Home » Tests » Cayin Jazz 80 – Röhrenglimmen und Bluetooth-Streaming
15. November 2023von Volker Frech
RedakteurDer Cayin Jazz 80 kombiniert aktuelles Bluetooth-Streaming mit traditioneller Röhrenverstärkung – und hat hier wie da pfiffige Features in petto: Beim kabellosen Streaming glänzt der Amp mit HiRes-Qualität und maximaler Verzögerungsarmut, in der Verstärkersektion punktet er mit der Klang-Wahl zwischen Ultralinear- und Trioden-Modus sowie einer manueller Bias-Justierung. Welche Finessen der 40 Watt starke Jazz 80 noch bietet, zeigt er in unserem Test.
Seine Röhren-Expertise hat Cayin ja schon mehrfach in unseren Tests bewiesen, unter anderem mit den Verstärkern MT-35MK2 BT und CS-805A oder mit dem Kopfhörer-Amp HA-6A Beim neuen Jazz 80 paaren die Chinesen nun die Glimmkolben-Technik mit Bluetooth-Streaming, setzen dabei auf hochauflösende und verzögerungsarme Signalübertragung – und erfüllen so audiophile Ansprüche auch kabelfrei. Klare Sache: Mit diesem in Leistung wie Maßen kompakt dimensionierten Verstärker hat Cayin High-End-Aufsteiger mit modernem Anspruch im Blick. Dabei erweist sich der Jazz 80 selbst als Blickfang: Der schlanke Amp beansprucht gerade mal eine Fläche von 30 mal 39 Zentimeter und präsentiert sein Röhrenensemble auf einem robusten Metallgehäuse, das mit einem makellosen Anthrazit-Metallic-Lack veredelt ist: Das Hochglanz-Finish besitzt eine Dotierung mit goldenen Partikeln, so gesellt sich zum Glanz ein feines Funkeln, was der Lackierung eine schöne Tiefe verleiht.
Attraktives Design, aufgeräumte Front
In diesem Finish ist auch die Metallhaube gehalten, die hinter dem Röhrenensemble den Netztrafo und die Ausgangsübertrager überwölbt. Diese einteilige Abdeckung lässt den Jazz 80 gegenüber anderen Röhrenverstärkern, die mit getrennten Hauben ausgestattet sind, noch aufgeräumter und klarer im Design erscheinen. Hierzu trägt auch der ebenfalls mit dem Edellack überzogene und attraktiv gestaltete Käfig bei. Die Front des Jazz 80 ziert schließlich eine fein gebürstete und eloxierte Metallplatte aus ein Zentimeter starkem Aluminium. Bei unserem Testmodell ist sie in Schwarz gehalten, alternativ wird sie in Silber realisiert. Hierauf werden dann auch die beiden metallenen Bedienknöpfe farblich abgestimmt. Der linke dient der Quellenwahl: Mit dem sanft rastenden Drehschalter selektiert man einen der drei analogen Hochpegeleingänge oder die Bluetooth-Schnittstelle. Mit dem rechten Knopf hingegen regelt man die Lautstärke. Dieser Pegelsteller besitzt eine sahnige Gängigkeit, kein Wunder: Cayin setzt auch beim Jazz 80 wieder auf ein Premium-Potentiometer des bestens beleumundeten Herstellers Alps.
Schonender Start, zuckende Zeiger, illustre Illumination
Schaltet man den Verstärker mit dem auf der linken Wange positionierten Kippschalter ein, wird der Verstärker illuminiert. Die Beleuchtung startet mit dem blinkenden Strich auf der Glasblende des Lautstärkeknopfs: Dies bedeutet uns, dass der Verstärker in der Aufwärmphase ist. Dieser Softstart dauert etwa dreißig Sekunden. Dies ist bestens investierte Zeit: Das schonende Erwärmen der Röhren verlängert ihre Lebensdauer. Ist der Jazz 80 betriebsbereit, erscheint der Strich dauerbeleuchtet und dient nun der Orientierung bezüglich der eingestellten Lautstärke. Zur initialen Illumination gehört auch die orangefarbene Beleuchtung der beiden Anzeigen: Der Jazz 80 besitzt für den linken und den rechten Kanal des Verstärkers die klassischen VU-Meter. Diese Pegelanzeigen sind mit ihren zuckenden Zeigern geradezu das Inbild für klassisches HiFi. Das erhabenste Leuchten geht aber natürlich von den Glimmkolben aus: Acht Vakuum-Tuben, jeweils vier für die Vor- und Endstufe, sorgen für jenes warme Licht, das jeden Röhrenverstärker zum Hingucker macht.
Klassische Röhren-Kombination mit Wahlmöglichkeit
Bei der Vorstufe dienen zwei 12AX7 der Spannungsverstärkung. Diese Trioden werden gerne wegen ihrer hohen Klirr-, Rausch-, und Mikrofonie-Armut eigesetzt. Auf sie folgen zwei Trioden vom ebenfalls hochgeschätzten Typ 12AU7. Sie kommen als Phasensplitter und Treiber für die Leistungsröhren zum Einsatz. In der Endstufe verstärken dann vier KT88. Dies ist eine sogenannte Strahlpentode oder Beam-Power-Tetrode, der eine superbe Auflösung und eine exzellente Höhen- und Bass-Wiedergabe attestiert wird. Das KT88-Quartett verhilft dem Jazz 80 zu einer Power von 40 Watt pro Kanal. Auf Wunsch wird der Verstärker vom deutschen Vertrieb alternativ mit EL34-Röhren bestückt, wenn man einen anderen Klangcharakter bevorzugt. Diesem Pentoden-Typ wird nämlich eine wärmere Mittenwiedergabe nachgesagt. Er liefert dabei geringfügig weniger Leistung. Mit einem EL34-Quartett kommt der Jazz 80 dann auf 36 Watt pro Kanal. Diese Wahlfreiheit zwischen KT88- oder EL34-Röhren ermöglicht der Bias-Abgleich, den der Besitzer des Verstärkers selbst vornehmen kann.
Bias-Einstellung für optimalen Betrieb und alternative Pentoden
Der manuelle Bias-Abgleich ermöglicht für jede einzelne der vier Endstufenröhren die optimale Einstellung des Ruhestroms. So erreicht man, dass alle Pentoden einheitlich agieren. Dann verstärken sie gleich und getreu das Signal des rechten wie des linken Kanals, aber auch die jeweiligen Signals-Halbwellen jedes Kanals. Die Einstellung gelingt über vier Trim-Potis, die sich mit einem feinen Schraubendreher betätigen lassen. Dabei dienen zwei „Bias Sel“-Taster der Auswahl der anzupassenden Röhre. Für die korrekte Einstellung nutzt man das Display. Dafür legt man den „POW/BIAS“- Schalter auf der Oberseite des Jazz 80 von der Stellung „POW“ (Verstärkerbetrieb) in den Bias-Modus um. So wird aus dem linken VU-Meter ein Ruhestrom-Anzeiger: Steht die Nadel auf Null, ist die betreffende Röhre optimal eingestellt. Dieser Bias-Abgleich bietet auch die bereits genannte Möglichkeit, den Klangcharakter des Verstärkers durch einen Röhrenwechsel zu ändern. Eine Sound-Änderung kann man aber auch ohne Glimmkolben-Austausch erreichen: mit dem „TR/UL“-Umschalter des Jazz 80.
Zwei Klang-Charaktere durch Trioden- und Ultralinear-Modus
Mit dem „TR/UL“-Schalter versetzt man den Verstärker entweder in den „Trioden-Modus“ oder in den „Ultralinear-Modus“. Das sind zwei Betriebsarten, die die Leistung, aber auch den Klangcharakter des Verstärkers verändern. Dies gelingt über eine jeweils andere Art, die Endstufen-Röhren zu betreiben. Die leistungsstarken Pentoden bieten eigentlich eine hohe Verstärkung, dies geht aber mit einer stärkeren Verzerrung einher. Nutzt man sie jedoch wie eine Triode, sinkt zwar die Leistung, dafür gelingt die Verstärkung linearer. Das führt zu einem klareren, etwas weicheren Klang mit angenehm ausgeprägtem Oberton-Spektrum. Mit dem Ultralinear-Modus hingegen gelingt es, den Röhren eine höhere Leistung abzugewinnen und trotzdem die Verzerrungen niedrig zu halten. Mit diesem gelungenen Kompromiss nähert sich die Power wieder dem echten Pentoden-Betrieb: Bietet der Jazz 80 mit den KT88-Endstufenröhren im Trioden-Modus zweimal 20 Watt, so steigt die Leistung im Ultralinear-Modus auf 40 Watt pro Kanal. Dank des größeren Reservenreichtums verspricht diese Betriebsart mehr Dynamik und Kontrolle.
Trafo-Trias und Kopfhörer-Anschluss
So gerne man die Röhren und ihre Betriebsart für den Klang verantwortlich macht: Wesentlichen Einfluss haben auch die drei Umsetzer. Das beginnt beim Transformator der Stromversorgung. Nur mit einem potenten Umspanner erreicht man eine hohe Lieferfähigkeit – und dies ist die Voraussetzung für Kraft, Kontrolle, Ruhe und Dynamikfähigkeit eines Verstärkers. Hier betreibt Cayin seit jeher großen Aufwand, und so kommt auch beim Jazz 80 ein aufwändiges Netzteil mit hochwertigem Trafo zum Einsatz. Dieser Güte-Anspruch gilt ebenso für die beiden Ausgangsübertrager: Sie sind eigentlich für die galvanische Trennung und die Widerstandsanpassung an den Lautsprecher verantwortlich. Als letzte Instanz der Verstärkerschaltung beeinflussen sie aber maßgeblich die Klangqualität. Die Übertrager stellen das Musiksignal dann über verschiedene Abgriffe zur Verfügung – angepasst an die Impedanz der anzuschließenden Lautsprecher. So finden wir auf der Rückseite erstklassige vergoldete Klemmen für Vier-Ohm- sowie Acht-Ohm-Schallwandler. Alternativ bietet der Jazz 80 frontseitig einen Kopfhörerausgang für den privaten Musikgenuss.
Bluetooth-Streaming in HiRes-Qualität
Die Zuspielung dieser Musik ermöglicht der Verstärker entweder analog und kabelgebunden über drei Hochpegel-Inputs oder digital und strippenfrei via Bluetooth-Streaming. Auch hier bietet der Jazz 80 Top-Standards für exzellente Qualität: Über die Basis-Codec SBC und AAC hinaus sind aptX (Bitrate bis 384 kbit/s, Qualität bis 48 kHz/16 bit), aptX HD (bis 576 kbit/s und 48 kHz/24 bit) und aptX LL (für minimale Signalverzögerungen bis 32 ms) an Board – und darüber hinaus sogar der von Sony entwickelte Standard LDAC (bis 990 kbit/s und 96 kHz/24 bit) und das von HiBy ursprünglich für hochwertige portabler Audio-Player eingeführte Protokoll UAT (bis 1.200 kbit/s und 192 kHz/24 bit). Damit ermöglicht der Jazz 80 sowohl die amtliche Filmtonwiedergabe vom Fernseher als auch superbes HiRes-Audio-Streaming. Diese Klanggüte bleibt auch dank des Konverters gewährleistet: Mit dem Sabre32 ESS9018 bildet ein ausgezeichneter und audiophiler 32-Bit-DAC-Chip das Herz der Digitalsektion.
Der Cayin Jazz 80 in der Praxis
Der Hörtest beginnt mit dem wohl schönsten Nebengeräusch, das man als Tester hören kann: Nach dem Einschalten und der Aufwärmphase vernehmen wir ein leises Klacken von Relais. Dieses Geräusch gibt uns die Gewissheit, dass beim Jazz 80 die Signalwege mechanisch absolut sicher und sauber geschaltet werden. Auf die Freigabe der Signalpfade folgt gleich das nächste überaus erfreuliche akustische Ereignis: Stille. Der Jazz 80 bleibt im Leerlauf auch bei weit aufgedrehtem Lautstärke-Regler herrlich frei von Brummen oder Sirren – selbst als wir mit dem Ohr ganz nah an die Audio Physic Tempo gehen, die als Lautsprecher angeschlossen sind. Das spricht für die Güte der Verstärkerschaltung samt ihrer-Bauteile und insbesondere für die Schirmung der Übertrager. Nun starten wir endlich mit Musik. Via CD-Player spielen wir von Mighty Sam McClain den Song „I Feel Good“ zu – und die Wiedergabe des Jazz 80 sorgt dafür, dass der Songtitel quasi Programm dieser Testsession wird.
Präsenz und Dynamik
Es beginnt gleich mit dem Schlagzeug: Lorne Entress liefert eine kurze Eröffnung auf Bassdrum, Snare und Toms, und bereits diese wenigen Schläge sind überaus aufschlussreich. Der Jazz 80 beweist umgehend seine ausgezeichnete Dynamikfähigkeit: Die Schläge kommen aus dem Nichts und treffen uns derart unvermittelt, dass wir zusammenzucken. Dabei haben wir den Verstärker gerade mal halb aufgedreht. Aber die Schläge haben halt eine amtliche Impulstreue. Zudem vermitteln sie uns eine sehr schöne Räumlichkeit: Das Drumset ist genau größenrichtig abgebildet und erscheint, wie es sich für eine Bühnenaufstellung gehört, weiter hinten positioniert. Trotzdem hat jede Trommel eine tolle Präsenz. Trotz der wenigen Trommelschläge haben wir gleich ein Bild von dem Aufbau des Drumkits vor Augen, weil Bassdrum, Snare und Toms sauber im Stereo-Panorama positioniert sind. Dazu ist das Schlagzeug in einen Hall eingebettet. So sitzen wir quasi im Aufnahmestudio, denn der Jazz 80 liefert die vielfältigen Reflexionen des Raums in feiner Auflösung.
Mitreißende Frische und Klarheit
Dann steigen Bass, Keyboard und die leicht angezerrte Gitarre ein – und verwandeln diesen Al GreenSong in eine mitreißende Boogie Woogie-Nummer: Das Schlagzeug treibt, der Bass schiebt, das Piano liefert Stakkato-Akkorde und Barrelhouse-Einlagen, die Gitarre würzt das Ganze mit Rock’n’Roll-Riffing und dreckig gezogenen Tönen. Die Nummer hat eine wunderbare Frische, die Band klingt knackig und liefert einen tollen Groove – und all das liefert der Jazz 80, weshalb wir nach wenigen Sekunden bereits im Mitwipp-Modus sind. Dazu trägt auch die Transparenz bei: Wir hören jeden Anschlag von Bruce Katz bei seinen pianistischen Oktavsprüngen, wir registrieren jeden Lagenwechsel, den Kevin Barry bei seinen gitarristischen Einlagen vollführt, verfolgen jeden Lauf, den Michael Rivard in seine stampfende Basslinie integriert. Dann steht, nach zwei kurzen Shouts, Mighty Sam Mclaine vor uns, und schleudert uns mit der ganzen Fülle seiner Stimme ein „I Feel Good“ entgegen – diese geradezu spürbare Gegenwärtigkeit des Sängers ist großartig!
Power satt
Diese tolle Frische und Transparenz bewahrt der Jazz 80 auch bei höheren Lautstärken. Wer meint, vierzig Watt seien eine überschaubare Leistung, wird hier eines Besseren belehrt: In der Zwei-Uhr Position haben wir bereits einen Pegel erreicht, der uns die Musik physisch spüren lässt und trotz geschlossener Türen und Flure hinweg selbst am anderen Ende der Redaktion zum Mithören einlädt. Trotzdem bewahrt der Jazz 80 die Kontrolle, die Wiedergabe bleibt klar und konturiert. Dabei sind wir im wattschwächeren Trioden-Modus. Nun schalten wir mal in den Ultralinear-Betrieb: Ja, da liefert der Verstärker bei gleicher Pegelstellung nochmals mehr Power. Doch auch bei angeglichener Lautstärke ist die Wiedergabe in diesem Modus noch griffiger, kerniger: Das Schlagzeug hat mehr Punch, der Bass entwickelt mehr Druck, die Gitarre wirkt ein Spur rockiger und räudiger, Mighty Sam Mclaines Stimme ist noch mitreißender. Für eine derart treibende Musik und eine so hochdynamische Aufnahme ist der Ultralinear-Betrieb unser Favorit.
Zarter Schmelz im Trioden-Modus
Radikaler Wechsel: Begleitet von der Academy Of Ancient Music unter Christoper Hogwood intoniert Cecilia Bartoli aus Händels Oper „Rinaldo“ die Arie „Lascia ch’io pianga“. Wir hören die gravitätische Klage zuerst im Ultralinear-Betrieb: Wieder punktet der Jazz 80 mit der Räumlichkeit der Darstellung, der Transparenz der Wiedergabe und der Präsenz sowohl der im Vordergrund stehenden Weltklasse-Sopranistin als auch des dahinter positionierten Orchesters. So sind selbst die zart gezupften Töne der Theorbe und das silbrige Cembalo in allen Feinheiten zu hören, was diese Aufnahme in historischer Aufführungspraxis mit alten Instrumenten oder ihren exakten Nachbauten zum instrumentalen Entdeckungserlebnis macht. Nun hören wir uns die Arie noch mal im Trioden-Modus an – und jetzt wird uns wirklich warm ums Herz: Cecilia Bartolis Stimme hat nun einen Schmelz, der dieses traurige Flehen eindringlich und ergreifend macht. Auch die begleitenden Streicher entfalten nun eine Anmut und Wärme im Ton, die zuvor nicht zu hören war. Erstaunlich!
Kraftvoller Kopfhörerausgang
Auch bei den Arpeggien der Theorbe sind die Töne dieser Akkordzerlegungen nun perlender, das Cembalo wirkt weniger metallisch, ohne seine Silbrigkeit zu verlieren, die gesamte Wiedergabe hat eine wunderbare Abrundung und Homogenität. Auch wenn die Wiedergabe geschmeidiger klingt: Der Trioden-Modus ist kein „Weichmacher“, Brillanz und Feinauflösung bleiben erhalten, doch in dieser Wiedergabeart hat die Musik eine Magie, die gerade bei Stimmen und Einzelinstrumente ihre Wirkmacht entfaltet. Dies bestätigt sich auch beim Kopfhörerbetrieb, den wir mit unserem Focal Utopia testen. Der Ausgang ist dabei so kräftig realisiert, dass wir den Verstärker kaum auf ein Viertel aufdrehen. Zurück zum Lautsprecher-Betrieb: Bislang haben wir unseren Vier-Ohm Lautsprecher auch an den entsprechenden Klemmen angeschlossen. Nun kommt die Tempo an die Acht-Ohm-Abgriffe – und das bewirkt eine etwas größere Luftigkeit und Lebendigkeit, dazu eine leichte Verschlankung in den Mitten, die den Gesamtklang insbesondere bei fett produzierten Aufnahmen noch attraktiver macht. Hier lohnt ebenfalls das Ausprobieren.
Bluetooth-Streaming in Klasse-Qualität
Nun kommen wir, nach der traditionellen Wiedergabe über eine kabelgebundene Quelle, zur Abteilung „Moderne“, also zum kabelfreien Streaming via Bluetooth. Galt der Blauzahn-Funk früher als indiskutabel für einen audiophilen Musikgenuss, so liefern die heutigen Top-Standards – allen voran LDAC und insbesondere UAT – eine Wiedergabe, die hohen Ansprüchen genügt. Das erleben wir bei Yellos „Till Tomorrow“, wo Startrompeter Till Brönner mit seinem Blasinstrument durch den überwältigenden Klang-Kosmos reist, für den das Schweizer Soundtüftler-Duo berühmt ist. Die Räumlichkeit und Tiefe der wabernden Sounds und aufploppenden Samples ist ebenso beeindruckend wie die Klarheit und Auflösung. Gerade die Hallfahnen der Synthesizer-Basstöne, die in weiter Ferne wie in einer Riesenkathedrale erklingen, üben eine regelrechte Faszination aus. Dazu kommt Brönners Trompetenspiel: Seine Töne wehen aus der Ferne heran, wandern von rechts nach links, bis er mit leisen Anblasgeräusche direkt vor uns agiert. Dieses tolle Spiel mit der Räumlichkeit ist dank der Bluetooth-Klangqualität eine echte Attraktion.
Fazit
Der Cayin Jazz 80 bietet eine Klasse-Kombination aus traditioneller Röhren-Verstärkung und aktuellem Bluetooth-Streaming – und punktet hier wie da mit feinen Finessen: Die Verstärkerabteilung glänzt mit der Klang-Wahl zwischen Ultralinear- und Trioden-Modus. sowie der manuellen Bias-Einstellung. Sie erlaubt einen perfekten Abgleich der Endstufenröhren zugunsten einer optimalen, verzerrungsarmen Signalverstärkung. Zudem ermöglich sie den Einsatz anderer Pentoden mit gleichen elektrischen Werten. Alternativ kann man sich den Jazz 80 vom Vertrieb wahlweise mit EL34- oder KT88-Pentoden ausrüsten lassen. Dieses Plus-Paket runder der Kopfhörer-Ausgang ab. Die Bluetooth-Sektion wiederum ermöglicht mit verschiedensten Codecs kabelloses Streaming in HiRes-Qualität und eine Signalübertragung mit geringstmöglicher Verzögerung. So liefert dieser kompakte, 40 Watt leistende Verstärker kabelgebunden wie leiterfrei eine frische, mitreißende Wiedergabe, die mit toller Transparenz, feiner Auflösung, sehr guter Plastizität und Räumlichkeit beeindruckt. Damit empfiehlt sich der Cayin Jazz 80 eindrucksvoll für ambitionierte Audiophile mit modernem Anspruch.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: seht gut
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Technische Daten
Modell: | Cayin Jazz 80 |
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Produktkategorie: | Vollverstärker |
Preise: | 2.198,00 Euro |
Garantie: | - Verstärker: 3 Jahre (nach Registrierung) - Röhren: 1 Jahr |
Ausführung: | - Front: Silber oder Schwarz - Gehäuse, Übertrager-Abdeckungen, Käfig: Anthrazit-Metallic |
Vertrieb: | Cayin Audio Distribution GmbH, Glashütten-Schlossborn Tel.: +49 6174 9554412 www.cayin.de |
Prinzip: | Röhrenvollverstärker, Class AB |
Abmessungen (HBT): | 190 mm x 300 mm x 385 mm |
Gewicht: | 6,8 kg |
Eingänge/Streaming-Wege: | 3 x Line unsymmetrisch (Cinch) 1 x Bluetooth |
Eingangsempfindlichkeit: | 300 mV (Herstellerangabe) |
Eingangsimpedanz: | 100 kΩ (Herstellerangabe) |
Ausgänge: | 1 x Kopfhörer unsymmetrisch (Klinke, 6,35 mm) 1 x Lautsprecher (2 Abgriffe für 4 Ω und 8 Ω) |
Ausgangsleistung: | mit KT88-Pentoden: - 2 x 20 W (Trioden-Modus) - 2 x 40 W (Ultralinear-Modus) mit EL34-Pentoden: - 2 x 18 W (Trioden-Modus) - 2 x 36 W (Ultralinear-Modus) (Herstellerangaben) |
Ausgangsimpedanz: | - Lautsprecher: 4Ω, 8Ω (Herstellerangabe) - Kopfhörer: 16 - 300 Ω (Herstellerangabe) |
Röhren: | - Spannungsverstärkerstufe: 2 x 12AX7 (= ECC83) - Splitter-/Treiberstufe: 2 x 12AU7 (= ECC82) - Endstufe: 4 x KT88 oder 4 x EL34 |
Frequenzbereich: | 8 Hz - 60 kHz (-3dB) (Herstellerangabe) |
Klirrfaktor: | 0,2 % (1 W / 1 kHz; 5%) (Herstellerangabe) |
Fremdspannungsabstand: | 90 dB (A-gewichtet) (Herstellerangabe) |
Leistungsaufnahme (max.) | 280 W (Herstellerangabe) |
Bluetooth-Version: | 5.0 |
Bluetooth-Standards/-Codecs: | UAT, LDAC, aptX, aptX HD, aptX LL (Low Latency), SBC, AAC |
Bluetooth-Reichweite: | ca. 10 m |
Lieferumfang: | - Cayin Jazz 80 - Gitterkorb (aufsteckbar) - Fernbedienung - Netzkabel (1,5 m) - Ersatzsicherungen (T1,6 A, T3,15 A) - Handschuhe - Reinigungstuch - Bedienungsanleitung (Englisch) |
Pros und Contras: | + mitreißende Dynamik + transparente, detailreiche Wiedergabe + sehr gute Plastizität und Räumlichkeit + kraftvolle Verstärkung + Ultralinear- und Trioden-Modus für verschiedene Klangcharaktere + wahlweise Ausstattung mit KT88 oder EL34 als Endstufenröhren + Kopfhörer-Ausgang + Softstart-Funktion und Hochspannungsverzögerung zur Röhrenschonung + Bias-Trimmer für optimale Ansteuerung jeder Endstufenröhre und präzise Abgleich aller Kanäle + VU-Meter zur Bias-Justage und für die Pegel-Anzeige + Anschlüsse für 4- und 8-Ohm-Lautsprecher + Bluetooth-Streaming + Bluetooth-Modul mit LDAC-Übertragung für HiRes-Streaming mit geringer Latenz + Bluetooth-Standards/-Codecs: UAT, LDAC, aptX, aptX HD, aptX LL (Low Latency), SBC, AAC + hochwertige Aluminium-Fernbedienung + attraktives Design + elegant gestalteter Käfig + schockabsorbierende Füße + sehr gute Verarbeitung - prinzipbedingt höherer Stromverbrauch und Hitzeentwicklung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 89/90 |
Ausstattung (20%): | 90/90 |
Gesamtnote: | 90/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | - SACD-Player: Oppo UDP-203 - Lautstprecher: Audio Physic Tempo - Kopfhörer: Focal Utopia - Signalkabel: Audioquest Yukon RCA - Lautsprecherkabel: Supra Cables Quadrax - Kopfhörer: Focal Utopia |