Home » Apple » Kalte Gerüchteküche neu angeheizt: Kommt jetzt doch ein Apple iTV?
22. August 2017Auf Twitter sind Bilder eines 60 Zoll großen Apple-OLED-Fernsehers geleakt worden – eine Sensation! … besser gesagt: Es sind verwackelte Fotos eines unbekannten Raums mit einem schwer erkennbaren Bildschirm und einem Apple-Logo auf dem Standfuß aufgetaucht. Der iPhone-Hersteller hat wie immer noch keinen Kommentar dazu abgegeben und wird es wohl auch nicht tun. Somit ist das angebliche „Enthüllungsmaterial“ nicht sonderlich aussagekräftig, vor allem, da es bei aufmerksamen Beobachtern der Home-Entertainment-Welt unweigerlich ein Déjà-vu auslöst: Jahre zuvor hielt sich bereits das Gerücht, Apple würde in die TV-Geräte-Produktion gehen, so hartnäckig wie kaum ein anderes in der Tech-Branche.

An Innovationen mangelte es bei Apple in den letzten Jahren nicht. Doch reicht die Kreativität der Amerikaner auch für den ganz großen Wurf in der TV-Branche?
Nicht mehr als eine Idee
In seiner posthum erschienenen Biografie sprach Steve Jobs davon, sich mit seiner Firma weiter in die Tiefen der Unterhaltungselektronik begeben zu wollen. Ende 2011 hieß es dann, der Computer-Konzern wolle einen eigenen Flat-TV auf den Markt bringen. Damals waren ähnliche Umstände der Auslöser wie heute: Ein ehemaliger Mitarbeiter gab an, einen neuartigen Monitor in den Entwicklungsräumen gesehen zu haben. Und obwohl es nie ein offizielles Statement gab, nicht einmal zu den grundlegendsten technischen und preislichen Eckdaten, freuten sich die Apple-Fans bereits auf einen rein spekulativen „iTV“.
Doch vier Jahre später erfolgte die endgültige Absage durch das Wall Street Journal: Der iTV würde niemals kommen. Tatsächlich hatte Apple vielfältig experimentiert und sogar erste Entwürfe angefertigt. Man sei aber zu dem Schluss gekommen, dass man nicht genügend Innovationen bieten könne, um gegenüber der harten Konkurrenz im Handel bestehen zu können.
Hunger nach Aufmerksamkeit
Dass Apple sich gerne mysteriös gibt, überrascht niemanden mehr. Momentan wird schon wieder über Fingerabdruckscanner und Gesichtserkennung beim nächsten iPhone spekuliert. Eigentlich würde man meinen, all das Rätselraten müsste allmählich langweilig werden. Aber die Masche funktioniert noch immer, wie der aktuelle Fall zeigt. Denn mit Geheimnistuerei lässt sich Publicity erzeugen, das wissen PR- und Marketing-Abteilungen nur zu gut. Und Apple hat diese auch nötig, wenn man den vielen Meinungen glaubt, die dem Innovationsexperten neuerdings einen Mangel an kreativen Ideen unterstellen.
Die aktive und professionelle Inszenierung von Mysterien war schon in Steve Jobs Tagen ein beliebtes Marketing-Mittel der Firma. So beliebt sogar, dass alles daran gesetzt wird, das Leaking jeglicher Informationen zu verhindern. Mitarbeiter und professionelle Ermittler werden in aufwendigen Schulungen fest auf Verschwiegenheit eingeschworen, sogar regelrecht indoktriniert. Für Apple eine unabdingbare Vorsichtsmaßnahme, wenn man bedenkt, wie viel Insiderwissen der Konkurrenz, den Fälschern und natürlich den Medien wert sind. Ebenso gut könnte man behaupten, das Unternehmen hätte diese große Nachfrage mit all der Rätselhaftigkeit selbst heraufbeschworen. So beißt sich die Katze in den Schwanz.
Alles Quatsch – oder doch nicht?
Kommt der iTV nun endlich oder nicht? Das ist schwer zu sagen. Bis auf die Tatsache, dass Tech-Reporter Benjamin Geskin in der Vergangenheit schon häufig Recht hatte, scheint alles dagegen zu sprechen. Und doch gibt es ein interessantes Indiz: Geskin hat die getwitterten Fotos von der chinesischen Internetplattform Weibo. Warum das verdächtig ist? Schon damals enthüllte ein Foxconn-Mitarbeiter ausgerechnet einer Tageszeitung aus China, dass sich Apple auf die Produktion eines Flachbildfernsehers vorbereite. Ein Zufall? Oder vielleicht ein Hinweis? Spannenderweise kamen die bisher größten Leaks des Unternehmens dann zustande, wenn Apple-Mitarbeiter Produktteile aus Fabriken in der Volksrepublik stahlen und auf dem Schwarzmarkt verkauften, so geschehen mit dem iPhone 5 im Jahr 2012.
Sollte Apple tatsächlich neuen Mut für die Kreation eines eigenen TV-Gerätes gefasst haben, kann das nur eines bedeuten: Wie einst beim gescheiterten Erstversuch müssen die Entwickler ein „Killerfeature“ in petto haben, das das Potenzial hat, die Konkurrenz zum Erzittern zu bringen. Damals handelte es sich offenbar um den innovativen aber ineffizienten Transparent-Bildschirm. Ob solch ein Feature existiert und was es diesmal ist, wird sich erst noch zeigen.