Home » Heimkinopaket » Standlautsprecher KEF Q700 – Pointierte Effizienz mit Charakter
24. Juli 2016
von Martin Sowa
RedakteurKlanglich ist KEF ohnehin ganz weit oben mit dabei. Optisch kann man den Lautsprechern aus britischer Entwicklung ebenfalls nichts vorwerfen, wie sich in der Q-Serie wieder einmal bestätigt. Die Standlautsprecher Q700 aus der Reihe beeindrucken uns im Test mit präzisem und stilsicherem Design – oh, und natürlich auch mit mitreißendem Klang. Aber fangen wir mal von vorne an…

Schlichtes Design mit gezielten Akzenten: Die Q700 von KEF sind nicht nur klanglich top.
Mit der Q-Serie hat KEF ein Komplettprogramm im Angebot, das sowohl diverse HiFi-Setups ermöglicht und sich problemlos zu umfangreichen Heimkino-Lösungen kombinieren lässt. Verschiedene Größen, vier Ausführungen und ein passender Subwoofer sorgen dafür, dass hier so ziemlich jedes Szenario bedient werden kann. Ganz nebenbei auch noch zu absolut annehmbaren Preisen, die vor allem im Online-Bereich das ein oder andere Schnäppchen ermöglichen. Wir konnten uns aber gerade noch zurückhalten und haben uns für unseren Test auf ein Stereo-Pärchen beschränkt.
Bewährtes bleibt
Mit der Q700 beehrt uns die mittlere der drei Standboxen, bei der es sich um einen Zweieinhalb-Wege-Bassreflexlautsprecher handelt. Das übliche, irgendwo aus dem Gehäuse hinausführende Bassreflexrohr suchen wir allerdings vergeblich (die sind nur bei den Regallautsprechern der Serie vorhanden), denn in den Q700 kommen stattdessen zwei Passivmembranen zum Einsatz. Diese ergänzen den belüfteten 25-Millimeter-Aluminium-Hochtöner und den ebenfalls 165 Millimeter messenden Aluminium-Tieftöner, die sich in KEFs bewährten Uni-Q-Chassis vereinen und die ein natürliches, lebendiges und weiträumiges Klangbild versprechen. Ein cleverer Aufbau, denn so muss man nicht mehr zwangsläufig einen absoluten Sweet-Spot festlegen, sondern kann auch abseits des Referenzplatzes noch erstklassigen Klang genießen.

Der Tangerine Waveguide darf auch nicht fehlen.
Dabei verfügt der Hochtöner über eine versteifte Kalotte, die Verzerrungen aus dem hörbaren Bereich verbannt und zusätzlich mit dem „Tangerine-Waveguide“ ein breites Abstrahlverhalten für sehr präzisen Klang ermöglicht. Letzteres schützt zudem vor mechanischer Beschädigung. Für die Reproduktion niedriger Frequenzen ist der extrem leichte Aluminiumkonus mit schneller Resonanz zuständig, der sowohl sauber als auch kraftvoll zu Werke gehen und dabei auch von den internen Versteifungen des Gehäuses und dessen Volumen profitieren soll.
Gesunde Basis mit stilsicheren Akzenten
Auf den ersten Blick hat KEF die Q-Serie mit geringem Risiko designt, die klassische Kastenform des Gehäuses mitsamt schwarzer Stoffabdeckung kommt hier zum Zuge – anders, als noch in der Vorgängerserie. Unsere Testobjekte sind in weißer Ausführung gehalten, die alternativen Varianten reichen von dunkelbraunem Walnuss über rotes Palisander bis hin zu schwarzer Eiche (KEF verwendet hier übrigens ganz im Sinne des Umweltschutz recycelte Holzfasern). Auf den zweiten Blick offenbaren sich allerdings einige Details, die aus der schlichten Erscheinung ein ziemliches Schmuckstück machen. Am auffälligsten sind dabei wohl die beiden Sockel aus schwarzem Kunststoff, die im Gehäuseboden verschraubt werden und die vier schwarzen Spikes aufnehmen. Diese werden in die integrierten Gewinde eingedreht und anschließend von oben durch Abdeckungen versteckt. Also clever und edel zugleich.

Das Grunddesign der Q700 ist schlicht, die Verarbeitung wie gewohnt gut.
Etwas dezenter ist das schicke Detail in der Frontblende, bei dem es sich um einen silberfarbenen Einsatz handelt, der sein Gegenstück in der Schallwand aufgreift. Nimmt man die Stoffabdeckung nämlich ab, fällt der Blick sofort auf den sich über die komplette Breite ziehenden Streifen, der den Hoch- vom Tieftonbereich auch optisch voneinander trennt und linksbündig das Herstellerlogo trägt. Ansonsten wird die Front visuell natürlich vom Uni-Q-Chassis bestimmt, wobei speziell der Hochtöner die Blicke auf sich zieht. Das liegt am erwähnten neunrippigen „Tangerine-Waveguide“, der aus dem Hochtöner herausguckt und wesentlich zum Gesicht der Lautsprecher aus KEFs Q-Serie beiträgt. Das gilt natürlich auch für den Aluminiumkonus der Chassis, wodurch die Q700 einen futuristischen Look bekommen.

Eins der feinen Details ist der Einsatz in der Schallwand.
Mit einer Höhe von nicht ganz einem Meter sind die Standlautsprecher recht angenehm wirkende Zeitgenossen, die weit weniger besitzergreifend und auffällig auftreten als andere Vertreter ihrer Gattung. Natürlich gibt es in der Q-Serie mit den Q900 auch nochmal größere und mit den Q500 kleinere Geschwister, für durchschnittlich große Wohnräume sind die Q700 allerdings ziemlich perfekt dimensioniert. Auffällig genug, um sich der ihnen zustehenden Aufmerksamkeit sicher zu sein, aber eben auch zurückhaltend genug, wenn es darum geht, mit dem allgemeinen Wohnraumambiente zu harmonieren – wenngleich sie nicht einfach irgendwo zwischen bereits vorhandene Möbel gestellt werden sollten.

Auch in der Frontabdeckung wird Wert auf Akzente gelegt.
Bitte Abstand halten!
Bei der Platzierung gibt KEF gleich ein paar Richtlinien bezüglich der nötigen Abstände, an die man sich idealerweise halten sollte. Aber keine Sorge, wenn das mal nicht hundertprozentig machbar ist; die Q700 sind bis zu einem gewissen Maß durchaus kompromissbereit. Denn ist man ehrlich, ist es nicht in jeder Wohnumgebung ohne Weiteres möglich, beide Lautsprecher mit jeweils einem Meter seitlichem Abstand zur Wand und mindestens zwei Metern Abstand zueinander aufzustellen. Immerhin ist rückwärtig lediglich 22,5 Zentimeter Freiraum notwendig, das sollte machbar sein. Wir haben uns aber gleich mal für ein Extrem entschieden und eine der beiden Q700 in eine recht schmale Lücke zwischen Lowboard und Wand „gequetscht“. Nicht optimal, darüber brauchen wir nicht reden, aber auch noch lange kein Weltuntergang. Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken trägt die KEF-Lautsprecher in seinen Besitz aufzunehmen, sollte sich über die möglichen Aufstellungsorte dann aber trotzdem mal ein paar Gedanken machen und gegebenenfalls das Mobiliar ein wenig umstellen, um den neuen Schallwandlern ausreichend Freiraum zu schaffen.

Für Entkoppelung sorgen schwarze Spikes, die im Sockel verschraubt werden.
Etwas schwieriger könnte es beim Bodenbelag werden. Denn im Lieferumfang der Q700 sind weder Teller für die Spikes noch alternative Standfüße aus Gummi oder Silikon enthalten. Das bedeutet, dass die Lautsprecher im Prinzip erst mal nur auf Teppichboden aufgestellt werden können. Laminat, Fliesen oder Parkett sind hier einfach zu großer Gefahr ausgesetzt und auf Kratzer im Boden kann wohl jeder gut verzichten. Insofern tatsächlich etwas schade, dass KEF hier nicht entsprechende Optionen mitliefert. Was bleibt also? Freunde der Improvisation greifen in solchen Fällen gerne mal auf Münzen zurück, die unter die Spikes gelegt werden. Dabei sollte man dann allerdings auch darauf achten, für alle acht Spikes die gleiche Münze zu verwenden und nicht den Inhalt des Portemonnaies bunt durcheinander zu würfeln – ansonsten erfüllen die Spikes ihren Zweck nämlich nicht mehr zu 100 Prozent. Wer als Freund der bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten kein Kleingeld im Haus hat, kann theoretisch auch mit etwas dickeren (Fuß-)Matten arbeiten – aber die Ästhetik bleibt dann natürlich ein wenig auf der Strecke. Optisch ansprechender und dementsprechend beliebt sind Granitplatten, die den Boden schützen und den Q700 sowohl sicheren Stand als auch in gewisser Weise eine Bühne bieten. Wer hingegen ein eher schlichtes Fundament bevorzugt, bekommt im Onlinehandel problemlos und relativ günstig (ca. 4-5 Euro) Bodenschutz-Tellerchen, auf denen die Spikes platziert werden können.

Die Spikes eignen sich allerdings nur für Teppichboden, eine Alternative für Parkett oder Laminat gibt es leider nicht.
So viele Möglichkeiten
Auf der ansonsten schlicht gehaltenen Rückseite ist das Anschlussterminal mit den vergoldeten Schraubklemmen klassisch im unteren Bereich der Q700 platziert. Hier bieten sich diverse Optionen, neben Single- und Bi-Wiring ist nämlich auch Bi-Amping möglich. Der Unterschied ist schnell erklärt, die beiden Wiring-Varianten erfolgen beim Anschluss an einen Verstärker, beim Bi-Amping kommen deren zwei zum Einsatz. Das Single-Wiring ist sozusagen die Standardvariante, hier wird ein Lautsprecherkabel vom Anschluss des Verstärkers zu dem des Lautsprechers gezogen. Sind wie bei der Q700 zwei Paar Kabelklemmen vorhanden, wird das untere Paar genutzt. Häufig sind die beiden Klemmenpaare dann sichtbar über eine Brücke miteinander verbunden, im Falle der Q700 sind stattdessen allerdings nur zwei Drehregler zu sehen, die im Uhrzeigersinn gedreht werden – beim Bi-Wiring ist natürlich das Gegenteil der Fall, denn hier muss die direkte Verbindung zwischen den Klammen natürlich aufgehoben werden. Bei dieser Variante werden nämlich zwei Lautsprecherkabel verlegt, die dann den Hochton- und den Tieftonzweig des Lautsprechers getrennt voneinander versorgen. Voraussetzung dafür ist natürlich ein zweites Paar Kabelklemmen sowohl am Lautsprecher und am Verstärker. Der Vorteil der getrennten Ansteuerung soll ein verbessertes Klangbild sein, da sich die Zweige nicht „in die Quere“ kommen können. Wer davon jetzt zum ersten Mal gehört hat: Machen Sie sich darum nicht zu viele Gedanken und schließen Sie die Q700 erst mal „ganz normal“ an.

Das hochwertige Anschlussterminal der Q700 erlaubt Single- und Bi-Wiring sowie Bi-Amping.
Zielsicher und reaktionsschnell
Die Q700 beherrschen so ziemlich jede Musikrichtung und spielen, je nachdem, ob sie es gerade mit reduzierten Arrangements oder komplexen Kompositionen zu tun haben, ihre vielfältigen Stärken ganz gezielt aus. Lediglich massiv pumpender Bass gehört nicht zum ansonsten umfassenden Wiedergabe-Portfolio der Lautsprecher. Macht aber nichts, wir wollen schließlich Musik hören und nicht einfach nur Krach machen. Und deshalb darf Chris Rea mit „I Can Hear Your Heartbeat“ direkt mal zeigen, wie gut die KEF-Lautsprecher die markante, tiefe Stimme mit der Melodie des Titels vereinbaren können. Schnell stellt sich hier fest: Sehr gut können sie das und noch dazu völlig problemlos. Die bereits erwartete Räumlichkeit macht sich sofort bemerkbar. Eine breite Bühne füllt den Raum und obwohl alles extrem voluminös wirkt, lassen sich die einzelnen Instrumente und Parts klar und deutlich voneinander trennen, ohne dabei isoliert zu wirken. Der Eindruck wird sofort bestätigt, als mit „Postlude“ von Razz wesentlich aktuellere Musik aus den Boxen strömt. Auch hier zeigt sich die Flexibilität und vor allem die schnelle Reaktionsfähigkeit der KEF-Lautsprecher, denn die abrupten Wechsel – sowohl der Instrumentalparts als auch der zwischen sanft und rau pendelnden Stimme von Sänger Niklas Keiser – fließen wie aus einem Guss und sorgen für ein wunderbar abgestimmtes akustisches Ambiente.

Selbstverständlich kommen die bewährten Uni-Q-Chassis zum Einsatz.
Beeindruckend ist vor allem, wie gut es die Q700 verstehen, einerseits Agilität und dynamische Melodien mit andererseits sehr trockenem, druckvollem Tiefton zu vereinen. Das zeigt sich beim Wechsel zu ungleich härteren Genres, in dem beispielsweise „Tool“ zuhause sind und mit dem Drum-Intro von „Ticks And Leeches“ ganz andere Klänge anschlagen. Es wird rauer – und trotzdem verlieren die KEF-Lautsprecher auch hier nicht einmal ansatzweise Kontrolle oder Übersicht, sondern gehen das kraftvollere Tempo einfach mal mit. Selbst das schon leicht ins Schrille tendierende „Wild Eyes“ von Parkway Drive verursacht den schlichten Britinnen keinerlei Schwierigkeiten, so dass die Q700 sich sogar als ernstzunehmende Kandidaten für die Reproduktion härterer Heavy-Metal- und Hardcore-Tracks empfehlen – angesichts ihrer hübschen Erscheinung nicht unbedingt der erste Gedanke.

Der Tieftöner sorgt für knackigen und trockenen Bass.
Fazit
Schlichtes und akzentuiertes Design, absolut vertretbarer Preis und ein sehr prägnanter Klang zeichnen die Q700 aus, die als mittelgroße Standlautsprecher die Q-Serie von KEF würdig vertreten. Die mit viel Erfahrung entwickelte und bis ins Detail durchdachte Konstruktion macht sich absolut bezahlt und setzt Maßstäbe in ihrer Preisklasse. Wer keinen aggressiven Tiefton möchte und stattdessen Wert auf Präzision und ein absolut stimmiges Gesamtbild legt, bekommt hier genau das Richtige geboten.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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94 of 100

Technische Daten
Modell: | KEF Q700 |
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Produktkategorie: | 2,5-Wege-Standlautsprecher |
Preis: | ca. 1500,00 Euro/Paar |
Garantie: | - 2 Jahre - 5 Jahre (bei Registrierung) |
Ausführungen: | - Weiß - Eiche Schwarz - Palisander - Walnuss |
Vertrieb: | GP Acoustics, Essen Tel.: 0201 / 170390 www.kef.com |
Abmessungen (HBT): | 967 x 325 x 312 mm (inkl. Sockel) |
Gewicht: | 17,2 Kg / Stück |
Prinzip/Bauart: | 2,5-Wege/Bassreflex |
Chassis: | - 25-mm-Aluminium-Hochtöner - 1x 165-mm-Aluminiumtieftöner - 2x 165-mm-Aluminium-Passivmembran |
Anschluss: | - Bi-Wire-Schraubklemmen |
Lieferumfang: | - Zubehörpaket - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - Uni-Q-Chassis - vorbildliches Anschlussterminal - makellose Verarbeitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,2 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |