Home » Tests » Rückblick: Norddeutsche HiFi-Tage 2025 + Interview mit Ivonne Borchert-Lima
1. April 2025
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerAls eine der bedeutendsten HiFi-Messen Deutschlands fanden die Norddeutschen HiFi-Tage in diesem Jahr am 01. und 02. Februar in Hamburg an der Binnenalster statt. Dabei verwandelte sich das Hotel Le Méridien für zwei Tage in ein Eldorado für mehr als 4000 Klangenthusiasten, die sich auf über 200 Marken freuen durften. Von Einsteigerprodukten bis hin zu luxuriösen High-End-Systemen wurde alles geboten. Wir lassen die NDHT 2025 hier noch einmal Revue passieren und hatten die Cheforganisatorin Ivonne Borchert-Lima im Interview:

Die NDHT 2025 wurden vom Publikum sehr gut angenommen. Speziell am Samstag waren die Vorführungen meist voll besetzt.
In den zahlreichen Hörräumen konnten Besucher die neuesten Entwicklungen live erleben, während Hersteller und Vertriebe bereitstanden, um Fragen zu Technik und Klangphilosophien zu beantworten. Die entspannte Atmosphäre ermöglichte es sowohl Fachbesuchern als auch Neulingen, tief in die Welt des audiophilen Genusses einzutauchen. Zu erleben waren renommierte Marken wie Wilson Audio, Nordost, KEF, Canton, Piega, Musical Fidelity oder Thorens, um nur einige zu nennen. Neben der enormen Bandbreite an Marken war auch die Bandbreite der Vorführungen enorm: Die Schallplatte war beispielsweise allgegenwärtig. Darüber hinaus waren aber auch jede Menge Streamer im Einsatz. Und auch Tonbandfreunde kamen auf ihre Kosten und durften die erstmals vorgestellte B 77 MKIII bei Revox bestaunen. Die Weiterentwicklung der legendären B 77 MKII Tonbandmaschine, die nostalgische Gefühle weckt, sich zugleich aber auch modern darstellt und beispielsweise in Multiroom-Systeme eingebunden werden kann. Wie in den Jahren zuvor, war der Eintritt auch in diesem Jahr frei.

Neben diversen Hörsessions wurde aber auch immer wieder etwas fürs Auge geboten. HIer beispielsweise gläserne Versionen des Velodyne-Subwoofers MicroVee X.
2-Millionen-Euro-System als Publikumsmagnet
Eines der Highlights war die exklusive Vorführung bei Audio Reference. Der Andrang war so groß, dass man schnell sein musste, eine der kostenlosen Eintrittskarten zu ergattern. Gegen Vorlage dieses Tickets hatte man dann die Gelegenheit, dieses außergewöhnlich kostspielige HiFi-System zu hören. Die Wilson Audio Chronosonic XVX, angetrieben von Dan D’Agostino Relentless 800 Mono-Endstufen, begeisterte mit einer Klangtreue, die ihresgleichen sucht. Auf Level 4 präsentierte Voxativ sein Alberich Array-System, das mit seiner präzisen Raumabbildung für Begeisterung sorgte. In einem der größeren Vorführungsräume präsentierte SPL seine neuesten Verstärker und DACs, die besonders im Studio- und High-End-Bereich für ihre außergewöhnliche Klangqualität geschätzt werden. In Kombination waren hier auch wieder Lautsprecher der deutschen High-End-Schmiede Manger Audio zu bestaunen. In einem der größten Räume präsentierte Auer Acoustics seine Versura V4 in verschiedenen Farbvarianten. Einen Standlautsprecher, der das Publikum durch sein elegantes Design, durch hohe Agilität bei zeitgleicher Kontrolle und höchste Präzision begeisterte.

Mehr geht kaum: Das bei Audio Reference vorgestellte Wilson Audio-Setup liegt inklusive Zubehör, Antriebs- und Zuspielelektronik bei rund 2 Millionen Euro.
Innovationen aus aller Welt
Neben den etablierten Marken überraschten auch einige Newcomer mit beeindruckenden Produkten. Phonosophie zeigte seine neuesten Netzfilter- und Resonanzkontrollsysteme, die für ein noch reineres Hörerlebnis sorgen sollen. Beaudioful stellte edle Audio-Möbel aus Massivholz vor, die den auf ihnen platzierten HiFi-Komponenten die bestmögliche Basis bieten, ihr volles Klangpotenzial zu entfalten. Innuos begeisterte Streaming-Fans mit seiner neuesten Generation an Musikservern, die eine verlustfreie Wiedergabe auf Referenzniveau ermöglichen. Auch Argon Audio aus Dänemark war vertreten und demonstrierte erschwingliche, aber klanglich beeindruckende Wireless-Speaker. Insbesondere sorgten die beiden Aktiv-Lautsprecher Forte A4 MK2 und Forte A55 WiFi sowie das breite Plattenspieler-Portfolio für reges Interesse bei zahlreichen Besuchern. Fezz Audio überzeugte mit auserlesenen Röhren-Verstärkern und Endstufen aus der Manufaktur in Polen. Mit dem Tube-Amp Silver Luna Prestige war hier auch eines der Messe-Highlights zu bestaunen, das mit seiner flexiblen Trioden- und Ultralinear-Umschaltung eine individuelle Anpassung des Klangs an verschiedene Musikgenres und Lautsprecher erlaubt.

