Home » Tests » HiFi/Stereo » Transrotor Dark Star – Die dunkle Seite der Macht
18. Dezember 2018von Volker Frech
RedakteurWas für eine Ausnahme-Erscheinung: Mit dem Dark Star lässt Transrotor seine luzide Alu- und Acryl-Anmutung hinter sich und wendet sich der dunklen Materie zu. Der tiefschwarze Wunder-Werkstoff POM vereint die besten Eigenschaften der bisherigen Materialien – und beschert dem matt-schimmernden Transrotor Dark Star ein optisch und akustisch glänzendes Entrée auf der High End-Bühne. Dazu tragen natürlich auch der externe Präzisions-Motor, das ausgelagerte geregelte Netzteil, der S-förmige Tonarm und das spezialgeschliffene Abtastsystem bei. Das lite-Magazin startet die Expedition zu diesem dunklen Stern.
Transrotor – dieser Name fällt eigentlich immer, wenn Musikbegeisterte über den Traum-Plattenspieler redet. Die meisten denken dann an raumfüllende und kontoleerende Vinyl-Altäre. Dabei bietet die deutsche High End-Schmiede auch Plattenspieler, die großen Klang bei kompakten Maßen zu einem moderaten Preis bieten. Zu diesen Modellen zählt der Dark Star – allerdings steht dieser Vinyldreher mit seiner dunklen Aura in komplettem Kontrast zu den hochglanzpolierten Alu- und Acryl-Modellen, für die Transrotor bekannt und berühmt ist. Schauen wir uns diesen Ausnahme-Player mal näher an.
Die dunkle Materie
Wer den Transrotor Dark Star vor sich sieht, ist von seiner Wirkung und Ausstrahlung sofort gebannt: Durch und durch schwarz, zugleich matt und doch seidig schimmernd steht dieser Plattenspieler vor uns. Der Wunder-Werkstoff, der das bewirkt, heißt Polyoxymethylen. Dieses POM ist ein echter Kunst-Stoff: Der Thermoplast gehört wegen seiner Festigkeit, Steifigkeit und Härte zu den bevorzugten Konstruktionswerkstoffen, die akustischen Meriten liegen in den ausgezeichneten Dämpfungseigenschaften, in seinem klanglichen Verhalten liegt POM laut Transrotor zwischen Acryl und Aluminium – also genau jenen beiden Werkstoffen, die üblicherweise bei dem bekanntesten deutschen Plattenspieler-Hersteller zum Zuge kommen. Beim Dark Star ist POM prominent vertreten: Chassis samt Füße, Plattenteller samt Klemme sind aus dieser schwarzen Materie gefertigt. Das Chassis besteht aus einer drei Zentimeter starken Grundplatte, diese Basis besitzt vier Ausläufer. Sie münden vorne in zwei kreisrunde Flächen, die ober- und unterseitig von Rondellen eingefasst sind. Diese Scheiben wirken kunstvoll-geschmeidig gedrechselt, auch die haptische Qualität ist ausgezeichnet. Die dunkle Materie fühlt sich einfach gut an. Das untere Rondell ist jeweils der Fuß, der über einen vibrationsdämpfenden Silikonring Kontakt zum Untergrund hat. Das obere Rondell dient hingegen der Höhenverstellbarkeit. So lässt sich der komplette Dark Star durch einfaches Drehen dieser gewichtigen, aber leichtgängigen Scheiben binnen kürzester Zeit exakt horizontal ausrichten. Das ist exzellent gelöst!
Elegantes Masse-Laufwerk
Der dritte, allerdings fixe Fuß sitzt hinten rechts unterhalb der Basis. Oberhalb der Gehäuseplatte findet er seine Fortsetzung in Form eines schwarzen Zylinders samt Plateau, auf dieser Ebene ist der Tonarm montiert. Links hinten endet die Plattenspieler-Basis nun etwas überraschend mit dem Ausläufer – ohne Fuß. Der Steg besitzt aber eine konkave Aussparung, hier kann sich der externe Motor anschmiegen, der in einem runden zylindrischen Gehäuse steckt. Damit ist die optische Symmetrie des Dark Star perfekt. Aber Moment mal: Steht dieser Plattenspieler wirklich nur auf drei Beinen? Nein. Der vierte Fuß ist, fürs Auge unsichtbar, unter dem Chassis verborgen. Er stützt durch seine Positionierung optimal das massive Lager, das sich nun oberhalb der Basis auftürmt. Dieses Inverslager beherbergt die Spindel für den Plattenteller. Bei diesem Dorn handelt es sich um eine zehn Millimeter starke Stahlachse, sie läuft auf einer kleinen, harten Stahlkugel. Die Lagerbuchse, die die Kugel und die Spindel einfasst, ist hingegen aus weicherer Bronze gefertigt. Die Spindel geht oberhalb des Lagers in einen kleinen Teller über. Auf diesem Subteller thront schließlich der knapp sechs Zentimeter messende und fünf Kilogramm wiegende Plattenteller. Diese schwarze Schwungmasse ist ebenfalls in dem quasi-gedrechselten Design der Rondelle gehalten. Mittig ist eine Nut gezogen, sie ist die Führung für den Gummiriemen. Beim Dark Star kommt ein runder, präzise geschliffener Antriebsriemen zum Einsatz. Wer den Teller nun umdreht, entdeckt zahlreiche kreisrunde Ausfräsungen. Die konzentrischen Vertiefungen optimieren das Resonanzverhalten des gewichtigen Plattenträgers. Soweit der Aufbau des Chassis. Fügt man alle Teile des Dark Star zusammen, ergibt sich als Ganzes ein bildschön gestaltetes, elegant geschwungenes Masse-Laufwerk.
Top-Allrounder: Der Tonarm TR 800-S
Auf das Chassis des Dark Star moniert Transrotor seinen Tonarm TR 800-S. Dieser 9-Zoll-Tonarm kommt in zahlreichen Modellen der High End-Manufaktur zum Zuge. Er entspricht dem SA-250 des japanischen Tonarm-Spezialisten Jelco. Das etwa 600 Euro teure Modell ist ein ziemlicher Allrounder: Der ein-Punkt-gelagerte, sanft S-förmig gebogene Arm aus Aluminium zählt zu den mittelschweren Modellen, die mit einer Vielzahl von Tonabnehmern harmonieren. Für die leichte Kompatibilität mit verschiedenen Abtastern sorgt auch der Bajonett-Schraubverschluss. Er wurde einst von dem Hersteller SME ersonnen, weswegen er auch SME-Bajonettbefestigung genannt wird und eine Quasi-Norm geworden ist. Mit dieser Befestigung und ihrer Überwurfmutter zur Arretierung lassen sich Kopfplatten mitsamt des montierten Systems leicht und schnell austauschen. Es soll durchaus Leute geben, die für verschiedene Musikrichtunegn auch verschiedene Abtastsysteme verwenden. Der TR 800-S hat ein präzise arbeitenden Lift, auch bei sofortigem Umlegen des Hebels senkt sich die Nadel sanft in die Rille. Damit der Stylus dann mit der richtigen Auflagekraft in der Rille liegt, wird am hinteren Ende ein Gegengewicht aufgeschraubt, es ist selbstverständlich Teil des Lieferumfangs. Damit auf die Nadel auch horizontal die richtigen Kraftverhältnisse wirken, besitzt der Tonarm ein Anti-Skating-Einstellrad. Damit gleicht man jene Kraft aus, die den Tonarm während des Abspielens zur Plattenmitte zieht, wodurch die innenliegende Flanke der Vinylrille stärker strapaziert wird. Das verhindert der Anti-Skating-Mechanismus – und damit wird auch die empfindliche Nadel geschont.
Feine Abtastung: Das Tonabnehmersystem Uccello
Der kleinste Komponente des Plattenspielers hat die größte Wirkung auf die Wiedergabe: Die Nadel und das sie beherbergende Trägersystem. Die Art und Qualität der Abtastung entscheidet über Dynamik, Auflösung, Klangbild – und nicht zuletzt über die Geräuschhaftigkeit oder Ruhe im Klangbild. Wer je von einem preiswerten auf ein hochwertiges System umgestiegen ist, wird sich wundern und freuen, welchen klanglichen Zugewinn man erreicht und wie entspannt die Wiedergabe werden kann, auch weil durch die bessere Abtastung viel weniger Nebengeräusche zu hören sind. Unser Dark Star ist mit dem Uccello von Transrotor ausgestattet. Dies ist ein Moving Magnet-System auf Basis der Goldring G1000-Baureihe. Goldring gehört seit über 80 Jahren zur Nadel-Garde, Transrotor hat den deutschen Vertrieb inne – und veredelt die britischen Abtaster für die eigenen Plattenspieler. Im Fall des Uccello ist das System mit einem Super Fine Line-Spezialdiamanten veredelt. Der komplexe Schliff des Edelsteins ist eine Weiterentwicklung des Shibata-Schliffs, dieser wurde in den 1970er-Jahren von dem JVC-Mitarbeiter Norio Shibata erfunden. Der japanische Entwickler arbeitete an der Quadrophonie-Wiedergabe per LP. Shibata wollte bei der Abtastung des Vinyls durch die Nadel eine größere Kontaktfläche erreichen, ohne die Rille stärker zu beanspruchen. Das Quadrophonie-Verfahren hat sich nicht durchgesetzt, der Shibata-Nadelschliff und der letztlich davon abgeleitete Super Fine Line-Schliff aber sehr wohl: Durch die größere Auflagefläche werden die Rillenflanken weniger belastet, die Politur der diamantenen Nadelspitze vermindert zudem die Gleitreibung. In Summe sorgt der Transrotor-Spezialschliff für mehr Klang, weniger Geräusche und eine schonendere Abtastung.
Synchron-Motor für exakte Drehzahl
Eine saubere Abtastung setzt aber erst einmal einen sauberen Antrieb voraus. Den besorgt beim Dark Star ein ausgelagerter Motor. Hier ist ein extrem guter Gleichlauf gefragt, darum setzt Transrotor auf einen hochqualitativen Zweiphasen-Synchron-Motor. Ein solcher Motor läuft synchron zur angelegten Spannung, das heißt: ändert man die Spannung, ändert sich die Geschwindigkeit. Dieser Motor hat keinen direkten Kontakt zum Laufwerk, die einzige Verbindung besteht über den Gummiriemen. So wird vermieden, dass sich Vibrationen, die trotz der großen Laufruhe des Motors durch den Betrieb entstehen, auf den Plattenspieler übertragen werden. Trotzdem erscheint der Antrieb als integraler Teil des Dark Star, weil er durch die zylindrische Gestalt der Motordose wie ein viertes Standbein wirkt. Dabei wird diese Dose in die gerundete Aussparung des Chassis nur eingepasst, aber eben nicht angedockt. Auf der Oberseite des Motors sitzt der sogenannte Pulley. Über diese Antriebsscheibe wird der Riemen gespannt, der zuvor um den Plattenteller gelegt worden ist. So wird die Rotation des Motors auf den Teller übertragen. Um die beiden verschiedenen Umdrehungszahlen zu erreichen, hat der Pulley zwei Scheiben mit unterschiedlich großem Durchmesser. Das ermöglicht zwei verschiedene Übersetzungen, ähnlich wie bei der Gangschaltung eines Fahrrads. So wird rein mechanisch mit der oberen kleinen Scheibe die LP-Geschwindigkeit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute (UpM) erreicht, mit der unteren hingegen die Single-Geschwindigkeit 45 UpM.
Präzisions-Netzteil für perfekte Spannung
Die Umdrehung lässt sich aber auch elektronisch regeln – und das erledigt das Transrotor Konstant Studio. Dieses Plattenspieler-Netzteil besitzt einen eigenen Generator, es baut sich also die benötigten Wechselspannungen selbst auf und verstärkt jede der beiden benötigten Phasen mit einer eigenen Endstufe. So wird der Motor mit einem hochstabilen und sauberen Spannungssignal versorgt – für beide benötigten Drehzahlen. Die wählt man mit dem Drehschalter auf der Front aus. Um die absolut exakten Geschwindigkeiten zu erreichen, kann man das Netzteil über zwei Trimmer feinjustieren. Diese Stelllschrauben liegen hinter den Öffnungen auf der Front, sie lassen sich mit einem kleinen Schraubendreher um plus/minus fünf Prozent verstellen. Exakter geht’s nicht.
Leichter Aufbau …
Transrotor macht es dem Kunden wirklich leicht: Der Dark Star wird soweit wie möglich vormontiert, eingerichtet und damit fast spielfertig geliefert. Das bedeutet: Das Laufwerkchassis ist bereits mit dem Plattentellerlager bestückt und mit dem Tonarm ausgestattet, dieser Tonarm ist mit der Headshell verschraubt, und unter diese Trägerplatte ist auch schon das Tonabnehmersystem unserer Wahl montiert, verkabelt und justiert. Hier muss man also gar nichts mehr machen – nur noch später den Nadelschutz entfernen. Transrotor liefert übrigens eine Einstellschablone mit, falls man, etwa nach einem Systemwechsel, doch mal eine erneute Justage vornehmen muss. Wir brauchen nun auf den TR 800-S nur noch das mitgelieferte Gegengewicht aufschrauben, mit seiner Hilfe für die richtige Auflagekraft sorgen und dann das Antiskating einstellen. Das alles ist kein Hexenwerk, und die Anleitung von Transrotor ist gut verständlich. Sie startet mit der Standortfrage: Dort, wo der Plattenspieler gleich seinen Dienst antreten soll, wird er auch jetzt eingerichtet. Dafür setzt man als erstes den Plattenteller vorsichtig auf das bereits von Transrotor eingesetzte Lager, dann zieht man den Riemen auf. Jetzt wird der Dark Star ausgerichtet. Dazu nimmt man eine Wasserwaage zu Hilfe. Wir haben dafür das praktische Multifunktions-Lehre PP-A-01 von Phonophile verwendet. Über die beiden Rondelle, die jeweils den oberen Abschluss der vorderen Standbeine bilden, können wir den Dark Star nun in wenigen Sekunden so ausrichten, dass das Laufwerk zu keiner Seite ein Gefälle hat. Super!
… und einfache Einrichtung
Nun legen wir für die weiteren Einstellungen eine Schallplatte auf. Dann stellen wir den Lifthebel nach hinten und schrauben das Gegengewicht auf das hintere Ende des Tonarms auf. Das Ziel ist es, den Tonarm in freischwebende Balance zu bringen. Der muss Arm parallel zur Schallplattenoberfläche sein. Hier arbeitet man sich peu à peu heran, durch vorsichtiges, teilweises Absenken des Liftes merkt man schnell, ob der Arm niedergeht oder ob der perfekte Schwebezustand erreicht ist. Wenn die Balance stimmt, beginnt die Einstellung der Auflagekraft: Der vordere Teil des Gewichts besteht aus einer Skalenscheibe, sie stellt man auf „Null“, ohne dabei das restliche Gewicht zu verdrehen. Erst jetzt dreht man Gewicht und Skalenscheibe, bis die richtige Auflagekraft erreicht ist. Für jedes System gibt der Hersteller einen Wert vor, im Fall des Uccello beträgt der Nennwert 1,75 Gramm. Wir drehen das Gewicht samt Skalenscheibe also solange hin zur Headshell, bis dieser Nennwert erreicht ist. Hier kann man ein wenig Klangtuning betreiben: Mit etwas mehr Auflagekraft erhält man einen etwas volleren Bass. Schließlich justieren wir das Antiskating. Das geht beim Transrotor Darkstar denkbar leicht: Die Kraft wird mit dem kleinen Drehrad entsprechend der Gewichtskraft des Abtastsystems eingestellt, in unserem Fall also auf den Wert 1,75. Auch das hat Transrotor übrigens bereits für uns erledigt. Eigentlich sind wir nun fertig. Die Cracks können jetzt noch kontrollieren, ob der Dark Star wirklich die absolut exakten Umdrehungszahlen bringt. Transrotor liefert zum Abgleich eine Stroboskop-Scheibe mit, die man auf den Plattenspieler legt und nun mit einem Stroboskop beleuchtet, das im 50-Hertz-Takt Lichtblitze sendet. Es funktioniert aber alternativ auch mit einer Glühbirne, die durch unsere hiesiges Netzspannung eh mit 50 Hertz quasi „pulsierend“ leuchtet – mit Abweichungen von rund einem Viertelprozent. So oder so: Die Geschwindigkeit stimmt, wenn die Striche der Scheibe trotz der Rotation scheinbar stillstehen. Auch diese Justage hat Transrotor vor der Auslieferung gewissenhaft durchgeführt. Der Dark Star ist perfekt eingestellt – und darum kann es jetzt endlich losgehen!
Der Transrotor Dark Star in der Praxis
Wir haben den Transrotor Dark Star mit standesgemäßen Spielpartnern kombiniert: Zur Aufbereitung des Signals geht`s in den von uns bereits getesteten Phono-Verstärker SteinMusic Stateline Phono 2 Signature, als Verstärker haben wir den ebenfalls schon vorgestellten Hegel H590 eingesetzt und als Alternative den Cambridge Edge A. ausprobiert, die Schallwandlung übernimmt die Spendor D9. Feines Set-Up, dazu kommt nun feine Musik: Wir starten mit Alison Krauss & Union Station und wählen das Album „so long so wrong“. Dieses wunderbare 1997er-Album wurde 2004 nochmals von Mobile Fidelity Sound Lab gemastert und auf schwerem 180-Gramm-Vinyl herausgegeben. Mobile Fidelity ist für derartige audiophile Schallplatten-Neuausgaben bekannt, auch diese MFSL-Scheibe klingt fantastisch. Alison Krauss & Union Station glänzen auf dieser Platte wieder mit ihrer mitreißenden Country/Bluegrass-Melange, wir wählen aber die wunderschöne Ballade „It Doesn’t Matter“. Kaum senkt sich die Nadel des Dark Star die Rille, erleben wir die erste Wohltat: Der dunkle Stern zieht hier in aller Ruhe seine Bahn. Kein nervöses Knistern, kein störendes Rauschen, wie es mit nicht ganz so edlen Abtastern und Analog-Laufwerken oft der Fall ist. Wir können also voll und ganz die Musik genießen – und dieser Genuss beginnt schon mit den beiden einleitenden Akustik-Gitarren. Langsam und im teils zweistimmigen Picking spielen sie die melancholischen Moll-Akkorde, schon mit diesen wenigen gezupften Töne eröffnet sich uns ein wunderbar plastisches, offenes Klangbild: Ron Block und Dan Tyminski sitzen mit ihren Western-Gitarren livehaftig links und rechts direkt vor uns. Der Klang der Saiten, das Resonieren der Gitarren-Holzkorpi – es ist alles in der Aufnahme, und der Dark Star holt es aus der Rille. Toll! Dann tritt Alison Krauss zwischen ihre Gitarristen und stimmt mit engelsgleicher Stimme ihre resignierte Klage an: „It doesn’t matter what I want, It doesn’t matter what I need“. Dieser weiche, traurige, verletzliche Gesang ist herzerweichend und zum Niederknien schön. Uns läuft die Gänsehaut über den Rücken – und wir wünschen uns, dass dieser kostbare Augenblick nicht vergeht. Mehr Intensität ist kaum möglich, doch dann setzt in der zweiten Strophe die Mandoline ein: Adam Steffey steht direkt neben Alison Krauss, er unterlegt mit gefühlvollen Verzierungen ihren Gesang. Zu Beginn sind es viele schnelle, aber ganz leise Tremolo-Töne. Der spezielle Anschlag mit einem Plektrum erzeugt dabei einen leicht hohlen Klang mit viel Attack und weniger Ton, der Sound scheint fast zu rascheln. Wie der Dark Star das auch feindynamisch mit allen zarten Steigerungen herausarbeitet, ist exzellent. Wir haben das Gefühl, Adam Steffey direkt auf die Finger sehen zu können. Zugleich setzt der Bass ein, zuerst dezenter mit einigen stützenden Tönen, dann prominenter mit einem eigenen Thema. Das ist ein herrliches Tieftonfundament: Der Dark Star überhöht hier nichts, der Bass klingt nicht überladen, eher straff, aber präsent und trotzdem kraftvoll – genauso muss ein Kontrabass klingen.
Verführung …
Wechseln wir das Genre: große Oper im kammermusikalischen Rahmen. Eline Denice Risager und Thomas Sigh singen „Il core vi dono“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts Tugend- und Treue-Test-Oper „Così fan tutte“. Die Mezzosopranistin und der Bariton werden von den LiveStrings unter der Leitung von Jesper Nordin begleitet. In diesem Duett verführt der verkleidete Guglielmo mit Charme und schmeichelnden Worten Dorabella, die Verlobte seines Freundes – und uns: Dem Dark Star gelingt nämlich auch hier eine wunderbar detailreiche, feinauflösende und plastische Darstellung. Wir spüren geradezu, wie Thomas Sigh mit perfekt kontrollierter Kraft seinen baritonalen Ton in der Brust formt, wie er verführend jedes „R“ lasziv über seine Kehle rollen lässt. Die physische Präsenz ist einfach überragend, auch die Intimität zwischen den Sängern, denen wir so nahe sind. Hier entlarvt der Dark Star, dass Eline Denice Risager in punkto Charisma nicht an den unwiderstehlichen Thomas Sigh heranreicht. Auch das gehört zur Transparenz der Darstellung. Die reicht nun bis in die Weiten der imaginierten Bühne. Dem Dark Star gelingt nämlich auch eine sehr schöne Tiefenstaffelung: Die deutlich im Hintergrund positionierten Streicher, die das Duo begleiten, eröffnen uns den Raum, der fein wiedergegebene Hall der Stimmen und Instrumente versetzt uns in einen kleinen Konzertsaal, wo wir einen Platz direkt vor der Bühne haben. So fern die Streicher positioniert sind, so differenziert und definiert ist trotzdem ihre Abbildung: Wir können aus dem Mischklang heraushören, wie ein Geiger den Bogenstrich so forsch ausführt, dass der Ton kurzfristig etwas an Schärfe gewinnt, bei den teils kunstvoll ineinander verflochten Instrumentalstimmen sind die Streicher von der Violine bis zum Bass wunderbar zu unterscheiden – und wir entdecken hinter der vordergründigen gesanglichen Verführung mit jedem Hördurchgang neue Feinheiten im instrumentalen Zusammenspiel.
… und Vollgas
Soweit die Abteilung Feingeist. Mit dem Dark Star kann man es aber auch ordentlich krachen lassen: Wir legen von dem Southern Rock-Quartett Gov’t Mule den Band-Klassiker „Mr. High & Mighty“ auf. Der harte Bluesrocker startet mit einem kernigen Gitarrenriff, wir erleben den Front- und Axtmann Warren Haynes direkt vor seinem Marshall-Verstärker. Der Amp wiederum ist direkt auf unser Sofa gerichtet, er bläst uns das Monsterriff in satter Lautstärke entgegen – und wir sind so nah dran, dass wir sogar heraushören können, das Haynes eine Gibson-Gitarre spielt. Amtlich! Dann setzt der Rest der Band ein: Das Schlagzeug punktet mit einer trocken-knackigen Snare, crsip klingenden Becken und mit einer fetten Bassdrum, die gerade bei den Unisono-Teilen von Bass und Schlagzeug ungemein wuchtig und herrlich dynamisch klingt. Dabei übt Andy Hess mit seinem stoisch stampfenden, raumfüllenden Viersaiter eh schon beständigen rhythmischen Druck auf unseren Magen aus! Wir spüren bei dieser Vollgas-Wiedergabe die dunkle Seite der Macht – doch der Dark Star bleibt trotz der großen Rillenauslenkung bei der Abtastung souverän und präzise – und zieht ruhig seine Bahn.
