Home » Tests » Revival Audio Sprint 3 – Zwei-Wege Lautsprecher mit Ambition und Punch
5. Juni 2025
von Dominik Schirach
Auf den ersten Blick wirken die Sprint 3 wie ein klassischer Zwei-Wege Lautsprecher, der optisch Retro Pfade beschreitet. Doch Revival Audio entwickelte neue Chassis und ein aufgeräumtes Innenleben mit patentierten Technologien und modernen Materialien. Ein Lautsprecher mit großen Ambitionen für einen überaus fairen Preis, mit „Punch über seiner Gewichtsklasse“ betritt den Ring.

Retro-Reminiszenzen im Design, dazu moderne Materialien und Technologien: Die Sprint 3 weiß zu überraschen.
Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal bei Revival Audio ist sicherlich, dass hier eine einzelne Person ihre Vision von Lautsprechern umsetzt. Daniel Emonts ist durch seine Arbeit bei Socal und Dynaudio ein Veteran in der Audio Welt. Zusammen mit Werbeexperte Jacky Lee wurde Revival Audio 2021 aus der Taufe gehoben. Mit den Atalante-Lautsprechern hat man seit dem für einiges Aufsehen und, auch hier in der Redaktion, für Begeisterung gesorgt. Nun ist mir der Sprint-Serie der Startschuss für eine bisher zwei Modelle umfassende Serie gefallen wo für einen vergleichsweise niedrigen Preis trotzdem eine möglichst hohe Qualität geboten werden soll. Markenwerte wie die Verwendung eigens entwickelter Chassis, technischer Innovationen und der Retro-Look bleiben dabei erhalten. Gehäuse und Treiber entsprechen in Sachen Dimension und technischen Aspekten den Atalante 3. Aber man hat sich im französischen Elsass einiges einfallen lassen, um den Paarpreis auf schlanke 999 Euro zu drücken und akustisch trotzdem das Maximum rauszuholen.
Design und Optik
Verarbeitungstechnisch sind die Lautsprecher absolut tadellos und der Preisklasse angemessen. Klare Kanten, der symmetrische Korpus und die traditionelle Platzierung der Chassis sind ein klares Bekenntnis zu bewährten Audio-Grundfesten. Man erfindet das Rad nicht neu, in dem man die Form verändert, sondern die Materialien und Ausführung optimiert. Aber bleiben wir erstmal bei der Optik. Drei Ausführungen stehen zur Auswahl: Helle Eiche, Walnuss oder simples Schwarz. Diese Auswahl atmet auf jeden Fall auch den Geist klassischer Hifi-Lautsprecher und durfte für nahezu jede Wohnumgebung die passende Option bieten. An der Rückseite finden wir ein Terminal zur Aufnahme von Bananensteckern oder losen Kabelenden, sowie die Bassreflexöffnung. Die Sprint 3 kann sich sehen lassen und ist mit seiner schlichten Retro-Erscheinung irgendwie auch schon wieder ein Statement. Mir gefällt’s und ich finde vor allem die Walnuss Variante macht hier ordentlich was her und schaut in aufgeräumten, minimalistischen Setups richtig gut aus.

Der Korpus ist gradlinig gestaltet, während die Schallwand ihren ganz eigenen Stil besitzt. Die Bassreflexports können auf Wunsch mit den beiliegenden Stopfen verschlossen werden.
Vorderflügel
Sehr gut gelungen sind auch die Elytron genannten Abdeckungen für die Lautsprecherfront. Der Name ist übrigens der Biologie entliehen und bezeichnet die Deckflügel von Insekten. Diese dienen nicht dem Flug, sondern dem Schutz der eigentlichen Flügel. Also durchaus passend, wenn man sich die passgenau ausgeschnittenen, dunkeln Frontplatten ansieht. Der Tweeter wird durch eine Aussparung freigehalten. Die Stoffabdeckung des Woofers kann man bei Bedarf herausnehmen. Befestigt wird die Abdeckung wie gewohnt magnetisch und sitzt wie angegossen. Insbesondere bei den helleren Ausführungen in Eiche und Walnuss gibt es einen schönen Kontrast zum Gehäuse. Ähnlich wie beim Vorbild in der Natur erfüllen die Platten auch einen ganz praktischen Zweck. So optimieren sie die akustische Leistung der Revival Audio Sprint 3 in dem sie den Einfluss des Gehäuses auf das Klangbild minimieren. Davon mal abgesehen, sehen sie aber auch einfach unglaublich schick aus und das silberne Logo rundet den Retro-Schick perfekt ab.

