Home » Tests » Rundumstrahler Nubert nuPyramide 717 – Rundherum glücklich
19. August 2019
von Volker Frech
RedakteurKlasse-Klang im ganzen Raum: Das wünschen sich viele Musikhörer, kann aber kaum ein konventioneller Lautsprecher. Deshalb hat Nubert seinen legendären Rundstrahler reaktiviert: Die extravagante nuPyramide 717 soll mit vorderem und hinterem Drei-Wege-System sowie seitlichen Hochtönern für eine rundum gleichmäßige Abstrahlung sorgen, dadurch eine flexible Aufstellung ermöglichen und ein intensiveres dreidimensionales Hörerlebnis bieten. Wir haben ihn in allen Positionen getestet.

Außergewöhnlich: Mit ihrem extravaganten Pyramiden-Design ist die Nubert nuPyramide 717 ein Hingucker im Wohnzimmer.
Zeitsprung: 1977 präsentiert Firmengründer und Chefentwickler Günther Nubert erstmals seine pyramidale Idee: einen Schallwandler, der rundum mit Chassis bestückt ist, dadurch ein überaus realistisches Hörerlebnis in nahezu allen Richtungen ermöglicht und zudem eine größere Räumlichkeit bietet als die üblichen direktstrahlenden Lautsprecher, die ihren Schall einzig und allein auf den Hörer richten. Der beeindruckende Klang und der extravagante Korpus sorgen dafür, dass dieser Rundstrahler bald zu den bekanntesten Nubert-Modellen gehört. Erst die Verrentung des Schreiners, der das komplexe Gehäuse in Handarbeit fertigt, schickt diesen Ausnahme-Lautsprecher dann in den Neunzigerjahren ebenfalls in den Ruhestand. Zum 40. Geburtstag hat Nubert seinen Klassiker reaktiviert, aber auch renoviert: In die nuPyramide 717 ist das aktuelle Nubert-Know-how eingeflossen, zu den Finessen und Features aus anderen Serien gesellen sich zudem unikale Lösungen – und die schauen wir uns jetzt näher an.

Die Pyramide ist oben gekappt und besitzt dadurch statt einer Spitze ein Plateau.
Pyramidales Design
Beim Retrodesign der 717 hat sich Nubert natürlich stark am Original orientiert: Die Gehäusegeometrie entspricht also einer gekappten Pyramide. Dieser ungewöhnliche Korpus erfordert einen beträchtlichen Fertigungsaufwand, den auch nicht jeder Zulieferer in der von Nubert geforderten Qualität erfüllen kann. Die Gehäuse baut nun ein italienischer Spezialmöbelhersteller – weitgehend in Handarbeit. Dies trägt neben den anspruchsvollen technischen Lösungen dazu bei, dass die nuPyramide 717 Nuberts aufwändigster Passivlautsprecher ist. Das schlägt sich auch in den Kosten nieder: Mit 5.600 Euro pro Lautsprecher steht die Pyramide preislich an der Spitze des Portfolios. Zurück zum komplexen Korpus: Die Schrägung der Wände sorgt nicht nur für das pharaonische Flair dieser Box, sondern beschert auch akustische Vorteile. Im Inneren können sich keine stehenden Wellen bilden, da parallele Wände fehlen, die den Schall hin und her reflektieren. Die nach oben hin schmaler werdenden Flächen reduzieren zudem die Anfälligkeit für unerwünschte Reflexionen auf der Schallwand und machen die eigentlich unerwünschten Schallbrechungen, die an den Kanten von Schallwänden entstehen, hier ausnahmsweise gezielt nutzbar. Die Neigung der Schallwände befördert zudem, dass die von Hoch-, Mittel- und Tieftöner abgegebenen Schallanteile zeitrichtig als stimmiges Musiksignal beim Hörer ankommen.

Die Abdeckungen sorgen auf allen vier Seiten für ein optisches Verschwinden der Chassis. So wird die nuPyramide zum Klangmöbel.
Wohnraumtaugliches Klangmöbel
Auch die Aufbockung des gesamten Pyramidenstumpfes auf vier Pfeiler hat einen akustischen Grund: Diese Elevation sorgt für den nötigen Bodenabstand. Die Box hat nämlich zwei Bassreflex-Öffnungen auf der Gehäuseunterseite, über die der genau definierte Luftaustausch stattfindet. Durch diese sogenannte Downfire-Lösung wird die hier austretende Luft nach ihrem Auftreffen auf den Sockel gleichmäßig in alle Richtungen geleitet. Auch dieser Schallanteil wird also rundum in den Raum abgestrahlt. Der Sockel bildet den Übergang zum Boden und sorgt für eine unerschütterliche Standfestigkeit der Pyramide. Darüber hinaus beherbergt er die Frequenzweiche. Sie ist somit aus dem Korpus ausgelagert und von dessen Schwingungen abgekoppelt. Auch das ist eine klangverbessernde Maßnahme. Da der Sockel oberseitig mit einer Glasplatte versiegelt ist, kann man hier übrigens einen Blick auf diese überaus aufwändige Frequenzweiche werfen. Die gesamte Rahmenkonstruktion des Pyramiden-Gehäuses besteht aus Massivholzstreben und hochdichter Faserplatte, die dekorative Veredelung ist in der Holzversion in echtem Mahagoni gehalten. Alternativ gibt es die nuPyramide in seidenmattem Lackgewand, wahlweise in Weiß oder Schwarz. Alternativlos in Schwarz ist hingegen die Bespannung der Schwallwände: Die MDF-Platten sind mit feinem Kunstleder bezogen, ebenso das obere Plateau des Pyramidenstumpfes. Diese ansprechende Bekleidung verleiht dem Lautsprecher eine große Wohnraumtauglichkeit. Sie lässt sich nochmals durch die ebenfalls schwarzen Abdeckungen steigern: Mit den magnetisch haftenden, perfekt eingepassten vier Blenden wird die nuPyramide regelrecht zum Klangmöbel.

Die nuPyramide von vorn und von hinten: Sie besitzt zu beiden Seiten eine Drei-Wege-Bestückung. Die Rückseite ist an dem im Sockel eingelassenen Terminal erkennbar.
Chassis auf allen Seiten
Vier abnehmbare Blenden? Ja, denn die nuPyramide ist auf sämtlichen Seiten mit Chassis bestückt. Jede Schallwand beherbergt einen Hochtöner, der aus Nuberts Top-Serie nuVero stammt und etwas modifiziert wurde: Bei der nuPyramide sitzt die Seidengewebekalotte mittig auf der Schallwand und nicht leicht zur Seite versetzt, weil die exzentrische Platzierung wegen der größeren Schallwandbreite nicht nötig ist. Der Hochtöner spielt runter bis zu erstaunlich tiefen zwei Kilohertz. Das kann der Tweeter aufgrund seiner Robustheit locker leisten – und das ist auch gut so, denn dadurch wird insgesamt ein besseres Rundstrahlverhalten des Lautsprechers erzielt. Der ab hier übernehmende 15-Zentimeter-Mitteltöner muss so kaum noch in Frequenzregionen spielen, in denen er horizontale Schallbündelung betreibt. Der noch verbleibende Bündelungseffekt wird nun durch einen weiteren konstruktiven Kniff kompensiert. Damit erreicht die Pyramide das gewünschte breite Abstrahlverhalten. Mit einem etwas kleineren und für Nubert auch üblichen Mitteltöner wären Bündelungen per se kein Thema, doch kleiner geht es hier nicht: Dieser neu konzipierte Speaker muss bis 130 Hertz runter schuften, weil erst ab hier der ebenfalls frisch entwickelte Tieftöner optimal arbeitet. Nubert hat sich bei der nuPyramide nämlich für den Einsatz eines mächtigen Zehn-Zoll-Woofers entschieden, der durch seine Ultra-Langhub-Ausführung zu extremen Auslenkungen fähig ist und bis zu ultratiefen 25 Hertz arbeitet. Dies ist das stärkste Bass-Chassis, das Nubert in seinem gesamten Portfolio hat. Es kommt ausschließlich hier zum Einsatz, auch wenn der Mebran-Aufbau als Glasfaser-Sandwich ebenfalls der nuVero entlehnt ist. Diesen Bass-Lautsprecher, aber auch den Mitteltöner, finden wir allerdings nur auf der Front und auf der Rückseite der Pyramide – und das hängt mit dem mehrfach modifizierten Abstrahl-Konzept der neuen Pyramidenversion zusammen.

Hier sind gut die seitlichen Hochtöner zu sehen, die in jeder Pyramide für eine links- und rechtsseite Schallabstrahlung sorgen und damit maßgeblich zum Rundumklang beitragen.
Doppel-Begabung: Rundstrahler …
Die ursprüngliche Pyramide hatte auch seitliche Mitteltöner, die allerdings die Klarheit und Definiertheit beeinträchtigten und für klanglich nachteilige Überlagerungen sorgten. Also: Fort mit diesen Mitteltönern. Zudem war die frühere Pyramide nur in der Version „Rundstrahler“ oder in der Variante „Direktstrahler“ erhältlich. Die neue Pyramide verfügt nun über eine Doppel-Begabung: Sie beherrscht beide Abstrahlarten, ein rückseitiger Umschalter macht das einfache Hin- und Herschalten zwischen beiden Betriebsarten möglich. Diese Feature-Verdopplung war in der Entwicklung eine besondere Herausforderung, sie resultiert auch in der aufwändigsten Frequenzweiche, die Nubert je entwickelt hat, schließlich muss sie ja auch beiden Anwendungsfällen gerecht werden. Jede Abstrahl-Art nimmt die eingesetzten Chassis nämlich unterschiedlich in Anspruch. Im Rundstrahl-Modus arbeiten alle Speaker uneingeschränkt. Wir erleben also nach vorne und hinten eine Beschallung mit einem doppelten Drei-Wege-System, das in Bipol-Manier schwingt. Die Chassis arbeiten also alle gleichphasig, das bedeutet: Wenn die Membranen auf der frontalen Boxenseite nach vorne auslenken, vollführen die Membranen auf der hinteren Boxenseite die gleich nach außen gerichtete Bewegung. Zu diesem Duo-Drei-Wege-System gesellen sich nun noch zwei seitliche Hochtöner, die wie ihre Kollegen auf der Front und der Rückseite ab 2.000 Hertz aufwärts schallwandeln. Das Zusammenwirken dieser acht Chassis wird vom Hörer als ein rundum gleichmäßiges Abstrahlverhalten wahrgenommen. Das ermöglicht eine sehr flexible Aufstellung. Die Abbildung gelingt auch außerhalb des sogenannten Sweet Spots, der bei konventionellen Lautsprechern die oft sehr kleine optimale Hörzone beschreibt. Zudem funktioniert der Rundumstrahler auch mitten im Raum, er eignet sich deshalb insbesondere für große Räume und Zimmer mit ungünstigem, etwa L-förmigem Grundriss.

Der Hochtöner entstammt der nuVero-Serie, ist in der nuPyramide aber mittig statt exzentrisch platziert – also in Achse mit dem Mitteltöner, der für Nubert-Verhältnisse ungewöhnlich groß ist.
… und Direktstrahler
Im Direktstrahl-Modus sieht die Chassis-Nutzung deutlich anders aus: Nun ist der hintere Mitteltöner abgeschaltet, während das rückseitige Bass-Chassis zur Verstärkung aktiv bleibt. Der Doppel-Bass hat nämlich auch einen Doppel-Vorzug: Er dient einerseits der Basskräftigung, bewirkt aber andererseits auch eine Resonanzverminderung durch die Push-Push-Anordnung. Bei diesem Prinzip sitzen die beiden Chassis quasi Rücken an Rücken im Gehäuse, und ihre Tieftonmembranen schwingen gleichphasig, sie bewegen sich also gleichzeitig entweder nach innen oder nach außen. Diese Anordnung vermindert deutlich die Vibrationen des Gehäuses, das ist natürlich auch im Direktstrahl-Modus günstig. Zudem spielen die hinteren und seitlichen Hochtöner jetzt erst ab 8.000 Hertz aufwärts mit. So sind sie für das menschliche Gehör nicht mehr als Schallquelle zu orten, bewirken aber trotzdem eine zusätzliche Luftigkeit und eine breitere Abbildung. Auch im Direktbetrieb sorgt die nuPyramide also für eine Wiedergabe, die sich von herkömmlichen Lautsprechern unterscheidet. Damit die nuPyramide sowohl im Rundstrahl- als auch im Direktstrahl-Modus verfärbungsfrei arbeitet, werden die Pegelverhältnisse für die einzelnen Treiber über die Frequenzweiche jeweils angepasst. Der Wechsel von der einen zu der anderen Abstrahl-Art ist übrigens auch mitten im Spielbetrieb möglich.

Der Tieftöner deutet seine immense Basskraft mit der massiven Sicke schon optisch an.
Abstrahl-Wahl und Klang-Korrektur
Um vom Rundstrahl- zum Direktstrahl-Modus zu gelangen, braucht man, wie gesagt, nur auf der Rückseite der nyPyramide den entsprechenden Schalter umlegen. Er ist auf dem Sockel untergebracht. Daneben finden wir noch zwei weitere Schalter: Dies ist die von der nuVero-Serie übernommene Klanganpassungsmöglichkeit der Höhen und Mitten. Mit ihr kann man die nuPyramide 717 an den Hörraum anpassen – oder an den eigenen Geschmack. Dafür bietet der Mitten-Schalter die Einstellmöglichkeiten „neutral“ und „dezent“, der Hochton kann sogar „neutral“, „brillant“ oder „sanft“ abgestimmt werden. Neben diesen Schaltern sitzen die Anschlussklemmen. Hier ist eine gute Qualität verbaut, die Klemmen sind mit vergoldeten Kontaktflächen ausgestattet und bieten üppige Aufnahmen, in die sich Litzen selbst mit großem Kabelquerschnitt einführen lassen. Alternativ können auch mit Bananensteckern oder Kabelschuhen konfektionierte Kabel angeschlossen werden. Ein Paar Klemmen ermöglicht die konventionelle Anbindung an einen Verstärker, Bi-Wiring oder Bi-Amping geht hingegen nicht.

Im Sockel auf der Rückseite sitzen die Schalter für die Umschaltung zwischen Rundum- und Direktstrahl-Modus sowie für die Anpassung der Höhen und Mitten. Rechts sind die amtlichen Anschlussklemme für den Verstärker platziert. Auf der Oberseite des Sockels sieht kann man durch die eingelassene Glasplatte die aufwändige Frequenzweiche.
Aufbau und Anschluss
Da die Box mit einem Gewicht von jeweils 70 Kilogramm in punkto Mobilität doch eine gewisse Herausforderung darstellt, lässt Nubert die Pyramiden von einem Transporteur-Team bis in den Hörraum liefern, wo die Boxen auch ausgepackt und aufgestellt werden. Das gilt für Kunden, aber nicht für Testredakteure. Wir haben also ein nuFit-Programm absolviert und der beigelegten Anleitung folgend die Boxen mit zwei Mann ausgepackt und spielbereit gemacht. Die mitgelieferten metallenen Schraubstellfüße erlauben bei der Aufstellung einen Ausgleich von Unebenheiten des Untergrunds. Sie eignen sich, wenn man die nuPyramide 717 nicht groß im Raum bewegen will. Wer bei der Positionierung aber flexibel bleiben möchte, kann unter die 70-Kilo-Box den – allerdings optionalen – nuMove 717 schrauben. Dieser Rollsockel ist mit vier schwenkbaren Kunststoffrollen ausgestattet. Die Rollen dürften gerne einen größeren Durchmesser haben, auch qualitativ ist hier noch Luft nach oben, aber natürlich erfüllen sie ihren Zweck: Sie machen die nuPyramide mobil. Nun zur Verstärkerwahl: Hier kommt unser Hegel H390 zum Zuge, er hat mit zweimal 250 Watt genug Leistung, um die nuPyramide anzutreiben. Bedingt durch die aufwändige Frequenzweiche ist ihr Wirkungsgrad nämlich nicht sonderlich hoch, da bedarf es schon eines Amps mit Power, um das Potential der Pyramide auszuschöpfen.

Unter dem eigentlichen Pyramidenkorpus sitzen die beiden kreisrunden Ports der Bassreflexabstimmung. Hier findet ein Luftaustausch zwischen dem Boxenvolumen und der Umgebung statt, mit diesem Verfahren wird der Tiefton eines Lautsprechers abgestimmt.
Die nuPyramide 717 in der Praxis
Wir fangen ganz harmlos an: Die Pyramiden stehen erst mal in einer völlig üblichen Aufstellung, wie wir sie auch für konventionelle Lautsprecher verwenden. Die Klangwahlschalter der nuPyramide sind in der Neutralstellung, der Abstrahlmodus ist auf „direkt“ eingestellt – der hintere Mitteltöner ist also deaktiviert und die Höchtöner hinten und an den Seiten laufen nur dezent mit. Wir starten mit Dennis Chambers, der Schlagzeug-Gott bietet auf dem Album „Outbreak“ mit einer exzellenten Begleitcombo, darunter John Scofield und die Brecker Brothers, Fusion vom Feinsten. Gerade beim Titelstück zeigt Chambers eine perkussive Glanzleistung, die für offene Münder sorgt. Das liegt einerseits an der ungemeinen Virtuosität und Komplexität seines Spiels, anderseits an der Wiedergabe der nuPyramide. Die ersten Takte sind noch eine harmlose Einleitung, in der wir schon von Gary Willis‘ rundem Bass wohlig am Körper massiert werden, dazu serviert uns Jim Beard am Fender Rhodes-Piano ein einleitendes Thema, bei dem Chambers eigentlich nur eine atmosphärisch unterstützende Beckenarbeit liefert. Doch schon hier heben wir den Kopf und hören erstaunt zu: Die nuPyramiden zaubern uns ein räumlich famoses Klangbild ins Zimmer, die Becken tönen mit einer wunderbaren Offenheit, gerade durch das schlank instrumentierte Intro können wir hervorragend hören, wie das Metall klingt: zuerst die HiHat als Eröffnung, dann zwei Crash-Becken und ein Ride, bei dem Chambers mit seinen Schlägeln über verschiedenen Stellen des gedengelten Metalls fährt – das alles hören wir mit einer exzellenten Präzision und Klarheit, aber auch mit einer herrlichen Luftigkeit. Dann zupft Gary Willis nach einem Ausflug in höhere Lagen seinen ersten richtig tiefen Ton auf seinem Fünfsaiter – und der hat eine derartige Fülle und Kraft, dass es uns schon fast auf dem Magen lastet. Ab hier legt Chambers los – und entfesselt auf Snare, HiHat, Bassdrum, Toms und Becken ein dynamisches Feuerwerk. Der Mann spielt uns regelrecht schwindelig, und die Pyramiden liefern, was auf der CD-Hülle versprochen wird: „Drums and Power“. Mann, Mann, Mann, was für ein Druck! Und was für eine Präzision! Auch die räumliche Staffelung ist hervorragend – einerseits des Drumsets, da ist jede Trommel und jedes Becken genau am richtigen Platz, so klingt ein Schlagzeug; andererseits bei den Mitmusikern, denn mittlerweile sind zu Drums, Bass und Keyboards die Bläser gestoßen, wir können regelrecht sehen, wo die Musiker im Aufnahmestudio stehen.

Freie Aufstellung: Durch das Rundumstrahl-Verhalten können die Pyramiden sogar mitten im Raum positioniert werden.
Räumlichkeits-Plus im Rundum-Modus
Was passiert nun, wenn wir in den Rundum-Modus umschalten? Auf einmal wird die eh schon geräumige Bühne noch breiter und noch tiefer, das gesamte Geschehen erscheint luftiger – wow, das ist ein toller Effekt! Wobei „Effekt“ das falsche Wort ist, denn die Wiedergabe klingt nicht künstlicher, auch das grundsätzliche Klangbild hat sich tonal nicht verändert. Hier hat Nubert einen exzellenten Abgleich hinbekommen. Doch wir erleben eine größere Räumlichkeit, was gerade bei dem hochenergetischen Stück zu einer anderen Präsenz der Musiker und einer intensiveren Wirkung führt. Dafür haben wir minimale Einbußen bei der Präzision. Also rücken wir die Lautsprecher mal etwas weiter von den Wänden ab – ja, so ist es wieder exzellent. Die Abstrahlung aller Chassis verlangt also etwas mehr Abstand zum Gemäuer. Trotzdem bleibt die Wiedergabe im Direktstrahlmodus einen Ticken griffiger, etwas … ja … direkter. Wie verhält sich das nun bei einer Aufnahme mit klassischem Orchester? Wir wählen die Einspielung von Griegs Klavierkonzert mit dem Pianisten Herbert Schuch und dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Eivind Aadland. Die klingt schon im Direkt-Modus ausgezeichnet: Die nuPyramide stellt uns ein fabelhaft transparentes, in allen Instrumentengruppen und mit allen dynamischen Abstufungen erfahrbares Orchester auf die imaginäre Bühne. Die Auflösung und Klarheit ist schlicht fantastisch. Auch die räumliche Darstellung ist hervorragend, das Widerspiel von Klavier und Klangkörper erleben wir wie im Konzertsaal – aber auf den besten Plätzen. Jetzt schalten wir auf Rundum – und haben auch hier das Gefühl, in noch stärkerem Maße Teil dieser Aufführung zu sein. Die Räumlichkeit ist nun zur Holografie gesteigert, das Orchester besitzt mehr Breite und Tiefe, die Abbildung hat auch gen Decke mehr Ausdehnung. Herbert Schuch am Flügel scheint uns noch näher gekommen zu sein, sein Klavierspiel wirkt sogar intensiver, mit jedem Anschlag der Tasten noch nahbarer. Eine grandiose Wiedergabe: Bei Orchestermusik möchten wir diesen Rundum-Klang mit seinem Mehr an Atmosphäre gar nicht mehr missen!

Wer bei der Positionierung flexibel bleiben möchte, schraubt unter die 70-Kilo-Box den optionalen nuMove 717. Dieser Rollsockel ist mit vier Kunststoffrollen ausgestattet, die die nuPyramide mobil machen.
Magie mitten im Raum
Bleibt der exzellente Eindruck auch bestehen, wenn wir die Pyramiden mitten im Raum aufstellen? Wir ziehen die beiden Boxen also nun mal weiter ins Zentrum des Zimmers – und erleben immer noch ein volles Klangbild mit toller Räumlichkeit, obwohl die Aufstellung nach normalen Gesichtspunkten suboptimal ist und die Wiedergabe so mit konventionellen Boxen gar nicht funktionieren würde. Hier aber können wir sogar das Sofa verlassen, uns weit aus dem Sweet Spot heraus begeben – und trotzdem ist die Abbildung immer noch sehr gut bis respektabel, je nachdem, wo im Zimmer wir stehen, sitzen und liegen. Ja, wir haben es wirklich in und an allen Positionen ausprobiert. Wir sind schwer beeindruckt! Abgesehen von dieser Magie mitten im Raum bleibt auch die famose Bassfähigkeit erhalten. Weil wir die Basskraft noch einmal ausschöpfen möchten, legen wir zum Abschluss „Celestial Echo“ auf, die Zusammenarbeit von Malia und Boris Blank. Blank bringt hier seine Yello-Klangkukltur ein, die gerne in endlosen Klangräumen und abgrundtiefen Bässen mündet. Und das wird mit der nuPyramide ebenfalls zur phänomenalen Erfahrung: Die synthetischen Bässe haben ein sensationelles Volumen, dass kann einem bei höheren Pegeln durchaus auf den Magen schlagen! Zwischenzeitlich haben wir mal einen Verstärker mit deutlich geringerer Leistung angeschlossen, hier merkt man, dass die nuPyramide nun gerade ihr Basspotenzial nicht mehr ausspielen kann. Mit einem kräftigen Verstärker macht dieser Lautsprecher einfach mehr Spaß. Noch kurz zu den Klanganpassungsmöglichkeiten: Die sehr gut abgestimmten Höhen sollte man wirklich nur betonen, wenn der Hörraum durch Teppich, Sofa und Vorhänge zur akustischen Mattigkeit neigt. Auch die Mitten sind in der „Neutral“-Einstellung absolut stimmig im Gesamtklang. Doch das hängt natürlich vom Raum ab – und vom Geschmack. Hier kann man, wie mit der Aufstellung, nach Herzenslust experimentieren – die imposante Vorstellung der nuPyramide bleibt davon unberührt.

Selbstverständlich kann man die Lautsprecher auch konventionell aufstellen und betreiben, doch selbst hier ist der Rundumstrahl-Modus klanglich eine reizvolle Alternative.
Fazit
Die Nubert nuPyramide 717 sorgt für Klasse-Klang im ganzen Raum: Dank ihres Rundumstrahl-Vermögens, für das je ein Drei-Wege-System auf der Front und der Rückseite sowie links- und rechtsseitige Hochttöner im Einsatz sind, gelingt ihr eine Wiedergabe mit grandioser Plastizität und Räumlichkeit – und das mit nur wenigen Einschränkungen auch bei einer Aufstellung mitten im Zimmer. Im Rundstrahl-Modus bietet sie mehr Tiefe, mehr Luftigkeit und einer größeren Atmosphäre als im dafür etwas zupackenderen Direktstrahl-Modus, der alternativ zur Verfügung steht: Auf Knopfdruck verwandelt sich die nuPyramide in einen nahezu konventionellen Schallwandler. Aber nur nahezu: In jedem Fall läuft der hintere Tieftöner mit, so dass die Pyramide stets einen Bass liefert, dessen Kraft und Tiefe schlicht sensationell ist. Auch die seitlichen Hochtöner sind nie komplett abgeschaltet, weshalb die nuPyramide auch als Direktstrahler immer ein Plus an Luftigkeit besitzt. Abseits dieser Qualitäten trumpft der Schallwandler mit toller Transparenz, Präzision und Natürlichkeit. Diese Pluspunkte bleiben ebenfalls in beiden Betriebsarten erhalten – und so hat man die wunderbare Qual der Wahl, von welcher Wiedergabe-Variante man sich begeistern lassen möchte.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut
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Technische Daten
Modell: | Nubert nuPyramide 717 |
---|---|
Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 5.600,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Mahagoni (Echtholz) - Weiß (Schleiflack seidenmatt) - Schwarz (Schleiflack seidenmatt) |
Vertrieb: | Nubert, Schwäbisch Gmünd Tel.: +49 7171 / 8712 -0 www.nubert.de |
Abmessungen (HBT): | 1020 x 457 x 457 mm |
Gewicht: | 70,3 kg (Stück) |
Prinzip: | passiv, Duo-3-Wege mit seitlichen Hochtönern, Bassreflex |
Hochtöner: | 4 x 26 mm (Seidengewebe, Kalotte) |
Mitteltöner: | 2 x 150 mm (Glasfaser-Sandwichmembran, Konus) |
Tieftöner: | 2 x 285 mm (Glasfaser-Sandwichmembran, Konus) |
Frequenzgang: | 25 - 25.000 Hz (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenzen: | - Rundstrahl-Modus: 130 Hertz / 2kHz - Direktstrahl-Modus: 130 Hertz / 2 kHz (Fronthochtöner) bzw. 8 kHz (seitliche + hinterer Hochtöner) |
Impedanz: | 4 Ohm |
Wirkungsgrad: | 83,5 dB (1W/1m) (Herstellerangabe) |
Belastbarkeit: | 500 Watt (Herstellerangabe) |
Empfohlene Raumgröße: | mindestens 25 Quadratmeter |
Lieferumfang: | - Nubert nuPyramide 717 - Tellerfüße mit unterklebbaren Filzgleitern - magnetische Frontabdeckungen für alle 4 Schallwände (Schwarz) - Lautsprecherkabel 2 x 0,75 mm² (10 m) - Handschuhe - Auspack- und Aufstellanleitung - Bedienungsanleitung |
Pros und Contras: | + flexibel aufstellbar Dank gleichmäßigem Abstrahlverhalten des Rundumstrahlers + umschaltbar zwischen Rundstrahl- und Direktstrahl-Modus + ungemein räumliche, offene Abbildung + kraftvoller, tiefer Bass + Klangwahl-Schalter für Mitten und Höhen - kein Bi-Wiring oder Bi-Amping möglich - für optimale Performanz ist ein wattstarker Verstärkers nötig |
Benotung: | |
Klang (60%): | 97/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 97/100 |
Gesamtnote: | 97/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | gut |