Home » Rezensionen » Life of Crime – Wer hätte das gedacht?
27. November 2014von Martin Sowa
RedakteurEs mag in so mancher Beziehung kriseln, aber wie schlimm muss eine Ehe eigentlich sein, damit man sich als Opfer einer Entführung sogar freut?
Im Detroit des Jahres 1978 sind die Kleingangster Ordell Robbie (Yasiin Bey) und Louis Gara (John Hawkes) gerade aus dem Knast gekommen und planen gleich den nächsten Job – dieses Mal den Coup ihres Lebens. Eine Entführung soll es werden, das Ziel ist Margaret „Mickey“ Dawson (Jennifer Aniston), die hübsche Frau des ebenso fiesen wie reichen Geschäftsmannes Frank Dawson (Tim Robbins). Ihre Ehe ist allerdings alles andere als harmonisch, denn der egozentrische Frank macht seiner Frau das Leben tagtäglich zur Hölle. Als Frank sich gemeinsam mit Sohnemann Bo auf eine Geschäftsreise begibt, nutzen Ordell und Louis ihre Chance und kidnappen die alleine zuhause gebliebene Mickey.
Mit der Geisel im Gepäck fordern sie gleich ein üppiges Lösegeld von ihrem Mann. Der befindet sich jedoch mit seiner Geliebten Melanie (Isla Fisher) auf den Bahamas und hat nur wenig Interesse daran, seine Frau und Mutter seines Sohnes zu retten – wer hätte das gedacht?
Das wiederrum gefällt nun aber der mit ihrem Leben ohnehin (zu Recht) unzufriedenen Mickey gar nicht und so beschließt sie, sich mit der Hilfe ihrer Entführer an ihrem Mann zu rächen.
Als wäre das noch nicht kompliziert genug, sind die Charaktere in dieser Adaption von Elmore Leonards „The Switch“ (interessanterweise auch der Originaltitel der Komödie „Umständlich verliebt“, ebenfalls mit Jennifer Aniston) durch die Bank sehr widersprüchliche Zeitgenossen. Allen voran der übergewichtige, trottelige Richard (Mark Boone Junior), der als Handlanger für Ordell und Louis arbeitet. Dass Ordell schwarz ist, ist Richard dabei offenbar egal, obwohl er sich gerne mit rassistischen Devotionalien umgibt. Weil ihm seine Komplizen aber in ihrer Naivität und Trotteligkeit in kaum etwas nachstehen, bleibt die sich immer länger hinziehende Entführung amüsant und die Coolness von Yasiin Bey sowie die Liebenswürdigkeit von John Hawkes sorgen dafür, dass die Sympathien ganz klar auf Seiten der eigentlich bösen Jungs liegen.
Wer übrigens „Jackie Brown“ von Quentin Tarantino gesehen hat, wird in Ordell und Louis alte Bekannte wiedererkennen – Life of Crime erzählt sozusagen ihre Vorgeschichte. Zwar verkörpern hier andere Schauspieler die Rollen, aber wie bereits erwähnt sind die vielseitigen John Hawkes und Yasiin Bey (vielleicht noch besser bekannt als Mos Def) keineswegs eine schlechte Besetzung. Ganz im Gegenteil sorgen sie gemeinsam mit der einmal ganz anders weil wandelbar auftretenden Jennifer Aniston für sehr gute Unterhaltung. Die wendungsreiche Handlung lässt bis zum Schluss keine Langeweile aufkommen und sorgt immer wieder für Überraschungen.
Fazit
Das üblicherweise recht zähe Entführungsthema wird in Life of Crime durch die größtenteils trotteligen Figuren und ihr überaus kompliziertes Beziehungsgeflecht auf sehr komische Art aufgelockert. Mit den Hauptdarstellern Aniston, Bey und Hawkes hat sich Regisseur und Drehbuchautor Daniel Schechter ein perfekt harmonierendes Trio ins Boot geholt.
„Life of Crime“ ist auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Constantin Film erhältlich.
Genre
Thriller/Komödie
Laufzeit
ca. 99 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Daniel Schechter
Cast
John Hawkes, Yasiin Bey, Jennifer Aniston, Tim Robbins, Will Forte, Isla Fisher, Charlie Tahan, Mark Boone Junior