Home » Tests » Ein Fest für die Ohren: Nubert-LP „Fascination with Sound“
16. September 2025
von Volker Frech
RedakteurDas Plattendebüt von Günther Nubert! Entwarnung: Der Gründer der renommierten Schallwandler-Schmiede gibt hier weder Kostproben seiner Sangeskunst noch Eigenkompositionen zum Besten, sondern präsentiert uns eine Auswahl exzellenter Songs in audiophiler Qualität. Gerade die Vinyl-Version dieser Edition erweist sich als ein Fest für die Ohren.

„Fascination with Sound“ bietet eine Auswahl an Musikstücken, mit denen das Nubert-Team auf verschiedenen HiFi- und High End-Messen in den vergangenen Jahren die Vorführungen bestritten haben.
Diese Songs inspirieren Günther Nubert zur Kreation von Lautsprechern – so verspricht es das Cover. Mag sein. Sicher ist: Die zwölf Tracks, die auf diesem Doppelalbum versammelt sind, repräsentieren seinen persönlichen Musikgeschmack und bilden zudem die Essenz aus jenen Musikstücken, mit denen Nubert und sein Team in den vergangenen Jahren die Vorführungen auf verschiedenen HiFi- und High End-Messen bestritten haben. Letzteres bürgt dafür, dass die Produktion dieser Songs herausragend ist, ersteres sorgt dafür, dass die Auswahl – bei aller Bandbreite – einen leichten Hang zu modern-moderatem, sanftem Jazz besitzt.

Das Cover verrät es bereits: Dieses Doppelalbum ist eine audiophile 180-Gramm-Pressung, die im Direct Metal-Mastering-Verfahren hergestellt worden ist.
Musikalische Klasse, Top-Produktionen, roter Faden
Dies allerdings ist – nach der musikalischen Klasse und der produktionstechnischen Güte – das dritte große Plus dieser Kompilation: Sie besitzt einen roten Faden und bietet eine schöne Durchhörbarkeit. Damit unterscheidet sie sich von Zusammenstellungen anderer HiFi-Hersteller, die auf Klangextreme und größtmögliche Vielfalt in puncto Stil, Instrumentierung oder Ensemblegröße setzen: Da treffen Kirchenglocken auf Schlagzeugensembles und zart-fragile Opernarien auf brachialen Hardrock. Jedes Stück für sich ist dann zwar ein echter Earcatcher, doch am Stück mag man solche Achterbahn-Alben nicht hören. Genau hierzu lädt Nuberts „Fascination with Sound“ geradezu ein. Natürlich eignet sich jeder dieser Songs, um die Wiedergabequalität einer Anlage zu prüfen – und mit der Vinyl-Version des Album insbesondere das Potenzial des Plattenspielers.

Das Doppelalbum bietet auf den Innenseiten des Klapp-Covers in deutscher und englischer Sprache kurze Informationen zum Hersteller und zu ausgesuchten Nubert-Produkten.
Exzellente Lokalisation einzelner Instrumente
Die Aufnahmen, die durchweg von renommierten und audiophilen Labels wie ACT, Real World Records oder Stockfisch stammen, ermöglichen exzellent die Lokalisation und Definition einzelner Instrumente, deren Spektrum von der kleinen afrikanischer Laute bis zum ausgewachsenen Drum-Set reicht und tonal vom hellsten, feinen Beckenanschlag bis zum abgrundtiefen Kirchenorgelbass geht. Hinzu kommen die Transparenz und der Detailreichtum der Produktionen, beides ist essenziell für das Erleben der plastischen Abbildung von Stimmen und Instrumenten. Ebenso bieten alle Aufnahmen die Möglichkeit, die Musiker auf der imaginären Bühne verorten zu können, ihre Tiefenstaffelung zu erleben – sei es der Leadgesang, der stabil-zentral im Vordergrund steht, sei es der Background-Gesang oder die Instrumentalsektion, die dahinter stehend die Breite und Tiefe der Bühne ausloten.

Die beiden Innenhüllen bestehen aus Papier und sind mit einer Polyethylen-Folie gefüttert. So gleiten die Vinylscheiben geschmeidig in und aus der Schutzhülle. Das gelingt weitestgehend ohne elektrostatische Aufladung.
Test-Betrieb und Genuss-Modus
Fundamental ist darüber hinaus die Erfahrung des akustischen Raums, in dem die Einspielung stattgefunden hat. All das möchte man beim Musikhören erleben, im Idealfall tritt die gesamte Technik hinter der Musik zurück und es entsteht die perfekte Illusion: Die Musiker scheinen real vor uns zu stehen, die Aufführung findet in unserem Wohnzimmer statt. Diesen Idealfall bietet „Fascination with Sound“ gleich zwölfmal. Doch weil die Musik eben nicht von einem Extrem ins andere umschlägt, sondern klug kuratiert ist, vergisst man schnell den ursprünglichen Zweck der Übung und geht als Hörer ganz schnell vom Test-Betreib in den Genuss-Modus über. Die Auswahl verleitet dazu, einfach entspannt der Musik zuzuhören. Dieser Verführungskunst des Albums bin auch ich als testender Redakteur des lite-Magazins schon verfallen.

