Home » Tests » All-in-One-Player AVM Ovation CS 8.2 BT – Audiophile Transparenz
20. November 2019
von Volker Frech
RedakteurWas für ein Hingucker: Der High End-Hersteller AVM präsentiert seinen Ovation CS 8.2 BT nun auch stolz im durchsichtigen Acrylglas-Gehäuse. Die breite Brust ist berechtigt: Der perfekt gefertigte All-in-One-Player beherrscht HiRes bis PCM 384 Kilohertz/32 Bit und DSD128, er bietet Streaming via WLAN, LAN sowie Bluetooth, er unterstützt Tidal, Qobus und Webradio-Empfang, er hat ein CD-Laufwerk an Bord und besitzt Anschlüsse satt für analoge und digitale Quellen. Schließlich sorgt ein 500-Watt-Kraftwerk für die amtlich-audiophile Verstärkung. Doch es gibt noch mehr zu entdecken – wir starten die Expedition.

Einzigartiger An- und Durchblick: Der AVM Ovation CS 8.2 BT im Acrylglas-Gehäuse.
Eine durch und durch einsehbare HiFi-Komponente – das muss man sich erst mal leisten können. Schließlich verlangt diese Transparenz eine toleranzlose Akribie im Aufbau und eine gnadenlose Genauigkeit bei der Herstellung. AVM kann es sich leisten. Wer bei den Komponenten der Baden-Württemberger einen Blicke unter die Haube wirft, entdeckt eine makellose Material- und Schaltungsqualität. Das Gerät-Aufschrauben können wir uns diesmal sparen, denn zum Test schickt uns AVM seinen Ovation CS 8.2 BT in der Acrylglas-Version. Normalerweise ist der All-in-One-Player in ein dezentes mattsilbernes oder schwarz eloxiertes Gehäuse aus gebürstetem Aluminium gekleidet, das ohne sichtbare Verschraubungen auskommt, sodass das zentrale Display und die großen Drehknöpfe die Eyecatcher sind. In der Plexiglas-Version hingegen ist alles ein Blickfang. Es beginnt beim durchsichtigen Gehäuse an sich, das in seiner Fertigungsqualität schlicht ein Meisterwerk ist: Alle Kanten sind sauberst gefast, die einzelnen Platten für Front, Oberseite und Flanken erweisen sich als perfekt verzapft, so dass auch hier keine Schraube die Oberfläche stört. Alle Bezeichnungen – sei es das große Logo, sei es die Beschriftung der Frontelemente – sind vollendet gefräst.

Perfekte Fertigung: Der 8.2 BT bietet eine makellose Ausführung bis hin zur Fasung und Verzapfung.
Grandiose Gängigkeit
Auf der Front fallen – trotz aller Transparenz – sofort die beiden massiven und verchromten Drehgeber für die Quellenwahl und die Lautstärkeeinstellung auf. Die Gängigkeit der großen und gewichtigen Räder ist ein haptisches Gedicht: Der Wahlschalter bewegt sich mit dem wunderbar definiertem Widerstand von Quelle zu Quelle, das kugelgelagerte Volumenrad läuft mit herrlicher Geschmeidigkeit und ganz sanfter Rastung. Die dahinter arbeitende Elektronik reagiert auf die Drehgeschwindigkeit: Wer den Knopf schnell bewegt, schreitet in Zwei-Dezibel-Schritten voran, wer hingegen langsam dreht, verändert die Lautstärke in kleinen 0,5-Dezibel-Abstufungen. Gutes Feature! Zwischen den chromblitzenden Rädern sitzt das Display – natürlich ist es, gemäß dem AVM-Farbcode, in blauen LED ausgeführt. Die Anzeige ist schön scharf, so sind auch die kleineren Angaben gut lesbar. Das Display ist nämlich überaus auskunftsfreudig, dabei aber variabel: Es zeigt nur die Optionen an, die im aktuellen Zusammenhang nötig und sinnvoll sind. So kommen zur gewählten Quelle und der eingestellten Lautstärke gerade bei den Digitaleingängen noch File- und Filter-Informationen dazu, beim CD-Player natürlich die gewohnten Angaben zu Trackanzahl, Tracknummer und Spielzeit. Hinzu kommen die aktuellen Funktionsbelegungen der fünf Taster, die zwischen Display und CD-Slot sitzen. Mit ihnen nimmt man auch die verfeinerten Audio Einstellungen des Ovation CS 8.2 BT vor – dazu kommen wir später. Der Standby-Knopf und die Klinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers komplettieren die Frontbestückung – und natürlich hat sich schon längst das Auge auf das dahinter zu sehende Innenleben des Ovation CS 8.2 BT fokussiert.

Das durchsichtige Gehäuse erhebt den All-in-One-Player zum audiophilen Studienobjekt. So ist der modulare und doppelstöckige Aufbau des 8.2 BT in allen Details erkennbar.
Modularer Aufbau
Die Technik hinter dem Glas offenbart sich als schönster modularer Aufbau: Die einzelnen Funktionseinheiten für Versorgung, Wandlung und Verstärkung sind auf verschiedenen Platinen untergebracht. Das sorgt optisch für eine Platten-Tektonik, die auch ästhetisch ihren Reiz hat, denn hier ist das Platinen-Layout wirklich etwas Besonderes: Wo normalerweise schnödes Grün oder Braun vorherrscht, bietet AVM Bauteil- und Leiterbahnträger, die in edlem Schwarz kaschiert sind. Der Modulaufbau ist aber auch funktional clever: So können etwa die empfindlichen Audio- und Digitalsektionen auch räumlich vom Netzteil, das prinzipbedingt ein Verursacher von Störeinflüssen ist, getrennt werden. Diese Isolation übernimmt eine quer durch den Ovation CS 8.2 BT gezogene Trennwand aus Metall, die allein für die Verbindungskabel durchbrochen ist. Durch das Modul-Prinzip lassen sich zudem bei fortschreitender Technik immer einzelne Baugruppen durch Austausch aktualisieren, das betrifft natürlich in erster Linie den DAC, wenn sich neue Digitalformate etablieren. Dadurch, aber auch durch die Möglichkeit, Software-Updates aufzuspielen, ist dieser All-Iin-One-Player zukunftsfest. Überdies lässt sich durch den modularen Aufbau die Ausstattung variabel gestalten. Der CS 8.2 BT ist nämlich optional mit einem FM-Tuner-Modul für den UKW-Radio-Empfang aufrüstbar, umgekehrt unterscheidet ihn die eingebaute Röhren-Vorstufe von dem ansonsten baugleichen Modell CS 6.2 BT.

Das zentrale Display gibt gestochen scharf und in AVM-Blau Auskunft über die aktuellen Einstellungen. Darunter ist der Slot des CD-Laufwerks erkennbar.
Röhrenglimmen im wattstarken Verstärker
Damit sind wir schon bei der Verstärkersektion. Bleiben wir erst mal beim Vorverstärker: Er ist beim 8.2 BT ist mit einer aufwändigen, von AVM selbst entwickelten Röhrenstufe ausgestattet. Für jeden Kanal arbeitet eine 803-Röhre, das ist der Bauform und Funktion nach eine ECC83, die wegen ihres geringen Rauschens und der Resistenz gegen Mikrofonie gerne in Audio-Vorverstärkern verwendet wird. Die Röhrenstufe sorgt dafür, dass der Verstärker ein natürliches, rundes Klangbild liefert. Für die Power sorgen dann anschließend zwei Class-D-Endstufen. Diese sogenannten Schaltverstärker sind kompakt und effizient, sie erzielt einen hohen Wirkungsgrad und damit eine große Leistungsfähigkeit. Beim 8.2 BT liefern sie sage und schreibe bis zu 500 (!) Watt pro Kanal an Vier-Ohm-Lautsprechern. Bei diesen immensen Werten sucht man natürlich entsprechend großdimensionierte, gewichtige Bauteilen in der Stromversorgung und der Verstärkerabteilung – und stellt verblüfft fest, dass die Bestückung auf der Platine auch hier rank, schlank und elegant ist. Unglaublich! Mit dieser Wahnsinns-Leistung treibt der 8.2 BT jeden auch noch so fordernden Lautsprecher an. Wer die Nachbarn schonen oder die Musik ganz für sich genießen möchte, kann alternativ den Kopfhörerausgang des 8.2 BT nutzen. AVM hat hier auch nicht gespart und einen diskret aufgebauten Kopfhörerverstärker spendiert, der in audiophiler, reinster Class A-Schaltung realisiert ist – sehr gut!

Die Röhrenstufe ist ein weiterer Hingucker des 8.2 BT und sorgt akustisch für die tonale Abrundung.
Quellenvielfalt mit HiRes und Streamig
Der 8.2 BT wird seinem All-In One-Anspruch durch seine mediale und funktionale Vielfalt mehr als gerecht. Fangen wir mit dem offensichtlichsten an, der CD-Wiedergabe: Hier setzt AVM auf ein eigens von TEAC entwickeltes, extrem hochwertiges Slot-In-Laufwerk. Der Ovation CS 8.2 BT hat also keine Schublade, sondern einen Schlitz, in den die CD eingeführt wird. Die Silberscheibe verschwindet dann in einem geschlossenes Laufwerk, das akustisch gekapselt und mechanisch federnd gegen Vibration geschützt ist. Dafür ist es komplett mit einem Metallblechkorpus gemantelt und ober- und unterseitig mit einem mehrere Millimeter dicken Filz überzogen, auch rückseitig dient dieses Material als Puffer – genau an der Stelle, an der eine u-förmige Halterung das Laufwerk rückseitig stabilisiert. Nächster medialer Leckerbissen ist die Streaming-Abteilung. Kabellos ermöglicht der 8.2 BT die Musikzufuhr zuallererst per WLAN – und zwar in HiRes, nämlich bis zur PCM-Güte 192 Kilohertz/24 Bit. Hinzu kommt Bluetooth in der Version 4.2, hier sollen laut Datenblatt erstaunliche 96 Kilohertz/24 Bit möglich sein. Alternativ geht es kabelgebunden über LAN, so wird Musik bis 192 Kilohertz/24 Bit gestreamt. Diese File-Qualität akzeptieren auch die nun folgenden digitalen Inputs in Form zweier optischer und eines elektrischen S/PDIF-Inputs sowie eines USB-A-Slot für den Anschluss eines USB-Sticks. Maximales HiRes bietet der 8.2 BT dann über den USB-B-Port: Hier ermöglicht er PCM 384 Kilohertz/32 Bit und auch DSD128 – und erweist sich damit als überaus zukunftssicher. Zum Musikangebot des 8.2 BT zählen nun noch die „Online Servies“. Hier sind zum einen die Streaming-Dienste verfügbar: AVM hat Tidal und Qobuz vorinstalliert, für die Nutzung braucht man, wie üblich, einen eigenen kostenpflichtigen Account. Zum anderen bekommt man hier mit dem Web-Radio und den Podcasts das weltweit gestreamte Angebot der Internet-Radiostationen geboten. Wer den klassischen Radio-Empfang bevorzugt, lässt sich das optionale FM-Modul für den UKW-Empfang installieren. Wer einen weiteren analogen Zuspieler anschließen möchte, findet auf der Rückseite des 8.2 BT einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Eingang geboten. Mit seinen Ausgängen wird der All-in-One-Player dann zum medialen Kompetenzzentrum: Er stellt die Signale für weitere Mitspieler zur Verfügung – digital über einen optischen und einen elektrischen S/PDIF-Ausgang, analog sogar über drei Line-Ausgänge: zu einem fixen unsymmetrischen Line-Ausgang kommen zwei variable Line-Ausgänge für den Anschluss etwa einer externen Endstufe oder eines aktiven Subwoofer. Einer dieser Ausgänge ist sogar symmetrische ausgeführt.

Anschlussvielfalt: Die digitale Schnittstellensektion glänzt mit WLAN und Bluetooth, einem LAN-Zugang, einem USB-B-Port, einem USB-A-Slot für Sticks und drei S/PDIF-Eingängen. Über einen optischen und einen elektrischen S/PDIF-Ausgang gibt der 8.2. die Signale weiter. Die Analog-Sektion punktet mit symmetrischen Ein- und Ausgängen in Ergänzung zu den unsymmetrischen Cinch-Anschlüssen. Die vier Polklemmen im Zentrum erlauben den Anschluss eines Lautsprecherpaares.
Fernbedienung per App
Um diese Angebotsvielfalt bequem verwalten zu können, bietet AVM zur Fernbedienung zwei Möglichkeiten an: Zum einen den – nur optional erhältlichen – klassischen Systemferngeber mit Farbdisplay, zum anderen die RC S App, die AVM für Android und iOS entwickelt hat und kostenfrei in den entsprechenden Stores anbietet. Mit der App werden Smartphone und Tablet zum unverzichtbaren Befehlsgeber, denn nur auf diesem Weg ist die WLAN-Einbindung des AVM Ovation CS 8.2 BT möglich. Das gelingt reibungslos, die instruktive Bedienungsanleitung gibt zudem mit einer Schritt-für-Schritt-Erklärung eine sehr gute Hilfestellung. Ausschließlich über die App (oder die Fernbedienung) sind auch die eingebundenen Musik-Dienste erreichbar, auch das Webradio und die Files vom Musikserver oder vom USB-Stick sind nur so verfügbar und konfigurierbar. Wer bei den Diensten etwa die Streaming-Qualität optimal nutzen möchte, setzt sie im Menü „Online-Services“ von „Normal“ auf „Hoch“, hebt damit die Limitierung 320 Kilobit/Sekunde auf und ermöglicht so das Abspielen von FLAC-Dateien. Die App ist optisch ansprechend und übersichtlich gestaltet. Allerdings sind manche Funktionen über sie nicht nutzbar. Die erweiterten Einstellungen des 8.2 BT etwa kann man ausschließlich am Gerät selbst vornehmen. Im Verbund mit dem Verstärker funktioniert die App reibungsfrei – hier hat AVM offensichtlich nachgelegt, denn frühere Software-Versionen liefen offenbar nicht so stabil. Vor allem: die Befehle werden verzögerungsfrei ausgeführt. Das ist insbesondere für den Lautstärke-Schieberegler wichtig. Ein echtes Manko der Software ist hingegen, dass man innerhalb des laufenden Musikstücks nicht springen kann. Der Fortschrittsbalken der App hat eine rein optische Anzeigefunktion.

Mit der RC S App ist der All-in-One-Player fernbedienbar, für manche Funktionen – wie hier die Nutzung von Tidal – ist die App sogar unverzichtbar.
Clevere und komfortable Features
Der Ovation CS 8.2 BT bietet etliche Einstelllungen, die ihm die optimale Performance ermöglichen und persönliche Präferenzen berücksichtigen. Da wäre zuerst die Eingangsempfindlichkeit, die für jede Quelle einzeln einstellbar ist. Damit gleicht man Pegeldifferenzen der verschiedenen Zuspieler aus und verhindert so Lautstärkesprünge beim Umschalten. Weiter geht es mit der Klangregelung: Höhen und Bässe lassen sich in sieben Stufen anheben oder absenken – für alle Eingänge gemeinsam oder auch für jede Quelle einzeln. So kann etwa ein bassschwacher Plattenspieler an die Performance der anderen Quellen angeglichen werden. Hinzu kommt die von Puristen verpönte, von vielen Musikhörern aber geliebte Loudness-Funktion. Sie hebt bei leisem Hören, bei dem Bässe und Höhen von uns weniger gut wahrgenommen werden, genau diese Frequenzbereiche an und mildert diese Anhebung mit steigender Lautstärke immer weiter bis hin zur linearen Wiedergabe ab. Zudem ist durch neun Abstufungen eine gute Dosierung des Loudness-Einflusses möglich. Weitere Features sind die Balance-Regelung oder die Gain-Fix-Funktion, um die Analogeingänge mit einer festeingestellten Verstärkung zu betreiben, falls man den 8.2 BT im Rahmen eines Surrounds-Sets über einen Surround-Decoder steuern will. Digitalseitig bietet der 8.2 BT noch ein Konverter- und Filter-Highlight: Für jeden Digitalinput kann man zwischen den beiden unterschiedlich klingenden Digitalfilter-Charakteristiken „Steep“ und Smooth“ wählen, zudem bietet der 8.2 BT für jede Schnittstelle (mit Ausnahme des USB-B-Ports) die Option, den zu spielenden Track in seiner nativen Qualität zu belassen oder mit einer anderen Samplingrate zu handhaben. Die dafür nötige Konvertierung nimmt dann der DAC per Up-oder Downsampling. Der 8.2 BT unterstreicht damit, dass er in der Liga der All-In-One-Geräte einen audiophilen Spitzenplatz einnimmt.

AVM-typisch sind auch die großen, massiven und verchromten Stellräder – hier der Drehgeber für die Lautstärke. Rechts daneben sitzt die Klinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers.
Der Ovation CS 8.2 BT in der Praxis
Wer den AVM Ovation CS 8.2 BT einschaltet, wartet erst mal darauf, dass er sich wieder ausschaltet: Nach einem internen System-Check geht der Verstärker automatisch in den Standby-Modus. Aus ihm erweckt man ihn mit einem Druck auf den vorderseitigen Power-Taster, erst dann startet der Amp mit der Aufwärmprogramm für die Röhre – soviel Zeit muss sein, um die Glimmkolben schonend und damit lebenszeitverlängernd auf Betriebstemperatur zu bringen. In der Zeit präparieren wir schon mal unser Smartphone LG V30, denn wir fangen zuerst mit dem schnellsten Streaming-Weg an: Bluetooth. Die Kopplung mit dem 8.2 BT geht ruckzuck, binnen weniger Sekunden können wir mit Musik loslegen und streamen Donald Fagens „Morph The Cat“. Die Nummer ist für ihre tolle Produktion berühmt und für den abgrundtiefen Tiefton des Bassisten Freddie Washington berüchtigt – und beides bringt der 8.2 BT hervorragend zur Geltung. Die 13-köpfige Combo, die mit Schlagzeug, Percussion, Bass, Keyboard, Gitarren, Bläsern und Gesang ein immens komplex-kompaktes Gefüge liefert, ist in einer Qualität zu hören, die man nie und nimmer von Bluetooth erwarten würde. Der 8.2 liefert im Verbund mit unseren Edel-Schallwandlern, den Focal Scala Utopia Evo, ein hochdurchsichtiges und bis in den Frequenzkeller kraftvolles Klangbild. Wechseln wir zur CD – und hier legt der 8.2 BT nochmals zu: Bei „Celestial Echo“, der Kollaboration der Jazz-Sängerin Malia mit dem Yello-Mastermind Boris Blank, erleben wir einen grenzenlosen Musikgenuss mitsamt der Dynamik und Power, über die der 8.2 BT verfügt: Der Amp drückt uns derart kraftvoll-kontrolliert die Töne gegen Trommelfell und Körper, dass wir freiwillig wieder ein wenig leiser machen. Uff! Dabei haben wir den Pegel gerade mal auf 45 gestellt und den Verstärker damit noch nicht einmal bis zur Hälfte ausgereizt! Hier sind also noch reichlich Reserven. Sind wir am Anfang vom Druck und von dem immensen Tiefton beeindruckt, den der 8.2 BT liefert, so genießen wir bald die fantastische Transparenz seiner Wiedergabe: Er versetzt uns mitten in den Blankschen Klangkosmos. Der besteht in bester Yello-Manier aus unzähligen feinen Flächen, Tönen und Geräuschen, die Aufblitzen, im Raum wandern und schließlich in der Tiefe Richtung Unendlichkeit verschwinden. Mit dem 8.2 BT ist das Eintauchen in diesen Kosmos ein audiophiles Fest: Wir schließen die Augen, und schon sind wir von wabernden Synthie- und Sphärenklängen umgeben und eingehüllt. Percussion-Schläge, helle Glockentöne, Kunstklänge erreichen uns von allen Seiten, ziehen an uns vorbei, ohne sich an die Grenzen unseres Redaktionsraum zu halten – die Plastizität und Tiefe dieser Kleinstereignisse ist schlicht atemberaubend.

Die Alu-Alternative: So sieht der AVM Ovation CS 8.2 BT im metallenen Standard-Gehäuse aus. Statt Silber ist aber auch Schwarz möglich – oder gegen Aufpreis Chrom.
Klar, transparent und feinauflösend
Dies gilt erst recht für den Gesang. Kaum lässt Malia ihre verführerische Stimme ertönen, ist es um uns geschehen, denn die Frau steht mit einem Mal mit Haut und Haar vor uns: „I’ll be your torch, your light, your umbrella“ raunt sie uns mit leicht heiserem Ton zu, direkt ins Gesicht, ach was, ins Ohr pflanzt sie diese Botschaft. Und schön ist die Gänsehaut da, denn die Nähe und Intimität können wir förmlich spüren, auch weil jede Kleinigkeit ihrer fast hypnotischen Erzählung wahrnehmbar ist: Das leichte Kratzen, als sie zur ersten Gesangsnote ansetzt, ihr Aushauchen und wieder einatmen, die zunehmende Faserigkeit ihrer Stimme beim verebbenden Gesangston, die Verletzlichkeit der Stimme, wo diese Frau uns doch Stärke und Schutz suggerieren will – der 8.2 BT macht es alles hörbar und erlebbar. O.k., ein Durchgang für den persönlichen Genuss, dann ein zweiter für diesen Test: Weil der Klang so schön klar, transparent und feinauflösend ist, prüfen wir mal, was die Filter- und Samplingfunktionen bewirken. Wir schreiten von den nativen 44,1 Kilohertz hoch auf 48 Kilohertz, 88,2 Kilohertz, 96 Kilohertz, 176,4 Kilohertz und schließlich 192 Kilohertz, dabei haben wir jeweils die Möglichkeit, uns zwischen der den Filtercharakteristiken zwischen dem steilflankigeren „Steep“ und dem sanfter arbeitenden „Smooth“ zu entschieden. Da fällt die Wahl schwer: Mit dem Smooth-Filter wirkt das Klangbild etwas offener als mit dem „Steep“-Filter, mit steigender Samplingrate hingegen erscheint der Klang etwas silbriger, geschmeidiger, aber auch leicht klinischer. Diese absolute Sauberkeit hat ihren Reiz: So sind manche ausklingenden Geräusche noch besser hörbar, anderseits geht etwas von der Unmittelbarkeit des Klangs verloren. Hier muss man für sich die passende Einstellung herausfinden.

Egal, ob das Gehäuse in Alu oder in Acryl gehalten ist: Die Oberseite ziert eine makellose Gravur des Firmenlogos.
Um den Finger gewickelt: HiRes über WLAN
Kommen wir nun wieder zu den Streaming-Möglichkeiten. Als erstes nutzen wir den kabellosen Weg via WLAN. So spielen wir „Trashbox“ von DePhazz zu – erst in QD-Qualität, dann in PCM 192 Kilohertz/24 Bit. Der Unterschied ist verblüffend: In HiRes-Qualität klingt die Heidelberg Band rund um Sängerin Pat Appleton mit ihrem groovenden Mix aus Lounge, Jazz, Soul, Latin und Trip-Hop direkter, näher, auch etwas frischer. Details wie einzelne Schlagzeuger-Schläge auf die Hi Hat oder wie das Saitenschnarren des Basses sind schlicht plastischer und besser zu hören. Auch Appletons charismatischer Gesang ist eine Spur präsenter, da reichten schon die reibeisig-guttural gesungenen ersten Worte „Hmm … You’re Stickin’ To My Finger“, um uns um den Finger zu wickeln. Auch die Atmosphäre der Live-Aufnahme aus dem Berliner A-Trane-Club ist nun gegenwärtiger. Bei diesem HiRes-Streaming über WLAN arbeitet der 8.2 BT trotz der damit verbundenen Datenmenge ohne jeglichen Aussetzer oder Haker wunderbar stabil. Top! Der Vollständigkeit halber haben wir den Track nun noch über LAN und dann schließlich per USB zugespielt. Im letztgenannten Fall geht es dann über unser Laptop, auf dem die audiophile HiRes-Playersoftware Audirvana installiert ist. Per USB erscheint uns die Wiedergabe noch ein wenig verfeinerter, obwohl wir nach wie vor den gleichen Track in der gleichen Qualität spielen.

Der 8.2 BT besitzt ein erstklassiges, von TEAC entwickeltes Slot-In-Laufwerk, das gegen Vibrationen widersteht und akustisch gekapselt ist.
Betörende Musik in unglaublicher Reinheit
Wo wir schon beim USB-Port sind, nutzen wir jetzt auch gleich die maximalen HiRes-Möglichkeiten und spielen als DSD128-File das Largo aus dem Winter der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Der Satz ist gerade mal zwei Minuten lang, aber es ist betörend schöne Musik – und hier bekommen wir sie in einer wunderbaren Interpretation der renommierten Violinistin Rachel Podger präsentiert, die die Preziose mit dem kleinen, aber feinen Kammerorcherster Brecon Baroque spielt. Diese Aufnahme ist von unglaublicher Reinheit und Klarheit, so dass wir jeden, aber auch wirklich jeden Musiker einzeln hören können. Abgesehen von Frau Podgers herrlichem und im Vordergrund stehenden Vortrag der einschmeichelnden Melodie liefern die Streicher des kleinen Klangkörpers eine Begleitung, die präzise wie Uhrwerk läuft: Die linken Geigen spielen Akkordzerlegungen im Pizzicato, teils sogar zweistimmig, die recht Streicherfraktion spielt immer auf zwei und vier die kurz gestrichene Gegenstimme. Zusammen ergibt das ein fantastisches Miteinander, es ist in seiner Durchhörbarkeit und Körperhaftigkeit so beeindruckend, dass wir dieses Kleinod wieder und wieder spielen, weil es einfach so wunderbar klingt. Weil es mittlerweile etwas spät geworden ist, nehmen wir mal die Lautstärke zurück und dafür die Loudness-Schaltung hinzu. Da können Puristen gern die Nase rümpfen, aber sie bringt genau das zurück, was bei vermindertem Pegel fehlt: Bässe, Brillanz, Fülle. Das Anämische schwindet, der Spaß ist wieder da. Hier ist in neun Abstufungen zudem eine gute Dosierung möglich, und so wirkt diese Art der Klnganpassung schlicht homogener als die alternativ mögliche separate Anhebung von Bässen und Höhen. Ohne Rücksicht auf Nachbarn bietet der 8.2 BT und ja noch den Weg über den Kopfhörerausgang Dafür schließen wir unseren Focal Utopia an – und genießen wieder diese fantastische Klangqualität, die der 8.2 BT auch über seinen Kopfhörerverstärker liefert – ein perfekter Abschluss.

Der AVM Ovation CS 8.2 BT spielt in unserem Test zusammen mit der Focal Scala Utopia Evo.
Fazit
AVM zeigt mit dem Ovation CS 8.2 BT, wie man einen All-in-One-Player auf High End-Niveau realisiert – und zwar mit Vollbedienung: Er ermöglicht Streaming per Bluetooth, WLAN und LAN, hier geht sogar HiRes bis 192 Kilohertz/24 Bit. Hinzu kommen digitalseitig optische und elektrische Schnittstellen, ein USB-A-Slot für schnelle Stick-Zuspielungen und zur Krönung ein USB-B-Port, der HiRes bis PCM 384 Kilohertz/32 Bit und DSD128 ermöglicht. Der 8.2 BT unterstützt die Musikdienste Tidal und Qobus sowie Webradio, er verfügt über ein erstklassiges CD-Laufwerk, durch den modularen Aufbau, der den 8.2 BT zukunftsfest und ausbaubar macht, ist auch ein FM-Tuner für UKW-Empfang integrierbar. Zudem bietet der 8.2 BT auch analogseitig mehrere Ein-und Ausgänge, so dass dieser Player die unangefochtene musikalische Zentrale im Wohnzimmer ist. Für den exzellenten Klang, der durch atemberaubende Klarheit und Transparenz, Dynamik und Basskraft glänzt, sorgt nun eine Röhrenvorstufe im Verbund mit einem sage und schreibe 500 Watt leistenden Class-D-Kraftwerk, das auch anspruchsvollste Schallwandler machtvoll antreibt. Schließlich beeindruckt der 8.2 BT auch durch seine perfekte Material- und Fertigungsqualität. Sie ist in der Acrylglas-Gehäuse-Variante sogar bis in jedes Detail des Innenlebens zu bestaunen. Eine komplettere und besser klingende All-in-One-Lösung haben wir noch nicht gehört – und so liefert der AVM Ovation CS 8.2 BT den unschlagbaren Beweis, dass dieses Komplett-Konzept auch in der Referenz-Klasse funktioniert.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen
98 of 100
97 of 100
99 of 100

Technische Daten
Modell: | AVM Ovation CS 8.2 BT |
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Produktkategorie: | All-in-One-Player / Stereo-Vollverstärker, streaming- und netzwerkfähig |
Preise: | - Ausführung Acrylglas-Gehäuse: 13.990,00 Euro - Ausführung Aluminium-Gehäuse: 11.990,00 Euro |
Garantie: | 3 Jahre |
Ausführungen: | Acrylglas, Aluminium Silber, Aluminium Schwarz, Aluminium verchromt (gegen Aufpreis) |
Vertrieb: | AVM Audio Video Manufaktur GmbH, Malsch Tel.: +49 (0) 7246 30991-0 avm.audio/de |
Abmessungen (HBT): | 130 x 430 x 355 mm |
Gewicht: | 8,9 kg (Acryl-Version) bzw. 11,3 kg (Alu-Version) |
Leistung: | 2 x 500 W / 4 Ω (Herstellerangabe) |
Unterstützte Audo-Formate: | PCM (WAV/AIFF), FLAC, ALAC, Ogg, MP3, DSD (nur über USB) |
Maximale Samplingrate/ Auflösung | - PCM: 384 kHz/32 Bit (USB-B) bzw. 192 kHz/32 Bit (WLAN, LAN, USB-A) bzw. 192 kHz/24 Bit (S/PDIF) - DSD: DSD 128 (USB-B) |
Eingänge analog: | 1 x Line symmetrisch (XLR) 1 x Line unsymmetrisch fix (Cinch) |
Eingänge digital: | 1 x WLAN 1 x LAN (Ethernet, RJ45) 1 x Bluetooth 1 x USB Typ B 1 x USB Typ A 2 x S/PDIF optisch (TOSLink) 1 x S/PDIF elektrisch-koaxial (Cinch) |
Ausgänge analog: | 1 x Line mit variablem Pegel (Cinch) 1 x Line mit fixem Pegel (Cinch) 1 x Trigger Out 1 x Lautsprecher |
Ausgänge digital: | 1 x S/PDIF optisch (TOSLink) 1 x S/PDIF elektrisch-koaxial (Cinch) |
Lieferumfang: | - AVM Ovation CS 8.2 BT - WLAN-Antenne - Bluetooth-Antenne - Netzkabel - Bedienungsanleitung (Englisch, Deutsch) - Handschuhe |
Optionales Zubehör: | - FM-Tuner-Modul für Webradio + Antennenempfang - Fernbedienung RC 9 (395,00 Euro) |
Pros und Kontras: | + All-In-One-Lösung auf High-End-Niveau + superbe, klare und kraftvolle Wiedergabe + erstklassige Verarbeitung + einzigartige Optik durch Acrylglas-Gehäuse + HiRes sowohl bis PCM 384 kHz/32 Bit sowie DSD 128 + HiRes- Streaming per LAN und WLAN + CD-Laufwerk + symmetrische analoge Ein-und Ausgänge + hochwertiger Kopfhörer-Ausgang + über App fernbedienbar - konventionelle Fernbedienung nur optional - App bietet keine Sprungmöglichkeit innerhalb eines Titels |
Benotung: | |
Klang (60%): | 98/100 |
Praxis (20%): | 97/100 |
Ausstattung (20%): | 99/100 |
Gesamtnote: | 98/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | angemessen |