Home » Tests » Bluetooth-Kopfhörer JBL Everest 300 – Kontaktfreudig und klangstark
23. Oktober 2016
von Martin Sowa
RedakteurBluetooth-Kopfhörer sind vielseitige Begleiter und vor allem beim Sport gern genutzte Motivationshilfen. Mit der richtigen Technologie werten sie allerdings auch den ganz normalen Alltag auf und leisten im Büro oder in der Uni einen wertvollen Beitrag zum entspannten Arbeiten. Und im Falle des Everest 300 profitieren auch die Kollegen und Freunde davon – nicht nur, weil sie sich nicht mehr ausschließlich flüsternd unterhalten müssen, sondern weil der Everest 300 auch einen weiteren Bluetooth-Kopfhörer mit zugespielter Musik versorgen kann.

Kabellos und mit hohem Tragekomfort: Der Everest 300 ist ein Begleiter für alle Lebenslagen.
Der Everest 300 ist das On-Ear-Modell aus der Everest-Serie von JBL, die außerdem den In-Ear-Kopfhörer Everest 100 sowie die beiden Over-Ear-Kandidaten Everest 700 und das Premiumexemplar Everest Elite 700 NXT mit aktiver Geräuschunterdrückung umfasst. Letztere schlagen preislich allerdings auch schon recht ordentlich zu Buche und so bleiben wir mit dem Everest 300 und seiner unverbindlichen Preisempfehlung von 149 Euro auf einem Level, das sowohl bezahlbar ist als auch ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis verspricht. Mal sehen, ob die Erwartungen auch erfüllt werden.
Solide in allen Belangen
Insgesamt ist der Everest 300 ein recht schlichter Vertreter seiner Art, erhältlich ist er in Schwarz oder Weiß ohne großartige Applikationen. Die Ohrmuscheln weisen mit recht großzügig dimensionierten Herstellerlogos auf seine Herkunft hin, das Kopfband ist seitlich mit kleinen Einsätzen in Klavierlackoptik versehen, auf den Serien- und Modellbezeichnung prangen. Direkt unter diesen Einsätzen befindet sich eine ausziehbare Schiene, die das stufenlose Verstellen des Kopfbandes zur perfekten Anpassungen an die Kopfgröße ermöglicht. Zur leichteren Orientierung und gleichmäßiger Justierung sind insgesamt neun Markierungen in das nun sichtbar werdende Aluminiumband integriert.
Da sich im Lieferumfang kein Transport-Case befindet, schließen wir daraus, dass der JBL Everest 300 nicht primär dafür ausgelegt ist, im Koffer oder der Aktentasche transportiert zu werden. Dennoch lässt er sich bei Bedarf über ein Scharnier direkt unterhalb der erwähnten seitlichen Einsätze platzsparend zusammenklappen, allerdings sollte man das nicht tun, wenn die verstellbaren Schienen ausgefahren sind. Dann blockiert der Mechanismus nämlich und Gewalt ist dann, wie so oft, auch keine Lösung. Also: Erst einschieben, dann einklappen.

Grundsätzlich ist der Everest 300 eher schlicht gehalten, das verstellbare Kopfband ist nur sparsam mit Akzenten ausgestattet.
Die Ohrmuscheln des Everest 300 sind prinzipiell recht unscheinbar in der matten Hauptfarbe gehalten, die Polster sind ebenfalls aus schwarzem oder weißem Kunstleder gefertigt. Dieses weist einen hohen Tragekomfort auf und legt sich äußerst weich über die Ohren. Deshalb und durch die ergonomische Form des Kopfhörers wird der mit festem Druck sitzende Everest 300 nie unangenehm und auch die optisch durch sanfte Übergänge kaum auffallende Polsterung des Kopfbandes fühlt sich ausgesprochen angenehm an. Falls es dennoch auf dem Kopf drückt, sollte die Position des Kopfbügels etwas verändert werden.
Die Anschlüsse für das Audio- und das Ladekabel befinden sich unten an der rechten Ohrmuschel und nehmen das jeweilige Kabel äußerst stabil auf. Der Micro-USB-Anschluss des Ladekabels muss sogar recht nachdrücklich eingestöpselt werden, das Audiokabel lässt sich vergleichsweise leicht anschließen. Über diesem Anschluss und an der Innenseite des äußeren Teils der Ohrmuschel (das klingt verwirrender, als es ist) ist eine LED platziert, die den aktuellen Ladezustand des Akkus signalisiert. Etwas weiter vorn an der Unterseite der rechten Ohrmuschel befindet sich das Mikrofon für das Führen von Telefonaten – Voraussetzung dafür ist, dass der Everest 300 mit einem Smartphone verbunden ist. Weitere LEDs auf der Rückseite geben Aufschluss über den Betriebszustand des Kopfhörers und darüber, ob die ShareMe-Funktion aktiviert ist.

