Home » Tests » Cyrus ONElinear: Laufstegmodell und Klangmeister zum Sparpreis
22. März 2019von Sonja Bick
RedakteurinFür ein großes Klangerlebnis braucht man nicht unbedingt riesige Standlautsprecher, das ist schon länger bekannt. Dass es auch ein paar Nummern kleiner, hübscher und auch preislich richtig attraktiv geht, beweisen die edlen ONElinear von Cyrus.
Gradlinig, glänzend, kompakt – so kommt die ONElinear des britischen Audio-Unternehmens Cyrus daher. Ein Lautsprecher, der sowohl als Ergänzung für die (bereits von uns getesteten) Cyrus-ONE-Verstärkermodelle dient, aber auch klanglich und optisch als ansprechender Partner für andere Audiosysteme konzipiert wurde. Die Bezeichnung „ONElinear“ ist wohl durchdacht, denn die Boxen wurden ihrem Namen nach in Sachen Frequenzgang absolut linear abgestimmt, sozusagen typisch britisch. Ziel war es laut Cyrus, ein absolut neutrales Klangverhalten zu erreichen, um den vollen Charakter der Musik widerspiegeln zu können. Ob das in der vollen Bandbreite gelungen ist, soll der folgende Test zeigen.
Cyrus setzt auf beste Qualität
Cyrus ist ein relativ kleines Unternehmen, das von engagierten Audiotechnikern mit Sitz in der HiFi-Hochburg Huntingdon, England gegründet wurde. Von Beginn an war man nach eigener Aussage bemüht, die klanglichen Grenzen des Machbaren zu erkunden. Im Juli 1984 wurden dann die ersten Produkte unter dem Namen Cyrus vorgestellt: Die HiFi-Verstärker Cyrus One und Cyrus Two. Zwei Amps, die nicht nur auf der Insel schnell Legendenstatus erreichten. Erweitert wurde das kleine Portfolio kurze Zeit später durch das Zusatznetzteil PSX und einen Tuner. Da Cyrus bis heute als mittelständisches Unternehmen in Privatbesitz fungiert, können sich die Briten ganz auf eine Sache konzentrieren: Die Besten anstatt die Größten zu sein. Damit wäre das erklärte Ziel auch definiert. Dass Cyrus nach wie vor zu den Besten gehört, lässt sich am Lob der internationalen Presse ablesen. Die Preise „Bester seiner Klasse“ oder „Produkt des Jahres“ konnte die Marke bereits mehrmals in diversen Produktkategorien einheimsen.
Nachhaltigkeit liegt den Audio-Experten aus England aber ebenso sehr am Herzen. In der heutigen Massenproduktions- und Wegwerfgesellschaft geht Cyrus einen etwas anderen Weg und stellt Komponenten mit außergewöhnlich langer Lebensdauer her. Wie ernst das gemeint ist, beweisen der flexible Upgrade-Service und der Kundendienst, der auch für Modelle parat steht, die bis zu zehn Jahre alt sind. Für Cyrus ist also nicht ausschließlich die beste Klangqualität entscheidend, sondern auch der Service nach dem Kauf sowie die Auf- und Nachrüstbarkeit. All das trägt zu einer langen Lebensdauer der Geräte bei.
Schicke Außenhülle …
Meine Testprobanden, von denen jeder beachtliche sieben Kilo auf die Waage bringt, haben nur eine Gewebeabdeckung und eine kurze Anleitung mit im Gepäck. Mehr braucht es auch nicht. Zu haben sind die ONElinear wahlweise in Weiß oder Schwarz. Keine Auswahl gibt’s dagegen bei der Oberflächenbeschaffenheit: Hier setzt Cyrus bei seinen etwa 30 Zentimeter hohen und tiefen sowie 20 Zentimeter breiten Lautsprechern in beiden Farbvarianten auf Hochglanz-Kleider.
Für unseren Test hat uns der deutsche Cyrus-Vertrieb die komplett schwarze Version zur Verfügung gestellt. Diese Variante wirkt sehr elegant, gleichzeitig aber auch schlicht und dürfte sich dank ihrer optischen Zurückhaltung problemlos in jede Wohnlandschaft einfügen. Oberseitig ist der Cyrus-Schriftzug dezent eingelassen. Die Unterseite ist mit vier kleinen, aber sehr stabilen und rutschfesten Standfüßen versehen, die wohl jedem Bass trotzen. Die vollflächige Gewebe-Frontabdeckung ist ebenso elegant in einen Metallrahmen eingelassen, was für optische Auflockerung sorgt. Das Lautsprechergehäuse selbst wurde übrigens mit Hilfe fortschrittlicher Computersoftware entwickelt, der sogenannten „Delayed Cumulative Spectral Analysis“ (verzögerte kumulative Spektralanalyse). Auf diese Weise, erklären die Audio-Experten von Cyrus, konnte das Auftreten klangschädigender Gehäuseresonanzen um mehr als 35 Dezibel reduziert werden. Dasselbe Computerprogramm wurde übrigens auch zur Feinabstimmung der Frequenzweiche angewandt. Rückseitig ist die ONElinear mit einer Bassreflexöffnung versehen. Die Box wurde dabei so konzipiert, dass sie in einem Abstand von 10 bis 30 Zentimetern zu einer Rückwand aufgestellt werden kann – ohne dass Bass und Mittenbereich negativ beeinflusst werden.
… und überzeugende Innere Werte
Aber nicht nur von außen ist die ONElinear ein absoluter Hingucker, auch ihr Innenleben kann sich sehen lassen: Hier haben die englischen Entwickler beispielsweise einen Tief-/Mitteltöner mit doppelt gewickelter und kupferbeschichteter Schwingspule aus Aluminium verbaut. Diese Variante reduziert die bewegte Masse und induziert gleichzeitig auch ein stärkeres Magnetfeld. Die Folge daraus soll eine bessere Kontrolle im Tieftonbereich sein. Die Schwingspule selbst ist mit dem profilierten KEVLAR-Konus verklebt. Dieses Material ist leicht und reaktionsschnell, behält durch seine geringe Massenträgheit und Steifigkeit jedoch jederzeit seine Form – sogar bei stärkster Beanspruchung. Der Hochtöner sitzt im oberen Abteil und ist mit einer weichen Gewebekalotte ausgestattet, deren ausgedehnter Frequenzgang weit über das menschliche Hörvermögen hinausgehen soll. Ein feinmaschiges Gitter schützt den Tweeter vor neugierigen Kinderfingern und mechanischer Beschädigung.
Starker Antreiber gesucht
Um die beiden Lautsprecher mit Leben, sprich mit Musik zu füllen, benötigt es noch einen Verstärker. Obwohl das ONElinear-Duo speziell für die Cyrus-eigenen Verstärkermodelle ausgelegt wurde, können die Lautsprecher klanglich aber natürlich auch an anderen Gerätschaften groß auftrumpfen. Dafür müssen die Boxen zunächst per Lautsprecherkabel (nicht im Lieferumfang enthalten) mit dem Verstärker verbunden werden. Nimmt man unkonfektionierte Signalleiter, löst man zuerst die massiven Schraubbefestigungen, schiebt die Kabelenden in die sich nun bietende Öffnung und dreht die Schraubklemmen wieder fest. Anschließend noch den Stecker des Verstärkers in die Steckdose stecken und schon kann es losgehen.
ONElinear optimal positioniert
Um ein optimales Klangergebnis zu erzielen, sollten bei der Positionierung eines Regal-Lautsprechers generell ein paar Dinge beachtet werden:
– Lautsprecher auf keinen Fall auf den Boden stellen, sondern auf entsprechende Ständer, ein Sideboard oder ein Regalbrett.
– Beide Boxen sollten zwei bis vier Meter voneinander entfernt stehen
und idealerweise im gleichen Abstand zum Hörplatz platziert werden.
– Gönnen Sie Ihren Lautsprechern immer 10 bis 30 Zentimeter Abstand zur Rückwand.
– Achten Sie auf einen stabilen Stand.
Kabelloser Musikgenuss für die ONElinear
Für meinen Test sind Verstärker und Lautsprecher inzwischen verbunden und die beiden schicken schwarzen Boxen auch vorschriftsmäßig aufgestellt. Da viele von uns ihre Lieblingsmusik heute auf dem Smartphone lagern, starte ich meinen Check zunächst via Bluetooth. Hier hilft ein kleines Gerät, das ich vor einigen Jahren testen durfte: Der QED uPlay Puck. Mit diesem kleinen Helfer, eine Art Adapter, lässt sich die auch die betagte HiFi-Anlage ohne großen Aufwand bluetoothfähig machen.
Los geht’s dann mit „High Hopes“, also mit partytauglichen Klängen von Panic! At the Disco. Von der ersten Sekunde an spielen die ONElinear knackig und erfrischend lebendig auf. Nichts wirkt gelangweilt oder öde. Im Gegenteil, das Cyrus-Duo geht mit jeder Menge Elan und Agilität zur Sache. Die hübschen Regallinge zieren sich nicht und zeigen sich gleich von ihrer Schokoladenseite. Genaueres Hinhören bestätigt dann schnell, was Cyrus verspricht: Ein beeindruckend neutrales Klangverhalten – unaufdringlich und ausgewogen. Was mindestens ebenso wichtig ist: Es kommt kein „Einheitsbrei“ aus den Boxen, sondern eine wirklich detaillierte Performance. Maroon 5 mit „What Lovers Do“ überzeugt dann ebenfalls durch einen vollen, zugleich aber auch erstaunlich straffen Sound. Selbst die tiefsten Töne kommen sauber und klar unterscheidbar rüber. So macht Musikhören Spaß, das Klangbild ist dynamisch und wunderbar räumlich.
Via CD zum perfekten Klangerlebnis
Ich freue mich immer, wenn sich im Test die Möglichkeit bietet, mal wieder eine meiner Lieblings-CDs aus der großen Sammlung rauszukramen. Fury in the Slaughterhouse dürfen jetzt aus dem Jewel Case kurz ans Licht, um dann gleich wieder im dunklen Innern des CD-Players zu verschwinden. „Won’t Forget These Days“ ist vom ersten Ton an eine ganz andere Hausnummer als noch der Bluetooth-Test gerade eben. Gesang, kräftige Drums, zarte Klaviertöne – alles erklingt nicht nur detailreich, sondern auch noch grandios voluminös. Gleich wird deutlich: Musikalische Inhalte vermittelt die ONElinear mit ungemeiner Dynamik und Impulsfreude. Der gelungene Mix aus zurückhaltenden und kraftvollen Passagen wird perfekt aufgenommen und in all seinen Facetten wiedergegeben. Und zwar von den tiefsten Bässen bis in die spitzesten Hochtöne. So bleibt der Sound stets angenehm und unaufdringlich aber doch packend.
Ebenso erlebnisreich und imposant geht es dann mit der Hymne „Time To Wonder“ weiter: Dem Intro, mit seinen space-ähnlichen Klängen, folgen E-Gitarre, Bass, Gesang. Auch hier passt alles. Alle dargestellten Klangteile werden in perfekter Balance und hochpräzise zu Gehör geliefert. Mindestens ebenso gut gibt sich das Cyrus-Duo in der räumlichen Darstellung, das hatte sich ja bereits im ersten Testabschnitt angedeutet. Jetzt legen die ONElinear aber noch einen drauf und stellen eine Klangbühne in den Hörraum, die sogar ein Stückchen über die physikalischen Standorte der Boxen hinausgeht: Die Staffelung stimmt ebenso. Auf der akustischen Bühne bilden die tiefen, kräftigen Bässe jetzt eine perfekte Symbiose mit klaren, transparenten Höhen. Die dabei fast schon nebenbei gezeigte Schnelligkeit, Impulsstärke und Klarheit sind für einen Lautsprecher dieser Größe mehr als beachtenswert. Dazu kommen reichlich Leistungsreserven. Die ONElinear hat auch in dieser Hinsicht mehr drauf, als es ihre kompakten Abmessungen vielleicht vermuten lassen. Die können Sie auch mal so richtig aufdrehen – in der gezeigten Qualität dürfte das dann auch die Nachbarn durchaus erfreuen.
Fazit
Cyrus Audio verspricht mit seinen ONElinear ein neutrales Klangverhalten. Das schiebe ich jetzt mal auf die britische Zurückhaltung, denn dieses Versprechen scheint mir maßlos untertrieben. Mit seiner Spielfreude und Präzision zieht das hübsche Regalboxen-Duo den Hörer tatsächlich in seinen Bann. Die ONElinear spielt durchzugsstark und dynamisch auf – ganz ohne nerviges Gewummer oder übertriebene Höhen. Gemessen an seiner Größe punktet dieser Lautsprecher zudem durch beeindruckende Leistungsstärke. Pegel weit oberhalb der Zimmerlautstärke? Kein Problem! Ein weiterer Pluspunkt: die stimmige und wirklich elegante Optik. Hat man die ONElinear einmal optimal positioniert, wird sie einen über Jahre erfreuen – optisch wie klanglich. Das alles gibt es übrigens für gerade einmal 475 Euro – und zwar nicht nur für einen, sondern für beide Lautsprecher!
Test & Text: Sonja Bick
Fotos: Frank Metzemacher
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
79 of 100
80 of 100
79 of 100
Technische Daten
Modell: | Cyrus ONElinear |
---|---|
Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 475,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz |
Vertrieb: | Bellevue Audio, Unna Tel.: 02303 / 3050178 www.bellevueaudio.de |
Abmessungen (HBT): | 300 x 200 x 295 mm |
Gewicht: | 7,0 kg / Stück |
Bauart: | Zwei-Wege, Bassreflex |
Impedanz: | 8 Ohm |
Hochtöner: | 1 x 25 mm |
Mitteltieftöner: | 1 x 125 mm (Kevlar-Membran) |
Frequenzbereich: | 50 Hz - 24 kHz (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 86 dB / 1W / 1m (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - ONElinear - Abdeckgitter - Anleitung |
Pros und Contras: | + exzellente Hochglanzoberfläche + kompakte Abmessungen + hohe Grundtonagilität + ausgewogenes Klangbild + erwachsenes Klangbild + sehr gute räumliche Abbildung - Terminal nur für Single-Wiring ausgelegt |
Benotung: | |
Klang (60%): | 79/80 |
Praxis (20%): | 80/80 |
Ausstattung (20%): | 79/80 |
Gesamtnote: | 79/80 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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