lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN

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Redakteur
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Mit der Classic 22 führt Audio Physic uns fast in die Irre: Klassisch mögen ihre harmonischen Proportionen und das hochwertige Echtholz-Furnier sein, doch konventionell ist dieser Schallwandler deshalb noch längst nicht. Dafür stecken in ihr zu viele clevere Konstruktions- und Know-how-Features, dafür zeigt sie mit der glänzend-gläsernen Front zu viel eigenen Charakter – und dann birgt sie noch ein Geheimnis: Wo steckt das Tiefton-Chassis, das diesen Schallwandler zum bassstarken Drei-Wege-Lautsprecher adelt? Wir haben uns auf die Suche gemacht und dabei zahlreiche Finessen der Audio Physic Classic 22 entdeckt.

Die Audio Physic Classic 22 passt mit ihrer klassisch-modernen Gestalt in nahezu jedes Wohnambiente.

Von wegen Verwandtschaft: Vor wenigen Monaten hatten wir ja aus der Classic Line bereits die etwas kleinere Audio Physic Classic 15 zu Gast in unserer Redaktion, nun kommt mit der Classic 25 die nächstgrößere Schwester zu Besuch – doch die engen Familienbande sind nicht unbedingt erkennbar. Audio Physic verfolgt bei der Classic Line nämlich eine ungewöhnlich Modellpolitik. Die Standlautsprecher der Serie – aber nur sie – gibt es in zwei verschiedenen Versionen: einerseits in Vollverglasung, dann endet der Modellname mit einer „5“ wie bei der Classic 15, andererseits mit gläserner Front und einem Korpus in Echtholz-Furnier, dann lautet die letzte Ziffer stets „2“. Dementsprechend ist unsere Classic 22 in klassischer Holzoptik gehalten und allein vorderseitig verglast – und bereits hier beginnt es mit den Besonderheiten.

Das wunderschöne Furnier ist erstklassig verarbeitet und auch in der Maserung frei von Brüchen.

Stillgelegtes Glas

Glas gilt in audiophilen Kreisen als Teufelszeug, weil es für klirrende klangliche Härten berüchtigt ist. Wer dieses Material einsetzen will, muss also sehen, wie er den Werkstoff zum Schweigen bringt. Manfred Diestertich, seit rund zwanzig Jahren Chefentwickler bei Audio Physic, befasst sich seit langem intensiv mit klangschädlichen Vibrationen und ebenso abträglichen Schwingungsübertragungen. Seine Erfahrungen und Lösungen dieser Probleme hat er bei der Classic Line-Serie in eine spezielle Gehäusekonstruktion einfließen lassen. Mit ihr kann selbst das innenseitig lackierte Glas, das mit seinem speziellen High Gloss-Effekt ein zentrales optisches Markenzeichen der Classic Line ist, gebändigt werden. Dafür ist die Korpusfront der Classic 22 in Sandwich-Manier aufgebaut: Gehäuse und Glaspaneel verbindet ein dickes, doppelseitiges Spezial-Klebeband, das die Ränder säumt. Es sorgt für einen definierten Abstand der Scheibe zum Korpus, dadurch wird ein Zwischenraum geschaffen. Die hier befindliche Luft wirkt nun wie ein Schallisolator, ganz ähnlich wie die Doppelverglasung eines Fensters. Überdies ist das Klebeband dauerelastisch, dadurch absorbiert es Vibrationen des Glases wie auch des Gehäuses. Gleichfalls elastisch und klebend sind die zusätzlichen Fixierungspunkte, die das Klebeband bei der Frontberuhigung ergänzen. Ihre optimale Position hat Diestertich in zahlreichen Hörsessions ermittelt. Mit diesen Maßnahmen wird die Glasscheibe stillgelegt, die bei der Classic 22 stets in Schwarz gehalten ist.

Die Glasplatten der Front sind mit einer feinen Fase versehen. Dieser Schliff sorgt für eine noch größere optische Geschmeidigkeit und trägt ebenfalls zu der hochwertigen Anmutung der Classic 22 bei.

Edle Optik, vollendete Fertigung

Einen gelungenen optischen Kontrast bietet nun das freundliche Echtholz-Furnier, das alle weiteren Seiten des Gehäuses bekleidet. Hier stehen Walnuss oder Kirsche zur Wahl. Unser Testmodell ist in sehr schön gemaserter Walnuss gehalten. Die Qualität des Furniers sorgt ebenso wie seine exzellente Verarbeitung für eine überaus hochwertige Anmutung: Die Kanten sind makellos und ansatzlos, die Maserung zieht sich ohne jegliche Unterbrechung von einer Wange über die Oberseite zur anderen Wange. Top! Unter dem Furnier steckt ein Kern aus mitteldichter Faserplatte, das MDF ist satte zwölf Millimeter stark. Zur weiteren Erhöhung der Robustheit und zur Erreichung der Resonanzfreiheit ist der Korpus im Innern mit etlichen Verstrebungen versehen. Diese Massivität sieht man der Classic 22 nicht an, mit den Maßen 105 mal 17 mal 29 Zentimetern ist sie wohlproportioniert und schlank. Dazu trägt auch der Sockel bei, auf dem sie thront. Das Plateau aus schwarz lackiertem MDF sorgt mit einer Fläche von 21 mal 35 Zentimeter für den sicheren Stand. Zugleich verleiht der Sockel der Classic 22 eine angenehme Leichtigkeit. Durch die untergeschraubten Spikes schwebt der Schallwandler quasi über dem Boden – und der Korpus wiederum schwebt scheinbar über dem Sockel, weil vier kleine Abstandhalter für eine definierte Distanz sorgen. Dieses Design dient nicht nur der Optik, sondern auch der Akustik: Der Korpus ist bodenseitig nicht geschlossen, sondern hat hier, gut versteckt, eine Bassreflex-Öffnung. Durch diese Bassreflexabstimmung wird das Tiefton-Vermögen gesteigert. Die Abstrahlung gen Boden hat noch einen zweiten positiven Effekt: Die austretende Luft wird durch den Sockel in alle Richtungen gleichmäßig verteilt. Das sorgt im Hörraum für eine homogenere Basswiedergabe und erlaubt eine wandnähere Aufstellung als bei Boxen mit Bassreflexrohren, die auf der Gehäuserückseite sitzen und gen Gemäuer abstrahlen.

Der schwarze Glanzeffekt gelingt durch die rückseitige Lackierung der Glaspaneele.

Woher kommt der Bass?

Wir reden die ganze Zeit vom Bass, dabei ist das Geheimnis der Classic 22 noch immer nicht gelüftet: Wo steckt denn nun der Tieftöner, der diesen Bass erzeugt? Auf der Vorderseite sitzt der Woofer schon mal nicht, hier teilen sich allein der Hochtöner und der Mitteltöner das obere Abteil der gläsernen Frontverblendung. Auch seitlich oder hinten ist kein Schallwandler auszumachen. Um den Woofer zu finden, müssen wir die Classic 22 schon umdrehen und die Bodenplatte abschrauben. Nun sehen wir einerseits einen zwischen Glasfront und MDF-Gehäuse verlaufenden Schallführungskanal, der ebenfalls der tonalen Abstimmung dient. In diesem „Kamin“ steckt ein Einsatz aus Keramikschaum – womit wir auch schon bei der nächste Besonderheit sind: Dieser hochfeste Schaum ist zwar luftdurchlässig, verhindert durch seine Struktur aber die Entstehung von störenden Strömungsgeräuschen, die bei der ständigen Bewegung der Luft im Bassreflex-Kanal sonst auftreten würden. Anderseits sehen wir nun endlich auch den so lange gesuchten Tieftöner: Es ist ein satte 20 Zentimeter durchmessender Woofer mit einer Konusmembran aus Papier. Damit dieser große Tieftöner in das Gehäuse passt, ist er seitlich stehend eingebaut. So versteckt er auch ist: Dieser Woofer nimmt das Gros des gesamten Gehäusevolumens als Arbeitsraum für sein Wandelwerk in Anspruch. Der Vergleich mit einem Subwoofer ist übrigens nicht weit hergeholt, denn der Tieftöner der Classic 22 spielt runter bis 34 Hertz, stellt seine Arbeit aber ab 100 Hertz bereits wieder ein – ähnlich wie ein externer Tieftöner, der mit zwei kleinen Zwei-Wege-Lautsprechern als Satelliten zusammenspielt.

Auf der Unterseite ist der versteckte Tieftöner zu sehen, wenn die Bodenplatte abmontiert ist. Zudem wird der Schallkamin zwischen Glasfront und MDF-Korpus sichtbar – und der helle eingesetzte Keramikschaum-Quader, der mit seiner offenporigen Struktur Strömungsgeräusche der Luft minimiert.

In wichtiger Mission: der Mitteltöner

Ab 100 Hertz – und damit ziemlich tief im Frequenzbereich – übernimmt also der Mitteltöner, er arbeitet rauf bis 2.000 Hertz. Damit schallwandelt er in dem maßgeblichen Bereich, in dem die Grundfrequenzen vieler Instrumente und sämtlicher Singstimmen angesiedelt sind. Für diese wichtige Mission kommt ein nagelneues Chassis zum Zuge, das eine hochrobuste 15-Zentimeter-Mebran aus einem gewebten Glasfaser-Material aufweist. Die Verwebung des leichten Materials bewirkt eine größere Verwindungsresistenz bei gleichbleibend geringem Gewicht. Ein weiteres Plus: Die Membran hat so eine hohe innere Dämpfung. Es gibt auf der konusförmigen Fläche also keine Areale, die zu Teil-Resonanzen tendieren. Das gilt selbst bei hohen Beanspruchungen und großen Pegeln. Damit der Speaker auch bei starker Belastung cool bleibt, sorgt ein Phase Plug in seinem Zentrum für die Wärmeableitung. Der schwarze Metall-Zylinder vermeidet somit, dass sich mit der Thermik auch die elektrischen und magnetischen Eigenschaften des Speakers verändern, was zu Verzerrungen im Klangbild führen würde. Die konische Form des Phase Plugs hat ebenfalls einen Sinn: Sie bürgt für eine optimale Schallabstrahlung und trägt zur Minimierung von Kompressionseffekten und Verzerrungen bei. Das ist gut so, denn das menschliche Ohr ist dafür gerade im Mittenbereich überaus sensibel.

Der Mitteltöner besitzt im Zentrum einen Phase Plug zur Wärmeableitung. Für den sicheren Sitz des Speakers und zur Vibrationsvermeidung werden seine Befestigungsschrauben im Gehäuse von Neopren-Dübeln aufgenommen.

Vibrationsgebändigtes Chassis

Deshalb legt Audio Physic hier auch Wert auf größtmögliche Entkopplung vom Korpus, damit dessen Vibrationen nicht zur Membran gelangen und als unerwünschte Schalladditive den Klang verfälschen. Dafür hat Chefentwickler Diestertich eine spezielle Doppelkorb-Konstruktion erfunden, die in der Classic-Serie erstmals zum Einsatz kommt. Normalerweise hat ein Lautsprecherchassis einen einzigen Korb, der alle Komponenten des Chassis trägt, angefangen beim starren Magnetantrieb bis hin zur schwingende Membran, an der wiederum weitere Bauteile hängen, nämlich die mitschwingende Zentrierung samt Spule sowie die vibrierende Sicke samt Einfassung. Dieser Korb ist über seine Halterung zugleich die Kontaktstelle zum Gehäuse, in welches das Chassis eingebaut wird. Um nun an dieser Stelle die Übertragung von Schwingungen zu unterbinden, wird das Chassis nun in einer Korb-Kombination gelagert: Der innere Kunststoff-Korb unterbindet mit seinen ausgezeichneten Dämpfungseigenschaften die Weiterleitung von Vibrationen, der äußere Korb aus Aluminiumdruckguss sorgt hingegen für die Stabilität der gesamten Konstruktion. Die beiden Körbe haben dabei nur über einen schmalen Ring Kontakt und sind damit weitestgehend entkoppelt. Zudem wird dieser Doppelkorb nicht einfach in das Lautsprechergehäuse eingeschraubt: Die Fixierungsschrauben greifen in ebenfalls entkoppelnde Kunststoff-Hülsen, die quasi wie Dübel in den Korpus eingesetzt sind. So wird abermals eine Vibrationsübertragung vom oder zum Gehäuse erschwert.

Der Hochtöner ist als Kalotte aus Kunstseide realisiert. Der ihn umgebende Hornansatz dient der Schallführung, der Filzring verhindert eine mechanische Schwingungsanregung der vorgesetzten schwarzen Glasplatte.

Gewebekalotte für höchste Frequenzgipfel

Über dem Mitteltöner thront nun noch der Tweeter. Es ist eine 22-Millimeter-Kalotte aus Kunstseide. Audio Physic setzt hierbei auf einen erstklassigen zugekauften, diesmal ohne eigene Modifikationen auskommenden Hochtöner. Dank seines kräftigen Antriebs und seiner aufwändigen Belüftung arbeitet der Tweeter stets unter konstanten Arbeitsbedingungen. Dies wiederum ermöglicht eine lineare und impulstreue Schallwandlung bis hin zu beachtlichen 30 Kilohertz, was eine offene, klare Wiedergabe bis hin zu höchsten Frequenzgipfeln ermöglicht. Der Hochtöner sitzt zur Optimierung seines Abstrahlverhaltens in einem kleinen Hornvorsatz. So wird der Hochtonschall gelenkt, dies bewirkt eine homogenere Abstrahlung und vermeidet überdies einen Konflikt mit den daran ankoppelnden Mitten. Insgesamt führt diese Führung zu einer größeren akustischen Präzision. Nun hat der Tweeter doch noch eine Modifikation erfahren: Diestertich hat ihm eine Filzeinfassung verpasst. Dieser breite Ring stellt eine wichtige Dämpfung dar – und damit sind wir wieder beim Glas. Denn auch der obere Teil der Front, der die Chassis für Höhen und Mitten beherbergt, ist mit einer Glasblende bewehrt. Der aufgeklebte Filzring verhindert nun die Anregung der schwarzen Scheibe. Wer diesen aufgesteckten Part der Front abnimmt, kann diese Filz-Lösung im Detail sehen. Jenseits aller Modifikationen und Speziallösungen sind die Chassis beider Schallwandler auf gleiches Wiedergabeverhalten hin selektiert, also jeweils paarweise gematched, Dies ist besonders beim Hochton entscheidend für eine homogene Wiedergabe.

Die Abstandhalter zwischen Korpus und Sockel lassen das Gehäuse der Classic 22 scheinbar schweben. Akustisch sorgen sie für die nötig Distanz, damit durch die Bassreflex-Öfffnung auf der Korpusunterseite die Luft strömen kann.

Die Abstandhalter zwischen Korpus und Sockel lassen das Gehäuse der Classic 22 scheinbar schweben. Akustisch sorgen sie für die nötig Distanz, damit durch die Bassreflex-Öfffnung auf der Korpusunterseite die Luft strömen kann.

Know-how bis zu den Klemmen

Auch dieses Matching und Pairing von Chassis zeugt davon, dass bei der Classic 22 ein großer Aufwand bei der Fertigung und der Verarbeitung betrieben wird, dahinter steckt zudem jede Menge Know-how. Dies setzt sich auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie den Anschlussklemmen fort: Bei der Classic 22 kommen nextgen-Modelle von WBT zum Zuge. Diese Anschlüsse sind überwiegend in Kunststoff realisiert. WBT argumentiert, dass die Klangbeeinflussung grundsätzlich umso geringer ist, je weniger Metall im Spiel ist. Und so sind bei den Klemmen nur die notwendigen Kontaktflächen entweder in Feinsilber oder, wie hier, in reinem Kupfer realisiert. Die nextgen-Anschlüsse haben noch eine zweite Besonderheit: Wenn blanke Litze oder ein Kabelschuh verwendet und die Klemme angezogen wird, gibt sie ab einem gewissen Moment eine Art Ratschen-Geräusch von sich, zudem bieten sie einen leichten mechanischen Widerstand. Beides sind Zeichen dafür, dass ein ausreichend hoher Anpressdruck erreicht ist. Wer stärker anzieht, erreicht nach WBT-Erkenntnis keinen besseren Kontakt, sondern schädigt nur die Materialoberfläche der Kontaktstellen. Hier setzt WBT nun mit „PlasmaProtekt“ zudem eine neue Vergoldungstechnik ein, die für eine höhere Homogenität des edlen Überzugs sorgt und damit auch klanglich eine Verbesserung bietet, weshalb Audio Physic sofort diese neusten Klemmen-Generation in die Classic 22 einbaut. Hinter den Anschlüssen folgt nun die Frequenzweiche, welche den Chassis die richtigen Signalanteile zur Schallwandlung zuweist – und hier geht es weiter mit den Besonderheiten: Chefentwickler Diestertich verwendet für die Platine Kupferschaum. Bei diesem eigentlich fernab von HiFi verwendeten Material hat Diestertich einen akustischen Nutzen entdeckt: Mit dem Einsatz des Schaumes, so der Entwickler, klinge die Weiche einfach deutlich besser. All dies führt Audio Physic also in der Classic 22 zusammen – und das Ergebnis wollen wir nun auch endlich hören.

Die Klemmen sind die neuesten, mit einer hochwertigeren Goldbeschichtung versehenen nextgen-Anschlüsse von WBT. Audio Physic setzt hiervon standardmäßig nur ein Paar ein – aus zwei Gründen: Die meisten Käufer betreiben ihre Lautsprecher im Single Wire-Betrieb, verwenden also nur einen Verstärker und ein Lautsprecherkabel pro Box. Zudem haben die Briloner festgestellt, dass zusätzliche Klemmen und Brücken eine Klangverschlechterung verursachen.

Die Klemmen sind die neuesten, mit einer hochwertigeren Goldbeschichtung versehenen nextgen-Anschlüsse von WBT. Audio Physic setzt hiervon standardmäßig nur ein Paar ein – aus zwei Gründen: Die meisten Käufer betreiben ihre Lautsprecher im Single Wire-Betrieb, verwenden also nur einen Verstärker und ein Lautsprecherkabel pro Box. Zudem haben die Briloner festgestellt, dass zusätzliche Klemmen und Brücken eine Klangverschlechterung verursachen.

Die Audio Physic Classic 22 in der Praxis

Wir starten mit unserer Standard-Aufstellung: Die Lautsprecher sind etwa 2,20 Meter voneinander entfernt, zum Sofa beträgt die Distanz jeweils rund 2,80 Meter, zur rückseitigen Wand circa 50 Zentimeter. Die Classic 22 sind leicht eingewinkelt, wir können vom Hörplatz aus noch die Innseiten der Gehäuse sehen. Über unseren SACD-Spieler Oppo UDP-203 und den Vollverstärker Hegel H360 spielen wir nun die Neil Young-Nummer „On The Beach“, die der amerikanische Sänger und Gitarrist Boz Scaggs auf seinem 2018er-Album „Out Of The Blues“ interpretiert hat. Die Classic 22 setzt nun fort, was wir bei Schallwandlern aus Brilon kennen und schätzen, sei es die Classic 8, die Classic 15 oder die Codex: Die Aufstellung ist bereits ohne großen Aufwand schon ziemlich stimmig. Wir vergrößern noch ein wenig den Abstand zwischen den Lautsprechern auf ziemlich genau drei Meter, gleichen geringfügig die Einwinklung an, und nun ist die Abbildung samt der Größenverhältnisse richtig.

Die obere Hälfte der stets schwarzen Glasfront ist abnehmbar. Hier bekommt man einen ersten Eindruck von dem Aufwand, mit dem die Schallwandler und die Blende vibrationsberuhigt werden.

Beeindruckender Bass

Schon bei dieser Positionierung fällt uns der beeindruckende Bass auf, den die Classic 22 liefert: Der in ihr verborgene Woofer sorgt für einen druckvollen, voluminösen, anstrengungsfreien Tiefton. Er macht die Scaggs-Version von „On The Beach“ zur Delikatesse, denn so bekommen wir in Bestklang das wunderbar präzise Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug zu hören. Mit Willie Weeks und Jim Keltner brillieren hier zwei der aktuell gefragtesten Sessionmusiker. Ihre Akkuratesse bekommen wir umgehend zu spüren: Die beiden starten mit dem Rest der exzellent besetzten Band tight und knackig auf die eins, ohne vorwarnenden Anzähler – und dieser präzise, ansatzlose Einstieg trifft uns völlig unvermittelt: Wir zucken unwillkürlich zusammen. Dabei hören wir auf wirklich moderater Lautstärke! Weeks und Keltner spielen ohne großen Schnickschnack, dafür aber mit tollem Gefühl und Groove, da sitzt jeder Beat und Ton. Das hören wir, weil die Classic 22 es vermag, trotz des weich abgemischten Basses das Anzupfen der Saiten vernehmbar zu machen, ebenso die Berührungen des Klöppels auf dem Fell der Bassdrum – was für ein Genuss! Der Bass liefert dabei ein sicher tragendes, kraftvolles Fundament, mit dem die Classic 22 auch unseren Hörraum grundiert. Dabei muss sie sich hörbar nicht verausgaben, denn bei allem Volumen und aller Tiefe des Basses gibt es hier keinerlei Kompression. Das klappt auch bei wandnäherer Aufstellung, wie wir durch eine schrittweise Verminderung des Abstands zum Gemäuer feststellen. Die Classic 22 liefert den Bass so souverän, dass genug Raum für die Entfaltung der anderen Instrumente bleibt.

ank des gen Boden strahlenden Bassreflex-Ports kann die Classic 22 auch in geringerem Abstand zur Wand aufgestellt werden.

Alles in petto: Auflösung, Plastizität, Räumlichkeit

Da achten wir als Erstes auf den links stehenden Gitarristen Doyle Bramhall II, der sonst in Eric Claptons Begleitband spielt. Er veredelt ab der zweiten Strophe mit wunderschönen perlenden Gitarreneinlagen die Gesangspausen, hat dann aber auch seinen Solo-Slot: Sein Solo lässt uns unwillkürlich leicht nach links schauen, weil die Gitarre über die Classic 22 so griffig klingt und Bramhall gegenwärtig wirkt. Im Vordergrund steht natürlich Boz Scaggs: Der Entertainer ist zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits 74 Jahre alt, strahlt aber mit seiner Stimme noch immer eine ungemeine Vitalität und Präsenz aus. Ja, der Barde neigt zu leichtem Knödeln, aber nach wenigen Gesangszeilen hat Scaggs uns auf seiner Seite, weil er seinen Blues mit viel Intensität, aber ohne falsches Pathos vorträgt. Das wirkt echt und authentisch – und so klingt es mit der Classic 22 auch: Sie stellt uns diesen fast schon legendären Sänger genau vor das Sofa, wahrt dabei freilich den (größen-)richtigen Abstand, und postiert die exzellente Band schön gestaffelt dahinter. Rechts positioniert streicht während des gesamten Songs Ray Parker Jr. sanfte Akkorde auf der akustischen Gitarre, in der Mitte, vor der Bass/Drums-Rhythmussektion, sitzt Jim Cox an den Keyboards und sorgt mit flächigen Sounds und feinen Effekten für Fülle und Finesse. Die Wiedergabe besitzt neben einer wunderbaren Stereo-Bühne also auch eine tolle Tiefe – und so erleben wir eine herrliche Räumlichkeit. Zum Wir-sind-dabei-Gefühl trägt aber ebenso die ungemeine Offenheit und die Auflösung der Wiedergabe bei. Dem Ausklingen der Töne sind keine künstlichen Grenzen gesetzt. Dies fällt insbesondere bei den allmählich ausklingenden Becken des Schlagzeugs auf: Mit dem Leiserwerden verändert sich auch die Klangfarbe des schwingenden Metalls. Hier können wir dank der exzellenten Auflösung jede Farbveränderung nachverfolgen.

Tuning: Unter den Sockel sind hier statt der Standard-Spikes die Füße des VCF II M8 Magnetic plus Speaker Set geschraubt.

Performance-Plus durch Fuß-Tuning

Geht es noch besser? Ja. Wir schrauben unter die Classic 22 nun statt der Standard-Spikes die Füße des von uns vor Kurzem getesteten VCF II M8 Magnetic plus Speaker Sets, das Audio Physic als optionales Zubehör anbietet. Diese Füße sorgen für eine Entkopplung und Absorption von unerwünschten Schwingungen. Das Ergebnis ist erstaunlich: Der uns doch schon bekannten Einstieg von „On The Beach“ bringt uns trotzdem wieder zum Zucken – diesmal, weil er noch mehr Dynamik bietet. Das merken wir auch an der nun noch knackigeren Snare, die hat in puncto Punch nochmal zugelegt. Im Ganzen gewinnt die Wiedergabe an Klarheit, das Klangbild ist noch etwas offener, freier und detailreicher. Das vertieft auch den räumlichen Eindruck und vergrößert die Plastizität der einzelnen Musiker. Wir lernen daraus zwei Dinge: Jegliche Vermeidung von Vibrationen führt zu immenser Klangverbesserung – und die Classic 22 ist in der Lage, diese Verbesserungen in allen Feinheiten und Details abzubilden. Das testen wir natürlich nun mit weiterer Musik – und erleben dabei stets einen drastischen Fortschritt: Celestial Echo, die Kooperation von Yello-Mastermind Boris Blank und der Jazz-Sängerin Malia, ist schon zuvor ein Fest in Sachen Reinheit des Klangs, Mächtigkeit des Tieftons und Räumlichkeit des Kunst-Kosmos mit all den umherschwirrenden Sounds und Geräuschen. Durch den Fußwechsel legt die Classic 22 in allen Disziplinen nochmals zu – und Malias Gesang ist zudem noch verführerischer als zuvor. Auch Klassikfreunde kommen auf ihre Kosten: Wir haben von Anton Bruckner das Scherzo aus seiner Vierten Sinfonie aufgelegt. Schon mit Spikes untersetzt liefert die Classic 22 einen herrlich transparenten Klangkörper, in dem die einzelnen Instrumentengruppen des Orchesters KlangVerwaltung deutlich zu hören und zu lokalisieren sind. Mit den VCF-Füßen wird dann auch hier die Transparenz noch größer, so dass wir aus dem Verbund sogar einzelne Musiker heraushören können – mit dieser Körperhaftigkeit und Klangkraft wird die romantische Sinfonie zum fantastischen Entdeckungserlebnis.

Die Audio Physic Classic 22 als Paar. In unserem Test haben wir diese Schallwandler alternativ auch mit der Denon-Kombi SACD-Spieler DCD-A110 / Vollverstärker PMA-A110 betrieben.

Fazit

Harmonische Proportionen, hochwertiges Echtholz-Furnier – soweit und so schön unterstreicht die Audio Physic Classic 22 das „Klassische“. Ab dann wird es aber unkonventionell. Das beginnt beim modernen und markanten Glas-Design der Front, geht weiter bei zahlreichen cleveren Lösungen, die den Korpus und die Chassis gegen klangschädliche Vibrationen immunisieren und reicht bis zum optisch versteckten Subwoofer, der akustisch für einen satten Tiefton sorgt. Er agiert präzise abgestimmt mit dem Tweeter und dem Mitteltöner auf der Front. So gelingt diesem Drei-Wege-Lautsprecher eine Abbildung, die mit einer überaus offenen und detailreichen Wiedergabe und einer hervorragenden räumlich-plastischen Abbildung punktet, die zudem eine beeindruckende Dynamik bietet. Die erstklassige Verarbeitung komplettiert diesen ausgezeichneten Auftritt der Audio Physic Classic 22.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 95/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

95 of 100

94 of 100

94 of 100

201014.Audio Physic-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Audio Physic
Classic 22
Produktkategorie:Standlautsprecher
Preis:3.890,00 Euro / Paar
Garantie:- 5 Jahre ohne Registrierung
- 10 Jahre mit Registrierung
Ausführungen:Echtholzfurnier Walnuss, Echtholzfurnier Kirsche
Vertrieb:Audio Physic GmbH, Brilon
Tel.: +49 2961 961 70
www.audiophysic.com
Abmessungen (HBT):- 1050 x 170 x 240 mm (ohne Sockel)
- 1050 x 210 x 350 mm (mit Sockel)
Gewicht:24,1 kg / Stück
Bauart:3-Wege, Bassreflex
Impedanz:4 Ω
Hochtöner:1 x 22 mm Kalotte (Kunstseiden-Membran)
Mitteltieftöner:1 x 150 mm Konus (Glasfasergewebe-Membran)
Tieftöner:1 x 200 mm Konus (Papier-Membran)
Frequenzbereich:34 Hz - 30 kHz (Herstellerangabe)
Trennfrequenzen:100 Hz / 2 kHz
Wirkungsgrad:89 dB (Herstellerangabe)
Empfohlene Verstärkerleistung:20-120 W
Lieferumfang:- Audio Physic Classic 22
- Spikes mit Überwurfmuttern
- Libelle zur Ausrichtung der Lautsprecher
- Urkunde mit Bestätigung der Fertigungskontrolle und der akustischen Prüfung
- Bedienungsanleitung (Deutsch)
Optionales Zubehör:VCF II M8 Magnetic plus Speaker Set (Standfüße), 699,00 Euro / 8 Stk.
Pros und Kontras:+ klassisch-modernes Design
+ sehr offene und detailreiche Wiedergabe
+ beeindruckende Dynamik
+ hervorragende räumliche Abbildung
+ kraftvoller Bass
+ ausgezeichnete Verarbeitung
+ instruktive Bedienungsanleitung

- ein Paar Klemmen erlaubt ausschließlich Single-Wiring-Betrieb (Bi-Wiring-Terminal gegen Aufpreis möglich)
- ein Paar Klemmen erlaubt ausschließlich Single-Wiring-Betrieb (Bi-Wiring-Terminal gegen Aufpreis möglich)
Benotung:
Klang (60%):95/95
Praxis (20%):94/95
Ausstattung (20%):94/95
Gesamtnote:95/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis-/Leistungsehr gut
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