Home » Tests » Wharfedale EVO 5.4 – Audiophile Finesse trifft edles Design
8. Juli 2025
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerMit der EVO 5-Reihe präsentiert Wharfedale die neueste Version seiner legendären EVO-Linie. In unserem Hörraum überzeugt das Serien-Flaggschiff EVO 5.4 schnell durch eine hochwertige Verarbeitung, durchdachte Technik und ein Klangbild, das sich mühelos mit deutlich teureren Modellen messen kann. Hinzu kommt ein ausgesprochen elegantes Design, das in modernen wie klassischen Wohnräumen eine gute Figur macht. Kurz gesagt: Die EVO 5.4 ist ein audiophiles Statement – und das zu einem Preis, der fast schon zu schön ist, um wahr zu sein.

Optisch weiß dieser Lautsprecher auf den ersten Blick zu gefallen: Dank ihrer modern-schlichten Formgebung und ihrer Sockellösung ist die Wharfedale EVO 5.4 fast schon eine Klangskulptur.
Die Geschichte von Wharfedale ist nicht einfach irgendeine Markenhistorie – sie ist ein echtes Stück HiFi-Kultur. Alles begann 1932 in der englischen Region Yorkshire, genauer gesagt im Flusstal namens Wharfedale, das der Marke ihren Namen gab. Firmengründer Gilbert Briggs war nicht nur Tüftler, sondern auch Musiker – diese DNA erkennt man bis heute. Bereits in den 1940er- und 50er-Jahren sorgte Wharfedale mit innovativen Ideen für Aufsehen, unter anderem mit der Entwicklung separater Frequenzweichen. Auch in der späteren Zusammenarbeit, unter anderm in Kooperation mit Leak entstanden echte Meilensteine. Heute gehört Wharfedale (wie auch Leak) zur International Audio Group – die Wurzeln im britischen Ingenieursgeist sind aber weiterhin deutlich hör- und sichtbar. Was die Marke über all die Jahrzehnte auszeichnet, ist die Leidenschaft für realistischen Sound, kombiniert mit einem Hang zu klanglich wie ästhetisch mutigen Entscheidungen. Die EVO-Serie stellt hier keine Ausnahme dar – sondern ist ein moderner Ausdruck dieser langen Entwicklung.

Sanfte Rundungen, präzise Übergänge, perfekte Spaltmaße: Die EVO 5.4 ist blitzsauber verarbeitet.
Klangskulpturen fürs Wohnzimmer
Die circa 1,04 Meter hohe Wharfedale EVO 5.4 ist fast schon eine akustische Skulptur. Schon beim ersten Anblick fallen die weichen, fließenden Linien ins Auge. Speziell gilt das für die zu den Aussenseiten leicht gewölbte Frontpartie, deren Fertigung deutlich aufwendiger ist, als die eines klassisch-eckigen Lautsprechers. Diese sogenannte „Bugform“ ist aber nicht nur hübsch anzusehen, sondern hat auch akustische Vorteile, da sie störende Kantenreflexionen minimiert. Die Oberfläche ist, das kennen wir von Wharfedale, makellos verarbeitet. Egal ob in elegantem Mattschwarz, modernem Weiß, dem auffälligen Lunar Grey oder der warmen Walnussfurnier-Ausführung: Hier sieht und fühlt man Qualität. Die Gehäusewände sind stabil, massiv und sorgfältig zusammengesetzt. Alles wirkt durchdacht, sauber montiert und hochwertig lackiert oder furniert. Selbst Details wie die rückseitigen Single-Wire-Lautsprecherklemmen oder das Sockelkonzept sind optisch und funktional auf hohem Niveau. Wharfedale macht keine Kompromisse und zeigt, wie wohnraumtaugliches HiFi heute aussehen kann.

Schick und funktional: Der Verzicht auf parallele Wände und die sanft geschwungenen Kanten lassen kaum stehende Wellen im Gehäuseinnern zu. Ganz nebenbei sieht der Lautsprecher dank dieser Geometrie auch noch richtig gut aus.
Mehr drin, als man denkt
Beim Blick auf die technische Ausstattung wird schnell klar wie ernst es Wharfedale mit diesem Lautsprecher meint. Die EVOn5.4 ist vollgepackt mit hochwertiger Technik, die man in dieser Preisklasse nicht erwartet. Herzstück ist der oben in der Front platzierte Air Motion Transformer (AMT). Dabei handelt es sich einen aufwendig gefalteten Hochtöner, der extrem fein auflöst und deutlich schneller agiert als die klassische Kalotte. Direkt unterhalb des besagten AMT sitzt dann der der großzügig dimensionierte Mitteltöner. Der in HiFi-Kreisen oft anerkennend als Bären-Nase titulierte Softdome misst stattliche 50 Millimeter im Durchmesser. Dieses speziell geformte Chassis hat bei Wharfedale eine gewisse Tradition und hat den Vorteil, dass der Mitteltöner vom Knochenjob der Basswiedergabe befreit ist. Das wiederum verspricht eine höhere Sprachverständlichkeit, was in Sachen Homogenität und Klangfülle entscheidende Vorteile bringen soll. Aber wie macht Wharfedale das mit der Bassanbindung?

In unserem Test musste sich die EVO 5.4 an unserer Referenz-Anlage(Luxman PD-151MKII und L-505Z) beweisen.
Cleverer Bass
Ganz einfach, die erfolgt über die beiden bündig eingelassenen 165-Millimeter-Tiefmitteltöner, die alle Frequenzen unterhalb von 550 Hertz übernehmen. Auch hier haben die Wharfedale-Entwickler nicht gespart und ihre Chassis mit hochwertigen Kevlar-Membranen ausgestattet. Der Vorteil: die beiden Schwingsysteme sind extrem verwindungssteif, zugleich aber auch sehr leicht. Ideale Voraussetzungen also für schnelle Impulsantworten und eine präzise Mitten- und Bassreproduktion. Ohne Zuviel vorweg zu nehmen: Das funktioniert richtig gut!Auch wegen einer weiteren cleveren Lösung: Der Bassreflexkanal mündet nach unten und strahlt auf die Basisplatte, von wo die Luft über drei Seiten ausgeleitet wird. Dieser versteckte Auslass kommt der Optik zugute und verbessert die Flexibilität bei der Aufstellung. Beispielsweise lässt sich die 5.4 so wandnäher betreiben, was gerade in kleineren Wohnumgebungen von Vorteil ist. In unserem Test stand die 5.4 gerade einmal 35 Zentimeter vor der Wand im Rücken. Mehr braucht es nicht wirklich, ist aber auch immer vom Hörgeschmack abhängig.

Clever: Die Bassreflex-Öffnung sitzt mittig im Gehäuseboden und strahlt im definierten abstand auf die metallene Bodenplatte.
Angenehme Wärme
Wer die EVO 5.4 zum ersten Mal hört, ist oft überrascht, wie ausgewogen und stimmig sie spielt – und wie erwachsen. Um das volle Potenzial aber aus dem Lautsprecher herauszukitzeln, bedarf es einer gewissen Einspielzeit. Der deutsche Vertrieb spricht hier von mindestens 30 Stunden. Vor dem eigentlichen Test stand die Wharfedale nun etwa fünf Wochen in unserem Hörraum und hat in diesem Zeitraum etwa 50 Stunden gespielt. Und tatsächlich bilde ich mir ein, dass der Sound sich noch immer leicht verändert – und zwar zum Positiven.
Die generelle Abstimmung ist leicht warm, ohne allerdings ins Undifferenzierte zu kippen. Ein wichtiger Faktor, den ich vielleicht noch etwas präzisieren möchte. Mein Testgast spielt keineswegs kalt oder analytisch, stattdessen agiert er mit einer gewissen Fülle. Nicht viel und schon gar nicht zu fett. Einfach so, dass das Musikhören auch unter leisen Pegeln nicht zu dünn oder blutarm wirkt.