Die Anschlüsse für Audio- und Ladekabel befinden sich unten an der rechten Ohrmuschel.
Teilen macht Spaß
Diese ShareMe-2.0-Funktion ist am Everest 300 besonders interessant. Damit lässt sich der JBL-Kopfhörer mit einem weiteren Bluetooth-Headset verbinden, um die Musik vom Quellgerät sozusagen weiterzureichen. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur früher gängigen Praxis, seinem Kumpel einfach einen Ohrstöpsel zu leihen. Außerdem bietet diese Option mit etwas Kreativität gepaart im Falle des gesellschaftlichen Zusammentreffens mit weniger technikaffinen Personen auch eine gute Gelegenheit für den einen oder anderen Partytrick.
Und das Beste daran: Das funktioniert richtig gut und völlig problemlos. Wir haben den Everest 300 mit dem Teufel Move BT gekoppelt, was innerhalb weniger Sekunden erledigt war. Zunächst wird dazu die Share-Taste an der rechten Ohrmuschel des JBL-Kopfhörers kurz gedrückt, woraufhin eine entsprechende Sprachinformation zu hören ist. Anschließend haben wir den Teufel-In-Ear eingeschaltet, nah an den Everest 300 gehalten und die Pairing-Taste des Move BT gedrückt – umgehend waren beide Modelle miteinander verknüpft und haben fröhlich drauflos gespielt. Sollte es aus irgendeinem Grund also nicht möglich oder angebracht sein, gemeinsam über einen Lautsprecher Musik zu hören, ist dies nun auf alternativem Wege trotzdem möglich. Hoffentlich erfahren das auch die Ghetto-Kids, die in Bus und Bahn ihren hochkulturellen Sprechgesang über den qualitativ dem künstlerischen Wert angepassten Klang ihrer Smartphone-Lautsprecher den übrigen Fahrgästen zugänglich machen.

Über die ShareMe-Funktion (Taste S) kann der Everest 300 mit einem weiteren Bluetooth-Kopfhörer gekoppelt werden.
Viele Tasten, viele Funktionen
Zurück zum Everest 300, der nicht nur aufgrund der ShareMe-Funktion einige Bedienelemente aufweist. Diese sind jeweils auf der Rückseite der beiden Ohrmuscheln platziert, so dass man sie mit dem Daumen der linken beziehungsweise rechten Hand betätigen kann. Die rechte Ohrmuschel beherbergt die An/Aus-Taste sowie den Button für die ShareMe-Funktion. Zur Inbetriebnahme ist zunächst die obenliegende An/Aus-Taste relevant, diese muss für ca. drei Sekunden gedrückt werden. Anschließend ertönt eine kurze Sprachinfo, die beim Abschalten ebenso darauf hinweist, welcher Befehl gerade ausgewählt wurde. Wird der Everest 300 zum ersten Mal eingeschaltet, startet auch sofort die Pairing-Funktion für die Bluetooth-Verbindung. Diese ist am über der An/Aus-Taste liegenden LED-Indikator zu erkennen, der in diesem Fall abwechselnd Rot und Weiß blinkt. Falls sie stattdessen nur unregelmäßig in Weiß aufleuchtet und der Kopfhörer nicht in der Geräteliste des Smartphones auftaucht, kann ein Reset helfen – dazu muss die An/Aus-Taste im abgeschalteten Zustand für etwa sieben Sekunden gedrückt werden. Anschließend sollte die LED wieder im farblichen Wechsel blinken und die Bluetooth-Kopplung problemlos möglich sein. Kommt diese zustande, wird dies ebenfalls per Sprachinfo signalisiert. Die Bluetooth-Verbindung ist übrigens extrem stabil und überbrückt auch problemlos zwei Zimmerwände oder eine Zwischendecke (eine normale Bausubstanz vorausgesetzt, versteht sich).

