Home » Tests » HiFi/Stereo » Regal-Lautsprecher KEF Reference 1 – Meisterwerk aus Maidstone
2. September 2015
von Volker Frech
RedakteurSo schürt man Erwartungen: KEF präsentiert nach acht Jahren eine neue „Reference“-Serie. Unter diesem Name bauen die Briten seit über vier Dekaden Schallwandler mit maximalem Anspruch und legendärem Ruf. Nun also die neueste Generation. Wir haben uns aus dieser Reihe die „Reference 1“ ausgesucht. Wird die kleine Kompaktbox dem großen Namen gerecht?
Geschichte und Gegenwart
Mit seinen Reference-Modellen hat KEF Geschichte geschrieben – etwa beim Edinburgh Festival 1980: Für eine Aufführung des „Te Deum“ von Hector Berlioz wurden die Orgelklänge aus der St. Mary’s Cathedral in die weit entfernte Usher Hall gefunkt, wo der Dirigent Claudio Abbado das Konzert leitete – und die Orgel entfaltete hier ihre Urgewalt über sage und schreibe 38 Modelle der damals aktuellen Reference 105! Ein früher „Mehrkanal“-Einsatz eines Schallwandlers, der eigentlich für die Stereo-Wiedergabe konzipiert war.
Heute scheint KEF die Sache genau anders herum aufzuziehen: Die aktuelle Reference-Reihe (bitte nicht mit der R-Serie von KEF verwechseln!) wartet mit insgesamt sechs Modellen auf, zu der „1“ als Rear gesellen sich zwei Standlautsprecher, zwei Centerlautsprecher und ein Subwoofer. Diese Reference-Reihe ist also durchaus mit Blick auf den Heimkino-Markt konzipiert; aber der Anspruch von KEF ist seit 1973, als computergestützte Mess- und Analyseverfahren die Lautsprecherkonstruktion revolutioniert haben und damit die „Reference“-Tradition begründet wurde, ausgesprochen audiophil geblieben: Die Engländer streben nach der perfekten Wiedergabe. Das ist ein High-End-Anspruch, und in dieser Liga spielt auch die kleine Reference 1. Wir haben hier einen Schallwandler vor uns, der in der preiswertesten Version knapp 7.000 Euro pro Paar kostet. Dieser Lautsprecher muss also auch in der reinen Stereo-Wiedergabe überzeugen – und genau so haben wir diese Kompaktbox getestet.
Reference 1: Verarbeitung und Design
Erst einmal haben wir die Reference 1 aber ausgepackt und begutachtet – schon hier merkt man gleich, dass KEF mit dieser Kompaktbox ein Kleinod liefert. Außenkarton, Innenkarton, Formschaumteil, Schaumstoff-Folie – und dann ist die „Reference 1“ noch in eine Stoff-Beutel gehüllt, von innen extraweich gefüttert. Wie man sie am besten Ihrer Verpackung entledigt, wird sogar in der Bedienungsanleitung erklärt.
Ist der Blick auf die Box erst mal frei, fällt zuallererst die hochwertige Anmutung dieses Schallwandlers auf. Das ist kein Wunder: KEF hat hier von vorn bis hinten teures Material verbaut, das strahlt seinen Wert halt auch aus und schlägt sich ebenso im Gewicht nieder: Gut 18 Kilo bringt die Reference auf die Waage. Firmen- und Typenbezeichnung sind auf der Front dezent platziert und eben nicht inszeniert – das zeugt von Stil. Und diese Front sorgt auch direkt für die Assoziation „Edel-Metall“, zum einen durch die gebürstete Aluminium-Oberfläche, zum anderen durch die ebenfalls aus Alu gefertigte obere Lautsprechereinheit. Sie ist bei einem unserer Test-Lautsprecher leider nicht ganz stimmig eingelassen. Wir gehen davon aus, dass dies bei fabrikneuen Lautsprechern nicht der Fall ist; unser Modell ist offenbar schon durch einige Tester-Hände gegangen.
Ansonsten gibt es nichts zu mäkeln, ganz im Gegenteil: Am Anschlussterminal darf sich die Konkurrenz ein Beispiel nehmen (später mehr dazu), und die Verarbeitung des Furniers ist vom Allerfeinsten: Unser Modell hat Walnuss-Wangen, das Echtholz ist in seiner Maserung bei jeder Box durchgängig und bei beiden Boxen aufeinander abgestimmt. Alternativ bietet KEF eine Lackierung in „Luxury Bloss Rosewood“ und „Piano Schwarz“ – so sieht die Reference noch edler aus, sie wirkt dafür aber auch deutlich kühler; also eher was für ein modernes, stylishes Wohnambiente. Zwei weitere traumhafte Speziallackierungen gibt es leider nur für die großen Standboxen: „Blue Ice White“ und „Copper Black Aluminium“; hier ist dann die Hochton-/Mittelton-Einheit als optischer Akzent eingefärbt – eben in Blau oder Kupfer – und alle weiteren Chassis sind gemäß dem Gehäuse in schwarz oder weiß gehalten. Das ist ein optisches Spektakel! Große Bitte an KEF: Bietet diese Versionen auch für die anderen Modelle der Reihe an!
Die Lack-Varianten mildern nämlich auch den überaus kastigen Charakter dieser Box: In Zeiten, in denen die Produktwelt auf sanfte Rundung getrimmt ist, zeigt KEF klare Kante. Die Reference ist damit alles andere als ein unauffälliges Klangmöbel. Das liegt aber auch an den Dimensionen: Die Kleinste der Reference-Serie ist nämlich gar nicht klein. Mit den Maßen 440 x 205 x 430 Millimeter erweist sie sich als durchaus raumgreifend – erst recht, wenn man die Reference freistehend aufstellt. Hierfür hat KEF natürlich den passenden optionalen Ständer parat, er bietet mit den bequem von oben höhenverstellbaren Spikes und einer integrierter Wasserwaage zur Ausrichtung der Box zwei Features, die man sich als Standard für Ständer wünscht.
Klang auf den Punkt gebracht: Uni-Q
Kommen wir endlich zu den Klangerzeugern. Der Hingucker und Interesse-Wecker der Reference ist natürlich die obere Lautsprecher-Einheit: Hier residiert der Koaxial-Treiber „Uni-Q“. Dieses Chassis ist nicht nur das Herzstück der Reference, sondern auch der Stolz von KEF: Der Hochtöner sitzt mitten im Mitteltöner, dieser Doppelwandler funktioniert somit wie eine Einpunkt-Schallquelle. Das ist ja schlichtweg das Ideal einer Wiedergabe: Der Schall soll von einem einzigen Punkt kommen und sich als Kugelwelle im Raum ausbreiten, so dass der Hörbereich gleichmäßig von einem natürlichen Klangfeld beschallt wird. So leicht dieses Ideal zu formulieren ist, so schwer ist es zu realisieren. Die Lautsprecher-im-Lautsprecher-Konstruktion stand lange Zeit vor dem Problem, dass der Höchtöner nicht klein genug gebaut werden konnte, um im Mitteltöner Platz zu finden. KEF hat hier Pionierarbeit geleistet, die Uni-Q ist die bekannteste und wohl auch berühmteste Entwicklung der Kent Engineering & Foundry aus Maidstone. Nach über 20-jähriger Arbeit an dieser Punktschallquelle strahlt uns nun in der Reference die neueste Version dieses Koaxial-Chassis an: Ein 25 Millimeter-Aluminium-Hochtöner mit aufgesetztem „Tangerine Waveguide“ (er soll für eine breite, also weniger gebündelte Abstrahlung der hohen Töne sorgen) arbeitet im Zentrum eines 125-mm-Mitteltöners. Dessen Alu-Membran ist nicht nur schwingende Fläche, sondern dient zugleich als Schallführung für den Tweeter, hierdurch haben Hoch- und Mitteltöner ein sehr ähnliches Abstrahlverhalten. Der Doppelwandler ist in einen weiteren Waveguide eingelassen, dieser „Shadow Flair“ soll für einen sanften, bruchlosen Übergang zur Schallwand sorgen und die Beugungen des Schalls an der Kanten der Front mildern.
Nun hat die Uni-Q aber nicht nur für Vorteile: Durch die koaxiale Bauweise fällt die Membranfläche des Mitteltöners klein aus, er kann dadurch nur wenig Luftvolumen bewegen und somit kaum tiefere Töne erzeugen. Damit ist klar: Ein weiterer Lautsprecher für die tieferen Frequenzen ist unerlässlich. Ab 350 Hertz abwärts, also ab dem unteren Mittenbereich, übernimmt ein ebenfalls von KEF entwickelter 165-Millimeter-Wandler die Arbeit und macht die Reference 1 zur Drei-Wege-Box. Die legierte Aluminium-Membran ist als flachgehaltener Konus konzipiert; seine ebenfalls schwarze Einfassung führt diese Formung bis zur Frontplatte weiter – hier setzt sich fort, was schon beim „Shadow Flair“ anklang: KEF verfolgt die Philosophie, dass Unebenheiten auf der Oberfläche für akustische Störungen sorgen, und so haben die Entwickler große Vertiefungen auf der Schallwand nach Möglichkeit vermieden und unvermeidliche Vertiefungen mit sanften Übergängen abgemildert.
Rundgang um die Reference
Mit solchem Ideenreichtum geht es bei Reference auch weiter: Egal, welches Detail dieser Box man betrachtet – es steckt immer eine Innovation oder eine ausgeklügelter Gedanke dahinter. Die Schallwand? Ja, gebürstetes Aluminium; aber eigentlich ist die Front insgesamt ein Verbund-Einheit aus Aluminium und Kunstharz-Komposit. Dieser Sandwich-Aufbau soll der Schallwand jegliches Schwingen austreiben. Und damit die Front ohne akustisch und optisch störende Befestigungen auskommt, wird die Schallwand über Gewindestangen von hinten mit dem Gehäuse verschraubt – damit wäre auch das Geheimnis der vier Gummikappen auf der Rückseite gelöst. Diese Rückseite hat aber nun wirklich viel Spektakuläreres als Plastiknippel zu bieten.
Traum-Terminal als Anschlussfeld
So ein Terminal bekommt man nicht jeden Tag zu sehen: Offenbar war KEF nichts auf dem Markt gut genug, so dass die Briten alles selbst entwickelt haben – und wie! Die Aufnahmen für Litze, Bananenstecker oder Kabelschuhe wirken wie glänzende, verchromte Nobel-Armaturen, und ähnlich komfortabel lassen sich die Flügelschrauben auch festziehen und lösen: Sie bewegen sich butterweich in ihren Gewinden – so leicht und entspannt kann das Anschließen der Kabel sein! Jede dieser massiven Flügelmuttern wiegt übrigens 200 Gramm. KEF hat jeweils vier davon in jedes Terminal verbaut, die Reference ist also Bi-Wiring- und Bi-Amping-fähig, aber sie kann selbstverständlich auch schlicht „normal“ angeschlossen werden, also mit einem Kabelpaar an einen Verstärker. Für diese Wahlmöglichkeit hat KEF nun den Komfort auf die Spitze getrieben: Wo andere Hersteller profane Brücken einsetzen, um die Klemmen kurzzuschließen, wird hier der Kontakt bei KEF mit einem sanften Drehen an zwei zusätzlichen Edelschrauben hergestellt. Einfach, praktisch, vorbildlich.
Tiefton nach Maß
Direkt über dem Anschlussfeld sitzt die Öffnung des Bassreflex-Systems; und auch hier geht KEF eigene Wege: Ein Stutzen führt in das Gehäuse – aber nicht etwa gerade hinein, sondern, strömungsoptimiert, leicht schräg. In diesen Stutzen setzt man nun eine von zwei mitgelieferten Röhren aus weichem Schaumstoff ein; die eine ist zwölf Zentimeter lang, die kürzere sieben Zentimeter. Was bewirkt nun der Austausch dieser unterschiedlichen Ports? Mit ihnen wird die Charakteristik der Basswiedergabe im Bereich des tiefen und mittleren Basses verändert. So können Sie den Tiefton an Ihren persönlichen Geschmack, aber auch an Ihren Raum anpassen. Mit dem kurzen Rohr spielt die Box ohne Absenkung weit in den Bassbereich hinab, dann fällt der Basspegel aber steil ab. Dieser Port sorgt für einen fetteren Tiefton mit mehr Punch und bietet sich an, wenn Sie die Box fern von den Raumwänden aufstellen; KEF empfiehlt das Kurzrohr zusätzlich bei holzverkleideten Wänden. Mit dem langen Port ist der Abfall des Basses viel sanfter und nicht so stark, er beginnt dafür aber deutlich früher bei etwa 100 Hertz. Der Bass der Box wirkt dadurch ausgewogener, weniger fett, dafür aber konturierter. Diese Lösung empfiehlt sich bei wandnaher Aufstellung der Reference. Was besser passt und gefällt, müssen Sie einfach ausprobieren – allerdings: Der Port-Wechsel fällt nicht ganz leicht. Das kürzere Rohr hat, warum auch immer, eine dickere Wulst, und nun muss man schon ein wenig Kraft aufwenden, um auf dieses Rohr den abschließenden „Deckel“ aufzusetzen und mit seinem Bajonettverschluss zu arretieren. Dieser flanschartige Deckel hält übrigens nicht nur das Rohr im Stutzen, er ist zugleich die bruchlose Fortführung und der Abschluss des Bass-Reflexrohr-Systems. Hier strömt die Luft nach draußen, und zwar nach hinten. Das hat einen entscheidenden Vorteil – und damit sind wir auch schon bei der Aufstellung und Positionierung.
Anspruchsvolle Aufstellung
Bleiben wir bei dem Vorteil der rückseitigen Bassreflex-Öffnung: Die Mittenanteile, die hinten ausgestoßen werden, können vorne nicht das Klangbild verfärben. Das setzt allerdings voraus, dass die Box frei steht und nicht im Regal. Natürlich kann man die Reference zwischen Lexika und Kunst-Bildbände pferchen – aber mal ehrlich: Ein solches Klangjuwel verbannt man nicht ins Bücherboard, auch wenn KEF die „Reference 1“ in aller Bescheidenheit „Regallautsprecher“ nennt. Im Regal leidet auch bei dieser wirklich aufwändig gegen Resonanzen und Schwingungen gefeiten Box die Klangqualität. Tun Sie sich und der Reference das nicht an!
Bei der freien Aufstellung sollten Sie dann allerdings etwas Geduld mitbringen, um die beste Positionierung zu finden. Was sofort klappt, ist die Erzeugung einer akustischen Bühne, die musikalischen Akteure haben direkt eine geradezu physische Präsenz im Raum. Aber nun ist etwas Ausprobieren nötig, um das Optimum herauszuholen. Der ultrapräsente Hochton ist hier weniger die Herausforderung als die Mitten- und Basswiedergabe: Schon wenige Zentimeter entscheiden hier über Definiertheit und Klangfülle – und somit letztlich darüber, ob das Klangbild der Reference ausgewogen wirkt oder höhenbetont.
Das Ergebnis in unserem Hörraum: Die Boxen gewinnen mit etwas Abstand von der Wand an Ausgewogenheit, die Wandler brauchen nicht groß eingewinkelt werden, parallel oder wenige Grad einander zugewandt spielen sie am besten. Der Abstand der Boxen zueinander und zum Hörplatz sollte nicht zu groß sein, dafür aber in etwa gleich groß. Also: mal wieder das gleichschenklige Dreieck als Ideal der Aufstellung.
