Home » Tests » Nubert nuLine 264 – Schlanke Standlautsprecher auf höchstem Niveau
13. Januar 2019
von Martin Sowa
Redakteur
Der Begriff „moderner Klassiker“ wird allzu häufig bemüht, im Falle der nuLine-Serie trifft er aber mit absoluter Berechtigung zu. Die Produkt-Familie unseres Testgastes nuLine 264, seines Zeichens ein schlanker Standlautsprecher, gehört seit Jahren zu den Bestsellern im Nubert-Angebot. Die Serie kombiniert eine hochwertige Ausstattung mit wohnraumtauglichem Design – bei dem für Nubert typischen, hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis.
Rund 1500 Euro kostet ein Paar der schlanken Standboxen nuLine 264, die klanglich allerdings direkt aus dem Stand über sich hinauswachsen. Die Entwicklung solcher Lautsprecher ist durchaus eine Herausforderung, stellt für die langjährige Erfahrung im Hause Nubert aber keine unüberwindliche Hürde dar. Die beiden Entwickler Günther Nubert und Thomas Bien verfügen über ein sehr beachtliches Know-How, mit dem sie eben auch in räumlich reduzierten Lautsprechern die gewohnte und sehr geschätzte Leistungsstärke unterbringen können. Aus den Mitgliedern der nuLine-Familie lässt sich deshalb vom einfachen Stereo-Setup bis hin zur ausgewachsenen Heimkino-Installation nahezu jedes Wunsch-Szenario umsetzen. Das beeindruckte uns schon im Test der Zweieinhalb-Wege-Box nuLine 244 und nun wollen wir wissen, ob die Erwartungen auch noch eine Etage höher erfüllt werden. Optisch trifft das auf jeden Fall schon mal zu.
Durchdachtes Design makellos umgesetzt
Generell gilt das Design der Nubert-Lautsprecher als zeitlos, manchen Interessenten sind Standboxen allerdings generell etwas zu mächtig. Die nuLine-Serie zielt mit ihren besonders schlanken Gehäusen auf eben diese Zielgruppe ab. Aus optischer Sicht lässt sich an der nuLine 264 und ihren Geschwistern (objektiv) nun wirklich nichts mehr aussetzen, so durchdacht und vor allem sauber verarbeitet wirkt das Äußere der hübsch anzusehenden Lautsprecher. Zeitlos ist das Design natürlich weiterhin, setzt aber mit den Traversenfüßen und der geschwungenen Frontblende aus fein gelochtem Metall sehr schöne und vor allem filigrane Akzente.
Auf die Frontabdeckung kann aber selbstverständlich verzichtet werden, was angesichts der etwas aufwändigeren Montage unter Umständen sogar eine willkommene Option ist. Wo allerdings Kinder oder Haustiere eine potenzielle Gefahr für die Treiber darstellen, sollten die Gitter wie vorgesehen mit Schrauben in den elastischen Kunststoff-Aufnahmen befestigt werden. Das kostet zwar etwas Zeit, bietet aber auch effektiven Schutz. Die Idee hinter dieser unkonventionellen Befestigung ist übrigens klanglicher Natur, so sollen auch die letzten Vibrationen eliminiert werden. Dadurch wird der Klang bei aufgesetzter Frontblende nicht beeinträchtigt. Auch in diesem Detail erweist sich die nuLine 264 also wieder als überdurchschnittlich konstruiert.
Sogar die bloße optische Erscheinung übertrifft die üblichen Erwartungen bereits. Das Frontgitter wird je nach Ausführung in Schwarz oder Weiß mitgeliefert. Die dunkle Variante gibt es beim ebenfalls schwarz lackierten sowie beim Nussbaum-furnierten Gehäuse (hier kommt übrigens Echtholz zum Einsatz). Der gegensätzliche Kontrast ist der weißen Ausführung vorbehalten, die uns für diesen Test zur Verfügung steht.
Unter dem in mehreren Schichten und makellos aufgetragenen Lack versteckt sich ein robustes MDF-Gehäuse. Beim Bau kommen sowohl 19 als auch 38 Millimeter starke Platten zum Einsatz, die dank Innenversteifungen und Dämmelementen an zusätzlicher Stabilität gewinnen und dadurch unerwünschte Eigenresonanzen unterbinden. Zudem sorgen die Kammern im Gehäuse für eine saubere Trennung der einzelnen Frequenzbereiche.
Meilenweit über dem Durchschnitt
Bei der nuLine 264 handelt es sich um eine großzügig bestückte Drei-Wege-Box. Jeweils ein Hochtöner mit Seidengewebekalotte und ein Mitteltöner sind vorhanden, dazu gesellen sich gleich drei Tieftöner und ein rückseitig positionierter Bassreflexport. Genau richtig also, um den traditionellen Ansprüchen an die Nubertschen Bassqualitäten gerecht zu werden. Mit der nuLine beschreitet Nubert allerdings neue Wege zu diesem Ziel, die sich in Gestalt des nuOva-Hochtöners, eines 123-Millimeter-Mitteltöners mit Flachmembran aus Glasfaser und den ebenso dimensionierten Longstroke-Tieftönern mit Polypropylenmembran darstellen. Die Hochtöner sind asymmetrisch angeordnet, also seitlich leicht versetzt. So ist schon auf den ersten Blick klar ersichtlich, welcher Lautsprecher auf welcher Seite aufgestellt wird. Die Kalotten müssen von vorn betrachtet innen positioniert sein, um die durch diese Neuentwicklung gesteigerte Klarheit und Staffelung des Klangs zu gewährleisten.
Im Zuge der Überarbeitung hielt auch ein neuer Mitteltöner-Typ Einzug ins Nubert-Portfolio. Bis dahin hielt die Anfälligkeit für störende Schwingungen die Konstrukteure von der Verwendung einer Flachmembran ab, während sie geduldig an einer effektiven Lösung dieses Problems arbeiteten. Der Schlüssel dazu liegt in der Wabenstruktur der Membran, mit der man die unerwünschten Eigenresonanzen in den Griff bekommt. So steht dem Einsatz in der nuLine nichts mehr im Wege.
Auch im Bassbereich steckt Pionierarbeit und die erwähnten Chassis, die mit einem Doppelmagneten ausgerüstet sind, können trotz der verhältnismäßig eher geringen Abmessungen sehr energiegeladen aufspielen – was nicht zuletzt natürlich auch schlicht an ihrer Zahl liegt. Drei Tieftöner plus Bassreflexport sind schließlich eine deutliche Ansage.
Perfektion bis in den letzten Winkel
Mit den Treibern allein ist das Innenleben der nuLine 264 allerdings noch längst nicht komplett. Damit die Chassis ihren Dienst wie beabsichtigt verrichten können, steht ihnen eine maßgeschneiderte Frequenzweiche zur Seite, die als ordnende Hand die Signalaufteilung übernimmt. Zudem kann der Klang manuell über zwei Schalter zwischen den Kabelklemmen auf der Rückseite der nuLine angepasst werden. Für den Hochton stehen die drei Optionen „Sanft“, „Neutral“ und „Brillant“ zur Wahl, die je nach Standort die vorherrschenden Raumeigenschaften ausgleichen – so schlucken ein dicker Teppichboden und schwere Vorhänge im „Brillant“-Modus nicht mehr so viel vom Klang und umgekehrt verliert zum Beispiel ein Parkettboden mit der Einstellung „Sanft“ etwas von seiner nicht zu leugnenden Härte.
Der untere Schalter erlaubt eine Absenkung des Basspegels, um trotz des Bassreflexports auch eine wandnahe Aufstellung zu ermöglichen. Die beiden Schalter sind zwischen den vergoldeten Schraubklemmen des Anschlussterminals zu finden, die auch Kabel mit großem Querschnitt aufnehmen und die Möglichkeit zum Bi-Wiring-Anschluss geben. Sofern der Verstärker ebenfalls entsprechend ausgestattet ist, können die 264er mit zwei statt nur einem Lautsprecherkabel angebunden werden. Eine Strippe leitet dabei die Signale für den Hochton-Bereich, die andere übernimmt die tieferen Frequenzen. Empfehlenswert ist das besonders beim Einsatz von längeren Lautsprecherkabeln, schaden kann es aber generell nicht. Erfreulicherweise muss man sich jedoch auch beim Single-Wiring-Anschluss keine Sorgen um die Klangqualität der nuLine machen.
Messerscharfe Präzision
Belässt man den oberen Terminal-Schalter im neutralen Modus, spielen die nuLine 264 auch exakt so auf: sehr neutral und ohne jegliche Verfärbungen. Als Beweis dafür dient uns „Ticks and Leeches“ von Tool, mit dem wir gleichzeitig sowohl Tiefgang als auch Punch der Bass-Qualitäten testen. Zunächst steht das Schlagzeug-Solo im Fokus, mit dem die Rockband den Titel eröffnet. Hier beweisen die nuLine 264 ihre hohe Impulstreue und die sehr kurze Reaktionszeit. Klanglich fühlt man sich direkt ans Drumset versetzt und verpasst keinen einzigen der in schneller Abfolge platzierten Anschläge und Kicks. Kurz darauf setzt auch der Bass schwungvoll ein und sofort gewinnt die knackige Wiedergabe zusätzlich an Kraft und Volumen. So zaubern die Nuberts ein sehr robustes Fundament in den Raum, auf dem sich der charismatische Gesang problemlos seinen Weg bahnt. Komplettiert wird das äußerst homogene Gesamtbild durch die brillanten Gitarrenspuren, die den authentischen Charakter der Instrumentalsektion geradezu veredeln.

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Dem herausragenden Eindruck können selbst höhere Pegel nichts anhaben, die beiden nuLine 264 bleiben stets souverän. Innerhalb der vernunftgesteuerten Lautstärkebereiche stößt man mit den schlanken Standlautsprechern nicht einmal ansatzweise an Grenzen – ganz im Gegenteil. Fast könnte man meinen, die Nubert-Boxen benötigen diesen Extra-Schub Energie, um den Spaßfaktor so richtig auszukosten. Also stellen wir die Dynamik der nuLine 264 mit The Interrupters und ihrem Song „She‘s Kerosene“ auf die Probe. Aus dem Stand gehen die nuLine 264 hier in den Vollsprint und ziehen die Ska/Punk-Nummer tatsächlich ohne Atempause mit maximalem Engagement durch. Besser lässt sich die Energie des Titels nicht widerspiegeln, die Musik geht direkt ins Blut. Trotzdem behalten die Nubert-Lautsprecher auch in Höchstgeschwindigkeit den Überblick. Details wie der Hintergrundgesang fließen wunderbar ins Gesamtbild ein und die Boxen staffeln das gefühlte Chaos absolut sauber auf der virtuellen Bühne.
Neben der punktgenauen Platzierung demonstrieren die nuLine 264 auch noch eine hervorragende Präsenz in der räumlichen Tiefe. Diese Qualitäten lassen die Schallwandler bei „If Your Prayers Don’t Get To Heaven“ von Brian Fallon erneut zur Höchstform auflaufen. Die Dynamik ist auch hier ein sehr wesentlicher Faktor, dazu fällt der Hintergrundgesang noch üppiger aus. Dennoch drängt er sich erfreulicherweise nicht in den Mittelpunkt. Genau so muss das auch sein, das Gesamtbild des Klangs wird gewinnbringend ergänzt und nicht bloß stumpf übertüncht.
Das erlaubt den nuLine 264 auch das Beibehalten der so gelobten Präzision und Authentizität, mit denen selbst die kleinsten Details der Instrumente zum Tragen kommen. Hier zahlen sich die geduldige Entwicklung und insbesondere die Arbeit am nuOva-Hochtöner aus, die den nuLines diesen so angenehm anzuhörenden Sound bescheren. Eine rundum positive Überraschung für alle, die vorher noch nicht wussten, wozu Schallwandler aus dem Hause Nubert im Stande sind …
Fazit
Optisch wirkt die nuLine 264 sehr schlank und filigran, klanglich spielt die Standbox weit über möglicherweise damit verbundenen, zurückhaltenden Erwartungen. Der gleich dreifach vertretene Tieftöner produziert den von Nubert gewohnten druckvollen und leistungsstarken Tiefton, dem der gefühlvolle und detaillierte Mittel- und Hochtonbereich ein perfektes Fundament verdankt. Auch preislich ist die nuLine 264 mit rund 1500 Euro pro Paar durchaus attraktiv. Sogar für Heimkino-Anwendungen sind die Standlautsprecher mit der passenden Ergänzung aus der nuLine-Serie überaus gut geeignet, machen sie doch sowohl im Privatkino als auch im Wohnzimmer stets eine sehr gute Figur.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
89 of 100
87 of 100
89 of 100

Technische Daten
Modell: | Nubert nuLine 264 |
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Gerätekategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 785,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Mehrschichtlack Weiß - Mehrschichtlack Schwarz - Echtholzfurnier Nussbaum |
Vertrieb: | Nubert, Schwäbisch Gmünd Tel.: 07171 / 8712 -0 www.nubert.de |
Abmessungen (HBT): | 100,5 x 21,5 x 28,5 cm (inkl. Standfuß) |
Gewicht: | 21 kg (pro Stück) |
Prinzip: | Passiv, Drei-Wege, Bassreflex |
Hochtöner: | 1x 26 mm (Seidengewebekalotte) |
Mitteltöner: | 1x 123 mm (Glasfaser-Flachmembran) |
Tieftöner: | 3x 123 mm Longstroke-Tieftöner (Polypropylenmembran) |
Frequenzgang: | 35 – 23.000 Hz (+/- 3 dB, (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Bedienungsanleitung - Metallabdeckung - Traversenfüße - 4 Meter Lautsprecherkabel (2 x 0,75 mm²) |
Pro und Kontra: | + sehr natürliches Klangbild + kraftvoller Tiefton + exzentrischer Hochtöner + Klanganpassung per Kippschalter + schlanke Bauweise + makellose Verarbeitung + hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis - relativ aufwändige (optionale!) Montage der Frontabdeckung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 89/90 |
Praxis (20%): | 86/90 |
Ausstattung (20%): | 89/90 |
Gesamtnote: | 88/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |