Home » Tests » Röhrenverstärker Line Magnetic LM-211IA – Audiophiles Glimmen
10. April 2020von Volker Frech
RedakteurHier sind Überzeugungstäter am Werk: Line Magnetic setzt bei seinen Verstärkern exklusiv auf die Magie der Röhre. So bietet auch der Vollverstärker Line Magnetic LM-211IA die Kombination aus faszinierender Optik und einzigartigem Klang. Bei allem Purismus bietet dieser Verstärker röhrentechnische Delikatessen: So ändert eine Umschaltung den Klangcharakter und sorgt für eine Leistungssteigerung von 15 auf 32 Watt. Klingt nach wenig – doch dieser Test hat uns eines Besseren belehrt …
Dass der LM-211IA ein Werk von Enthusiasten ist, zeigen uns ein kurzer Blick auf die Firmenvita und ein längerer Blick auf den vor uns stehenden Verstärker. Zuerst die Historie: Die Gebrüder Zheng Cai und Zheng Xi entwickelten in den 1980er Jahren ein Faible für amerikanische Audiotechnik der Nachkriegszeit und Röhrenelektronik im Speziellen. Weil beides in China Raritäten waren, spezialisierten sich die Zheng-Brüder erst auf die Reparatur und die Replikat-Fertigung legendärer HiFi-Produkte – und nutzten dann ihr Know-how für den Bau eigener Röhrenverstärker, die sie seit 2005 unter dem Namen Line Magnetic präsentieren. Auch wenn das Unternehmen auf mittlerweile zwei Fabriken expandiert ist: Die Überzeugungstäterschaft sieht man den Verstärkern bis heute an. Das gilt auch für den LM-211IA – wenn man ihn näher unter die Lupe nimmt.
Röhren-Prominenz und Retro-Style
Röhrenverstärker verströmen zumeist einen wunderbaren Vintage-Charme. Das bringt allein schon das Ensemble glühender Röhren mit sich, es wird aber auch von den meisten Herstellern durch die Inszenierung dieser glimmenden Vakuumkolben zelebriert. Da ist Line Magnetic mit von der Partie: Beim LM-211IA thronen die vier kleinen Vorstufenröhren und das Quadrupel der voluminöseren Endstufen-Tuben prominent auf der Oberseite des Verstärkers. Für den Retro-Charme sorgt nun aber insbesondere die makellos ausgeführte Gehäuseveredlung mit silbergrauem Hammerschlag-Lack. Diese Optik erinnert uns stark an elektrische Gerätschaften vergangener Dekaden. Der LM-211IA ist alternativ auch mit schwarzer Lackierung zu haben, dies ändert verblüffend stark den Charakter des Verstärkers. In der silbernen Variante wirkt er zudem etwas leichter. Dabei ist er mit einem Platzanspruch von19 mal 38 mal 35 Zentimetern eh ein eher kleiner Vertreter seiner Zunft. Trotzdem sorgen die drei kompakten, quaderförmigen Metall-Abdeckungen der Transformatoren, die sich in einer Phalanx hinter dem Röhrenensemble aufreihen, für einen überaus massigen Eindruck – und der täuscht nicht: Wer den LM-211IA mal eben hochheben möchte, wird daran von knapp zwanzig Kilo Masse gehindert. Beugen wir uns also zu ihm herunter, um ihn näher kennenzulernen. Dabei entdecken wir auf der linken Wange des Gehäuses den An/Aus-Schalter. Die Features der Front präsentiert uns der LM-211IA auf einer vorgesetzten Platte aus edel-mattem, gebürstetem Aluminium. Links und rechts außen positioniert sind zwei schön aus Vollmetall gedrehte und leicht gefaste Stellknöpfe für Lautstärke und Quellenwahl. Hier bietet der Verstärker vier Eingänge mit Line-Pegel. Der erste davon ist mit „CD“ benamst, hier kann aber auch jeder andere Zuspieler angeschlossen werden, der einen Line-Level-Output bietet. Ansonsten beherbergt die Stirnseite noch eine LED für die Anzeige des Status sowie der Stummschaltung und den Sensor für die Infrarot-Fernbedienung. Dieser vollmetallene Ferngeber ermöglicht die Veränderung der Lautstärke und die Stummschaltung Letztes Bedienelement der Verstärker-Front ist nun ein Umschalter, der mit „Triode“ und „Ultralinear“ beschriftet ist – und damit sind wir schon bei den Leckerbissen dieses Verstärkers.
Die Delikatessen: Klang- und Leistungs-Wahl …
Mit der Betätigung des „Triode/Ultralinear“-Umschalters bewirken wir gleich zwei Veränderungen. Zum einen erreichen wir eine deutliche Steigerung der Leistung, nämlich von zweimal 15 Watt im Trioden-Modus auf zweimal 32 Watt im Ultralinear-Betrieb. Dafür werden die vier großen Röhren der Endstufe verschieden eingesetzt. Bei diesen Röhren handelt es sich um sogenannte Pentoden. Sie sind leistungsstark, haben einen hohen Verstärkungsfaktor und werden deshalb typischerweise in Endstufen verwendet. Den hohen Wirkungsgrad erkauft man aber mit stärkeren Verzerrungen. Deshalb greift man zu einem Kniff und setzt diese Röhren so ein, als wären sie Trioden. Trioden-Röhren besitzen zwar einen kleineren Verstärkungsfaktor und liefern damit eine geringere Leistung, verstärken aber sehr linear und erzeugen so wesentlich weniger Verzerrungen. Viele Audiophile bevorzugen diesen Trioden-Modus der Pentoden-Röhre, weil sie Klang als klarer, detailreicher und natürlicher wahrnehmen. Um nun mehr Leistung ohne mehr Verzerrungen zu erreichen, greift man zu einem zweiten Kniff: Man betreibt die Pentoden-Röhre im sogenannten „Ultralinear-Modus“. Das ist ein guter Kompromiss: Man erzielt eine etwas geringere Leistungsausbeute als im reinen Pentoden-Modus, dafür ist der Klang sauberer und damit näher am Trioden-Modus. Das Umschalten zwischen „Triode“ und „Ultralinear“-Betrieb sollte man, zur Schonung der Röhren, nur bei ausgeschaltetem Verstärker vornehmen.
… und Optimierung des Bias
Nun zur Bias-Einstellung: Um zu prüfen, ob die Endstufenröhren im optimalen Bereich arbeiten, besitzt der LM-211IA auf der Oberseite eine beleuchtete Anzeige sowie zwei Kipptaster. Drückt man etwa den linken Taster in die Stellung „V1“, dann wird die Röhre „V1“ mit einem kleinen Mess-Strom getestet. Die sogenannte Bias-Anzeige schlägt nun aus, ihr Zeiger sollte im markierten Bereich stehen bleiben. Dann ist die Röhre auf den optimalen Arbeitspunkt eingestellt. Mit vier Trimm-Potis kann man diesen Arbeitspunkt verändern. Die kleinen Potis finden wir gleich neben den äußeren Röhren, sie sind in Form von Schlitzschrauben im Gehäuse versenkt. Über die Trimm-Potis erreicht man für alle vier Röhren die gleiche Einstellung und damit den absolut symmetrischen Betrieb. Das ist die Vorrausetzung für eine saubere Verstärkungsarbeit. Line Magnetic nutzt für seine Verstärker also eine fixe Bias-Einstellung – im Gegensatz zu anderen Herstellern, die auf eine automatische, sich selbst regelnde Arbeitspunkt-Einstellung setzen, welche manche als klanglich nachteilig ansehen. Die fixe, manuell justierbare Bias-Einstellung hat auf jeden Fall einen Vorteil: Mit einer zarten Veränderung des Arbeitspunktes kann man Klangtuning betreiben, so erreicht man mitunter einen geringfügig anderen Klangcharakter der grundsätzlichen Verstärkerschaltung.
Beliebte Class AB-Schaltung mit Röhren-Klassikern
Die grundsätzliche Schaltung dieses Verstärkers ist der sogenannte Push Pull-Betrieb im Class AB-Modus. Push Pull bedeutet: In der sogenannten Gegentakt-Endstufe teilt sich ein Röhrenpaar die Verstärkung des Musiksignals. Dieses Signal ist eine komplexe Wechselspannung, je eine Halbwelle dieser Wechselspannung wird nun von einer Röhre übertragen. Damit die Zusammenarbeit der beiden Röhren klappt, die Leistungsausbeute groß ist und der Klang sauber bleibt, wählt man als Verstärkerschaltung den AB-Betrieb: Er verbindet die absolute Linearität der leistungsschwachen Class A-Schaltung mit dem guten Wirkungsgrad der Class B-Schaltung. Mit diesen Vorzügen hat sich die Class AB-Schaltung generell in der Verstärkertechnik zur populärsten Schaltung aufgeschwungen. Bei einem Stereo-Röhrenverstärker benötigt man dafür nun vier Röhren. Der LM-211IA bietet hier ein Quartett der Pentode EL34. Sie ist wegen ihres Klangs der beliebte Klassiker unter den Audio-Endstufenröhren. Für die Vorstufe jedes Stereo-Kanals kommt nun je eine Triode vom ebenfalls oft gewählten Typ ECC83 zum Zuge. Diese speziell für Niederfrequenz- und Audio-Anwendungen entwickelte Röhre bringt zwar eine geringe Leistung, arbeiten aber rausch-, klirr- und mikrofoniearm. Darauf folgt nun pro Stereokanal je eine ECC82, diese Röhren arbeitet als Treiberstufe und Phasenumkehrstufe. Die nun folgende Endstufe braucht das Signal nämlich sowohl in normaler als auch in invertierter Form, um als Gegentakt-Verstärker arbeiten zu können. Damit die hier erzeugte Energie des Verstärkers an die Lautsprecher abgeben werden kann, sitzt hinter jeder Röhrenschaltung immer ein Ausgangsübertrager. Dieser spezielle Transformator sorgt unter anderem dafür, dass die sogenannte Abschlussimpedanz stimmt. Erst dadurch werden Verstärker und Boxen kompatibel. Der Ausgangsübertrager hat aber auch entscheidenden Einfluss auf den Klang. Deshalb wählt man möglichst linear arbeitende Modelle mit geringer Verzerrung und großer Übertragungsbandbreite. Line Magnetic legt Wert darauf, dass hier, wie auch bei dem Transformator für das Netzteil, genau derart hochqualitative Bauteile verwendet wurden. Die Transformatoren-Trias sitzt beim LM-211IA direkt hinter den Röhren, bekleidet von metallenen Hauben, die für eine elektromagnetische Abschirmung sorgen.
Revitalisierung der Freiverdrahtung
À propos hochwertige Bauteile: Die finden sich auch in der davor arbeitenden Verstärkerschaltung samt ihrer Peripherie. Wenn wir den Boden des LM-211IA abschrauben, entdeckt wir etwa Potentiometer und Kondensatoren von den Premium-Herstellern Alps und Realcap, Vor allem aber können wir so auch einen erstaunlichen Verstärkeraufbau bewundern: Die Schaltung ist nicht etwa auf einer Platinen zu finden, sondern als sogenannte Freiverdrahtung realisiert – also als Punkt-zu-Punkt-Verbindung der Bauteile mit einzelnen isolierten Litzen und Drähten. Dies war in elektrischen Geräten üblich, bevor 1943 die gedruckte Leiterplatine patentiert wurde und in den kommenden Dekaden peu à peu auch bei Audio-Komponenten Einzug hielt. Bei den heute zumeist üblichen komplexen und mit ICs übersäten Schaltungen ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung nicht mehr machbar, bei übersichtlichen Schaltung wie einem puristischen Röhrenverstärker hingegen sehr wohl. Die Freiverdrahtung gilt selbst manch heutigem Entwickler als klanglich überlegen, freilich existiert ebenso die entgegngesetzte Meinung. Wie dem auch sei: Line Magnet setzt auch hier die Tradition fort und betreibt aus Prinzip die Punkt-zu-Punkt-Verbindung bei allen Verstärkern. Schrauben wir den LM-211IA wieder zu und kümmern uns um seinen Betrieb.
Aufstellung und Einrichtung
Röhren sind mechanische Wunderwerke, aber auch empfindliche Bauteile. Dem sollte man bei der Handhabung eines Röhrenverstärkers Rechnung tragen. So erledigen wir die gesamte Verkabelung, insbesondere den Anschluss der Lautsprecher, vor dem Einschalten des Verstärkers. Dabei achten wir penibel darauf, den richtigen Plus-Anschluss zu wählen. Der LM-211IA bietet hier je eine Buchse für Boxen mit einer Impedanz von vier Ohm und acht Ohm. Bei der Verkabelung sollten wir zudem auf die Qualität achten: Billige Baumarkt-Strippen fangen sich leicht Einstreuungen ein. Sie äußern sich als Sirren und Brummen – und das deckt der Verstärker gnadenlos auf. So erklärt sich auch das anfänglich vernehmliche Brummen. Mit hochwertigen Kabeln sind die Geräusche dann drastisch reduziert. Durch einen gebührenden Abstand zu anderen Geräten, der allein schon wegen der Wärmeentwicklung des Röhrenverstärkers Pflicht ist, verschwindet das Brummen dann gänzlich. Ein ganz feines Sirren ist dem Verstärker allerdings zu eigen, doch dafür muss man schon direkt an den Hochtöner des Lautsprechers gehen, um es wahrnehmen zu können. Das erzeugen andere Verstärker auch, beim Musikhören fällt es nicht auf. Also: kein Grund zur Klage. Noch etwas zur Schonung der Glimmkolben: Die Lautstärke sollte beim Einschalten eines Röhrenverstärkers grundsätzlich heruntergedreht werden. Dies besorgt der LM-211IA im Zuge seines Soft Start-Modus auch von selbst: Röhren benötigen eine Aufwärmzeit, bevor sie betriebsbereit sind. Deshalb startet der Amp stumm und gibt erst nach etwa dreißig Sekunden die Ausgänge zu den Boxen frei. Dieses Warm-Up zeigt er uns durch das Blinken seiner orangen LED an. Leuchtet sie durchgängig, können wir loslegen – und das machen wir jetzt auch.
Der Line Magnetic LM-211IA in der Praxis
Wir haben den Trioden-Modus eingestellt, mit ihm stehen maximal 15 Watt Leistung pro Kanal zur Verfügung. Nun drehen wir den Verstärker mal ein Drittel auf, starten den superb produzierten Song „Kanskje“ der norwegischen Singer/Songwriterin Kari Bremnes – und staunen nicht schlecht: Die Musik ist so laut, dass wir auch bei größtem Wohlwollen nicht mehr von Zimmerlautstärke reden können, sondern in den Bereich der Nachbarschaftsbeschallung vordringen. Wir können also getrost noch etwas leiser machen, um die Musik zu genießen – und diesen Genuss macht und der LM-211IA leicht. Schon die ersten Sounds des Songs sorgen dafür, dass wir uns im Sofa zurücklehnen und im „wir hören mit Röhren“-Modus sind. „Kanskje“ startet mit einem mehrschichtigen Synthesizer-Teppich, der von einem ebenso artifiziellen Percussion-Sound als Taktgeber rhythmisiert wird. Das Gewaber der Kunst-Klänge hat eine wunderbare Leichtigkeit und Wärme, die Soundschwaden hüllen uns ein und umschmeicheln uns förmlich. Zugleich ertönt der Taktgeber mit einer Akkuratesse und Präsenz, die die verbreitete Meinung widerlegt, Röhrenverstärker erkauften ihre klangliche Wärme mit einem Mangel an Präzision. Dann setzt Kari Bremnes ein. Die Sängerin besitzt eine klare, angenehme, leicht dunkle Stimme, die wir sehr gerne hören. Diesmal ist die betörende Wirkung ihres Gesangs aber noch eine Spur intensiver: Gleich mit den ersten beiden Phrasen ihres Gesangs hat Kari Bremnes unsere volle Aufmerksamkeit, wir spüren eine direkte Ansprache, aber auch einen stimmlichen Schmelz, der uns in den Bann zieht. Hier löst der LM-211IA ein, was Röhrenverstärkern nachgesagt wird: Ihnen gelingt eine faszinierende Wiedergabe der menschlichen Stimme. Nun beginnt der nächste Hinhörer: der Bass. Er ist bei dieser Aufnahme ungemein kraftvoll, voluminös und Effektvoll eingesetzt: Auf fünf markante Sechzehntel-Schläge im Stakkato folgt ein langes Schweigen. Diesen Bass schiebt uns der LM-211IA mit voller Wirkmächtigkeit in den Raum und auf den Körper. Mann, dieser Amp hat wirklich Kraft! Dabei ist auch der üppige Tiefton frei von Härten, eher weich. Hier wird der LM-211IA abermals dem Ruf der Röhre gerecht. Eine Verfeinerung der Definition haben wir erreicht, indem wir unter den Verstärker die Absorber-Basis Creaktiv Sound Control legen, aber ein solches Klangtuning ist eher das Sahnehäubchen auf einer tollen Klang-Melange.
Stimmigkeit und Schmelz, Kontrolle und Kraft
Abgesehen von seiner faszinierenden Stimmwiedergabe und dem insgesamt runden, harmonischen Charakter der Wiedergabe liefert der LM-211IA nämlich eine gute Auflösung und eine detailreiche Darstellung. Der Song „Kanskje“ ist ja gespickt mit kleinen perkussiven Geräuschen, elektronischen Einsprengseln und Instrumenten-Tönen, die alle unverhofft auftauchen, im Raum umherschwirren und dann in der Tiefe verschwinden. Das alles stellt der LM-211IA mit einer angenehmen Präsenz und einer schönen Plastizität in den Hörraum. Auch hier schließen wir unwillkürlich die Augen, um ganz in diesen Klang-Kosmos einzutauchen. Mit dem LM-211IA ist das, trotz der vielfältigen Klang- und Schallereignisse des Songs, pure Entspannung. Wie sieht es nun aus, wenn wir vom Trioden-Modus in den Ultralinear-Betrieb umschalten? Wir kriegen mehr Leistung, bekommen mehr Pegelreserven – doch uns interessiert mehr die Veränderung des tonalen Charakters. Hier tut sich nun bemerkenswertes: Im Ultralinear-Modus macht sich der Watt-Zugewinn durch ein Mehr an Kraft und Schub bemerkbar. Der Verstärker hat nun auch eine bessere Kontrolle über den Bass, der Tiefton ist nun also definierter. Dafür klingt „Kanskje“ jetzt etwas härter, straffer und analytischer, nicht mehr ganz so harmonisch. Auch der Schmelz von Kari Bremnes Stimme war im Trioden-Modus schöner. Wir meinen auch, hier letztlich mehr Details zu hören. Zur Verifizierung schalten wir zurück – natürlich erst, nachdem wir den Verstärker zur Schonung der Röhren ausgeschaltet haben. Ja, es bestätigt sich: Der Trioden-Modus klingt stimmiger, zudem etwas detailreicher, doch der Ultralinear-Betrieb bietet mehr Power. Das bestätigt sich auch bei orchestraler Musik. Wir wählen George Gershwins Klavierkonzert, der Weltklasse-Pianist Kirill Gerstein hat es mit dem St. Louis Symphony Orchestra in der Powell Hall von St. Louis aufgeführt. Das überaus perkussive Allegro Adagio, bei dem selbst das Klavier oft wie ein Schlaginstrument agiert, hat im Ultralinear-Betrieb schlicht mehr Attacke, mehr Zug und einen strafferen Bass, was gerade in den Tutti-Passagen des Orchesters mehr Spaß macht. Dafür liefert der Trioden-Modus ein klangfarbenreicheres Klavier, so sind gerade Gersteins Solo-Kadenzen, in denen er Ausflüge über die gesamte Tastatur unternimmt, der größere Genuss. Letztlich hängt es vom Geschmack und vom Musikstil ab, welche Verstärkereinstellung besser passt – der LM-211IA hat ja beide Spielarten in petto.
Fazit
Der Line Magnetic LM-211IA bietet die Tradition und die Faszination der Röhre: Im Design setzt er auf Vintage-Style, im Schaltungsaufbau auf die beliebte Class-AB-Schaltung mit klassischer Röhrenbestückung. Damit gelingt dem rein analogen LM-211IA jene faszinierende, warme und entspannt-stimmige Wiedergabe, die gerade Stimmen einen schönen Schmelz verleiht. Durch die Umschaltmöglichkeit von Triode- auf Ultralinear-Betrieb beherrscht der LM-211IA aber auch eine etwas straffere Gangart mit größerer Basskontrolle und deutlich mehr Leistung, nämlich 32 statt 15 Watt. Die Kraft diese Verstärkers ist jedoch schon im etwas detailreicheren Trioden-Modus verblüffend: Hier liefert er bereits frühzeitig einen mehr als amtlichen Pegel. So paart der LM-211IA Klangkultur und Kraft –vereint in einem audiophilen Glimmen.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: gut
88 of 100
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Technische Daten
Modell: | Line Magnetic LM-211IA |
---|---|
Produktkategorie: | Stereo-Vollverstärker, Röhrenverstärker |
Preis: | 1.499,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Silber - Schwarz |
Vertrieb: | IAD GmbH, Korschenbroich Tel.: +49 2161 / 617830 www.audiolust.de |
Abmessungen (HBT): | 192 x 376 x 345 mm |
Gewicht: | 19,6 kg |
Leistung: | - Trioden-Modus: 2 x 15 W - Ultralinear-Modus: 2 x 32 W |
Röhren: | - Vorstufe: 2 x 12AX7 (= ECC83), 2 x 12AU7 (= ECC82) - Endstufe: 4 x EL34 |
Eingänge analog: | 4 x Line (Cinch) |
Ausgänge analog: | 1 x Lautsprecher (4 Ohm, 8 Ohm) |
Lieferumfang: | - Line Magnetic LM-211IA - Fernbedienung LM-02 - 2 Batterien (AAA) - Netzkabel (2,40 m) - Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch) - 2 Ersatzsicherungen |
Pros und Kontras: | + harmonischer, klarer Klang + sehr gute Auflösung und Dynamik + saubere Verarbeitung + umschaltbar von Trioden-Modus auf Ultralinear-Betrieb + Bias (Arbeitspunkt) einstellbar + hochqualitative Fernbedienung + automatischer Soft-Start zur Schonung der Röhren - keine Quellenumschaltung per Fernbedienung - beschränkte Anzahl an Eingängen |
Benotung: | |
Klang (60%): | 88/90 |
Praxis (20%): | 88/90 |
Ausstattung (20%): | 87/90 |
Gesamtnote: | 88/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis/Leistungsverhältins: | gut |