Home » Tests » HiFi/Stereo » Wharfedale Crystal 4.3 – Einsteiger-Lautsprecher in Premium-Qualität
26. März 2017von Martin Sowa
RedakteurRichtig gute Lautsprecherhersteller zeichnen sich dadurch aus, dass auch ihre preisgünstigen Modelle hohen Ansprüchen gerecht werden. Schließlich weiß man, wie’s geht und das will man ja auch zeigen. So sieht es auch bei Wharfedale aus, die mit der Crystal 4.3 einen Standlautsprecher mit allem Drum und Dran zu sehr fairem Preis anbieten. Und das weckt natürlich unser Interesse.
Die Crystal 4.3 gibt es übrigens nicht nur als Stereo-Paar, sondern auch als Frontlautsprecher im Surround-Set. Gemeinsam mit dem Center Crystal 4.C und den kompakten Rear-Speakern Crystal 4.1 bilden die beiden Säulen ein klangstarkes 5.0-Set, das uns schon im Test zu begeistern wusste. Nun wollen wir die beiden Frontlautsprecher aus britischem Hause auch nochmal im Einzeltest auf die Probe stellen und die HiFi-Qualitäten ausloten. Da gibt es nämlich eine Menge zu entdecken.
Schlichtes Design sorgfältig verarbeitet
Wie in der Einstiegsklasse üblich, basiert das Gehäuse der Crystal 4.3 auf der klassischen Lautsprecherform, dem Quader. Allerdings setzt Wharfedale mit einer abgerundeten Front bereits bei der grundlegenden Gestalt einen hübschen Akzent. Dass die darin per Steckverbindung befestigten Abdeckungen millimetergenau in die Halterungen passen, verstärkt diesen positiven Ersteindruck nochmal. Ganz offensichtlich hat Wharfedale seinen Standlautsprechern hier eine sehr gute Verarbeitung zuteilwerden lassen, die sich auch bei der Vinylfolierung in Walnuss-Optik deutlich bemerkbar macht. Diese ist nämlich so perfektionistisch aufgebracht, dass sie sich erst auf den zweiten Blick als Holzimitat entpuppt.
Falls das trotzdem nicht dem persönlichen Geschmack entspricht, sind die Crystal 4.3 alternativ auch in Schwarz und Weiß zu haben. Die Schallwand ist allerdings auch bei der Walnuss-Ausführung in Schwarz gehalten und nur bis knapp unterhalb der mittleren Höhe von den – übrigens trotz des flachen Designs sehr robusten – Frontblenden bedeckt. Der Grund ist schlicht die Platzierung der Treiber, die den unteren Bereich der Standlautsprecher aussparen und dort genug Fläche für das filigrane Herstellerlogo bieten. Das trägt aber trotzdem nicht zu dick auf und ist dem gewohnten Stil folgend am unteren Rand der Front befestigt.
Je nachdem, ob die mitgelieferten Spikes eingesetzt werden, befindet sich das Herstellerlogo damit knapp oder einige Zentimeter über dem Boden. Handelt es sich dabei um einen harten Belag wie Parkett oder Laminat, sollte man entweder auf die Spikes verzichten oder ansonsten in jedem Fall die Spikes-Tellerchen unterlegen. Die zur Entkoppelung der Crystal 4.3 stark angespitzten Spikes stellen schließlich für Holzböden oder PVC eine ernste Gefahr dar. Anders sieht es bei Teppichboden aus, hier können die Spikes bedenkenlos eingesetzt werden (das gilt natürlich nicht für einen dünnen Teppich auf Parkett!) und die dann rund 92 Zentimeter hohen Lautsprecher effektiv vom Untergrund entkoppeln.
Bitte nicht quetschen
Neben dem Bodenbelag spielt bei der Aufstellung auch die Position der Lautsprecher im Zimmer eine Rolle. Denn da wir es hier mit Bassreflex-Boxen zu tun haben, sollten diese nicht zu nah an die Wand oder Möbelstücke gerückt werden. Mindestens 20 Zentimeter sind Pflicht, seitlich darf es auch gerne ein Wandabstand von 70 Zentimetern sein. Keine Sorge, wenn der Platz dafür nicht reicht, das sind natürlich Idealwerte. Wichtiger ist ohnehin, dass die beiden Crystal 4.3 mindestens rund zwei Meter voneinander entfernt aufgestellt werden sollen und sich ebenso weit vom Hörplatz entfernt befinden.
Beim Aufstellen ist Teamarbeit deshalb natürlich ideal, insbesondere bei Nutzung der Spikes. Alleine ist es nämlich ziemlich umständlich, die Lautsprecher vernünftig auszurichten, die Spikes einzudrehen und auf die Unterlegscheiben zu stellen. Daher positioniert man diese bereits möglichst nah an der (vermutlich) finalen Position, um so wenig Hin- und Herrücken wie möglich folgen lassen zu müssen. Meist empfiehlt es sich auch, vor der endgültigen Platzierung bereits die Lautsprecherkabel an den Schraubklemmen der Crystal 4.3 anzuschließen. Wem das alles zu kompliziert ist und sofern der Boden sehr eben ist, genügen zur Not aber auch selbstklebende Filzgleiter oder Gummifüße als Alternative zu den Spikes. Optisch bedeutet das natürlich eine kleine Einbuße, erfüllt aber auch seinen Zweck.
Ausstattung nicht nur für Einsteiger
Eine vernünftige Aufstellung der Crystal 4.3 ist übrigens alles andere als ein Placebo, denn die Drei-Wege-Lautsprecher sind trotz ihrer Einstufung in der Einstiegsklasse ziemlich anspruchsvoll entwickelt und konstruiert. Das Gehäuseinnere vermeidet nämlich dank seiner trapezförmigen Grundfläche parallele Flächen und reduziert dadurch stehende Wellen, die zu akustischen Interferenzen und damit Beeinträchtigungen des Klangs führen würden. Nicht nur das ist ungewöhnlich für viele Modelle der Einstiegsklasse, auch die primäre Ausstattung der Crystal 4.3 ist eigentlich höherpreisigen Modellen entliehen. Das gilt natürlich vor allem für die gewebte Kevlarmembran des 125-Millimeter-Mitteltöners, der mit hoher Reaktionszeit einen sehr agilen Klang präsentiert. Dabei steht ihm ein 25 Millimeter großer Mikrofaser-Kalottenhochtöner zur Seite. Für ein passendes und dynamisches Tieftonfundament sorgen der 165-mm-Polypropylentieftöner und der rückseitige Bassreflexport. Dieser ist erfreulich großzügig dimensioniert – daher auch die Relevanz des bereits beschriebenen Wandabstands.
Starker Klang für wenig Geld
Wenn man weiß, dass zu wenig Wandabstand bei Bassreflex-Lautsprechern zu einem dröhnenden Tiefton führt, ist man definitiv froh darüber, den Crystal 4.3 ihren Wunsch nach etwas Freiraum gewährt zu haben. Die vergleichsweise kompakten Standlautsprecher haben in Sachen Basskraft nämlich einiges zu bieten und da sollte man es sich lieber nicht mit ihnen verscherzen. Obwohl wir die Tiefton-Qualitäten der Wharfedale-Lautsprecher bereits beim Filmton im Surround-Verbund mit Begeisterung zur Kenntnis genommen haben, ist die musikalische Qualität natürlich nochmal etwas anderes als die akustische Untermalung von Actionfilmen. Aber langsam müssen wir es ja trotzdem nicht angehen lassen und so beginnen wir unseren Hörtest gleich mal mit handfestem Bluesrock von Joe Bonamassa. Mit „This Train“ und „Mountain Climbing“ legt der US-Amerikaner direkt richtig los und zeigt, dass es sich auch mit Einsteiger-Lautsprechern großartig musizieren lässt.
Die Crystal 4.3 beeindrucken uns mit ihrem sehr präsenten Bass, der beim eigentlich ruhigeren „Drive“ sogar noch deutlicher zutage tritt als im Duell mit den wilden Gitarrensoli. Besonders spektakulär klingt die Rhythmusfraktion allerdings bei „Electric Guitar“ und „Rock and Roll Tonight“ von Chris Rea. Die Bassläufe machen sich hier sehr eingängig bemerkbar und die Bass-Drum mischt dank eines nachdrücklichen „Kicks“ auf sehr hohem Niveau mit. Daneben kommen diverse Details wie zum Beispiel das lebhafte Scheppern der Schlagzeug-Becken hier und auch bei „Never gonna tie me down“ wunderbar zur Geltung, ohne die melodische Dynamik der vom dreckigen Rock-Sound geprägten Titel zu übertünchen.
Die Crystal 4.3 beherrschen allerdings – Nomen est omen – auch die kristallklare Wiedergabe, die wir mit den Flamenco-Klängen von „Puerto Rico“ von Vaya con Dios und Marc Rizzos Soloalbum „Colossal Myopia“ ausgiebig auf die Probe stellen. Die schnellen Gitarrenmelodien dürfen definitiv als Herausforderung für die Lautsprecher betrachtet werden, die dieser Aufgabe allerdings mit höchster Spielfreude begegnen und sich Anstrengungen nicht einmal ansatzweise anmerken lassen – so es diese überhaupt gibt. Selbst effektbeladene Lieder wie „An Ocean in between the Waves“ von The War On Drugs oder viele der Titel von Jonas David sprechen mit ihrer glasklaren und räumlichen Wiedergabe absolut für die Crystal 4.3, die dabei auch zeigen, dass sie sogar sehr gefühlvoll agieren können – in dieser Preisklasse wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Fazit
Weit über dem Niveau, das der Preis vermuten lässt, begeistern die Crystal 4.3 mit dynamischem und präzisem HiFi-Sound, der krachenden Rock ebenso gut beherrscht wie filigranen Flamenco. Dabei profitieren die Einsteigermodelle enorm vom Technologietransfer aus höherpreisigen Sphären. Die edle Optik der schlanken Standlautsprecher sorgt zudem für ein visuelles Highlight und runden das brillante Gesamtbild perfekt ab.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
97 of 100
93 of 100
98 of 100
Technische Daten
Modell: | Wharfedale Crystal 4.3 |
---|---|
Kategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | ca. 400 Euro/Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Walnuss - Schwarz - Weiß |
Vertrieb: | IAD, Korschenbroich Tel.: 02161 / 617830 www.iad-audio.de |
Abmessungen (HBT): | 922 x 205 x 255 mm |
Gewicht: | 14,5 kg/Stück |
Prinzip: | 3-Wege, Bassreflex |
Hochtöner: | 1x 25-mm-Gewebekalotte |
Mitteltöner: | 1x 125-mm-Kevlarmembran, gewebt |
Tieftöner: | 1x 165-mm-Polypropylen |
Besonderes: | - hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis - edles Design - kompakte Bauweise - hochwertige Bestückung - makellose Verarbeitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Einstiegsklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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