Home » Tests » Magnepan MG-0.7 – Musikalische Magie
25. September 2025
von Volker Frech
RedakteurDie Magnepan MG-0.7 vereint als schlanker Magnetostat dicke Perfomance-Pluspunkte: Dank der Freiheit vom Gehäuse gibt es keine Boxen-typischen Kompressionseffekte und Klangverschlechterungen, als Vollbereichs-Flächenstrahler schallwandelt sie von den Höhen bis zum Bass ultraschnell und homogen, aufgrund der Dipol-Abstrahlung liefert sie eine knackig-klare, direkte Wiedergabe mit atemberaubender Offenheit und Räumlichkeit. Zu welch faszinierendem Klangerlebnis das in Summe führt, zeigt die MG-0.7 in unserem Test.

Attraktives Slim-Design: Die Magnepan MG-0.7 hat mit ihrer gehäuselosen Erscheinung eine luftig-leichte Anmutung.
Magnepan – bei diesem Namen bekommen Audiophile leuchtende Augen: Die Lautsprecher-Manufaktur aus Minnesota ist Pionier auf dem Gebiet der Magnetostaten, fertigt seit über 50 Jahren Flächenstrahler – und diese „Maggies“, wie sie liebevoll genannt werden, sind seit jeher berühmt für ihre herausragende Wiedergabequalität. Sie verdankt sich einer riesengroßen, hauchzarten Folie, die als Membran agiert. Erfunden hat’s Jim Winey – und seine Idee war genauso genial wie naheliegend, denn die Inspiration kam dem Ingenieur am Arbeitsplatz: Winey war für die Minnesota Mining&Manufacturing Company tätig, die schon damals eine erste Adresse für Folien und Beschichtungstechniken war. So experimentierte Winey mit Folien-Lautsprechern, startete erst mit Elektrostaten, entdeckte dann die Vorteile der magnetostatischen Alternative und meldete ab 1970 Patente für seinen Folien-Magnetostat an. Deshalb werden bis heute nur Magnepan-Lautsprecher als „Magneplanar“-Schallwandler bezeichnet. Diese ultraflachen, dynamisch geneigten Lautsprecher verblüffen sofort mit ihrer Gehäuselosigkeit und der Paravent-artigen Anmutung. Was steckt dahinter – und was steckt drin?

Der gerade mal drei Zentimeter schlanke Schallwandler ist vorder- wie rückseitig flächendeckend mit Stoff bedeckt. Die Seitenleisten werden entweder in Aluminium oder in Holz realisiert.
Monochrom-monolithische Erscheinung
Drin steckt im Fall der MG-0.7 eine einzige, großflächige Folie, die in einen stabilen Metallrahmen eingespannt ist. Diese Folie besteht aus hauchdünnem Mylar: Die Dicke der Kunststoffschicht beträgt gerade mal ein Fünftel des menschlichen Haars. Auf diese großflächige Folie werden in schlängelndem Verlauf Aluminium-Leiterbahnen aufgetragen. Bei der MG-0.7 sind es zwei: Ihre Folienfläche ist vertikal in zwei Bereiche aufgeteilt. Ein großes Areal mit weiter auseinanderliegenden Leiterbahnen dient der Bass- und Mittenwiedergabe, ein kleinerer Bereich mit näher beieinanderliegenden Bahnen der Schallwandlung der Höhen. Dies sieht man bei entsprechendem Lichteinfall durch den Stoffbezug. Er bekleidet die MG-0.7 vorder- wie rückseitig und verleiht ihr eine monochrom-monolithische Erscheinung. Bei unserem Testmodell ist der Bezug schwarz, alternativ wird er in Weiß oder Dunkelgrau gehalten. Auch die Seitenleisten, die bei unserer MG-0.7 aus schwarz lackiertem Aluminium bestehen, können stattdessen in silber realisiert werden – oder in den Holz-Varianten Black Oak, Natural Oak oder Dark Cherry.

Die MG-0.7 in frontal Ansicht und im Halbprofil: Bei Lichteinfall sieht man die immens große Folienfläche mit den sich von oben bis unten ersteckenden Leiterbahnen für Höhen und Mitten/Bässe. Im Profil kommen die Luftigkeit des Design und die erstaunliche Schlankheit des Magnetostat-Paneels besonders zur Geltung.
Membran-Vorteile: flotte Folie, riesige Fläch
Zurück zur Folie: Damit sie als schallwandelnde Membran schwingen kann, sitzt hinter ihr eine gelochte Platte, die mit Stabmagneten bestückt ist. Bekommt die MG-0.7 nun ein Musiksignal vom Verstärker, wird dieser Signal-Strom durch die Leiterbahnen geleitet. Der fließende Strom induziert um diese Leiter herum ein Magnetfeld – und das steht in dauerhafter Wechselwirkung mit dem Permanentmagneten-Feld der gelochten Platte. So wird die Folie in Schwingung versetzt. Ähnlich funktioniert ein Elektrostat – doch der Magnetostat kommt ohne aufwändige Hochspannungstechnik aus und hat einen weiteren Schwingbereich, weshalb er eine größere Belastbarkeit aufweist und einen höheren Schalldruck liefert. Die schwingende Fläche ist bei der MG-0.7 mit 2.652 Quadratzentimetern schlicht riesig. Dank dieses großen vollflächigen Antriebs sind eigentlich keine weiten Membran-Auslenkungen nötig, um trotzdem einen hohen Schalldruck zu liefern. Eine ultraleichte Membran, die nur wenig Hub vollführen muss – das sind gleich zwei Plus-Faktoren für eine immens flotte, präzise, impulstreue und damit hochdynamische Wiedergabe.

Durch den Stoff hindurch kann man die Leiterbahnen der Magnetostat-Membran sehen. Sie werden in Magnepans Manufaktur in Handarbeit auf die Folienfläche aufgeklebt. Rechts befindet sich der Hochtonbereich, in dem die Leiterbahnen enger beieinander liegen. Lins sehen wir das deutlich größere Areal für Mitten und Bässe, hier haben die Bahnen einen größeren Abstand.
Homogene Schallwandlung ohne Gehäuse-Einfluss
Diese schnelle und akkurate Schallwandlung gilt nun sowohl für die Höhen als auch für die Mitten und Bässe, da die MG-0.7 als Vollbereichs-Magnetostat agiert. Alle Frequenzbereiche werden also nach dem gleichen Prinzip schallgewandelt. Das hat gleich zwei Vorteile: Zum einen gelingt die Schallwandlung für Höhen, Mitten und Bässe gleichzeitig, also mit absolut kohärenter akustischer Phase. Zum anderen ist die Wiedergabe absolut homogen, weil hier kein sogenanntes Mischsystem agiert. Ein Mischsystem finden wir bei Lautsprechern, die etwa einen Magnetostaten, AMT oder Elektrostaten mit konventionellen Mitteltönern und/oder Basswoofern kombinieren. Diese können in puncto Geschwindigkeit aber nicht mit den Folien-Lautsprechern mithalten. Das erschwert eine Wiedergabe wie aus einem Guss, wie sie der Vollbereichs-Magnetostat liefern kann. Seine große Folienmembran kommt zudem ohne Gehäuse aus. Damit entfallen alle nachteiligen Boxen-Effekte: die Verunklarungen und Klangverfälschung, welche durch das vibrierende Korpus-Material erzeugt werden, oder das Dröhnen, welche die als Resonanzraum wirkenden Gehäusekammern einer Box bescheren.

Für den sicheren Stand und die gewünschte Neigung des Magnetostaten sorgen einfache, aber funktionelle Metallfüße. Eine etwas schickere Fußvariante ist als optionales Upgrade erhältlich.
Freie Membran-Beweglichkeit
Ohne Gehäuse entfallen ebenso die Kompressionseffekte einer geschlossenen Box: Dort erzeugen die Membran-Schwingbewegungen einen internen Luftwiderstand. Diese Luftkissen bremsen die Membran-Beweglichkeit. Davon ist die MG-0.7 also frei. Ohne beschränkende Box strahlt die Membran ihren Schall nun nach vorne und zudem gegenphasig nach hinten ab. Sie agiert also als Dipol – mit entsprechendem Abstrahlverhalten: Es gleicht, wenn man von oben auf den Lautsprecher sieht, einer „8“-Form: Die MG-0.7 emittiert Schall nach vorne und hinten, aber kaum zu den Seiten. Hier passiert ein akustischer Kurzschluss: Die gegenphasigen Schallanteile vor und hinter der MG-0.7 löschen sich gegenseitig aus. Damit entfallen störende frühe Schallreflexionen des Raums, welche konventionelle Boxen erzeugen. Ebenso strahlt die MG-0.7 weniger Schall gen Decke und Boden ab: Sie agiert durch die große Höhe ihrer Membranbereiche quasi nach jenem Line Source-Prinzip, das im Profi-Beschallungsbereich genutzt wird: Viele vertikal aufgereihte Lautsprecher führen zu einer gewünschten Fokussierung zugunsten eines weiten Transports des Schalls.

Die durch den Stoff durchscheinenden Punkte sind gezielt gesetzte und auf der Membran fixierte Scheiben, die eine Resonanzbildung auf der riesigen Schwingfläche verhindern.
Line Source- und Dipol-Vorteile
So liefert die MG-0.7 ein besseres Verhältnis von Direktschall zu Indirektschall, was zur besonders packenden Wiedergabewirkung beiträgt. Der rückwärtig abgestrahlte Schallanteil der MG-0.7 hingegen sorgt, nachdem er von den Wänden reflektiert worden ist und zum Hörplatz gerät, hier für die Dipol-typische herausragende Räumlichkeit der Wiedergabe. Ebenso Dipol-typisch verursacht sie auch weniger Raummoden, regt also in deutlich geringerem Maße die dem Raum eigenen Resonanzfrequenzen an, die oft eine Bassüberhöhung verursachen. Damit wird der Klang klarer und ausgewogener. Die rückwärtigen Schallanteilen des Dipols tragen nun aber auch zum Bassvermögen bei. Dies lässt sich durch die Aufstellung verändern: Je nach Abstand zur Wand und Distanz zum Sofa addieren oder subtrahieren sich die direkten und indirekten Schallanteile des Basses und sorgen für eine Verstärkung oder Abschwächung der tieferen Frequenzen. Weil Magnetostaten nach hinten etwas schwächer abstrahlen, können sie generell wandnäher aufgestellt werden als etwa die nach vorn wie hinten gleich laut agierenden Elektrostaten.
Von der Kammer bis zur Kathedrale
Die MG-0.7 ist das zweitkleinste Modell aus dem Magnepan-Portfolio. Magnepan bezeichnet sie als Angebot an alle, die eine MG-1.7, die samt ihrer Ahnen der beliebteste und weltweit meistverkaufte Vollbereichs-Magnetostat sei, nicht aufstellen können. Die Hörraum-Größe ist also maßgeblich für die Modellwahl: Mit zunehmender Flächenstrahler-Dimensionierung steigt das generelle Beschallungsvermögen sowie die Basspotenz. Ebenso können die größeren Modelle noch gehobenere Klang-Ansprüche erfüllen. So wird das imposante Top-Modell, die mit vier Wegen agierende MG-30.7, für den Schloss-Saal bis hin zur Kathedrale empfohlen. Für uns passt da besser die als Zwei-Wege-Lautsprecher ausgelegte MG-0.7: Sie ist für Räume zwischen 12 und 35 Quadratmeter ausgelegt. Dementsprechend fügt sie sich auch mit ihren Maßen von 136 mal 39 mal 3 Zentimetern optisch gut ins Ambiente ein. Die akustische Einpassung geschieht, wie gesagt, bassseitig über die Aufstellung. Überdies ist auch eine Höhenanpassung möglich – mit einem rückseitig einsteckbaren Festwiderstand, der eine Absenkung um ein bis zwei Dezibel bewirkt.

Das Anschlussterminal ist ebenfalls außergewöhnlich: Zum Verstärker-Anschluss stehen zwei Aufnahmen für Bananenstecker bereit. Mit zwei Madenschrauben können die Stecker in den Buchsen fixiert und gegen Herausrutschen gesichert werden. Die Schmelzsicherung schützt den Hochton-Bereich vor Überlastung. Der Tweeter-Attenuator wird im Normalfall mit eingesteckter Brücke betrieben: So spielt die MG-0.7 ohne Höhenabsenkung. Links daneben kann man durch den Stoff hindurch die Frequenzweiche erkennen.
Die Magnepan MG-0.7 in der Praxis
Vor der Aufstellung und Anpassung stellt sich aber erst einmal die Frage nach dem passenden Verstärker. Magnepan betont, dass der Impedanzverlauf des Lautsprechers über den gesamten Frequenzbereich sehr konstant ist, der Kennschalldruck mittlerweile auf 86 dB gesteigert werden konnte und der Dämpfungsfaktor keine wesentliche Rolle spiele. Damit sei die MG-0.7 sehr verstärkerfreundlich und auch für Röhrenverstärker ein hervorragender Partner. Trotzdem empfiehlt Magnepan einen flotten und vor allem kraftvollen Verstärker. Da passt unser Hegel H360, der diesen Vier-Ohm Lautsprecher mit einer Leistung von 420 Watt pro Kanal antreibt, prima. Nun kommen wir zur Positionierung. Wie empfohlen stellen wir die MG-0.7 erst mal mit innliegenden Hochtönern auf, halten einen Wandabstand von einem Meter und eine Distanz zwischen den Lautsprechern von zwei Metern ein und platzieren das Sofa etwas weiter entfernt. Schließlich winkeln wir die Lautsprecher geringfügig ein. Zeit für eine erste Hörprobe!

Bei der Aufstellung probiert man aus, mit welchem Wandabstand und welcher Distanz zum Hörplatz die Basswiedergabe am stimmigsten ist. Dies wird durch den rückseitig abgestrahlte Schallanteil maßgeblich beeinflusst.
Großartige Räumlichkeit, verblüffende Präsenz
Dafür wählen wir Ulita Knaus‘ wunderschöne Version des Gerry Rafferty-Klassikers „Baker Street“ – und bekommen schon mit den ersten Tönen große Augen: Bereits mit dieser Anfangs-Aufstellung hat die Wiedergabe eine großartige Räumlichkeit, Leichtigkeit, Luftigkeit – und eine verblüffende Präsenz der Instrumente und der Stimme! Der erste Hinhörer kommt aber schon vor der Musik: Knaus holt Luft für ihren Gesangseinsatz – und diesen Atmer liefert die MG-0.7 derartig real, dass wir unwillkürlich zwischen die Lautsprecher schauen, wo die Sängerin ganz offensichtlich steht. Wow! Knaus beginnt den Song nun mit einer lautmalerischen Tonfolge, ihre attraktive Stimme hat eine wunderbare Wärme, Sonorität und Sanftheit – und die MG-0.7 verleiht dieser Stimme regelrecht einen realen Körper. Diese Gegenwärtigkeit gilt ebenso für die Begleitband: Die MG-0.7 stellt uns Klavier, Bass und Schlagzeug mit einer famosen Plastizität und einer schönen Tiefenstaffelung in den Raum. So hören wir fasziniert den Song bis zum Ende an – …
Entschlackter Bass mit Kraft und Kontur
… dabei wollten wir doch nur eine erste „Standortbestimmung“! Nun optimieren wir die Aufstellung: Wir rücken die Lautsprecher allmählich näher an die Wand, wodurch sich auch der Abstand zum Sofa verändert – und ebenso die Basswiedergabe. Bei rund 60 Zentimeter Wandabstand und knapp drei Meter Distanz zum Hörplatz ist der Bass optimal: So kann Gerold Donkers Kontrabass seine ganze Klangvielfalt präsentieren: Das Näselnde in den höhen Lagen, das Knurrige in den mittleren Griffbrett-Regionen – und nun eben auch das straffe, trockene, aber kraftvoll-voluminöse Fundament im Tieftonbereich. Hier liefert die MG-0.7 einen Bass, der herrlich konturiert ist: Die Töne sind entschlackt von den andickenden Einflüssen, die sonst ein Gehäuse verursacht. Wir wissen das, weil wir diesen Song auch schon diverse Male mit konventionellen Korpus-Boxen gehört haben. Nun zur Einwinklung: Mit ihr hat man eine feine Sound-Tuning-Möglichkeit. Eine stärkere Ausrichtung hin zum Hörplatz führt zu einem etwas härteren und schärferen Klang, …

Bei unserem Testexemplar ist der Bezug in schwarz gehalten. Alternativ kann die Stoffabdeckung in hellem Weiß oder dunklem Grau ausgeführt werden.
Luftigkeit und Weite, Natürlichkeit und Homogenität
… weshalb wir wieder zu der geringen Einwinklung zurückkehren. So klingt es einerseits runder und stimmiger, andererseits auch etwas offener – diese unbegrenzte Weiträumigkeit der Wiedergabe, die die Grenzen unseres Zimmers im Nu verschwinden lässt, hat uns ja direkt begeistert! Darum stellen wir die MG-0.7 nun auch mal mit den Hochtönern nach außen auf. Mit einer geringfügig stärkeren Einwinklung ist es für uns nun perfekt: So erreichen wir abermals mehr Luftigkeit und Weite, auch die Größenverhältnisse sind noch stimmiger, zudem ist der Sweet Spot nun größer. Nun können wir „Baker Street“ in Ruhe genießen – und Ruhe ist ein gutes Stichwort: Die Wiedergabe glänzt mit herrlicher Natürlichkeit, Homogenität und Stimmigkeit. Dadurch wird das Musikhören zum mega-entspannten Vergnügen. Hier zahlt sich die durchgängige Schallwandlung nach demselben Prinzip aus. Dazu ist die Wiedergabe immens sauber und klar: Hier macht sich abermals positiv die Abwesenheit eines vibrierenden und damit Performance-verschlechternden Gehäuses bemerkbar.
Detailreich, feinauflösend, hochdynamisch
So kann der Magnetostat seine ureigenen Pluspunkte perfekt ausspielen: Dank der geringen Masse und Trägheit ist die Wiedergabe unglaublich detailreich, feinauflösend und hochdynamisch. Das erleben wir etwa beim Klavier: Wir hören jeden Tastenanschlag mit einer Direktheit, als säßen wir nahe am Flügel – und hier am geöffneten Klavierkasten. Wir vernehmen das Aufprallen der filzbezogenen Hämmerchen auf die Stahlsaiten, dank der überragende Impulstreue und Dynamikfähigkeit der MG-0.7 ist sogar die Energie dieser Aufpraller physisch spürbar. Bei den so angeschlagenen Akkorden können wir nun über die zahlreichen Töne, die Mischa Schumann vollgriffig spielt, auch das Obertonspektrum erleben, weil der Pianist die Akkorde oft lang stehen lässt. Dieses Obertonspektrum ist beim Flügel extrem reichhaltig, weil hier rund 230 Saiten schwingen: Neben den angeschlagenen chörig besaiteten Tönen werden über den Resonanzboden auch alle anderen Saiten angeregt. So entsteht ein regelrechter Klang-Kosmos, der beim Ausklingen dieser gespannten Metalldrähe stetig seine Farbigkeit verändert. Das ist spektakulär!

Das Magnepan-Logo befindet sich auf der Seite des Hochtonbereichs. So sieht man auf den ersten Blick, wie die beiden Lautsprecher, die als spiegelbildlich aufgebautes Paar geliefert werden, aufgestellt sind: entweder mit innseitigen oder außenseitigen Hochtönern.
Feindynamische Finesse
Die Dynamik ist natürlich am besten beim Schlagzeug zu erfahren. Der hinten postierte Heunz Lichius agiert absolut dezent, er spielt mit Besen und überstreicht mit dem Borstenbündel überaus zart und leise die Snare. Trotzdem ist jedes Detail des Drummings mühelos heraushörbar: Wir vernehmen eben kein diffuses Rauschen, sondern registrieren, wie die Metallborsten des Besens über das raue Kunststofffell der Rührtrommel schleifen. Direkt darauf touchiert Lichius mit behutsamem Besenschlag die Snare – und selbst diesen minimalen Pegelunterschied präsentiert die MG-0.7 mit feindynamischer Finesse. Die superbe Dynamikfähigkeit wollen wir jetzt mit einem dezidierten Drum-Showcase erfahren: Schlagzeug-Großmeister Charly Antolini zeigt bei „Sticks To Me“ sein stupendes Können und spielt uns mit vertrackten Rhythmus-Patterns, aberwitzigen Hochgeschwindigkeits-Wirbeln auf der Snare und rasanten Power-Breaks über sämtliche Toms, die als rasante Ritte im Stereo-Panorama von links nach rechts und wieder zurück preschen, regelrecht schwindelig. Die MG-0.7 trifft da eine nicht geringe Mitschuld: …

Tauscht man beim Tweeter-Attenuator die Brücke gegen den mitgelieferten weißen Widerstand aus, erreicht man eine geringfügige Höhenabsenkung. Magnepan bietet hierfür verschiedene Widerstandswerte mit entsprechend anderer Absenkung.
Explosiven Dynamik, erfahrbare Materialität
… denn sie präsentiert das Schlagzeug mit ansatzlosem Attack, hart-präzisem Punch und satt-definiertem Bassdrum-Wumms, sodass wir immer wieder zusammenzucken. Dank der explosiven Dynamik genießen wir ein furioses Schlagwerk-Feuerwerk, das uns ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubert. So frisch, fulminant und druckvoll klingt ein echtes Schlagzeug! Dabei lernen wir Antolinis komplettes Drumset kennen, weil die MG-0.7 auch bei diesem kniffligen Track mit ausgezeichneter Detailtreue und souveräner Durchhörbarkeit glänzt – und auch hier mit einer famosen Darstellungskraft brilliert. So können wir jede Trommel und jedes Becken, das Antolini unter seine Sticks bekommt, förmlich sehen, weil durch die hochauflösende Wiedergabe auch die Materialität erfahrbar wird: Wir erkennen das Holz der Stöcke und der schwingenden Tom-Kessel, den Kunststoff der angeschlagenen Felle und der daraufhin mitschwingenden Resonanz-Bespannung, das glänzende Metall der gedengelten Becken und selbst den Teppich, der unter der Snare geklemmt ist und ihr mit seinen gespannten Metallfäden den typischen Rassel- und Rausch-Sound verleiht.
Leichte Mächtigkeit
Auch hier beeindruckt uns die Basswiedergabe – während wir staunen, welche Power-Patterns Antolini selbst auf der tiefen Trommel spielt. Konventionell Boxen werden bei derart schnellen Bassdrum-Schlagfolgen unklar in der Artikulation. Die MG-0.7 hingegen lässt uns jeden Tritt auf die Fußmaschine erleben, jedes Aufschlagen des filzbedämpften Schlägels auf das riesige Fell, das kurze Resonieren des voluminösen Holzkessels und den daraus resultierende Punch und Kick der Bass Drum. Sie dröhnt eben nicht, sondern ist druckvoll-definiert und atmet regelrecht – trotz des relativ trockenen Tons. So spüren wir jeden der straffen Schläge physisch am Körper, ohne dass es im Zimmer wummert. Hier macht sich auch die geringere Raumanregung bemerkbar. Das bestätigt sich bei Antolinis Zusammenspiel mit Bass-Legende Wolfgang Schmid beim „Arabian Desert Groove“: Schmid spielt stoisch mördertiefe Bass-Liegetöne, die uns in ihrer Mächtigkeit echt auf den Magen schlagen, aber trotzdem eine behende Leichtigkeit besitzen und frei von jeglichem Bass-Bollern den Hörraum fluten.

Rückseitig erkennt man die Querstrebe des Rahmens, auf den die als Membran dienende Mylar-Folie aufgespannt ist.
Höllischer Hochgenuss
Nun ist es Zeit fürs musikalische Großformat: Patricia Petitbon singt aus Mozarts Zauberflöte „Der Hölle Rache“, die berühmt-berüchtigte Arie der Königin der Nacht. Petitbon schleudert als furiose Zaubergurgel gesungene Giftpfeile, erklimmt dabei selbst die gefürchteten Spitzentöne mit artistischer Leichtigkeit – und die MG-0.7 stellt uns die Weltklasse-Sopranistin atemberaubend natürlich, lebensecht und livehaftig in den Raum, besser: in die Kempener Paterskirche, deren Kathedralenhall uns immersiv umgibt. Diese Rachefurie klingt selbst in den extremen Lagen nie gellend, sondern immer grandios. Das Concerto Köln liefert dazu mit fulminanten Tutti-Schlägen und rasanten Tremoli eine kongeniale Begleitung. Dank der wunderbar räumlichen, luftigen und tiefengestaffelten Wiedergabe können wir mit Leichtigkeit die Instrumentengruppen und sogar einzelne Geiger mit ihrem Bogenstrich oder die Flöte aus der Holzbläser-Sektion heraushören. Das ist umso faszinierender, weil Concerto Köln auf historischen Instrumenten spielt und uns den Orchesterklang des 18. Jahrhunderts präsentiert. So sind diese drei Minuten brodelnde Hölle in dieser tollen Aufnahmen und mit diesem Lautsprecher ein Hochgenuss!

Die Magnepan MG-0.7 im Hörtest: Hier spielt sie mit der Streaming-Vorstufe Lumin P1 mini und dem Verstärker Hegel H360.
Fazit
Die Magnepan MG-0.7 liefert eine ebenso außergewöhnliche wie ausgezeichnete Performance. Dies gelingt ihr durch vier Faktoren: Gehäuse-Freiheit, Dipol-Abstrahlung, Magnetostat-Schallwandlung und Vollbereichs-Flächenabstrahlung. Mit dieser klangvorteilhaften Kombination erreicht die MG-0.7 eine ganz besondere Räumlichkeit, Offenheit und Luftigkeit. Die Wiedergabe ist überaus klar, transparent und völlig frei von Boxen-typischen Kompressionseffekte und Klangverschlechterungen. So liefert die MG-0.7 auch einen kraftvoll-konturierten, entschlackten Bass, der bei aller Mächtigkeit eine behende Leichtigkeit besitzt. Famos sind auch die Direktheit und die Darstellungskraft: Stimmen und Instrumente haben eine verblüffende Präsenz und Körperhaftigkeit. Dazu glänzt die MG-0.7 dank der exzellenten Impulstreue und Auflösungsfähigkeit sowohl mit fulminanter Dynamik als auch mit feindynamischer Finesse. Im Ganzen ist die Wiedergabe herrlich homogen, stimmig und natürlich. So bietet die MG-0.7 einen überaus entspannten und exzeptionellen Musikgenuss. So außergewöhnlich der Maggie-Klang ist, so verblüffend niedrig ist der dafür aufgerufene Preis: So ist die MG-0.7 gleich in doppelter Hinsicht ein Highlight!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: überragend
90 of 90
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Technische Daten
| Modell: | Spatial Europe MC Series No.6 |
|---|---|
| Produktkategorie: | Standlautsprecher |
| Preis: | 2.990,00 € / Paar |
| Garantie: | 3 Jahre (bei Registrierung) |
| Ausführungen: | - Stoff: Black, Off White, Dark Grey - Seitenleisten: Aluminium Black, Aluminium Silver, Black Oak, Natural Oak, Dark Cherry |
| Vertrieb: | Reichmann AudioSysteme, Niedereschach im Schwarzwald Tel.: +49 7728 1064 www.reichmann-audiosysteme.de |
| Abmessungen (HBT): | 1359 x 387 x 32 mm (Gehäusewandstärke) bzw. 314 mm (Fußtiefe) |
| Gewicht: | 12,2 kg / Stück |
| Bauart: | 3 Wege, passiv, offene Schallwand, offener Dipol-Lautsprecher |
| Hochtöner: | 1x Air Motion Transformer (Dipol-AMT) |
| Mitteltieftöner: | 1 x 254 mm (beschichteter Papier-Konus) |
| Tieftöner: | 2 x 381 mm (beschichteter Papier-Konus) |
| Frequenzgang: | 22 Hz - 23 kHz (im Raum) (Herstellerangabe) |
| Impedanz: | 4 Ω (Herstellerangabe) |
| Wirkungsgrad: | 86 dB @ 500 Hz/2,83 V/1 m (Herstellerangabe) |
| 12 - 35 m 2 | |
| Lieferumfang: | - Magnepan MG-0.7 - Füße + Schrauben - Inbusschlüssel - 2 Ersatzsicherungen (4 A) - 2 Widerstände zur Hochton-Anpassung - Bedienungsanleitung (Englisch) - Garantie-Karte |
| Optionales Zubehör: | - Design-Fuß (Schwarz oder Silber): 245 / Stück |
| Pros und Contras: | + offen-luftiges Slim-Design + Wiedergabe ohne Korpus-bedingte Klangverfälschungen und Kompressionseffekte + superbe Auflösungsfähigkeit + ausgezeichneter Detailreichtum + herausragende Reinheit, Klarheit und Transparenz + atemberaubende Räumlichkeit mit weiträumiger Offenheit und Luftigkeit + famose Darstellungskraft mit hochgradiger Präsenz und Plastizität von Stimmen und Instrumenten + exzellente Fein- und Grobdynamik + entschlackter, kraftvoll-konturierter Bass mit mächtiger Leichtigkeit + homogene, stimmige, natürliche Wiedergabe + Manufaktur-Fertigung - Aufstellung bedarf des Ausprobierens für optimale Basswiedergabe |
| Benotung: | |
| Klang (60%): | 90/90 |
| Praxis (20%): | 90/90 |
| Ausstattung (20%): | 89/90 |
| Gesamtnote: | Highlight |
| Klasse: | Oberklasse |
| Preis/Leistung: | überragend |
| Gehört mit: | - Verstärker: Hegel H360 - Streaming-Vorstufe: Lumin P1 mini - Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88 - Streaming-Dienst: Qobuz |















































