Home » Tests » NAD C 379 – Modularer Vollverstärker mit Streaming und Raumeinmessung
17. November 2024von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurZeitloses Design und moderne Funktionalität treffen beim NAD C 379 aufeinander. Dank modularem Aufbau lässt sich der Vollverstärker außerdem kinderleicht aufrüsten und sorgt dann per Einmessautomatik für Top-Sound in jedem Setup.
Entsprungen aus NADs Classic Serie, soll auch der C 379 die Tugenden der Modellreihe verkörpern: Guter Klang, Effektivität in technischer und funktioneller Hinsicht, sowie ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Das Design wird dabei, anders als bei den eher ausgefallenen Geräten der Masters Serie, ebenfalls vornehmlich unter das Motto der Funktionalität gestellt. So gibt sich der C 379 prinzipiell eher unspektakulär, ohne belanglos zu wirken. Hier wird klassisches HiFi-Design mit einem Hauch kontemporärer Anmutung vermischt, um einen vergleichsweise zeitlosen Look zu kreieren. Die Front im typischen 43-Zentimeter-Format, setzt auf einen großen Drehregler für die Lautstärke und zwei Tasten zur Wahl der Quelle. Wo man früher einen zweiten Drehregler vorgefunden hätte, befindet sich nun eine kreisrunde Taste, die für Richtungseingaben in Menüs genutzt wird. Mit einem weiteren Knopf in der Mitte bestätigt man dann seine Auswahl, die man am mittig in der Front eingesetzten Display getroffen hat.
Starke Basis
Die Haptik der direkten Eingabemöglichkeiten überzeugt. Der Drehregler bietet einen glatten Lauf mit angenehm festen Widerstand, während die Knöpfe sich überzeugen mechanisch anfühlen und getätigte Eingaben mit einem kurzen Klick bestätigen. An die gerundete Front aus festem Kunststoff schließt dann ein Gerätekorpus aus stabilem Metall an. Deckel und Seiten bestehen aus einem einzelnen Teil, geben auf Druck keine Spur nach und verleihen dem Verstärker so eine wunderbar solide Wertigkeit. Das Gewicht von knapp unter neun Kilogramm untermauert den Eindruck zusätzlich. Wuchtig wirkt der C 379 dabei aber nicht. Mit zehn Zentimetern Höhe und einer Tiefe von knapp 40 Zentimetern, ergeben sich ansprechende Proportionen. Damit sollte man außerdem keine Probleme haben, den NAD Im Wohnzimmer unterzubringen. Ein Hingucker wird er dort, wie erwähnt, wohl nicht sein, doch das Einfügen in die Umgebung gelingt im gut. Allerdings wird er ausschließlich in schwarz angeboten.
Offen für alles
Im Gegensatz zur sehr aufgeräumten Front, geht es rückseitig ein wenig geschäftiger zu. NAD will mit dem C 379 ein besonders vielseitiges Modell anbieten, weshalb der Verstärker nicht gerade mit Anschlussmöglichkeiten geizt. Zwei Paar analoger Cinch-Eingänge werden hier um einen entsprechenden Phono-Eingang erweitert. Plattenspieler mit MM-Tonabnehmer können also ohne zusätzlichen Vorverstärker direkt am C 379 angeschlossen werden. Digitale Quellen wie Streaming-Dongles oder CD-Transports können sich den jeweils zwei optischen oder koaxialen S/PDIF-Inputs bedienen, um ihre Signale an das interne DAC-Board des Verstärkers zu übertragen. Moderne Smart-TVs nutzen dafür besser den ebenfalls vorhandenen HDMI-Eingang mit eARC. So lässt sich, dank CEC, der Verstärker auch mit der Fernbedienung des Fernsehers kontrollieren. Smartphones übertragen Musik hingegen kabellos per Bluetooth, wobei die Qualität dank Verwendung des aptX HD Codecs nicht leiden muss. Ein Pre-Out erlaubt dann die Einbindung einer zusätzlichen Endstufe, während die beiden Subwoofer-Ausgänge für zusätzliche Bass-Unterstützung sorgen können.
Multifunktional
Wichtig ist außerdem das Vorhandensein von gleich zwei MDC2 Slots. Das Kürzel steht für NADs Modular Design Construction, die eine Erweiterung von Komponenten mit speziellen Modulen ermöglicht. Davon bietet der Hersteller mittlerweile eine ganze Reihe an. Vom USB-Modul mit DSD-Unterstützung, über HDMI-Module mit 4K-Passthrough, bis hin zu einem für unser Testgerät beinahe verpflichtenden Exemplar: Dem BluOS-D Modul. Die Platine, die eine Endplatte mit zusätzlichen Anschüssen besitzt, wird rückseitig in einem der beiden Slots verbaut. Dafür sind lediglich das Einstecken und festziehen von zwei Schrauben notwendig, was auch im Nachhinein zu jedem beliebigem Zeitpunkt erfolgen kann. Anschließend verleiht das Modul dem Verstärker die volle Funktionalität eines Bluesound-Streamers. Dieses HiRes- und Multiroomfähige System ist die Basis für Streaming-Geräte von Bluesound, NAD und Dali. Neben der Musikwiedergabe per USB, UPnP und das Internet, bringt das Modul außerdem die Möglichkeit zur Raumeinmessung mit. Die etwa 500 Euro Aufpreis sind also fair bemessen.
NAD C 379 – HiRes-Sound in allen Räumen
Die direkte Auswahl von Musik mit Hilfe von Display und Fernbedienung ist bei einem aufgerüsteten C 379 nicht möglich. Stattdessen wird das Streaming-Modul mit der BluOS App kontrolliert, die lokale Netzwerkquellen und Online-Dienste vereint. In beiden Fällen können Songs in Auflösungen bis hinauf zu 192 Kilohertz bei 24 Bit wiedergegeben werden. BluOS bietet hier wohl die größte Anzahl von implementierten Services. Über 20 Dienste stehen hier zur Auswahl. Neben Größen wie Qobuz, Tidal, Deezer und Amazon Music gehören dazu auch verschiedene Radiodienste, hierzulande weniger verbreitete Services, sowie Kompatibilität mit Spotify Connect und AirPlay zur Verfügung. Die Verbindung mit dem heimischen Router kann entweder per WLAN, oder per Ethernetkabel erstellt werden und auch eine zusätzliche, bidirektionale Bluetooth-Verbindung ist beim BluOS-D Modul an Bord. So kann Musik nicht nur empfangen, sondern auch an kabellose Kopfhörer übertragen werden. Beides erneut mit aptX HD.
Gut verteilt
Mit eingesetztem BluOS-D Modul wird der C 379 also zu einem vollständigen All-in-on Verstärker, bei dem man zum Musiköhren nicht mehr braucht, als ein Paar zusätzliche Lautsprecher. Angetrieben werden diese dann vom internen Class-D-Verstärker, der mit minimalen Verzerrungs- und Rauschwerten arbeiten soll. Pro Kanal stellt der NAD damit bis zu 80 Watt Dauerleistung bei 4 oder acht Ohm Impedanz zur Verfügung. Sollte für starke Impulse noch mehr Schub benötigt werden, liefert die Endstufe kurzzeitig sogar bis zu 120 Watt Leistung. Diese kann entweder ganz normal an ein paar Lautsprecher weitergegeben werden, oder sie lässt sich auf zwei verschiedene Anschlüsse verteilen. Auch Lautsprecher mit Bi-Wiring-Terminals, lassen sich vom C 379 also effektiv antreiben. Wem es nach noch mehr Power gelüstet, kann den NAD außerdem im Brückenmodus betreiben. In Kombination mit einer C 268 Endstufe, lassen sich die Lautsprecher dann getrennt von jeweils einem der beiden Verstärker antreiben.
Schnelles Setup
Wir belassen es aber bei unserem Testkandidaten im Solo-Einsatz und bestücken die Lautsprecherklemmen mit passenden Kabeln, die am anderen Ende mit einem Paar Regallautsprecher verbunden werden. Wer auf das BluOS Modul verzichtet, kann nun seine bevorzugten Quellgeräte verbinden und sofort loslegen. Andernfalls führt der Weg in die BluOS-App, um das Streamingmodul ins WLAN einzubinden. Dabei wird man Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet, der nur wenige Momente dauert. Etwas mehr Zeit muss man für das Einlesen lokal gespeicherter Musik einplanen. Auch, weil die automatische Servererkennung nicht hundertprozentig zuverlässig agiert. Kleiner Wermutstropfen ist außerdem die restriktive Handhabung von Coverbildern, die eine Dateigröße von 600 Kilobyte nicht übersteigen sollten, um richtig angezeigt zu werden. Dabei hilft es, beim Einlesen die Option „Optimiere Artwork“ zu aktivieren. Letztlich werden noch schnell die Zugangsdaten zu den verwendeten Streamingdiensten eingegeben und das schlanke All-in-one Setup ist bereit zum Start.
Filmvergnügen
Vor der Musikwiedergabe darf sich der Verstärker aber zunächst am Fernsehton versuchen, wofür der HDMI-Eingang angewählt wird. Bei YouTube sorgt der Verstärker für eine gute Sprachwiedergabe. Selbst Hosts mit teilweise starken Akzenten erklingen klar verständlich und mit kraftvollen, natürlichen Stimmen. Härtetest ist aber natürlich die Filmwiedergabe, bei der neben Dialogen auch Effekte nicht zu kurz kommen dürfen. Auch dabei macht der C 379 eine gute Figur. Das Finale von „Spider-Man: Far From Home“ untermalt er zunächst mit einem füllig erklingenden Soundtrack, während die Sprachwiedergabe erneut gut verständlich bleibt. Dann rollt das Grollen des Elementarmonsters groß und bedrohlich nach vorne. In der Höhe werden Blitze von kurzen Donnerschlägen begleitet, während Spider-Mans Netze mit hellem Zischen ihr Ziel suchen. Dazu surren die Antirebe der Hologramm-Drohnen über die recht groß aufgezogene Klangbühne, während ihre Projektionen mit feinen Hochtoneffekten untermalt werden. Passende Atmosphäre baut der NAD also schon einmal auf.
Effektreich
Dann legt sich der Verstärker mit Impulskraft ins Zeug. Sowohl die Maschinengewehre der Drohnen, wie auch die Explosionen wenn Spider-Man sie zerstört, werden flott und kernig umgesetzt. Dabei haben die Endstufen die Lautsprechermembranen gut unter Kontrolle, schieben sehr unvermittelt an und stoppen die Effekte zum passenden Zeitpunkt wieder. Auch kleinere Effekte, wie zerspringendes Glas, umherfliegende Trümmer und natürlich die Dialoge, gehen dabei dank guter Transparenz nicht unter. Ein wenig fordern muss man den C 379 für die passende Kinoatmosphäre aber schon, so dass man sich leistungstechnisch klar im oberen Drittel der Skala bewegt. Nach dem Film kommt dann wieder die App zum Einsatz. Das Home Menü, genau wie der Rest des Bedienprogramms, ist dabei überschaubar aufgebaut. Hier lassen sich oft, oder zuletzt genutzte Alben oder Dienste aufrufen und auch selbst erstellbare Presets mit Playlisten oder Radiosendern sind hier immer zur Hand und starten mit nur einem Knopfdruck.
Maßarbeit
Über die Albenauswahl starte ich „..Like Clockwork“ von Queens of the Stone Age, bei der der C 379 sich mit einem lebendigen und energischen Drive loslegt. Die Drums haben Kraft und kommen flott aus dem dunklen Hintergrund nach vorn. Vocals schweben klar im Zentrum, während ein einsames Klavier sauber durchgezeichnet wird. Erneut muss man die Lautstärketaste der Systemfernbedienung ein wenig öfter betätigen, bevor der Verstärker Fahrt aufnimmt. Dann aber geht er mit schönem Groove und einer unterhaltsamen Musikalität zu Werke. Damit allein will es NAD aber nicht belassen und bietet mit der automatischen Einmessung per Dirac ein zusätzliches Hilfsmittel für guten Sound. Für den Messvorgang liegen dem BluOS-D Modul ein kalibriertes Mikrofon und ein USB-Adapter bei, über den die Verbindung zum Verstärker vorgenommen wird. Für die Messung selbst wird dann die App Dirac Live benötigt, die man kostenlos herunterladen kann.
Punktegenau
Bei der Messung muss das Mikrofon an insgesamt sieben Stellen an und um den Hörplatz herum aufgestellt werden, wofür man nicht viel länger braucht als fünf Minuten. Dabei wir überall eine kurze Messung gemacht, bevor die App eine Korrekturkurve für den Frequenzbereich von 20 bis 500 Hertz vornimmt. Wer eine kostenpflichtige Dirac Lizenz besitzt, kann sogar den kompletten Frequenzgang auf seinen Raum ausrichten. Doch bereits die Bassanpassung des NAD zahlt sich merklich aus. Gerade der Tiefton des Albums klang so noch ein wenig kräftiger, ohne zu übertönen. Gleichzeitig nahm das gesamte Spiel an Plastizität zu, die Bühne wirkte aufgeräumter, bot eine bessere Tiefenstaffelung und auch die Ortung der einzelnen Elemente viel leichter. Wer möchte kann die Korrektur auch wieder abschalten, doch bei unserem Testmodell gab es dafür keinen Grund. Stattdessen darf sich der Verstärker im Anschluss an hoch aufgelösten Orchesterklängen in Form von Smetanas „Má Vlast“ versuchen.
Genreübergreifend
Hier präsentiert der C 379 helle Flötentöne, die flink in die Höhe wandern. Als sich Holz- und Blechbläser dann praktisch duellierend gegenüberstehen, sorgt der Verstärker erneut mit schöner Impulskraft für ein dynamisches Hin-und-her der beiden Orchestersektionen. Dabei wirkt das Timbre natürlich und die Bühne angemessen groß. Streicher wechseln vom seidigen dahingleiten zu schnellem Stakkato, wobei der NAD die Zügel gut in der Hand behält. Dazu liefert er auch im Hochton schöne Akzente. Gerade die prägnant angeschlagene Triangel kann sich hier auch gegen größere Instrumente durchsetzen, während die sanft gezupfte Harfe das Schwingen ihrer Saiten praktisch spürbar macht. Auch die entspannten Rap-Beats von Metro Boomins „Am I Dreaming“ setzt der Verstärker dann mit viel Spielfreude um. Hier treffen flotte Violinen auf kräftigen, trockenen Bass, gut aufgelöste Effekte und lässig fließende Vocals. Unangestrengt und lebendig bietet der NAD auch hier einen Sound, der wirklich Spaß macht.
Fazit
Mit seiner umfangreichen Ausstattung und seiner musikalischen Spielfreude, ist der C 379 ein toller Verstärker. Mit dem optionalen BluOS-D Modul macht NAD die Sache dann aber richtig rund. Damit wird der C 379 zu einem vielseitigen All-in-one Streamingsystem, dass mit Hilfe der ausgezeichneten Einmessautomatik auch klanglich noch mal einen Sprung nach vorne macht. Dazu bietet NAD eine wertige Anmutung und ein zeitloses Design, mit dem sich das Multitalent gut im Wohnzimmer einfügen kann. Für das Betreiben größerer Lautsprecher lässt sich der Verstärker dann ebenfalls einfach erweitern und dank ergänzendem Modul-Slot gibt es zusätzliche Zukunftssicherheit. Mit dem C 379 bietet NAD ein tolles Gesamtpaket zu einem erschwinglichen Preis.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Simone Maier/ Carina Burau
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
89 of 90
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Technische Daten
Modell: | NAD C 379 |
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Produktkategorie: | Vollverstärker |
Preis: | 1.199 Euro (BluOS-D Modul: 499 Euro) |
Garantie: | 5 Jahre (bei Registrierung) |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | Dali Deutschland, Bensheim 06251 8079010 nad.de |
Abmessungen (H x B x T): | 100 x 435 x 390 mm |
Gewicht: | 8,7 kg |
Eingänge: | 1 x HDMI eARC 2 x Toslink optisch 2 x S/PDIF koaxial 1 x Cinch Phono (MM) 2 x Cinch Stereo - Bluetooth |
Ausgänge: | 2 x Lautsprecher Stereo 1 x Cinch Stereo Pre-Out 2 x Cinch Mono Sub-Out 1 x 6,3 mm Kopfhörerausgang (vorne) |
Anschlüsse BluOS-D Modul: | - WLAN - Bluetooth (aptX HD) 1 x Ethernet 1 x USB-A |
Leistung: | 2 x 80 Watt /4 & 8 Ohm |
Unterstützte Formate: | MP3, AAC, WMA, OGG, ALAC, OPUS, MQA, FLAC, AIFF,MPEG-4, WAV |
Unterstützte Abtastraten: | PCM bis 192 kHz/ 24 Bit |
Streaming: | - Bluesound Control (UPnP + mehr als 20 Streamingdienste) - roon ready - Spotify Connect - Tidal Connect - AirPlay2 - Bluetooth |
Lieferumfang: | 1 x C 379 1 x Fernbedienung (inkl. Batterien) 2 x Stromkabel (EU/UK) 1 x Schraubantenne 1 x Kurzanleitung 1 x BluOS-D Modul 1 x Satz Befestigungsschrauben 2 x Schraubantenne 1 x Messmikrofon 1 x USB-Adapter 1 x Kurzanleitung |
Pro & Contra: | + gute Anschlussmöglichkeiten + musikalischer Klangcharakter + gute Impulstreue und Kontrolle + zeitlose Optik + gute Erweiterungsmöglichkeiten + effektive Raumeinmessung + einfache Bedienung + viele unterstützte Streamingdienste - Leistungsentfaltung nicht ganz linear |
Benotung: | |
Klang (60%): | 89/90 |
Praxis (20%): | 89/90 |
Ausstattung (20%): | 90/90 |
Gesamtnote: | 89/90 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk3 Dali Rubikore 6 KEF LS50 Meta Epson EF-22 We. SEE 55 oled Audioquest Rocket 44 Audioquest Carbon 48 HDMI |