Home » Tests » HiFi/Stereo » Quadral Rhodium 500 – Wohnzimmer-Rocker mit Designanspruch
29. Dezember 2015von Jonas Bednarz
RedakteurAuf der diesjährigen High-End in München stellte Quadral seine komplett neuentwickelte Rhodium-Serie vor. Eine, die anders als der Name es vielleicht vermuten lässt, erstaunlich preisgünstig angeboten wird. Nach unseren hervorragenden Erfahrungen mit der 200er Regalbox, haben wir uns deshalb nun auch die Größte der Reihe – die Rhodium 500 – zum Test bestellt.
Eingefleischten HiFi-Fans braucht man die Marke Quadral kaum vorstellen. In der breiten Öffentlichkeit hingegen ist das Unternehmen wahrscheinlich eher weniger bekannt, was durchaus schade ist und ganz sicher nicht an mangelnder Qualität oder fehlendem Herzblut der Macher liegt. Die Hannoveraner bauen nämlich hervorragende Lautsprecher aus Leidenschaft und mit Liebe zum Detail. Und das bereits seit Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Dabei sind sie seit jeher eigene Wege gegangen: Den Quadral-Bändchen-Hochtöner beispielsweise oder die Anordnung der Bassmembranen in einem Druckkammergehäuse, so etwas gab es woanders vorher nicht. Und damit auch nicht den einzigartigen Klang, für den die niedersächsischen Audio-Kreationen unter Kennern geschätzt werden.
Rhodium steht bei Quadral dabei nicht etwa für exorbitante Preise – wie es für das namensgebende, seltene Edelmetall zweifellos gilt – sondern für hochwertige und wohnraumtaugliche Lautsprecher für jedermann. Damit bildet die Serie den Einstieg in die hochwertige Welt von Quadral und ist, trotz ihres günstigen Preises, mit nicht weniger Leidenschaft entwickelt worden, als ihre größten Schwester-Serien. Ob sie auch den besonderen Klang der Großen mitbringt, wird der Test zeigen.
Alles neu …
Zielsetzung bei der Entwicklung der Rhodium 500 war es, einen möglichst schlanken Standlautsprecher auf die Beine, beziehungsweise Spikes zu stellen, der einerseits stilvoll und andererseits bezahlbar ist. Allerdings ohne, dass dabei die klanglichen Fähigkeiten auf der Strecke bleiben. Zierlich, geradlinig, puristisch sollte er sein. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, wie Chefentwickler Sascha Reckert uns bei seiner Präsentation erzählte.
Dass das Team jedoch, zumindest schonmal was die optischen Qualitäten angeht, ganze Arbeit geleistet hat, wird bereits auf den ersten Blick klar. Einmal von seiner Kartonage befreit, stehen nämlich zwei wunderschöne Lautsprecher vor mir. Zwei, die sich dank ihrer klaren Linie und ihrer Reduzierung auf das Wesentliche – ganz im Sinne des populären Bauhaus-Stils – in jedem modernen Wohnraum wohl fühlen.
Auch in Sachen Anfassqualität bereiten die monolithischen Erscheinungen vom ersten Moment an Freude. Die weiße Schleiflack-Oberfläche des Testmusters ist perfekt gearbeitet und passt hervorragen zur geradlinigen Form der Lautsprecher. Wem das strahlende Weiß zu hell ist, für den gibt es selbstverständlich auch eine schwarze Variante – natürlich ebenfalls mit seidenmatter Schleiflack-Oberfläche. Den sicheren Stand verspricht eine Bodenplatte, die die Grundfläche des Schallwandler auf allen Seiten etwas überragt. Dank höhenverstellbarer Spikes, die (wie die Bodenplatte) noch montiert werden müssen, scheint die 500er dann fast zu schweben. Die Höhenjustage erfolgt über vier echte Gewinde-Schrauben, die in perfekt positionierte Muttern greifen. Eine sehr elegante Lösung, die bei Lautsprechern dieser Preisklasse beileibe nicht selbstverständlich ist. Üblicherweise werden an dieser Stelle einfache Holzschrauben direkt ins Gehäuse gedreht. Ist die Bodenplatte einmal montiert, werden die Spikes dann einfach in die dafür vorgesehenen Aufnahmen geschraubt. Auch in diesem Punkt haben die Entwickler an jede Eventualität gedacht, denn als passende Gegenstücke für die spitzen Spikes liegen Untersetzer aus Metall bei, die den Fußboden vor Kratzern schützen. Vorbildlich.
Technik der Quadral Rhodium 500
Ebenfalls vorbildlich ist die Einfassung der drei Chassis. Diese sind nämlich absolut bündig und spaltfrei in die Front eingelassen und bilden in grauer Farbgebung einen schönen Kontrast zur weißen Gehäuseoberfläche. Darum sollten sie meiner Meinung nach auch nicht hinter den Abdeckungen versteckt werden, die den Lautsprechern selbstverständlich beiliegen und übrigens magnetisch befestigt werden. Das hat den Vorteil, dass keine Löcher zur Befestigung der Abdeckungen nötig sind, die die makellose optische Erscheinung der Rhodium 500 sonst trüben würden.
Im Zuge der Neuentwicklung ist natürlich auch aus technischer Sicht kein Stein auf dem anderen geblieben. Die hochmodernen Chassis wurden ebenfalls komplett neu entwickelt und verraten dank Form und Farbgebung dennoch gleich ihre Herkunft. An den charakteristischen grauen Membranen, lassen sich Quadral-Lautsprecher nämlich ziemlich zuverlässig auch aus der Ferne erkennen. Die Farbe ist übrigens ein Resultat der Titanbeschichtung auf den Membranen, die das Polypropylen-Trägermaterial kaum beschwert, dafür allerdings unglaublich verwindungssteif macht. Da die Konstruktion der neuen Serie auf einem leeren Blatt Papier begann und die geltenden Konventionen bewusst in Frage gestellt wurden, arbeiten die beiden 155 Millimeter messenden Chassis nicht im üblichen Zweieinhalb-Wege-Betrieb, sondern kümmern sich gleichberechtigt um alle Tief- und Mitteltonfrequenzen, bis der Hochtöner übernimmt. Mess- und hörtechnisch hat diese Betriebsart schlussendlich während der Entwicklungsphase die besten Ergebnisse geliefert und genau das überprüfen wir nun natürlich auch.
Etwas Zeit fürs Optimieren
Um den 500ern die besten Klangergebnisse zu entlocken, macht sich ein bisschen Sorgfalt bei ihrer Aufstellung definitiv bezahlt! Glücklicherweise gibt die hervorragend strukturierte und mehrsprachige Bedienungsanleitung wertvolle Tipps, worauf besonders zu achten ist: So sollte der Abstand zu Seitenwänden und Rückwand mindestens 50 beziehungsweise 30 Zentimeter betragen. Mehr schadet jedoch keinesfalls! Gleichzeitig sollten die Abstände beider Lautsprecher zum Hörplatz natürlich identisch sein, während der Abstand der Boxen zueinander auch etwas geringer ausfallen darf. Der Anschluss an den Verstärker wird ebenfalls ausführlich mit Bildern und Worten erklärt, obwohl man bei diesem Punkt kaum etwas falsch machen kann. Die rückseitigen Anschlussterminals verfügen nämlich lediglich über nur ein paar Schraubklemmen, die allen möglichen Kabelarten Kontakt gewähren. Mehr wird im Regelfall auch gar nicht benötigt. Sind die Kabel eingesteckt, steht dem Praxistest nun auch nichts mehr im Weg.
Apropos Kabel: Investieren Sie ein paar Euro für anständige Kabel etwas größeren Querschnitts mit ordentlicher Schirmung und besseren Steckern. Wir haben in unserem Test sehr gute Erfahrungen mit dem Oehlbach Twin Mix One gemacht (2 x 3,00 Meter, konfektioniert mit Bananas für rund 180,00 Euro).
