. Die Treiber sind sauber im Holz versenkt und die Sonika MK II wirkt komplett „rund“. Die Oberfläche fühlt sich dank des Finishes hervorragend an und lässt keinen Raum für unerwünschte Unebenheiten oder Kanten. Sogar der frontal platzierte Bassreflexport, an dem beide Hölzer ineinander übergehen, ist perfekt verarbeitet. So wird aus bloßem Handwerk wahre Kunst.
Perfekt verarbeitet, clever konstruiert
Die Sonika MK II sieht aber nicht nur sehr hübsch aus. Ihre auf den ersten Blick unsichtbare Konstruktion steht dem gelungenen Äußeren in nichts nach. Die innere Struktur des Gehäuses ist aber alles andere als glatt und geschwungen, sondern folgt dem Montage-System „Internal Rib System“. Ganz grob gesagt erinnern die Innenwände an das Gegenstück zu großzügigen Kühlrippen. Dadurch ist das Gehäuse stets unterschiedlich dick, was eine höhere Versteifung und damit eine verbesserte Stabilität bewirkt. Zudem werden in Kombination mit schallabsorbierendem Material stationäre Wellen im Gehäuseinneren bekämpft, die den Klang sonst negativ beeinflussen könnten.
Von der Gehäusestruktur profitieren also auch die beiden Treiber, die darin verankert sind. Im Hochton-Bereich handelt es sich dabei um einen 29-Millimeter-Tweeter mit abgeschirmten Neodym-Antrieb. Direkt darunter arbeitet ein vier Zoll großer Mitteltieftöner, dessen Aluminiumrahmen für zusätzlich optimierte Festigkeit sorgt. In Kombination mit dem zusätzlichen Bassreflexport erreichen die Sonika MK II deshalb einen unteren Frequenzbereich von 48 Hertz, der angesichts der kompakten Abmessungen durchaus respektabel ist. Schließlich sind die Regallautsprecher gerade einmal 15 Zentimeter breit sowie 26 Zentimeter hoch und (fast) tief. Auf der Rückseite fordern natürlich die robusten Anschlussklemmen ihren Tribut, sprich: etwas Platz. Immerhin macht die nach vorn gerichtete Bassreflex-Öffnung einen großzügigen Wandabstand überflüssig. So fühlen sich die Sonika MK II auch in kleineren Räumlichkeiten sehr wohl. Tatsächlich wird für die kompakten Lautsprecher sogar eine Raumgröße zwischen zwölf und 20 Quadratmetern empfohlen.
Präzision in Verarbeitung und Klang
Diese eher begrenzte Fläche erinnert uns ein wenig an das Musikvideo zu „Erase/Rewind“ der schwedischen Band The Cardigans. Also wählen wir diesen Titel direkt zum Auftakt unseres Hörtests – und damit das europäische Kontrastprogramm zu Süditalien. Die kühle Stimme von Nina Persson klingt über die Sonika MK II allerdings äußerst angenehm und glasklar. Den linearen Charakter, den Audel selbst ihren Lautsprechern zuschreibt, können wir also definitiv bestätigen. Zudem überzeugen die kompakten Schallwandler mit einer hohen Präzision, die der virtuellen Bühne sehr zuträglich ist. Die Position der einzelnen Bandmitglieder und ihrer Instrumente lässt sich spielend leicht erkennen. Mit einer so exakten Staffelung sind die Sonika MK II auch komplexer aufgebauten Stücken sehr zugetan.
Aus dieser Vorahnung wird schnell Gewissheit. Von Skandinavien wagen wir nun den Sprung gen Westen auf die britischen Inseln. Hier ist Chris Rea zuhause, der mit „Money“ ein relativ behäbiges, aber auch sehr vielschichtiges Kapitel aufschlägt. Insbesondere das Gitarrenspiel des Engländers kommt hier hervorragend zur Geltung und auch seine raue Stimme weiß sehr zu gefallen. Der kraftvolle Bass hält sich hier zwar noch etwas zurück, deutet sein – relativ zur Größe der Sonika MK II – enormes Potenzial allerdings schon vielversprechend an. Deutlich dynamischer geht es dann beim höherem Tempo von „Auberge“ zur Sache, in dem sich der Tiefton nicht mehr bremsen muss und mit richtig Power auf sich aufmerksam macht.
Voluminös und kristallklar
Diese Dynamik bleibt uns auch bei Paolo Nutini erhalten. Sein Name verrät es, in den Adern des schottischen Musikers fließt auch italienisches Blut. Nicht nur deshalb passt der Titel „Iron Sky“ besonders gut zu den Sonika MKII, die hier endgültig über sich hinauswachsen. Ihr voluminöses Klangbild beeindruckt mit großer Räumlichkeit, die aus dem unterschätzten Hit eine echte Hymne macht. Hier erklingen Melodien ebenso ausdrucksstark wie der packende Gesang und die groovigen Bassläufe. Selbst winzige Details kommen dank der präzisen Wiedergabe zur Geltung und sorgen für Gänsehaut-Schübe. Dabei sind sogar Pegel oberhalb der Zimmerlautstärke erfreulicherweise kein Problem für die kleinen Sonikas, die unbeirrt ihre Qualität beibehalten.
Die Bassreflexöffnung tut ihr Übriges dazu, ein intensives und kraftvolles Tiefton-Fundament ins Zimmer zu legen. Darauf baut die sehr saubere Staffelung auf, die auch bei Nutinis zweitem Titel in unserer Playlist beeindruckt. In „Candy“ rückt der melancholische Charakter wieder etwas mehr in Richtung Sommer-Feeling, was sich vor allem im mehrstimmigen Gesang und den unbeschwerten Gitarren abzeichnet. Aus der Dynamik der Akkorde und den luftig-leichten Melodien der förmlich tanzenden Saiten erwecken die Sonika MK II einen akustischen Sonnenschein, der jedem Sommertag am Mittelmeer die passende Begleitung wäre. Wie gesagt, „la dolce vita“ eben …
Fazit
Die Sonika MK II haben alles, was man von edlen High-End-Lautsprechern erwartet. Die kompakten Schallwandler klingen hervorragend, werden in Handarbeit und aus ökologischen Hölzern in Italien gefertigt und sehen noch dazu äußerst elegant aus. Wo sonst in Hinblick auf Umweltschutz und europäische Produktionsstandorte oft Kompromisse eingegangen werden, sind sie hier quasi Voraussetzung für das gewisse Etwas, das die Audel-Lautsprecher ausmacht.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut
94 of 100
95 of 100
94 of 100

Technische Daten
Modell: | Audel Sonika MK II |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 2.499 Euro/Paar |
Ausführungen: | - Birke/Ebenholz |
Vertrieb: | CMI Distribution Europe, Swisttal Tel.: 02251 / 970043 www.cmi-distribution.eu |
Abmessungen (HBT): | 260 x 252 x 150 mm |
Gewicht: | 4,0 kg/St. |
Prinzip: | Zwei-Wege, Bass-Reflex |
Hochtöner: | 29 mm, Soft Dome |
Tiefmitteltöner: | 100 mm, mit Druckgusskorb |
Frequenzbereich: | 48 Hz - 25 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 2.500 Hertz |
Lieferumfang: | - Sonika MK II - magnetische Frontblenden - Spikes |
Optionales Zubehör: | - Holz-Stative (699 Euro/Paar) |
Pro und Kontra: | + hochwertige und ökologische Materialwahl + Herstellung in Handarbeit + perfekte Verarbeitung + Frontfire-Bassreflexport + elegantes Design + präziser Klang + sehr gute Räumlichkeit - Zubehör (Standfüße) ist relativ hochpreisig |
Benotung: | |
Klang (60%): | 94/95 |
Praxis (20%): | 95/95 |
Ausstattung (20%): | 94/95 |
Gesamtnote: | 94/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |