Home » Tests » HiFi/Stereo » System Audio Mantra 5 – von Auflösungsvermögen, Dynamik und Live-Referenzen
14. Oktober 2015von Martin Mertens
RedakteurWenn Sie diesen Text lesen, tragen Sie sich wahrscheinlich mit dem Gedanken sich Lautsprecher zuzulegen. Da Sie in diesem Zusammenhang Testberichte wie diesen lesen, sind Sie offensichtlich an gutem Klang interessiert. Freut uns, denn genau deshalb hören und testen wir Lautsprecher und schreiben darüber. Im Folgenden geht es um die Mantra 5 des dänischen Herstellers System Audio, kurz „SA“.
Ein paar Anmerkungen zum Thema Hören
Wie ein Mantra muss man jeder Klangbeschreibung allerdings vorweg schicken: Eine absolute, allgemeingültige klangliche Wertung kann kein Hörbericht leisten. Warum? Weil das Hören und damit das Klangempfinden etwas sehr subjektives ist. Niemand weiß, ob der andere das gleiche hört wie er. Was wir über das Hören sagen können bzw. wie wir das Hören bewerten, ist erlernt. Unsere Ohren nehmen über ein sehr komplexes Verfahren Schallwellen auf und wandeln diese in Nervenimpulse um. Doch erst das Gehirn wertet die ankommenden Signale auf der Grundlage von Erlerntem und Erfahrenem aus und ordnet dem Gehörten seine Bedeutung zu. Hören hat unglaublich viele Aspekte und jeder Mensch nimmt diese aufgrund seiner Hörbildung mit unterschiedlicher Gewichtung wahr. So achtet der eine stärker auf exakte Klangfarben, der nächste ist auf Transienten abonniert. Einer reagiert empfindlich auf tonale Eigenschaften, der andere ist stärker für die Phasenlage des Schalls sensibel. Dazu kommt bei der Musikwiedergabe über eine Anlage noch die Frage, was hierbei die Referenz sein soll. Das Live-Erlebnis? Das, was der Toningenieur beim abmischen im Tonstudio hört? Das, was die (wie auch immer geartete) Intention des Musikers ist?
Was soll diese Vorrede? Ganz einfach: Kein Lautsprecher ist perfekt und jeder Lautsprecherentwickler macht bei der Konstruktion und der Abstimmung seiner Lautsprecher Kompromisse. Ob diese Kompromisse Ihrem Hörempfinden entgegen kommen oder nicht, müssen Sie allein entscheiden. Da helfen auch keine Messwerte, die nur einige physikalische Aspekte dessen, was das Hören ausmacht, abbilden. Ok, bevor Ihnen jetzt der Kopf schwirrt, werden wir endlich konkret und wenden uns den System Audio Mantra 5 zu.
Live als Referenz
Für Ole Witthöfft, Gründer und Mastermind von System Audio, ist beim Musikhören das Live-Erlebnis das Maß der Dinge. Mit „Live“ verbindet er vor allem einen hohen Detailreichtum bei der Musikwiedergabe. Damit ein Lautsprecher die vielen feinen Details, die für ihn Live-Musik zum emotionalen Erlebnis machen, reproduzieren kann, setzt er vor allem auf kleine, leichte Membranen, die dem elektrischen Signal des Verstärkers schnell und exakt folgen können. Das hat den weiteren Vorteil, dass er mit kleinen Chassis kleine, schlanke Lautsprecher bauen kann. Die bieten nach seinen Erkenntnissen ein besseres Abstrahlverhalten als solche mit großen, breiten Gehäusen. Und die gleichmäßige Ausbreitung des Schalls im Raum ist für ihn ein weiterer wesentlicher Aspekt von Live-Musik. Schaut man sich Lautsprecher verschiedenster Hersteller an, liegen schmale, schlanke Lautsprecher aktuell im Trend. Ole Witthöft verfolgt diese Philosophie jedoch schon seit 1984, und da sahen die meisten Lautsprecher noch deutlich breiter aus.
Technisches Knowhow
Man kann der Firma System Audio in Sachen kleiner Lautsprecher also eine gewisse Vorreiterstellung attestieren. Dass sich daraus auch ein Vorsprung an Knowhow ergeben hat, zeigt der Blick auf unsere Testmodelle. Die Mantra 5 stellen die kleinsten und aktuell neusten Modelle der Mantra-Serie von System Audio dar. Die Mantra Serie ist im Firmenportfolio direkt unterhalb der Spitzenmodelle der Pandion-Serie angesiedelt und besteht zurzeit aus zwei schlanken Standmodellen, Mantra 70 und Mantra 50, der Mantra 10, die als Kompaktlautsprecher hochkant auf einem Ständer oder einem Sideboard, Mediaboard etc. aufgestellt oder quer liegend als Centerspeaker eingesetzt werden kann (Mantra 10 AV) sowie eben der Matra 5. Die Mantra 5 können in einem Surround-Setup als Rear- oder Effektlautsprecher eingesetzt werden, in kleineren Hörumgebungen übernehmen sie dann gern die Rolle der Hauptlautsprecher. Dass sie das Zeug dazu haben, zeigt schon die eingesetzte Technik. Der Tiefmitteltöner mit 13 Zentimetern Durchmesser verfügt über eine leichte Carbon-Membran und einen starken Antrieb. Wie bei Autos verspricht eine solche Kombination auch bei Lautsprechern Schnelligkeit und gute Beschleunigung, in HiFi-Sprache übersetzt also Auflösungsvermögen und Dynamik. Für die satte Straßenlage, sprich eine gute Ankopplung der Lautsprecher an den umgebenden Raum, gibt es keine Spoiler, sondern eine Bassreflexöffnung. Die sorgt nicht für eine satte Straßenlage, sondern für satte Bässe. Die Bassreflexöffnung der Mantra 5 mündet unsichtbar über den versenkt eingebauten Anschlussterminals. Im Hochton kommt eine Textilkalotte mit breiter Sicke zum Einsatz, wie das zurzeit State of the Art ist. Die Kalotte hat sich bereits in den anderen Modellen der Mantra Serie bewährt.
Danish Design
Designer aus dem Norden Europas genießen weltweit ein hohes Ansehen, besonders wenn es um eine klare, eher reduzierte Formensprache geht. Die Mantra 5 wird diesbezüglich auch gehobenen Design-Ansprüchen gerecht, denn sie sieht einfach edel aus. Die silberne Front, in der die Chassis sitzen, ist durch eine Schattenfuge vom restlichen, weißen Gehäuse abgesetzt. Ohne weiteren Firlefanz gefallen die Lautsprecher durch ihre Schlichtheit und ihre gefälligen Proportionen. Eine magnetisch haftende Frontbespannung gehört zum Lieferumfang. Neben der matt weißen Ausführung gibt es die Mantra 5 auch in Hochglanz-Schwarz und Nussbaumfurnier. Die Front ist in allen Fällen silbern.
Nicht nur Designstücke
Generell laufen so schmucke Lautsprecher wie die Mantra 5 Gefahr, als Designstücke abgetan zu werden. Gerade, wenn sie dabei so kompakt ausfallen. Fast automatisch erwartet man, dass solche Lautsprecher irgendwie genauso schlank und eher reduziert klingen, wie sie aussehen. Diesbezügliche Befürchtungen pulverisieren die Mantra 5 aber sofort bei den ersten Takten Musik. Denn das vom Verstärker ankommende Musiksignal setzen sie mit einer Präsenz und vor allem einer Vollständigkeit um, dass man unwillkürlich Ausschau nach den größeren Lautsprechern hält, von denen man so einen Klang eigentlich erwarten würde. Die gibt es aber nicht – es sind tatsächlich die zierlichen Schönheiten, die die Musik so souverän in den Raum stellen.
Was System Audio aus den kleinen Gehäusen an Bass herausholt, ist beachtlich. Hier liefern die Mantra 5 ein erstaunlich volles Fundament. Eine Aufstellung nahe vor einer Wand, was den Bassbereich unterstützt, haben die Mantra 5 nicht nötig. Unter normalen Hörbedingungen in kleinen bis mittleren Räumen bieten sie ein sehr solides Bassfundament. Dabei geben sie tiefe Töne entspannt und ohne den Druck wieder, der vielen Bassreflexlautsprechern zu eigen ist. Das gefällt dem einen, der andere vermisst vielleicht einen gewissen Punch. System Audio hat hier auf jeden Fall eine, gelungene Bassabstimmung gefunden, die vielen Hörern entgegen kommen dürfte. Für die Beschallung großer Räume, Diskopegel und in den Magen fahrende Beats sind die kompakten Mantra 5 nicht konzipiert. Da kommen die Lautsprecher an ihre physikalischen Grenzen.
Die Mitten klingen sehr schön smooth und eingängig, was besonders Stimmen zugute kommt. Hier macht sich eine dezente Beleuchtung des Grundtons bemerkbar. Vocals schmeicheln sich förmlich in den Gehörgang. Dabei bieten die Mantra 5 einen guten Kompromiss zwischen Gefälligkeit und Neutralität. Stimmen profitieren durch die etwas wärmere Abstimmung schon, sind aber noch weit davon entfernt, aufgedickt zu klingen. Ein Charakterzug, der so gut wie zu jeder Musikrichtung passt. Ältere oder nicht so gute Aufnahmen demontieren die Däninnen nicht, bringen aber trotzdem die Vorteile guter Recordings rüber. Klangfarben malen die Lautsprecher satt und differenziert – auch hier ist die Tendenz hin zu wärmeren Tönen zu hören. Das ganze verbinden die kleinen System Audio erfreulicherweise mit hohen dynamischen Talenten, sodass sie alles in allem quicklebendig aufspielen. Und auch an Details mangelt es nicht. Die drängen sich nicht auf –sezierend agieren die Lautsprecher nicht – sind aber trotzdem da. Das hört man unbewusst, indem man die Wiedergabe als einfach richtig und involvierend empfindet.
Dazu passen die Höhen, die sich ebenfalls nicht aufdrängen und letztendlich aber in genau dem Maß da sind, um das Klangbild nach oben hin homogen abzuschließen. Insgesamt gibt sich die Kalotte eher seidig, sanft und langzeithörtauglich statt als frisch, nervös und nervig, wie es viele andere Kompaktlinge zu tun pflegen. Bearbeitet ein Schlagzeuger engagiert die Bronze seiner Becken, bringen die Mantra 5 das angemessen zu Gehör, ein Feuerwerk an metallenen Obertönen entfachen sie dabei nicht. Andererseits hört man so etwas live auch deutlich seltener als auf eher „crisp“ abgemischten Aufnahmen, bei denen ein Mikro ganz in der Nähe der Becken angebracht war. Also auch hier alles gut!
Bei der räumlichen Abbildung spielen die Mantra 5 ganz klar die Vorteile ihrer zierlichen Physis und des damit verbundenen guten Abstrahlverhaltens (die Boxen sind sich selber kaum im Weg) aus. Sie bauen eine plastische Bühne auf, auf der man die einzelnen Akteure klar orten kann. Dabei machen die gerne ein breites Panorama auf, hinter dem die Lautsprecher selber komplett zurücktreten. Dank ihres üppigen Bassfundaments gelingt es ihnen, auch die Illusion eines großen Konzertsaals erstaunlich authentisch aufzubauen, bei etwas kleineren Szenarien, etwa einem Club oder Jazzkeller sind sie sogar noch tiefer in ihrem Element, hier vermitteln sie souverän die Abmessungen des Aufnahmeraums.
Fazit
Die System Audio Mantra 5 werden dem Anspruch ihres Entwicklers, das Live-Erlebnis der Musik zum Maßstab der Wiedergabe zu nehmen, vollauf gerecht. Für ihre Größe klingen sie erstaunlich souverän und komplett. Tonal auf Langzeithörtauglichkeit ausgelegt, agieren sie kraftvoll und dynamisch, was in Verbindung mit ihren Talenten in Sachen Auflösung genau die Spannung wiedergibt, die Live-Musik ausmacht. Dazu passt auch ihre gute räumliche Abbildung, die die Live-Illusion abrundet.
Test & Text: Martin Mertens
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
90 of 100
95 of 100
95 of 100
Technische Daten
Modell: | System Audio Mantra 5 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 1500,00 Euro / Paar |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - schwarz Hochglanz - weiß matt - nussbaum (immer mit silberfarbenen Front) |
Vertrieb: | Libra Audio, Schmitten 0700 / 77200000 www.systemaudio.de |
Abmessungen (HBT): | 170 x 310 x 220 mm |
Gewicht: | xx Kg/Stück |
Hochtöner: | 30 Millimeter |
Tief-/Mitteltöner: | 170 Millimeter |
Frequenzbereich: | 47 Hz - 30 kHz |
Lieferumfang: | - Mantra 5 (1 Paar) - Gewebeabdeckungen (1 Paar) - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - hohe Livehaftigkeit - souveräner Bass - authentische räumliche Abbildung - Langzeithörtauglichkeit |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,2 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |