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Bei Orbid Sounds Beyond-Reihe ist der Name wahrlich Programm, denn es geht immer irgendwie noch weiter. Trotz vertrauter Elemente, wie dem separat untergebrachten Hochtöner und freier Farbauswahl im Finish, verspricht Orbid Sound mit dem Standlautsprecher Maridur akustisch ein ganz neues Abenteuer.

Ausgefallen gestaltet und mit indivduellem Touch, setzt Orbid auch bei der Maridur auf Interessenten, die etwas abseits des Mainstreams suchen.

In Balingen, am Fuße der Schwäbischen Alb, ist die Audio-Welt noch in Ordnung. Hier befindet sich die Klangmanufaktur Orbid Sound, wo man seit mehr als fünfzig Jahren individuelle Lautsprecher für HiFi-Enthusiasten fertigt. Natürlich kann man sich vor Ort von den Vorzügen der Orbid-Schallwandler überzeugen. Allerdings wird man das Studio tendenziell zwar mit gesegneten Ohren, aber leeren Händen verlassen. Denn jeder Lautsprecher wird innerhalb von 4 bis 6 Wochen nach Auftragseingang von Hand in Baden-Württemberg gefertigt. Bei der farblichen Ausgestaltung bietet Orbid Sound eine Auswahl, die man bei Fabrikware nur äußerst selten finden dürfte. Da der Lautsprecher erst nach Bestellung gefertigt wird ist ein Finish in allen Farben des RAL-Farbsystems möglich. Wahlweise in Hochglanz oder mattiert. Ein Paar der neuen Flaggschiff-Lautsprecher aus Balingen steht nun auch im Hörraum der Redaktion und ich bin definitiv gespannt was die Maridur dem erwartungsvollen Hörer klanglich und technisch bieten wird.

Das stabile MDF-Gehäuse wird wird bei Bestellung in der gewünschten RAL-Farbe lackiert. Dabei stehen ein mattes, oder ein glänzendes Finish zur Auswahl.

Funktion und Form

Optisch sind die Lautsprecher auf jeden Fall eine Erscheinung die hängen bleibt, denn allzu oft sieht man diese Bauform nicht. Der Hochtöner ist in einem separaten Gehäuse untergebracht, welches in etwa mittig auf dem Haupt des großen Gehäuses thront. Wer Grundkenntnisse in der Ausbreitung von Schall mitbringt, erkennt den Sinn sofort. Höhere Frequenzen breiten sich mit einer höheren Geschwindigkeit und direkter aus als der Schall tieferer Töne. Untergebracht ist das ganze auf einer Grundfläche von circa vierundzwanzig mal achtunddreißig Zentimetern. Damit keine Energie durch unerwünschte Übertragungen verloren geht sind die Lautsprecher auf einem Sockel angebracht. Dieser muss nicht extra montiert werden. Die Konstruktion kommt in dieser Form fertig beim glücklichen Käufer an. Rückseitig befindet sich hochwertige Terminals zur Aufnahme von Bananensteckern oder dem Einklemmen von Kabellitzen. Die Schlichtheit eines Single-Wire-Anschlusses überzeugt und unterstreicht das Augenmerk auf die Akustik und dem funktionalen, minimalistischem Design.

Mit aufgesetztem Hochtöner, auffälligen Karbon-Membranen und großen Zierblenden an Front und Rückseite, sind die Lautsprecher ein klarer Hingucker.

Die Optik

Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Form schmeichelt die Orbid Sound Maridur dem Auge. Dazu tragen Details wie die Einfassung der vorderseitig verbauten Bassreflexöffnung bei. Das sieht nicht nur gut aus, sondern macht auch akustisch Sinn. Durch die Führung der tieffrequenten Luftströme zur Vorderseite kann der Lautsprecher näher an der Wand oder einer Ecke aufgestellt werden. Bassfrequenzen haben ja diese unschöne Eigenschaft sich in Wandnähe zu stapeln. Die so entstehenden Raummoden verfälschen den Sound an dem man in Balingen so hart gearbeitet hat. Schauen wir etwas weiter nach oben sehen wir, dass der Korb der Mittel-Tieftöner ebenfalls eine besondere Form hat. Die schwarzen Körbe mit achteckiger Stanzung sind ein subtiler aber wirksamer Bruch in der von Quadraten und Kreisen dominierten Form. Auch die Zierblende, die am unteren Ende die Bassreflexöffnung beherbergt, ist eine Designentscheidung die mir gefällt und den Lautsprecher optisch nochmal etwas schmaler macht.

Während die Sockelplatte für festen Stand sorgt, erlaubt der frontseitige Bassreflexport auch eine wandnahe Aufstellung.

Technisches

Gefertigt wird der Maridur aus der im Lautsprecherbau allseits beliebten Mitteldichten Faserplatte, kurz MDF. Die einzelnen Bauteile werden nicht bei Orbid Sound bearbeitet sondern entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Lautsprecher bei handverlesenen Zulieferern bezogen. Für die benötigten Bauteile im Innern des Lautsprechers ist man bei der Firma Mundorf fündig geworden und hat aus diesen eine Frequenzweiche speziell für die Maridur entwickelt. Für den Hochton sorgt dann fünfundzwanzig Millimeter messenden Gewebekalotte, die in ihrem separaten Gehäuse für seidigen Klang sorgen soll. Im großen Korpus kümmern sich dann zwei Woofer aus dem Hause Beyma um Mitten und Bässe. Die beiden Achtzöller besitzen eine Karbonfaser-Membran für eine hohe Steifigkeit und kolbenförmiges Schwingverhalten. Zusammen mit dem Korb aus Aluminiumguss und der gewellten Sicke aus Nitril-Butadien-Kautschuk – kurz NBR – kommt hier eine patentierte Technologie namens Maltcross zusammen. Dank durchdachtem Aufbau wird die Schwingspule damit während des Betriebs nicht zu warm.

Eine 25-Millimeter-Kalotte im eigenen Gehäuse, soll für seidigen, detaillierten Hochton sorgen.

Doppelpack

Eine wärmere Spule bedeutet einen Verlust des Dynamikumfangs und somit weniger wahrgenommene Lautstärke. Vor allem bei klassischer Musik oder dem leisem Hören macht sich dies negativ bemerkbar, da die Musik komprimiert klingt. In wie fern sich das in der Praxis auswirkt, hören wir uns später an. Erstmal wollen wir uns noch den restlichen Lautsprecher ansehen. Kurz zwei Worte zur Verteilung der akustischen Arbeit in der Orbid Sound Maridur. Den Bassbereich bedienen beide Chassis. Wobei der untere im Frequenzspektrum schon im tieferen Mittenbereich ausläuft. Eine Etage höher wird hingegen auch das ganze Spektrum der Mitten abgedeckt. Wo genau die Trennfrequenzen liegen möchte Orbid Sound nicht verraten. Weniger ein Geheimnis ist der Aufbau der Frequenzweiche. Diese ist symmetrisch geführt und in freier Verdrahtung auf einer mit Filz gedämpften Platte angebracht. So soll ungewollten Mikrofonieeffekte, also dem unabsichtlichen Aufnehmen von Störungen durch die Elektronik im Lautsprecher, bestmöglich Einhalt geboten werden.

Die beiden baugleichen Achtzöller bespielen verschiedene Frequenzbereiche. Während beide im Bass zupacken, spielt nur der obere bis in den Mittelton hinein.

Orbid Sound Maridur – Sound mit Stil

Ein fettes Bassfundament ist aber weniger die Stärke der Probanden. Das wäre der Maridur auch zu plump und stattdessen wird etwas viel Interessanteres als Bass-Lawinen geboten. Kick, Bass und andere Tieftonereignisse werden mit einer Präzision und Transiententreue abgebildet die sonst eher selten zu hören ist. Knackig, direkt und dynamisch. Ohne in Werbesprech der 70er verfallen zu wollen würde ich ihn sogar als frisch und frech bezeichnen. Denn was da aus den Testkandidaten kommt, macht richtig Laune. Die zwei Mitteltieftöner leisten richtig gute Arbeit und sind perfekt abgestimmt. Aber auch bis ins obere Ende des Spektrums wird ein durchweg fesselnder Klang ohne überbetonte Bereiche geboten. Dazu wird ein sehr weiteres Klangild mit einer fülligen Phantom-Mitte gezeichnet. Auch muss man nicht unbedingt an der Spitze des Stereo-Dreiecks verweilen um die Vorzüge der Lautsprecher genießen zu können. Der Klang ist wahrhaft plastisch und raumfüllend.

Klar und Raumfüllend

Meine erste Hörrunde starte ich mit Indie Pop von The Band Camino. Der Song „Someone who’s trying“ startet mit Klavier und Gesang und führt mit den Folgetakten akustische und elektrische Gitarren und zuletzt Drums und Bass ein. Mit so einem Aufbau höre ich gerne, ob man die Instrumente gut durch den Song „verfolgen“ kann. Und auf der breiten Klangbühne, die die Orbid Sound Maridur bereitet, macht das richtig Laune. Wenn im PreChorus die Instrumente fast gänzlich aussetzen spüre ich diese akustische Ebbe- und Flut-Bewegung förmlich. Nur von einem echohaften Gitarren-Sustain begleitet, gleitet der Song in den ersten zurückhaltenden Chorus. Der große Dynamikumfang der Testkandidaten sorgt dafür, dass die Lautstärke auch in den leiseren Passagen gefühlt konstant bleibt. In der zweiten Strophe gesellen sich Streicher dazu und schmiegen sich an den Gesang. Jedes Ereignis wird hier klar reproduziert und kriegt seinen Platz im Stereo-Bild zugewiesen.

An den stylischen Terminals des 4 Ohm Systems dürfen bis zu 400 Watt Dauerleistung anliegen.

Keine Angst vor Kitsch

Als ich gelesen habe, dass Orbid Sound in ihrem eigenen Werbetext von der Maridur als akustischen Begleiter sprechen, der einen mit auf ein Abenteuer nimmt, war ich etwas skeptisch. Aber ich bin immer noch beim ersten Song und ganz begeistert davon wie der Schallwandler das musikalische Worldbuilding umsetzt. Da muss ich den Werbetextern zustimmen. Zum zweiten Chorus gesellen sich weitere Streicher und Gesangsharmonien zur schon gut gefüllten Soundkulisse. In der Bridge dürfen die Indie-Pop typischen Ad Libs natürlich nicht fehlen und auch wenn im letzten Chorus die Drums nochmal einen draufsetzen, projiziert das Lautsprecherpaar das alles weich und doch messerscharf in den Hörraum. Die Drums stampfen, der Bass ist knackig, aber selbst bei höheren Lautstärken ist von Wummern keine Spur. Egal ob laut oder leise. Die Performance ist unschlagbar stabil und hochmusikalisch. Und heute darf es auf jeden Fall bombastisch und auch ein bisschen kitschig bleiben.

Mit wenig Gewicht und großer Festigkeit sorgen die Tiefmitteltöner für flotten, präzisen Bass.

Klassik mit Klasse

Mit „The Planets“ hat Gustav Holt Anfang des 20. Jahrhunderts eine Art Proto-Soundtrack erschaffen. Wer sich „Mars – Bringer of War“ anhört wird unschwer erkennen wo John Williams seine Inspirationen für den Star Wars-Soundtrack her hat. Kurze Blech-Bläser Staccatos, reichlich Timpani-Einsatz und der treibende Fünf/Viertel-Takt geben dieses unverkennbare epochale Gefühl von großen Konflikten. Hier können die Orbid Sound Maridur richtig groß aufspielen und zeigen was alles in ihnen steckt. Die Transiententreue in den tieferen Lagen und die plastische Projektion in den Raum hinein, reproduzieren den fantastischen Klang des London Phlharmonic Orchestra von dem die Einspielung stammt. Beim Einsatz der Marsch-Snares habe ich beinahe das Gefühl, dass die Musiker gleich vor mir im Hörraum auftauchen. Üblicherweise sind Klassik-Aufnahmen nicht wirklich mein bevorzugtes Genre, aber was ich mit den Maridur höre, kann wahrscheinlich nur von den Live-Performances der ganz großen Orchester in den entsprechenden Hallen getoppt werden.

Filmreif

Wer sich einen Lautsprecher dieser Dimension ins Haus holt hat vielleicht keinen Platz für ein zweites Setup und möchte ihn als Allrounder im Wohnzimmer verwenden. Deswegen schaue ich auch immer gerne ein paar Szenen meiner Lieblingsfilme auf den Testkandidaten. Heute die Schlacht auf den Feldern des Pellonor aus „Die Rückkehr des Königs“. Durch den hohen Dynamikumfang und die unaufgeregte Art der Lautsprecher, habe ich ein gutes Gefühl. Die Abmischung des Films wird auch in Stereo hervorragend wiedergegeben und lässt richtiges Kinofeeling aufkommen. Zischende Pfeile, krachendes Holz, klirrende Schwerter, zwischendurch das Grunzen eines Orks. Die Verständlichkeit der Dialoge ist exzellent, auch wenn rundherum die Schlacht tobt. Je nach Film könnte es durch den knackigen Bassbereich aber etwas viel werden und ein Zügeln des Tieftons am Receiver angebracht sein. Aber auch hier machen die Orbid Maridur eine sehr gute Figur, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie bei der Musikwiedergabe.

Spielfreudig und mit toller Bühnendarstellung, ziehen einen die Maridur schnell ins Geschehen hinein.

Fazit

Die Art und Weise wie die Orbid Sound Maridur Musik wiedergibt ist schon etwas Besonderes. Angefangen beim knackigen, Bass mit Druck aber ohne jegliches Wummern, hin zu den breit aufgelösten Mitten und seidigen Höhen. Die Wiedergabe ist transparent, aber hat doch Charakter. Selbst bei niedrigen Lautstärken packen die Maridur beherzt zu und bauen eine breite Klangbühne auf. Und auch wenn der Volume-Regler an seine Grenzen kommt wird sich keine Blöße gegeben. Vor allem in akustischer Musik mit echten Instrumenten und einem ausgewogenen Klangbild wie Klassik, Jazz oder Rockmusik sind die Speaker zu Hause. Für Freunde handgemachter Musik könnte die Orbid Sound Maridur eine Offenbarung und somit eine lohnenswerte, vielleicht sogar lebenslange Investition sein. Ein Trip zum Probehören in Baligen lohnt sich bei diesem Lautsprecher auf jeden Fall.

Test & Text: Dominik Schirach
Fotos: Marius Bulla

Gesamtnote: Empfehlung
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen

98 of 100

98 of 100

96 of 100

Technische Daten

Modelle:Orbid Sound Maridur
Gerätekategorie:Standlautsprecher
Preis:7.500 Euro/Stück
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:RAL-Farben, wahlweise matt oder hochglanz
Vertrieb:Orbid Sound, Balingen
07433 3910122
www.orbid-sound.de
Abmessungen (H x B x T):1240 x 250 x 395 mm (inkl. Sockel)
Gewicht:42 kg
Bauart:2,5-Wege, Bassreflex, passiv
Anschlüsse:Single-Wire Schraubklemmen
Impedanz:4 Ohm
Bestückung:1 x 25 mm Hochtöner
2 x 8 Zoll Tiefmitteltöner
Frequenzgang:30Hz – 25 kHz (Herstellerangabe)
Impuls-/ Dauerbelastbarkeit:80/ 400 Watt (Herstellerangabe)
Lieferumfang:1 x Maridur
Pro & Contra:+ transparenter Sound
+ große Klangbühne
+ detaillierte Auflösung
+ klare Ortung
+ exzellente Transiententreue im Bass
+ durchweg lebendiger Klang
+ individuelle Farbauswahl
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):98/100
Ausstattung (20%):96/100
Gesamtnote:Empfehlung
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistung:angemessen
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