Home » Tests » Harwood LS3/5A – Die Legende lebt
11. November 2025
von Volker Frech
RedakteurDer Kompakt-Klassiker kehrt zurück: Die LS3/5A, einst von der BBC für den mobilen Sendebetrieb entwickelt und bis heute als audiophil-ehrlicher Kleinlautsprecher beliebt bis verehrt, bietet Harwood als absolut originalgetreuen Nachbau an – und offeriert den berühmten Kult-Schallwandler zu einem unschlagbaren Preis. Was den Nimbus dieses geschlossenen Zwei-Wege-Lautsprechers ausmacht und wie die Neuauflage klingt, zeigt unser Test.

Die Harwood LS3/5A ist eine originalgetreue Replika des legendären Lautsprechers – und deshalb natürlich nur echt mit der charakteristischen Front. Wer es optisch geschmeidiger mag, setzt die dank Klett-Band haftenden Blenden auf.
Das hätte sich Dudley Harwood wohl nicht träumen lassen: Der leitenden BBC-Ingenieur bekam Anfang der 1970er von seiner Rundfunkanstalt den Auftrag, für die neuen TV-Übertragungswagen einen möglichst kompakten Nahfeld-Abhörmonitor zu entwickeln. Die auf dem Markt verfügbaren Modelle konnten den Ansprüchen der British Broadcasting Corporation schlicht nicht genügen. Den Auftrag erfüllte Harwood derart gut, dass der in langjähriger und aufwändiger Entwicklung entstandene Lautsprecher bald auch außerhalb des Rundfunk-Reichs bekannt und zum gefragten Lautsprecher bei Fans einer anspruchsvollen Musikwiedergabe wurde. So setzte dieser Monitor Maßstäbe: Die LS3/5A gilt als erster audiophiler Kleinlautsprecher, mit ihm begann ein Umdenken hinsichtlich der Musikwiedergabe: Das Thema Räumlichkeit spielte eine größere Rolle, Regallautsprecher wurden nun auch nicht mehr wie selbstverständlich ins Regal gequetscht, sondern bewusst auf Stativen platziert. Zudem ist die LS3/5A das wohl langlebigste und weitverbreitetste Lautsprechermodell der Welt: Wegen der stetigen und steigenden Nachfrage vergab die BBC die Lizenz zum Nachbau – …

Der Monitor ist mit einem attraktiven Palisander-Furnier bekleidet, das bestens verarbeitet ist und auch eine angenehme Oberflächen-Haptisch aufweist.
Ikonischer Kleinmonitor mit „Must have“-Appeal
… und so bauten und bauen bis heute diverse Audiohersteller oftmals britischer Provenienz diesen mittlerweile ikonischen Kleinmonitor: zuerst Rogers, später KEF, von der auch ursprünglich die Treiber der originalen BBC-Boxen stammten, ebenso Harbeth, also die von Harwood und seiner Frau Beth gegründete eigene Firma (deren spätere LS3/5A-Weiterentwicklung zur P3ESR wir bereits getestet haben), aber auch Falcon, Graham, Chartwell oder Spendor. Insgesamt soll es über 40 Anbieter dieses Lautsprechers geben, wobei spätere Nachbauten mitunter nicht mehr gemäß der strengen BBC-Vorgaben gefertigt sind. Allen gemein ist aber eins: Für den kleinen Lautsprecher, der eine eingefleischte Fan-Gemeinde hat und bei vielen HiFi-Aficionados auf der „Muss-ich-irgendwann-besitzen“-Wunschliste steht, wird durchweg ein großer Preis aufgerufen. Das „Must have“ und der monetäre Haken haben Raimund Saerbeck auf den Plan gerufen. Saerbeck, seit über 40 Jahren bestens bekannter Online-Händler für Lautsprecher und DIY-Schallwandler-Bedarf, hatte einst eine LS3/5A-Version als reines Selbstbau-Projekt im Programm – und war baff …

Die Stirnseite prägen insbesondere das getackerte Klettband für die Blendenbefestigung und der den Tweeter einfassende Filzkragen. Wie für damalige Zeit üblich, ist die gesamte Front etwas zurückversetzt in den Korpus eingelassen.
Getreue Replika zum günstigen Preis
… wegen der Selbstverständlichkeit und Räumlichkeit der Wiedergabe. Seither hat ihn dieser Lautsprecher nicht mehr losgelassen. Schließlich hat Saerbeck den Entschluss gefasst, eine eigene LS3/5A-Replika zu fertigen – getreu den Spezifikationen der BBC, aber günstiger im Preis. Clevererweise hat Saerbeck sich die Namensrechte an Harwood gesichert, was die Authentizität erhöht. Zugunsten der Kostendämpfung erfolgt der Verkauf im Direktvertrieb und die Fertigung in China Sie geschieht strickt und verlässlich nach Saerbecks Vorgaben – und Sarbeck wiederum hält sich penibel an die BBC-Direktiven, weil er der entspannt-selbstverständlichen Original-Performance so nahe wie möglich kommen möchte. Da der Hifisound-Inhaber immer auch den DIY-Ansatz mitdenkt, gibt es seine Replika zudem auch als noch günstigeren Bauteile-Bausatz – entweder komplett ohne Gehäuse oder bereits als fertig montierte Schallwand. Wir haben aber die LS3/5A als komplett spielfertigen Lautsprecher für den Test geordert – und glauben, als der Monitor auf unserem Redaktionsschreibtisch steht, eine Zeitreise unternommen zu haben.

Als Kompaktlautsprecher passt der kaum Schuhkarton-große Monitor prima auf ein Sideboard, wenn man ihn nicht auf separate Stative stellen kann oder möchte.
Original-Design mit charakteristischer Kult-Front
Die Identität beginnt beim Design: Die Monitor-Maße betragen originalgetreue 31 mal 19 mal 17 Zentimeter. Nach wie vor bestehen der geschlossene Korpus aus Birkenholz-Multiplex und die innere Dämmung/Dämpfung aus Schwerfolie/Polyurethan-Schaumstoff. Äußerlich punktet die Replika mit einem attraktiven, akkurat applizierten Palisander-Furnier. Die Front bedeckt eine Textilblende, die dank Klettverschluss stramm haftet. Das Klettband ist auf der Blende und der Schallwand maximalpragmatisch und Tradition-wahrend mit Tacker-Klammern fixiert. Auf der Schallwand sitzt unten der vertieft eingelassene, also leicht zurückversetzte Mitteltieftöner. Darüber thront der Tweeter. Ihn rahmt ein Filz-Viereck: Es soll seit jeher verhindern, dass sich Hochton-Schallanteile an den Gehäusekanten brechen. Der fliehender Woofer, der Filz-Kragen und das getackert-umlaufende Klettband sorgen im Verbund für die einzigartig-charakteristische Front-Optik mit herausragendem Wiedererkennungswert. Anders gesagt: Die LS3/5A ist einer der wenigen Lautsprecher, die wir unbedingt mit aufgesetzter Blende betreiben möchten. Die Stoffabdeckung ist ja angeblich auch Teil des Sound-Designs. Womöglich ist dieses Argument aber nachgeschoben …

Der durch ein Gitter geschützte Hochtöner ist ein getreuer Nachbau des originalen Tweeters: Der Hochtöner schallwandelt mit einer 19 Millimeter-Kalotten aus dem Membran-Material Melinex. Auch die Filzeinfassungen ist originalgetreu: Sie dämpft seitlich abgestrahlte Schallanteile, die sich besonders stark an den den Korpus-Kanten brechen können, weil die Schallwand leicht zurückversetzt ist.
Schallwandlung mit exakten Chassis-Nachbauten
Nun zu den Treibern: Sie sind weitestmöglich exakte Replika der Original-Chassis. Die Kalotte des 19-Millimeter-Tweeters besteht, wie schon beim einst von KEF produzierten Hochtöner, aus Melinex. Diese in Längs- und Querrichtung gereckte, zugleich leicht und robuste Polyesterfolie setzte Harwood ein, um auch in höheren Frequenzregionen eine detailreiche und transparent Wiedergabe zu erzielen und im gesamten Hochtonbereich Verzerrungen zu vermeiden. Der Hochtöner zeichnet sich durch ein breites Abstrahlverhalten aus, was für die Räumlichkeitsabbildung eines Direktschall-intensiven Nahfeld-Monitor günstig ist. Der darunter sitzende 11-Zentimeter-Woofer schallwandelt die Mitten und Bässe mit einer Membran aus Bextrene. Dieser auf Cellulose-basierte Acetat-Kunststoff ist ebenfalls leicht und überaus steif. Ihn wählte Harwood, um präzise Mitten und reine, verzerrungsarme Bässe zu erzielen. Schon damals bekam die Membran eine dämpfende Beschichtung, um die Resonanz-Anfälligkeit im Bereich zwischen einem und 1,5 Kilohertz zu zähmen, was nur begrenzt erfolgreich war. Beim originalgetreuen Nachbau für die Harwood-Replika ist dieses Resonanz-Problem gelöst, denn …

Der 110 Millimeter durchmessende Mitteltieftöner schallwandelt, ebenfalls originalgetreu, mit einer Konusmembran aus dem Kunststoff Bextrene. Die Beschichtung dient damals wie heute der Zähmung von Resonanzfrequenzen.
Frequenzweiche: Topologie-Tradition und Bauteil-Moderne
… der Nachbau-Woofer weist im betreffenden Frequenzbereich eine leichte Pegel-Senke auf – und die wiederum wird durch den sogenannten Baffle Step ausgeglichen: Durch Schallwand-Reflexionen werden höhere Frequenzen im Abstrahlverhalten betont, und die LS3/5A weist genau in der fraglichen Frequenz-Region einen Pegel-Buckel auf. Trotzdem besitzt auch die Weiche des Haarwood-Nachbaus jenen Sperrkreis, der beim Original zur Behebung des Resonanzproblems eingesetzt wurde. Denn auch die Weiche entspricht in ihrer Topologie exakt dem aufwändig aufgebauten und mit hochwertigen Bauteilen bestückten Original. Die Weiche der Haarwood-Neuauflage ist aber natürlich mit aktuellen Qualitäts-Komponenten realisiert: Hier kommen etwa MKT-Folienkondensatoren sowie aufwändige Spulen und ein Auto-Transformator mit E-I-Kern aus teurem Transformatoren-Blech zum Einsatz. Zudem sind etliche Bauteilwerte, wo nötig, behutsam angepasst – etwa bei besagtem Sperrkreis. Im Ganzen sorgt die Frequenzweiche dafür, dass der Hochtöner, der laut Datenblatt bist zu erstaunlichen 30 Kilohertz hochspielt, ab drei Kilohertz an den Woofer übergibt, der runter bis 80 Hertz agiert.

Das Etikett attestiert es: Die Harwood-Replika dieses Nahhfeld-Monitors ist nach den BBC-Spezifikationen gebaut, wie sie vom Research Department der altehrwürdigen Rundfunkanstalt in dem Report RD 1976/29 festgeschrieben sind.
Die Harwood LS3/5A in der Praxis
Wie das BBC-Original weist auch die Harwood-Replik eine Impedanz von ungewöhnlich hohen 15 Ohm auf. Hinzu kommt ein niedriger Kennschalldruck von 82 dB. Damit scheint klar: Die LS3/5A mag einen kraftvollen Antrieb. Wir schließen sie deshalb zuerst an unseren pro Kanal 250 Watt liefernden Hegel H360 an. Dazu geben wir den nagelneuen Lautsprechern erst mal eine gebührende Einspielzeit. Das lohnt sich immens, wie wir beim Immer-mal-wieder-Reinhören im Testraum feststellen. Da die LS3/5A als Nahfeld-Monitor konzipiert ist, fangen wir mit einem entsprechenden Hör-Szenario an. Die beiden Lautsprecher stellen wir dabei erst zuerst auf unser Sideboard. Hier haben sie zueinander einen Abstand von gut eineinhalb Metern. Kaum weiter entfernt stellen wir unser Sofa. Bei der Einwinklung beginnen wir, wie immer, mit paralleler Aufstellung und richten die Lautsprecher bei Bedarf peu à peu hin zum Hörplatz aus. Bei der LS3/5A genügt eine leichten Einwinklung, bis das Ergebnis stimmt – und wie es stimmt!
Kleiner Lautsprecher, große Klangkultur
Das erfahren wir gleich beim ersten Testsong: „Brite Nightgown“ von Donald Fagen. Er führt hier den ausgefuchsten Jazzrock von Steely Dan fort – mit gleich zehn Mitmusikern. Die Begleitband startet sofort im Tutti, sodass wir direkt zusammenzucken, denn gerade der gemeinsame und präzise auf den Punkt gespielte Auftakt von Schlagzeug, Bass und Keyboards kommt derart akkurat und fulminant aus dem Nichts, das wir nun verblüfft zum Verstärker gucken: Der Hegel agiert in seiner alleruntersten Komfortzone, der Pegel im Raum entspricht normaler Zimmerlautstärke – und trotzdem hat die Bassdrum einen satten Punch, das Crash-Becken eine crisp-peitschende Präsenz, der Bass ein üppiges Volumen und die Keyboards eine aufgeräumt-sauberen Akkord-Schichtung. Schon hier zeigt sich viel von der großen Klangkultur dieses kleinen Lautsprechers. Bleiben wir beim Bass: Natürlich kann die LS3/5A mit der überschaubaren Woofer-Membranfläche und dem Sechs-Liter-Gehäusevolumen keinen Tiefstton erzeugen, doch sie agiert zwischen 100 und 200 Hertz mit einer bewusst realisierten Bassbetonung.

Für den Verstärkeranschluss bietet der Monitor zwei Klemmen für den Sigle-Wire-Betrieb. Die Klemmen sind von sehr guter Qualität: Sie besitzen große Aufnahmen, sodass selbst querschnittstarke Litzen einführbar sind. Die feinen Drähtchen werden dann dank der freilaufenden Andruckscheiben mechanisch schonend angepresst.
Souveräner Bass, satte Dynamik
So präsentiert dieser Lautsprecher Freddie Washingtons Fünfsaiter mit erstaunlich sonorer Souveränität, Fülle und Tragfähigkeit. Deshalb können wir die Mächtigkeit dieses Basses auch spüren – selbst als Washington nach der Einleitung ein markant-abgestopptes Motiv spielt, das auch Töne seiner ultratiefen H-Saite einbezieht. Dieser Bass wirkt schlicht komplett. Das ist umso bemerkenswerter, da die LS3/5A ja ein geschlossener Lautsprecher ist. So hat das Bassfundament jene Definition und Konturiertheit, für die wir geschlossene Schallwandler so schätzen. Von dieser Akkuratesse profitiert natürlich die gesamte Wiedergabe – und insbesondere das Schlagzeug: Trommeln und Becken haben eine herrliche Präzision und Dynamik, Anschläge besitzen einen flotten Attack, sodass sich auch die immer wieder fein abgestuften Schläge von Drumming-As Keith Carlock eine unangestrengte Gegenwärtigkeit haben und selbst sanfte Becken-Berührungen sich mühelos durchsetzen. Diese gelassene Selbstverständlichkeit und Entspanntheit unterscheidet die LS S3/5A etwa von unserer zuvor getesteten, noch kleineren Neat Iota II, die die Instrumente etwas forcierter präsentiert.

Das Furnier ist fein verarbeitet: Die Maserung des Palsiander-Holzes verläuft im Übergang von der Oberseite zu den Wangen absolut bruchlos.
Durchhörbarkeit und Transparenz
Diese Knackigkeit und Akkuratesse setzt sich bei den weiteren Instrumenten fort: Gitarrist Jon Herington spielt ein herrlich perkussives Motiv, das den Groove der Rhythmus-Fraktion um einen schönen Drive bereichert. Dafür spielt Herington mit abgestoppten und abgedämpften Tönen – und obwohl diese Gitarre in Lead-Gesang, Background-Stimmen, Keyboard-Sounds, Bass-Fundament und Drums-Beats eingebettet ist, können wir jeden einzelnen Saitenanschlag mühelos heraushören. Das gilt auch fürs Keyboard: Wir verfolgen fasziniert, wie Fagen mit ausgebufften Akkordprogressionen und komplexen Mehrklängen den Song auf seinem Fender Rhodes harmonisch würzt. Ja, auch den charakteristischen Klang des Rhodes-Pianos kann man erkennen. Die Durchhörbarkeit und Transparenz der LS3/5A ist also schlicht großartig. Genau dafür wurde dieser Monitor einst entwickelt. Dazu gehört auch die herausragende Stimmverständlichkeit: Fagens Gesang ist knifflig, der Mann hat eine leicht heisere Stimme und einen kleinen S-Fehler. Der LS3/5A gelingt es trotzdem, Fagens Gesang mit sauberer Artikulation und Präsenz darzustellen, seiner Stimme einen Körper zu geben.
Dreidimensionale Abbildungskraft, entspannte Wiedergabe
Zur Plastizität der Instrumente und der Stimmen kommt eine ausgezeichnete Räumlichkeit. Auch das ist eine Qualität, für die die LS3/5A seit jeher berühmt ist. Diese dreidimensionale Abbildungskraft erleben wir auch bei unserer Replika. Der Lautsprecher strahlt wunderbar breit und dabei homogen ab. So wird dem eigentlich stark betonten Direktschall, der unser Ohr durch die Nahfeld-Hörsituation prominent erreicht, auch gebührend Indirektschall über die Wandreflexionen zugefügt. Dadurch ist die hochpräzise, aber sehr fokussierende Kopfhörer-artige Wahrnehmung, welche Monitore erzeugen können, nicht zu stark ausgeprägt. Zugleich bietet die LS3/5A den Musikern eine breite und tiefen Bühne, die Darstellung hat dadurch eine ausgezeichnete Dreidimensionalität. Zusammen mit der Durchhörbarkeit und der sehr guten Auflösung erleben wir dadurch einen tollen Detailreichtum, können jederzeit jedem Instrument folgen, auch Mittelstimmen der Keyboardakkorde und Gesangharmonien nachspüren – oder schlicht der Band in Gänze zuzuhören. So oder so wird dieses Zuhören nie ermüdend, weil die Wiedergabe harmonisch, stimmig und unangestrengt-entspannt ist.

Die LS3/5A empfiehlt sich als Nahfeld-Monitor für die Beschallung eines kleineren Ambientes. Das gelingt auch mit weniger leistungsstarkem Antrieb: Im Test harmonierte der Monitor auch mit dem Cayinn Jazz 80. Hier spielt die LS3/5A mit dem kompakten, aber durchaus kraftvollen Streaming-Amp Auralic Polaris.
Optimale Performance auf Stativen
Natürlich ist auch für einen sogenannten Regallautsprecher die Aufstellung auf oder im gemeinen Möbel unvorteilhaft. Deshalb platzieren wir die Monitore nun auf separaten Stativen: Jetzt, ohne Einfluss des mitschwingenden und deshalb klangverunklarenden Sideboards, kann die LS3/5A ihr volles Potenzial entfalten. So ist die Wiedergabe noch präziser, transparenter, dynamischer – und im Bass konturierter. Mit der Stativ-Aufstellung ändert sich ebenso der Lautsprecher-Abstand. Wir rücken deshalb auch mit dem Sofa weiter nach hinten und sitzen nun zweieinhalb Meter entfernt. Die Wiedergabe ist immer noch integer-stimmig, doch im Nahfeld-Bereich, also unter zwei Meter, ist die Performance immersiver und involvierender. Wie steht es nun mit der nötigen Verstärkerleistung? Wir schließen mal unseren Röhrenverstärker Cayin Jazz 80 an. Er liefert im Ultralinear-Modus 40 Watt, was gehobenste Zimmerlautstärke ermöglicht, im noch klangschöneren Trioden-Betrieb 20 Watt, was für einen moderat-ausreichenden Pegel langt. Passt schon: Die LS3/5A ist ja nicht zur Großraum-Beschallung gedacht, sondern für den feinen Musikgenuss.

2 LS auf Sideboard, mit Blende (251111.Harwood 13)
Originalgetreu bis zur Blende – bis auf zwei Unterschiede: Die Original-Lautsprecher zierte natürlich ein BBC-Logo. Die ursprünglichen Stoffabdeckungen hatte auch keine Lasche, um die Blenden abzunehmen. Bei der Harwood-Replik haften sie dank Klettband derart kräftig, dass sie ohne die Lasche kaum zu entfernen wären.
3D-Spektakel in Klangkosmos und Konzert-Halle
Trotzdem haben selbst Electro-Tracks wie Boris Blanks „Electrified“ bis in den Bass eine angemessene Wuchtigkeit und entführen uns mit ihren überwältigenden Sounds und umherschwirrenden Samples in die unendlichen Weiten des künstlichen Klangkosmos. Wow! Uns beeindruckt aber ebenso die Wiedergabe von natürlichen Live-Aufnahmen: So ist die von Nadine Sierra gesungene Arien-Folge „E’strano … Sempre libera“ aus Verdis Oper „La Traviata“ ein Erlebnis: Die als gefühlsverwirrt-verliebte Violetta agierende Sopranistin scheint leibhaftig vor uns zu stehen, sie zieht uns mit begnadeter Stimmen und betörendem Schmelz in den Bann – während wir von der Bühne Schritt trappeln hören –und vom hinter der Sängerin bestens und weiträumig gestaffelten Orchester nicht nur jedes Instrument, sondern sogar das Notenblättern und Ständer-Klappern. Die LS3/5A gibt das in dieser Aufnahmen gut hörbare Ambiente bestens wieder – und versetzt uns so in ein regelrechtes 3D-Opern-Hörspiel, das im Florentiner Teatro del Maggio Musicale stattfindet – mit uns auf den besten Plätzen.

Auf Stativen können die Monitore ihre beste Performance liefern, weil kein Sideboard oder Regal klangverschlechternd mitschwingt. Hier stehen die Schallwandler auf genau passend für die LS3/5A realisierten Massiv-Lautsprecherständer von Music Tools.
Fazit
Die Harwood LS3/5A ist eine wortwörtlich vorbildliche Neuauflage des wohl berühmtesten Monitors der HiFi-Historie. Diese weitestmöglich nach den Original-Spezifikationen gefertigte Replika zeigt, warum der Kompaktlautsprecher bis heute so beliebt ist: Sie glänzt insbesondere im Nahfeld-Bereich, für dessen Beschallung sie ja gebaut worden ist, mit ausgezeichneter Durchhörbarkeit und Transparenz, feiner Auflösung und hohem Detailreichtum sowie erstklassiger Stimmenwiedergabe und Sprachverständlichkeit. Zu diesen Monitor-typischen Meriten kommt eine herausragende Räumlichkeit der Abbildung. Diese 3D-Darstellung gelingt selbst im musikalischen Großformat einer Opern-Aufführung. Dabei liefert der kleine Lautsprecher zwar keinen Tiefstton, aber einen überraschend großen, sonoren, voluminösen und tragfähigen Bass. Er ist dank des geschlossenen Gehäuses der LS3/5A sehr konturiert und präzise. So bietet die LS3/5A insgesamt eine stimmig-homogene Wiedergabe und ermöglicht ein entspanntes Musikhören. Nicht zuletzt punktet die Harwood-Replika der LS3/5A, die von verschiedenen Herstellern angeboten wird, mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Darum ist die Harwood LS3/5A für uns ein echtes Highlight!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: herausragend
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Technische Daten
| Modell: | Harwood Acoustics LS3/5A |
|---|---|
| Produktkategorie: | Kompaktlautsprecher, Monitor, Nahfeld-MonitorStandlautsprecher |
| Preis: | 1.698,00 € / Paar |
| Garantie: | 2 Jahre |
| Ausführungen: | Palisander |
| Vertrieb: | hifisound, Münster 0251 77795250 www.hifisound.de |
| Abmessungen (HBT): | 305 x 190 x 165 mm |
| Gewicht: | 6,3 kg / Stück |
| Bauart: | 2 Wege, passiv, geschlossen |
| Impedanz: | 15 Ohm |
| Hochtöner: | 1 x 19 mm (Kalottenmembran, Melinex) |
| Mitteltieftöner: | 1 x 110 mm (Konusmembran, Bextrene) |
| Frequenzbereich: | 80 Hz - 30 kHz (±3dB) (Herstellerangabe) |
| Trennfrequenz: | 3 kHz (Herstellerangabe) |
| Empfindlichkeit: | 82 dB 1 Watt (2,83 V/1 m) (Herstellerangabe) |
| Belastbarkeit. | 30 W max |
| Lieferumfang: | - Harwood LS3/5A - 2 Abdeckungen |
| Optionales Zubehör: | Music Tools TOOL ONE-Lautsprecherständer für LS 3/5A BBC, schwarz 67cm schwarz/chrom (840,00 € / Paar) |
| Pro & Contra: | + stimmige, homogene Wiedergabe + entspannte selbstverständliche Performance + ausgezeichnete Durchhörbarkeit und Transparenz + hoher Detailreichtum + feine Auflösung + erstklassige Stimmenwiedergabe und Sprachverständlichkeit + herausragende Räumlichkeit der Darstellung + immersiv-involvierende Wiedergabe im Nahfeld-Bereich - Konturierter Bass mit sonorer Souveränität, Fülle und Tragfähigkeit + Akkuratesse und Definition dank geschlossenem Gehäuse + hohe Präzision und satte Dynamik + unschlagbarer Preis - natürliche Grenze im Bass - Schallwand-Optik verlangt nach Blendenutzung |
| Benotung: | |
| Gesamtnote: | Highlight |
| Klasse: | Oberklasse |
| Preis-/Leistung: | herausragend |
| Getestet mit: | - Vollverstärker: Hegel H360, Auralic Polaris, Cayin Jazz 80 - Streaming-Vorstufe: Lumin P1 mini - Signalkabel: Audioquest Black Beauty RCA, Audioquest Black Beauty XLR - Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88 - Netzkabel: Audioquest Monsoon - Streamingdienst: Qubuz |















