Die Elytron genannte Schallwand wird magnetisch am Korpus befestigt. Sie sorgt für eine optimierte Abstrahlung von Hoch- und Tiefmitteltöner.
Revival Audio Sprint 3 – Überall einfach aufgestellt
Mit achtunddreißig Zentimetern Höhe und knapp neun Kilogramm Gewicht sind die Sprint 3 kein Koloss, aber brauchen durchaus ihren Platz. Bei der Aufstellung reich ein leichtes Eindrehen auf die Hörposition im klassischen Stereo-Dreieck. Wer sich den Speaker auf ein Board oder Regal stellen möchte findet im Lieferumfang die passenden, dämpfenden Füße zum anschrauben. Die Entkopplung vom Untergrund erledigen diese dann. Wer eine Aufstellung im Raum bevorzugt, kann zu den passenden Stands von Revival Audio greifen. Diese bringen die Speaker auf das perfekte Hörlevel, sorgen mit Spikes für sicheren und entkoppelnden Stand und sehen dabei auch noch unverschämt gut aus. Die vier Streben und das schwarze Metall verleihen ihnen einen industriellen Touch und gehen Hand in Hand mit der Retro-Optik der Sprint 3. Wie auch bei den Speakern selbst stammt das Design von der preisgekrönten Agentur A+A Coreen Design Studio.

Für die Aufstellung auf Möbeln können die beiliegenden Gerätefüße zur Entkopplung angebracht werden.
Die Tonangeber
Bevor wir uns nun ins Hörvergnügen stürzen schauen wir noch wie die Chassis aufgebaut sind. Für den Tiefmittelton sorgt ein Woofer mit achtzehn Zentimetern Durchmesser. Die Sandwich-Konstruktion aus Basaltfasergewebe hat aufgrund des Materials ein sehr gutes Verhältnis von Gewicht zu Steifigkeit und soll in dieser Preisklasse ihresgleichen suchen. Basalt ist ein interessanter Werkstoff der aus Vulkangestein extrahiert wird. Er gilt als nachhaltig und die Faserproduktion ist umweltfreundlicher als bei Karbon oder Glasfaser. Der Hochtöner ist eine klassische Gewebekalotte aus Seide, aber auch diese kommt mit einer interessanten Entwicklung von Revival Audio daher: Eine rückwärtige Antiresonanzkammer im Inneren des Speakers, die 95 Prozent des Rückschalls absorbiert und so für einen sauberen Klang sorgt. Die „Anti Resonance Inner Dome“, oder in kurz ARID genannte Kontruktion, ist patentiert und, kleiner Spoiler, scheint wirklich einiges zu bringen. Genau wie beim Atalante sorgt eine asymmetrische Sicke für ein großzügiges Abstrahlverhalten.

Eine gedämpfte Kammer hinter der Seidenkalotte soll zusätzliche Klarheit ins Signal bringen.
Klare Verhältnisse
Für den ersten Hörtest darf es heute amerikanisches Singer-Songwritertum sein. Schauspieler Josh Radnor, den meisten wohl eher als Ted Mosby bekannt, hat mit Eulogy Vol. 1 und 2 zwei sehr hörenswerte Alben aufgenommen. Im Genre wissen die Revival Audio Sprint 3 auf jeden Fall sofort was zu tun ist. Die zwei Akustikgitarren, die „NYC“ einleiten klingen warm und definiert aus den Lautsprechern. Der Gesang wird sauber in der Phantommitte platziert. Die nach der ersten Strophe einsetzenden, gedämpften Drums und der Bass werden warm und mit angenehmen Punch abgebildet. Was man in Sachen Stereo-Breite von den Revival Audio Sprint erwarten kann zeigt die Abbildung des Vier-Ton-Chors, wenn dieser sich im Post-Chorus außen zum Geschehen gesellt und die Klangbühne zur voll aufzieht. Ab dem zweiten Chorus gesellen sich auch noch Streicher und weitere Gesangsstimmen zum Arrangement. Der Proband bringt jedes Element mit Leichtigkeit und Spielfreude auf der Klangbühne unter.

Die angewinkelt verbauten Schraubklemmen sind leicht in das Gehäuse hinein versetzt. So lassen sich die Sprint 3 auch gut in Regalen verwenden.
Details so weit das Ohr reicht
Luftig und ruhig können die Testkandidaten schon mal. Wie es um die lauteren Töne bestellt ist, klärt die Metalcore-Combo Catch your breath. Nach dem ich die Jungs bei ihrer ersten Headliner-Tour in Köln live erleben durfte habe ich eine gewisse Erwartungshaltung. Das „21 Gun Salute“ startet mit einem prickelnden Bass, Synths und Klargesang von Frontmann Josh Mowery. Auch hier bereitet der Proband ab dem ersten Ton eine angenehm weite Klangbühne. Wenn im Chorus die komplette Wall of Sound los bricht bekommen alle Elemente ihren Platz. Das warme Bass-Fundament wird genauso klar abgebildet wie das eher hintergründige String-Arrangement für zusätzliche Dramatik. Metalcore-typisch müssen die Drums natürlich richtig Impact haben. Dabei hier leisten die Testkandidaten einen hervorragenden Job und schießen jeden Transienten präzise in den Hörraum. Auch Details wie ein zitterndes Tremolo-Arpeggio in der Bridge entkommt nicht. Eine Auflösung, die sich definitiv hören lassen kann.

Auch auf den optionalen Stands macht die Sprint 3 wirklich etwas her.
Referenz
Wenn man einen Lautsprecher final einschätzen will, ergibt es auf jeden Fall Sinn Musik zu hören die man richtig gut kennt. Also kommt der heißgeliebte Debut-Longplayer von Bleachers in die Rotation. „Rollercoaster“ ist nicht nur ein fantastischer Song, sondern auch eine Art Stresstest für Lautsprecher, da der Song vor Layern und Overdubs nur so strotzt. Sobald die Drums einsetzen gibt es kein zurück mehr. Und hier fällt einmal mehr die große Wärme des Klangs auf. Vor allem gemessen an den Dimensionen der Lautsprecher, ist das schon bemerkenswert. Klar ist das kein Bebenmacher, aber was der Woofer leistet ist beeindruckend. Der mehrstimmig aufgenommene Gesang und die massiven Gitarren verlangen außerdem eine klare Auflösung in den Mitten und auch die erklingen definiert und mit einer gewissen Leichtigkeit. Auf richtig hohen Lautstärken gerät das Klangkonstrukt etwas ins Wanken, da die Mitten dort etwas überbetont werden. Verzerrungen sucht man trotzdem vergebens.

Die 180-Millimeter-Treiber mit Membranen aus Basaltgewebe sorgen für punchige Bässe und definierte Mitten.
Arena-Sound
Nicht noch mehr stadiontauglicher Pop, sondern Filmsoundtracks stehen noch auf meiner Checkliste. Auch wenn ersteres auf den Revival Audio Sprint 3 richtig Spaß macht. Für den Soundtrack von Gladiator 2 hat Harry Gregson-Williams den Taktstab von Hans Zimmer übernommen, bleibt dem Sound mit einer Mixtur aus klassischen und modernen Elementen und dem gezielten Bombast allerdings treu. Auch der Dynamikumfang stimmt. Und selbst auf leise Töne reagiert der Schallwandler direkt. Das Stück „Macrinus plan“ demonstriert das gut. Milde Staccato Streicher und verstohlene Percussions schleichen geisterhaft durch den Raum, aber wecken nicht das Bedürfnis die Lautstärke zu erhöhen. Jedes Klangereignis wird sauber abgebildet und die Lautsprecher packen an den richtigen Stellen ordentlich zu. Die Hinleitung zu den großen unheilverkündenden Streichern wird dynamisch projiziert. Egal ob elektrischer oder akustischer Sound. Die Probanden machen einfach in jeder Stilrichtung eine gute Figur und lassen einen zu keinem Zeitpunkt etwas vermissen.

Die Revival Audio Sprint 3 sorgen bei jeder Musikrichtung für tollen Klang zu einem fairen Preis.
Fazit
Die Revival Audio Sprint 3 überzeugen mit tollem Klang zu einem bezahlbaren Preis. Die Regallautsprecher performen genreübergreifend auf hohem Niveau und machen vor allem bei handgemachter Musik mit starken Mitten richtig Freude. In Anbetracht der Dimensionen der Speaker ist ihr Bassfundament mit seiner warmen und punchigen Wiedergabe durchaus bemerkenswert. Die Klangbühne ist breit, und besonders Auflösung und Transiententreue wissen zu gefallen. Bonuspunkte gibt es außerdem für den Retro-Charme und das schicke Design, besonders der Frontabdeckung. Und dank der budgetschonenden Anschaffungskosten ist es außerdem etwas einfacher, sich auch die wirklich schönen Stands mit ins Haus zu holen.
Test & Text: Dominik Schirach
Fotos: Marius Bulla
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
85 of 85
84 of 85
85 of 85

Technische Daten
Modell: | Revival Audio Sprint 3 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 999 Euro (Paar) |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Helle Eiche - Walnuss - Schwarz |
Vertrieb: | B&T hifi vertrieb GmbH 02104 175560 www.bt-vertrieb.de |
Abmessungen (HxBxT): | 380 x 213 x 307 mm |
Gewicht: | 9,1 kg |
Bauart: | Zwei-Wege, Bassreflex, passiv |
Impedanz: | 6 Ohm |
Bestückung: | 1 x 28 mm Hochtöner 1 x 180 mm Tiefmitteltöner |
Mitteltöner: | 120 mm (Basalt Sandwich Konstruktion) |
Anschlüsse: | Schraubklemmen, Single-Wire |
Frequenzbereich: | 55 Hz -22 kHz (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 87 dB (Herstellerangabe) |
Empfohlene Verstärkerleistung: | 30 - 150 Watt |
Lieferumfang: | 2 x Revival Audio Sprint 3 2 x Frontabdeckungen 1 x Satz Standfüße 2 x Schaumstoff-Stopfen 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + offener, sehr gut auflösender Klang + Breite Stereo-Bühne + warmer, knackiger Bass + sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis + schicke Retro-Optik + funktionale Frontplatte - keine |
Benotung: | |
Klang (60%): | 85/85 |
Praxis (20%): | 84/85 |
Ausstattung (20%): | 85/85 |
Gesamtnote: | 85/85 |
Klasse: | Einstiegsklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |