Home » Tests » Standlautsprecher Saxx trueSOUND TS 900 – Amtliche Performance zum sensationellen Preis
22. September 2021von Volker Frech
RedakteurStandlautsprecher für 800 Euro das Paar – kann das klanglich klasse sein? Allerdings! Das beweist uns Saxx mit seiner TS 900: Das Drei-Wege-Flaggschiff der trueSOUND-Serie liefert im Test eine überaus beeindruckende Performance. Sie gelingt auch Dank einer markanten Novität: Im Hochton setzt Saxx erstmals auf ein Horn – und das sorgt gerade bei der Stereo-Wiedergabe für eine amtliche Abbildung.
So weckt man Neugier: Kollege Philipp Schneckenburger hat vor kurzem die Modelle der Saxx trueSOUND-Serie als 5.2-Heimkinoset getestet – und das hat in unserem Hörraum für ein derart beeindruckendes Surround-Erlebnis gesorgt, dass wir die Standlautsprecher dieses Ensembles auch mal im reinen Stereo-Betrieb hören und testen wollen. Nun stehen also zwei trueSOUND TS 900 als alleinige Schallwandler im Raum – und trotzdem hat das Duo eine ziemlich imposante Ausstrahlung. Das liegt insbesondere an den Maßen: Die TS 900 ist mit einer Höhe von rund einem Meter zwar nicht außergewöhnlich großgewachsen, doch mit einer Breite von 25 Zentimetern und einer Tiefe von 35 hat sie doch ein durchaus üppiges Volumen. Das verspricht eine kraftvolle und bassstarke Wiedergabe – und diese Verheißung wird durch das schnörkellos-reduzierte Design regelrecht betont. Wie bei der gesamten trueSOUND-Serie setzt Saxx auch bei der TS 900 auf eine absolut rechtwinklige Geometrie mit klaren Kanten und echten Ecken.
Imposanter Auftritt in schnörkellosem Design
Für die gute Integrationsfähigkeit ins heimische Wohnzimmer sorgt das Dekor. Unser Testmodell ist mit einem bronzefarbenen Überzug foliert. Seine Oberflächenstruktur suggeriert je nach Lichteinfall ein ganz sachtes Funkeln, obwohl die Folierung matt realisiert ist. Alternativ ist die TS 900 in Mattschwarz erhältlich. Dieses Dekor ist tadellos ausgeführt. Beim Betrachten der Verarbeitung fallen uns auch die sauber eingelassenen Woofer und Hörner auf. Wer die Chassis nicht sehen möchte, setzt die stets in Schwarz gehaltenen Stoffabdeckungen auf. Sie haften magnetisch – prima, so bleibt die Front der Lautsprecher frei von unschönen Blenden-Aufnahmen. Diese Lochfreiheit befördert ebenso die optische Gradlinigkeit wie die unsichtbare Fixierung der Mittel- und Tiefton-Woofer. Die Schrauben dieser Chassis sind jeweils unter einem Kunststoff-Zierring verborgen, verankern die Woofer aber fest im Korpus. Seine dickwandige Ausführung in 18 Millimeter starkem MDF sowie die aufwändigen Gehäuseverstrebungen sorgen für das satte Gewicht der TS 900: Jeder Lautsprecher bringt 25 Kilo auf die Waage.
Hochtöner mit Horn-Verstärkung
Durch die Gradlinigkeit des Design fällt bei der TS 900 ein Feature besonders ins Auge: der Hochtöner mit seinem ungewöhnlichen Hornvorsatz. Ungewöhnlich ist nicht seine bloße Existenz. Tweeter mit einer Trichter-Einfassung sind keine Seltenheit, denn diese Schallführung wirkt wie ein natürlicher Verstärker. Sie sorgt dafür, dass die Hochtöner-Membran zugunsten der Agilität und Präzision klein und filigran gehalten werden kann und trotzdem einen kräftigen Hochton liefert. Bei der TS 900 ist dies ein Muss: Sie ist ja ebenso für den Einsatz in einem Heimkino-Setup gedacht – und hier sind Pegelstärke und hoher Wirkungsgrad gefragt. Zugleich soll der Hochtöner ein sehr gutes Rundstrahlverhalten aufweisen, was der Homogenität des gesamten Klangbilds bei der Stereo-Wiedergabe zugute kommt. Als optimale Lösung hat sich – auch mit Blick auf den Preis – die Hornkonstruktion erwiesen. So strahlt der Tweeter, der aus einer filigranen Seidenkalotte besteht, seinen Schall über einen ziemlich ausladenden Trichter mit markanter Kreuzverstrebung ab.
Große Woofer für Mitten und Bässe
Ab etwa 1.800 Hertz übernimmt der beachtliche zwanzig Zentimeter durchmessende Mitteltöner. Er agiert mit einer Konus-Membran aus beschichtetem Papier. Papier ist ein ausgezeichnetes Membran-Material – wegen des geringen Gewichts, der hohen Verformungsresistenz und der guten inneren Dämpfung. Sie verhindert die Bildung von Teilresonanzen auf der Membranfläche. Die Beschichtung optimiert die Steifigkeit, was die Impulstreue und damit die Exaktheit der Schallwandlung verbessert. Der gleiche Woofer kommt ab rund 500 Hertz dann für die Wiedergabe der Bässe zum Einsatz. In der TS 900 erreicht der Woofer einen Tiefgang bis zu ausgewiesenen 26 Hertz. Dazu trägt das Gehäusevolumen bei, aber auch die Bassreflexabstimmung. Wir erkennen sie an dem Port auf der Rückseite. Somit spielt die TS 900 insgesamt als lupenreiner Drei-Wege-Lautsprecher. Für den Anschluss bietet die TS 900 ein Single-Wire-Terminal. Die beiden vergoldeten Metallklemmen sind von amtlicher Qualität, aber klein dimensioniert. Sie nehmen Bananenstecker nicht vollkommen auf, trotzdem finden die Stifte festen Halt.
Die Saxx trueSOUND TS 900 in der Praxis
Das stellen wir bei der Verkabelung mit dem Viablue SC-4 fest. Das Lautsprecherkabel mündet verstärkerseitig im Hegel H360, als Zuspieler dient der SACD/Blu-ray-Player Oppo UDP-203. Wir wählen zum Ausrichten der Lautsprecher „Mín móðir“ von der färöischen Folk-Singer/Songwriterin Eivør. Mit der klassischen Aufstellung ist die Abbildung schon ziemlich gut. Boxen und Sitzplatz bilden ein gleichschenkliges Dreieck, wobei die Lautsprecher rund 2,20 Meter auseinander und rund 50 Zentimeter von der Rückwand entfernt stehen sowie leicht eingewinkelt sind. Wir richten die TS 900 nun stärker hin zum Hörplatz aus – und so ist die Stimme stabil, Eivør steht in der Mitte vor den Lautsprechern. Bei dieser Ausrichtung fallen uns gleich mehrere Sachen auf. Zuerst der hohe Wirkungsgrad der TS 900: Wir haben unseren Verstärker auf „50“ stehen, was eigentlich einer moderaten Lautstärke entspricht. Die TS 900 mit ihrem ausgewiesenen Wirkungsgrad von 96 Dezibel bringt auf dieser Einstellung aber bereits einen satten Pegel.
Frische Wiedergabe, intensive Atmosphäre
Zum zweiten fällt uns die Frische der Wiedergabe auf: Die Höhen haben eine leichte Prominenz, so entfaltet die Wiedergabe eine angenehme Vitalität und Direktheit. Die Atmosphäre wirkt dadurch umso intensiver: Wir hören bei der eröffnenden Percussion selbst die Bewegungs- und Spielgeräusche der Musiker auf der Bühne. Dadurch wirkt die Abbildung umso realer. Der Hall, der ihrem Schlagwerk unterlegt wurde, ist mit all seinen seinen faszinierenden Reflexionen wahrnehmbar und versetzt uns quasi in diesen imaginären Raum. Zusammen mit dem nun beginnenden bedrohlichen Synthesizer-Basston sorgt das für eine unheimlich-bedrohliche Stimmung. Mit Eivørs Einsatz wird es geradezu mystisch: Die Sängerin startet mit gehaucht-geraunten Tönen, lauten Atemstößen und Zischgeräuschen, gerollt-geriebenen Lauten. Schon diese Passage entfaltet eine faszinierende, sogartige Wirkung – und dann stimmt die färöische Folk-Bardin einen melancholischen, leidenschaftlichen Klagegesang an, der uns völlig in ihren Bann zieht. Der TS 900 gelingt es wunderbar, die Intensität dieser Stimme, die Eindringlichkeit ihres Vortrags zu transportieren.
Voluminöser Bass und satte Dynamik
Das resultiert auch aus der plastischen und räumlichen Wiedergabe, die uns als drittes auffällt. Die Abbildung findet zwar weitgehend zwischen den Lautsprechern statt, doch hier spannt die TS 900 eine Bühne mit schöner Breite und Tiefe auf. Drums, Percussion, Bass, Keyboards, Gitarre und die beiden Background-Sängerinnen, die mit Eivør auf dem Podium stehen, sind hier gut gestaffelt. Die Musiker und ihre Instrumente sind klar verortbar und wirken wunderbar gegenwärtig. Immer stärker fallen uns, nach etwas Experimentieren mit dem Wandabstand, zudem die beiden Parade-Disziplinen der TS 900 auf: Mit ihrem satten Tiefton, aber auch mit ihrer Attacke-reichen Dynamik brilliert sie geradezu. Bereits bei Normallautstärke liefert dieser Lautsprecher einen immens voluminösen Bass und einen Punch, der gerade das Schlagwerk richtig druckvoll und herrlich lebendig wiedergibt. Wenn wir nun noch geringfügig lauter machen, sorgt die TS 900 dafür, dass wir die Macht des Tieftons und jeden Schlag auf die Trommeln im Magen spüren.
Die TS 900 lässt es krachen
Damit verführt uns die TS 900 natürlich dazu, es richtig krachen zu lassen: Wir legen „Outbreak“ von Dennis Chambers auf. Der begnadete Drummer fackelt hier mit seinen kongenialen Mitstreitern an Bass, Keyboard und Saxophon ein Fusion-Feuerwerk ab. Natürlich steht Chambers‘ Schlagzeugkunst im Mittelpunkt: Der Mann spielt uns mit seinen komplexen Patterns und Breaks schwindelig, trotzdem hat sein Drumming einen tollen Groove: Wir merken, dass wir unwillkürlich mitwippen. Mit der TS 900 macht die Nummer auch bei brachialen Pegeln einen Heidenspaß, denn trotz wackelnder Wände bleibt sie ruhig und liefert die Trommelschläge definiert und knackig. Sie behalten auch die dynamische Abstufung von lapidar bis explosiv, wenn Chambers schließlich richtig Gas gibt. Andererseits arbeitet die TS 900 ebenso die filigraneren Figuren heraus. Auch wenn wir uns hier ein Quäntchen mehr Feindynamik vorstellen können, gelingt der TS 900 selbst die vertrackte, flinke Beckenarbeit, gerade auf dem Ride-Becken, richtig gut und schön transparent. Wow!
Fazit
Die Saxx trueSOUND TS 900 hat uns im Test echt beeindruckt: Sie liefert mit ihrem Horn-Hochtöner eine frische, direkt ansprechende Wiedergabe, bietet eine saubere Auflösung und präsentiert das musikalische Geschehen mit einer guten Räumlichkeit und einer exzellenten Plastizität. Herausragend sind zudem ihre grandiose Dynamik, gerade bei zupackenden Passagen, und generell ihr voluminöser, tiefreichender Bass. Überdies zeigt sich die TS 900 ungemein pegelfest, sie bleibt auch bei hohen Lautstärken locker. Dank ihres herausragenden Wirkungsgrads kann man sie auch bestens mit einem kleinen Verstärker betreiben. Zum Klasse-Klang kommt die makellose Verarbeitung, auch die fünf Jahren währende Garantie zeugt vom Qualitätsanspruch. Diese rundherum amtliche Performance bietet die TS 900 zu einem schlicht sensationellen Preis. Sie agiert somit oberhalb ihrer eigentlichen Preisklasse – auch deshalb ist sie für uns ein echtes Highlight.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen
Preis/Leistung: hervorragend
80 of 80
78 of 80
80 of 80
Technische Daten
Modell: | Saxx trueSOUND TS 900 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 404,10 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Bronze matt - Schwarz matt |
Vertrieb: | SaxxTec, Neustadt 05032 9567120 https://saxx-audio.de |
Abmessungen (HBT): | - 1050 x 250 x 350 mm (ohne Abdeckung) - 1050 x 250 x 362 mm (mit Abdeckung) |
Gewicht: | 24,5 kg / Stück |
Bauart: | Drei-Wege, Bassreflex-Abstimmung, Horn-Hochtöner |
Hochtöner: | 1 x Horn (Kalottenmembran, Seidengewebe) |
Mitteltöner: | 1 x 200 mm (Konus, beschichtetes Papier) |
Tieftöner: | 1 x 200 mm (Konus, beschichtetes Papier) |
Frequenzbereich: | 26 Hz - 25 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 500 Hz, 1.800 Hz |
Impedanz: | 4 Ω |
Empfindlichkeit: | 96 dB (Herstellerangabe) |
Belastbarkeit: | - 150 Watt (Dauerbelastbarkeit) (Herstellerangabe) - 300 Watt (Impulsbelastbarkeit) (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Saxx trueSOUND TS 900 - Abdeckungen (magnetisch haftend) - Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch) inkl. Garantiekarte |
Pros und Contras: | + direkter, ansprechender Sound + vitale Wiedergabe + exzellente Plastizität + satte Dynamik + kraftvoller, tiefreichender Bass + sehr hoher Wirkungsgrad, lässt sich auch mit kleinen Verstärkern betreiben + gute Auflösung + gute räumliche Darstellung + makellose Verarbeitung + 4 Wochen Probehören + 5 Jahre Garantie - kleine Anschlussklemmen |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |
Preis/Leistung: | hervorragend |
Getestet mit: | - Oppo UDP-203 - Hegel H360 - Audioquest Diamondback - Viablue SC-4 - IsoTek Evo3 Polaris |