Home » Tests » Omnes Audio Monitor Nr. 5 – Das Räumlichkeitswunder
22. Juli 2020von Volker Frech
RedakteurDas ist außergewöhnlich: Mit dem Omnes Audio Monitor Nr. 5 präsentiert eine kaum bekannte Marke ihren ersten Schallwandler – doch eigentlich bringt hier ein etabliertes Unternehmen seinen Erfolgslautsprecher auf den Markt. Und der ist noch außergewöhnlicher: Der Kompakt-Schallwandler besitzt nur ein einziges Chassis. Doch mit diesem Breitbänder sorgt der Monitor für exzellente Räumlichkeit und tolle Transparenz bei der Wiedergabe. Wie das geht und was hinter der Firmen- und Modellstory steckt, klären wir in diesem Test.
Um das Rätsel zu lösen, müssen wir noch einen Namen ins Spiel bringen: Blue Planet Acoustic. Die Frankfurter Firma ist seit vielen Jahren im Selbstbau-Sektor etabliert und importiert seit ebenso langer Zeit auch hochwertige Chassis – etwa von Tang Band. Dieser chinesische Treiber-Spezialist gilt als führender Hersteller von Breitband Lautsprechern, die Blue Planet Acoustic wiederum in verschiedensten selbstentwickelten Bausätzen anbietet – unter dem Markennamen „Omnes Audio“. Mit dem Monitor Nr. 5 hat Omnes Audio nun erstmalig einen Fertig-Lautsprecher im Portfolio. Doch hierbei handelt es sich faktisch um eines der erfolgreichsten Selbstbau-Sets, das nun halt bereits von Omnes in Handarbeit für den Kunden fix und fertig gemacht wird – und natürlich mit dem Breitband-Chassis von Tang Band bestückt ist.
Geschmeidiger Auftritt
Unser Testmodell besitzt noch nicht das Typenschild, mit dem jeder Monitor Nr.5 ausgestattet ist. Es trägt neben der Impedanz-Angabe auch die Unterschrift des Manufaktur-Mitarbeiters, der diese Lautsprecher zusammengebaut und die die Endkontrolle vorgenommen hat. Auf der Suche nach dem Schild lernen wir stattdessen die erstklassige Verarbeitung kennen: Die weiße Hochglanz-Lackierung unseres Testmodells ist sauber aufgetragen. Alternativ ist der Monitor Nr. 5 ab November auch wieder in mattschwarzem Strukturlack zu haben. Farblich ist aber generell auch jede Kolorierung im Rahmen des RAL-Spektrums möglich. So oder so bekleidet der Überzug ein wohlproportioniertes Gehäuse, das Omnes von einer polnischen Schreinerei bezieht. Zur Erhöhung der Geschmeidigkeit sind alle Kanten und Ecken leicht gerundet, beim vertikalen Übergang von der Front zu den Korpus-Seiten ist diese Abrundung als ausgeprägtes Designelement betont. Die Eleganz der Erscheinung führt prompt zu einer Fehleinschätzung des Gewichts: Beim Hochheben erfahren wir die Massivität des Monitors. Sein stattliches Gewicht von knapp neun Kilogramm beruht vor allem auf dem Materialeinsatz von 19 Millimeter starkem MDF für das Gehäuse, aber auch auf den inneren Verstrebungen und der inwandigen Bekleidung mit schweren schalldämmenden Matten. All dies dient der Vermeidung von Gehäuseresonanzen und stehenden Wellen.
Optimal: Die Ein-Punkt-Schallquelle
Durch das dezente Design fällt umso stärker auf, dass der Monitor Nr. 5 nur ein einziges Chassis besitzt. Ihm obliegt die gesamte Schwallwandlung von den Bässen bis zu den Höhen. Weil er das gesamte Spektrum abdeckt, wird ein derart arbeitendes Chassis als Breitbandlautsprecher bezeichnet. Er vermeidet jene Probleme, die sich bei konventionellen Lautsprecherkonzepten mit zumeist zwei oder drei Chassis stellen: Bei diesen Boxen wird das Schallereignis in verschiedene Frequenzbereiche aufgeteilt, damit jedes der Chassis – bei der Drei-Wege-Box also Hochtöner, Mitteltöner und Basslautsprecher – das wiedergeben kann, wofür es ausgelegt ist. Diese Aufteilung wird mit einer Frequenzweiche vorgenommen, deren Bauteile allerdings den Klang beeinflussen. Überdies kommt die Musik etwa eines Drei-Wege-Lautsprechers aus drei separaten, räumlich voneinander getrennten Schallquellen. Die einzelnen Schallanteile der übereinander positionierten Hoch-, Mittel- und Tieftöner müssen nun wieder perfekt zusammengesetzt werden, um beim Hörer als homogener Klang anzukommen. Der Breitbandlautsprecher hingegen funktioniert als Einpunkt-Schallquelle – und damit so, wie die Schallausbreitung in der Natur vonstattengeht. Die Vorteile: Der Schall kann sich damit als homogene Kugelwelle im Raum ausbreiten, deshalb wird der Hörbereich gleichmäßig von einem natürlichen Klangfeld beschallt. Die Wiedergabe besitzt eine superbe Räumlichkeit, sämtliche Klangereignisse sind exakt ortbar. Mit einem Breitband-Lautsprecher erledigen sich auch die Probleme, die die Abstimmung verschiedener Chassis verursacht, bis endlich alle Schallanteile zur gleichen Zeit und ohne größere Überschneidungen oder Auslöschungen einzelner Frequenzbereiche beim Hörer ankommen.
Optimierter Breitbänder
Ist die Ein-Weg-Wiedergabe also die beste Lösung? Im Prinzip ja, doch in der Praxis ist es dann etwas kniffelig. Der Breitband-Lautsprecher muss als Generalist meistern, was in einer konventionellen Box mehrere Spezialisten leisten: Er soll sowohl hohe Frequenzen wiedergeben, wofür eine kleine, flinke Membran ideal ist, aber ebenso die tiefen Frequenzen liefern, wofür eine große, Fläche bietende Membran nötig ist. Zudem weisen die meisten Breitband-Chassis im Hochton prinzipbedingt zumeist eine Überbetonung auf, auch im restlichen Frequenzgang hat ein Breitbänder mitunter den einen oder anderen „Favoriten“, was ausgeglichen werden muss. Deshalb kommt im Monitor Nr. 5 ein exklusiver Schallwandler des Breitband-Spezialisten Tang Band zum Zuge. Hier setzt Omnes Audio mit dem 13 Zentimeter messenden W5-2106 auf jenes Breitbandmodul, das im Selbstbau-Sektor eines der erfolgreichsten Chassis der Frankfurter ist. Zu seinen Besonderheiten zählen die inverse Sicke und die Papiermembran in spezieller Nawi-Form, die sich zum äußeren Rand hin immer stärker öffnet. Dies soll insbesondere die Abstrahlung störender Oberschwingungen vermeiden. Zudem kommt dieser Spezial-Lautsprecher in einer Sonder-Anfertigung zum Einsatz. Hier zahlt sich aus, dass hinter Omnes Audio mit Niklas Baur ein Fach-Ingenieur samt Büro für Lautsprecherentwicklung und akustische Messungen steht. Zu den Modifikationen, die die Höhenbetonung des Breitbänders behoben haben, gesellt sich im Monitor Nr. 5 dann noch ein sogenannter Sperrkreis, der den Frequenzbereich des Chassis begradigt. Damit sind zwar wieder Bauteile im Signalweg, doch im Gegensatz zur herkömmlichen Frequenzweiche ist der Einfluss auf den Klang deutlich geringer. Zur Kräftigung des Basses ist der Monitor Nr. 5 zudem als Bassreflex-Box ausgelegt. Unterhalb des Chassis sitzt auf der Front ein Port, diese Öffnung samt Rohr bewirkt über einen definierten Luftaustausch zwischen Gehäusevolumen und Umgebung die Stärkung der tiefen Töne. Dadurch soll der Monitor Nr. 5 bis zu beachtlichen 50 Hertz linear herunterspielen und mit einem Abfall von etwa 3 Dezibel sogar 40 Hertz erreichen. Die frontseitige Positionierung des Ports ermöglicht – im Gegensatz zu einer rückseitigen Lösung – eine wandnahe Aufstellung. Das probieren wir auch später mal aus, erst einmal schließen wir den Monitor Nr. 5 an.
Aufstellung auch wandnah möglich
Für unsere Lautsprecherkabel bietet der Monitor ein Paar vergoldete Metallklemmen. Sie sind ziemlich kompakt, so dass wir die Bananen-Stecker unseres Kabels nicht vollumfänglich einführen können. Trotzdem haben Stifte einen guten Halt. Alternativ ermöglichen die Schraubklemmen natürlich auch den Anschluss von Kabeln mit Kabelschuhen oder blanker Litze, hier gehen dank der großen Aufnahmen auch Kabel mit stattlichem Querschnitt. Bei der Aufstellung haben wir zuerst das klassische, gleichschenklige Stereo-Dreieck gewählt, das heißt: Die Boxen zueinander und der Hörplatz haben denselben Abstand, es sind rund 2,20 Meter. Dabei sind die Lautsprecher nur leicht zum Hörplatz hin eingewinkelt. Das ist gut, aber es geht noch besser: Wir rücken die Monitore näher an die Wand, vergrößern also den Abstand zum Hörplatz – und nun ist die Wiedergabe stimmig. Dabei haben wir auch gleich feststellen können, dass der Monitor selbst bei wandnaher Aufstellung die tonale Balance bewahrt. Hier bewähren sich die vorderseitigen Ports.
Der Omnes Audio Nr. 5 in der Praxis
Omnes Audio betont, dass der Monitor an jedem Verstärker spiele und auch mit Röhrenamps klarkomme – allerdings decke der Lautsprecher gnadenlos die Qualität des Verstärkers auf. Das merken wir im Zuge unseres Tests. Wir haben den Monitor Nr. 5 zuerst an das Einsteigermodell Pioneer A-40AE geklemmt, dann an den hochklassigen Arcam A29, schließlich an den Referenz-Ligisten Hegel H360. Jedes Mal ist die Qualitätssteigerung drastisch bis deutlich. Was aber in allen Fällen beeindruckt, ist die phänomenale räumliche Abbildung. Wir haben eine uns gut bekannte und superb produzierte Live-Aufnahme gewählt, Eva Cassidys Interpretation von „Bridge Over Troubled Water“. Die ersten Sekunden gehören eigentlich der einleitenden Gitarre, aber wir hören auf die Nebengeräusche: auf das mitaufgenommene Klirren von Gläsern und das Gemurmel der Gäste. Das liefert der Monitor Nr. 5 mit derartiger Präzision und Räumlichkeit, dass wir sofort in die Liveatmosphäre im legendären Blues Alley-Klub eintauchen. Auch die Abbildung des Bühnengeschehens ist ausgezeichnet: Eva Cassidy und ihre aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard bestehende Begleitband stehen wunderbar gestaffelt vor uns. Der Monitor zaubert dabei nicht nur eine Breite, die links wie rechts weit über die Aufstellung der Boxen hinausgeht, sondern auch eine tolle Tiefe.
Exzellente Plastizität und Räumlichkeit
Dabei erleben wir eine herrliche Griffigkeit und Stofflichkeit der Instrumente. Das beginnt schon bei der Gitarre, deren silbriger Ton auch den harten Stahl der Saiten und das warme, schwingende Holz des Gitarrenkorpus liefert. Es geht weiter beim Schlagzeug, wo wir jede Tom und jedes Becken mit völliger Leichtigkeit heraushören und genau lokalisieren können. Es mündet natürlich bei Eva Cassidy, die in Fleisch und Blut vor uns zu stehen und zu singen scheint. Die Plastizität, mit der der Monitor Nr. 5 das Geschehen abbildet, ist schlicht exzellent, ebenso die generelle exakte Lokalisierbarkeit. Diese Präzision ist eine Folge der Ein-Punkt-Schallquelle, hier kommen sich eben nicht mehrerer Chassis mit verunklarenden Überschneidungen und Phasenverschiebungen ins Gehege. Der Gesamtklang wirkt auch tonal sehr homogen. In den Höhen ist Wiedergabe eher brillant als zu weich. Das hören wir an der filigranen Becken- und Hi-Hat-Arbeit von Drummer Raice McLeo: Seine kunstvolle Bearbeitung des Metalls ist schön präsent, klingt jedoch niemals aggressiv. Überrascht sind wir von der Bassfähigkeit: Der Viersaiter von Chris Biondo besitzt eine Fülle, die wir diesem kompakten Schallwandler so nicht zugetraut hätten. Der Tiefton hat natürlich seine Grenzen. Das zeigt sich bei elektronischer Musik, die mit extrem tiefen Frequenzen arbeitet. So ist bei „Celestial Echo“, der Kollaboration von Malia und Boris Blank, das abgrundtiefe Fundament nur bedingt realisierbar. Dies gilt aber für jeden Kompaktlautsprecher. Für krachende Beschallung ist der Breitbänder ebenfalls nicht gedacht und gemacht. Nichtsdestotrotz erzielen wir auch mit dem Monitor Nr. 5 in unserem Hörraum richtig satte Lautstärken. Mehr braucht und will man als vernünftiger Musikhörer nicht. Und so genießen wir auf amtlichem Pegel die phänomenale Transparenz und Räumlich, mit der dieser Schallwandler uns in den schier grenzenlosen Klangkosmos des Yello-Urgesteins Boris Blank befördert. Wir haben den Track anschließend noch einmal als MP3-File laufen lassen und stellen fest: Der Monitor Nr. 5 erweist sich auch hier als Gradmesser der Qualität. Durch verminderte Räumlichkeit und Dynamik zeigt er eindrucksvoll, welche Informationslimitierung ein kleingerechnetes File bedeutet. Also wieder zurück zur normalen Wave-Datei – und zum unbegrenzten Genuss.
Fazit
Der Omnes Audio Monitor Nr. 5 ist ein Räumlichkeitswunder. Er punktet mit allen Vorzügen, die man von einem Lautsprecher mit Breitband-Chassis erwartet und erhofft: Als Ein-Punkt-Schallquelle präsentiert er einen homogenen, natürlichen Klang, der durch eine exzellente Räumlichkeit, tolle Transparenz und sehr gute Ortbarkeit beeindruckt. Trotz der kompakten Maße beweist er im rationalen Rahmen Pegelfestigkeit, vor allem meistert der Monitor auch einen überraschen voluminösen Bass. Durch die frontseitigen Bassreflex-Ports liefert er diese Klangfülle selbst in Wandnähe ohne Bassüberzeichnung. Mit diesen Pluspunkten spielt der Omnes Audio Monitor Nr. 5 eigentlich über seiner Liga. Das heißt im Umkehrschluss: Das Preis-/Leistungsverhältnis des Monitor Nr. 5 ist herausragend.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: herausragend
90 of 90
90 of 90
89 of 90
Technische Daten
Modell: | Omnes Audio Monitor Nr. 5 |
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Produktkategorie: | Kompaktlautsprecher |
Preis: | 450,00 Euro / Stück |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Hochglanzweiß - Mattschwarz-Strukturlack (ab 11/2020 lieferbar) - auf Wunsch in jeder RAL-Farbe (4 Wochen Lieferzeit) |
Vertrieb: | blue planet acoustic, Oberursel Tel. +49 6172 / 593 929 3 www.oaudio.de |
Abmessungen (HBT): | 350 x 205 x 310 mm |
Gewicht: | 8,5 kg / Stück |
Bauart: | Breitband-System, passiv, Bassreflex-Gehäuse |
Chassis: | 1 x 130 mm Breitband-Modul, Nawi-Membran (Papier) |
Frequenzbereich: | 50 Hz - 20 kHz linear, 40Hz -3dB (Herstellerangabe) |
Impedanz: | 8 Ω (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 88 dB (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Omnes Audio Monitor Nr. 5 |
Pros und Kontras: | + ausgezeichnete Transparenz + exzellent räumliche und homogene Abbildung + wandnahe Aufstellung durch frontseitigen Bassreflex-Port möglich + herausragendes Preis-/Leistungsverhältnis - kleine Lautsprecherklemmen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 90/90 |
Ausstattung (20%): | 89/90 |
Gesamtnote: | 90/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | herausragend |