Fazit
Der Transrotor Dark Star ist außergewöhnlich: Mit seiner durch und durch schwarzen Erscheinung auf Basis des Kunststoffs POM steht er in deutlichem Kontrast zu den sonst von Alu und Acryl geprägten Plattenspielern der bergischen High End-Schmiede. Typisch ist dagegen seine Konstruktion und Bestückung: Der edel wirkende und schlank geformte Dark Star ist ein Masselaufwerk, das mit dem s-förmigen Alu-Tonarm TR 800-S ausgerüstet ist. Dieser von Transrotor gerne verwendete Arm kann Dank des SME-Bajonettverschlusses schnell mit einem alternativen Abtaster versehen werden. Unser Modell ist mit dem hochwertigen MM-System Uccello ausgestattet, dessen spezieller Schliff für eine saubere und offene, plastische und dynamische Wiedergabe sorgt, die mit ihrer Ruhe und Nebengeräuscharmut einen wunderbaren Musikgenuss möglich macht. Den erreicht man schnell, weil der Dark Star weitgehend vormontiert und eingerichtet geliefert wird und die waagerechte Aufstellung des Dark Star mit den von oben verstellbaren Füßen genial einfach ist. Klasse-Komfort, Klasse-Optik, Klasse-Klang – und das zu einem mehr als fairen Preis. So macht der Dark Star seinem Namen in allen Bestandteilen Ehre.
Test & Text: Volker Frech
Fotos:Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut
90 of 100
95 of 100
95 of 100
Technische Daten
Modell: | Transrotor Dark Star |
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Produktkategorie: | Plattenspieler |
Preis: | - ab 3.089,00 Euro - in der Testmodell-Ausstattung (Transrotor Dark Star, Tonarm: Transrotor 800-S, Tonabnehmersystem: Uccello): 3.140,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre (+ 5 Jahre Kulanz-Garantie gemäß den Transrotor- Garantiebedingungen) |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | Räke Hifi / Vertrieb GmbH, Bergisch Gladbach Tel.: +49 2202 / 31046 www.transrotor.de |
Abmessungen (HBT): | - Laufwerk inklusive Motor: 350 x 460 x 340 mm - Netzteil: 45 x 150 x 2170 mm (ohne Buchsen und Schalter) |
Gewicht: | - Dark Star komplett: 14,5 kg - Teller: 5,0 kg - Laufwerk: 5,2 kg - Plattenklemme: 0,6 kg - Motor: 2,6 kg - Netzteil Transrotor Konstant Studio: 1,1 kg |
Prinzip: | - Laufwerk: Masse-Prinzip - Lager: Inverslager - Antrieb: Riemenantrieb |
Tonarm (optional): | Transrotor TR 800-S (9 Zoll) |
Tonabnehmer (optional): | - Transrotor Uccello (MM) - andere Modelle möglich |
Geschwindigkeiten: | 33 ⅓ und 45 UpM |
Lieferumfang: | - Transrotor Dark Star (Laufwerkchassis mit montierter Tonarmbasis/Tonarm und Plattentellerlager, inklusive Signalkabel samt Erdungsleitung) - externer Zweiphasen-Hysterese-Synchronmotor - externes Netzteil Transrotor Konstant Studio inklusive Steuerelektronik - Antriebsriemen (rund) - Plattenklemme - Handschuhe - Tonabnehmer-Einstelllehre + Stroboskop-Scheibe - 3 Bedienungsanleitungen für Plattenspieler Tonarm, Netzteil (Deutsch) - Garantiekarte |
Besonderes: | - exzellenter Klang - leichte Anmutung - ausgezeichnete Verarbeitung - aufwändiges Motorkonzept mit externem Netzteil und kalibrierbarer Geschwindigkeitssteuerung - Doppelriemen-Antrieb - höhenverstellbare Füße für den Niveauausgleich - Tonarmbasis standardgefräst für SME (Adapter auf Bestellung) - Plattenspieler ab Werk vormontiert - passende Abdeckungen als Zubehör erhältlich |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,1 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | gut |