Home » Tests » Cayin RU7 – HiRes-Experte für unterwegs
13. Februar 2024von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurHigh End Technik im Miniformat ist immer einen Blick wert. Das gilt auch für Cayins mobilen Kopfhörerverstärker RU7, der einen auch unterwegs in den Genuss des einzigartigen Klangs eines Ladder-DACs kommen lässt. Wir schauen uns im Praxistest an, was der winzige HiRes-Künstler alles kann.
Die Firma Cayin hat prinzipiell zwei Steckenpferde. Eines davon sind HiFI-Systeme mit feiner Röhrentechnik, wie der Vollverstärker Jazz 80. Das andere sind mobile Systeme, die auch außerhalb der eigenen vier Wände audiophilen Klang bieten sollen. Zu letzterer Kategorie zählt auch der RU7, der wohl vornehmlich von einem Smartphone mit Daten beliefert werden wird, aber natürlich auch an einer stationären Anlage genutzt werden kann. Der Gedanke ist keineswegs zu weit hergeholt, denn der RU7 setzt auf eine Technologie, die man üblicherweise eher in hochpreisigen, vollformatigen Digital-Analog-Wandlern findet. Darauf gehen wir aber noch genauer ein. Mit seiner Größe von nur wenigen Zentimetern findet Cayins winziger Wandler in jeder Hosentasche platz. Auch wenn man um ein Verbindungskabel zum Smartphone natürlich nicht herum kommt. Praktischerweise liegt dem RU7 auch gleich ein erfreulich kurzes USB-C-Kabel bei. Für iPhone-User, deren Gerät noch einen Lightning Anschluss besitzt, bietet Cayin ein entsprechendes Kabel als optionales Zubehör an.
Kommt einer, kommen alle
Insgesamt kommt der RU7 mit einem recht umfangreichen Ausstattungspaket bei seinem Nutzer an. Neben dem DAC und dem erwähnten Kabel befindet sich auch eine Schutzhülle aus Leder im Lieferumfang, die sich perfekt um den kleinen Wandler schmiegt. Dazu kommen zwei selbstklebende Metallplatten, die an die Rückseite des Smartphones befestigt werden können. Dank eines Magneten in der Schutzhülle, haftet diese damit sicher am Telefon und der RU7 baumelt nicht wild an seinem Kabel herum. Eine schöne Lösung. Letztlich ist dann noch ein Adapter von USB-C auf USB-A enthalten. So lässt sich Cayins Wandler auch an Laptops oder Streamern verwenden, ohne dass zusätzliche Kabel benötigt werden. Egal was man mit dem RU7 also anstellen möchte, er ist sofort einsatzbereit. Auch aufladen muss man ihn nicht, denn der DAC bezieht seine Energie direkt vom angeschlossenen Quellgerät, was gewisse Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Voll im Fluss
Als kleinen Malus kann man natürlich verstehen, dass sich die Akkulaufzeit des Quellgerätes durch den Einsatz des RU7 verringert. Allerdings muss man eben nicht über dessen Akkuzustand nachdenken, sondern kann ihn stets einfach anschließen und verwenden. Außerdem führt der Verzicht auf einen eigenen Stromspeicher zu einem enorm geringen Gewicht. Trotz seines wertig verarbeiteten Aluminiumgehäuses, bringt Cayins kompakter DAC gerade einmal 25 Gramm auf die Waage. Damit ist er also in etwa so klein und so leicht wie ein Feuerzeug. Ein- und Ausgänge des RU7 liegen dann auf gegenüberliegenden Seiten. Links der USB-C-Port, der die Stromversorgung übernimmt und die digitalen Audiosignale entgegen nimmt. Auf der rechten Seite befindet sich dann der obligatorische 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für den Betrieb von Kopfhörern. Direkt daneben sitzt dann sogar noch eine weitere Buchse mit 4,4 Millimetern Durchmesser, an der symmetrisch betriebe Kopfhörer verwendet werden können. Anspruchsvolle Headphiler wird es freuen.
Kraftzwerg
Neben mehreren Anschlüssen hat der RU7 auch einige Power zu bieten. Die beiden verbauten Kopfhörerverstärker generieren bis zu 160 Milliwatt Schub am unsymmetrischen und bis zu 400 Milliwatt Leistung am 4,4-Millimeter-Anschluss. Beides bei 32 Ohm Impedanz. Kopfhörer verschiedenster Art sollten hier also ordentlich angetrieben werden. Die diskret aufgebaute Vorstufenschaltung, die auf einen möglichst klaren, verzerrungsarmen Betrieb ausgelegt ist, bietet dann 100 Lautstärkestufen, für ein präzises Einstellen des gewünschten Pegels. Eingestellt wird dieser mit Hilfe der Plus- und Minus-Tasten an der Seite, in Kombination mit dem kontrastreichen OLED-Display auf der Oberseite des RU7. Mit Hilfe des zusätzlichen Mode-Knopfes, lässt sich damit auch durch das Einstellungsmenü navigieren, in dem mehrere Parameter angepasst werden können. Beispielsweise lässt sich die Zeit, bevor der Bildschirm nach einer Eingabe erlischt auswählen. Auch der Ausgang, die Gain-Stufe und die Samplingrate-Konvertierung stehen hier zur Verfügung. Die Bedienung mit den drei Tasten klappt dabei wunderbar.
Cayin RU7 – Feinste Technik im Miniaturformat
Zwischen ankommenden Signal und dessen Aufbereitung für die angeschlossenen Kopfhörer steht aber noch die Wandlung von der digitalen in die analoge Domäne. Dies kann auf verschiedene Arten geschehen, doch in den meisten DACs kommen dafür einzelne Chips mit integrierten Schaltkreisen, gerne ICs (Integrated Circuit) genannt. Diese unterscheiden sich wieder in Ein-Bit- und Multibit-Chips, doch Cayin geht einen dritten, völlig anderen Weg. Im RU7 kommt ein so genanntes R2R-Netzwerk zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Vielzahl einzelner Widerstände, die in Abstufungen ähnlich einer Leiter aufgebaut sind. Daher auch der etwas verbreitetere Name Ladder-DAC. Dies funktioniert also ohne viel Rechenzauber, sondern passiv, was die klangliche Beeinflussung des Wandlers im Vergleich deutlich minimiert. Ladder-DACs klingen also oft wunderbar natürlich, offen und klar. Voraussetzung dafür sind aber eine penible Konstruktion und zahlreiche, genauestens selektierte Bauteile, die entsprechend mehr kosten können als ein einzelner Chip.
Rechenkunst
Cayins miniaturisiertes Widerstandsnetzwerk nimmt im RU7 dann PCM-Signale mit bis zu 384 Kilohertz bei 24 Bit entgegen. DSD-Enthusiasten freuen sich über Kompatibilität bis hinauf zur 256er-Variante mit 11,2 Megahertz. Bevor aus digitalen Datenströmen aber analoge Musiksignale werden, wendet der RU7 aber noch ein einstellbares Up- beziehungsweise Resampling an. Alle eingehenden Singale werden in DSD verarbeitet, wobei entweder DSD64, 128 oder die vollen 256 genutzt werden. Eingestellt wird dies im Menü, während das Display des kleinen DACs stets die eingehende Samplingrate anzeigt. Auch Lautstärke, Gain und gewählte Ausgangsart finden auf den 128 mal 64 Pixeln der kleinen Anzeige platz. Das mag zunächst überladen klingen, doch alle Informationen, die der Cayin preisgibt, lassen sich stets hervorragend ablesen. Mit dem Anschluss an ein Quellgerät erwacht der DAC also zum Leben, im Menü werden die höchste Abtastrate, hoher Gain und die Verwendung mit Kopfhörern eingestellt, dann kann es schon los gehen.
Gut aufgestellt
Griffig und konturiert erschallt der Intro-Riff von Metallicas „Enter Sandman“ in der von Weezer eingespielten Version. Dazu gesellen sich ein gut aufgelöstes Becken und die druckvoll nach vorne eilende Bassdrum. Während der Song an Fahrt aufnimmt, zeigt der RU7 sein Können in Sachen Bühnendarstellung. Das Geschehen wirkt angenehm breit und weitläufig, mit Komponenten die sich gegenseitig genügend Raum eingestehen. Trotz des recht turbulenten Arrangements, mit mehrstimmigen Gitarren, Vocals, Bass, Drums und anderen Percussions, bleibt der Sound hier transparent. Kein fahler Klangteppich, sondern differenzierte und klare Abbildung werden bei der Wiedergabe des „Blacklist“ genannten Tributealbums geboten. Dazu packt der kleine Cayin noch eine schöne Plastizität, was gerade der eher Blues-ähnlichen „The God That Failed“ Version von Imelda May, mit ihrem tiefen Bass und satten Gitarren, gut zu Gesicht steht. Besonders bei „The Struggle Within“ von Rodrigo y Gabriela, lässt es der RU7 beim Tiefton aber die Muskeln spielen.
Don’t Stop Me Now
Auch in Sachen Dynamik und Kontur hat Cayins kleiner Wandler hier einiges zu bieten. Die schnellen Anschläge und das unvermittelte Stoppen des Nuevo Flamenco Duos, gepaart mit dem perkussiven Einsatz der akustischen Gitarren, gibt der RU7 wunderbar lebendig und mit toller Brillanz wieder. Klar definiert, wunderbar offen und herrlich direkt macht sich Cayins Entscheidung für das Ladder-DAC-Konzept sofort bezahlt. Der Finger geht also zur Lautstärketaste, die Zahlen stiegen in die Höhe und der RU7 treibt den angeschlossene Kopfhörer noch druckvoller an. Allerdings muss man damit leben, dass zwischen den drei verschiedenen Segmenten der Lautstärkeregelung bei den Stufen 50 und 80 der Ton für einen winzigen Moment aussetzt, wenn die Relais umschalten. Das ist bei weitem kein Weltuntergang, aber gerade wenn der kleine Wandler einen gerade voll mit seinem engagierten und mitreissenden Spiel verzaubert, eine doch etwas rüde Unterbrechung beim Headbangen.
Nimmt alles mit
Auch beim Wechsel zu Kapelle Petras „HAMM“ macht Cayins DAC eine exzellente Figur. „Es war nicht alles schlecht“ präsentiert sich erneut mit einer tollen Größe und guter Raumaufteilung. Dazu sorgt der RU7 für eine tolle Ausbeute an Details und garniert diese mit einer tollen Transparenz. Das flotte Klavier erhält ein schönes Timbre und auch der Gesang weiter vorne wirkt natürlich. Knackige Drums tun sich mit gut aufgelösten, sanft dahin spielenden Trompeten im Hintergrund zusammen. Auch das gelegentliche Klatschen, kleine Percussions, ebenso wie leise Zurufe und die Gesangsstimmen aus dem Hintergrund befördert der Ladder-DAC hier an die Oberfläche. Dabei wirkt er wunderbar ausgeglichen und unangestrengt, überfährt einen nicht mit Kleinigkeiten, aber sorgt für guten Facettenreichtum, der das Spiel sehr schön voll und musikalisch macht. Gleichzeitig platziert der RU7 all dies vor einen sehr sauberen, dunklen Hintergrund, ohne einen Anflug von erkennbarem Rauschen.
Komprimierter Härtetest
Bis hier hin bekam der DAC aber auch ausschließlich hoch aufgelöste Feinkost in 24 Bit vorgesetzt. Doch gerade unterwegs, wenn man seine Datenrate seines Mobilfunkvertrags vielleicht nicht gänzlich ausreizen möchte, greift man vielleicht nicht immer zu HiRes. Bei der Wiedergabe von Musik über YouTube darf das DSD-Upsampling also einmal zeigen, was es kann. In Sachen Bühnendarstellung war merklich dichter als zuvor, aber dennoch sehr konturiert und klar, gibt sich der RU7 auch hier keine Blöße. „Baka Mitai“ aus der „Like A Dragon“ Serie erklingt mit sahnigen Streichern, garniert mit den klaren Anschlägen eines Klaviers und den sanft schwingenden Saiten einer Gitarre. Vor allem steht hier aber die sonore Gesangsstimme im Vordergrund, mit der die japanischen Verse charismatisch und gefühlvoll vorgetragen werden. Dem RU7 gelingt es dabei toll, all diese einzelnen Elemente nicht unkontrolliert zusammenlaufen zu lassen. Alles wirkt auch hier differenziert und fügt sich letztlich passend zusammen.
Kontrollierter Schub
Mit der 16-Bit-Fassung von Daft Punks „Discovery“ steigt die Auflösung des Quellmaterials wieder, und der Wandler belohnt dies sofort mit einer noch weitläufigeren Darstellung. Wobei aber nochmals anzumerken ist, dass selbst der Ausflug in enorm komprimierte Audiogefilde vorzüglich gemeistert wurde und der RU7 hier die Grenzen zwischen MP3- und CD-Qualität glatt ein wenig verschwimmen lässt. An der Detailtiefe, die der Cayin bei den vorzüglich produzierten Tracks des französischen House-Duos an den Tag legt, erkennt man aber weiterhin den Unterschied. Erneut besticht die offene, unbeschwerte Art des kleinen DAC, gerade im Mitten- und Hochtonbereich. Dazu generiert der RU7 einen wunderbar druckvollen, dabei aber sehr kontrollierten Bass. Blitzschnell werden die Membranen bei „Face to Face“ angeregt und umgehend wieder zum stehen gebracht. Die Leistung und Akkuratesse des Kopfhörerverstärkers wissen hier ebenso zu gefallen, wie die Dynamik und Spielfreude des DACs. Eine exzellente Kombination in einem beeindruckend kleinen Gerät.
Fazit
Der Cayin RU7 ist ein technisch anspruchsvoller und ausnehmend gut klingender mobiler DAC. Er vereint einen aufwändigen Ladder-DAC mit einem kraftvollen Kopfhörerverstärker, bietet gute Auswahl von Anschlüssen und einige praktische Einstellungsmöglichkeiten. Mancher mag monieren, dass er die Stromreserven des genutzten Quellgerätes belastet, doch das Konzept hat hier mehr Vor- als Nachteile. So bleibt der Wandler wunderbar klein, leicht und man muss im Betrieb nicht auf zwei unterschiedliche Ladestandsanzeigen achten. Trotz seiner kompakten Abmessungen ist er außerdem sehr robust und hochwertig verarbeitet. Mit dem Cayin RU7 bekommt man High End für die Hosentasche.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Cayin RU7 |
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Produktkategorie: | Mobiler DAC/ Kopfhörerverstärker |
Preis: | 349 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | Cayin Audio Distribution, Glashütten-Schlossborn 06174 9554412 cayin.com |
Abmessungen (H x B x T): | 12 x 66 x 24 mm |
Gewicht: | 25 g |
Eingänge: | 1 x USB-C |
Ausgänge: | 1 x 3,5 mm Kopfhörerausgang 1 x 4,4 mm Kopfhörerausgang |
Unterstützte Abtastraten: | PCM bis 384 kHz/ 24 Bit DSD bis DSD256, 11,2 MHz/ 1 Bit |
Leistung: | 3,5 mm: 160 mW/ 32 Ohm 4,4 mm: 400 mW/ 32 Ohm |
Lieferumfang: | 1 x RU7 1 x USB-Kabel (C-C) 1 x USB-Adapter (A-C) 1 x Schutzhülle 2 x Magnetische Klebeplatten 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + kompakt und leicht + hochwertig verarbeitet + sehr offen und klar + dynamisch, detailliertes Spiel + sehr gute Definition + kräftiger Verstärker + eingängige Bedienung +/- Stromversorgung über Quellgerät - kurze Aussetzer beim Umschalten bestimmter Lautstärkestufen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 89/90 |
Ausstattung (20%): | 90/90 |
Gesamtnote: | 90/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
Getestet mit: | Sony Xperia X1 III Apple iMac roon Qobuz KLH Ultimate One |