Auf der Rückseite sind die zwölf Tracks samt Interpreten, Komponisten, Albumname und Rechte-Inhaber genannt. Wünschenswert wären darüber hinaus die Datierung der Aufnahmen sowie eine kurze Erläuterung, was den jeweiligen Track auszeichnet und worauf worauf man beim Hören besonders achten sollte.
Zwölf Verführer
Kommen wir nun zu den Verführern: Die Eröffnung übernimmt das mit Klavier, Kontrabass und Schlagzeug besetzte Tingvall Trio, das uns bei der sanften Jazz-Nummer „Beat“ gleich die Körperhaftigkeit der Instrumente erfahren lässt. Insbesondere das Klavier beeindruckt mit seinem unglaublich perlenden Ton. Bei den Anschlägen einzelner Tasten und Tonkaskaden spüre ich sogar das Prallen der Hämmerchen auf die Saiten. Danach navigiert mich die Sängerin Kari Bremnes mit „Coastal Ship“ in skandinavische Gefilde: Neben der atemberaubend klaren, physisch präsenten Stimme lebt dieser Song von den dunkeln, wie Nebel wabernden Synthesizer-Sound und den heftigen Donnerschlägen großer Trommeln. Bei Ayub Ogadas wunderschön gesungenen Adaption des afrikanischen Traditionals „Kothbiro“ lerne ich dank der fantastischen Aufnahme auch alle Facetten der Nyatiti-Zupflaute kennen. Jazzpop vom Feinsten bietet uns Torsten Goods Coverversion der Toto-Nummer „99“.Gitarre, Keyboards, Bass, Percussion und Schlagzeug sind wunderbar tiefengestaffelt, besonders beeindruckend ist der unglaublich voluminös-tiefreichende Bass.

Die Platten weisen eine erstklassige Qualität auf: Das 180-Gramm-Vinyl ist jeweils absolut plan, die Pressung perfekt zentriert, das Innenloch sauber und in der richtigen Größe geschnitten. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber selbst bei teuren LPs nicht gang und gäbe.
Klangfacetten und Dynamik
Den bietet auch Allan Taylors „The Traveller“, die Nummer besticht aber vor allem durch die famose Physis der beiden Gitarren: Ich höre den Stahl der Saiten, das Holz der Korpusse – und jeden gespielten Ton samt der für die Lebendigkeit so wichtigen Spielgeräusche. Die unglaubliche Vielfalt an Gitarren-Spieltechniken, Klangfacetten und Dynamik erleben wir bei der Friend ’n Fellow-Version von „Light My Fire“, die zweite Attraktion ist der extrem verführerische, R&B-geschulte Gesang von Constanze Friend. Mit Drummer Wolfgang Haffner unternehmen wir dann bei der jazzigen Interpretation des andalusischen Volkslieds „El Vito“ eine musikalische Exkursion nach Spanien – natürlich steht hier sein Drumming und das toll aufgenommene Schlagzeug im Fokus, aber auch die mit ihren Anblas- und Überblasgeräuschen ungemein echt klingende Trompete.

Das Staubentfernen ist Pflicht vorm Abspielen – auch bei einer neuen Platte. Gehört haben wir die Scheibe im Übrigen auf dem Elac Miracord 60.
Quirlige Rasgueados, gewaltige Kirchenorgel
Nahtlos schließt sich das Flamenco-angehauchte „Hanuman“ an, eine Eigenkomposition des mexikanischen Akustikgitarren-Duo Rodrigo y Gabriela: Die Gitarreros spielen rasante Läufe, quirlige Rasgueados und zeigen überdies die perkussiven Qualitäten der Gitarren auf. Herausstechend sind nun noch Arne Domnérus & Gustaf Sjökvists jazzige Adaption von Schumanns „Träumerei“, bei der wir die Kombination von Saxophon und Orgel in der tollen Akustik einer Kirche erleben, und die absolut atemberaubende Aufnahme des weihevollen „Julsång“ mit dem glockengleichen Sopran von Marianne Mellnäs, einem erhaben-strahlenden Großchor und der gewaltigen Kirchenorgel von Stockholms größter Kirche, der imposanten Oscarskyrhan.
Superbe Press- und Klangqualität
Passend zur akustischen Exzellenz der Songs ist auch die materielle Güte dieses Albums: Die neu gemasterten Tracks sind auf 180 Gramm Vinyl verewigt, zugunsten bester Klangqualität wurde im Direct Metal Mastering-Verfahren gepresst und die Abspielgeschwindigkeit auf 45 Umdrehungen pro Minute ausgelegt, weshalb jede Plattenseite auch nur drei Stücke bietet. Das alles zahlt sich aus: Die beiden Platten sind makellos eben, die Abtastung gelingt frei von jeglichen Rillengeräuschen, ohne Knacksen oder Knistern. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: Bei den Angaben vermisse ich die Datierung der Aufnahmen, überdies eine kurze Erläuterung, was den jeweiligen Track so herausragend macht und worauf es beim Hören zu achten gilt. Das wäre eine schöne Handreichung für alle, die diese Platte wirklich bewusst für Testzwecke einsetzen.

Eine gute Bürste entfernt nicht nur Staub von der Platte, sondern neutralisiert zudem auch statischen Aufladungen, die das Vinyl zwangsläufig dem Weg von der Entnahme aus der Plattenhülle bis zur Niederlegung auf dem Plattenteller erfährt.
Fazit
„Fascination with Sound“ präsentiert uns eine Top-Auswahl exzellenter Songs in audiophiler Qualität: Diese Kompilation ist akustisch wie interpretatorisch ein Fest für die Ohren. Dank der klug kuratierten Auswahl weist dieses Doppelalbum einen roten Faden auf,. Damit unterscheidet es sich es von den üblichen Achterbahn-Alben zur Auslotung der Klangketten Qualität und Wiedergabe-Stimmigkeit. Wer dieses Album gehört hat, weiß, wie gut seine Anlage ist oder hat einfach eine Stunde überaus entspannenden Musikgenuss erlebt – oder hat im besten Fall beides erfahren. So erweist sich die Vinyl-Version dieser Edition sich als ein Fest für die Ohren.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
98 of 100
99 of 100
93 of 100

















































