Home » Tests » Linkin-Park-Album „From Zero“ – Blue Vinyl-Edition im Hörtest & Chart-Check
10. August 2025
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerLinkin Park melden sich sieben Jahre nach dem tragischen Verlust von Chester Bennington mit „From Zero“ eindrucksvoll zurück. Das neueste Album ist ein audiovisuelles Highlight, bei uns im Test stilecht als limitierte Blue Vinyl Edition. Ein mutiger Neustart mit neuer Stimme, vertrautem Sound – und bemerkenswerten Verkaufszahlen in den USA und Deutschland. Und die Scheibe klingt auch noch richtig gut …

„From Zero“ startete mit Rekord-Streaming, stieg mehrfach auf Platz 1, hielt sich monatelang solide in den Charts und wurde mit Platin belohnt.Physisch wurden allein mehr als 110.000 Einheiten in Deutschland verkauft.
Mit „From Zero“ schlagen Linkin Park ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte auf. Es ist das erste Studioalbum mit Emily Armstrong als neuer Sängerin, Colin Brittain als neuem Schlagzeuger – und ein gewagter, aber überzeugender Schritt. Armstrong, ehemals Frontfrau von Dead Sara, bringt ihre eigene stimmliche Wucht mit, ohne Chester Bennington zu imitieren. Emilys Stimme ist rau, emotional, energiegeladen – und passt überraschend gut zur DNA von Linkin Park. Mike Shinoda liefert wie gewohnt die zweite Stimme, die Rap-Parts und bleibt das kreative Rückgrat der Band. Besonders beeindruckend ist die Chemie zwischen Armstrongs Gesang und den altbekannten Linkin-Park-Soundelementen. Wir haben das Album auf dem Elac Miracord 60 gehört – und waren begeistert von der Klangtiefe dieser Pressung. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Platte ist einfach etwas Anderes. Intensiver, wärmer und zugänglicher. Und Linkin Park liefert noch einen Innenschuber mit Lyrics mit.

Für Mitsinger! Auf beiden Seiten des Innenschubers lassen sich die Lyrics aller Songs nachlesen.
Einfach anderes Musikhören
Aber warum hört man eigentlich heute noch Platte, wenn das Musikstreaming doch so einfach ist? Ganz einfach: Das Hören von Schallplatten ist mehr als nur Musikgenuss – es ist ein kleines Ritual und wertet die Musik auf. Das Herausnehmen der Platte aus der Hülle, das behutsame Auflegen auf den Plattenteller und das Senken der Nadel schaffen Momente der Vorfreude. Auch die großen, oft kunstvoll gestalteten Cover und Innenschuber machen den Musikgenuss greifbar und visuell. So wird das Plattenhören zu einer sinnlichen Erfahrung. Schallplatten laden dazu ein, sich Zeit zu nehmen und ein Album bewusst von Anfang bis Ende zu hören, statt zwischen Titeln zu springen. Und wer kennt Folgendes nicht: Beim ersten Hören hat das neue Album des Lieblingsinterpreten nicht so ganz gefallen, beim mehrfachen Hören erscheint die LP dann in einem ganz anderen Licht. Jeder Knisterton erzählt seine eigene Geschichte und verleiht dem Hörerlebnis Charakter.

Dafür nimmt man sich gern Zeit: Allein das Auflegen der Platte und das Herabsenken des Tonarms lassen große Vorfreude auf die anstehende Musiksession aufkommen.
Altes Fundament, neue Energie
Mit „From Zero“ bleibt sich Linkin Park treu – und tut doch ein Schritt nach vorn. Der Opener „Emptiness Machine“ fängt einen mit seinen druckvollen Gitarren und bombastischem Refrain sofort ein. Armstrong zeigt hier ihre stimmliche Bandbreite – von zerbrechlich bis explosiv. Dicht gefolgt von „Cut The Bridge“, das mit dynamischen Tempowechseln und emotionalem Text punktet. Beide Songs beschäftigen sich mit dem inneren Zwiespalt zwischen Loslassen und Festhalten – ein zentrales Thema des Albums. Die Produktion ist modern, aber nicht überladen. Synthesizer, Samples und Gitarren greifen perfekt ineinander. Die Blue-Vinyl-Edition wirkt nicht nur optisch edel, sondern klingt auch sehr gut. Und sie liefert das volle Klangspektrum – angefangen bei den feinen Höhen bis zu den wuchtigen Bässen. Das erzeugt ein intensives Hörerlebnis und auch in Zahlen zeigt sich der Erfolg: In Deutschland stieg „From Zero“ direkt auf Platz 1 der Albumcharts ein.

Linkin Park bietet sein neuestes Album in diversen Farbvarianten an. Neben einer transparenten Variante, einer in Grün, einer in Dunkelrot und einer Splatter-Version gibt es das Vinyl auch in Blau/Petrol.
Intensität, Vielfalt und ein Gänsehautmoment
Ein absolutes Highlight ist „Heavy Is The Crown“ – düster, intensiv und mit einem 15-sekündigen Scream, der unter die Haut geht. Hier zeigt Armstrong, dass sie nicht nur gefühlvoll, sondern auch kompromisslos aggressiv sein kann. Einige Songs später folgt mit „IGYEIH“ ein komplexer, experimenteller Track, der an frühere elektronische Ausflüge der Band erinnert. Die verschachtelten Rhythmen und düsteren Synths fordern, lohnen sich aber bei wiederholtem Hören. „Good Things Go“ bildet das gefühlvolle Finale – getragen vom Piano, einer reduzierten Instrumentierung und dem nachdenklichen Gesang. Der Song steht symbolisch für einen Neuanfang, ohne das Alte zu vergessen. Diese emotionale Spannweite ist eine der größten Stärken von „From Zero“. Auch in den USA feiert das Album Erfolge: Es debütierte auf Platz 2 der Billboard 200. Weltweit wurde das Album bis heute mehr als 650 Millionen Mal gestreamt – ein starkes Comeback nach langer Pause.

Achja, die Rückseite: Wie bei jedem Album-Cover stammt die Gestaltung auch hier aus Mike Shinodas Feder.
Neu und doch bekannt
Die Blue-Vinyl-Edition macht „From Zero“ nicht nur musikalisch, sondern auch optisch zu einem Sammlerstück. Die hochwertige Pressung überzeugt mit sattem Sound, das Artwork ist detailverliebt und atmosphärisch. Für mich als Fan ist es ein emotionales Erlebnis, das Album auf Schallplatte zu hören – natürlich vorausgesetzt, der Plattenspieler ist ideal vorbereitet. Beim Miracord 60 ist das tatsächlich fix erledigt und es kann losgehen. Schnell fällt auf: Emily Armstrong ist keine neue Chester-Kopie – und genau das macht sie zur idealen Wahl. Ihre Stimme bringt Tiefe, Härte und Emotionalität. Linkin Park beweisen mit „From Zero“ zudem ganz nebenbei, dass Weiterentwicklung möglich ist, ohne sich selbst zu verlieren. So entstand ein Album voller Energie, Emotionen und Hoffnung. Die Verkaufszahlen unterstreichen das: In Deutschland zählt der Handel über 150.000 verkaufte Einheiten, in den USA sogar deutlich mehr. Linkin Park sind wieder da – anders, aber immer noch ganz sie selbst.

Auf Schnickschnack wird hier verzichtet, dennoch überzeugt bei „From Zero“ auch das Äussere.
Fazit
„From Zero“ ist nicht nur ein mutiges Comeback, sondern ein rundum gelungenes Album, das sowohl inhaltlich als auch klanglich überzeugt. Linkin Park gelingt das Kunststück, die eigene musikalische Identität zu bewahren und dennoch neue Impulse zu setzen. Die Songs sind durchdacht, emotional vielschichtig und hervorragend produziert – mit kraftvollen Riffs, raffinierten Arrangements und einer stimmlichen Präsenz, die Emily Armstrong eindrucksvoll unter Beweis stellt. Klanglich entfaltet die Blue-Vinyl-Edition ihre volle Stärke: satt, dynamisch und detailreich. Die analoge Wärme bringt die emotionalen Höhen und Tiefen ideal zur Geltung. Inhaltlich berührt das Album mit Themen wie Verlust, Erneuerung und innerem Konflikt – ohne dabei in Pathos abzurutschen. „From Zero“ ist ein starkes Statement einer Band, die sich treu bleibt, aber bereit ist, neue Wege zu gehen. Für Fans ein Muss – und für alle anderen ein idealer Einstieg in das neue Kapitel von Linkin Park.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Roman Maier
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Technische Daten