Spielfreude & Souveränität
„Don’t Judge A Book By Its Cover“ ist zwar eine etwas abgegriffene Redewendung aber es ist dennoch die zutreffendste Assoziation, die mir zur Rhodium 500 spontan eingefallen ist. Denn ganz im Gegensatz zu ihrer schlanken, fast schon filigranen Optik entfalten die beiden Lautsprecher nämlich ein Klangbild, das ganz und gar nicht so schlank daherkommt, wie man es vielleicht vermuten könnte. Der Sound ist voll und rund – dabei aber im besten Sinne sanft, so dass sich die Rhodium 500 hervorragend zum längeren Hören eignen. Dabei konnte ich selbst beim Querhören durch sämtliche meiner favorisierten Musikrichtungen keine echten Schwächen ausmachen. Die Quadrals sollten also sowohl Feingeister, wie hartgesottene Rockfans begeistern – natürlich immer vorausgesetzt, das Quellmaterial stimmt. So richtig imponiert haben mir die Rhodium 500 dann allerdings mit ihrer Darbietung des Pink Floyd Erfolgsalbums „Wish You Were Here“, das sie erwachsen und in seiner ganzen Komplexität wunderbar natürlich präsentierten. Und zwar ohne, dass es irgendwas zu vermissen gab. Den Rage-Against-The-Machine-Erstling hingegen habe ich zugegebenermaßen schonmal mit etwas mehr Nachdruck gehört. Das allerdings auch über Lautsprecher, die ein doppeltes Volumen boten und mit einem deutlich höheren Preis ausgezeichnet waren. Vor Exemplaren gleicher Größe brauchen sich die eher zierlichen Quadrals aber keinesfalls verstecken! Extrem viel Spaß machen mit ihnen vor allem Tracks, die im weitesten Sinne dem Genre Singer/Songwriter zuzuordnen sind – seien es männliche oder weibliche Interpreten. So sind mir Dusty Springfields „Son Of A Preacher Man“ und Santanas „Put Your Lights On“ (im Zusammenspiel mit Everlasts charakteristisch-tiefer Stimme) in besonders positiver Erinnerung geblieben. Aber die 500er können auch eine Gangart härter: hier gefiel besonders der EELS-Klassiker „Souljacker Part 1“ vom gleichnamigen Album, bei dem die Boxen die heisere Stimme des Sängers, die böse verzerrten Gitarren und die recht komplexe Percussion mitreißend auf ein solides Bassfundament stellen und so richtig viel Freude bereiten. Angeregt von der raumfüllenden Spielweise der 500er durfte natürlich auch der Milky-Chance-Hit „Stolen Dance“ nicht fehlen, der mit allerhand verrückten Effekten auftrumpft und angeblich nur über Kopfhörer so richtig gut rüberkommt. Stimmt aber nicht ganz, denn gute Lautsprecher – zu denen ich ab sofort auch die Quadral Rhodium 500 zähle – schaffen es ebenso, sämtliche Effekte rund um den Hörer auszubreiten und ihn so in ihren Bann zu ziehen. Apropos raumfüllende Effekte: die Rhodium-Serie wird natürlich von entsprechenden Modellen vervollständigt, so dass sich die 500er mit einem paar Rhodium 200, dem Rhodium 100 Base (Center) zum Surroundset ergänzen lassen, mit dem dann auch optisch wie klanglich ansprechender Filmgenuss möglich ist. Nach den hervorragenden Erfahrungen in unseren Test mit dem Rhodium-Modellen 200 und 500 steht ein entsprechendes Set jetzt natürlich ebenfalls auf unserer Testagenda.
Fazit
Knapp 1200 Euro muss man für ein Paar Rhodium 500, dem Topmodell der frisch überarbeiteten Quadral Oberklassenserie, auf den Tisch des Händlers legen. Dafür gibts ein Duo hervorragend verarbeiteter und erstklassig bestückter Standlautsprecher. Eines, das in stilvoller, geradliniger und auf das Wesentliche reduzierter Optik durch hervorragendem Klang zu überzeugen weiß, den man solch schlanken Schallwandlern kaum zutrauen würde. Ein rundum gelungenes und fair kalkuliertes Gesamtpaket, für das es von uns eine klare Empfehlung gilt.
Und wer mag, kann den wohnraumfreundlichen Hauptlautsprecher mit passendem Center, Regallautsprechern und Subwoofer zu einem kompletten Surround-Set ausbauen und so nicht nur Stereo, sondern auch Mehrkanalton in packender Sound-Qualität genießen.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
95 of 100
95 of 100
90 of 100
Technische Daten
Modell: | Quadral Rhodium 500 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 1200,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - weiss, Schleiflack - schwarz, Schleiflack |
Vertrieb: | Quadral, Hannover Tel: 0511 / 7 90 40 www.quadral.com |
Abmessungen (HBT): | 890 x 145 x 282 mm |
Gewicht: | 14,0 Kg / Stück |
Hochtöner: | 25 Millimeter |
Mittel-/Tieftöner: | 2 x 155 Millimeter |
Prinzip: | Zwei-Wege, Bassreflex |
Lieferumfang: | - Quadral Rhodium 500 - Gewebeabdeckungen (magnetisch) - Bodenplatte - Spikes (höhenverstellbar) - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - hervorragende Detaildarstellung - agiler Grundton - sehr gute Verarbeitung - Schleiflack-Oberfläche - zeitlos-elegantes Design - höhenverstellbare Spikes |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |