Home » Tests » HiFi/Stereo » Yamaha Soavo NS-F901 – Diese Lautsprecher braucht die Musik
12. April 2015
von Martin Sowa
RedakteurFür den Aufbau der beiden Yamaha NS-F901 musste ich zuerst ein paar Kartons mit vor knapp 15 Jahren gekauften CDs zur Seite räumen. Aber warum nur von A nach B tragen, wenn ich sie doch bei der Gelegenheit auch mal wieder anhören kann. Aber das war keine gute Idee: sofort macht sich Frust breit, weil ich plötzlich merke: Hätte ich bereits damals solche Lautsprecher gehabt, wären mir wohl nicht so viel musikalischer Detailreichtum und audiophile Brillanz entgangen.

Optisch und klanglich überragend: Yamahas Soavo NS-F901 holen das Beste aus der Musik heraus.
Heutzutage wird Musik ja zunehmend ohne physischen Datenträger gekauft, den zahlreichen Download-Angeboten sei Dank. Vor knapp 15 Jahren allerdings war die CD mein Mittel der Wahl, wenn es um neue Musik ging. In den letzten Jahren wurde die platzraubende Sammlung der runden Silberlinge aber fast komplett durch ihre digitalen Geschwister ersetzt. Weggeschmissen habe ich aber nichts und kürzlich bin ich wieder über einen Teil der guten Stücke gestolpert, als ich ein wenig Platz für die beiden Yamaha-Lautsprecher geschafft habe. In einem Karton lag unter anderem das Album „Angel Delivery Service“ der bayrischen Metal-Band „Emil Bulls“, das ich irgendwann im Jahr 2000 gekauft hatte und das seitdem zu meinen Lieblingsalben gehört. Allen voran die beiden Singles „Smells like Rock’n’Roll“ und „Leaving you with this“ sind für mich immer noch das Paradebeispiel für den perfekten Kontrast zwischen einfühlsamen Strophen und melodiegerechtem aber dennoch hartem Refrain. Genau das richtige also, um den NS-F901 mal direkt ohne großes Tamtam im Vorfeld auf den Zahn zu fühlen.
Eigentlich dachte ich ja, dass ich auch vor eineinhalb Jahrzehnten dank Dauerschleife alles gehört hatte, was „Angel Delivery Service“ zu bieten hat. Dem war offenbar nicht so, denn über die NS-F901 klingt das Album irgendwie ganz anders – voluminöser, detailreicher, krachender, besser! Die virtuelle Bühne wird äußerst großzügig gezeichnet und die Platzierung der einzelnen Instrumente und des Gesangs gelingt spielend einfach und genau auf den Punkt. Zuletzt hatte ich das Album nur ein paar Mal als MP3 unterwegs gehört und erst jetzt fällt mir wieder ein, wie viel Wert die Emil Bulls auf Melodie und kleine Details legen. Richtig, „legen“, denn auch wenn die Band vielleicht nicht jedem etwas sagt, haben sie sich in den letzten 15 Jahren beharrlich im Musikbusiness behauptet und hauen weiter in hoher Schlagzahl neues Material raus. Momentan sind sie übrigens bis zum 25. April auf Deutschland-Tour, das aktuelle Album (das achte(!) seit „Angel Delivery Service“) trägt den Titel „Sacrifice to Venus“. Auch das darf natürlich im Hörtest – sozusagen für den Vergleich von früher zu heute – nicht fehlen. Richtig gut kommt dabei die hymnengleiche Single „The Age of Revolution“ rüber, die knallharte Gitarrenriffs auf druckvollem Rhythmus mit teilweise mehrstimmigem Gesang in Einklang bringt und über die NS-F901 tatsächlich diese allumfassende Atmosphäre heraufbeschwört, die Hymnen eben so an sich haben. Und das Ganze mit einem Pegel nur knapp über Zimmerlautstärke!
Die Spezialität? Alles!
Allerdings frage ich mich auch, wie die NS-F901 wohl klingen, wenn das druckvolle Grundgerüst aus dem Metal fehlt. Also krame ich einen weiteren, älteren Titel heraus und spiele mit „A Thousand Miles“ das einzige Stück, mit dem es die amerikanische Sängerin Vanessa Carlton in die deutschen Single-Charts geschafft hat. Hier dominiert ihr rasant-flüssiges Pianospiel das musikalische Erscheinungsbild und auch mit den schnellen Melodieläufen in höheren Oktaven haben die Yamaha-Lautsprecher überhaupt kein Problem. Weder verschlucken sie irgendwo einen Ton noch verlieren sie an Präzision.
Das finde ich erst einmal erstaunlich und lege mit „Miss Blue“ des schwedischen Sängers Vincent noch einmal nach – der Pop/Dance-Titel hat 2007/2008 schließlich so manches Koffer- und Autoradio zum knistern und knirschen gebracht. Doch die NS-F901 nehmen die Herausforderung nur lässig an und weisen so ganz nebenbei darauf hin, dass dieser eher seichte Song vom Typ Sommerhit tatsächlich auch nach richtiger Musik klingen kann.
Bei dem Stichwort ist natürlich klar, dass ich dann doch nochmal wissen will, welche Details sich noch in Tracks verstecken, die ich ohnehin als sehr komplex kenne und genau so noch im Ohr habe. Zeit also für das Album „Lateralus“ von Tool. Besonders während des Intros des Titeltracks zeigen die Yamaha-Boxen ihr großartiges Potenzial. Oftmals hört sich diese Stelle nur so an, als würde es langsam immer lauter. Die Soavo NS-F901 erwecken allerdings tatsächlich den Eindruck echter räumlicher Tiefe (aus diesem Grund eignen sich die beiden Standlautsprecher auch hervorragend als Teil einer Surround-Anlage fürs Heimkino). Die Melodie der Gitarre spielt schön klar im Vordergrund, gleichzeitig nähert sich die Rhythmusfraktion langsam aus dem Hintergrund wie ein heranziehendes Gewitter. Bei dieser grandiosen Vorstellung spielt natürlich auch das Bassreflexrohr in der Front der mächtigen Dreiwege-Lautsprecher eine tragende Rolle und sorgt dafür, dass die NS-F901 völlig mühelos das plötzliche Tempo der brachialen Gitarrenfront mitgehen, um kurz darauf wieder abrupt in die nun vom melodiösen Gesang dominierte Strophe zu wechseln. Dabei vergessen sie allerdings nicht die im Hintergrund eingestreuten Riffs, die nur bei mit Detailverliebtheit glänzenden Lautsprechern zur Geltung kommen.

Das Bassreflexrohr unterstützt die beiden Tieftöner für eine grandiose und druckvolle Wiedergabe.
Gelungenes Design mit hochwertigem Material
Während ich weiterhin begeistert zuhöre, nehme ich die Schmuckstücke genauer in Augenschein, um auch mal aus der Nähe auf Details achten zu können. Das kann übrigens auch ohne musikalische Untermalung tun, denn die beiden schwarzen Lautsprecher fallen auch optisch gleich mehrfach positiv auf. Die Form des Korpus ist nicht im klassischen und mitunter recht langweiligen Kastenformat gehalten, sondern zeigt mit abgeschrägten Trapezlinien Individualität. Die Gestalt sorgt auch dafür, dass die Lautsprecher trotz ihrer nicht unbedingt schmalen Ausmaße (106 Zentimeter hoch) und immerhin 30 Kilogramm Gewicht nicht zu mächtig oder dominant wirken.

Das abgeschrägte Trapezdesign kaschiert, dass die NS-F901 tatsächlich ziemlich wuchtig sind.
Die tiefschwarze Lackierung ist hochglänzend und so perfekt, dass sich das Fotografieren für diesen Test als äußerst komplizierte Angelegenheit herausstellte – der Hang zur Spiegelung ließ ständig die eigentlich anvisierten Details verschwinden.
Die Bodenplatte ist standardmäßig mit Gummifüßen zur Entkopplung versehen (diese sind höhenverstellbar oder auf Wunsch auch durch Spikes zu ersetzen), der Korpus schwebt sozusagen darüber. Solche Details gefallen mir persönlich immer sehr gut. Auch der Aluminiumhochtöner hinter seinem feinen, schwarzen Drahtgitter macht ordentlich was her, zumal die ihn umgebende silberfarbene Zierplatte selbstbewusst auf den Hingucker hinweist.
Die beiden Tieftöner und der Mitteltöner wollen da allerdings auch nicht zurückstecken und beeindrucken auch optisch durch die schneeweißen Membranen. Vor allem im Kontrast zur tiefschwarzen Lackierung macht sich das Zusammenspiel sehr gut, so dass die deutlich dezentere schwarze Stoffabdeckung bei uns gar nicht zum Einsatz kommt. Wer darauf allerdings nicht verzichten möchte, kann die Frontblende dank der magnetischen Halterung ganz einfach anbringen.

Die Gummifüße unter der Bodenplatte können auch gegen Metallspikes ausgetauscht werden.
Anschluss wie Sie wollen
Auch der Anschluss funktioniert denkbar einfach, entweder auf die bekannte Art und Weise oder auf Wunsch sogar per Doppelkabel. Der Unterschied ist schlicht, dass beim Doppelkabel das vorab angebrachte Jumperkabel (das blaue Kabel, das die Anschlussklemmen miteinander verbindet) entfernt werden muss, damit die insgesamt vier Adern des Doppelkabels an jeweils einer Klemme an Lautsprecher und Verstärker Anschluss finden. Routinierte HiFi-Fans werden ohnehin wissen, wie das funktioniert, für Laien legt Yamaha allerdings auch eine detaillierte Anschlussanleitung bei. Wer mit dem Begriff Doppelkabel nichts anfangen kann: Kein Problem, lassen Sie das Jumperkabel einfach an seinem Platz und bestücken Sie nur eine der doppelt vorhandenen Klemmen. Dazu wird der Drehknopf der Klemme gelöst, bis Sie das abisolierte Ende des Lautsprecherkabels in die nun sichtbare Öffnung stecken können. Anschließend wird der Drehknopf wieder festgeschraubt. Beim Anschluss per Bananenstecker wird dieser ganz einfach in den festgeschraubten Drehknopf gesteckt.

Anschluss an die Schraubklemmen gibt es konventionell mit Jumperkabel, Doppelkabel oder Bananenstecker.
Fazit
Was soll man lange drum herum reden: Wenn ein Lautsprecher-Paar dafür sorgt, dass man sich quasi einmal quer durch seine Musiksammlung hört (die zugegebenermaßen in meinem Alter noch nicht ausschweifend groß ist), weil man immer wieder neue Details entdeckt, müssen es schon verdammt gute Boxen sein. Die Yamaha Soavo NS-F901 sind genau das. Klanglich überragend in allen Bereichen und mit einer dazu passenden Optik bleibt wahrlich kein Wunsch offen. Einzig der natürlich relativ üppige (aber nicht übertriebene) Stückpreis von ca. 1.700 Euro dürfte der Grund sein, warum diese Lautsprecher nicht flächendeckend Einzug in die Wohnzimmer halten.
Test, Text und Fotos: Martin Sowa
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Yamaha Soavo NS-F901 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | ca. 1.700 Euro / Stück |
Ausführungen: | - Piano Black - Piano White |
Vertrieb: | Yamaha, Rellingen Telefon: 04101 / 30 30 www.yamaha.de |
Abmessungen (HBT): | 1.060 x 270 x 425 mm |
Gewicht: | 30,7 kg/Stück |
Bauart: | Drei-Wege-Bassreflex |
Hochtöner: | 3 cm Aluminium-Kalotte |
Mitteltöner | 13 cm Advanced PMD-Konus |
Tieftöner: | 2 x 16 cm Advanced PMD-Konus |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |