Home » Tests » HiFi/Stereo » Magnat Quantum Edelstein – Schmuckstück in Klang & Design
1. Dezember 2013von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerMenschen mit hohem Designanspruch tun sich bei der Wahl eines für sie passenden Lautsprechers oft schwer. Das liegt in der Natur der Sache, folgen gutklingende Boxen doch zumeist ausschliesslich den Klangvorgaben ihrer Erbauer, nicht aber dem optischen Anspruch. Findet man dann aber einen kultiviert designeten Schallwandler, entspricht dieser klanglich nur selten höchsten Anforderungen. Die amerikanischen Audiospezialisten von Magnat haben nun aber einen der Quantum-Serie zugehörigen Lautsprecher entwickelt, der Ohr und Auge verzücken soll und ihm einen Namen verliehen, der Programm ist: Edelstein.
Minimalistisch und dennoch Extravagant
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Doch wem auch immer ich diesen Lautsprecher zeige, egal wer die Redaktion besucht und diese Box zu Gesicht bekommt, findet sie einfach hinreissend schön. Warum das so ist, bleibt zunächst schleierhaft, denn auch bei genauerer Untersuchung finden sich weder auffällige Applikationen, noch Details, die heraus stechen oder in sonstiger Art besonders ins Auge fallen. Doch genau das scheint das Geheimnis dieser zeitlos-schönen Böxchen zu sein, denn obwohl als optisch herausragender Schallwandler geplant, verzichtete Magnat bei der Entwicklung der „Edelstein“ ganz bewusst auf Schnörkel oder raffinierte Finessen. Im Gegenteil, denn hier definieren gerade Linien, stimmige Proportionen und eine hochwertige Materialauswahl das Bild. Dieter Rams drückte einst plausibel aus, was hier zu 100 Prozent zutrifft: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich!“ Und obwohl der Entwurf, der hier in unserem Testraum stehenden Zwei-Wege-Box nicht aus seiner Feder stammt, lässt sich Magnats derzeit wohl schönster Schallwandler kaum treffender, als mit den Worten des weltbekannten deutschen Industriedesigners beschreiben. Das ist es also, was diesen Lautsprecher so schön macht. So schön, dass weder ich, noch meine Besucher umher kommen, ihn sanft zu streicheln, sobald man ihn seine Nähe gelangt.
Äussere Werte
Die eben beschriebene Schönheit kommt nicht von ungefähr, schließlich sind es ausnahmslos hochwertigste Materialien, die bei der Erschaffung der Quantum Edelstein zum Einsatz kommen. In erster Linie ist hier die seidig schimmernde Oberfläche des mehrfach verstrebten MDF-Gehäuses zu nennen, die in weißer oder schwarzer Hochglanzausführung zur Wahl steht. Als weiteres echtes, wenn auch zurückhaltendes, Highlight entpuppt sich bei genauerer Beäugung die doppelte Bodenplatte, die sich aus einer fünf Millimeter starken Acrylglas- und einer acht Millimeter dicken Aluschicht zusammensetzt. Wow, das schaut nicht nur elegant aus, sondern bringt zusätzliche Stabilität und somit auch klangliche Vorteile. Frontseitig aufgesetzte Aluminiumplatten identischer Stärke sorgen für eine nochmalige Gehäuseversteifung und zusätzliche Noblesse. Abgerundet wird das gelungene Äussere durch die verschraubbaren und höhenverstellbaren Gummifüße auf denen die bezaubernden Topmodells zu schweben scheinen.
Topmodel mit Grips
Den hübschesten Mannequins sagt man oft nach nur auf Äusserlichkeiten, statt auf innere Werte zu setzen. Das trifft auf diese „Edelsteine“ in keiner Weise zu, denn neben ihrer eleganten, attraktiven Erscheinung haben sie auch innerlich nur Bestes zu bieten: Offensichtlichstes Merkmal dafür sind die beiden Treibereinheiten, die ihren Platz leicht vertieft hinter der eben beschriebenen Alu-Frontplatte finden, dessen penibel errechnete Ausschnittkanten als Schallführung dienen. Auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Detail, das allerdings von enormer Wichtigkeit ist und über welches sich die Abstrahlcharakteristik der Box deutlich optimieren lässt. Doch zurück zu dem hier eingesetzten Zwei-Wege-System, dessen Hochtöner erwartungsgemäß im oberen Gehäuseabteil zu finden ist. Wie der Name bereits verrät, zeichnet er für die Wiedergabe sämtlicher Hochtonanteile, sowie des oberen Mitteltons verantwortlich – Spektren, in dem die meisten Stimmanteile und Details zuhause sind. Um diesen Frequenzbereich bestmöglich darzustellen, bedarf es eines leistungsfähigen Treibers, den Magnat in Form einer beschichteten Gewebekalotte fand, die die Bezeichnung „fmax Signature“ trägt. Neben ihres geringen Gewichtes und der daraus resultierenden Schnelligkeit zeichnet sich dieser Tweeter durch sein enormes Auflösungsvermögen aus, auf das ich im nächsten Abschnitt noch detaillierter eingehen werde. Unterhalb dieser Chassiseinheit thront die (in Relation zur Gesamtgröße der Box) beeindruckend mächtige Mittel-/Tieftoneinheit. Dank federleichter und zugleich hochfester Aluminium-/Keramik-Sandwichmembran kommt diese dem Ideal eines masslosen Schwingsystems extrem nah, was ein exzellentes Impulsverhalten und eine hohe Agilität verspricht. Antriebsstarke Magnetsysteme sollen Verzerrungen auf ein Minimum reduzieren und den Wirkungsgrad erhöhen. Ein wichtiges Feature, das sich in erster Linie dann auszahlt, wenn die „Quantum Edelstein“ einmal an weniger Leistungsstarken Verstärkern betrieben werden sollen.
Auf dem Prüfstand
Magnat führt die Quantum Edelstein in der Kategorie „audiophile Lautsprecher“. Berücksichtigt man ihre kompakten Abmessungen, mag das vereinzelt vielleicht zu Irritationen führen. In diese Klassifizierung gehört sie allerdings zweifellos hinein, was sie bereits zu Testbeginn im Kari Bremnes-Klassiker „Hurtigrute“ beweist. Dabei verführt sie mit ihrer bezaubernden Art, die ihrer eingangs erwähnten äusserlichen Schönheit in Nichts nachsteht. Hier passt wirklich alles. Die Leichtigkeit und Sorgfalt, mit der sie dieses Stück sanft trägt, umgarnt das Auditorium und zieht einen förmlich in den Titel. Alles ist frei, durchhörbar, luftig und doch zusammengehörig und spielt einfach wie aus einem Guss. Dabei beweist die „Edelstein“ auch in Sachen Räumlichkeit ungeahnte Qualitäten und imponiert durch eine Bühnendarstellung, die echte Live-Atmosphäre schafft und die ich mir kaum besser wünschen könnte. Mit dem Barenaked-Ladies-Song „Stunt“ geht es dann deutlich beschwingter zur Sache, was mich den Pegel auf Zimmerlautstärke erhöhen lässt. Dabei macht sich dann schnell die hohe Qualität der hier eingesetzten Chassis bemerkbar, die diesen Titel angenehm füllig, mit erstaunlicher Souveränität und in perfekter Abstimmung zu Gehör bringen. Keine Spur von beengter Klangperformance oder fehlender Dynamik. Im Gegenteil, denn das von den Boxen losgelöste Klanggeschehen und die Spielfreude, mit der die weißen Supermodels hier agieren, sind einfach ansteckend. Und zwar so ansteckend, dass ich von der Grundtonagilität und der griffigen Basswiedergabe einfach nicht genug bekommen kann, die ich inzwischen erlebe. So muss Musik sein, denn nur wenn Musik so reproduziert wird, wie vom Künstler erdacht, erzeugt sie Freude und Gefühl. Und das ist hier eindeutig der Fall, weshalb ich mich im letzten Testabschnitt einfach nicht zurückhalten kann und die Lautstärke nochmals erhöhe. OK, will man einem Titel wie Godsmacks „I Stand Alone“ die ideale Grundlage bieten, ist das auch unabdingbar. Für Lautsprecher dieser Größe ist die griffige, satte und verzerrungsarme Performance, dass ich nun erfahre, aber noch lange keine Selbstverständlichkeit. Doch wie gesagt, die Quantum Edelstein ist nicht einfach ein weiteres Modell im Händlerregal. Nein, hier handelt es sich eindeutig um einen kompakten Schallwandler der Spitzenklasse, dem im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern, auch die nun vorgesetzte Hürde keinerlei Schwierigkeit bereitet. Zugegeben, natürlich sind auch unserem Magnat-Testduo aufgrund seines begrenzten Volumens physikalische Grenzen gesetzt, die nunmal keinen Abstieg in allertiefste Bassgefilde erlauben. Dennoch wird dieser Titel, trotz des inzwischen deutlich über Zimmerlautstärke befindlichen Pegels, sauber und mit erstaunlicher Durchzugsstärke wiedergegeben. Und zwar mit einer solchen Impulsivität, Spielfreude und Neutralität, die mich fast glauben lassen könnte, hier einer aktiven Regalbox zu lauschen – und zwar einer Besseren.
Fazit
Wer die schönen Dinge im Leben zu schätzen weiß, kommt mit diesen Schallwandlern voll auf seine Kosten. Und das in jeder Hinsicht, denn die Quantum Edelstein vereinen, was lange als nicht vereinbar galt: Design und Klang – und zwar in höchster Qualität. Dabei zieht sich die schnörkellose und zeitlose Geradlinigkeit wie ein roter Faden von der optischen Gestaltung bis in die Audio-Abstimmung. Im Ergebnis erweist sich die Quantum Edelstein so als preislich fairer Kompakt-Schallwandler, dessen Auflösungsvermögen und Neutralität Feingeister begeistern und dessen erstaunliche Agilität und Impulskraft auch unter Fans rockiger Musikstücke jede Menge Freunde finden wird. Wie man einen kompakten Zwei-Wege-Schallwandler mit höchstem Designanspruch in dieser Preisklasse noch besser machen kann, weiss ich nicht.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Bernd Heuer