Home » Rezensionen » Spooks – Auch Agenten haben Geheimnisse
19. Oktober 2015
von Martin Sowa
Redakteur
Als MI5-Abteilungsleiter Harry Pearce in Verdacht gerät, mit einem brandgefährlichen Terroristen zu kooperieren, wird der junge Agent Will Holloway reaktiviert: Er soll die Jagd auf seinen ehemaligen Chef übernehmen und gleichzeitig die Anschlagspläne vereiteln.

Harry Pearce (Peter Firth) ist Abteilungsleiter beim MI5 – und wird verdächtigt, mit einem Terroristen zu kooperieren. (© Universum Film)
Terrorist auf freiem Fuß
Im verregneten London leitet Harry Pearce (Peter Firth), Chef der Antiterror-Abteilung des MI5, eine heikle Mission. Der gefasst Terrorist Adem Qasim (Elyes Gabel) wird per Hochsicherheitstransport quer durch die englische Hauptstadt transportiert, was allerdings im dichten Verkehr extrem schleppend verläuft – doch plötzlich tauchen bewaffnete Motorradfahrer auf, die Qasim befreien können. Unter anderem, weil Pearce seinem Team die Übergabe des Gefangenen befielt, um die vielen anwesenden Zivilisten zu schützen. Qasim kann daraufhin entkommen, einer der ihn verfolgenden Agenten kommt dabei ums Leben. Für CIA und MI5 ist Pearce natürlich der Schuldige für die fehlgeschlagene Mission und so entscheidet er sich angesichts seiner bevorstehenden Suspendierung und wahrscheinlichen Fragen seiner Vorgesetzten dafür, seinen Tod vorzutäuschen. Denn er hat einen ganz eigenen Verdacht, wer für Qasims Flucht verantwortlich ist und sucht den Maulwurf in den oberen Etagen des MI5 – um den wahren Schuldigen zu finden, sucht er sich eine zuverlässige Quelle: Qasim selbst.
Sein vorgetäuschter Tod ist den Spitzen der Geheimdienste allerdings nie glaubhaft erschienen und so setzen sie einen eigenen Agenten auf Pearce an: Will Holloway (Kit Harrington), ein ehemaliger Schützling von Pearce. Nachdem Wills Vater bei einer Mission als Partner von Pearce ums Leben kam, kümmerte sich Pearce um Will und rekrutierte ihn schließlich für seine Abteilung – ehe er ihn wenig später wieder suspendierte. Damit hatte Will eigentlich abgeschlossen, doch als er erfährt, dass Harry ihm nicht die ganze Wahrheit über den Tod seines Vaters gesagt haben soll, nimmt er den Auftrag von MI5 und CIA an. Seine Suche nach Pearce gestaltet sich einfacher als gedacht, denn Pearce selbst nimmt Kontakt zu Will auf. Dieser stößt dadurch auf weit mehr Geheimnisse als gedacht und muss sich fast stündlich aufs Neue fragen, wem er eigentlich noch vertrauen kann – während Qasim offenbar einen verheerenden Anschlag plant…

Denn Adem Qasim (Elyes Gabel) konnte sich während eines Hochsicherheitstransports absetzen. (© Universum Film)
Verzögertes Serien-Finale
Mit dem Film Spooks – Verräter in den eigenen Reihen setzt Regisseur Bharat Nalluri der gleichnamigen Serie auf BBC One vier Jahre nach ihrem Ende einen Schlusspunkt. Fans der Serie werden daher so einigen bekannten Gesichtern begegnen, allen voran Peter Firth in der des Harry Pearce, den er ebenso undurchschaubar wie eiskalt verkörpert. Gänzlich gegensätzlich ist die Rolle seines jungen Schützlings Will Holloway angelegt, der übrigens kein Teil der TV-Serie war. Er wird von Kit Harrington verkörpert, dessen wohl bekannteste Rolle die des Jon Snow in „Game of Thrones“ ist. Nun darf er sich im Europa der Gegenwart als rasant ermittelnder On-Off-Agent ins Getümmel stürzen – das Problem der vielen Intrigen kennt ja schon. So bringt er die Rolle des unerfahrenen On-Off-Agenten auch erstaunlich gut rüber (sieht man mal von seiner etwas zu schwachen, initialen Motivation ab), was allerdings auch daran liegen mag, dass er und Firth mit dem ebenfalls jungen aber Blockbuster-erprobten Elyes Gabel in der Rolle des Terroristen Adem Qasim einen sehr intensiv dargestellten Gegenpart haben. Der rational vorgehende Terrorist erscheint im Netz der egoistisch vorgehenden Figuren in Spooks dabei erstaunlicherweise über weite Strecken nicht als der unsympathische Bösewicht, der er ja eigentlich sein soll. Man kann sich allerdings nicht lange Gedanken dazu machen, denn dafür ist das erzählerische Tempo in Spooks einfach viel zu hoch.

Die Flucht kann auch die Nachwuchsagentin June (Tuppence Middleton) nicht verhindern. (© Universum Film)
Stellenweise wirkt es so, als wollten die Drehbuchautoren sämtliche Details aus der immerhin neun Jahre laufenden TV-Serie noch einmal aufgreifen. Das sorgt dafür, dass man ab und zu den Überblick über die Charaktere in Spooks verliert, da in einigen Szenen gleich fünf neue Figuren auf einmal vorgestellt werden – ohne anschließend eine relevante Rolle zu spielen. So bleibt neben dem Trio Pearce, Qasim und Holloway kaum noch Platz für die Entfaltung weiterer Rollen. Einzig die dem ein oder anderen Zuschauer vielleicht schon aus „Jupiter Ascending“ oder „The Imitation Game“ bekannte Tuppence Middleton kann als leicht übereifrige Nachwuchs-Agentin June das Rampenlicht einiger Szenen für sich beanspruchen.

Weil Pearce kurz darauf verschwindet, wird Ex-Agent Will Holloway (Kit Harrington) reaktiviert und auf ihn angesetzt. (© Universum Film)
Technisch ist die Blu-ray von Spooks übrigens dem hohen Tempo und dem diffusen Wetter im Hauptschauplatz London gewachsen, das Bild bleibt trotz der gräulich-tristen Filter immer scharf und detailliert. Besonders gut weiß der Surroundsound zu gefallen, der vor allem die Effekte sehr gut und prominent platziert. Dialoge bleiben stets klar verständlich, selbst wenn sich die mitunter vielleicht etwas zu exzessiv eingesetzte Filmmusik in den Vordergrund drängelt. In Sachen Dialoge sollte man sich übrigens durchaus mal den Originalton gönnen (entsprechende Englisch-Kenntnisse vorausgesetzt), da die Synchronisation im Vergleich dann doch deutlich hinkt – was vorwiegend daran liegt, dass die Stimmen der Figuren einfach nicht so recht passen wollen. Ansonsten ist die Synchronisation von Spooks allerdings gelungen, lediglich die Übersetzung des Untertitels ist mit der Variante „Verräter in den eigenen Reihen“ nicht so richtig gelungen. Dabei handelt es sich dann doch um eine sehr freie Ableitung des Originals „The Greater Good“, was auf Deutsch dem „übergeordneten Wohl“ entspricht und vor allem von Pearce immer wieder betont wird. Darüber hinaus gibt es im Bonusmaterial natürlich noch Infos zum Film, da sich eine Reihe der Schauspieler in Interviews äußern dürfen und zudem ein durchaus sehenswertes Making-Of präsentiert wird.

Allerdings hinterfragt Will mehr als vom MI5 gedacht – und prompt arbeitet er mit seinem früheren Chef Pearce zusammen. (© Universum Film)
Fazit
Für Fans der gleichnamigen BBC-Serie ist Spooks ohnehin Pflichtprogramm, allgemein kommen aber Freunde von Agentenfilmen und Actionthrillern sicherlich auf ihre Kosten. Mitunter kommt die Logik der Story zwar nicht mit dem durchweg hohen Tempo des spannungsgeladenen und wendungsreichen Films mit, was der Unterhaltung aber keineswegs schadet. Neben dem sovueränen Hauptdarsteller Peter Firth wissen Elyes Gabel und Kit Harrington als Co-Stars ebenfalls durchaus zu gefallen.
„Spooks – Verräter in den eigenen Reihen“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Genre
Action/Thriller
Laufzeit
ca. 104 Minuten
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Regie
Bharat Nalluri
Cast
Peter Firth, Kit Harington, Tuppence Middleton, Jennifer Ehle, Lara Pulver
75 of 100
90 of 100
94 of 100
84 of 100
60 of 100
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