Home » Tests » Aktivlautsprecher Audio Optimum FS62E MKII – Perfekt auf den Punkt
18. Juli 2021von Volker Frech
RedakteurDie beste Bauform eines Lautsprechers? Viele sagen: ein 2,5-Wege-System – wenn man denn die Tücken dieser Technik meistert. Audio Optimum hat dafür zwei neue Elektronik-Technologien entwickelt. Sie ermöglichen eine hochsaubere Verstärkung, bewirken eine verfärbungsfreie Schallwandlung und lassen die drei Chassis wie eine natürliche Einpunkt-Schallquelle wirken. Dieses Kow-how steckt in der Audio Optimum FS62E MKII. Sie hat, wie ihre Versionsnummer andeutet, nun nochmals zugelegt.
Audio Optimum? Die Recklinghäuser Manufaktur ist eigentlich auf Schallwandler-Systeme für Tonstudios spezialisiert, bietet seine aktiven Mehrweg-Monitore und -Lautsprecher aber mittlerweile auch für den High End-Consumer-Markt an. Hier sind die im Studio gefragten Qualitäten – sauber-neutraler Klang, präzis-homogene und dreidimensionale Abbildung, ermüdungsfreies Hören – natürlich ebenfalls begehrt. Im audiophilen HiFi-Bereich hat Audio Optimum-Chefentwickler Stefan Wehmeier seine selbstentwickelten Technologien, mit denen er die Probleme eines Mehrweg-Systems gelöst sieht, im Standlautsprecher-Maßstab erstmals bei der FS62E eingesetzt. Deshalb bezeichnet Wehmeier diesen Schallwandler als „das erste echte Zweieinhalb-Wege-System überhaupt“, weil hier erstmalig die Vorteile des Prinzips vollumfänglich zur Geltung kämen.
Zweieinhalb Wege: akustisches Optimum mit technischen Tücken
Der Pluspunkt einer Zweieinhalb-Wege-Lösung ist die Effizienz: Sie erzielt mit der kleinstmöglichen Chassis-Anzahl die bestmögliche Klangqualität und eine hohe Maximallautstärke. Zweiwege-Systeme und Breitbänder benötigen weniger Chassis, erreichen aber weder die gleiche Klanggüte noch die Pegelstärke. Ein Drei-Wege-Schallwandler wiederum kann bei gleicher Chassis-Abmessung nicht bei Bass und Pegel konkurrieren, und ein Vier-Wege-Lautsprecher braucht schlicht mehr Chassis. Beim Zweieinhalb-Wege-System hingegen sorgt ein Teamwork für die Performance: Unterhalb eines Hochtöners kooperieren ein Mitteltieftöner und ein Tieftöner, der nur im Bassbereich mitspielt und ab einer bestimmten Frequenz – bei der FS62E MKII etwa 200 Hertz – allmählich aussteigt. Für den Bass steht also die doppelte Membranfläche zur Verfügung. Das sorgt für mehr Pegel und größeren Tiefgang. Weil der Mitteltieftöner alle Frequenzen bis zum Hochtonbereich übernimmt, erreicht die Zweieinhalb-Wege-Lösung eine ähnliche Homogenität wie ein Zwei-Wege-System. Jetzt das große Aber: Dafür muss die Weiche, die den Chassis die passenden Anteile des Musiksignals zuweist, hochpräzise arbeiten.
Aktive Lösungen mit externer Elektronik
Das ist mit einer passiven Lösung nicht perfekt zu erreichen: Die Filter, die für die Frequenzaufteilung sorgen, dürfen die Auftrennung nicht sanft betreiben, sonst spielt etwa der Tieftöner zu weit in den Mitten-Bereich hinein und verfälscht den Klang. Trennen die Filter hingegen hart und steilflankig, verursachen sie in den Musiksignal-Anteilen stärkere Phasendrehungen – auch dieser Zeitversatz verschlechtert den Klang. Zudem sind die Filter für den Tieftöner und den Mitteltieftöner verschieden ausgelegt. So liefern die Chassis für den gemeinsam wiedergegebenen Bassbereich keine homogen zusammengehenden Schallanteile. Die Lösung liegt deshalb in einer aktiven Weichen- und Verstärkerelektronik. Genau hierfür hat Chefentwickler Stefan Wehmeier zwei ausgefuchste Technologien entwickelt. Sie verwandeln den konventionellen Standlautsprecher in ein aktives 2,5-Wege-System, das wie eine Punkt-Schallquelle agiert. Ihre Arbeit verrichten sie aber zugunsten einer möglichst geringen gegenseitigen Beeinflussung in einem eigenen Gehäuse. So tritt die FS62E MKII als vierteiliges Ensemble auf. Das schauen wir uns nun näher an.
Stimmige Kombination
Die Lautsprecher und die Monoblöcke präsentieren sich als stimmige Kombination: Sie sind mit dem gleichen makellos ausgeführten Finish veredelt. Unser Testmodell ist in mattem Anthrazit gehalten, alternativ wird der Feinstrukturlack der FS62E MKII in Weiß realisiert, gegen Aufpreis auch in Hochglanz und in der eigenen Wunschfarbe. Bei der MKII-Version weisen die dickwandigen MDF-Gehäuse nun leicht veränderte und damit noch geschmeidigere Rundungen auf. Der Monoblock ist zudem durch die jetzt horizontal gelagerten Platinen kleiner und dezenter. Das passt nun umso besser zu dem schlanken, 106 Zentimeter aufragenden Lautsprecher, dessen Korpus-Grundfläche 23 mal 30 Zentimeter einnimmt. Zugunsten eines sicheren Stands und einer optischen Luftigkeit thront das Gehäuse auf metallenen Auslegern. Im Verbund mit der aufwändigen, höhenverstellbaren Fußkonstruktion bewirkt dieser Unterbau auch eine akustische Entkopplung vom Boden. Dies alles erinnert, wie auch der frontseitige Bassreflex-Port, an die von uns bereits getestete Audio Optimum FS82BE – doch die FS62E MKII ist etwas kompakter konzipiert.
Drei Chassis für optimale zweieinhalb Wege
Das zeigt sich auch bei der durchweg kleineren Chassis-Bestückung. Die FS62E MKII ist im Hochton mit einer 30-Millimeter-Gewebekalotte ausgestattet. Sie spielt runter bis zu 1.400 Hertz. Das ist verblüffend tief, hat aber mehrere Vorteile: Der Tweeter übernimmt auch jenen Frequenzbereich zwischen zwei und fünf Kilohertz, in dem unser Gehör besonders sensibel ist. Er entlastet dadurch den Mitteltieftöner, der sich seinem optimalen Arbeitsbereich widmen kann. Der 18 Zentimeter durchmessende Konus-Lautsprecher mit glasfaserverstärkter Papier-Membran kann so eine klanglich bessere Performance liefern. Zudem vermeidet er auch die unerwünschte Bündelung bei der Schallabstrahlung, die jedes Chassis hin zu hohen Frequenzen vollführt. Dadurch spielt er homogener mit dem Hochtöner zusammen. Ab 200 Hertz wird der Mitteltieftöner dann von einem baugleichen Bass-Woofer unterstützt. Im Verbund liefern die beiden Treiber einen Tiefton bis runter zu bemerkenswerten 33 Hertz. Diese Bass-Potenz wird durch die passive Bassreflex-Abstimmung mit aufwändig-gekrümmtem Rohr unterstützt – und durch eine aktive Hochpassfilterung der Elektronik.
Verwandlung zur Ein-Punkt-Schallquelle
Damit sind wir bei dem kleinen Kubus, der eigentlich der große Klang-Manager ist. Dafür sorgen zwei von Audio Optimum erfundene Technologien: Die phasenparallele Aktivweiche und die SINCOS-Vollbrückenendstufe. Starten wir mit der Weiche: Sie muss aktiv sein, weil nur elektronisch die nötige Präzision erreichbar ist. Wehmeier hat sie mit viel Know-how so realisiert, dass alle Chassis gleich verlaufende Phasenfrequenzgänge in den sogenannten Übernahmebereichen aufweisen – also in jenen beiden Frequenzregionen, wo der Tieftöner allmählich an den Mitteltieftöner abgibt und der Mitteltieftöner peu à peu dem Hochtöner die Arbeit überlässt. Das menschliche Ohr reagiert empfindlich, wenn in diesen Bereichen, wo sich die Zuständigkeiten überlappen, die Chassis im Verhalten voneinander abweichen. Daraus resultieren Klangverfärbungen und Räumlichkeitseinbußen. Sind die Phasenfrequenzgänge hingegen gleich, wirken die verschiedenen Chassis für unsere Ohren wie eine einzige Membran. Die phasenparallele Aktivweiche verwandelt also das Mehrweg-System akustisch in eine scheinbare Ein-Punkt-Schallquelle mit homogener, verfärbungsfreier Schallausbreitung – wie in der Natur.
Clevere Class-D-Kraftwerke
Noch ausgebuffter als die Weiche ist die Verstärker-Elektronik. Audio Optimum setzt hier auf Class D-Verstärker, die mittlerweile auch High Ender goutieren werden. Sie arbeiten exakter, verzerrungsärmer und effizienter als konventionelle Class A- und Class-AB-Schaltungen. Das gelingt mit der sogenannten Pulsbreitenmodulation: Das Musiksignal wird auf ein ultrakonstantes und hochgenaues Trägersignal aufmoduliert. Daraus resultiert ein codiertes, pulsbreitenmoduliertes Signal, das noch immer alle Informationen beinhaltet, aber weniger komplex ist und sich viel einfacher verstärken lässt. Doch dafür muss das Trägersignal zugunsten einer konstanten Schaltfrequenz perfekt getaktet und ein ideales Dreieck sein. Hiermit steht und fällt die Verzerrungsfreiheit. Eine aufwändige Annäherung an dieses Ideal ist der von Wehmeier entwickelte Sinus-Cosinus-Modulator: Hier arbeiten zwei Rechteck-Dreieck-Generatoren im Team: Der erste sorgt für eine konstante Schaltfrequenz, der zweite, der vom Musiksignal pulsbreitenmoduliert ist, steuert die Leistungsschaltstufe. Klingt hochkomplex – und ist es auch. Nicht umsonst hat Wehmeier auf dieses clevere Kraftwerk, das er SINCOS-Vollbrückenendstufe nennt, ein Patent.
Aufwändiger Aufbau bis ins Detail
Von diesen Vollbrückenendstufen stecken in jedem Monoblock drei 200-Watt-Exemplare: Sie treiben getrennt, aber als Team den Hochtöner, den Mitteltieftöner und den Bass-Woofer des Lautsprechers an. Insgesamt liefern sie somit 1.200 Watt. Wegen des exzellenten Wirkungsgrades der Schaltung kommt diese Leistung fast komplett der Signal-Verstärkung zugute. Dafür sorgt auch eine überaus aufwändige Stromversorgung: War die Ursprungsversion auf einen einzigen 400 Voltampere-Trafo limitiert, hat in der MKII-Version nun jede Endstufe ihren eigenen Ringkerntransformator – und überdies zusätzliche separate elektronische Trafos für die Sinus-Cosinus-Modulatoren und die MOSFET-Treiber samt nachfolgender mehrstufiger Stabilisierung. Dies alles dient der Vermeidung selbst kleinster Spannungsschwankungen zugunsten einer gesteigerten Reinheit und Räumlichkeit der Wiedergabe. Den gewaltigen Aufwand sieht man den Monoblöcken äußerlich nicht an: Das rückseitige Terminal bietet einen Netzanschuss samt Kipp-Schalter, eine XLR-Buchse für die symmetrische Zuspielung von einem Vorverstärker, einen zwölfstufigen Drehregler zur Einstellung der Grundlautstärke – und sechs Output-Buchsen für das mitgelieferte Spezial-Kabel zu den Boxen.
Einrichtung und Aufstellung
Unser Setup sieht so aus: Die Zuspieler sind der CD-Spieler Accustic Arts Player I und unser Laptop, auf dem Audirvana als audiophile Player-Software installiert ist. Als Vorverstärker und DAC fungiert der von uns bereits getestete Audio Optimum NOS-DAC 2. Er ist bestens auf die FS62E MKII abgestimmt, weil er von Audio Optimum eigens für die Hörtests im Zuge der Schallwandler-Entwicklung realisiert worden ist. Für die USB-Zuspielung kommt dabei noch der von Audio Optimum modifizierte Formatwandler/Reclocker Matrix Audio X-SPDIF 2 zum Einsatz. Die Stromversorgung der gesamten Klangkette besorgt der Audio Optimum Direktverteiler. Auch die Signalkabel sind samt und sonders basaltgemantelte Analog- und Digitalverbindungen aus hauseigener Entwicklung und Fertigung. Selbst die Innenverkabelung der FS62E MKII ist mit diesem Spezialkabel realisiert. Nun zur Aufstellung: Die Lautsprecher stehen rund 2,70 Meter voneinander entfernt, die Distanz zum Sofa ist etwa genauso groß. Wir winkeln die FS62E MKII leicht ein – und los geht’s.
Die Audio Optimum FS62E MKII in der Praxis
Als erste Musik wählen wir Cassandra Wilsons „You Don’t Know What Love Is“. Mithilfe der Sängerin wollen wir eigentlich nur die Lautsprecher-Feinausrichtung betreiben. Stücke mit Gesang sind dafür bestens geeignet, die Solo-Stimme sollte genau in der Mitte zwischen den Schallwandlern positioniert sein. Diese Ausrichtung ist schnell geschehen. Wir brauchen dafür nur noch den linken Schallwandler leicht im Winkel korrigieren, schon ist die Abbildung stimmig. Bei der Aufstellung zeigt sich die FS62E MKII völlig unkompliziert. Prima! Trotzdem bleiben wir fasziniert bei diesem Song hängen. Cassandra Wilson hat eine Präsenz und Anziehungskraft, der wir uns schlicht nicht entziehen können. Die Sängerin besitzt eine attraktive, wunderbar samtige, volltönende Stimme, die uns mit ihrem dunklen Alt-Timbre einschmeichelnd umgarnt. Mit ihren mal gutturalen, mal leicht aufgerauten Tönen deutet sie aber auch ganz andere Gefühlsfacetten an. Diese Bandbreite erleben wir dank der umgemein klaren, reinen und stimmigen Wiedergabe der FS62E MKII mit grandioser Intensität und Intimität.
Immenser Detailreichtum
Die Schallwandler offenbaren uns nämlich jede kleinste Nuance und jeden vokalistischen Kunstgriff, mit dem die amerikanische Jazz-Chanteuse ihre Stimme wirkmächtig inszeniert: Sanfte, sich dezent steigernde Vibrati, zart gehauchte Töne, der Wechsel zum kräftigeren Brustton der Stimme, kleinste Atmer zwischen den Zeilen, selbst Geräusche der Lippen – all dies erleben wir aus nächster Nähe – und scheinbar in natura: Cassandra Wilson wirkt derart gegenwärtig, dass wir mit geschlossenen Augen schwören könnten, dass sie vor uns steht. Besser: Dass wir vor Ihr in dem Zimmer stehen. Denn die FS62E MKII imaginiert perfekt den Raum, in dem Frau Wilson die Nummer eingesungen hat – oder zutreffender: den Kunsthall, der ihrer Stimme und der begleitenden Gitarre unterlegt ist. So oder so: Dank der famosen Transparenz und dem immensen Detailreichtum der Wiedergabe stehen wir sofort in diesem anderen Zimmer und können an den Reflexionen, die die Schallwandler uns liefern, quasi die Geometrie des Zimmers wahrnehmen.
Atemberaubend real
Dazu tragen auch die Spielgeräusche der begleitenden Gitarre bei: Wir hören selbst kleinste Absetz- und Umgreifgeräusche der Finger, das Rutschen auf den umsponnenen Stahlsaiten, die stählerne Brillanz der blanken Diskant-Saiten – also all jene scheinbaren Kleinigkeiten, die immens wichtig für den Echt-Eindruck sind. Doch wir spüren und hören ebenso das Volumen und den Tiefgang, den die Gitarrentönen durch den schwingenden Holzkorpus verlangen. Die Abbildung ist einfach atemberaubend real. Hierbei fällt uns auch der definiert-volltönenden Bass auf: Ihn würde ein livhaftig vor uns gespielter Sechssaiter ebenso entwickeln. Damit ist unser Interesse an der Tiefton-Wiedergabe der FS62E MKII geweckt. Wir wechseln dafür die Musik und gehen zu „Security Joan“. Der Soundtüftler Donald Fagen, bekannt als eine Hälfte von Steely Dan, hat den exquisit produzierten Track mit einem vielköpfigen Ensemble eingespielt: Solo- und Background-Gesang, drei E-Gitarren, Klavier, Orgel, Bass, Percussion, Handclaps und Schlagzeug.Trotz der satten Besetzung ist auch hier der Sound absolut transparent.
Famose Präsenz und Plastizität der Musiker
Zudem können wir sämtliche Instrumente in dem Studioraum, in dem die Aufnahme stattgefunden hat, exakt verorten. Denn trotz der Vielzahl der Musiker und der dichten Instrumentierung ist die Wiedergabe offen und luftig. Dazu liefert die FS62E MKII eine fantastische Staffelung mit einer tollen Tiefe der Darstellung. So haben alle Musiker Platz, sie können sich frei und ohne akustische Verdeckungseffekte entfalten. Auch hier erleben wir wieder diese famose Präsenz und Plastizität der Musiker. Das ganze Geschehen wirkt integer, homogen und natürlich. Diese Wiedergabe wie aus einem Guss sorgt für ein absolut stressfreies und entspanntes Musikhören – als könnte es gar nicht anders sein. Dabei haben wir mit anderen Lautsprechern durchaus erlebt, dass gerade Fagens Gesang und der Bläsersatz etwas anstrengend klingen können. Dieses entspannte Musikgenießen ermöglicht die FS62E auch bei hohen Pegeln: Wir fahren die Lautstärke am NOS-DAC 2 ordentlich nach oben, trotzdem bleibt die Wiedergabe auch tonal absolut in Balance.
Superbe Dynamik
Neben der gekonnten Staffelung genießen wir die superbe Dynamikfähigkeit der FS62E MKII. Sie ist, wie die Auflösung, essenziell für eine realistische Wiedergabe. Im Feinen erleben wir das besonders deutlich bei den Gitarren, an den perlenden Tonkaskaden, den exakten rhythmischen Strokes und dem präzisen Picking, bei dem jeder Saitenanschlag nicht nur zu hören, sondern auch leicht zu spüren ist. Faszinierend! Mit mehr Durchschlagskraft genießen wird die Dynamik dann natürlich beim Drumset. Das Schlagzeug hat einen fantastischen Punch. Dank der Impulstreue der Lautsprecher sind Schläge auf die Toms und insbesondere auf die Snare so richtig knackig und absolut auf den Punkt. Mit Keith Carlock sitzt ein Meister am Drum-Set, der seine Schlagwerkskunst mit exzellenter Lautstärke- und Intensitätsabstufung darbietet – und die FS62E MKII bildet sie mit ebenso beeindruckender Präzision ab. Wir erleben ein perfektes Timing beim Spielen und bei der Wiedergabe. Das ist ein Garant für den richtigen Groove des Tracks.
Verblüffender Tiefgang
Der zweite Garant ist der Bass. Dieser Tiefton zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht: Der Bass hat einen wunderbaren, ach was, einen geradezu verblüffenden Tiefgang für einen Lautsprecher dieser Größe! Die FS62E MKII zeigt mit Bravour, welch satten Bass Freddie Washington hier zum Groove beisteuert. Wie gut das tut, erleben wir am eigenen Körper: Wir sind längst im Mitwipp- und Kopfnick-Modus. Derart perfekt abgebildet macht die Musik erst richtig Spaß. Die FS62E MKII neigt übrigens selbst bei geringeren Wandabständen nicht zur Überbetonung des Basses. Wir rücken sie peu à peu näher ans Gemäuer, trotzdem bleibt die Wiedergabe auch in diesem Fall in Balance. Sollte der Raum allerdungs akustische Schwächen haben, bietet Audio Optimum gegen Aufpreis eine Anpassung beim Kunden vor Ort. Dort wird der Raum akustisch exakt vermessen und mit dem in der Frequenzweiche integrierte Equalizer ausgeglichen.
Barocker Glanz im Wohnzimmer
Zum Finale gehen wir nun noch in die Oper. Auf dem Spielplan steht Georg Philipp Telemanns „Orpheus“ in der superben Einspielung von René Jacobs. Der belgische Spezialist für Alte Musik hat für diese Einspielung ein exzellentes Sängerensemble um Dorothea Röschmann um sich geschart, dazu den RIAS Kammerchor und als Orchester die Akademie für Alte Musik Berlin. Sie glänzt gleich in der Ouvertüre – und die FS62E MKII trägt diesen Glanz in unser Wohnzimmer: Das Orchester füllt mit seinem prachtvollen Barockklang unseren Raum. Der Klangkörper ist konsistent und zugleich transparent: Auch in diesem großen Musikerverbund können wir alle Stimmengruppen und selbst die Einzelinstrumente mühelos heraushören und mitverfolgen. Das gilt selbst für die später hinzutretende Theorbe und das permanent mitspielende Cembalo: Es ist zwar für ein Barockorchester unverzichtbar, geht aber oft im Gesamtklang ein wenig unter. Hier ist es perfekt zu hören, es strahlt dabei mit silbrigem Ton und großer Gegenwärtigkeit.
Räumlich-akustisches Erlebnis
Das räumlich-akustische Erlebnis, das uns die FS62E MKII mit dieser Oper bietet, intensiviert nun der RIAS Kammerchor. Er zeigt uns, in welcher Tiefe die Berliner Christuskirche als Aufnahmeort genutzt worden ist. „Angenehmer Aufenthalt“ singt der Chor der Nymphen – und das trifft ziemlich genau unsere aktuelle entspannte Hörposition auf dem Sofa. Das ändert sich schlagartig mit der Arie „Sù, mio core, a la vendetta“: Dorothea Röschmann zeigt uns in der Rolle der Orasia, welch begnadete Sängerin sie ist: Die Mordgelüste gegenüber der Rivalin Eurydice feuert sie mit atemberaubenden Spitzentönen, Intervallsprüngen und Koloratur-Kaskaden in Richtung Sofa. Bei dieser formvollendeten Zornesdemonstration ziehen wir instinktiv den Kopf ein, so intensiv erleben wir den Furor der Orasia – als wären wir live dabei. Doch selbst in der realen Aufführung erlebt man diese Unmittelbarkeit, diese physische Kraft der Stimme in dieser Vollendung nur auf den besten Plätzen. Dank der FS62E MKII sitzen wir genau dort.
Fazit
Die Audio Optimum FS62E MKII liefert exzellente Argumente für die Ansicht, dass ein 2,5-Wege-System die beste Bauform eines Lautsprechers ist. Der aktive Schallwandler bietet mit seinen drei Chassis und der ausgelagerten Weiche/Verstärker-Einheit eine Wiedergabe, die durch exzellente Auflösung, Transparenz und Offenheit besticht, mit toller Dynamik punktet und mit einem geradezu verblüffenden Tiefton glänzt. Die Abbildung erweist sich als absolut integer, homogen und natürlich. Hierfür zeichnen insbesondere zwei von Audio Optimum entwickelte Elektronik-Technologien verantwortlich. Sie sorgen zum einen für eine hochsaubere Verstärkung, die eine verfärbungsfreie Schallwandlung ermöglicht, zum anderen für ein konzertiertes Agieren der drei Chassis, die dadurch wie eine natürliche Einpunkt-Schallquelle wirken. So bietet die FS62E MKII einen aufregenden und zugleich entspannten Musikgenuss von geradezu atemberaubender Realität.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | Audio Optimum FS62E MKII |
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Gerätekategorie: | Standlautsprecher, aktiv (mit ausgelagerter Elektronik) |
Preise: | -- Feinstrukturlackierung: ab 12.490,00 € - Hochglanzlackierung: ab 13.590,00 € |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Feinstrukturlackierung: Weiß, Anthrazit - Hochglanzlackierung (Klavierlack): Weiß, Schwarz - Wunschfarbe gemäß RAL-Spektrum gegen Aufpreis |
Vertrieb und Händler: | Audio-Optimum GmbH, Recklinghausen Tel.: +49 (0)2361 / 89026 - 0 www.audio.ruhr KlangLoft München, Audition 6 Albstadt, Audition 6 München, aalen HiFi, einklang HiFi, Hifi Fraune, media@home Moldenhauer, CM-Audio, Peter Rasche HiFi-Komponenten GmbH, HiFi im Pfarrhof, RAE-Akustik GmbH | Studio 2, Tonstudio Treppenhaus |
Abmessungen (H x B x T): | - Lautsprecher: 1060 x 230 x 300 mm (Höhe mit Standfuß) - Monoblock (Weiche/Verstärker): 255 x 221 x 275 mm (Höhe mit Standfuß) |
Gewicht: | - Lautsprecher: 24,4 kg / Stück - Monoblock (Weiche/Verstärker): 10,3 kg / Stück |
Prinzip: | 2½-Wege, Bassreflex, aktiv |
Hochtöner: | 1 x 30 mm Kalotte (Gewebe) |
Mitteltieftöner: | 1 x 180 mm Konus (glasfaserverstärkte Papier-Membran) |
Tieftöner: | 1 x 180 mm Konus (glasfaserverstärkte Papier-Membran) |
Frequenzgang: | 33 Hz - 38 kHz (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenzen: | 200 Hz / 1,4 kHz (Herstellerangabe) |
Leistung des Verstärkers: | 3 x 200 W/4 Ω pro Mono-Block (Herstellerangabe) |
Eingang des Verstärkers: | 1 x analog symmetrisch (XLR) |
Ausgänge des Verstärkers: | High/Mid/Low-Buchsen für Lautsprecher |
Lieferumfang: | - 2 Audio Optimum FS62E MKII (Lautsprecher) - 2 Mono-Blöcke (Weiche/Verstärker) - 2 Lautsprecherkabel HS4-SO8-TTP250-BA (Tri-Wiring-Ausführung mit Basalt-Mantelung, 1,6 m, größere Längen gg. Aufpreis) |
Optionaler Service: | Einmessung/Anpassung vor Ort (gg. 3.500,00 € Aufpreis) |
Pros und Contras: | + sehr detailreiche, feinauflösende Wiedergabe + ausgezeichnete räumliche Abbildung + neutraler, verfärbungsfreier Klang + Homogenität und Natürlichkeit wie ein Breitbänder + ausgezeichnete Dynamik und Impulstreue + tiefreichender, kräftiger und konturierter Bass - ausschließlich symmetrischer Eingang |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 97/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Gehört mit: | - Accustic Arts Player I - Audio Optimum NOS-DAC 2 - Matrix Audio X-SPDIF 2 |