Der deutsche Vertrieb IAD führte u.a. mit Lautsprechern aus dem Hause Wilson Benesch und Komponenten von Soulnote, Westminster Labs und Lumin aus.
Tradition trifft Moderne
Apropos Highlights: Vinyl-Spezialist Thorens liess auf Level 6 die Muskeln spielen und stellte seinen Über-Plattenspieler „New Reference“ vor. Damit aber nicht genug, denn in einer weiteren Präsentation sorgte Thorens mit seinen neuesten Modellen und einer Hommage an klassische Designs für Begeisterung unter Vinyl-Liebhabern. Pylon Audio, ein aufstrebender polnischer Hersteller, demonstrierte Standlautsprecher, die mit beeindruckendem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugten. Auch an Elac kam man in diesem Jahr kaum vorbei. Im Erdgeschoss präsentierten die Kieler Audiospezialisten neben diversen Modellen der bekannten Elegant-Lautsprecherserie auch seine begehrten Aktivlautsprecher Debut ConneX Adsum, die mit ihren smarten Features ganz neue Möglichkeiten der Musikreproduktion aufzeigten. In einer Weltpremiere stellte HiFi Rose in Form seines Streaming-DAC RS 151 echtes High-End zum Anfassen vor. Selbstverständlich wieder im Voll-Alu-Gehäuse, mit XXL-Touch-Display und einem Funktionsumfang, der viele Mitbewerber vor Neid erblassen lässt. Für hörbaren Sound sorgte in diesem Setup die Piega Premium 701 Gen2.

Bei Elac wurde es bunt. Unter anderem dank der frischen Farbvarianten der Vela-Serie.
Für Ohr und Auge
Canton präsentierte unter anderem verschiedene Modelle der Reference-Linie. Dabei wurde eindrucksvoll demonstriert, dass selbst größere Lautsprecher hervorragend in kleineren Wohnräumen zur Geltung kommen können.
Gleich nebenan gab es die PMC Fact Fenestria zu erleben. Ein High-End-Schallwandler, den man hierzulande nur selten zu hören bekommt. Angetrieben wurde dieses britische Topmodell von einer leistungsstarken Vor-/Endverstärker-Kombination aus dem Hause AVM. Besonders im Fokus standen dabei der Ovation CS 8.3 Black Edition sowie die beiden SA 8.3 Master Edition Stereo-Endstufen. Ein weiteres Highlight war der voll verchromte, riemenbetriebene Plattenspieler Rotation R 5.3MKII Cellini. Mit seinem RGB-beleuchteten Acryl-Plattenteller zog er alle Blicke auf sich. Auch Liebhaber von Tonbandmaschinen kamen voll auf ihre Kosten und konnten bei Revox die brandneue B 77 MKIII bewundern. Diese Weiterentwicklung der legendären B 77 MKII vereint nostalgischen Charme mit modernster Technik und lässt sich sogar in Multiroom-Systeme integrieren und bequem per Smartphone-App steuern.

PMC Fact Fenestria – angetrieben von AVMs SA 8.3 und dem legendären Ovation CS 8.3 Black Edition.
Fazit: Ein gelungenes Event für jeden Klangliebhaber
Die Norddeutschen HiFi-Tage 2025 erwiesen sich erneut als ein Muss für jeden, der Musik in höchster Qualität erleben möchte. Die Mischung aus etablierten Marken und innovativen Newcomern machte den Reiz dieser Veranstaltung aus. Besonders beeindruckend war die große Bandbreite an Systemen – von kostspieligen High-End-Lösungen bis hin zu erschwinglicheren Alternativen. Dank der hervorragenden Organisation und vielfältigen Vorführungen bot die Messe für jeden Besucher etwas Besonderes. Schon jetzt dürfen sich HiFi-Fans auf die nächste Ausgabe freuen!
Interview mit Ivonne Borchert-Lima
Hallo Frau Borchert-Lima. Auch in diesem Jahr waren die Norddeutschen HIFi-Tage wieder ein voller Erfolg. Es hatte sogar den Anschein, dass mehr Aussteller und Besucher vor Ort waren als in den beiden vergangenen Jahren. Das mag an den neuen Räumlichkeiten im Le Méridien an der Binnenalster gelegen haben. Wie lautet ihr diesbezügliches Fazit dazu?
Ich persönlich finde das Hotel und dem Thema hochwertiges Hifi sehr entsprechend. Die Räumlichkeiten sind aus meiner Sicht sehr gut für eine solche Messe geeignet. Das gilt sowohl klanglich wie auch optisch.
Wie viele Besucher nahmen in diesem Jahr in etwa an der Veranstaltung teil?
Ohne Eintrittskarten zu verkaufen, ist das schwer zu sagen. Mehr als 2024 und ähnlich wie den Zahlen vor der Corona-Pandemie. Ich war sehr zufrieden und alle Aussteller auch. Ich denke das ist mehr wert als eine Zahl!
Wie viele Aussteller haben sich in diesem Jahr auf den Norddeutschen HiFi-Tagen präsentiert?
Rund 90 Aussteller mit über 200 Marken.
Wo liegen die Unterschiede der Norddeutschen HiFi-Tage (NDHT) zu ähnlichen Messen (z.B. Damstadt, MDHT)?
Der Unterscheid ist ganz klar der, dass die NDHT eine Hotelmesse sind! Warum mache ich das so? Weil ein Wohnzimmer eines normalen Endverbrauchers meist in etwa dem eines Hotelzimmers von der Größe entspricht. Die wenigsten Endverbraucher haben ein 80 Quadratmeter messendes oder größeres Wohnzimmer. Also ich habe kein solch großes Wohnzimmer, Sie etwa? Folglich kann man sich besser vorstellen, wie es im eigenen Wohnzimmer klingen kann, als in einem riesigen Konferenzraum. Einem, das der Besucher nach der Vorführung verlässt und sagt „nett“ aber so groß ist mein Wohnzimmer nicht, also kann es nicht klingen!
Es geht auf den NDHT ja darum um die bestmögliche Musikwiedergabe, welche Musik hören Sie privat am liebsten?
Gute Frage! Ich habe keine spezielle Musikrichtung. Ich mag keine Klassik, aber ich mag Deutsche Popmusik. Und mit zwei Teenies zu Hause muss ich notgedrungen auch die heutigen Charts hören.
Was war Ihr persönliches Highlight der NHDT 2025?
Mein Highlight war der Samstagabend, an dem einige Besucher zu mir kamen und aus vollem Herzen „DANKE“ sagten. Das ist soviel wert für mich!
Wie war das Feedback der Aussteller und Besucher?
Durchweg positiv. Wobei auch Aussagen wie „zu voll“ kamen, aber das ist schwer zu planen!
Welche positiven Vorschläge gab es von Seiten der Aussteller um die Messe noch attraktiver zu machen?
Bisher noch keine. Aber ich bin immer offen für Vorschläge!
Was waren Ihre Marketingkampagnen im Vorfeld zu der Messe?
Mein Marketing geht in ganz viele unterschiedliche Richtungen. Letztendlich glaube ich, haben wir in den letzten Jahren einen guten Job gemacht und uns dadurch einen guten Ruf aufgebaut. Einen, für den mein Vater mit seinem HiFi-Geschäft viele Jahre lang den Grundstein gelegt hat!

Ins Leben berufen wurden die NDHT einst von Herrn Borchert. Heute organisiert, plant und führt Tochter Ivonne die Norddeutschen HiFi-Tage und auch die Süddeutschen HiFi-Tage in Stuttgart.
Einige Aussteller wünschen sich Kontinuität bei der Hotelauswahl. Wird das Hotel „Le Méridien“ auch Veranstaltungsort der NDHT 2026 sein?
JA! Ebenso wie ich in Stuttgart mit einem Le Méridien zusammen arbeite. Und wer weiß, was noch die Zukunft bringt …
Immer wieder kommt die Frage nach einem Eintrittspreis für die NDHT auf, um die Wertigkeit dieser Art von Messe zu unterstreichen. Wie sehen Sie das?
Das Thema verfolgt mich seit einigen Jahren. Als wir damals mit den NDHT begonnen haben, war das Motto „Geiz ist geil“, aber das hat sich inzwischen gewandelt. Mittlerweile ist „umsonst“ gleichbedeutend mit „geschenkt“ und hat dann keine Wertigkeit mehr. In der Tat ist das Thema Eintritt bei mir und meinem Team zur Zeit ein heiß diskutiertes Thema.
Welches Messe-Planung steht als nächstes an? Wie sieht der weitere Jahreskalender aus?
In 2025 veranstalte ich noch die Süddeutschen HiFi-Tage in Stuttgart, die kleine Schwester der NDHT. Aber auch die kleine Schwester ist hoch im Kurs und wurde in 2024 in Stuttgart sehr gut angenommen! Ich freue mich auf die SDHT2025. Zu den weiteren Plänen möchte ich aktuell noch nichts sagen, da ist noch nichts Spruchreif, aber man darf gespannt sein!
Zum Abschluss noch eine private Frage: Labskaus oder Fischbrötchen?
Beides Lecker! Labskaus habe ich immer nur von meiner Oma gegessen, selbstgemacht und seit ihrem Tod nicht mehr. Daher Fischbrötchen.