lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN

von

Redakteur
English
Zur Übersetzung unserer Seiten nutzen wir Google Translate. Dazu wird eine Verbindung zu Google-Servern hergestellt und Daten werden übertragen (weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung). Wenn Sie damit einverstanden sind, können Sie über folgende Buttons Google Translate aktivieren.

Wer Schallplatten liebt, muss den Thorens TD 402 DD einfach mögen. Ein preislich attraktiver Plattenspieler, der traditionelles Design und neue Features optimal vereint. Darüber hinaus ist er gut ausgestattet und praktischerweise auch noch so vorbereitet, dass er sofort einsatzbereit ist.

Unter dem klassischen Design des TD 402 DD verbirgt sich moderne Technik.

Plattenspieler gibt es wie Sand am Meer. Darunter bekannte Hersteller deren Namen fast schon als synonym für Plattenspieler verwendet werden können. Definitiv dazu gehört auch Thorens. Kaum eine andere Marke hat die Welt des hochwertigen analogen HiFi so geprägt, wie der Hersteller aus der Schweiz. Mit Einführung der CD wurde es um das Traditionsunternehmen dann allerdings eher ruhig. Zwar besteht Thorens durchgehend seit 1883, und auch in den letzten 30 Jahren wurden immer neue Modelle entwickelt, doch so richtig für Aufsehen gesorgt haben jedoch die wenigsten davon. Im Mai 2018 hat sich dann etwas Entscheidendes geändert: Das Unternehmen wurde vom Analog-Enthusiasten Gunter Kürten übernommen und aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Der neue Kopf und Eigentümer trommelte für sein Vorhaben einige (ebenso positiv-verrückte) Mitstreiter zusammen, zu denen auch ehemalige Entwickler gehören.

Messe-Highlight

Spätestens seit der High-End Messe 2019 ist Thorens nun wieder voll zurück. In München wurde die u.a. Neuauflage des berühmten High-End Klassikers TD 124 vorgestellt. Zusammen mit der Neu-Interpretation des TD 160 und einer Bandmaschine (!), sorgte das für einigen Wirbel in der HiFi-Welt. Produktvorstellungen, die Thorens unter analogen HiFi-Enthusiasten zum Gesprächsthema der Messe werden ließen. Für ambitionierte Ein- oder Aufsteiger wurde hier außerdem der Thorens TD 402 DD angekündigt, den wir vor Monaten schonmal kurz in der Redaktion und nun im ausführlichen Test haben. Der seit Oktober lieferbare Plattenspieler hat dabei sogar ein Konstruktionsmerkmal mit der Neuauflage des legendären 124er gemeinsam: Den Direktantrieb. Dieser stellt einen Paradigmenwechsel in der Geschichte des Herstellers dar. Direkt angetriebene Thorens, das gab es bis dahin noch nicht.

Firmen-Chef Gunter Kürten präsentierte uns in der Redaktion die Modelle TD 402 DD (links) und TD 1601.

Klassisch Thorens

Optisch gesehen, ist der neue TD 402 DD ein klassischer Thorens. Das beginnt bei der Zarge: Sie hat das Standardmaß von circa 42 x 36 Zentimeter und besteht im wesentlichen aus Holz. Im Fall unseres Testgeräts in Walnuss-Oberfläche, die Alternative wäre ein schwarzes Finish. Schwarz ist zwar universeller und passt zu jeder Einrichtung, mir gefällt die Walnuss-Version, die in Richtung Mahagoni geht, jedoch eindeutig besser. Warmes, rötliches Holz ist für mich einfach der perfekte Werkstoff für wohlklingende HiFi-Geräte. Die Oberfläche ist in beiden Varianten übrigens hochglänzend lackiert. An unserem Testgerät sucht man Verarbeitungsmängel an der Zarge dann vergebens. Sowohl das Holz als auch der Lack sind so perfekt ausgeführt ,wie man es sich besser kaum wünschen kann. Ebenfalls klassisch Thorens ist die silberfarbene Top-Platte aus Metall. Auf ihr sind Tonarm, Plattenteller und die beiden charakteristischen Bedienknöpfe verbaut.

Gut geschützt

Selbst ohne das Firmenlogo – als hochwertige, kleine Metallapplikation links auf der Vorderseite der Zarge angebracht – würde man den TD 402 DD spätestens an diesen Schaltern als Thorens erkennen. Um die empfindlichen Bauteile vor Verschmutzung zu bewahren, verfügt der Plattenspieler natürlich über eine Staubschutzhaube. Den Abschluss in die andere Richtung, also zur Stellfläche hin, bilden vier Höhenverstellbare Füße. Diese erlauben es den 402 perfekt in Waage zu bringen. Ganz nebenbei entkoppeln sie den sensiblen Abtastvorgang vom Untergrund. Sie erfüllen also zumindest ein Stück weit die Funktion, die bei den bekannten alten Thorens das Subchassis erfüllte. Eine Konstruktion, die zum günstigen Preis des TD 402 DD aber wohl nicht machbar wäre. Daher übernehmen hier die Füße diesen Job und machen den Plattenspieler unabhängiger von seiner Stellfläche. So holt der Tonabnehmer auch nur Töne aus der Rille und eben nicht den Trittschall der Mitbewohner.

Die Haube wird einfach in die dafür vorgesehenen Halter gesteckt und gehört selbstverständlich zum Lieferumfang des Thorens TD 402 DD.

Modern ausgestattet

Für die Abtastung verantwortlich ist hier ein alter Bekannter: Das Audio-Technica VM95E. Wobei „alter Bekannter“ nur zum Teil zutrifft. Der bewährte Tonabnehmer der gehoben Einstiegsklasse hat kürzlich nämlich eine sorgfältige Überarbeitung erfahren und ist somit eigentlich neu. Geschadet hat es ihm nicht. Der grüne Abtaster wird von einem ebenfalls neu entwickelten Tonarm über die Platte geführt. Beim TP 72 handelt es sich um einen klassisch konstruierten Arm. Einen, der durch seine Form wie der kleine Bruder des Klassikers TP 90 wirkt. Etwas Entscheidendes trennt die beiden jedoch: Der Tonarmlift zum Absenken und Anheben der Nadel von der Platte sitzt am neuen TP 72 direkt an der Tonarmbasis. Dadurch ändert sich das Bedienungskonzept ein wenig. Dazu aber später mehr. Natürlich bietet der gut verarbeitete Tonarm eine Antiskatingvorrichtung und auch ein Wechselheadshell.

Praktische Lösungen

Das Headshell ist der vorderste Teil des Tonarms, an dem der Tonabnehmer montiert wird. Wechselheadshells sind mit dem Tonarm verschraubt und können schnell ausgetauscht werden. Besitzt man also beispielsweise zwei davon, kann man den Tonabnehmer innerhalb weniger Augenblicke wechseln, zum Beispiel um Mono- und Stereo-Platten mit jeweils passenden Abnehmern abtasten zu können. Selbst wer nicht mehrere Tonabnehmer im Wechsel betreiben möchte, könnte über den Kauf eines Headshells nachdenken. Das mitgelieferte Exemplar ist von eher einfacher Qualität und wird dem Thorens meines Erachtens nicht völlig gerecht. Anders als seine Ahnen, besitzt der TD 402 DD auch keine fest verbauten Anschlusskabel. Ausgangssignale liegen stattdessen auf der Rückseite des Plattenspielers an zwei vergoldeten Cinch-Buchsen an. Sehr gut! Hier können Kabel beliebiger Länge und Qualität angeschlossen werden. Eines gehört selbstverständlich auch zum Lieferumfang. Direkt neben dem Audioausgang befinden sich dann noch zwei kleine Schalter und der Anschluss für das mitgelieferte Steckernetzteil.

Der TD 402 DD kommt mit einem praktischen Wechselhedshell.

Direct Drive

In Sachen Ausstattung hat der neue TD 402 DD im Vergleich zu seinen Vorgängern die Nase vorn. Während die alten, riemengetrieben Geräte häufig über eine mechanische Umschaltung der Geschwindigkeit verfügten, geht das beim TD 402 DD elektronisch. Durch das gewählte Antriebskonzept wäre das anders auch gar nicht möglich. Das Kürzel DD steht hier für „Direct Drives“. Der Plattenteller wird also direkt auf die Motorwelle gesteckt. Der Plattenteller wird als Schwungrad quasi zum Teil des Motors, daher kann die Übersetzung nicht verändert werden. Solch ein Antriebskonzept verlangt jedoch nach einem extrem laufruhigen und gleichmäßig laufendem Motor. Alle dort produzierten Störgeräusche und Gleichlaufschwankungen werden nämlich direkt auf den Teller übertragen. So erklärt es sich auch, warum die Thorens-Klassiker über Riemen angetrieben wurden. Durch den Riemen wurden die Motoren, die damals noch nicht die heutige Qualität hatten, schlichtweg vom Plattenteller entkoppelt. Gleichlaufschwankungen und Motorvibrationen konnten so in die Schranken gewiesen werden.

Die Sollgeschwindigkeit wird über einen einfachen Umschalter (von links) auf der Top-Platte gewählt.

Moderne Motoren sind jedoch präzise genug, um die Vorteile des Direktantriebs nutzen zu können. So beschleunigen sie deutlich schneller auf die Solldrehzahl als Riementriebler und auch die Überwachung der Drehzahl ist einfacher, da die Umdrehungsgeschwindigkeit des Plattentellers immer exakt der des Motors entspricht. Beim TD 402 stehen zwei Geschwindigkeiten zur Wahl: 33 Umdrehungen für Langspielplatten und 45 für Singles und audiophile Pressungen. Umgeschaltet wird klassisch am charakteristischen Schalter vorn links. Der rechte Schalter ist hingegen nicht für das Absenken des Tonarms zuständig, sondern um den Motor zu starten. Ich bin an das Bedienkonzept alter Thorens Plattenspieler gewöhnt. In meinem Test habe ich zu Anfang deshalb grundsätzlich den falschen Schalter getätigt, woraufhin der Plattenteller seine Arbeit einstellt. Wenn es nach mir ginge, müsste das Bedienkonzept dringend wieder den Vorgängern abgepasst werden! Für mich ist das ein Teil des Thorens Erlebnisses. Aber da gehen die Meinungen sicher auseinander.

Elektronische Helfer

Der TD 402 DD bringt gleich zwei elektronische Helfer mit: Der eine ist die Start-Stopp-Automatik: Die soll laut Anleitung dafür sorgen, dass der Plattenspieler seine Arbeit am Ende der Plattenseite automatisch einstellt. Bei unserem Testgerät funktioniert das aber nicht so. Stattdessen ist der Tellerantrieb mit dem Tonarm gekoppelt. Ist die Funktion aktiviert, so steht der Plattenteller still, so lange der Tonarm in seiner Arretierung ruht. Bewegt man den Tonarm aus der Ruheposition in Richtung Platte, startet der Teller automatisch. Andersrum funktioniert das natürlich auch: Sobald der Tonarm von der Auslaufrille nach außen bewegt wird, stellt der Antrieb seine Arbeit ein. Von diesem Feature abgesehen, funktioniert mein TD 402 DD manuell. Der Arm wird per Hand in die Einlaufrille bewegt. Endet die Spielzeit, wird er manuell angehoben, um nicht endlos seine Runden zu drehen. Einen automatischen Tonarmlift gibt es nicht. Das ist aber auch okay so.

Die Start/Stop-Automatik wird über den Umschalter vorn rechts auf der Top-Platte aktiviert.

TD 402 DD mit Pre-Power

Ebenfalls unüblich ist der eingebaute Phonovorverstärker. Er lässt sich über den zweiten kleinen Schalter auf der Rückseite zuschalten. Einmal aktiviert, verstärkt und entzerrt er das Tonabnehmersignal auf den normalen Line-Pegel. Das setzen die allermeisten, aktuellen Verstärker und Aktivlautsprecher zur Weiterverarbeitung voraus. Dieser Schritt ist notwendig, weil das Tonabnehmersignal nur wenige Millivolt Spannung hat. Damit ist es viel zu leise, um beispielsweise gegen CD-Player oder Streamer bestehen zu können. Außerdem ist das Musiksignal aus Gründen nach der sogenannten RIAA-Kennlinie verzerrt in die Rillenflanken geschrieben. Um „richtig“ zu klingen muss dieses wieder entzerrt werden. Ohne Phonoverstärker wäre der also Klang zu leise, die Höhen wären überbetont und die Bässe abgesenkt. Das muss durch einen speziellen Entzerrvorverstärker korrigiert werden. Der ist in vielen aktuellen Verstärkern schlichtweg nicht enthalten. Die im TD 402 DD enthaltene Lösung spart somit ein zusätzliches Gerät. Wer an seinem Verstärker jedoch einen richtigen Phono-Eingang hat oder einen hochwertigen externen Phonovorverstärker besitzt, kann aber auch diesen benutzen. Auch für den Fall eines Tonabnehmerwechsels kann eine externe Lösung notwendig sein. Der Thorens selbst verstärkt nämlich ausschließlich Signale von Moving-Magnet-Tonabnehmern (kurz: MM). Wer ein Moving-Coils-Abtaster einsetzen möchte, braucht in jedem Fall eine externe Lösung.

Das Anschlussfeld sitzt sauber eingelassen in der Rückseite der Zarge.

Inbetriebnahme

Der TD 402 DD kommt weitgehend zusammengebaut und nahezu einsatzbereit zum Kunden. Die letzten, noch nötigen Montagearbeiten bekommt jedoch jeder hin. Wichtigste Voraussetzung ist eine ebene und möglichst solide Stellfläche. Ein kleiner Tisch oder ein Sideboard eignen sich dafür hervorragend. Darauf wird der Plattenspieler gestellt und über die vier Füße waagerecht ausgerichtet. Profis greifen dafür auf Dosenlibellen zurück, die es für ein paar Euro zu kaufen gibt. Danach wird der Thorens mit Strom versorgt und mit dem mitgelieferten Cinch-Kabel am nachfolgenden Gerät angeschlossen. Hat dieses einen MM-Phono-Eingang, wird der interne Verstärker des Thorens abgeschaltet. Nach Möglichkeit wird dann noch das Massekabel an den Schraubklemmen des Verstärkers und Plattenspielers angeschlossen. Das verhindert das Auftreten von Brummgeräuschen über die empfindlichen Eingänge. Wer den Plattenspieler am Line-Eingang anschließt, kann auf das Massekabel verzichten, muss dafür jedoch den Schalter für den internen Verstärker auf „On“ stellen.

Die Hochzeit

Im nächsten Schritt wird der Plattenteller ausgepackt und vorsichtig auf dem Lagerdorn abgesetzt. Durch die konische Form beider Teile ergibt sich eine wackelfreie und kräftige Verbindung. Damit wäre ich quasi bei der Hochzeit der Plattenspieler-Montage. Damit die guten Schallplatten nicht direkt auf dem nackten Metall liegen, kommt nun ein weiter Thorens-Klassiker zum Einsatz: Die schwere schwarze Gummimatte. Sie wird auf den Teller gelegt und stellt den Kontakt zur Platte her. Durch ihr hohes Gewicht und ihre guten Dämpfungseigenschaften hindert sie den Metallteller außerdem daran wie eine Glocke zu klinge. Das würde den Klang verfälschen. Dann werden noch die beiden Scharniere an der Haube befestigt und anschließend vorsichtig in die beiden Laschen auf der Rückseite des TD 402 DD befördert. Jetzt sieht der Plattenspieler schon fast fertig aus. Etwas Entscheidendes fehlt jedoch noch: Die Montage des Tonabnehmers.

Der Tonabnehmer wird mitsamt des Wechselheadshells montiert. Selbstverständlich lassen sich hier aber auch andere Abtastsysteme montieren.

Kinderleichte Tonabnehmermontage

Die normalerweise schwierigste Arbeit am Setup eines Plattenspielers ist die Montage des Tonabnehmers. Der muss nämlich exakt ausgerichtet werden, damit der sogenannte Spurfehlwinkel möglichst klein gehalten und Verzerrungen vermieden werden. Der Spurfehlwinkel entsteht, weil die Rille tangential in die Plattenvorlage gefräst wurde, der Tonarm sie jedoch radial abtastet. Das klingt vielleicht erstmal kompliziert. Als Käufer des Thorens TD 402 DD hat man damit allerdings nichts zu tun. Der Tonabnehmer ist nämlich bereits mit dem richtigen Winkel im Headshell montiert. Das Headshell passt übrigens nur in einer Position an den Arm. Die Justage des Tonabnehmers ist mit der Montage des Headshells also bereits abgeschlossen. Dazu wird das Headshell vorsichtig vorne in den Tonarm gesteckt und mit der Überwurfmutter gesichert. Nur ausbalancieren muss man den Tonarm nun noch, um im Anschluss das korrekte Auflagegewicht einstellen zu können.

Feinjustage

Dafür schraube ich das mitgelieferte Gegengewicht vorsichtig mit der Skala nach vorn auf den Ausleger des Tonarms. Nehme ich den Arm nun aus der Arretierung, kann ich ihn durch Drehen des Gewichts so ausbalancieren, dass er in der Schwebe ist. Danach wird er wieder arretiert und die drehbare Skala am Gewicht auf Null gedreht, ohne dabei das Gewicht selbst wieder zu verdrehen. Ist das erledigt, wird das gesamte Gewicht (also nicht nur die Skala) auf den Tonarm gedreht bis die Skala auf „2“ steht. Perfektionisten besorgen sich eine Feinwaage, um das Ergebnis zu prüfen. Bei mir hat es mit der Skala ziemlich perfekt gepasst. Anschließend ist der Plattenspieler auch schon einsatzbereit. Nach Belieben kann noch etwas Antiskanting über das Rädchen an der Tonarmbasis hinzu gegeben werden. Ob das wirklich nötig ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Thorens empfiehlt passend zum Auflagegewicht auch hier einen Wert von „2“.

Die Feinjustage am Tonarm ist selbst von Technikeinsteigern schnell erledigt.

Schnell am Start

Für meinem Hörtest habe ich mir zunächst den Santana-Klassiker „Abraxas“ in der hochwertigen MFSL-Version ausgesucht. Ich möchte es dem TD 402 DD schließlich nicht zu leicht machen. Direkttrieblertypisch beschleunigt der Teller im Nu auf Solldrehzahl. Jetzt kann die Nadel über den Tonarmlift abgesenkt werden. Direkt fällt mir auf, dass das Audio-Technica VM95E auch am Thorens-Tonarm TP 72 jedes Detail und jedes Staubkorn hörbar macht. Der gute Klang entschädigt jedoch dafür. So ertönen die ersten psychedelischen Klänge von Klavier, Glockenspiel und Becken kristallklar und so, wie es sich für Platten aus der Zeit gehört: Im Ping-Pong-Stereo und durch den Raum wabernd. Nach einer Minute gesellt sich Santanas Gitarre hinzu, die messerscharf zwischen den Hintergrundinstrumenten erklingt. Es folgen Orgel, Bass und Percussion. Der Klang ist nun voll und raumfüllend, um sich langsam aber sicher zum Fleetwood Mac-Klassiker „Black Magic Woman“ zu steigern.

Raumkünstler

Mit diesem interpretierten Stück hat der Thorens dann erwartungsgemäß ebenso wenig Mühe. Der TD 402 DD teilt die Instrumente im gewollten Ping-Pong zwischen den Lautsprechern auf und lässt die ständig lauter und leiser gespielte Gitarre quasi durch den Raum fliegen. Nebenbei räumt das Ensemble dem Sänger auch noch seinen Platz zwischen den Latinrock-Klängen ein. In meinen Ohren macht sich der Antrieb des Thorens übrigens nicht negativ bemerkbar. Stattdessen spielt der TD 402 DD einfach, bzw. im besten Sinne „unauffällig“. Gleichlaufschwankungen oder ein nervöser Klang sind ihm fremd. Auch wenn es lange Jahre der Thorens-Standard war: Ich vermisse den Riemenantrieb nicht und halte den Direktantrieb des Neulings qualitativ für absolut gleichwertig. Vielleicht müsste man ihn sogar höher bewerten. Im Gegensatz zum Riemenantrieb, ist der DirectDrive nämlich wartungsfrei. Es muss also weder ein Lager geschmiert, noch ein Riemen gewechselt werden.

Der TD 402 DD macht optisch was her und klingt auch noch richtig gut.

Zurück zur Musik

Einen harten, musikalischen Kontrast zum ersten Testabschnitt stellt dann der Erstling der Nürnberger Punkrocker „Akne Kid Joe“ dar. Das 28-minütige Getöse klingt auf dem Thorens dann allerdings so wütend wie es auf die Platte gepresst wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen Punkrock-Alben, ist hier sogar etwas Bass enthalten. In diesem Fall von einer Kinderorgel beigesteuert. Synthie-Punk nennt man das wohl. Dabei fällt mir auf, dass der Thorens einen ordentlichen Druck entfaltet, denn die vier Protagonisten schrammeln sich mit einigem Elan durch mein Wohnzimmer. Dem künstlichen Bass fehlt dabei vielleicht das letzte Bisschen „Bumms“. Das ist aber Meckern auf recht hohem Niveau und fällt wohl nur auf, wenn man ihn direkt mit basspotenteren Drehern vergleicht. Die kosten meist aber ein Vielfaches des erfreulich günstigen und komplett ausgestatteten TD 402 DD. Gemessen am Preis gibt der Thorens also auch hier eine sehr gute Figur ab.

Aufstiegsaspirant

Ein externer Phonovorverstärker kann übrigens durchaus eine Bereicherung des Klangerlebnisses darstellen. Will man einen MC-Tonabnehmer montieren, muss man ohnehin auf eine externe Lösung zurückgreifen. Ein externes Gerät von entsprechender Qualität kann den Klanggenuss durchaus steigern. Notwendig ist das aber auch nicht wirklich. Meist kostet ein entsprechender Phono-Pre-Amp nämlich nochmal die Hälfte des TD 402 DD. Mit dem ersten Thorens Direct Drive kann man, so wie er aus der Schachtel kommt, nämlich auch so richtig gut Musik hören. Das beweist auch das erstaunlich gut klingende, aktuelle Bernard Allison-Album. Auf ihm sind in bester „Electric Blues“ Manier voluminös abgemischte Basslines, ein knackiges Schlagzeug und natürlich groovende Gitarren zu hören. Der TD 402 DD bringt sie voller Spielfreude ins Wohnzimmer und macht einfach Spaß am Zuhören. Hier zeigt sich der Thorens als der ideale Ein- und Aufsteiger-Vinyldreher. Mehr Plattenspieler braucht man eigentlich nicht.

Draufsicht: Der Thorens TD 402 ist zwar üppig ausgestattet, sein Design ist aber in jedem Detail klar und sauber strukturiert.

Fazit

Ein Direct-Drive-Plattenspieler von Thorens. Was hartgesottene Alt-Fans skeptisch macht, funktioniert in der Praxis ziemlich gut. Der brandneue TD 402 DD kommt umfangreich ausgestattet und mit allem notwendigen Zubehör zum Kunden. Dank der hervorragenden Verarbeitung und weitgehend vormontierter Teile macht der Zusammenbau Freunde. Und er stellt selbst Einsteiger nicht vor Herausforderungen. Wenige Minuten nach dem Auspacken ist der TD 402 DD angeschlossen und spielbereit. Durch seinen internen Vorverstärker kann er direkt an fast alle HiFi-Verstärker angeschlossen werden – auch wenn diese keinen speziellen Phonoeingang besitzen. Trotz der Neuerungen beim Antrieb gibt er sich optisch sofort als Thorens zu erkennen. Das macht Eindruck, auch wenn der Plattenspieler gerade nicht läuft. Im Betrieb überzeugt er mit einfacher Bedienung und natürlich gutem Klang. So ist der Thorens TD 402 DD etwas für Ein- und Aufsteiger. Die werden mit diesem Gerät ihre Freude haben. Ich hatte sie jedenfalls.

Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 89/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

89 of 100

89 of 100

89 of 100

Technische Daten

Modell:Thorens
TD 402 DD
Produktkategorie:Plattenspieler
Preis:799,00 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz (Hochglanz)
- Holz (Hochglanz)
Vertrieb:Thorens, Bergisch Gladbach
02204/8677720
Abmessungen (HBT):139 x 420 x 355 mm
Gewicht:6,1 kg
Antrieb:Direct Drive
Geschwindigkeiten:- 33 ⅓ Upm
- 45 Upm
Ausgang (analog)- Cinch
Phono-Vorversrtärker:- MM (Audio-Technica VM95E)
Lieferumfang:- TD 402 DD
- Netzteil
- Cinchkabel
- Tonarm
- Abtastsystem VM95E
Pros und Contras:+ hervorragende Verarbeitung
+ integrierter Phono-Vorverstärker
+ Headshell ab Werk montiert und justiert
+ edles Design
+ höhenverstellbare Füße
+ hohe Flexibilität

- keine Contras
Benotung:
Klang (60%):89/90
Praxis (20%):89/90
Ausstattung (20%):89/90
Gesamtnote:89/90
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistung:sehr gut
lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN Über uns | Impressum | Datenschutz | Kontakt