Home » Tests » Spatial Europe MC Series No.5 – Grazile Fulminanz
28. Oktober 2025
von Volker Frech
RedakteurBella figura: Die No.5 ist der schlankste und schönste Lautsprecher aus Spatial Europes MC Series. Doch Vorsicht: Die Grazie teilt kraftvoll aus – und bietet dabei die klangliche Klasse ihrer Serienkollegen. Dafür bürgen die Markenzeichen der bayerischen High End-Manufaktur: Open Baffle-Bauweise mit Dipol-Abstrahlung, Koaxial-Chassis mit Kugelwellen-Horn, Drei-Wege-Konzeption mit sündteurer serieller Weiche. Welch druckvoll-dynamisches Wiedergabe-Erlebnis dies ermöglicht, zeigt unser Test.

Die Spatial Europe MC Series No.5 ist der schlankste Schallwandler der MC Series – und damit die Grazie im Portfolio der Ingolstädter High End-Manufaktur.
Grazie – dieses Kompliment verdienen sich im Grunde alle Lautsprecher von Spatial Europe: Die Ingolstädter setzen nämlich durchweg auf das Open Baffle-Prinzip, die Lautsprecher bestehen also eigentlich allein aus einer Schallwand. Die Freiheit vom Gehäuse sorgt für ein luftig-leichte Erscheinung. Dieser außergewöhnliche Auftritt hat uns bereits bei den Modellen No.1, der No.2, No.3 und No.6, die schon zu Gast in unserer Reaktion waren, fasziniert – und verfehlt auch diesmal nicht seine besondere Wirkung. Ganz im Gegenteil: Die No.5 erscheint uns als das das schlankste und anmutigste Modell der ganzen Reihe, weil ihre 76 Millimeter dünne und 1,10 Meter in die Höhe ragende Schallwand gerade mal 42 Zentimeter in der Breite misst. Auch die leichte Schallwand-Neigung, die in Kombination mit dem angesetzten Fuß optisch eine dynamische L-Form ergibt und praktisch für den sicheren Stand sorgt, macht die No.5 zum Hingucker.

Die No.5 ist hier mit schwarzen Zierringen versehen. Diese magnetisch haftenden Einfassungen umgeben die Chassis und kaschieren die fixierende Schrauben, gewähren zugleich aber freien Blick auf den Kugelwellenhorn-Koax und die Basstreiber.
Noblesse und Harmonie
Für diese Blickmagnet-Qualität sorgt aber ebenso das Oberflächen-Design: Unser Modell ist mit einem Echtholz-Furnier in noblem Nussbaum bekleidet. Mit seinem warmen Holzton und der sanften Maserung strahlt dieses Furnier eine ebenso aparte wie angenehme Wohnlichkeit und Hochwertigkeit aus. Das naturbelassene, geölte Holz erweist sich beim Darüberstreichen überdies als haptisches Highlight. Bei naher Betrachtung entdecken wir einen ebenso wirkungsvollen wie dezenten Design-Kniff: Alle Kanten sind fein gefast und schwarz gefärbt. Dieses kontrastierende Schwarz findet als optischer Akzent auch anderweitig seine Fortsetzung: nämlich bei dem in die Schallwand ragenden und bündig mit ihr abschließenden Fuß sowie bei den Einfassungen der drei Chassis. Hier bietet die No.5 ein Alleinstellungsmerkmal: Nur bei diesem Modell weisen alle Kreisausschnitte auf der Schallwand die gleiche Geometrie und Größe auf. So wirkt bei der No.5 die Verkleidung mit den magnetisch haftenden Frontbespannungen besonders harmonisch. Auch mit den als Alternative mitgelieferten Zierringen ist der Auftritt stimmig.

Edle Optik: Die No.5 präsentiert sich hier im attraktiven Nussbaum-Echtholzfurnier. Das Holz ist naturbelassen, die Oberfläche ausschließlich geölt, was die aparte Maserung hervorhebt. Die Holzflächen sind an allen Kanten leicht gefast und schwarz abgesetzt. Dieser markante Kontrast korrespondiert auch mit den ebenfalls schwarzen Chassis-Einfassungen.
Manufaktur-Fertigung: „Made in Bavaria“
Neben dem Nussbaum-Furnier hat Spatial Europe noch fünf weitere Edel-Hölzer von Santos-Palisander bis Roseneiche in petto. Standardmäßig wird der Lautsprecher aber in einer Keramiklackierung angeboten – wahlweise in Schwarz oder Weiß, oder, gegen Aufpreis, in einer Wunschfarbe aus dem RAL-Spektrum. Dazu kann dann stimmig oder kontrastierend die Kolorierung der Frontbespannungen ausgesucht werden. Diese Vielfalt der Finishes und Farben ist möglich, weil Spatial Europe eine Manufaktur ist und bei der Fertigung auf die Kooperation mit ortsnahen Betrieben setzt: Maschinenbauer, Schreiner und Polsterer stammen aus der lokalen Umgebung. Jeder Lautsprecher ist also „Made in Bavaria“, wird erst auf und nach Wunsch des Kunden gebaut – und ist damit ein Unikat. Die Manufaktur-Fertigung mit kurzen Produktionswegen gehört zum Nachhaltigkeits-Anspruch, mit dem Gründer und Mastermind Robert Andorf Spatial Europe betreibt. Sie reicht bis zur vorbildlich Kunststoff-freie Verpackung, in der die vollendeten Lautsprecher schließlich zum Kunden transportiert werden.

Die Standard-Optik der No.5. ist ein weißes oder schwarzes Keramiklack-Finish. Gegen Aufpreis kann der Lautsprecher aber auch in jeder gewünschten RAL-Farbe realisiert werden. Alternativ bietet Spatial Europe attraktive Echtholzfurniere an: Pappel gemasert, Roseneiche vintage, Olive, Santos-Palisander, Roseneiche natur, Roseneiche schwarz und, hier nicht abgebildet, Nussbaum.
Komplexe Konstruktion zur Schwingungsreduktion
In unserem Fall ist es die No.5, die uns als ausgezeichnet verarbeitetes Testmodell mit makelloser Furnier-Oberfläche erreicht. Unter dieser herrlichen Holz-Hülle steckt nun keine simple Platte, sondern eine ausgefuchst-aufwändige Konstruktion. Die scheinbar monolithische Schallwand besteht aus zwei zusammengefügten Spezial-MDF-Hälften von differierender Stärke und Materialdichte. Diese Unterschiedlichkeit vermindert bereits unerwünschte Materialvibrationen. Die Schwingungsneigung wird nochmals durch eingesetzte Stahlplatten reduziert. Sie sorgen zugleich für eine noch größere Stabilität: Hier münden die beiden durchmesserstarken Schrauben, mit denen der metallene Fuß am Korpus befestigt ist. Diese Verschraubung ermöglicht die Erzeugung eines genau definierten Anpressdrucks. Dieser Druck wirkt abermals als Vibrationsbremse. Dem gleichen Zweck dienen exakt kalkulierte innseitige Linien-Fräsungen und punktuelle Versteifungen an jenen schwingungsneuralgischen Punkten, die zuvor per Computersimulation auf den Schallwandplatten ermittelt wurden. Nächster Schwingungs-Stopper: Die Chassis sind nicht mit direktem Schrauben-Kontakt auf der Schallwand fixiert. Stattdessen sorgen absorbierende Nylon-Dübel und -Unterlegscheiben dafür, dass die Schrauben quasi entkoppelt von Schallwand und Chassis-Körben sind.

Der eingraviert Firmen-Schriftzug setzt den schwarzen Kontrast der Schallwand-Kanten, der Chassis-Rahmungen und des Metallfußes fort. Dieser Fuß ist durch die Schallwand geführt, wo er frontseitig bündig mit ihr abschließt. Schallwand und Fuß sind zudem verschraubt, der daraus resultierende definierte Anpressdruck reduziert Vibrationen.
Freiheit vom Gehäuse
Diese aufwändige Schwingungs-Vermeidung komplettiert den Vorteil des Open-Baffle-Prinzips: Dank der Freiheit vom Gehäuse entfallen die Klangverfremdungen, welche konventionelle Lautsprecherboxen durch Materialvibrationen und Hohlraum-Dröhnen erzeugen. Zudem gibt’s auch keine Kompressionseffekte, weil die Chassis-Membranen beim Schwingen nicht gegen jenen Luftwiderstand arbeiten müssen, der im geschlossenen Gehäuse die Membranbewegung bremst. Ohne diese Behinderung kann die Membran impulstreuer agieren. Das kommt der Präzision und Dynamik der Wiedergabe zugute. Diesen Vorteilen steht ein Nachteil entgegen: Ohne Gehäuse kommt es theoretisch zum sofortigen Luftdruckausgleich vor und hinter der schwingenden Membran – damit wäre kein Ton hörbar. Gegen diesen sogenannten akustischen Kurzschluss wirkt bei Höhen und Mitten, die eine geringere Wellenlänge haben, die Schallwand. Deshalb hat selbst die schlanke No.5 eine gewisse Breite. Doch auch bei den Basstönen, die gößrere Wellenlängen aufweisen, passiert dieser akustische Kurzschluss nur im Nahbereich der Schallwandseiten. Für einen kraftvollen Bass brauchen Open-Baffle-Lautsprecher aber trotzdem Woofer mit viel Membranfläche und großer Hubfähigkeit.

Die Abwesenheit eines Gehäuse und die dynamische L-Form sorgen für die luftige, außergewöhnliche Anmutung. Die sanfte Neigung der Schallwand dient zuallererst der größeren Standsicherheit des Lautsprechers. Weil sämtliche Kabel im Innern der Schallwand geführt sind, sieht der Lautsprecher auch auf der Rückseite absolut aufgeräumt aus.
Spezial-Woofer im Duo-Einsatz
Dafür sorgen zwei 12-Zoll-Chassis: Sie übernehmen gemeinsam-gleichberechtigt den Frequenzbereich unterhalb von etwa 120 Hertz. Deshalb addieren sich ihre Membranen zu einer großen resultierenden Schwingfläche. Die Woofer wurden speziell für den Open Baffle-Betrieb entwickelt und bieten deshalb eine größere Tiefton-Potenz als konventionelle HiFi-Basslautsprecher. Dafür ist ihr Antrieb so ausgelegt, dass die Membran große Auslenkungen vollführen kann. Trotzdem agiert dieser Motor linear. Möglich macht’s eine Doppelschwingspule in Unterhang-Ausführung: Sie ragt bei der Vor- und Zurückbewegung nie über die Magnet-Polplatten hinaus, bleibt also stets im homogenen Bereich des Magnetfelds. Zwischen Spule und Magnetpol wirkt zudem eine hochleitende, nichtmagnetische Kupferbuchse: Sie unterbricht Wirbelströme, senkt und linearisiert die Induktivität und verringert so Verzerrungen. Auch die Membran ist auf Hub-Potenz und Linearität ausgerichtet: Der beschichtete Papier-Konus ist auch aufgrund der komplexen Geometrie extrem stabil, steif und verformungsresistent. Eine mehrfach gefalteten Gewebesicke sorgt für seine straffe Einspannung und, selbst bei großen Auslenk-Bewegungen, für eine gleichmäßige Rückstell-Zugkraft.

Der obere der beiden 12-Zoll-Woofer: Er wurde, wie sein Partner, speziell für den Einsatz in einer offenen Schallwand entwickelt und auf Basspotenz ausgerichtet. Der Einsatz von zwei Woofern mit großer resultierender Membranfläche ist ebenfalls eine Garant für einen kraftvollen Tiefton.
Koaxial-Chassis mit Kugelwellen-Horn
Über diesen Tieftönern thront auf der Schallwand ein Koaxial-Chassis für Mitten und Höhen. Damit folgt auch die aktuelle No.5 Andorfs seit drei Jahren konsequent verfolgten Ansatz einer Drei-Wege-Wiedergabe. Hierfür setzt Spatial Europe – abgesehen vom Top-Modell No.6 – durchweg auf eine Koax-Lösung mit Kugelwellen-Horn. Dies ist eine Spezialität des spanischen Chassis-Spezialisten Beyma, für die sich Andorf nach zahlreichen Tests entschieden hat. Die Mitten liefert eine auch hier straff eingefasste Zehn-Zoll-Papiermembran. Die Höhen wandelt ein Tweeter mit sphärischem Trichter. Die in dem Treiber agierende 44-Millimeter-Kalotte besteht aus einem von Beyma entwickelten Spezial-Kunststoff. Diesem Polymer attestieren die Spanier ein vorteilhafteres Benehmen bei hoher Belastbarkeit und langer Betriebsdauer. Der Schall wird dann durch einen Trichter mit Traktrix-Geometrie geführt, er weist am Hornmund einen Öffnungswinkel von180 Grad auf. Aufgrund dieser komplexen Kontur weist das Kugelwellen-Horn über den kompletten übertragenen Frequenzbereich hinweg ein homogenes Abstrahlverhalten mit konstantem Abstrahlwinkel auf – und eine weitgehende Verfärbungsfreiheit.

Den Hoch- und Mittelton liefert der in fast allen MC Series-Modellen eingesetzte Koaxialtreiber mit Kugelwellenhorn: Er sorgt für eine homogene, hochgradig räumliche Wiedergabe.
Hochgradige Homogenität
Dies alles befördert jene Homogenität, für welche die koaxiale Konstruktion ja per se schon steht: Durch die Positionierung des Hochtöners im Zentrum des Mitteltöners werden die Schallanteile beider Chassis vom gleichen Ort abgestrahlt. Die koaxiale Anordnung folgt damit dem Ideal der Ein-Punkt-Schallquelle, das sich wiederum an der Schallentstehung und -ausbreitung unserer realen Welt orientiert. Daraus resultieren eine superbe Räumlichkeitsabbildung sowie eine hochgradig homogene und natürliche Wiedergabe. Ein weiteres Stimmigkeits-Plus ergibt sich aus der immens breitbandigen Schallwandlung des Mitteltöners: Das hochbelastbare Chassis übernimmt den großen Frequenzbereich zwischen 3,5 Kilohertz und etwa 100 Hertz. Dadurch kommen alle Frequenzen, auf die das menschliche Gehör besonders empfindlich reagiert und auch sensibel tonale Unstimmigkeiten registriert, bruchlos von ein und demselben Schallwandler. Durch den außerordentlich tiefen Übergang zum Bass-Chassis liefert der Mitteltöner ebenso den vokalen Grundtonbereich wie aus einem Guss. Deshalb klingt – nächster Vorteil – die Stimmenwiedergabe offener.
Serielle Drei-Wege-Weiche
Um diese Meriten nicht über die Signalleitungen wieder zunichte zu machen, verwendet Andorf 8N-Solidcore-Kupferkabel. Diese aus hochreinem Kupfer gefertigten Massivleiter übertreffen nach Andorfs Erkenntnis, die aus ebenfalls zahlreichen Tests resultiert, jeden Litzen-Leiter. Deshalb offeriert Spatial Europe auch entsprechende Lautsprecherkabel in dieser Solidcore-Qualität. Die Kabel sind innerhalb der Schallwand verlegt. Deshalb bietet selbst die Lautsprecherrückseite der No.5 einen adrett-aufgeräumten Anblick. Die Chassis-Verkabelung mündet in der Frequenzweiche, die im Lautsprecherfuß untergebracht ist. Hier kommt, wie bei den Modell-Geschwistern, jenes serielles Drei-Wege-Weichenkonzept zum Einsatz, an dem Andorf Jahre gearbeitet hat und das er stetig weiter optimiert. Seriell bedeutet: Hoch-, Mittel- und Tieftöner sind in Reihe geschaltet und nicht, wie üblich, in einer parallelen Schaltung angeordnet. Dadurch wird es knifflig, denn so hat jedes verwendete Bauteil Einfluss auf alle Chassis und gleichfalls auf die komplette Weichenschaltung. Und wie die Bauteile beeinflussen auch die Chassis mit ihren Eigenschaften und Kennwerten, den Thiele-Small-Parametern, dieses Schaltungs-Netzwerk.

Der massive Fuß wurde aus einem monolithischen Aluminium-Block gefräst. Im Innern ist, geschützt vor elektromagnetischen und mechanischen Einflüssen, die serielle Frequenzweiche untergebracht. Mit seiner Materialqualität, der sauberen Mattschwarz-Lackierung und der gelaserten Logo-Gravur unterstreicht dieser Fuß die Hochwertigkeit der No.5. Sie wird durch die exzellenten nextgen-Anschlussklemmen von WBT abgerundet.
Beste Bauteile, ausgefuchster Aufbau
Aus diesem Grund ist eine serielle Weiche ungemein schwierig zu realisieren. Dieser Aufwand wird selten getrieben, der allgemeine Erfahrungsschatz ist dementsprechend gering. Eine Computer-Simulation liefert leider keine akustisch befriedigenden Ergebnisse. Also: Probieren und Studieren. Rund 30.000 Bauteile hat Andorf in zahllosen Hörsitzungen getestet, um mit minimaler Komponenten-Anzahl in maximaler Qualität ein stimmiges Ergebnis zu erzielen. Zu den sündteuren Weichen Ingredienzien gehören nun induktionsfreie Manganin-Folienwiderstände, niederohmige Schichtkernspulen, in Bienenwachs vakuumgetränkte Kupferfolien-Spulen und Kondensatoren mit Wachs-/Papier-Dieelektrikum. Auch die Verbindungswege sind entscheidend: Die auf einer CDF-Platte gelagerten Bauteile sind ohne klangdegradierende Platine in Freiverdrahtung verlötet und über zentimeterbreite Kupfer-Bahnen kontaktiert. Schutz vor elektromagnetischen Feldern und mechanischen Schwingungseinflüssen bietet der die Weiche umgebende Fuß: Er ist aus einem massiven Aluminiumblock gefräst und bietet innseitig genügend Platz, um die Weichenbauteile mit klangförderlichem Abstand zueinander einbauen zu können. Auch Weichen-Upgrades sind so ressourcenschonend möglich. Mit seiner Massivität und der Mattschwarz-Lackierung fundamentiert dieser Fuß den hochwertigen Auftritt.

Eigentlich sorgen drei höhenverstellbare Kugelspikes aus Feuerbronze für die punktuelle Ankopplung der No.5 an den Boden. Als Tuning-Maßnahme bietet Spatial Europe aber optional Absorber-Füße.
Aufstellung und Ausrichtung
Für den amtlichen Anschluss bietet dieser Fuß schließlich zwei ausgezeichnete WBT nextgen-Klemmen. Die kippelfreie Ankopplung der No.5 an den Boden besorgen drei höhenverstellbare Bronze-Spezialfüße. Sie erlauben auch eine Veränderung der Schallwand-Neigung und damit eine Dosierung des Direktschalls-Einflusses. Wir sind damit beim Thema „Aufstellung“: Empfohlen wird ein Mindest-Wandabstand von 65 Zentimetern und ein Minimal-Hörabstand von zweieinhalb Metern. Die Lautsprecher richtet man auf den Hörplatz aus: Open Baffle-Lautsprecher sind Dipole und beschallen deshalb vorderseitig fokussierter als konventionelle Boxen. Dadurch entstehen weniger Decken-, Boden- und Seitenwand-Reflexionen und somit auch weniger Raummoden. Wegen der seitlichen Auslöschungen erfolgt die Bassabstrahlung in Form einer „8“, die Schallwand ist der Knotenpunkt dieser Acht. Für einen voluminösen Bass wird auch der rückseitig abgestrahlte Tieftonschall benötigt. Deshalb ist Ausprobieren Pflicht: Je nach Wand-Abstand und Hörplatz-Distanz der Lautsprecher findet am Sofa eine Addition oder Auslöschung direkter und indirekter Schallanteile statt – und damit eine beträchtliche Stärkung oder Schwächung des Basses.

Mit den von der Manufaktur empfohlenen Aufstellungstipps hat man schon eine gute Ausgangsbasis. Die optimale Positionierung mit stimmig-voluminösem Bass findet man durch Ausprobieren heraus.
Die Spatial Europe MC Series No.5 in der Praxis
Wir stellen die No.5 nun in unserem Hörraum auf und landen nach gewissenhaftem Ausprobieren bei 70 Zentimeter Wandabstand, gemessen von der Schallwand-Front. Die Lautsprecher stehen dabei 2,35 Meter voneinander entfernt. Die Distanz zum Sofa beträgt 2,80 Meter. Bei der Einwinklung haben wir mit geringer Gradzahl angefangen, landen aber schließlich doch wieder bei der für Open Baffle-Lautsprecher günstigen Ausrichtung auf den Hörplatz. So ist es optimal – und so ist Aimee Manns Song „Humpty Dumpty“, mit dem wir die Aufstellung vorgenommen haben, ein Hochgenuss. Zuallererst fällt uns der hohe Wirkungsgrad auf, mit dem dieser Lautsprecher agiert: Wir haben unseren Hegel H360, der die Verstärkung übernimmt, deutlich weniger aufgedreht als üblich, um eine amtlich-angenehme Hörlaustärke zu erzielen. Da reicht also auch schon ein deutlich kleinerer, wattärmerer Verstärker. Als zweites fällt uns die anspringende Dynamik auf. „Humpty Dumpty“ wird vom Schlagzeug eröffnet: John Sands haut auf Snare und Tom, …
Verblüffender Realismus
… und diese zwei Schläge haben zwei Wirkungen: Zum einen zucken wir, obwohl wird den Song nun wirklich kennen und vom Einstieg alles andere als überrascht sind, unwillkürlich zusammen: Die Schläge kommen völlig unvermittelt aus dem nichts und haben einen satten Anschlags-Attack. Zum anderen verblüfft uns der Realismus der Wiedergabe: Bei der kurz peitschenden Snare hören wir das markante Rasseln des Metallfeder-Teppichs, der unter das Resonanzfell gespannt wird und den typischen Ton der Trommel prägt. Bei der Tom wiederum hören wir nach dem knackigen Anschlag des Holz-Sticks auf das Kunststoff-Fell, wie der Trommelkessel zu schwingen beginnt, wodurch der Tom-Ton mit leichtem Pauken-Effekt an- und wieder abschwillt und sich dabei auch in Frequenz und Klangfarbe ändert. Wer je neben einem echten Schlagzeug gestanden hat, weiß, dass genau diese Klang-Charakteristika und diese Dynamik ein Drumset ausmachen. Mit dem Einsatz der Mitmusiker zeigt die No.5 nun noch weitere Top-Qualitäten…

Wer die Chassis nicht sehen möchte, tauscht die Zierringe gegen die ebenfalls magnetisch haftenden Stoffblenden aus, die als Alternative mitgeliefert werden.
Mühelose Mächtigkeit
Zuvorderst ist die Wiedergabe wunderbar aufgeräumt. Die Voraussetzung dafür ist ein sauberes Fundament – und das liefert dieser Lautsprecher: Der Bass hat ein satten Volumen, ist aber trotzdem bestens definiert. Hier zahlt sich zum zweiten Mal die Freiheit vom Gehäuse aus: Zum Dynamik-Plus, das durch eine Membran-Bewegung ohne Luftkissen-Bremse ermöglicht wird, gesellt sich nun die Klangtreue. Es gibt keine gehäusebedingten Überzeichnungen und Dröhneffekte, die gerade den Tiefton betreffen. Es entfällt also die bräsige, verunklarende Massigkeit – und so bietet die No.5 einen Bass, der zugleich Gewichtigkeit und Leichtigkeit besitzt, also jene mühelose Mächtigkeit, mit der uns Open Baffle-Lautsprecher immer wieder erstaunen. Aufgrund dieser Definiertheit können wir auch die Bassdrum, deren Beats genau auf den Basston-Wechseln liegen, problemlos heraushören, weil sie eben nicht mit den Viersaiter-Tönen vermatscht. Auf diesem sauberen Fundament können sich nun die anderen Instrumente collendet präsentieren – und das gelingt abermals aufgrund des Offene-Schallwand-Prinzips ausgezeichnet, denn …
Herausragende Räumlichkeit
… Open Baffle-Lautsprecher sorgen mit ihrer Dipol-Abstrahlung für eine exzellente Räumlichkeit. Diese Vorzüge zeichnet ja ebenfalls das Koaxial-Chassis aus – und so erleben wir eine Wiedergabe, die wunderbar weiträumig und offen ist. Die No.5 bietet den Musikern dabei eine in der Breite wie in der Tiefe geräumige Bühne, auf der die Musiker hörbar Platz zur freien Entfaltung haben. So steht das Schlagzeug, wie es sich gehört, weit hinten, hat aber trotzdem, wie es im wahren Bühnen-Leben ebenfalls der Fall ist, die gebührende Präsenz. Davor stehen in schöner Tiefenstaffelung der Bass, die akustische Western-Gitarre, die verzerrte E-Gitarre, das mellotron-artige Chamberlin und das Roland JX-3P-Keyboard sowie natürlich vorne die Stimme von Frontrau Aimee Mann. Diese geräumige 3D-Abbildung lässt sich durch die Einwinklung, die den Direktschall-Anteil beeinflusst, und durch einen anderen Neigungswinkel der Schallwand verändern. Wir schrauben den hinteren Fuß der No.5 etwas heraus – so ist die Wirkung der Wiedergabe noch intensiver.

Für die Stoffblenden hat Spatial Europe ein umfangreiches Angebot an möglichen Farbtönen in petto. Hier ist gerade mal eine kleine Auswahl abgebildet.
Klarheit und Transparenz, Detailfülle und Präsenz
Zur ausgezeichneten Räumlichkeit gesellt sich ein hochgradige Klarheit und Transparenz. So können wir auch kleinste Klangereignisse hören. Unser Highlight ist hier die verzerrte E-Gitarre von Michael Lockwood: Er spielt zuerst das herrlich wehmütige Slide-Gitarren-Intro, wobei wir das Rutschen des gläsernen Bottlenecks über die stählernen Saiten hören – wie auch das leichte Rauschen seines Gitarrenverstärkers. Ja, solche in der Aufnahme hörbaren Nebengeräusche sind das Realitäts-Salz in der Wiedergabe-Suppe! Dann dreht Lockwood das Volumenpoti seiner Sechssaitigen weiter auf: Damit und durch intensives Bottleneck-Vibrato lässt er einen schon fast verklungenen Gitarrenton wieder singen und sich bis zum beginnenden Feedback aufschaukeln, um schließlich mit sahnig angezerrtem Sound Akkord-Arpeggien folgen zu lassen. Wow! Mit der No.5 können wir all diese Details fasziniert verfolgen – und genießen einen gitarristischen Gänsehaut-Moment. Dank des hervorragenden Auflösungsvermögen hören wir selbst das Cello, das Aimee Manns Gesang unterlegt ist, obwohl die Frontfrau prominent und mit herrlicher Präsenz vor uns steht.

Mit den Stoffabdeckungen bietet die No.5 einen noch cleaneren Look. Weil alle Kreissegmente der Front gleich groß sind, ist die Optik besonders harmonisch.
Atemberaubende Präsenz
Mit diesen Pluspunkten werden auch Klassik-Aufnahmen zum Erlebnis. Das erfahren wir bei Cecilia Bartolis Interpretation von Händels berühmter Arie „Lascia ch’io pianga“. Die Stimme der Weltklasse-Sopranistin ist nun frei von jener leicht knödeligen Andickung, die oft bei der Wiedergabe über konventionelle Boxen auffällt. Hier ist ihr inniger Gesang, mit dem sie als Almirena ihre verlorene Freiheit beweint, zum Niederknien schön: Unendlich leise intonierte, fragile Silben steigert sie gekonnt zu sonoren, strahlenden Tönen, die Phrasenenden veredelt sie mit wunderschönem Vibrato – und dazwischen hören wir jeden noch so zarten Atmer. Es ist, als stünde die Primadonna direkt vor uns, als wäre sie uns ganz nah. Diese Wiedergabe ist derart präsent und plastisch, dass wir von Bartolis betörendem Gesang und der anrührenden Musik völlig vereinnahmt sind – und zwischenzeitlich unbewusst gar den Atem anhalten. Dazu trägt die immersive Abbildung bei. Sie wiederum verdankt sich auch der ausgezeichneten Auflösungsfähigkeit der No.5.

Die optionalen Absorberfüße werden unter die Spikes gesetzt und fassen diese ein. Die aus einem POM/Sylomer/POM-Sandwich bestehenden Absorber wirken gegen klangschädliche Vibrationen auch von schwingungsfreudigen Böden – und ermöglichen so eine noch bessere Performance.
Immersive Imagination
So spüren wir gleich mit den ersten Orchesterklängen und Gesangsilben das Ambiente der Londoner Henry Wood Hall, in dem die Aufnahme stattgefunden hat. Der immersiv imaginierte Kathedralen-Eindruck macht die reale Beschränkung unseres Hörraums im Nu vergessen. Dank des Detailreichtums und der 3D-Abbildung kommt auch das begleitenden Orchester vollendet zur Geltung: Wir erleben einen echten Klangkörper mit verortbaren Stimmgruppen und einzeln heraushörbaren Instrumenten. Das ist umso faszinierender, da die Acadamy Of Ancient Music auf historischen Instrumenten oder exakten Nachbauten musizieren – so hören wir Edel-Geigen von Stradivari und Guarneri und ungewöhnliche bis exotische Instrumente wie das silbrige Cembalo oder die warm-sonore Theorbe. Der Hörgenus lässt sich nochmals steigern: Wir unterfüttert die Kugelspikes der No.5 mal mit den Absorber-Füßen, die Spatial Europe optional anbietet. Dadurch wird die Wiedergabe abermals verfeinert: Sie gewinnt an Transparenz und Detailfülle, an Räumlichkeit und Plastizität, und auch der Bass hat eine nochmals bessere Definition.
Die Grazie teilt aus
Das zahlt sich insbesondere bei hochtourigen und Attack-satten Tracks aus – etwa bei „Drum N Bassa“ von Infected Mushroom: Hier testest das berühmte Psytrans-Duo mit seinen berüchtigten ultraharten Beats unsere physische Belastbarkeit – während die No. 5 auch bei brachialem Pegel, bei dem uns die hämmernden Synthesizer-Drums mit obersattem Druck den Körper massieren, völlig unbeeindruckt bleibt und nach wie vor sauber und und transparent spielt. Die No.5 mag optisch eine Grazie sein, doch akustisch teilt sie kraftvoll aus und glänzt auch hier dynamisch mit hochgradiger Fulminanz. Bei derartigen Electro-Tracks fällt auf, dass die No. 5 in allertiefsten Frequenzregionen nicht ganz so weit runterspielt wie etwa ihre Serien-Schwester No.6. Das bestätigt sich auch bei notorischen Subbass-Tracks wie Boris Blanks „Big Beans“ oder Charlie Antolinis „Arabian Desert Groove“. Dafür erleben wir diese Musik dank der No. 5 nun mit noch mehr Verve und mitreißender Frische, was die Wiedergabe umso packender macht.

Die Spatial Europe MC Series No.5 im Hörtest: Hier spielt sie mit dem Plattenspieler Transrotor Dark Star, dem Phono-Vorverstärker Graham Slee Reflex M, der Streaming-Vorstufe Lumin P1 mini und dem Vollverstärker Hegel H360.
Fazit
Die Spatial Europes No.5 ist mit ihrer schlanken Formgebung optisch die Grazie der MC Series. Akustisch hingegen präsentiert sie sich mit hohem Wirkungsgrad und immenser Dynamik als der fulminanteste Lautsprecher der Reihe: Die Musik hat mit der No.5 noch einen Extra-Kick Vitalität und Frische. Dabei profitiert sie von den Pluspunkten, die alle Schallwandler der bayerischen High End-Manufaktur auszeichnen: Die Freiheit vom Gehäuse sorgt für einen Klang ohne Verfälschungen und Kompressionseffekt und insbesondere für einen voluminösen Bass mit müheloser Mächtigkeit, auch wenn die No.5 kein Tiefbass-Wunder ist. Dank der Dipol-Abstrahlung, dem Koaxial-Chassis mit Kugelwellen-Horn und der seriellen Weiche glänzt die Wiedergabe mit ausgezeichneter Auflösung und Transparenz. Sie zeichnet sich zudem durch wunderbare Homogenität und exzellente Räumlichkeit aus. Hierbei bietet sie eine luftig-offene, großzügige Bühnendarstellung mit superber und Präsenz der Musiker und großartiger Plastizität der Instrumente. So macht die No.5 für Auge und Ohr bella figura – und sorgt für grazile Fulminanz.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: sehr gut
97 of 100
97 of 100
98 of 100

Technische Daten
| Modell: | Spatial Europe MC Series No.5 |
|---|---|
| Produktkategorie: | Standlautsprecher |
| Preis: | - Standard-Ausführung (Keramiklack schwarz oder weiß): 17.500,00 € / Paar Aufpreise: - frei wählbare RAL-Lackierung: 450,00 € - Holzfurnier: 900,00 € - 1.200,00 € (je nach Furnier) |
| Garantie: | 10 Jahre |
| Ausführungen: | - Lackierung: Keramiklack weiß (matt), Keramiklack schwarz (matt) sowie (gegen Aufpreis) jegliche RAL-Farbe - Holzfurnier (gegen Aufpreis): Nussbaum, Olive, Santos-Palisander, Pappel gemasert, Roseneiche natur, Roseneiche vintage, Roseneiche schwarz |
| Vertrieb: | Mach One classics, Ingolstadt Tel. +49 841 33670 www.machone-classics.de |
| Abmessungen (HBT): | 1100 x 415 x 76 mm (Gehäusewandstärke) bzw. 380 mm (Fußtiefe) |
| Gewicht: | 48 kg / Stück |
| Bauart: | 3 Wege, passiv, offene Schallwand, offener Dipol-Lautsprecher |
| Koaxialchassis: | - Hochtöner: 1 x Kugelwellenhorn mit 44-Millimeter-Polymer-Kalotte und Aluminium-Druckgusshorn - Mitteltöner: 1 x 254 mm (beschichteter Papier-Konus) |
| Tieftöner: | 2 x 305 mm (beschichteter Papier-Konus) |
| Frequenzgang: | 32 Hz - 21 kHz (im Raum) (Herstellerangabe) |
| Trennfrequenzen: | ca. 100-120 Hz, ca. 2.000 Hz (Herstellerangabe) |
| Impedanz: | 4 Ω (Herstellerangabe) |
| Wirkungsgrad: | 96 dB/W/m (Herstellerangabe) |
| ≥ 20 m 2 | |
| Lieferumfang: | - Spatial Europe MC Series No.5 - höhenverstellbare Kugelspikes - Stoffabdeckungen für die Chassis magnetisch haftende Einfassungsringe für die Chassis |
| Optionales Zubehör: | - Spatial Europe Absorptionsfüße, abgestimmt auf das Lautsprechergewicht (380,00 € / 6 Stk.) - Einspielservice: Einspielen der Lautsprecher in der firmeneigenen Schallkabine |
| Pros und Contras: | + offen-luftiges, graziles Design + Wiedergabe ohne gehäusebedingte Klangverfälschungen und Kompressionseffekte + hervorragende Auflösungsfähigkeit + außerordentlicher Detailreichtum + große Reinheit, Klarheit und Transparenz + herausragende, immersive Räumlichkeit + superbe Plastizität und Präsenz von Musikern und Instrumenten + mitreißende Frische + fulminante, anspringende Dynamik + mühelos-behender Bass mit tiefreichender Mächtigkeit +hoher Wirkungsgrad, ermöglicht den Anschluss auch wattarmer Verstärker + Update-fähige Weiche + Manufaktur-Fertigung + optionaler Einspielservice: die benötigte Einspielzeit von bis zu 500 Stunden kann Mach One in der hauseigenen Schallkabine absolvieren - Aufstellung benötigt für optimale Basswiedergabe Platz und bedarf des Ausprobierens |
| Benotung: | |
| Klang (60%): | 97/100 |
| Praxis (20%): | 97/100 |
| Ausstattung (20%): | 98/100 |
| Gesamtnote: | 97/100 |
| Klasse: | Referenzklasse |
| Preis/Leistung: | sehr gut |
| Gehört mit: | - Plattenspieler: Transrotor Dark Star - Phono-Vorverstärker: Graham Slee Reflex M - Streaming-Vorstufe: Lumin P1 mini - Verstärker: Hegel H360 - Signalkabel: Audio Black Beauty XLR, Audio Black Beauty Cinch - Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88 |















































