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Redakteur
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Mit dem Ingenium Plug & Play rundet die britische Plattenspieler-Schmiede Avid ihr Portfolio an Vinyldrehern nach unten ab. Mit Tonarm und System bestückt, kann es dann gleich nach dem Auspacken losgehen. Was beim Preis von knapp 1.400 Euro überrascht: Der Ingenium Plug & Play ist erstaunlich gut verarbeitet und spielt auch richtig gut.

So steht der günstige, mattschwarze Ingenium in ganzer Pracht da: Mit der charakteristischen Plattenklemme, dem hochwertigen Tonarm und dem vormontierten Tonabnehmer wartet er jetzt auf seinen Einsatz.

Analoge Schallplattenspieler sind wieder in. Jeder, der etwas auf sich oder seinen Musikgeschmack hält, hört wieder Musik von den großen, schwarzen Scheiben. Sie klingen gemäß landläufiger Meinung besser als CD und geben mit ihren großen Covern und dem „Ritual des Auflegens“ haptisch definitiv mehr her. Platten sind einfach das sinnlichere Erlebnis. Technisch Anspruchsvoller ist die analoge Audiowiedergabe allerdings auch. Um Einsteigern ohne Vorwissen ansprechenden Vinylklang zu vertretbaren Kosten zu bieten hat der britische Hersteller Avid sein kleinstes Modell überarbeitet und bietet den aufs Wesentliche reduzierten Ingenium nun als spielfertige Plug and Play Version an. Wir haben uns den futuristischen Dreher näher angesehen.

Ingenium Reloaded

Dass wir ein Produkt gleich zwei Mal im Test haben, kommt nicht so häufig vor. Der Avid Ingenium präsentiert sich jetzt jedoch so anders, dass es einfach sein musste. Wer unseren ersten Test nachlesen will, der findet ihn übrigens hier. Aber Spaß beiseite: Zwar stimmt es, dass uns der Ingenium in überaus positiver Erinnerung geblieben ist, aber natürlich testen wir ihn deshalb nicht einfach nochmal. Vielmehr handelt es sich beim Ingenium Plug and Play um den überarbeiteten Nachfolger des hauseigenen Einsteiger-Modells. Diesmal hat Conrad Mas, der Kopf hinter Avid, das Konzept der Einfachheit weiter auf die Spitze getrieben. Während der alte Ingenium als nacktes Laufwerk angeboten wurde – also noch um einen Tonarm und Tonabnehmer ergänzt und anschließend mühsam zusammengebaut werden musste – ist das bei meinem heutigen Testgast anders. Der P&P wird als Komplettpaket angeboten und kommt weitgehend spielfertig zum Kunden, so dass er auch ohne tiefe technische Kenntnisse innerhalb weniger Minuten fit gemacht werden kann. Besonders erfreulich ist, dass er sogar noch günstiger geworden ist. Während der alte Ingenium mit Pro-Ject Tonarm und der japanischen Tonabnehmerlegende Denon DL 103 gut 2.300 Euro kostete, gibts den neuen Plug & Play für rund 900 Euro weniger. Der kleinste Avid kostet nun knapp unter 1.400 Euro um genau zu sein. Realisiert wird der günstigere Preis durch den Einsatz einer hauseigenen Tonarm-Abtaster-Kombination.

A Very Interesting Design

Der Firmenname Avid ist ein Akronym für: „A Very Interesting Design“. Dieses interessante Design hat der Firmengründer Conrad Mas vor über 20 Jahren erdacht. Heute ist aus der ursprünglichen Philosophie eine fast vollständige Wiedergabekette in verschiedenen Preiskategorien geworden. Neben Plattenspielern und Phonovorstufen bietet das Unternehmen mittlerweile auch Verstärker und sogar Lautsprecher an – nebst Verkabelung versteht sich. Tonarme und Tonabnehmer sind zur Komplettierung des Analog-Portfolios angekündigt, denn das Aushängeschild des Herstellers bleiben die Plattenspieler. Mit ihnen hat sich Conrad Mas in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Zurecht, denn schon der alte Ingenium klingt, gemessen an seinem Preis, hervorragend. Die Qualitätsverbesserungen der größeren Modelle sind mir zudem auf diversen HiFi-Messen eindrucksvoll vorgeführt worden. Das Vorgehen ist dabei immer gleich: Die Engländer erdenken und fertigen das Beste wozu sie im Stande sind, um dieses State-of-the-Art-Produkt anschließend sinnvoll zu verkleinern. So können Avid-Produkte auch zu günstigeren Preisen angeboten werden.
Die Avid-Geschichte begann damals mit dem Referenzlaufwerk, dem Acutus, der heute auch umstrittene Staatsoberhäupter mit Musik unterhält, und endet beim Ingenium. Einen noch kleineren Plattenspieler wird es von Avid nicht geben, da Conrad Mas seinen eigenen, hohen Qualitätsanspruch an ein Produkt, das er gern selbst besitzen würde, als Mindeststandard für seine Geräte definiert hat. Klingt logisch. Fertigen tut Avid seine Produkte komplett mit eigenen Mitarbeitern auf eigenen Maschinen in Kimbolton, Cambridgeshire im Vereinigten Königreich. Das hat seinen Grund, denn die Fertigung „aus einer Hand“ soll gleichbleibend hohe Qualität und schnelle Handlungsfähigkeit garantieren.

Auf das Wesentliche reduziert! So könnte man das Design des Ingenium kurz zusammenfassen. Mit aufgesetztem Teller hat er durchaus optische Ähnlichkeit mit einem Raumschiff.

Eigensinnige Konstruktion

Die Kernelemente der Avid-Designphilosophie sind Stabilität und Steifigkeit. Die hauseigenen Lautsprecher machen das mit statikgefährdendem Gewicht klar und auch die Plattenspieler glänzen durch verschwenderischen Materialeinsatz. Der ist notwendig, da man bei Avid zwei Konstruktionsprinzipien der Plattenspielerherstellung zu vereinen versucht: Das Prinzip Subchassis und das Prinzip Masselaufwerk. Kurz gesagt, versuchen Subchassis-Plattenspieler die Schallplatte weich zu betten. Zu erkennen ist das meist an Filzmatten und dem berühmten „Schwabbeln“ des Plattentellers, das durch die Aufhängung an Federn zustande kommt. So soll dem Abtaster die Arbeit möglichst störungsfrei gelingen, da Vibrationen des Untergrunds im Idealfall gar nicht bis zur Nadelspitze vordringen. Masselaufwerke hingegen sind, wie der Name vermuten lässt, besonders schwer und meist ausladend gebaut. Sie sollen externen Vibrationen mittels schierer Masse keine Chance auf Ausbreitung bieten. Auch bei ihnen liegt die Schallplatte jedoch häufig nur lose auf mitunter über 20 Kilogramm schweren Plattentellern. Conrad Mas hingegen hat zwei Quellen für störende Vibrationen ausgemacht: Die Umwelt; also alles, was nicht zum Plattenspieler gehört, und den Abtastvorgang selbst. Der mechanische Vorgang der Abtastung, also das Pflügen eines kleinen Diamanten durch die Rillentäler, verursacht selbst Mikrovibrationen. Diese sind einerseits gewünscht, da sie die Musik enthalten, die wir hören möchten. Andererseits können sie sich unkontrolliert in der Schallplatte ausbreiten, das Abtastergebnis buchstäblich verwischen und dadurch feine Klangdetails überlagern. Um das zu verhindern, verspannt Avid die Vinylscheibe mit der charakteristischen Plattenklemme, um störenden Einflüssen Herr zu werden.

Durch die hochwertige und Avid-typische Plattenklemme wird die Schallplatte zum Teil des Plattenspielers. Außerdem werden Platten mit Höhenschlag geebnet.

Sinnvoller Materialeinsatz für maximale Belastbarkeit

Durch besagte Klemme wird die Schallplatte auf die Korkmatte gepresst, um dadurch definierte und somit beherrschbare Verhältnisse zu schaffen. Die Korkmatte ist ihrerseits fest mit dem Teller verklebt. Während der Plattenteller bei Modellen ab DIVA II SP aus Aluminium gefertigt ist, müssen sich Ingenium und DIVA II (ohne SP) noch mit einem Holzteller begnügen. Das ist nicht ungewöhnlich, bei günstigeren Plattenspielern sind Holzteller heute beinahe der Standard. Nur bei Exemplaren über 1.000 Euro, wie den genannten Avid-Modellen, rümpfen einige Vinylfans darüber die Nase. In der Praxis funktionieren sie jedoch gut und durch die hochwertige Oberflächenbehandlung geben sie sich auch nicht gleich als Holz zu erkennen. Der Plattenteller des Ingenium liegt auf einem Aluminium-Subteller, also einem kleineren Teller. Er übernimmt die Funktion des Sekundärantriebs und die Hälfte der Lagerung. Die andere Lagerhälfte steuert ein Hartmetalldorn bei, der aus dem Chassis empor ragt. Auf der flachen Spitze des Dorns liegt eine kleine Kugel aus extrem hartem Wolframcarbid. Diese Kugel ist die einzige Verbindung vom oberen Teil des Plattenspielers zum unteren. Der untere Teil ist das eigentliche Chassis, über das alle Komponenten verbunden sind. Dadurch ergibt sich auch die wichtigste Aufgabe des Bauteils: Es soll eine absolut stabile und steife Verbindung von Tonarmbasis und Plattentellerlager gewährleisten. Relativbewegungen zwischen beiden sollen verhindert und der bestmögliche Abtastvorgang gewährleistet werden. Jede Relativbewegung zwischen dem Tonarm und der Schallplatte würde zu Klangverschlechterungen führen. Das massive Aluprofil des Ingenium lässt sich jedoch nichtmal mit Gewalt verbiegen, so dass wir uns hier darüber kaum sorgen brauchen.

Die kleine Kugel aus Wolframcarbid ist die einzige horizontale Verbindung vom Plattenteller zum Chassis. Der Hartmetalllagerdorn übernimmt nur die Führung um die Vertikalachse.

Very British

Mikrovibrationen des Abtastvorgangs gelangen also über die verspannte Schallplatte in das steife Chassis. Im Chassis werden sie anschließend in die Federung abgeleitet. Die Sub-Chassis der großen Avid-Modelle hängen an richtigen Federn. Aus Kostengründen besorgen beim Ingenium und Diva hingegen besonders weiche Gummifüße die Absorption. Diese, in der Redaktion liebevoll „Elefantenfüße“ genannten, Absorber entkoppeln den Plattenspieler von seiner Umwelt. Sie nehmen also neben den Abtastvibrationen des Plattenspielers auch äußere Einflüsse wie Trittschall auf. Der Klopftest auf die Stellfläche beweist: Die klebrigen Füße leisten ganze Arbeit und entkoppeln tatsächlich wirksam. Aus den Lautsprechern ist nichts zu hören. Damit auch der eigentliche Antrieb nicht stört, ist der Motor in einer erstaunlich schweren und separierten Motordose untergebracht, die neben dem Laufwerk steht. Sehr gut, so verteilen sich eventuelle Vibrationen in der Stellfläche und nicht im Plattenspieler. Ein Netzteil für den Motor gib es hier nicht, stattdessen bekommt er seine Drehgeschwindigkeit von der Netzfrequenz vorgegeben. Eingeschaltet wird der Ingenium Plug & Play über eine etwas hemdsärmelige Einrichtung: Einen Schalter in der Zuleitung, so wie man ihn beispielsweise von Nachtischlampen kennt. Das kann man als Manko sehen oder man kann der Interpretation des Vertriebs folgen, der es als „very british“ beschreibt. Ich finde die Konstruktion tatsächlich irgendwie sympathisch.

Das mitgelieferte MM-Tonabnehmersystem ist bereits montiert und justiert. So steht dem Klangvergnügen keine zeitraubende Einstellarbeit im Weg.

Alles von der Insel

Very British sind nun auch Tonarm und Tonabnehmer. Der empfohlene Tonarm des alten Ingenium kam noch vom Kontinent, der neue Ingenium Plug & Play hingegen wird standesgemäß mit einem britischen Fabrikat ausgeliefert. Der mattschwarze Tonarm ist auf den Namen Avid TA-1 getauft und kommt unverkennbar vom Analogspezialisten Rega, der ebenfalls auf der Insel zuhause ist. Er passt gut zur Avid-Philosophie, das solide Tonarmrohr ist einteilig gefertigt und stellt eine steife Verbindung von Tonabnehmer, Tonarmbasis und so auch dem Chassis her, um das System zu vervollständigen. Der mitgelieferte und montierte MM-Tonabnehmer Avid CA-1 scheint aus gleichem Hause zu kommen, so dass in der Theorie auch hier ein perfektes Zusammenspiel gewährleistet sein sollte. Ob das der Fall ist, muss natürlich die Praxis zeigen. Dazu muss der Ingenium Plug & Play jedoch zunächst zusammengebaut werden. Zwar signalisiert der Name Plug & Play, dass dies nicht weiter notwendig ist, prinzipbedingt gibt es bei Plattenspielern jedoch immer einige Zusammenbauarbeiten. Damit sollte der Käufer also rechnen. Abschrecken lassen braucht man sich davon jedoch nicht, denn die Arbeiten beschränken sich auf einen überschaubaren Aufwand. So ist beispielsweise kein einziges Werkzeug nötig, um den Ingenium spielfertig zu machen. Wir beschreiben im Folgenden natürlich wie das geht:

Plug & Play – zumindest fast

Öffnet man den Karton, so fallen einem zunächst die beiden bebilderten Anleitungen in die Hand. Ich würde die englischsprachige empfehlen, die ist einfach schöner zu lesen. Unter ihr befindet sich dann schon das T-förmige Chassis mit montierten Füßen, Tonarm und Tonabnehmer. Dieses wird nun vorsichtig aus dem Karton entnommen und auf einer ebenen Stellfläche positioniert. Um das Chassis sollte jedenfalls ausreichend Raum sein, damit auch Motor und Plattenteller noch Platz finden. Anschließend wird die bereits erwähnte Hartmetallkugel auf den Lagerdorn gelegt. Danach wird der Subteller vorsichtig von oben auf das Lager gesetzt. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass er sich nicht verkantet. Noch wichtiger: Der Teller sollte auf keinen Fall fallen gelassen werden, denn das Gegenstück der Kugel ist ein ebenfalls extrem harter Saphir Er könnte sonst brechen und das wird dann recht teuer. Nun wird die schwere Motordose so hinter das Chassis gestellt, dass der Abstand vom Lagerdorn zur Motorwelle drei-dreiviertel britische Zoll oder 97 Millimeter beträgt. 95 oder 100 Millimeter sind erfahrungsgemäß aber auch okay. Dann wird auch schon der Riemen um das Motorpulley, das ist die kleine Treibscheibe auf der Motorwelle, und den Subteller gelegt. Die kleinere Nut im Pulley ist für 33 Umdrehungen pro Minute und die größere für 45 Umdrehungen vorgesehen. Ich würde den Motor nun kurz einschalten, damit sich der Riemen richtig positioniert. So gehen Sie sicher, dass er nicht wieder abfliegt, bevor man bei wieder ausgeschaltetem Motor den Plattenteller aufsetzt. Klemme drauf, fast fertig.

Der äußere Teil des Lagers ist aus Bronze und muss nicht geölt werden.

Feinarbeiten

Die im Verhältnis groben Arbeiten sind nun erledigt, fehlt noch die Einstellung der Auflagekraft des Tonabnehmers über das Gegengewicht. Das hört sich furchtbar kompliziert an, ist aber ganz einfach: Das Gewicht muss einfach nur hinten auf den Ausleger der Tonarms aufgesteckt werden und vorsichtig bis zum Anschlag nach vorn geschoben werden. Das richtige Auflagegewicht von knapp zwei Gramm ist nun eingestellt. Wenn doch alles so einfach wäre. Fehlt noch der Anschluss an den Verstärker. Das benötigte Kabel ist fest mit dem Tonarm verbunden und daher bereits montiert. Es muss nun zwingend am Phono-Eingang des Verstärkers angeschlossen werden, der das Signal des Tonabnehmers entzerrt und hochverstärkt. Falls der Verstärker über keinen solchen verfügt, so muss ein externer Phonovorverstärker her. Das günstigste Exemplar von Avid, der Pellar Phono, kostet mit knapp 1.000 Euro im Verhältnis zum Plattenspieler allerdings eine Stange Geld. Im letzten Schritt wird noch der Nadelschutz vom Tonabnehmer entfernt, nun ist der Ingenium Plug & Play auch schon einsatzbereit.

Die pure Spielfreude

Zum Musikhören muss jetzt noch ein Platte aufgelegt werden. Also drehe ich die Klemme vom Teller ab und lege die Platte auf. Anschließend muss die Klemme wieder fest gezogen werden, um die Platte plan zu pressen, während der Teller mit der anderen Hand festgehalten wird. Auf die Frage, wie fest die Klemme denn sein müsste, antwortet Conrad Mas: „Je fester, desto besser“. Ich habe mich bisher immer an diesen Tipp gehalten und noch keine Platte dadurch beschädigt. Anschließend: Motor einschalten, Tonarm absenken und die ersten Takte erklingen. Der Ingenium Plug & Play macht gleich klar, woher er kommt und zu wem er gehört. Auch das kleinste und günstigste Modell der Familie bringt die unglaubliche Spielfreude rüber, die alle Avid-Plattenspieler vereint. Das wird zum Beispiel besonders eindrucksvoll deutlich, sobald man ein Live-Album hört, das den Spaß der Künstler einfängt. Über den Avid Ingenium Plug & Play klingt ein Album, zum Beispiel das gerade erschiene „Nachtbrot“ der norddeutschen Band Turbostaat, dann zwar nicht audiophil, das gibt die Aufnahme auch gar nicht her. Dafür ist es aber noch etwas mitreißender und fesselnder, als es über andere Plattenspieler der Fall ist. Fast scheint es, als gehe der Ingenium dabei etwas zu euphorisch zu Werke. Im Vergleich zum DIVA II fällt er nämlich durch etwas weniger Ernsthaftigkeit auf. Soll heißen: Der Klang ist vielleicht etwas vordergründiger, als beim „alten“ Ingenium, wie ich ihn im Gedächtnis habe, und dem immerhin doppelt so teuren DIVA. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau und fällt wahrscheinlich auch nur im ziemlich direkten Vergleich auf. Mir bereitet der Ingenium Plug & Play jedenfalls richtig Spaß!

Die schwere Motordose steht separat hinter dem Chassis und treibt den Subteller über einen dünnen Rundriemen an. So haben Motorvibrationen kaum eine Chance bis zur Nadel vorzudringen.

Klanglich ausgewogen

Während die spielfreudige Art nur die eine Seite der Medaille ist, so sind die tonale Balance und Ausgewogenheit die andere. Das Gesamtpaket aus Plattenspieler, Tonarm und Tonabnehmer gibt sich in dieser Beziehung auch keine Blöße. Der Avid-Einsteiger wartet mit einem straffen und knackigen Bassfundament auf, dass sich in puncto Tiefbass nicht verstecken braucht (trotz Holzteller, unken böse Zungen). Ein guter Testtrack dafür, der eigentlich mehr ist als das, befindet sich auf dem gerade erstmalig als LP veröffentlichtem Prince-Album „Musicology“. Das dritte Stück „Life O’ The Party“ scheint dem Avid sowohl hinsichtlich Spielfreude als auch tonal wie auf den Leib geschneidert. Mitten und Höhen kommen blitzsauber und stehen dem Bassfundament in nichts nach. Auch Stimmen und sonstige Instrumentierung, die der Künstler übrigens gänzlich selbst eingespielt hat, werden sehr gut sortiert, gestaffelt und nachvollziehbar arrangiert. Gerade die gute räumliche Sortierung ist mir bereits am Ingenium, dem DIVA und anderen Avid-Geschwistern aufgefallen. Die solide und steife Bauweise mit schneller Resonanzableitung scheint nun auch hier alle ihre Vorteile voll auszuspielen.

Die (Elefanten-)Füße des Ingenium sorgen für eine wirksame Entkopplung vom Untergrund, nehmen also alle störenden Vibrationen auf. Damit der Dreher verschiebbar bleibt, bestehen die Unterseiten aus Filz.

Fazit

Wer auf der Suche nach seinem ersten (oder auch zweiten) Plattenspieler ist, der komplett ausgestattet sein und den Anwender beim Setup nicht überfordern soll, der kommt am Avid Ingenium Plug & Play kaum vorbei. Mit einem Preis von knapp 1.400 Euro ist der neue Einsteiger-Dreher von Conrad Mas deutlich günstiger als sein Namensvetter. Zudem ist er kompletter ausgestattet und steht dem Ingenium auch klanglich in kaum etwas nach. Folgerichtig muss ich für den kleinen Briten daher eine klare Empfehlung aussprechen. Das Gesamtpaket aus Laufwerk und vormontierter Kombination aus Tonarm und Tonabnehmer ist tatsächlich richtig gut. So ergibt sich ein klangliches Gesamtpaket, das sich hören lassen kann. Und eines, das gar nicht so sehr dem britischen Understatement entspricht, sondern viel mehr dem eines offensiven Spaßmachers. Da nimmt man den etwas größeren Aufwand beim Zusammenbau, als es die Bezeichnung Plug & Play vielleicht verspricht, gern in Kauf. Das Musikhören macht nachher umso mehr Freude.

Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: Frank Metzemacher

Gesamtnote: 89/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

89 of 100

89 of 100

88 of 100

190220.Avid-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Avid
Ingenium Plug & play
Produktkategorie:Plattenspieler
Preis:1.399,00 Euro (inkl. Tonarm und System)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- schwarz
Vertrieb:IDC Klaassen, Lünen
Tel.: 0231 / 9 86 02 85
www.idc-klaassen.com
Abmessungen (HBT):210 x 400 x 380 mm
Gewicht:8,5 Kg
Tonarm:Avid TA-1
Tonabnehmer:Avid CA-1
Geschwindigkeiten:33.3 und 45
Lieferumfang:- Ingenium Plug & Play
- Plattenklemme
- Tonarm
- Abtastsystem
- Anleitung
Pro und Contras:+ exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis
+ resonanzdämpfende Füße
+ massive Plattenklemme
+ Riemenantrieb

- Netzschalter
Benotung:
Klang (60%):89/90
Praxis (20%):89/90
Ausstattung (20%):88/90
Gesamtnote:89/90
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistungsehr gut
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