Schnell, agil, präzise: Der AMT im oberen Gehäuseabteil.
Schnell, direkt, feinfühlig
Wer seine Lieblingsmusik bevorzugt in den Abendstunden hört und weder Nachbarn noch die schlafenden Kinder stören möchte, wird sich über die gewonnene Griffigkeit und Fülle im Sound freuen. Was ebenfalls auffällt: Die hervorragende Zusammenarbeit von Mittel- und Hochtöner. Der Grundtonbereich ist präzise und knackig – genau das, was man sich für energiegeladene Musikstile wie Electro oder Rock wünscht. Tracks von Daft Punk, Yello oder Linkin Park profitieren enorm von dieser dynamischen Spielweise: Bassdrums kommen druckvoll, Gitarren haben Biss, und Synths klingen voll und lebendig. Besonders bemerkenswert ist, wie schnell die EVO 5.4 auf Impulse reagiert – kein mulmiges Nachschwingen, kein „Zugematsche“. Stattdessen: Kontrolle, Tempo, Klarheit. Die Mitten wirken plastisch, Stimmen stehen greifbar im Raum, ohne sich aufzudrängen. Und das Beste: All das funktioniert sowohl bei leisen Sessions am Abend wie auch unter Party-Pegeln. Die Wharfedale bleibt souverän, unabhängig vom Pegel – und das ist keine Selbstverständlichkeit.

Optisch ungewöhnlich, klanglich stark: Der perfekt an den AMT angepasste 55-Millimeter-Mitteltöner sorgt für eine realistische Stimmreproduktion und eine überraschende Räumlichkeit.
Feinzeichnung statt Nervigkeit – Höhen mit Charakter
Der AMT-Hochtöner der EVO 5.4 ist der heimliche Star im Ensemble. Einer, der nicht im Rampenlicht stehen muss, um zu glänzen. Wie selbstverständlich spielt er luftig, klar und löst fein auf. All das, ohne auch nur ansatzweise ins Schrille oder Nervige abzurutschen. Ein exzellentes Beispiel liefert „Ain`t No Mountain High Enough“ vom Doppel-Vinyl-Sampler „Guarians Of The Galaxy – Awesome Mix Vol. 1“. Der Sound wirkt echt und unspektakulär. Ein größeres Kompliment kann man einem Hochtöner kaum machen, denn hier wird schlichtweg nichts limitiert oder gar vorenthalten. Diese Eigenschaft bleibt auch unter höheren Lautstärken erhalten. Dabei werden die Vorteile gegenüber den meisten herkömmlichen dynamischen Hochtönern schnell deutlich: Wo diese schnell anfangen zu zischeln oder zu spitz zu agieren, bleibt die EVO 5.4 angenehm, durchhörbar und frisch. Ein ganz klarer Vorteil der superschnellen Folie, die hier für die Audioreproduktion verantwortlich zeichnet.

De Tiefton-Abteilung: Zwei 165er-Woofer mit Kevlar-Membran sorgen für ordentlich Punch und den nötigen Tiefgang.
Ideale Abstimmung
Noch stärker fällt der Vorteil des AMT bei der Wiedergabe komplexerer Musikstücke ins Gewicht: Egal, ob elektronisch, akustisch oder vollorchestriert. Egal ob mit Felix Laband, Good Charlotte oder mi der klassischen Piano-Aufnahme – der hier erzeugte Hochton wirkt nicht die Spur künstlich oder überzeichnet. Stattdessen erlebe ich Präsenz und Agilität pur – ohne Einschränkung. Der AMT fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein und sitzt tonal genau da, wo er soll. Das macht das Klangbild freier und offener aber eben nicht heller. Ein weiteres Beispiel: Dua Lipas „Levitating“ ist ein typischer Pop-Song, allerdings mit einer ordentlichen Portion Dynamik. Exakt die wird hier wohlproportioniert aus der Aufnahme geholt. Der Sound erstreckt sich lückenlos über die gesamte Front. Mittendrin die Stimme der Britin – ohne dabei die Instrumentierung oder die Background-Sängerinnen zu überdecken. Eine Abstimmung, die mich auch lange Hörsessions ohne Ermüdung, aber mit viel Emotion erleben lässt.

Höhenverstellbare Füße gleichen eventuelle Unebenheiten aus erlauben die perfekte Anbindung an den Boden.
Musik zum Anfassen
Die EVO 5.4 ist viel mehr als ein Lautsprecher, sie ist ein Raumerlebnis. Was Wharfedale hier an räumlicher Darstellung bietet, ist beeindruckend – besonders in dieser Preisklasse. Die Drei-Wege-Schallwandler schaffen eine breite und zugleich präzise Bühne, in der Instrumente klar ortbar sind – ohne sich gegenseitig zu überlagern. Was besonders hervorsticht, ist die Tiefe der Abbildung: Stimmen und Band wirken nicht einfach zweidimensional „vorne“, sondern gestaffelt. Immer wieder hat man das Gefühl wirklich in der Aufnahme zu sitzen. Selbst aus poppiger oder rockiger Musik, die oft eher flächig produziert ist, zaubert die EVO 5.4 ein erstaunlich plastisches Bild. Wer gerne live aufgenommene Alben hört oder Wert auf detaillierte Rauminformationen legt, wird hier definitiv belohnt. Ob große Jazzbühne oder kleine Clubaufnahme – die Wharfedale versteht es, Atmosphäre zu transportieren. Und das, ohne aufdringlich zu wirken. Musik wirkt nicht wie ein technisches Ereignis – sondern ist ein Erlebnis.

Anschluss findet das EVO 5-Flaggschiff über die massiven Schraubklemmen auf der Gehäuse-Rückseite.
Fazit
Die Wharfedale EVO 5.4 ist ein absoluter Volltreffer für alle, die klanglich auf hohem Niveau hören wollen, ohne sich finanziell zu übernehmen. Dieser Lautsprecher vereint edle Materialien, clevere Technik und einen souveränen, frischen Sound mit einem Schuss audiophiler Wärme. Dabei bleibt er stets ausgewogen, kontrolliert und angenehm – selbst unter höheren Pegeln. Die aufwendige Verarbeitung, das flexible Bassreflex-Design und die beeindruckende Räumlichkeit machen die EVO 5.4 zu einem echten Highlight in ihrer Klasse. Wer ein modernes, musikalisches und optisch ansprechendes Lautsprecherpaar sucht, kommt an der EVO 5.4 kaum vorbei. Ein echter Preis-Leistungs-Hit – mit echter Langzeitspaß-Garantie.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Marius Bulla
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
90 of 90
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Technische Daten
Modell: | Wharfedale EVO 5.4 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 1899 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Walnuss - Schwarz - Weiß - Lunar Grey |
Vertrieb: | IAD, Korschenbroich Tel.: 02161 / 617830 www.iad-audio.de |
Abmessungen (HBT): | - 1030 x 260 x 350 mm |
Gewicht: | 29,6 Kg / Stück |
Hochtöner: | 35 x 70 mm AMT |
Mitteltöner: | 50 mm Kevlar-Membran |
Tieftöner: | 2 x 165 mm Kevlar-Membran |
Lieferumfang: | - Wharfedale EVO 5.4 - höhenverstellbare Füße - Anleitung |
Pros und Contras: | + exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis + aufwändige Gehöusekonstruktion + hohe Materialqualität + sehr gute Verarbeitung + erstaunliche Impulskraft + punchiger Grundton + hervorragende Räumlichkeit + hohe Pegelfestigkeit - keine Contras |
Benotung: | |
Klang (60%): | 90/90 |
Praxis (20%): | 90/90 |
Ausstattung (20%): | 90/90 |
Gesamtnote: | Editor´s Choice |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |