Home » Tests » Streaming-Verstärker Quad Vena II Play – Noch einen Schritt weiter
10. November 2019von Martin Sowa
Redakteur
Seit dem Besuch des Vollverstärkers Quad Vena in unserem Testraum sind inzwischen fast vier Jahre vergangen. Viel Zeit, die Quad genutzt hat und mit dem Vena II Play nun einen noch vielseitigeren Nachfolger im Portfolio hat. Höchste Zeit also für den nächsten Test. Los geht’s!
Egal, wohin man schaut, überall herrscht Wandel. Der Fortschritt macht vor nichts Halt und irgendwann passt sich auch jede noch so streng behütete Tradition mehr oder weniger dem Zeitgeist an. Beim britischen HiFi-Produzenten Quad ist man angesichts einer langen Firmenhistorie zwar auch traditionsbewusst, verschließt sich deshalb aber keineswegs sinnvollen Neuerungen. Nur unbedachte Schnellschüsse gibt es bei den Briten nicht. Die Entwicklung neuer Komponenten baut konsequent auf den bisherigen Erfolgen auf. Das demonstriert unter anderem die Artera-Serie mit dem Schritt vom HiFi-Duo Artera Play & Stereo hin zum Einzelsystem Artera Solus. Auch dem Vena II Play sieht man diese Vorgehensweise definitiv an.
Tradition mit frischem Wind
Die HiFi-Komponenten von Quad erkennt man generell meist schon auf den ersten Blick. Seit über einem halben Jahrhundert bleibt ihnen der grundlegende Stil erhalten, der auch vollkommen zu Recht schon so lange Bestand hat. Rundungen und klare Linienführungen sind nun mal zeitlose Designelemente, die Quad niemals langweilig werden lässt. Nicht zuletzt aufgrund des dezenten Feinschliffs, der den Grundcharakter des Vena II Play und seiner Geschwister regelmäßig modernisiert. So behält der Streaming-Verstärker zum Beispiel die lange Reihe der Bedienelemente und den großen Drehregler in der Front bei, frischt aber ihre Beleuchtung effektiv auf. Schon wirkt das Design viel moderner, fast schon futuristisch, ohne seine Herkunft zu verleugnen.
Das alles fällt trotzdem noch angenehm dezent aus, sodass der Vena II Play nie aufdringlich wirkt. Insbesondere die silberfarbene Ausführung fügt sich nahtlos ins Wohnraum-Ambiente ein, die etwas dunklere Variante in „Lancaster Grey“ erscheint ein wenig dominanter. Wobei auch das relativ zu sehen ist, da der Streaming-Verstärker erstens kompakter ausfällt als die meisten übrigen Vertreter seiner Art und zudem durch seine optische Leichtigkeit noch einmal zurückhaltender wirkt. Lediglich die Tiefe von 33 Zentimetern (inkl. Antennen, Anschlussklemmen, etc.) entspricht dem üblichen Maß von HiFi-Komponenten. In der Breite (30,2 Zentimeter) und Höhe (9,2 Zentimeter) erweist sich der Vena II Play hingegen als deutlich platzsparender als Otto Normalverstärker.
Alles drin, alles dran
Trotz dieser kleineren Ausmaße hat der Vena II Play alles an Bord, was das Herz begehrt. Zunächst einmal ist das natürlich die integrierte Endstufe, die wie gehabt mit zweimal 45 Watt zu Werke geht. Falls frei nach Tim Taylor „mehr Power“ gewünscht wird, kann der Quad-Verstärker dank „Pre Out“-Schnittstelle auch als Vorstufe eingesetzt werden. Damit aber nicht genug, der Vena II Play verfügt selbstverständlich auch über einen integrierten Digital-Analog-Wandler. Dabei handelt es sich um den durchaus beliebten und daher recht gängigen ESS Sabre32 ES9018K2M. Der kompetente Chip ist in der Lage, Musiksignale bis hinauf zu 384 kHz/32 Bit (PCM) bzw. DSD256 zu verarbeiten, falls man sie via USB-Eingang zuspielt. Ansonsten muss man sich mit 192 kHz begnügen – Jammern auf hohem Niveau. Ein weiterer Fortschritt: Im Gegensatz zum Ursprungsmodell ist der Vena II Play nun sogar mit einem spezialisierten Kopfhörerverstärker ausgestattet. Dank Stromrückkopplungsschaltung und hoher Anstiegsrate soll eine noch dynamischere und detailliertere Wiedergabe der am frontseitigen 6,3-Millimeter-Anschluss gekoppelten Kopfhörer ermöglicht werden.
Bevor das Innenleben des Vena II Play zur Tat schreitet, werfen wir jedoch einen Blick auf das rückseitige Anschlussfeld des Streamers. Vier Paar analoge Cinch-Anschlüsse stehen hier bereit, drei davon (MM-Phono, Aux1, Aux2) dienen dem Einspeisen von Signalen. Bei der vierten Schnittstelle handelt es sich um den erwähnten Pre-Out-Ausgang. Wer darauf verzichten kann oder möchte, kann über die beiden robusten Schraubklemmen-Paare auch direkt Lautsprecher an den Vena II Play anschließen. Rechts daneben präsentiert der Streamer drei digitale Schnittstellen. Hier handelt es sich um einen optischen Digitaleingang, einen Koaxial-Anschluss und einen USB-B-Port. Zudem kann der Verstärker per Schraubantenne(n) via Bluetooth kommunizieren beziehungsweise ins heimische WLAN eingebunden werden. Alternativ zu dieser drahtlosen Netzwerk-Option ist auch die Integration per Ethernet-Kabel möglich und natürlich dringend zu empfehlen.
Spielerische Steuerung per Smartphone-App
Die Steuerung des vernetzten Vena II Play erfolgt bequem über die kostenlose App „dts Play-Fi“. Schließt man den Streaming-Verstärker per Ethernet-Kabel an Router oder Access Point an, ist er auch sofort als Lautsprecher in der App verfügbar. Die Einbindung ins WLAN geschieht nicht automatisch und für diesen einmaligen Prozess sollte der Verstärker in unmittelbarer Nähe zum Router/Access Point positioniert werden. Wenn er einmal im Netzwerk registriert ist, kann er aber problemlos wieder an anderer Stelle aufgestellt werden.
Die Einbindung geschieht über einen mehrsekündigen Knopfdruck auf die Setup-Taste in der Rückseite des Vena II Play. Neben Signaltönen (sofern bereits Lautsprecher angeschlossen sind) ist der Setup-Modus über die gleichmäßig pulsierende LED an der frontseitigen „Net“-Taste erkennbar. Nun folgt man einfach den Anweisungen der App, wählt das gewünschte Netzwerk aus und gibt das passende Kennwort ein. Nach rund einer Minute sollte der Vorgang spätestens abgeschlossen sein.
Der Zugriff auf NAS-Laufwerke und weitere Netzwerk-Geräte gelingt anschließend ohne zusätzliche Umwege. Einziger Makel der Android-App: Wer das Smartphone zwischendurch beiseitelegt, wird vermutlich regelmäßig eine abgebrochene Verbindung erleben – die Musik spielt zwar unter Normalbedingungen problemlos weiter, lediglich die Navigation durch Unterordner und Alben muss wieder im Hauptverzeichnis begonnen werden. Das ist allerdings nicht dem Quad-Amp anzulasten und in der Regel ein eher kleineres Problem, das ein zukünftiges Update der App lösen dürfte. Bis dahin und grundsätzlich gilt, dass eine Netzwerk-Einbindung per Ethernet-Kabel durchaus in Erwägung zu ziehen ist. Hohen Bedienkomfort verspricht die Option, den Quad-Verstärker auch – ein entsprechendes Device vorausgesetzt – per Alexa-Sprachsteuerung zu bedienen. Wer hingegen gänzlich auf Router und Konsorten verzichten möchte, spielt dem Vena II Play seine Musik ganz einfach per Bluetooth zu. Auch diese Drahtlosverbindung ist schnell und wie gewohnt eingerichtet.
Kontrollierte Kraft
Für den Hörtest greifen wir allerdings direkt über die App aufs NAS-Laufwerk zu. Beim melancholischen „The Noose“ von A Perfect Circle erwartet uns ein trockener, knackiger Bass und ein kraftvolle Salven abfeuerndes Drumset. Die kompakten Abmessungen des Vena II Play machen sich klanglich überhaupt nicht einschränkend bemerkbar. Der Streaming-Verstärker punktet mit viel Power und Volumen, behält zugleich aber ein angenehm ausgewogenes Klangbild bei. Nicht einmal Pegel oberhalb der Zimmerlautstärke stellen ihn vor Probleme und auch die Dynamik stimmt, wenn es mal etwas ausgelassener zur Sache geht. Vor allem diese unerschütterliche Natürlichkeit im Klang beeindruckt genreübergreifend.
Die Vorzüge des Vena II Play kommen schließlich nicht nur bei Metal gut zur Geltung, auch Singer/Songwriter-Pop wie bei „Power Over Me“ von Dermott Kennedy lässt sich so ganz wunderbar genießen. Hier zahlt sich die weitläufige und offenherzige Stereobühne aus, die uns der Quad-Streamer präsentiert. Die einzelnen Schichten des Tracks bekommen genügend Raum zur Entfaltung und insbesondere der mehrstimmige Gesang zeigt sich in exzellenter Art und Weise. Jedes Detail passt und setzt sich zu einem perfekten Puzzle zusammen. Auch Mark Knopfler gefällt dem Verstärker offensichtlich ausgesprochen gut. Das warme Timbre des englischen Sängers und die sanften Melodien in „Good On You Son“ und insbesondere dem entspannten „Go, Love“ umschließen den Hörplatz förmlich. In der engen akustischen Umarmung geht kein Detail, keine noch so feine Nuance verloren.
Dieser Detailreichtum trägt auch wesentlich zur gelungenen Wiedergabe von eher experimentellen Kompositionen wie „Pain“ von The War On Drugs bei. Die Staffelung des an sich ziemlich unübersichtlichen Tracks erweist sich als absolut präzise und punktgenau. Stück für Stück entfaltet sich der Gesamtcharakter des Titels und immer mehr Feinheiten offenbaren sich. Dabei verteilt der Vena II Play seine Kraftreserven wohlüberlegt und sehr dosiert. Die im Vergleich zum deutlich reduzierteren „The Noose“ nun weitaus dichter besetzte Bühne bleibt deshalb genauso weitläufig und raumgreifend, ohne an Kontur oder Volumen zu verlieren. Eine beeindruckende Qualität, die sich so mancher Streaming-Verstärker gern zu Vorbild nehmen darf.
Fazit
Ein moderner Verstärker ist heutzutage in der Regel mehr als nur ein Verstärker – der netzwerkfähige Amp Quad Vena II Play stellt diesen Trend eindrucksvoll unter Beweis. Leistungsstark und mit exzellentem Klang verknüpft er klassische und moderne Quellen in einem vergleichsweise kompakten und daher auch optisch sehr ansprechenden Gehäuse. Damit zollt Quad dem Fortschritt Tribut, ohne die eigene Tradition zu vernachlässigen. Bewährtes darf bleiben, sinnvolle Neuerungen kommen hinzu. Das trifft vor allem auf die Streaming-Möglichkeiten des Vena II Play zu, die keine Wünsche offen lassen und zudem die komfortable Steuerung per Smartphone-App erlauben. So bietet Quad modernes Hörvergnügen mit echtem HiFi-Feeling.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Simone Maier
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
78 of 100
78 of 100
79 of 100
Technische Daten
Modell: | Quad Vena II Play |
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Produktkategorie: | Streaming-Verstärker |
Preis: | 999 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Lancaster Grey - Silver |
Vertrieb: | IAD GmbH, Korschenbroich Tel.: 02161 / 617830 www.audiolust.de |
Abmessungen (HBT): | 92 x 302 x 330 mm |
Gewicht: | 6,1 kg |
Leistung: | - 2x 45 W RMS (8Ω) - 2x 65 W RMS (4Ω) |
Digital-Analog-Wandler: | ESS Sabre32 ES9018K2M |
Samplingraten: | - 384 kHz PCM/DSD256 (USB) - 192kHz PCM (optisch/koaxial) |
Eingänge analog: | 2x Stereo-Cinch 1x Phono (MM) 1x optischer Digitaleingang 1x koaxial 1x USB (Typ B) Bluetooth aptX WLAN/LAN |
Ausgänge analog: | 1x Stereo-Cinch (Pre-Out) 1x 6,3-mm-Klinke (Kopfhörer, frontseitig) |
Lieferumfang: | - Quad Vena II Play - 3 WLAN/Bluetooth-Antennen - Fernbedienung - Batterie (1 x CR2025) - Netzkabel - Bedienungsanleitung (Englisch) |
Pro und Kontra: | + Steuerung per Smartphone-App + hohe Anschlussvielfalt + praktische Direktwahltasten für alle Quellen + sehr sorgfältige Verarbeitung + leistungsstarker Wandler-Chip + HiRes-Unterstützung - umständliche Einbindung ins WLAN |
Benotung: | |
Klang (60%): | 78/80 |
Praxis (20%): | 78/80 |
Ausstattung (20%): | 79/80 |
Gesamtnote: | 78/80 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
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