lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN

von

Redakteur
English
Zur Übersetzung unserer Seiten nutzen wir Google Translate. Dazu wird eine Verbindung zu Google-Servern hergestellt und Daten werden übertragen (weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung). Wenn Sie damit einverstanden sind, können Sie über folgende Buttons Google Translate aktivieren.

Vollmundige Verheißung: Die Galion TS A75 liefert als Stereo-Endstufe nur 75 Watt, soll aber wie ein 200-Watt-Bolide selbst anspruchsvollste Lautsprecher antreiben. Klanglich verspricht dieses analoge Kraftwerk eine audiophile Performance, wie sie sonst nur deutlich teurere Verstärker bieten. Ist das möglich? Wir haben die TS A75 zum Test gebeten – mit erstaunlichem Ergebnis…

Die Galion TS A75 präsentiert sich im klassischen HiFi-Format. Sie betont bereits mit dem Design und der Dimensionierung ihren Charakter als kraftvolle Endstufe.

Die Galion TS A75 präsentiert sich im klassischen HiFi-Format. Sie betont bereits mit dem Design und der Dimensionierung ihren Charakter als kraftvolle Endstufe.

Galion Audio? Diesen spannenden Hersteller hat hierzulande bislang kaum jemand auf dem Schirm. Kein Wunder, denn die Komponenten der Kanadier sind erst seit Kurzem in Europa erhältlich – und die Marke mit den drei Galeonen-Segeln im Logo gibt es auch erst seit fünf Jahren. Gegründet wurde sie von Thomas Tan: Der leidenschaftliche Audio-Enthusiast betreibt seit langem eine Komponenten-Suche nach klanglicher Klasse. An dieser Exzellenz-Expedition lässt er seit 2017 die ganz Welt teilhaben – via YouTube mit dem überaus erfolgreichen und fundierten Blog „Thomas & Stereo“. Dadurch hat Tan eine Armada an Audio-Geräten von einfachem HiFi bis hin zu sündteurem High End kennengelernt – und sich 2020 entschlossen, seine eigene Marke zu gründen. Das Ziel klingt vertraut: Die Kreation von Verstärkern, die ein audiophiles Wow-Erlebnis zu einem ausgezeichneten Preis bieten. Das Konzept hingegen ist außergewöhnlich: Jeder Verstärker entsteht in enger Zusammenarbeit mit ausgesuchten Entwicklern, deren Komponenten Tan beeindruckt haben.

Die Seiten des Verstärkers bestehen aus großflächigen Kühlrippen-Arealen. Innseitig sind an diese Kühlkörper die Leistungstransistoren angeschraubt. Ihre Hitze kann dadurch effektiv abgeführt werden. Im Betrieb bleibt die Endstufe erfreulich kühl.

Die Seiten des Verstärkers bestehen aus großflächigen Kühlrippen-Arealen. Innseitig sind an diese Kühlkörper die Leistungstransistoren angeschraubt. Ihre Hitze kann dadurch effektiv abgeführt werden. Im Betrieb bleibt die Endstufe erfreulich kühl.

Außergewöhnliches Entwicklungs-Konzept

So werden die Galion-Röhrenverstärker von Zey Liu konzipiert, der seit über einem Vierteljahrhundert HiFi- und High End-Verstärker entwickelt und seit etlichen Jahren für den Tube Amp-Spezialisten Doge Audio tätig ist. Für die Transistor-Verstärker wiederum zeichnet Fabien Tremblay verantwortlich: Einer seiner Vorverstärker spielte in einer Klangkette, die Thomas Tan zu den drei besten zählt, die er in seinem Leben gehört hat. Deshalb hat er Tremblay umgehend ins Boot, besser: in die Galeone geholt. Das erste Ergebnis der Kollaboration ist der Class A-Power Amp TS A20. TS steht für „Thomas & Stereo“ (auch weil Tan bei der Komponentenauswahl und Klangabstimmung das letzte Wort hat), A für „Amplifier“ und 20 für die Watt-Leistung. Nun folgt die aktuelle Endstufe TS A75: Sie agiert im effizienteren Class A/B-Betrieb und erbringt so 75 Watt. Das ist eine nominell eher unspektakuläre Potenz – doch Tan preist diese Endstufe als wahres Kraftwerk und verheißt zudem eine außergewöhnliche Klangqualität.

Die feine Gravur auf der Front sieht sehr edel aus: Sie zeigt, über dem Hersteller-Logo , als Signet die stilisierten Segel eine Galeone.

Die feine Gravur auf der Front sieht sehr edel aus: Sie zeigt, über dem Hersteller-Logo , als Signet die stilisierten Segel eine Galeone.

Dezentes Design, hohe Fertigungsqualität

Optisch präsentiert sich die TS A75 in schlichtem Design. Die ganz in Schwarz gehaltene Endstufe weist mit den Maßen 16 mal 44 mal 34 Zentimeter eine klassisch-quaderförmige HiFi-Dimensionierung auf. Neben den markanten Kühlrippenarealen, die beide Seiten zieren, fallen bei näherer Begutachtung die sanften Abrundungen der Frontplatte auf, ebenso die gefrästen Vertiefungen, welche die Stirnseite vertikal wie zwei Bänder durchziehen und strukturieren, ebenso die edlen Gravuren, die diskret den Galion-Schriftzug und das Segel-Signet zeigen. Das Gehäuse ist durchweg in sauber eloxiertem und fein gebürstetem Aluminium realisiert. Der Korpus weist robuste Wandstärken auf – bis hin zur acht Millimeter starken Frontplatte. Mit dieser Material- und Fertigungsqualität macht der Verstärker einen sehr guten Eindruck. Die Vorderseite bietet als einziges Bedienelement einen Ein/Aus-Schalter. Er signalisiert die Aktivierung der Endstufe durch einen blauen Lichtring, der den Metallknopf umgibt und aufgrund der monochromen Schwärze und gestalterischen Dezenz der Front umso wirkungsvoller strahlt.

Die acht Millimeter starke Frontplatte aus sanft abgerundetem, gebürstetem und sauber eloxiertem Aluminium befördert den hochwertigen Eindruck.

Die acht Millimeter starke Frontplatte aus sanft abgerundetem, gebürstetem und sauber eloxiertem Aluminium befördert den hochwertigen Eindruck.

Symmetrisches Schaltungsdesign

Rückseitig bietet die Stereo-Endstufe eine Eingangssektion, die sowohl mit erstklassigen XLR- als auch Cinch-Buchsen aufwartet. Der zuspielende Vorverstärker ist also wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch anschließbar. Mit einem Umschalt-Knopf deaktiviert man den jeweils ungenutzten Eingang, sodass über ihn keine Störgeräusche hereingetragen werden. Sofern der Vorverstärker über XLR-Ausgänge verfügt, ist die symmetrische Anschluss-Variante vorteilhaft: Gerade bei langen Signalkabeln können Einstreuungen entstehen, die sich als Brummen oder Sirren bemerkbar machen. Das verhindert die symmetrische Signalübertragung. Hier wird das Musiksignal doppelt durch das Kabel geschickt: normal und invertiert. Durch Differenzbildung dieser gegenphasigen Signale löschen sich alle auf dem Leitungsweg entstandenen Störungen dann automatisch aus. Durch die Differenzbildung der Doppelsignals steigt zudem die Signalstärke. Dies führt zu einer Verbesserung des Signal-/Rauschabstands um sechs Dezibel. Der TS A75 behält nun die doppelte Signalführung in seiner gesamten Verstärkerschaltung bei: Sie ist vom Eingang bis zum Ausgang durchweg vollsymmetrisch realisiert. Dieses aufwändige Schaltungs-Design zeichnet hochwertige Verstärker aus.

Zur den zentralen Logo- und Signet-Gravuren kommen die seitlichen vertikalen Fräsungen. Diese Design-Elemente verleihen der Endstufe eine gewisse optische Geschmeidigkeit.

Zur den zentralen Logo- und Signet-Gravuren kommen die seitlichen vertikalen Fräsungen. Diese Design-Elemente verleihen der Endstufe eine gewisse optische Geschmeidigkeit.

Verstärkung und Versorgung in Doppel-Mono-Aufbau

Ebenso sind die Verstärkerzüge der beiden Kanäle sauber getrennt: Ihre Platinen verlaufen innseitig entlang der linken und rechten Wange. Die Leistungstransistoren haben dabei zur bestmöglichen Wärmeabfuhr vollflächigen Gehäuse-Kontakt mit den Aluminium-Kühlkörpern, welche die Seitenteile des Verstärkergehäuses bilden. Die Transistoren agieren im Class AB-Modus, der mit Abstand beliebtesten Verstärker-Betriebsart. Die Transistoren nutzen dabei zur Verstärkung einen weiten Bereich ihrer sogenannten Verstärker-Kennlinie. Zudem teilen sich die Halbleiter die Arbeit auf: Ein Transistor übernimmt die positive Signalhalbwelle, der andere die negative. Eine solche Gegentakt-Endstufe liefert eine Signalverstärkung mit ziemlich hoher Reinheit und sehr gutem Wirkungsgrad. Die TS A75 befähigt das zu einer Leistung von 75 Watt pro Kanal. Doch was erhebt sie nun zu jenem Kraftwerk, als das sie von Galion gepriesen wird? Ein Blick unter die Haube lüftet das Geheimnis zumindest teilweise: Nicht nur die Verstärkerschaltung, sondern auch die Stromversorgung ist für jeden Kanal einzeln realisiert – und dabei überaus üppig ausgelegt.

Netzteil-Potenz und Hochstromverstärker-Design

So thronen in der Netzteil-Sektion zwei großformatige Ringkern-Transformatoren, die jeweils mit einer Potenz von 200 Voltampere punkten. Darauf folgen für die Spannungsglättung und Energie-Speicherung insgesamt 20 dicke Kondensatoren mit einer Gesamtkapazität von satten 200.000 Mikrofarad. Eine derart großdimensionierte Stromversorgung ist für einen Verstärker dieser Preisklasse alles andere als normal. Sie bürgt für eine hochgradige Lieferfähigkeit und einen großen Reservenreichtum, sodass auch ein sehr hoher Bedarf der Verstärkerschaltung bei kurzfristigen Leistungsspitzen – etwa bei hochdynamischen Musikstücken – schnell und ohne Engpass bedient werden kann. Dies ist immer die Voraussetzung für die Kraftwerks-Qualitäten eines Verstärkers. Bei der TS A75 kommt nun aber die Auslegung als Hochstrom-Verstärker hinzu: Die Endstufe hat laut Thomas Tan kein Hochleistungs-Design wie die meisten anderen Verstärker auf dem Markt, sondern ein Hochstrom-Design. Sie agiert mit einer Stromgegenkopplung statt mit einer Spannungsgegenkopplung. Hierauf führt Tan die luftige Klangbühne zurück, die einer der Hauptvorteile der TS A75 sei.

Der frontseitige Ein/Aus-Schalter ist durch einen Metallring eingefasst und von einem blauen LED-Ring umgeben. Beim Einschalten leuchtet er blau – akustisch hingegen hören wir ein kaskadierendes Klacken von Relais. Hier werden mechanisch – und damit elektrisch absolut sauber – nach und nach die Signalwege freigeschaltet. Die abschließende Freischaltung der Lautsprecherausgänge wird von einem leichten Popp-Geräusch begleitet.

Der frontseitige Ein/Aus-Schalter ist durch einen Metallring eingefasst und von einem blauen LED-Ring umgeben. Beim Einschalten leuchtet er blau – akustisch hingegen hören wir ein kaskadierendes Klacken von Relais. Hier werden mechanisch – und damit elektrisch absolut sauber – nach und nach die Signalwege freigeschaltet. Die abschließende Freischaltung der Lautsprecherausgänge wird von einem leichten Popp-Geräusch begleitet.

Meriten der Hochstrom-Verstärkung

Das Hochstrom-Design der Endstufe soll laut Tan ebenso dazu führen, dass man die S A75 trotz ihrer nominellen 75 Watt im Betrieb für einen 200 Watt-Verstärker halten könne. Sie soll selbst bei schwer anzutreibenden Boxen die Souveränität und Kontrolle bis in den Bass bewahren. Im Charakter sei die S A75 ein schneller Verstärker, dem Tan etliche audiophile Meriten bescheinigt: die bereits erwähnte Luftigkeit, eine immense Dynamik-Fähigkeit, großen Detailreichtum und hohe Auflösungsfähigkeit, dazu eine Klarheit im Mittelton sowie ein erstaunlichen Bass, der druckvoll, straff und flott sei. Verwunderlich ist bei dieser Kraftpaket-Lobpreisung jedoch eins: Normalerweise beträgt die ausgewiesene Leistung eines Hochstrom-Verstärker an Vier-Ohm-Lautsprechern in etwa das Doppelte wie an Acht-Ohm-Schallwandlern. Bei der TS A75 beträgt die bescheinigte Leistungssteigerung hingegen ein Drittel, nämlich 100 Watt. Der Verstärker hätte wohl wattstärker ausgelegt werden können, Tan entschied sich aber aus Klang- und Zuverlässigkeits-Gründen dagegen. Schauen wir mal, wie sich diese Endstufe im Hörraum präsentiert.

Die Galion TS A75 in der Praxis

Hier schließen wir an die Endstufe zuerst die nagelneue Audio Physic Cardeas als Lautsprecher an und koppeln die TS A75 zu Beginn unsymmetrisch mit der Streaming-Vorstufe Lumin P1 Mini. In ihrer App haben wir als Musikdienst Qobuz implementiert. So streamen wir „Kiss in Blue“ von Yello. Das Schweizer Duo ist ja für seine superben Produktionen berühmt, und so bietet auch dieser Song fast alles, was wir zum Testen brauchen. Es beginnt schon mit dem Synthesizer-Bassmotiv, das leicht variiert den ganzen Song durchzieht: Der Bass steigt einen Ganzton hoch und stürzt dann eine ganze Oktave runter in den ultratiefen Frequenzkeller. Diesen finalen Ton können viele Klangketten auch mit Bass-potenten Lautsprechern wegen der mangelnden Kraft und Kontrolle des Verstärkers nur schubschwach und mit reduziertem Tiefbass wiedergeben. Die TS A75 hingegen liefert dieses Dis der Kontra-Oktave mit voluminöser Klangfülle, sodass der 37-Hertz-Ton den Raum flutet und füllt …

Selbst die Rückseite ist in gebürstetem und eloxiertem Aluminium realisiert. Die Endstufe steht auf vier Füßen, die mit einem eingelassenen Gummiring eine Absorption von Vibrationen vollführen. Die Füße sind relativ flach, beim Aufstellen der Endstufe sollte man deshalb auf die Finger achtgeben.

Selbst die Rückseite ist in gebürstetem und eloxiertem Aluminium realisiert. Die Endstufe steht auf vier Füßen, die mit einem eingelassenen Gummiring eine Absorption von Vibrationen vollführen. Die Füße sind relativ flach, beim Aufstellen der Endstufe sollte man deshalb auf die Finger achtgeben.

Mächtiger Bass, satte Dynamik

…und wir den physischen Druck am Körper spüren: Mit diesem Schub massiert der Bass unseren Magen. Bei aller Mächtigkeit ist dieser kraftvoll-satte Bass definiert – wow! So bleibt das auf diesem Fundament stattfindende musikalische Geschehen sauber und transparent. Das beginnt beim Schlagzeug und hier bei der Bassdrum: Ihr Kick ist genau auf die Synthesizer-Basstöne gesetzt, trotzdem sind diese Schläge der großen Trommel ohne jegliches Verschwimmen deutlich abgesetzt. Beim Drumset beweist die TS A75 auch ihre große Dynamikfähigkeit: Ja, dieser Verstärker ist schnell. Er agiert mit ausgezeichneter Impulstreue. So hat Beat Ashs Schlagzeug den tollen Punch, den flotten Attack und ebenso die fein nuancierte Intensitätsabstufung, die ein reales Drumset liefern. Im Verbund mit der schönen Transparenz, Offenheit und Luftigkeit der Wiedergabe haben selbst die eigentlich als dezente Rim-Clicks gespielten Snare-Schläge eine wunderbare Direktheit. Bei der Hi-Hat hören wir sogar die faszinierende Materialität beim akzentuiert-akkuraten Aufeinandertreffen von hölzernen Sticks und metallenem Becken.

Fulminanz und Frische

Zum Vergleich schließen wir unseren Hegel 360 an. Dieser pro Kanal 250 Watt liefernde Verstärker kann auch in einem reinen Endstufen-Modus versetzt werden. Wir hören nochmal „Kiss In Blue“ bei gleicher Pegeleinstellung des Zuspielers – und sind verblüfft: Der TS A75 klingt im Bass satter und schubstärker und in der ganzen Performance lebhafter als der sehr neutrale Hegel. Erst in höheren Lautstärkeregionen, die man zum normalen Musikhören nicht nutzt, besitzt der Hegel eine größere Souveränität und Gelassenheit. Doch die Fulminanz und Frische, mit der die TS A75 die Musik wiedergibt, ist beeindruckend. Sie ist auch ein Ausweis für die Dynamikfähigkeit und den Reservenreichtum dieser Endstufe. Mit dieser Kraft treibt die TS A75 ebenso problemlos die Radiant Acoustics Clarity 6.2 an – und die fordert einem Verstärker schon einige Power ab, damit sie ihre Exzellenz zeigt und erwachsen wie ein Standlautsprecher aufspielt. Die TS A75 bringt sie dazu.

Eingangsseitig bietet die Endstufe sowohl einen symmetrischen XLR-Input als auch einen unsymmetrischen Cinch-Eingang. Die Eingangswahl trifft man über den Umschalt-Knopf. Er deaktiviert den ungenutzten Eingang.

Eingangsseitig bietet die Endstufe sowohl einen symmetrischen XLR-Input als auch einen unsymmetrischen Cinch-Eingang. Die Eingangswahl trifft man über den Umschalt-Knopf. Er deaktiviert den ungenutzten Eingang.

Luftigkeit und Hochauflösung

Die Performance lässt sich noch steigern – durch den Wechsel vom unsymmetrischen zum symmetrischen Eingang. Hier ist auch nach der Pegelangleichung des nunmehr lauteren Signals der Rauschabstand besser, die Dynamik anspringender, die Wiedergabe plastischer und räumlicher, transparenter und feinauflösender. Dabei ist die Auflösungsfähigkeit eh ein Pluspunkt, der beim Hören prompt aufgefallen ist. Sie trägt zur Offenheit und Luftigkeit bei, die wir bereits angesprochen haben: Die TS A75 sorgt bei der Wiedergabe für eine hervorragende Weiträumigkeit und Freiheit. So sind die Akkorde der bald einsetzenden unverzerrten E-Gitarre ein echter Hinhörer: Zum einen ist die Sechssaitige mit ihrem fein-silbrigen Klang leicht als Fender Stratocaster zu erkennen, zum anderen werden bei den dann perkussiv abgestoppten Tönen die superben Hall- und Echo-Effekte erlebbar: Sie versetzen uns mühelos in den dadurch imaginierten Kunst-Raum. Das gelingt so intensiv, dass die die realen Zimmerbegrenzungen irrelevant sind und wir immersiv in die kathedralengroße Dreidimensionalität der Musik eintauchen können.

Die Oberseite ist ebenfalls als robuste, gebürstete und eloxierte Aluminium-Platte realisiert. Mit ihren Lüftungsschlitzen unterstützt sie die Abführung der warmen Luft. Auch die Unterseite ist mit Lüftungsschlitzen versehen, so entsteht der gewünschte Kamin-Effekt. Im Gegensatz zur Front sind Firmenlogo und Segel-Signet hier aufgedruckt.

Die Oberseite ist ebenfalls als robuste, gebürstete und eloxierte Aluminium-Platte realisiert. Mit ihren Lüftungsschlitzen unterstützt sie die Abführung der warmen Luft. Auch die Unterseite ist mit Lüftungsschlitzen versehen, so entsteht der gewünschte Kamin-Effekt. Im Gegensatz zur Front sind Firmenlogo und Segel-Signet hier aufgedruckt.

Gegenwärtigkeit und Körperhaftigkeit

Gegenwärtigkeit und Körperhaftigkeit
Intensität ist das nächste Stichwort: Die Wiedergabe zeigt die Musiker und ihre Instrumente mit einer Präsenz, die uns sonst eher von Röhrenverstärkern vertraut ist. Das fiel bereits beim Schlagzeug und hier exemplarisch bei der Hi-Hat auf, dann bei der Gitarre – und nun auch beim Gesang. Yello haben für den Song Heidi Happy ins Studio geholt, und die Schweizer Musikerin veredelt den Song mit ihrer hochgradig attraktiven, klaren und warmen Stimme. Dazu weiß Happy alle Register der Stimmkunst zu ziehen: Mal singt sie die Silben mit sanftem Vibrato, mal haucht sie sinnlich die Vokale, dann lässt sie ihr Organ lasziv gurren, um kurz darauf unschuldig und verletzlich-fragil zu klingen. Mit der immensen Gegenwärtigkeit und Körperhaftigkeit, die die TS A75 ihr verleiht, scheint Heidi Happy in Fleisch und Blut vor uns zu stehen: Wir vernehmen jede kleine Stimm-Wendung, jeden noch so zarten Atmer, selbst das Öffnen der Lippen vor jeder Gesangszeile.

Sonore Musikalität

Auch die Klangfülle und die Musikalität der Wiedergabe erinnern durchaus an einen Röhrenverstärker. Hier hat Tomas Tan, der für die klangliche Abstimmung jeder Galion-Komponente verantwortlich zeichnet, die Endstufe behutsam mit einer Sound-Signatur versehen, woraus er auch gar keinen Hehl macht. So erleben wir eine schöne Sonorität, eine Klarheit im Mittenbereich und in den Höhen das Funkeln der Details, was auch die luftige Leichtigkeit befördert. Das genießen wir etwa bei „Doubt Thou The Stars“ vom Bobo Stenson Trio. Drummer Jon Fält stellt uns zur Einleitung sein Drumset vor und nutzt dabei intensiv die verschiedensten Areale seiner Becken: Sie klingen glockig in der Mitte, geräuschhaft am Rand – aber immer entfaltet sich ihre Klänge mit einer herrlichen Freiheit und Grenzenlosigkeit frei schwebend in unserem Raum. Hier scheinen diese Becken endlos auszuklingen, sodass wir beim Verklingen den sich stets verändernden Klang des schwingenden Metalls und die Überlagerungen der verschiedenen Schwingvorgänge fasziniert verfolgen. Wow!

Ausgangsseitig präsentiert die Endstufe vier Klemmen für den Anschluss eines Lautsprecherpaars. Die Klemmen sind von sehr guter Qualität und ermöglichen den Anschluss von Kabeln, die mit Bananensteckern oder Gabelschuhen konfektioniert sind. Dank der großzügigen Aufnahmen ist auch blanke Litze mit großem Kabelquerschnitt einführbar. Die Klemmen besitzen aber keine freilaufende Andruckscheibe, die dann die Äderchen beim Anziehen der Klemmenmutter schont.

Ausgangsseitig präsentiert die Endstufe vier Klemmen für den Anschluss eines Lautsprecherpaars. Die Klemmen sind von sehr guter Qualität und ermöglichen den Anschluss von Kabeln, die mit Bananensteckern oder Gabelschuhen konfektioniert sind. Dank der großzügigen Aufnahmen ist auch blanke Litze mit großem Kabelquerschnitt einführbar. Die Klemmen besitzen aber keine freilaufende Andruckscheibe, die dann die Äderchen beim Anziehen der Klemmenmutter schont.

Faszinierender Klang-Kosmos

Diese Faszination erfasst uns auch beim Klavier: Bobo Stenson spielt lang ausgehaltene Töne und Akkorde, von denen wir den Tastenanschlag samt Aufschlagen der Hämmerchen auf die Metallsaiten erleben – als säßen wir nahe am geöffneten Deckel des Klaviers. So hören wir auch klar und unmittelbar das Schwingen und Zusammenklingen der rund 230 Saiten, die so ein Flügel hat, weil durch seinen Resonanzboden sämtliche Saiten angeregt werden. Der sich daraus ergebende Klang-Kosmos verändert beständig seine Klangfarbe. Dieses Changieren ist noch beeindruckender als Fälts Becken-Bearbeitung. Da steht der Kontrabass nicht nach: Anders Jormin streicht die Saiten erst eindrucksvoll mit dem Bogen, um sie später ausdrucksstark zu zupfen, er spielt Flageoletts, nutzt dann bei seinen gesangähnlichen Melodien, mit denen er in allen Griffbrett-Lagen unterwegs ist, die ganze tonale Kontrabass-Bandbreite von nasal über knurrend bis zu sonor-raumfüllend. Dabei hören wir wie im wahren Leben kleinste Spielgeräusch und selbst den Saiten-Aufprall auf das Griffbrett.

Geräumige Bühne, gelungene Tiefenstaffelung

Bei aller erlebter Nähe zu den Instrumentalisten erfahren wir ebenso die Weite des Ambientes: Das Trio hat diese Nummer im geräumigen Auditorio Stelio Molo aufgenommen und durch die Schallreflexionen, die wir dank der feinauflösenden TS A75 registrieren, hören wir die Musik und die Musiker, als säßen wir im Luganeser Konzertsaal auf Bühnenhöhe in der ersten Reihe. Mit diese 3D-Räumlicheit punktet die Endstufe auch im großorchestralen Rahmen: Nadine Sierra singt, begleitet vom Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai, im Turiner-Rundfunk-Auditorium die Arie „Ah, fors’è lui“ aus Verdis „Traviata“. Auch hier sitzen wir bestplatziert im Saal – und erleben auf der großzügigen Bühne ein sehr gut tiefengestaffeltes, überaus plastisches Orchester. Wir können Streicher, Bläser und Schlagwerk klar verorten und einzelnen solistischen Instrumenten folgen. Am vorderen Rand der Bühne singt nun mit herrlicher Präsenz Nadine Sierra: Mit ihrer betörenden Stimmkunst bringt sie uns zum Schwelgen – und wieder haben wir dieses Wie-echt-Feeling. Große Oper!

Die Galion TS A75 im Hörraum: Hier spielt die Endstufe mit dem Streaming-Preamp Lumin P1 Mini, als Lautsprecher dient die Audio Physic Cardeas.

Die Galion TS A75 im Hörraum: Hier spielt die Endstufe mit dem Streaming-Preamp Lumin P1 Mini, als Lautsprecher dient die Audio Physic Cardeas.

Fazit

Die Galion TS A75 löst das vollmundige Versprechen ein: Diese Hochstrom-Endstufe besitzt nominell nur 75 Watt, amplifiziert aber mit staunenswerter Kraft und Kontrolle und treibt selbst schwierige Lautsprecher souverän an. Auch klanglich bietet sie eine ausgezeichnete Performance: Die Wiedergabe ist klar, transparent und detailreich. Die sehr gute räumliche Darstellung bietet eine großzügige Bühne mit gelungener Tiefenstaffelung. Die Offenheit und Luftigkeit erinnern an einen Röhrenverstärker – wie auch die Präsenz und Plastizität, mit der Stimmen und Instrumente intensiv erlebbar sind. Hierfür sorgt auch die behutsame klangliche Abstimmung, die auf eine anspringende Wiedergabe mit klaren Mitten und einen verblüffend mächtigen und schubstarken, dabei aber stets straffen und definierten Bass abzielt. Hierfür sorgt aber ebenso die hochgradige Impulstreue: Der schnelle Verstärker agiert mit ausgezeichneter Dynamik, sodass die Wiedergabe frisch und fulminant ist. Diese Endstufe liefert wirklich eine High-Class-Performance zu einem verblüffend niedrigen Preis. So ist die TS A75 ist ein Kraftwerk mit Wow-Faktor.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 90/90
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: hervorragend

90 of 90

89 of 90

89 of 89

250831.Galion-Testsiegel_1024px

Technische Daten

Modell:Galion Audio
TS A75
Produktkategorie:Endstufe (Stereo)
Preis:2.030,00 Euro
Garantie / Gewährleistung:1 Jahr / 2 Jahre
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:HiFi Pilot, Eisingen
+49 7232 3640155
www.hifipilot.de
Prinzip:analog, Transistor-Verstärker, Class AB-Schaltung
Abmessungen (HBT):160 x 435 x 337 mm (incl. Füße und Polklemmen)
Gewicht:16,1 kg
Eingänge (analog):1 x symmetrisch (XLR)
1 x unsymmetrisch (Cinch)
Ausgänge (analog):1 x Lautsprecher
Leistung:2 x 100 Watt bei 4 Ω (Herstellerangabe)
2 x 75 Watt bei 8 Ω (Herstellerangabe)
Verstärkungsfaktor33 (Herstellerangabe)
Frequenzgang:10 Hz - 35 kHz (±1dB) (Herstellerangabe)
Rauschabstand:95 dB (Herstellerangabe)
Klirrfaktor (THD+N):Klirrfaktor (THD+N):
- ≤ 0.0085% bei 4 W (Herstellerangabe)
- ≤ 0.01% bei 10 W (Herstellerangabe)
- ≤ 0.02% bei 25 W (Herstellerangabe)
Dämpfungsfaktor:100 (Herstellerangabe)
Eingangsimpedanz:33 kΩ (Herstellerangabe)
Stromverbrauch:- im Standby-Betrieb: < 0,5 W (Herstellerangabe
Lieferumfang:- Galion TS A75
- 3 Netzkabel für Europa (Stecker-Typ E+F / CEE 7/7), USA (Stecker-Typ B / NEMA 5-15, 3-polig), Australien (Stecker-Typ I / AS 3112) (jeweils 1,5 m)
- Ersatzsicherung (5 A)
- Bedienungsanleitung (Englisch) als PDF-Download von der Hersteller-Homepage
Pros und Contras:+ sehr gute Material- und Fertigungsqualität
+ große Kraft und Kontrolle, treibt auch fordernde Lautsprecher mühelos an
+ ausgezeichnete Dynamik
+ große Klarheit und Reinheit
+ hohes Auflösungsvermögen
+ sehr gute räumliche Darstellung
+ großzügige Bühne mit gelungener Tiefenstaffelung
+ große Offenheit und Luftigkeit
+ intensive Präsenz und Plastizität von Stimmen und Instrumente
+ mächtiger, schubstarken, dabei straffer und definierter Bass
+ sehr großer Rauschabstand
+ symmetrischer sowie unsymmetrischer Eingang
+ Doppel-Mono-Aufbau
+ symmetrisches Schaltungsdesign
+ potente Stromversorgung mit hohem Reservenreichtum

- kein Standby-Schalter
- kein Mute-Schalter
Benotung:
Klang (60%):90/90
Praxis (20%):89/90
Ausstattung (20%):89/90
Gesamtnote:90/90
Klasse:Oberklasse
Preis/Leistung:hervorragend
Getestet mit:- Streaming-Vorstufe: Lumin P1 Mini
- Lautsprecher: Audio Physic Cardeas, Radiant Acoustics Clarity 6.2
- Signalkabel: Audioquest Black Beauty RCA, Audioquest Black Beauty XLR
- Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88
- Netzkabel: Audioquest Monsoon
- Musik-Streamingdienst: Qobuz
lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN Über uns | Impressum | Datenschutz | Kontakt