Home » Tests » Canton Ergo GS Edition – Comeback der Ikone
1. Oktober 2024von Volker Frech
RedakteurCanton hat zum 50-jährigen Bestehen eine limitierte Jubiläums-Edition der epochalen Ergo lanciert. Der ersten Standlautsprecher der Hessen sorgte damals für Furore – und deshalb ist die neue Ergo GS Edition optisch ein Retro-Revival des Original-Designs. Technisch hingegen ist der Schallwandler auf aktuellem Top-Niveau: Hier agieren die Treiber aus Cantons Referenz-Reihe – in einer exklusiv veredelten GS-Version. Wie klingt nun diese Fusion von Tradition und Moderne?
Ergo? Dieser Schallwandler veränderte mit seinem Erscheinen 1979 die Lautsprecher-Landschaft. In den Wohnzimmern der Republik gaben bis dato Regalboxen den Ton an. „Standlautsprecher waren damals schlicht kein Thema“, erinnert sich Canton-Gründer Günther Seitz, dessen Lebenswerk mit dem Kürzel „GS“ im Modellnamen der Jubiläums-Edition geehrt wird. So sorgte die Ur-Ergo allein schon aufgrund ihres Großformats für Aufsehen. Mit dem exzeptionellen Design, das die Hessen diesem Lautsprecher gaben, machte der Drei-Wege-Wandler dann Furore: Geradezu avantgardistisch mutete die auf einem Sockel thronende Klangsäule an, statt dünnwandiger kubischer Kastigkeit bot die Ergo einen massiven Vollholz-Korpus mit eleganten Rundungen und extravaganten Schrägen. Canton hatte schon damals regelrechte Möbelstücke mit auch haptisch hoher Qualität hergestellt. Dies war ebenso außergewöhnlich wie die optische Abtrennung von Hoch- und Mitteltöner und die akustisch vorteilhafte Anordnung aller Chassis in einer Linie. Mit diesen Meriten hat die Ergo Ikonen-Status erlangt – und dies prädestiniert sie für eine Neuauflage in einer Jubiläums-Edition.
Retro-Revival des ikonischen Eighties-Look
Diese rare Editions-Ehre ist sonst nur einem weiteren Canton-Klassiker, der Karat, zuteil geworden, die als Karat GS Edition ein Comeback erlebt hat, und der Reference GS Edition die als frisches High End-Flaggschiff der neuen Reference-Serie eine Demonstration des technisch Machbaren darstellt. Gemein ist diesen drei GS-Modellen ihre Exklusivität: Sie sind in ihrer Stückzahl limitiert. So werden von der Ergo GS Edition – nur 50 Paare gefertigt. Bei dieser Neuauflage der Ergo hat Canton das Original-Design nahezu unverändert bewahrt und zelebriert damit ein Retro-Revival des ikonischen Eighties-Look. So ragt der reine Korpus bei einer Grundfläche von 30 mal 30 Zentimetern rund einen Meter in die Höhe, weist im oberen Bereich, der den Hoch- und den Mitteltöner beherbergt, eine dynamische Abschrägung auf und löst auch oberseitig mit einer markanten Neigung die Strenge der kubischen Form auf. Die Rundungen aller Ecken und Kanten befördert hierbei die Geschmeidigkeit.
Vollholz-Korpus mit Vintage-Sockel
War bei der Ur-Ergo der Korpus in ein Furnier gekleidet, so punktet die Ergo GS Edition mit einem dickwandigen Vollholz-Gehäuse aus Eiche. Die bis zu drei Zentimeter starken Platten und die Kantenprofile sind dabei perfekt verarbeitet und sorgen beim Darüberstreichen mit ihrer gemaserten Struktur für einen haptischen Genuss. Unser Testmodell ist in seidenmattem Schwarz gehalten, alternativ wird das Holz in seinem natürlichen Holzton belassen. So oder so steht dieser Korpus auf einem Sockel, der mit seiner glattflächigen, geschwungenen Form abermals die Anmutung auflockert, das Retro-Flair intensiviert und dem Lautsprecher einen sicheren Stand verleiht. Hierzu tragen auch die einschraubbaren und somit höhenverstellbaren Metallfüße bei. Den Vintage-Look vollenden schließlich die beiden aufsteckbaren Grills, die als metallene Lochgitter die Hoch-/Mitteltonsektion sowie die Bass-Abteilung abdecken. Diese Gitterblenden finden Halt in dem definierten Spalt zwischen der Korpus-Konstruktion und den beiden Schallwänden, die wie Intarsien in dieses Gehäuse eingesetzten sind und ihrerseits die Chassis tragen.
Black Edition: Referenz-Treiber in optisch-akustischer Veredlung
Bei den Chassis ist nun Schluss mit retro: Bei der Ergo-Neuauflage setzt Canton die aktuelle Schallwandler-Technologie der Reference-Serie ein – also der High End-Flaggschiff-Reihe. Für den Mittel- und Tiefton kommen ergo Konus-Treiber mit Keramik-Wolfram-Membranen zum Zuge – und zwar in der „Black-Edition“- Spezialversion, die in den GS-Modellen ihre Premiere erlebt hat. Die Membranen durchlaufen im Rahmen des überaus aufwändigen Herstellungsverfahrens einen Brennprozess, in dem das Aluminium keramisiert und anschließend mit Wolfram veredelt wird. Für die GS Edition ist die Verweildauer der Membran im Keramikbad verlängert worden. Hierdurch wird ein größerer Alu-Anteil in die keramische Struktur überführt. Das optimiert abermals das Steifigkeits-Gewichts-Verhältnis bei nach wie vor sehr hoher innerer Dämpfung. Dies und die Veredlung mit Wolfram-Partikeln färben die Membranen schwarz. Diese attraktiven Black Edition-Treiber waren ursprünglich den GS Edition-Modellen vorbehalten. Sie zieren mittlerweile jedoch in einer abermaligen Weiterentwicklung die Modelle der aktuellen Reference-Serie. Das ist schon mal ein erstklassiger Qualitäts-Ausweis.
Mitteltöner mit Cantons Top-Technologien
Die Konus-Chassis punkten auch über die Membran-Keramisierung hinaus mit Cantons Top-Technologien. So weist der Mitteltöner die „Triple Curved Cone“-Formgebung auf: Seine Schwingfläche ist mit drei unterschiedlichen Radien realisiert. Dieses Design sorgt für noch größere Stabilität und eine umso günstigere Abstrahlcharakteristik. Zugleich bewirkt es eine abermalige Verzerrungs-Verringerung. Eine weitere Canton-Innovation ist die „Wave-Sicke“: Die komplexe Membran-Einfassung vermindert durch mehrere wellenartige Wölbungen unerwünschte Teilschwingungen der Membran. Diese Sicke ermöglicht überdies ein weiteres Auslenken der Membran. Mit dieser Hub-Fähigkeit ist das Chassis bestens für hohe dynamische Anforderungen gerüstet. Hier muss der Mitteltöner aber nicht nur belastbar sein, sondern ebenso flott, um auch höhere Frequenzregionen impulstreu schwallwandeln zu können. Der Mitteltöner ist in der Ergo GS Edition nämlich zugleich Quasi-Allrounder und Schwerstarbeiter: Er übernimmt den weiten Bereich zwischen 200 Hertz und drei Kiloherz. Deshalb bietet sein Konus mit einem Membran-Durchmesser von 15 Zentimetern eine ordentliche, aber eben nicht zu große und damit träge Schwingfläche.
Schwarze macht im Bass
Eine überaus üppige Schwingfläche bietet die Ergo GS Edition nun im Bass: Hier agieren gleich zwei parallel geschaltete Woofer als Tieftöner-Team, wobei jeder Konus stattliche 22-Zentimeter durchmisst. Auch hier sind die Alu-Membranen mit Cantons Keramik-Wolfram-Technologie versteift und veredelt. Und auch diese Chassis können dank der Wave-Sicke einen großen Hub vollführen. Das Woofer-Duo ist im unteren Abteil des Lautsprechers auf der senkrechten zweiten Schallwand positioniert – und imponiert hier bereits rein optisch als schwarze Macht. Mit der großen resultierenden Schwingfläche der beiden Membranen, der hohen Auslenkfähigkeit und dem geräumigen Gehäusevolumen im Rücken liefert das Duo laut Datenblatt einen Tiefton bis runter zu beeindruckenden 20 Hertz. Hierzu trägt auch die Bassreflexabstimmung bei, deren Port zur Ventilierung des Gehäuses auf der Rückseite des Lautsprechers mündet. Oberhalb des Ports entdecken wir eine Plakette, die den Lautsprecher als exklusives GS Edition-Modell ausweist – samt der Seriennummer dieses in limitierter Stückzahl gefertigten Lautsprechers.
Keramisierte Kalotte für akkuraten Hochton
Für den Hochton kommt, wie schon in der Ur-Ergo, eine 25 Millimeter durchmessende Kalotte zum Einsatz. War anno 1979 Titan der Werkstoff der Wahl, so besteht die Membran der Ergo GS Edition aus Aluminiumoxid-Keramik, also wiederum aus keramisiertem Alu, welches eine höhere Festigkeit aufweist. Dies ermöglicht dem Tweeter eine hohe Agilität und Akkuratesse – und damit eine Wandlungsfähigkeit bis hin zu extrem hohen 40.000 Hertz. Die Kalotte wird von einem schützenden Metallgitter überwölbt. Dieser perforierte Protektor dient zudem als Träger für die Schall-Linse, welche zentral vor der Kalotte platziert ist. Diese Linse bewirkt eine homogenere Abstrahlung. Dies geschieht in Kooperation mit der Transmission Front Plate: Diese hornartig gestaltete Schallführung bewirkt ein verbessertes Rundstrahlverhalten des Hochtöners. Des Weiteren soll sie den Wirkungsgrad hin zu den unteren Frequenzen erhöhen, also den Übernahmebereich hin zum Mitteltöner. Dies senkt hier Verzerrungen, erhöht die Homogenität und führt somit im Ganzen zu einem besseren Gesamtfrequenzgang.
Top-Terminal mit WBT-Klemmen
Kommen wir um Abschluss zum Anschluss: Die Ur-Ergo bot die damals üblichen wirklichen Kabelklemmen. Die Ergo GS Edition hingegen glänzt hier mit ebenso aktuellen wie exzellenten Verbindern von WBT. Sie stammen aus der nextgen-Serie des renommierten Spezialisten. Diese Anschlüsse sind mit geringstmöglichem Metall-Anteil realisiert, um Massespeicher-Effekte und Wirbelströme zu minimieren. Das Minimum an Metall verheißt damit ein Maximum an Klangneutralität. Wer Kabel verwendet, die mit Schuhen konfektioniert sind, wird den integrierten Drehmoment-Indikator lieben: Beim Anziehen der griffigen Überwurf-Mutter signalisiert der Indikator durch ein Ratsch-Geräusch, dass ein ausreichend hoher Anpressdruck erreicht ist. Alternativ können Kabel mit gecrimpten Enden oder Bananensteckern eingeführt werden. Das Anklemmen von blanker Litze geht auch, die Hohlstifte der Klemmen bieten hierfür jedoch keine Durchbrüche. Das Terminal der Ergo GS Edition ist mit vier von diesen Top-Klemmen ausgestattet. Dies ermöglicht Bi-Wiring oder Bi-Amping, also eine separate Ansteuerung von Tiefton und Mitten/Hochton mit jeweils eigenen Kabeln oder getrennten Verstärkern.
Die Canton Ergo GS Edition in der Praxis
Wir halten es konventionell und schließen für den Hörtest die Ergo GS Edition im Single-Wiring-Verfahren an unseren Hegel H360 an. Via Qobuz streamen wir zum Auftakt den James-Brown-Hit „Ain‘t It Funky Now“ in der coolen Cover-Version von George Duke. Frank Zappas ehemaliger Keyboarder hat hierfür exzellente Mitmusiker ins Studio geholt. So ist dieser Funk-Klassiker allein schon musikalisch eine Delikatesse. Doch die Ergo GS Edition sorgt dafür, dass der Song auch akustisch ein Genuss ist. Es beginnt schon mit der E-Gitarre, die nach einem kurzen Tutti-Intro der Band das markante Riff bringt: Jef Lee Johnson spielt es mit dem typischen Sound, den ein Stratocaster-Modell über den vorderen Tonabnehmer im Verbund mit einem Fender-Verstärker liefert. Das hören wir, weil die Ergo GS Edition Johnson samt seinem Equipment direkt links vor uns auf die imaginäre Bühne stellt und den einzigartigen Charakter von Gitarre und Amp darstellt, als stünde der Klasse-Gitarrist direkt vor uns.
Herrliche Dynamik
Der E-Gitarrensound hat nämlich genau den Druck und die Vibes, wie wir es von einem Live-Konzert kennen. Auf der imaginären Bühne setzen jetzt Schlagzeug, Bass und Klavier ein – und nun geht es so richtig los: Drummer Lenny Castro und Bassman Christian McBride sorgen mit Keyboarder George Duke für einen Groove, der uns nach wenigen Sekunden schon mitwippen lässt. Dabei hat das Drumset eine herrliche Dynamik, jeder Bassdrum-Tritt kommt trocken und trotzdem voluminös und mit Punch, jeder Snare-Schlag ist ein akkurater Hieb, dazu können wir jede der lässigen Figuren heraushören, die Castro auf den Hi-Hat-Becken spielt. Das alles löst die Ergo GS Edition sauber und klar bis in die feinsten Finessen der Anschlags- und Intensitätsvariationen auf. Das ist durchaus knifflig, weil Christian McBride anfangs einen Powerbass mit durchgehenden Sechzehntel-Noten auf einem Ton spielt und so für viel Fundament im Frequenzkeller sorgt. Trotzdem bleibt Castros geniales Drumming absolut transparent.
Livehaftiger Bass
Beim Bass wundern wir uns anfangs ein wenig. Der Viersaiter klingt kraftvoll, substanzreich, trotzdem überaus aufgeräumt – aber: Das ist doch kein E-Bass! Und richtig: Bald wechselt McBride vom Dauer-Ton zu einer groovenden Bass-Figur, und jetzt hören wir an den charakteristischen Klangfarben und an den typischen Spielgeräuschen, dass McBride auf einem Kontrabass spielt: Die Töne klingen konturiert-tiefreichend in den unteren Regionen, knurrend-drahtig in den mittleren Lagen und nasal-singend in den hohen Bereichen. Das erfahren wir, weil McBride bald seine stupende Virtuosität zeigt und diesen Kontrabass mit atemberaubender Fingerfertigkeit und Geschwindigkeit bespielt. Dabei hören wir eben auch das Greifen und Zupfen der Finger auf und an den Saiten, ihr Schnarren auf dem Griffbrett – also alles, was man von einem real gespielten Kontrabass hört und was eine Wiedergabe erst so richtig livehaftig macht. Diesen virtuosen Bass stellt uns die Ergo GS Edition mit herrlichem Tiefgang und sattem Druck direkt vor das Drumset.
Vitales Piano mit funkelnden Pralltrillern
Leicht rechts und vor McBride postiert spielt George Duke auf seinem Klavier. Anfangs sind es nur begleitende Akkorde und Einwürfe, die aber durch ihre Anreicherung um Ajoutierungen eine herrliche tonale Würzung bringen. Auch hier legt die Ergo GS Edition jeden Ton offen. Dazu hören wir Dukes Tastenanschläge, sein fast schon perkussives Spiel, das eine herrliche Frische und Agilität besitzt. Diese Vitalität wird bald noch intensiver, weil Duke nun zeigt, welch fantastischer Pianist er ist: funkelnde Pralltriller, harte Staccato-Tonfolgen, modale Akkordflächen, rasante Läufe über die Tastatur, die hart-metallischen Klänge im Diskant, die vollmundigen Töne in den mittleren Oktaven, die stählern-drahtigen Akzente im Bass – all das hören wir mit einer Präsenz, als stünde auch dieses Piano mit geöffnetem Klavierdeckel vor uns. Hält Duke die Töne doch mal länger aus, erleben wir auch das Schwingen und Schweben der Saiten, deren Töne sich überlagern, sich verstärken und auslöschen.
Groove-bedingter Mitwipp-Modus
Dieser Detailreichtum ist umso bemerkenswerter, da der Song dicht arrangiert und vollbesetzt ist. Hier spielt neben der Rhythmussektion, dem Klavier und der E-Gitarre noch eine komplette Blechbläser-Sektion mit, die mit spritzig-zackigen Einwürfen immens zur Energie und Lebendigkeit beiträgt. Auch diese Verve vermittelt die Ergo GS Edition mit wunderbarerer Leichtigkeit. Ab und an streuen Duke und ein vierköpfiger Background-Chor zudem ein „Ain’t It Funky“ ein, dazu einige „Yeahs“, die dem Song nochmals einen Kick geben. Diese Musikern-Vielzahl stellt die Ergo GS Edition nun auf eine Bühne, die eine üppige Breite und Tiefe besitzt. So hat jeder Sänger und Instrumentalist reichlich Raum – und diese Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit hört man. Die Darstellung ist offen und weiträumig, die Durchhörbarkeit ausgezeichnet. Hinzu kommt eine wunderbare Stimmigkeit. Die Band spielt wie aus einem Guss, die Wiedergabe wirkt wie selbstverständlich. So haben wir, seit wir den Song gestartet haben, den Groove-bedingten Mitwipp-Modus nicht verlassen.
Mächtige Bass-Beats mit physischer Wirkmacht
Wechseln wir von komplett handgemachter Musik zur artifiziellen Sparte Electro-Pop, um die Ergo GS Edition mal in puncto Tiefgang und Hochauflösung, Power und Dynamik zu fordern. Dafür eignet sich bestens Yello: Das Schweizer Duo ist für seine perfekten Produktionen bekannt. So erweist sich auch „Kiss The Cloud“ vom 2016er-Album „Toy“ als grandiose Reise durch den Klangkosmos, den Boris Blank und Dieter Meier kreieren: Synthesizerflächen und Soundebenen umwabern uns, elektronische Bässe, die ihren Ursprung weit außerhalb der Positionierung unserer Lautsprecher zu haben scheinen, massieren mit ihrem ersten Impuls unseren Magen. Dann, mit einem herrlichen Delay unterlegt, pendeln sie von links nach rechts, um schließlich oszillierend in die Tiefe des unendlichen Raums zu verschwinden. Diese ultratiefen, mächtigen Bass-Beats und ihre Echos liefert die Ergo GS Edition mit Leichtigkeit und mit einer tollen Akkuratesse – und zugleich mit immensem Druck. So besitzen diese Töne neben dem eindrucksvollen räumlichen Effekt auch eine physische Wirkmacht. Uff!
Grenzenlosigkeit und Dreidimensionalität
Natürlich lassen Yello auch bei „Kiss The Cloud“ wieder zahllose Samples von Geräuschen und Instrumenten aufploppen und umherschwirren. Hier fällt insbesondere das Glöckchen auf, das zart und wie aus weiter Ferne kommend zu uns herüberschallt, sich aber trotzdem mühelos gegen die gezielten Beats und die omnipräsenten sphärischen Soundschwaden durchsetzt. Das gelingt nur mit hochgradiger Impulstreue und erstklassiger Feinauflösung. Dieses Glöckchen vollendet mit seinem metallischen Sound, der beim Ausklingen seine Klangfarbe wechselt, den episch-dramatischen Eindruck, den Yello hier erwecken: Der Bass wirkt fast unheimlich, das Synthie-Gewaber, das mitunter einen Windhauch zu imitieren scheint, mysteriös, darüber schwebt uns eine aus anderen Sphären herüberwehende Frauenstimme entgegen. Wie immer bei Yello wird man als Hörer von dem Soundgeschehen eingehüllt und auf eine Klangreise mitgenommen – wenn der Lautsprecher dies abzubilden vermag. Die Ergo GS Edition glänzt auch hier, und so erleben wir mit geschlossenen Augen eine herrliche Grenzenlosigkeit und Dreidimensionalität der Wiedergabe.
Himmlische Mehrfaltigkeit
So entfaltet nun auch der Gesang einen grandiosen Effekt. Yello haben für diesen Song Fifi Rong als Solistin ins Studio geladen. Die chinesischstämmige Elektro-Künstlerin verwebt mit ihrer avantgardistisch-exaltierten Performance, die ein wenig an Björk erinnert, Anklänge an ihre fernöstliche Herkunft mit emotionaler Intimität, Fragilität und Verletzlichkeit. Dieser zarten, hauchenden und trotzdem intensiven Stimme kann man sich nicht entziehen – zumal Fifi Rong inmitten der immersiven Sounds direkt vor uns steht und ihren Gesang direkt und unmittelbar an uns zu richten scheint. Ihre Stimme ist einem tollen Hall herausgehoben, der diese doch so nahe, fast physisch präsente Sängerin doch wieder Ungreifbar macht. Das ist ein zusätzlich faszinierendes Paradox! Fifi Rongs Gesang ist zudem bald mit mehreren Background-Stimmen unterlegt, die sie selbst eingesungen hat. So besitzt der Gesang eine engelhafte, fast himmlische Mehrfaltigkeit. Dieser ätherische Gesang ist absolut fesselnd – und vollendet den mystischen Touch dieses Songs, der so ein echtes Erlebnis ist.
Grandiose Power, volle Souveränität
Dieses Erlebnis entfaltet bei höheren Pegeln seine volle Macht – und diese Lautstärke-Level liefert die Ergo GS Edition ebenfalls mit Leichtigkeit: Sie bleibt hier klar, präzise und agiert mit unbeeindruckter Ruhe. Diese Pegelfestigkeit geht einher mit einem hohen Wirkungsgrad: Unser Vollverstärker agiert noch im moderaten Leistungsbereich, doch die Wiedergabe besitzt bereits jetzt ein immenses Dezibel-Niveau samt imposantem Druck. Den genießen wir zum Abschluss mit den Infected Mushroom. Das israelische Psytrance-Duo ist ja für seine hammerharten Sounds und Samples berühmt, und die Ergo GS Edition zeigt uns bei „Return To The Sauce“, wie man daraus eine zugleich atemberaubende und wie audiophile Wiedergabe zaubert. Trotz brachialem Bass, einem Stakkato an Sound-Samples, bissig-giftigen Synthie-Melodien und einem Feuerwerk von Percussion-Instrumenten liefert sie mit grandioser Power eine absolut präzise, strukturierte und souveräne Wiedergabe. So ist der Song, der eigentlich reichlich Stress-Potenzial hat, ein absoluter Sound-Entdeckungs-Spaß, der uns das Grinsen ins Gesicht zaubert.
Fazit
Die Canton Ergo GS Edition glänzt als rundherum gelungene Fusion von Tradition und Moderne. Optisch feiert sie ein Retro-Revival, denn sie bewahrt das Original-Design der epochalen Ur-Ergo, die 1979 als erster Standlautsprecher der Hessen für Furore sorgte. Technisch hingegen ist dieser Schallwandler auf aktuellem Top-Niveau und bietet die Chassis aus Cantons Referenz-Reihe. Diese Fusion führt zu einer ausgezeichneten Performance: Die Ergo GS Edition bietet eine immens kraftvolle und pegelstarke Wiedergabe mit einem Bass, der durch seinen Tiefgang und sein Volumen eine imponierende Wirkmacht entfaltet. Ebenso beeindruckend ist die fulminante Dynamik, mit der dieser Drei-Wege-Lautsprecher im Feinen wie im Groben glänzt. Sie trägt ebenso wie die Präzision und Akkuratesse der Schallwandlung zur Vitalität und Frische der Wiedergabe bei – wie auch das ausgezeichnete Auflösungsvermögen. Dies ermöglicht eine tolle Transparenz und Durchhörbarkeit. Hinzu tritt eine großzügige und weiträumige Abbildung mit einer überaus plastischen Darstellung des musikalischen Geschehens. Ein glänzendes Comeback der Ikone!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Carina Burau
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: gut
94 of 100
94 of 100
93 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton Ergo GS Edition |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 7.000,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Eiche natur (seidenmatt) - Eiche schwarz (seidenmatt) |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: + 49 6083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 1030 x 400 x 400 mm |
Gewicht: | 34 kg / Stück |
Bauart: | 3 Wege, passiv, Bassreflex-Gehäuse |
Impedanz: | 4 - 8 Ω |
Hochtöner: | 1x 25 mm, Kalotte (Aluminium-Oxyd-Keramik-Membran) |
Mitteltöner: | 1 x 154 mm, Konus (Aluminium-Keramik-Wolfram-Membran, TCC, Wave-Sicke) |
Tieftöner: | 2 x 220 mm, Konus (Aluminium-Keramik-Wolfram-Membran, Wave-Sicke) |
Frequenzbereich: | 20 Hz - 40 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 200 Hz / 3 kHz (Herstellerangabe) |
Nenn- / Musikbelastbarkeit: | 180 / 340 Watt (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Canton Ergo GS Edition - einsetzbare Frontgitter - Gummifüße - höhenverstellbare Metallfüße - Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Schwedisch, Niederländisch, Polnisch) |
Pros und Contras: | + charakteristisches Retro-Design + ausgezeichnete Auflösungsfähigkeit, großer Detailreichtum + sehr gute Plastizität + weiträumige Abbildung + machtvoller, tiefreichender Bass + fulminante Grob- und Fein-Dynamik + exzellente Pegelfestigkeit + Hoch/Mittelton-Chassis aus Cantons aktueller High End-Serie „Reference K“ + „Black Edition“-Upgrade der Mitteltöner zugunsten größerer Steifigkeit und höherer Impulstreue + WBT nextgen-Klemmen + sehr gute Verarbeitungsqualität |
Benotung: | |
Klang (60%): | 94/95 |
Praxis (20%): | 94/95 |
Ausstattung (20%): | 93/95 |
Gesamtnote: | 94/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis/Leistung: | gut |
Getestet mit: | - Verstärker: Hegel H360 - Lautsprecherkabel: Viablue SC-6 AIR Single Wire - Streaming-Dienst: Qobuz |