Home » Rezensionen » Knight of Cups – Die Schattenseite Hollywoods
14. Januar 2016
von Andreas Hohn
Redakteur
Nach „To the Wonder“ nimmt sich Meisterregisseur Terrence Malick in seinem neuen Film dem Mythos von Hollywood, seinem Glücksversprechen und den Ausschweifungen der Promi-Party-Kultur an.

Rick (Christian Bale) ist erfolgreicher Drehbuchautor und zur Hollywood-Größe aufgestiegen. (© Studiocanal)
Dies ist die Geschichte, die Rick (Christian Bale) in seiner Kindheit von seinem Vater erzählt wurde. Inzwischen ist Rick ein erfolgreicher Drehbuchautor und zu einer Hollywood-Größe aufgestiegen, reist um die Welt, feiert wilde Partys und lernt jede Menge Frauen kennen. Doch während er diese Momente zu genießen scheint, teilt uns Ricks Stimme aus dem Off (in den Szenen selbst redet Christian Bale ansonsten nicht) mit, dass sich die Leere immer stärker in ihm ausbreitet. Die Erzählung seines Vaters scheint sich für ihn zu bewahrheiten, denn dem Rausch und der Ekstase der Glitzerwelt Hollywoods ist eine nüchterne Realität entgegengesetzt.
Ricks Ehe mit der Ärztin Nancy (Kate Blanchett) zerbricht an ihren seit Jahren auseinanderstrebenden Lebensstilen, seinem psychisch kranken und selbstmordgefährdeten Bruder Barry (Wes Bentley) kann er nicht helfen und all die Frauen denen er auf der Suche nach Erfüllung begegnet, bleiben wie Elizabeth (Natalie Portman) nur für kurze Zeit an seiner Seite. Und somit schwindet seine Hoffnung immer mehr, dass die Suche ihm den Zugang zum Kern der Dinge verschafft, der ihm selbst verschlossen bleibt. Eine alte Weisheit seines Vaters passt daher sehr gut zu seiner Situation: Die Bruchstücke eines Lebens fügen sich nicht zusammen.

Er reist um die Welt, feiert wilde Partys und lernt jede Menge Frauen kennen – doch richtig glücklich macht ihn das nicht. (© Studiocanal)
Knight of Cups ist wie schon Malicks Film „The Tree of Life“, mit dem der Regisseur 2011 die Goldene Palme in Cannes gewann, ein Bilderrausch der Sinne. Der Protagonist treibt dabei durch sein Leben in Kalifornien und erhofft sich durch wechselnde Partnerinnen, unter anderem von Natalie Portman („Black Swan“, „Star Wars“) und Kate Blanchett („Cinderella“, „Blue Jasmin“) gespielt, den Sinn seines Lebens zu finden. Die inneren Stimmen der Figuren kommentieren das Geschehen monoton aus dem Off und machen es daher dem Zuschauer auch nicht gerade leicht, den Überblick zu behalten. Die Szenen fließen ineinander und werden lediglich durch kurz eingeblendete Kapitelbezeichnungen getrennt, die ebenso wie der Titel allesamt Tarot-Karten sind. Das Motiv der Tarot-Karte „Ritter der Kelche“ (Knight of Cups) steht unter anderem für Selbstfindung, das Träumerische und Sehnsuchtsvolle. „All die Jahre lebe ich das Leben eines Menschen, den ich nicht kenne“, sagt Rick zu Beginn des Films und bricht dann auf zu einer langen, inneren Reise zur Lebensveränderung.

Ricks Ehe mit der Ärztin Nancy (Kate Blanchett) zerbricht zudem an den unterschiedlichen Lebensstilen… (© Studiocanal)
Wenn man sich auf die unkonventionelle Handlungsdramaturgie von Malick einlassen kann und ein Blick für die abstrakte Esoterik hat, findet man an den panoramahaften Aufnahmen von Los Angeles und der sehr aktiven Kameraführung bestimmt Gefallen. Das kontrast- und detailreiche Bild der Blu-ray bringt die schönen Landschaftsaufnahmen und Stadteindrücke von L.A. eindrucksvoll auf den Bildschirm. Gerade bei den Unterwasserpoolaufnahmen ist jede Luftblase scharf erkennbar. Ansonsten ist es recht schwierig, den roten Faden im Film zu finden. Auch Hauptdarsteller Christian Bale erwähnte bei der Pressekonferenz auf der Berlinale 2015, dass er nicht so recht wisse, worum genau es im nunmehr siebten Film des namenhaften Regisseurs eigentlich gehe.

…und auch die Affäre mit Elizabeth (Natalie Portman) entwickelt sich nicht wie erhofft. (© Studiocanal)
Den DTS-HD 5.1 Master Ton in Deutsch oder im englischen Original sollte man, wie auch am Anfang der Disk erwähnt, bei erhöhter Lautstärke genießen. Der klare und satte Sound macht sich gerade bei startenden Flugzeugen oder beim Meeresrauschen gut bemerkbar und bringt alle Surroundboxen zum Einsatz.
Die Extras der Disk sehen zuerst umfangreich aus, entpuppen sich nachher aber nur als recht kurze Infos und Einblicke zum Film. Die Pressekonferenz auf der Berlinale 2015 nimmt mit etwa 30 Minuten den größten Teil der Extras in Anspruch. Dann folgen die zweiminütigen Interviews auf dem roten Teppich, gefolgt von drei Minuten Featurette und einem sehr kurzen Making-Of von vier Minuten. Als letztes gibt es dann noch einen deutschen Kinotrailer.

Erst nach langer, mühevoller Reise zu sich selbst erkennt Rick einen Sinn in seinem Leben. (© Studiocanal)
Fazit
Knight of Cups ist ein anspruchsvoller Film für den abstrakten Esoteriker. Man muss sich auf die unkonventionelle Art des Machers einlassen können und seine Gedanken schweifen lassen, ansonsten hat man keinen Spaß an der Geschichte. Wenn man die ganze Zeit nur selber auf der Suche nach dem Sinn des Films ist und keinen roten Faden finden kann, werden die zwei Stunden ganz schön lang. Die Geschichte ist daher eher nichts für den leichten Kinoabend und erfordert den leichten Drang fürs Spirituelle. Tolle Bilder und eine gute Besetzung sind das Vordergründige des Films, aber dem Regisseur kommt es eher auf die inneren Werte an und fordert mit seinem Stil den Zuschauer mental stark heraus. Wer sich darauf einlassen will und kann, sollte sich den Film in gemütlicher Atmosphäre zu Gemüte führen.
„Knight of Cups“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Studiocanal erhältlich.
Genre
Drama
Altersfreigabe
ab 6 Jahren
Laufzeit
ca. 118 Minuten
Regie
Terrence Malick
Cast
Christian Bale, Natalie Portman, Cate Blanchett, Freida Pinto, Antonio Banderas, Armin Mueller-Stahl
60 of 100
85 of 100
90 of 100
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