Home » Tests » Sonoro Orchestra Slim – Klein, schräg, stark
28. Februar 2023von Dieter Pfeil
Die Sonoro Orchestra Slim ist ein Lautsprecher, den man einkaufen, ausprobieren, genießen und bei Nichtgefallen zurückschicken kann – so einfach könnte ich diesen Artikel schreiben, aber natürlich wird hier mehr von mir erwartet. Dabei hat man vermutlich gar keine großen Erwartungen, wenn man die schrägen Zwei-Wege-Lautsprecher das erste Mal sieht. Doch hier trennt sich die Erwartungshaltung deutlich von der Leistung, denn die Sonoro Orchestra Slim möchte unter Beweis stellen, dass man nicht immer durch schiere Größe beeindrucken muss.
Wenn der Karton an der Haustür eintrifft, weiß man sicherlich schon, was hier enthalten ist, denn gewöhnlich informiert sich der Kunde vor dem Kauf, was ihn erwartet. Ich hingegen, weiß vorher nicht immer, was ich da erhalte und schaue also mit großer Neugierde auf das Pappbehältnis, das die neuen Prüflinge beherbergt. Beim Öffnen fallen mir gleich zwei Dinge ins Auge. Zum einen die beiliegenden Stopfen für die Bassreflexöffnungen und zum anderen, dass die Bedienungsanleitung sorgfältig in ein wiederverschließbares Fach der schützenden Schaumstoffschicht eingearbeitet ist. Die Lautsprecher selbst befinden sich in schützenden Stofftaschen. Auf den Gehäusen haften schon magnetisch, ebenfalls durch einen Stoffeinleger geschützt, die Abdeckungen. Mehr Zubehör liegt den Sonoro Orchestra Slim nicht bei, aber mehr wird ja auch nicht benötigt. Beim Anschlusskabel gelten unterschiedliche Ansprüche und ich persönlich bevorzuge mein eigenes Material.
Die Ausstattung der Sonoro Orchestra Slim
Im Lieferumfang ist nur das enthalten, was man zum Betrieb der Sonoro Orchestra Slim benötigt. Die schlank und smart gehaltene Ausstattung setzt sich im Design der Lautsprecher fort. Das Gehäuse ist aus hochdichten Faserplatten gefertigt. Was langweilig klingt, sieht beim prüfenden Blick sehr spannend aus. So ist die Verarbeitung absolut tadellos gelungen und alles andere als langweilig. Die nach hinten geneigte Schallwand sorgt dafür, dass es kaum parallele Flächen im Korpus gibt. Die Kanten sind großzügig und sehr sorgfältig abgerundet, was zu einem sehr aufgeräumten und edlen äußeren Erscheinungsbild beiträgt. Die zwei Klangtreiber befinden sich in Aluminium-Rahmen und sind ohne sichtbare Schraubverbindungen in die Front integriert. Auf der Rückseite befindet sich das Terminal mit hochwertig ausgeführten Schraubklemmen, die auch Bananenstecker kraftvoll festhalten.
Technische Details
Neben der perfekt ausgeführten Gehäuseverarbeitung herrscht in der Sonoro Orchestra Slim nicht nur äußerlich Harmonie. Der Air Motion Transformer hinter dem sorgfältig ausgearbeiteten Wave-Guide wandelt ab 2.800 Hertz die ihm zugeführte elektrische Energie präzise und kraftvoll bis zu 32.000 Schwingungen pro Sekunde in harmonische Klänge um. Dabei reagiert er schon auf sanftestes Kitzeln und macht sich auch bei 140 Watt Leistung nicht durch Zurückhaltung bemerkbar. Das ist auch notwendig, denn die 5,25 Zoll (beinahe 14 Zentimeter) große Bass-Mitteltonmembran ist dank ihrer geringen Größe nicht nur besonders agil, sondern kann ebenfalls mächtig austeilen. Weitere Unterstützung erhält sie dabei über die Bassreflexöffnung auf der Orchestra Slim, die die Energie der Rückseite der Bassmembran gezielt und gefiltert nach außen leitet. So wird der Bass nicht nur voluminöser, auch erhält die Membran etwas mehr Luft zum „atmen“ und mehr Bewegungsspielraum und schafft es so sogar noch bis 45 Hertz hinab.
Weitere Äußerlichkeiten
So macht die Sonoro Orchestra Slim auf dem Papier schon einmal eine gute Figur. Aber auch auf dem Regal zeigt sie sich sehr wohnzimmerfreundlich, denn sie lädt mit 180 Millimetern in der Breite alles andere als weit aus. Die leichte Schrägneigung der 260 Millimeter hohen Front sorgt für ein gefälliges Auftreten. Gepaart mit einem Sonoro Maestro als Zuspieler fällt auch ihre Tiefe von 327 Millimetern nicht weiter auf. Ab Werk steht jedes Exemplar auf vier Silikonfüßen. Sie sorgen dafür, dass empfindliche Oberflächen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Auf der anderen Seite entkoppeln sie den Boden auch vom Untergrund. Noch besser gelingt dies natürlich mit den passenden Stands des Herstellers. Die M6-Schraublöcher sorgen außerdem für den perfekten Halt, damit die Lautsprecher sich auch gut am Ständer festhalten können. Ich habe sie auf einem Fernsehschank und einem Stand getestet und insgesamt gute Erfahrungen sammeln können.
Farben
Die bei mir in schwarz gelieferten Sonoro Orchestra Slim passen ausgezeichnet zu meinem grauen Fernsehschrank und meiner eher hellen Einrichtung. Das schwarz-matte Finish sieht hervorragend aus und ist nicht so anfällig wie heute allseits verbreitete Exemplare in schwarzem Klavierlack. Hier machen sich keine Fingerabdrücke breit und auch ein Mikrofasertuch lässt sich zum Entstauben bedenkenlos einsetzen. Gut gefällt mir bei der schwarzen Ausführung, dass auch die Aluminium-Accessoires schwarz lackiert sind und so kaum ins Auge fallen. Wer mehr Wert auf diesen Kontrast legt, ist vielleicht mit dem ebenfalls matten aber weißen Gehäusefinish besser beraten. Hier sind die Ringe in gebürstetem Aluminium ausgeführt und heben sich optisch deutlich mehr hervor. Sollte ein dezenteres Aussehen gefragt sein, dann lässt sich die Technik auch komplett hinter der magnetisch haftenden Frontblende in schwarz (oder in grau beim weißen Modell) kaschieren.
Die Aufstellung
Gehäuse, die mit Bassreflexöffnungen in der Rückwand arbeiten, sind immer etwas mit Vorsicht zu genießen. Der nach hinten abgestrahlte Schall wird an der dahinterliegenden Wand reflektiert und je nach Abstand, Beschaffenheit und Umgebung kann das unterschiedliche Effekte haben. Unter der Dachschräge und mit einer gut gedämmten und abgehängten Decke habe ich hier schon gewisse Vorteile auf meiner Seite. Da die Sonoro Orchestra Slim eine vergleichsweise geringe Tiefe aufweisen, habe ich auf meinem Fernsehrack gut 40 Zentimeter Spielraum bis zur Wand. Mithilfe der Schaumstoffkorken, die ich bei mir nicht verwendet habe, kann man der Abstimmung aber noch ein wenig nachhelfen. Sollte der Bass zu „fett“ ausfallen, kann es helfen den Korken in den Bassreflexkanal zu setzen. Ein wenig kann man auch mit der Einstecktiefe experimentieren, bis das Resultat stimmt. Mit einem minimalem Eindrehen auf die Hörposition, habe ich auf Anhieb ausgezeichnete Resultate erzielt.
Hossa!
Also so wahrlich im Stil des Auftakts von Rex Gildo in der Fiesta Mexikana entfährt es mir, als die Sonoro Orchestra Slim zum Warmspielen und Einrichten ihre ersten Klänge von sich geben. Diese kleinen Gehäuse, die kaum größer als ein Schuhkarton daherkommen, wollen schon einmal so richtig auf sich aufmerksam machen. Also schwinge ich mich behände aufs Sofa in Lauschhaltung und starte Lost in Gruuv“ von Melosense noch einmal von vorn. Schon der erste Sound aus den Slims reißt mit. Das muss ich nochmal erleben und ich starte die ersten vier Takte des Stücks wieder. Die Bass-Drum rammt im typischen „Four on the floor“-Beat die Taktfundamente fest. Begleitet wird das anfängliche Spektakel mit einem Bass-Synth, der schon einmal die ersten Register der Sonoro Orchestra Slim justiert. Das muss ich nochmal erleben … und nochmal … und nochmal. Was für ein Fundament.
Knackiger und kraftvoller bei knappem Hubraum
Die Sonoro Orchestra Slim schöpfen aus ihren geschätzten 10 Litern Hubraum mit ihrem 14 Zentimeter-Zylinder unzählige Klang-PS. Vom Fleck weg beeindrucken sie mit druckvollem und nach unten satt durchgreifendem Sound. Doch das waren ja gerade erst die ersten vier Takte. Im weiteren Verlauf gesellen sich im Upbeat mit Echo behaftete Fills des Synthesizers. Hier deutet die Bass-Mitteltonmembran erst einmal an, dass sie auch eine in die Tiefe reichende Unterhaltung konstruieren kann. Auch im oberen Bereich kommt jetzt Leben in die Bude. Die fetzige Synthie-High-Hat wird knackig und scharf gezeichnet. Doch wer glaubt, man hat jetzt schon alles gehört, irrt gewaltig. Nach dem Intro, zieht das Stück die Bühne unfassbar in die Tiefe auf, und die Chassis lassen hier keine Zweifel aufkommen, dass sie bereit sind, ihren Teil am musikalischen Erlebnis mitzutragen.
Augen zu und … Genuss
Wer hier die Augen schließt, vergisst völlig, dass hier zwei kleine Quader gerade eine saftige Performance abliefern. Dieser klangliche Genuss bietet sich aber nicht nur in rein elektronischen Kategorien. Der Übergang zu „I Can’t Say No!“ von Lea Rue gelingt überzeugend. Die Stimme der Belgierin, die bei „The Voice van Vlaanderen“ ihre Karriere begann, und mit diesem Song ihren ersten Hit feierte, wird einerseits mit reichlich Hall im Raum verteilt und im Refrain im Gegenzug wieder unbehandelt und sauber wiedergegeben. Allein dieser Kontrast ist in der Weite und der Klarheit auf der anderen Seite ein echtes Erlebnis. Überhaupt wissen die Knackigkeit der recht kleinen Bass-Membran in Kombination mit dem fetzigen Air Motion Transformer zu begeistern. Der knurrige Bass in „Wake Up“ von Rage Against The Machine in Kombination mit den funkig gespielten Gitarren erhält auf den Sonoro Orchestra Slim eine unfassbare Lebendigkeit.
Let’s Get Loud
Doch damit nicht genug. Man mag geneigt sein, zu denken, dass die Zwerge so etwas nur bei moderater Lautstärke bewerkstelligen können, aber auf dem Typenschild stehen stattliche 140 Watt. Also, getreu dem Motto „Let’s get loud“ von Jennifer Lopez, drehe ich die Lautstärke mal Richtung elf. Na gut ich trau mich nicht, denn schon bei halber Kraft, bebt das Sofa, die Gläser klirren im Schrank und die Gesundheit meiner Ohren verbietet mir, noch weiter Gas zu geben. Der Air Motion Transformer der Sonoro Orchestra Slim und die Papiermembran heizen mir schon genug ein. Mein Magen hüpft vor Freude und es rappelt an der Haustür. Meine leidgeprüften Nachbarn sind meine lautstarken Tests schon gewohnt, aber hin und wieder sind sie neugierig, was denn da ihre Schränke in Schwingung versetzt. Sichtlich erstaunt, ob der übersichtlichen Größe der Schallwandler, werde ich nur noch nach dem Preis gefragt.
Fazit
Ja, da bleibt einem die Spucke weg. Die Sonoro Orchestra Slim sind perfekt verarbeitet, liefern einen unfassbar guten Sound mit glasklaren Höhen und erstaunlich satten Bässen, die richtig Biss mitbringen. Dabei können sie selbst in kleinen Räumen unauffällig ihren Dienst tun und halten mit 140 Watt gefüttert auch einer waschechten Party stand. Klanglich halten sie mit deutlich größeren Exemplaren mit, wer dennoch noch mehr Tiefgang wünscht, muss ich die größeren Exemplare von Sonoro wie die Grand Orchestra, die wir auch getestet haben, anhören. Wie ich zu Beginn des Artikels schon sagte: einkaufen, ausprobieren, genießen und, falls der eigene Geschmack nicht getroffen wird, zurückschicken. Preis und Leistung stehen hier in einem ausgezeichneten Verhältnis zueinander. Mich haben die kleinen Bestien zumindest zutiefst beeindruckt. Bravissimo Sonoro.
Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Sonoro Orchestra Slim |
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Gerätekategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 999 Euro/ Paar |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Weiß |
Vertrieb: | Sonoro, Neuss 02131 8834141 www.sonoro.com |
Abmessungen (H x B x T): | 180 x 250 x 327 mm |
Gewicht: | 7,2 kg |
Bauart: | 2-Wege, Bassreflex, passiv |
Anschlüsse: | Single-Wire Schraubklemmen |
Impedanz: | 4 Ohm |
Bestückung: | 1 x AMT Hochtöner (ca. 85 cm²) 1 x 5,25 Zoll Tiefmitteltöner |
Frequenzgang: | 45 Hz – 32 kHz (Herstellerangabe) |
maximale Belastbarkeit: | 140 Watt (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | 1 x Orchestra Slim 2 x magnetische Abdeckung 2 x Schaumstoffstopfen 1 x Bedienungsanleitung |
Pro & Contra: | + perfekte Verarbeitung + hochwertiges Finish + magnetisch haftende Abdeckungen + kräftiger Bass + guter Wirkungsgrad - keine |
Benotung: | |
Klang (60%): | 84/85 |
Praxis (20%): | 84/85 |
Ausstattung (20%): | 83/85 |
Gesamtnote: | 84/85 |
Klasse: | Einstiegsklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |