Home » Tests » HMS Energia DCS Mono – Gleichstrom-Filter für reinen Klang
11. November 2020von Volker Frech
RedakteurDas einfachste Upgrade einer Klangkette liegt vor der Anlage: Das HMS Energia DCS Mono bewahrt Audio-Komponenten vor klangschädlichen Gleichstromanteilen aus dem Stromnetz. Wir haben das Vorschaltgerät, das zusätzlich vor Überspannung schützt, zwischen Wandsteckdose und Netzleiste gesetzt – mit verblüffenden Folgen.
Sauberer Klang beginnt mit sauberem Strom – doch der kommt leider dreckig aus der Steckdose: Der idealerweise reine Wechselstrom aus dem Netz hat auf dem Weg vom Versorger zu unserer Wohnung zahlreiche Deformationen und Verzerrungen erfahren – etwa durch Industrieanlagen in der Nähe, aber auch durch Verbraucher im eigenen Haus. Hinzu kommt die Nutzung der elektrischen Leitungen zur Netzwerk-Datenübertragung, auch der vermehrte Einsatz von Schaltnetzteilen in unseren Haushalten verschlechtert den Strom. Eine dieser klangschädlichen Deformation ist der Gleichstromanteil – und ihn hält die HMS Energia DCS Mono fern: Das Vorschaltgerät dient als Gleichstrom-Filter und Überspannungs-Protektor für eine Anlage, die zwar bereits mit einer normalen Netzleiste stromversorgt, aber eben nicht geschützt wird. Schauen wir uns diesen kleinen Wechselstrom-Wächter mal näher an.
Amtliche Ausführung
Das Energia DCS Mono macht bereits konstruktiv einen sehr guten Eindruck – wie alle Leisten aus dem Hause HMS, von denen wir ja letztens schon die HMS Energia MKII GLS/DCS getestet haben. So besteht auch das Energia DCS Mono aus einem silbergrauen, hochrobusten Kunststoff-Strangprofil. Auf die Oberseite ist ein einziger, hochwertiger Steckplatz eingelassen. Dies ist ja ein Vorschaltgerät, in das der Netzstecker der bereits existenten Verteilerleiste eingesteckt wird, die dann die ganze Anlage versorgt. Diese vorhandene Leiste kann übrigens auch bereits eine Filterung besitzen, das soll der Wirkung des Energia DCS Mono nicht abträglich sein. Zurück zum Steckplatz: Er hat, so solange kein Stecker eingeführt ist, geschlossene Kontaktöffnungen. So bleiben die Kontakte vor eindringendem Staub oder gar Feuchtigkeit geschützt. Eine der Öffnungen ist mit einem weißen Punkt gekennzeichnet. Er zeigt an, dass der darunter liegende Kontakt mit der Phase verbunden ist. Somit ist der andere Kontakt mit dem Nullleiter verbunden.
Phasenrichtigkeit und Überspannungsschutz
Man könnte denken, dass es bei Wechselstrom gleichgültig ist, wie herum ein Stecker in die Steckdose eingeführt wird. Ist es aber nicht. Wer alle Geräte phasenrichtig anschießt, wird unter mitunter feststellen, dass schon diese Maßnahme Brummstörungen beseitigen und zu klangliche Verbesserungen führen kann. Deshalb ist natürlich auch die Kaltgerätebuchse an der Stirnseite des Energia DCS Mono mit einem Punkt für die Kennzeichnung der Phase versehen. Das Vorschaltgerät wird also ohne Netzkabel für den Anschluss an die Wandsteckdose geliefert. Mitunter besitzt man ja schon eine hochwertige Zuleitung. Ansonsten hat HMS natürlich ein passendes Netzkabel im Portfolio: Der Leverkusener Spezialist empfiehlt das Energia SL/OV als preislich wie leistungsmäßig passend. Die Belastbarkeit dieses Vorschaltgeräts ist mit maximal 3.600 Watt bei 16 Ampere beziffert. Kurzfristig, nämlich eine Millisekunde, trotz es sogar bis 200 Ampere. Damit schützt das Energia DCS Mono die gesamte nachfolgende Klangkette – vor zu hohen Strömen, aber ebenso vor Überspannungen.
DCS-Filter zum Schutz vor Gleichstrom
Doch die Kernkompetenz des Energia DCS Mono ist ja der Schutz vor Gleichstromanteilen – und genau dafür steht das Kürzel DCS: Es steht für „Direct Current Suppression“, übersetzt also „Gleichstrom-Unterdrückung“. Dies geschieht über eine Filterschaltung, die aus dem Wechselstrom alle Gleichstromanteile heraussiebt. Aber was ist denn nun so schlimm an diesem Gleichstromanteil? Er bewirkt, dass die Sinuswelle des Wechselstroms nicht mehr um die normale Nullachse herum schwingt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Stattdessen schwingt die Sinuswelle um eine Linie, die über dem Null-Niveau liegt. Der Wechselstrom bewegt sich also auf einem höheren Spannungspotenzial.
Was bewirkt der Gleichstrom?
Das klingt sehr theoretisch, hat aber in der Praxis Konsequenzen: Netzteile, denen dieser Wechselstrom mit Gleichstromanteil zugeführt wird, arbeiten ungleichmäßig. Der Trafo, der das Kernstück der Versorgung darstellt, kommt es zur Übersättigung des Eisenkerns. Dies mindert die Effizienz des Netzteils, führt zu seiner Erwärmung – und bringt es zum Vibrieren und Brummen. Die Lade-Kondensatoren, die schließlich für glatten Gleichstrom sorgen sollen, werden nicht mehr gleichmäßig und zum idealen Zeitpunkt „aufgefüllt“. All dies hat natürlich Einfluss auf die nachfolgende Elektronik: Der Gleichstromanteil verursacht bei Audiokomponenten mitunter einen matten Klang und eine mindere Dynamik, bei Videokomponenten kann er der Grund für ein grisselig-körniges Bild sein. Durch die DCS-Filterung können diese unerwünschten Effekte vermieden werden – und deshalb testen wir nun, was das HMS Energia DCS Mono bewirkt.
Der Praxis-Test: Erst mal ohne Wechselstrom-Wächter
Wir haben für das Ausgangsszenario dieses Test unser Schlechtestes getan: Der SACD-Player Oppo UPD-203 und der Vollverstärker Hegel H360 hängen an einer Baumarktleiste der billigsten Kategorie, auch die Netzkabel sind von preiswertester Ausführung. Auf den phasenrichtigen Anschluss der Geräte und der Leiste achten wir auch nicht. So wird die Klangkette nun also mit Strom von der Wandsteckdose versorgt, und so hören wir nun auch Musik, wobei als Lautsprecher die Audio Physic Classic 22 fungieren. Von CD kommt der Neil Young-Klassiker „On The Beach“ in der Interpretation des Blues-Barden Boz Scaggs. Das klingt trotz unseres Alles-egal-Aufbaus schon gut: Scaggs und seine mehrköpfige Begleitband liefern auf der imaginären Bühne vor uns ein prima Hauskonzert.
Auftritt des HMS Energia DCS Mono: mehr Punch und Dynamik
Nun setzen wir vor die Baumarktleiste das HMS Energia DCS Mono. Als Netzkabel hin zur Wandsteckdose kommt das HMS Energia SL/OV zum Einsatz. Auch hier haben wir erst mal die Phasenlage bei der Wandsteckdose außer Acht gelassen. Wir schalten alle Geräte wieder an, starten die Musik – und sind ziemlich verblüfft: Gleich der Tutti-Auftakt der Begleitband hat merklich mehr Punch! Das setzt sich nun in den nächsten Takten fort, die vor allem von der vorzüglichen Rhythmus-Sektion geprägt sind: Hier glänzen am Bass und am Schlagzeug die gefragten Session-Musiker Willie Weeks und Jim Keltner. Keltners Schlagzeug hat nun eine größere Dynamik, seine Schläge auf die Toms und die Snare geraten nun knackiger. Auch die Becken klingen anders – sie sind vor allem klarer vernehmbar. Das schwingende Metall kann sich zudem freier entfalten, denn der Raum, in dem die Becken ertönen und verklingen, erscheint offener, größer aber auch tiefer.
Zugewinn an Definition, Volumen und Präsenz
Auch der Bass von Willie Weeks hat eine kleine Kräftigung erfahren: So voluminös hat der Viersaiter vorher nicht geklungen. Er hat zudem mehr Definition. Davon profitiert das Zusammenspiel von Bass und Bassdrum: Die Anschläge der Finger auf den Saiten und des Schlägels auf dem Trommelfell sind nun deutlicher als zwei Schallereignisse wahrnehmbar, obwohl sie zeitgleich erklingen – das Timing dieser Rhythmussektion ist perfekt. Doch bilden wir uns all diese Verbesserungen vielleicht nur ein? Zur Überprüfung gehen noch einmal zu dem anfänglichen Worst Case-Szenario zurück – und wirklich: Nun klingt alles eine Spur matter, schleppender, begrenzter und gebändigter. Das gilt auch für den Gesang von Boz Scaggs: Kaum schalten wir wieder das HMS Energia DCS Mono dazwischen, gewinnt seine ausdrucksstarke Stimme an Präsenz, aber ebenso an Physis. Die Stimmwiedergabe ist nun in der Wiedergabe fokussierter, stabiler, klarer im Raum lokalisierbar.
Ruhe und Entspannung
Geht noch mehr? Ja. Wir haben ja noch Steigerungspotenzial. Wir messen mit einem Spannungsprüfer die Phasenlage unserer Wandsteckdose und ersetzen die gesamte Baumarkt-Ware durch Qualitätskomponenten – also eine amtliche Netzverteilerleiste mit Phasenkennzeichnung und durchweg HMS Energia-Netzkabel. Nun ist die Versorgung also auch von Anfang bis Ende phasenrichtig. So kehrt noch mehr Ruhe und Entspannung ein. Auch die Gitarren klingen nun griffiger, selbst die eher unauffällig den Sound verdichtende Orgel ist jetzt klar herauszuhören, die Transparenz der Wiedergabe ist nun wunderbar. Das alles steckt schon in der Aufnahme, das alles vermögen der SACD-Spieler und der Verstärker eigentlich auch abzubilden – doch dieses Leistungspotenzial kann offensichtlich erst mit dem HMS Energia DCS Mono abgerufen werden. Eine erstklassige Verkabelung samt amtlicher Netzleiste, auch das ist das Ergebnis dieses Tests, holt dann auch das finale Quantum an Klangqualität heraus.
Fazit
Kleiner Kasten, verblüffende Wirkung: Das HMS Energia DCS Mono erweist sich als effizienter Wechselstrom-Wächter. Als Vorschaltgerät, das vor eine bereits vorhandene Netzleiste gesetzt wird, hält es klangschädliche Gleichstrom-Anteile von der Anlage fern. So kann die Klangkette ihr vorhandenes Potential ausspielen. Sie dankt es mit einem Plus an Reinheit und Ruhe, Dynamik und Volumen, die Wiedergabe gewinnt an Lebhaftigkeit und Frische. Überdies ist das HMS Energia DCS Mono mit einem Überspannungsschutz ausgestattet, der im Falle eines Falles die wertvollen Komponenten vor Schaden bewahrt. Wer bereits eine hochklassige Netzleiste besitzt, die jedoch weder Schutz noch Filter bietet, dem sei dieses Upgrade in Klang und Sicherheit wärmstens empfohlen.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
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Technische Daten
Modell: | HMS Energia DCS Mono |
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Produktkategorie: | Vorschaltgerät, Netzfilter |
Preise: | 330,00 € |
Garantie: | 3 Jahre/ 5 Jahre bei Registrierung |
Ausführungen: | Silbergrau mit schwarzen Applikationen |
Vertrieb: | HMS Elektronik +49 2171 734007 www.hmselektronik.de |
Abmessungen (GLS/DCS-Modelle): | 50 x 70 x 216 mm |
Gewicht: | 0,35 kg |
Gesamtbelastbarkeit: | 3.600 W, 16Aeff |
Lieferumfang: | - HMS Energia DCS Mono - Garantie-Urkunde |
Optionales Zubehör: | Netzkabel HMS Energia SL/OV (ab 170 € / m) |
Pros und Kontras: | + mehr Dynamik, Frische und Klarheit im Klangbild + DCS-Filter zur Unterdrückung klangschädlicher Gleichstromanteile + Schutz der Komponenten gegen Überspannung + sehr gute Verarbeitung + einfache Handhabung - Design |
Benotung: | Empfehlung |
Preis/Leistung: | angemessen |