Die rechte Ohrmuschel beherbergt auch die An/Aus-Taste samt Signal-LED.
Ebenfalls an der rechten Ohrmuschel findet sich die Taste zur Aktivierung der ShareMe-Funktion, die linke Seite ist dann der Steuerung der Musik vorbehalten. Hier ist eine Wippe zur Lautstärkeregelung zu finden, per Druck wird die Lautstärke damit erhöht (oben) oder verringert (unten). In der Mitte befindet sich eine Multifunktionstaste, die bei der Musikwiedergabe als Play/Pause-Button (1 Mal drücken) und Titelsprung (2x für den nächsten, 3x für den vorherigen Track) dient. Außerdem kann vor- und zurückgespult werden, dazu wird die Taste ein (vor) beziehungsweise zwei Mal (rückwärts) gedrückt und direkt anschließend gedrückt gehalten. Zugegeben ein wenig kompliziert und vermutlich auch deshalb nicht unbedingt bei jedem Kopfhörer möglich, aber ein schönes Feature ist es allemal.
Eingehende Telefonate können mit der Multifunktionstaste auch angenommen (kurz drücken) oder abgelehnt (lang drücken) werden. Geht während eines Telefonats ein zweiter Anruf ein, kann dieser ebenfalls per kurzen Druck angenommen werden, während das erste Gespräch gehalten wird. Anschließend kann man durch langes Drücken der Taste zwischen den beiden Telefonaten wechseln und durch kurzes Drücken das aktive Gespräch beenden und automatisch zum anderen wechseln. Falls man den Everest 300 per Kabel betreibt, sind die Steuerungsoptionen allerdings deutlich eingeschränkter. Über die einzige Taste der integrierten Fernsteuerung (die übrigens auch mit einem Mikrofon ausgestattet ist) lässt sich die Musik lediglich pausieren oder wieder abspielen sowie Gespräche annehmen beziehungsweise abweisen. Der Rest muss dann per Smartphone gesteuert werden – aber das ist in dem Fall ja ohnehin in Reichweite.

Über die Bedienelemente der linken Ohrmuschel lassen sich Musik und Telefonate steuern.
Kabel als Backup
Der Akku hält je nach Belastung bis zu 20 Stunden. Durch die ShareMe-Funktion kann die Laufleistung entsprechend deutlich kürzer ausfallen. Das Gute am Everest 300: Er kann auch während des Ladevorgangs per Kabel weiterhin zum Musikhören genutzt werden. Insbesondere dann, wenn man sowieso gerade am Laptop sitzt, ist das kein Problem. Via USB-Kabel wird der Akku für den Heimweg aufgeladen, während man den Kopfhörer über das Audiokabel an Smartphone oder Laptop anschließt. Sobald man übrigens das Kabel in den entsprechenden Anschluss an der rechten Ohrmuschel einsteckt, funktioniert der Everest 300 wie ein klassischer Kopfhörer und seine Bedienelemente sind nicht mehr nutzbar. Die Musikwiedergabe muss dann also über das Quellgerät oder die Fernbedienung des Kabels gesteuert werden.

Für Telefonate ist ein Mikrofon am äußeren Teil der rechten Ohrmuschel platziert.
Kraftvolle Vielseitigkeit mit Liebe zum Detail
Bereits vor dem Einschalten von Musik macht der Everest 300 positiv auf sich aufmerksam, denn die weichen Ohrpolster sitzen sehr dicht und dämpfen Außengeräusche extrem effektiv. Bei der Arbeit am Laptop wird zum Beispiel das Klappern und Klicken der Tastatur komplett ausgeblendet. Auch das Ticken von Uhren oder das Surren eines Ventilators sind nicht mehr zu hören – mit der richtigen Musik wird die Arbeit dann gleich viel entspannter. Unseren Hörtest starten wir dann auch gleich mal mit ein bisschen Chill-Out-Musik, die sehr voluminös zur Geltung kommt, uns einer entspannenden Welle gleich umspült und uns sämtliche nervigen Umgebungsgeräusche und Hektik um uns herum direkt vergessen lässt. Genau das Richtige, wenn es im Büro mal wieder stressig wird oder die Kommilitonen in der Unibibliothek vergessen haben, weshalb man sich eigentlich dort aufhält. Ja, Streber mag keiner, aber manchmal braucht man nun mal etwas Ruhe. Und der Everest kann ja auch ganz anders!

Die Markierung der weich gepolsterten Ohrmuscheln ist großflächig in deren Inneren platziert – gut sichtbar, aber bei Nutzung versteckt.
Falls man sich nämlich lieber etwas „pushen“ möchte, ist der Everest 300 auch agileren Takten nicht abgeneigt. Das erklärt auch, warum Jerome Boateng sportlicher Botschafter der JBL-Kopfhörer ist. Während viele Sportlerkollegen mit Headsets herumlaufen, die entweder von einem Sponsor vorgeschrieben oder eher modisches Accessoire denn Instrument ernsthafter Musikwiedergabe sind, schlagen die JBL-Kopfhörer besagte „Alternativen“ in allen Belangen. Selbst die oft gelobten angeblichen Vorzüge vor allem der Marke mit dem im Alphabet recht weit vorn liegenden Anfangsbuchstaben wirft der Everest 300 mit seinem JBL Pro Audio Sound mal ganz locker in die Waagschale. Der Bass kommt bei Titeln wie „I Came For You“ von den Discoboys oder „Something About Us“ von Daft Punk kraftvoll und satt, donnert aber nicht übertrieben direkt ins Ohr. Zudem ist der Klang deutlich vielseitiger als bei den „Trend-Kopfhörern“. Der Everest 300 versteht es auch, Melodien und Rhythmus zu transportieren, die nicht einfach nur drauflos ballern.
Im Test haben wir dies mit „Sway“ und „Naive“ von The Kooks ausprobiert, deren verschiedenen Instrumente wunderbar sauber platziert werden und die man dadurch problemlos auf der virtuellen Bühne verorten kann. Im Vergleich zu den integrierten Lautsprechern von Smartphones oder Laptops ist das genial – wobei man kann hier eigentlich gar nicht mehr von einem Vergleich sprechen kann, zu groß ist der Unterschied. Eine unglaublich saubere Wiedergabe mit perfekt ausbalanciertem Klang, keinerlei Schwächen und ein Detailreichtum sondergleichen zeichnen den Everest 300 aus und machen das Musikhören über den Bluetooth-Kopfhörer zu einem absoluten Genuss. Wer also musikalisch breiter aufgestellt ist als das ach so trendbewusste und völlig ohne individuellen Geschmack ausgestattete „Konsumopfer“, wird mit dem Everest 300 richtig viel Freude haben.

Statt in klassischem Schwarz ist der Everest 300 auch in Weiß erhältlich.
Fazit
Wo andere Kopfhörer es gerade einmal bis ins Base Camp schaffen, erklimmt der Everest 300 auch ohne Sauerstoffflasche den Gipfel. Dabei ist er aber nicht nur Einzelkämpfer, sondern auch verlässlicher Teamplayer, der dank ShareMe-Technologie jederzeit einen zweiten Bluetooth-Kopfhörer mit der empfangenen Musik versorgt. Der hohe Tragekomfort und eine ausdauernde Akkulaufzeit runden den sehr guten Gesamteindruck positiv ab und machen den obendrein preislich attraktiven Everest 300 zu einer echten Empfehlung.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
98 of 100
92 of 100
94 of 100

Technische Daten
Modell: | JBL Everest 300 |
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Produktkategorie: | Bluetooth-Kopfhörer |
Preis: | 149,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Weiß |
Vertrieb: | Harman Deutschland, Heilbronn Tel.: 07248 711132 www.jbl.com |
Gewicht: | 245 g |
Abmessungen (HBT) | 163,2 x 70,8 x 173,8 mm |
Treibergröße: | 40 mm |
Frequenzgang: | 10-22 kHz |
Akku-Typ: | Li-Ion-Polymer |
Akku-Laufzeit: | bis zu 20 Stunden |
Akku-Ladezeit: | 2 Stunden |
Anschlüsse: | - Bluetooth - 3,5-mm-Analoganschluss - Mikro-USB (Ladekabel) |
Bluetooth-Spezifikation: | 4.1 Profile: - A2DP V1.3 - AVRCP V1.5 - HFP V1.6 - HSP V1.2 |
Lieferumfang: | - JBL Everest 300 - Mikro-USB-Ladekabel - Audio-Kabel mit 3,5 mm-Stecker - Kurzanleitung - Garantiekarte mit Sicherheitshinweisen - Aha Radio-Informationsblatt |
Besonderes: | - Bluetooth 4.1 - JBL Pro Audio Sound - ShareMe 2.0 - Mikrofon mit Echo-Unterdrückungstechnologie - ergonomisches Design - hoher Tragekomfort - dynamischer Klang - Kabel mit integrierter Fernbedienung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |