Home » Heimkino » Der Aufstieg von Union Berlin – Hat die Mannschaft den Triumph verdient?
3. Juni 2019WERBUNG | Am Abend des 27. Mai war die Überraschung perfekt. Soeben hatte der 1. FC Union Berlin im Rückspiel der Relegation ein 0:0 gegen den VfB Stuttgart erkämpft. Der Jubel der Fans im Stadion An der Alten Försterei kannte in diesem Moment keine Grenzen mehr. Denn nach dem 2:2 im Hinspiel bedeutete dieses Ergebnis den Aufstieg der „Eisernen“. Zum ersten Mal überhaupt wird Union damit in der kommenden Saison in der ersten Fußball-Bundesliga spielen.
Als vor der Saison über die möglichen Aufsteiger in die Bundesliga spekuliert wurde, fiel der Name von Union Berlin eher selten. In der Vorsaison hatte der Club aus der Hauptstadt ein echtes Auf und Ab erlebt. In der Hinrunde spielte Union zwar vorne mit, trotzdem trennte man sich noch vor der Winterpause von Trainer Jens Keller. Danach ging es aber erst richtig bergab. Zeitweilig musste der Verein aus dem Berliner Stadtteil Köpenick ernsthaft um den Klassenerhalt bangen. Nur mit einiger Mühe gelang es Trainer André Hofschneider, die Mannschaft zu stabilisieren. Am Ende der Saison belegte Union den 8. Platz.
Für die neue Saison verpflichteten die Berliner dann den Schweizer Urs Fischer als neuen Coach. Und dieser Trainerwechsel sollte sich lohnen. Mit Fischer an der Seitenlinie spielte Union von Beginn an oben mit und brachte das Kunststück fertig, in der Hinrunde keine einzige Niederlage zu kassieren. Unter anderem gelang es, den Aufstiegsfavoriten Köln und HSV auswärts jeweils ein Remis abzuringen. Zwar spielte Union nicht unbedingt begeisternden Fußball und erzielte relativ wenig Tore, die Mannschaft konnte sich jedoch auf ihre kompakte Abwehr verlassen und zeigte oft Moral. Zum Beispiel beim 1:1 gegen Heidenheim, als Torhüter Rafal Gikiewicz in der 94. Minute den Ausgleich erzielte. Oder beim 2:2 in Hamburg, als Suleiman Abdullahi kurz vor dem Schlusspfiff zum Endstand traf.
Erst am ersten Spieltag der Rückrunde, der noch im alten Jahr ausgetragen wurde, musste Union mit dem 0:3 bei Erzgebirge Aue die erste Niederlage hinnehmen. Das Team von Urs Fischer überwinterte damit auf dem 4. Tabellenplatz, Relegationsrang drei war drei Zähler entfernt.
Erste Zeichen schon Anfang 2019
Im Januar gelang den Berlinern dann ein echter Traumstart in die Restsaison. Der 1. FC Köln wurde vor heimischer Kulisse mit 2:0 bezwungen. Damit eroberte Union Tabellenplatz 3, da der FC St. Pauli zuvor bei Darmstadt 98 mit 1:2 verloren hatte.
In den ersten acht Spielen der Rückrunde holte der Verein aus der Hauptstadt starke 16 Punkte. Fans im Stadion und vor den TV-Geräten trauten ihren Augen kaum. Damit festigte man Platz 3 und durfte auch vom direkten Aufstieg träumen. Nun begann jedoch die erste größere Schwächephase der Saison. In den folgenden fünf Spielen gelang Union kein einziger Sieg mehr. Unter anderem musste man beim 1:3 gegen den SC Paderborn die erste Heimniederlage der Spielzeit hinnehmen. Vier Spieltage vor dem Saisonende verloren die Berliner dann nach einem 1:1 in Fürth Rang 3 an die Ostwestfalen. Eine Woche später kam es dann an der Alten Försterei zum Spitzenspiel gegen den HSV. Auch die Hamburger hatten keines ihrer vorhergehenden fünf Ligaspiele gewonnen und standen nur drei Punkte vor Union. Zwei kriselnde Aufstiegskandidaten standen sich also gegenüber.
An diesem Tag sollte der Mannschaft von Urs Fischer ein echter Meilenstein in Richtung Bundesliga gelingen. Die Berliner gewannen mit 2:0, überholten den HSV in der Tabelle und standen nun wieder auf Rang 3.
Nur eine Woche später folgte dann allerdings der nächste Rückschlag, als man bei Darmstadt 98 mit 1:2 unterlag. Zum Glück für die Berliner mussten aber auch die Aufstiegskonkurrenten aus Paderborn und Hamburg Niederlagen hinnehmen. Zwei Spieltage vor Saisonende stand Union damit weiterhin auf Platz 3. Am vorletzten Spieltag gelang den Köpenickern dann ein 3:0 gegen den 1. FC Magdeburg. Da der HSV zeitgleich mit 1:4 in Paderborn unterging, war Union zumindest der Relegationsplatz nicht mehr zu nehmen, denn der Vorsprung auf die Hamburger betrug vor dem letzten Spieltag drei Punkte und satte 21 Tore. Auch der direkte Aufstieg war noch möglich, der Rückstand auf den SC Paderborn betrug nur einen einzigen Punkt. Am letzten Spieltag musste die Mannschaft von Urs Fischer dann beim VfL Bochum antreten. Kurz vor dem Ende lag man mit 0:2 zurück. Doch dann zeigten die Hauptstädter einmal mehr Moral und glichen innerhalb weniger Minuten zum 2:2 aus. Ein Sieg hätte den direkten Aufstieg bedeutet, da Konkurrent Paderborn zeitgleich bei Dynamo Dresden mit 1:3 verlor. In der Nachspielzeit vergab Abdullahi für Union die große Chance auf das Siegtor. Damit verpassten die Berliner den direkten Aufstieg und mussten in der Relegation gegen den 16. der Bundesliga, den VfB Stuttgart, antreten. In den Fernseh-Übertragungen der beiden Spiel konnte man mit einem großen Smart-TV und entsprechender Soundunterstützung echte Stadion-Atmosphäre erleben.
Im Hinspiel in Stuttgart geriet Union zweimal in Rückstand, konnte jedoch beide Male ausgleichen. Das 2:2 bedeutete eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel.
In Berlin waren dann lange Zeit die Schwaben die stärkere Mannschaft. Sie vergaben mehrere Chancen und gingen nach neun Minuten sogar vermeintlich in Führung. Das Freistoßtor von Dennis Aogo zählte aber nicht, da Nicolas Gonzalez im passiven Abseits stand. Nach der Pause wurden die Gastgeber stärker, Abdullahi traf zweimal den Pfosten. Es blieb beim torlosen Remis. Aufgrund der Auswärtstorregel war Union damit aufgestiegen.
Wie geht’s weiter?
Sicherlich gab es schon überzeugendere Aufsteiger als Union Berlin. Die Hauptstädter holten in 34 Ligaspielen nur 57 Zähler. Gemessen an der Punktzahl gab es in den letzten 15 Jahren keinen schwächeren Bundesliga-Aufsteiger. Die „Eisernen“ profitierten nicht zuletzt von der Schwäche einiger Konkurrenten, insbesondere des HSV, und hatten auch in der Relegation gegen Stuttgart ein wenig Glück. Trotzdem ist der Aufstieg von Union nicht unverdient. Die Berliner stellten mit nur 33 Gegentoren die stärkste Abwehr der Liga und verloren nur fünf Spiele, so wenige wie kein anderes Team. Zudem verdienten sich die Köpenicker den Aufstieg durch eine gehörige Portion Kampfgeist und Moral.