Akustische Entdeckungsreise
Während der Aufstellung zeichnen sich ja oft schon ein erster Eindrücke ab; bei der KEF Reference sind es gleich drei, die sich dann auch im Hörtest bestätigt haben: Die Reference 1 glänzt mit Akkuratesse, brillantem Hochton und einer geradezu phänomenalen Plastizität. Das zeigt sich gleich bei Alison Kraus & Union Station: Ihr Album „So Long So Wrong” bietet modernen Bluegrass der veredelten und leicht verpoppten Art – und grandios gruppiert die Reference die Stimmen und Instrumente vor uns: fast holographisch bildet sie bei „The Road Is A Lover“ das Instrumentalquintett von Madoline, Banjo, Fiddel, Gitarre und Kontrabass ab, gerade bei der akustischen Gitarre kann man die Stahlsaiten fast schon schmecken! Und wenn dann Alison Kraus wie eine Erscheinung vor einem steht und ihre engelsgleich-melancholische Klage „It Doesn’t Matter“ haucht, ist es einfach nur zum Niederknien schön. Der koaxiale Treiber spielt dabei seine Vorzüge aus, seinen ganzen Detailreichtum und sein räumliches Abbildungsvermögen: Nach so viel Handgemachtem nun etwas akustisches Vollplastik – aber bitte mit Stil: „Computerworld“ von Kraftwerk. Kaum zu glauben, dass Songs wie „Pocket Calculator“ mittlerweile 34 Jahre auf dem Buckel haben. Die Synthesizer-Sounds aus dem Kling-Klang-Studio sind aber zeitlos, und mit der KEF klingen selbst die Tönchen der Mattel- und Casio-Klasse richtig frisch – mit anderen Boxen haben wir diese Sounds deutlich muffiger erlebt. Schön auch, wie die KEF bei Radioheads „Knives Out“ den akustischen Schleier beiseite zieht: Durch das eigenartig konturlos aufgenommene Schlagzeug ist der Song knifflig bei der Wiedergabe; die KEF sorgt hier für Klarheit! Die Reference ist aber alles andere als eine Schmeichlerin: „Live in Hyde Park“ von den Red Hot Chili Peppers ist eine ziemlich unbehandelte Aufnahme ohne viel nachträgliche Politur, und auch wenn einen hier der frenetische Applaus zu Beginn von „Can’t Stop“ mitreißt und die Direktheit dieses Mitschnitts fasziniert – die klanglichen Schwächen der Produktion deckt die Reference gnadenlos auf. Eine derart schonungslose Wiedergabe kann bei mancher Aufnahme den Spaß mindern; darüber muss man sich im Klaren sein. Wer es gerne glatt gebügelt und schöngefärbt mag, ist hier schlicht an der falschen Adresse. Und auch an die famose Brillanz der „Uni-Q“-Treibereinheit muss man sich erst einmal gewöhnen, bei manchen Einspielungen lenkt der Reichtum an Höhen fast vom musikalischen Geschehen ab.
Gut Aufgenommenes klingt dafür aber halt umso besser und prägnanter, etwa Yo-Yo Mas Einspielung von Luigi Boccherinis G-Dur-Konzert mit Ton Koopmans Amsterdam Baroque Orchestra: Mas Cello, ein speziell für die Aufnahme rückgebautes Stradivari-Modell mit Darmsaiten, flutet mit seinem ungewohnten, farbenreichen Ton den ganzen Hörraum – toll!. Gehen wir mehr in jazzige Gefilde: „Positively“ von Plas Johnson, alter Stoff von 1976, vor wenigen Jahren nach audiophilem Remastering wieder als LP erschienen – und dieser Ausflug von Bar Jazz bis Hard Bop klingt, als hätte die Session gestern stattgefunden, frisch und luftig.
Und wie sieht es nun mit den Bässen aus? Hier leistet die Reference mit ihrem nicht gerade riesigen 165 Millimeter-Woofer und dem doch begrenzten Gehäusevolumen Großes: Sie ist auch hier ehrlich und gibt nicht vor, ein Standlautsprecher zu sein; trotzdem liefert sie einen souveränen und substanzreichen Tiefton, auch bei hohen Pegeln, er ist eher trocken und straff als warm und satt, er schiebt aber, je nach Musik, ordentlich – etwa bei „Brothers Gonna Work It Out” von den Chemical Brothers. Aber hier stellt sich natürlich direkt die Frage: Wie soll dieses „ordentlich“ aussehen, besser: sich anhören? Die Antwort kann man mit den zwei verschiedenen Bassreflex-Rohren ja eigentlich selbst geben, trotzdem fällt sie je nach Stil und Produktionsart der abgespielten Aufnahme durchaus unterschiedlich aus. Orchestrale Musik bekommt mit dem langen Rohr einen tragenderen Bass und macht so mehr Spaß, ebenso die Session von Plas Johnson, in der die Reference mit Ray Browns Bass ein herrliches Frequenz-Fundament legt. Bei den Chemical Brothers hingegen stimmt die Chemie mit den kurzen Punch-Bass-Rohren, ebenso bei der ultratiefen, aber flotten Bass/Bassdrum-Figur im Song „Everybody Wake Up” von der Dave Matthews Band. Über die Zeit hat sich aber letztendlich das lange Rohr und damit der ausgeglichenere Bass als Favorit durchgesetzt.
So hört man sich unwillkürlich nach und nach durch seine Plattensammlung und entdeckt mit der Reference bei zahlreichen Stücken, die man in- und auswendig zu kennen glaubt, mitunter neue Facetten und Farben – solche Klangerlebnisse sind der Lohn für eine gewissenhafte Beschäftigung mit der Reference.
Fazit
KEF präsentiert einen würdigen Stammhalter seiner Reference-Serie. In der „kleinen“ Reference 1 ist ein ganzes Bündel an Innovationen verbaut, hierzu gehören neben dem herausragenden „Uni-Q“-Koaxial-Treiber auch praktische Features wie der anpassbare Bass per Reflexrohr-Wechsel oder das komfortable Luxus-Anschlussterminal. Mit der Reference 1 begibt man sich auf High-End-Terrain: Dieser Lautsprecher erwartet eine stimmige Klangkette und ordentliche Musikproduktionen – dafür zeigt dieses Meisterwerk aus Maidstone dann aber auch seine überragende Brillanz, dieser Wandler glänzt mit Detailreichtum, Darstellungskraft und Frische. Musikhören wird mit der Reference 1 mitunter zur Entdeckungsreise.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen
95 of 100
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Technische Daten
Modell: | KEF Reference 1 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | - 3499,00 Euro/Stück |
Garantie: | - 2 Jahre - 5 Jahre (bei Registrierung) |
Ausführungen: | - Deep Piano Black - Satin American Walnut - Luxury Gloss Rosewood |
Vertrieb: | GP Acoustics, Essen Tel.: 0201 / 170390 www.kef.com |
Abmessungen (HBT): | 440 x 205 x 430 mm |
Gewicht: | 18,2 Kg / Stück |
Prinzip/Bauart: | Drei-Wege/Bassreflex |
Chassis: | - 25 mm Hochtöner - 125 mm Mitteltöner - 165 mm Tieftöner |
Anschluss: | Bi-Wire (griffige Schraubklemmen) |
Lieferumfang: | - KEF Reference 1 - 2 auswechselbare Bassreflexrohre (7/12cm) - Bedienungsanleitung |
optionales Zubehör: | - Standfuß schwarz (300,00 Euro/Stück) |
Besonderes: | - Hoch- und Mitteltöner sind als Koaxial-Treiber „Uni-Q“ realisiert - vorbildliches Anschlussterminal - Bass-Charakter über zwei Reflexrohre veränderbar - höchstwertige Verarbeitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | angemessen |